Eigenes von Roi des étoiles

  • Eigenes von Roi des étoiles

    LXVIII.


    Malven


    Ein Letztes noch,
    dann laß’ ich
    Deine Augen auf -
    ein Duft, der fällt,
    berührt
    und einen Schnee besingt

    Denn Hand in Hand,
    so werd’ ich
    von den Wangen geh’n -
    ein Himmel, der verstummt
    und, wie von einem Traum geführt,
    nach weißen Malven klingt

    Und an ein Schweigen
    werd’ ich rühr’n,
    das Worte spricht,
    und auch das Gras
    auf eine Schwinge streu’n,
    die einen Tod verführt
    und wie ein Gott versinkt

    Ein Letztes noch,
    dann will ich
    nur noch Abschied sein,
    ein Kuß,
    der tausend Morgen spürt,
    und wieder
    einen Mund begreift,

    doch eine Ampel schwingt


    (c) 2009, Jörg Borse

    Muss es sein? - Es muss sein!

  • Lieber Sternenkönig,

    schön, daß Du Deinen Zyklus auch hier weiterführst.

    Gerade habe ich Dein neues Gedicht wieder gelesen und auch jetzt wieder merke ich, daß es mich gar nicht treibt, nach Bedeutungen oder gar tieferen Sinn zu suchen: Es ist mehr Stimmung, Auslöser von leichten, unbestimmten Assoziationen, ein Abschied, den das Ende in der Schwebe hält - stimmig für mich. Es gefällt mir gut!

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • lieber gurnemanz,
    auch in der neuen heimat - und nun zum ersten mal - einen herzlichen dank für deine lobenden worte. ich freue ich sehr ^^
    einen wunderbaren abend

    ps: das neue dürfte wieder ganz anders werden :pfeif:

    Muss es sein? - Es muss sein!

  • LXIX.


    Schattenriß

    Kreisbild aus Märchen,
    weißes Papier -
    zwei Schatten
    schneidet man aus

    Lippen, vertuscht:
    ein Umriß aus Händen;
    Scheren haben
    den Atem getrennt

    Noch ein Schnitt in die Träume;
    Linien zerbrechen -
    Münder werden
    aus dem Himmel gelöst

    Dann Restweiß,
    und die Figuren zertrennt;
    auf die Nachtform der Lider
    legt man den Tod

    Das Schattenspiel stirbt
    und im Halbrund der Augen
    faltet einer
    ein Schwarz über Kreuz


    (c) 2009, Jörg Borse

    Muss es sein? - Es muss sein!

  • Sehr, sehr schön, lieber Sternenkönig - weiß diesmal nichts Kritisches anzumerken: Ein Gedicht aus einem Guß! Gerade das Lakonische, Klare, Schmucklose, nur "schwarz und weiß" - das spricht mich hier an. Danke!

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • LXX.

    Apfelmund

    Dreimal hab’ ich
    die Losung gesagt,
    und dreimal die Luft
    mit Sesam bemalt

    Küsse hab’ ich geöffnet,
    drei Stück an der Zahl,
    und mit den Äpfeln
    der Himmel gespielt

    Drei Daunen trug ich
    und fing auch Sterne im Tuch:
    Da flogen Fische im Wind,
    und die Sonne sang mit Tauben dazu

    Dreimal drei Träume
    hab’ ich gewaschen
    und Wünschelruten
    in alte Tannen gehängt

    Mit Himmeln im Stiefel
    schnitt ich goldenes Haar,
    und Isegrim, den hab’ ich
    über Wolken gejagt

    Der Mond fiel aus Locken,
    und Siebenmeilen
    rief mich ein Wunderhorn fort ...

    Doch nun sag’ ich die Losung,
    und kein Prinz sucht nach Drachen
    oder hellblauem Schuh

    Erlegt sind die Wolken:
    Ein Schwanenkleid bricht,
    und hinter den Bergen
    schlagen keine Wünsche mehr an

    Auch ein Glasherz zerspringt,
    und der Spielmann schnürt das Fell
    schon dichter um’s Wams

    Auf Würfelblättern geh’n
    drei Himmel nach Haus,
    rotschwarze Kappen
    über pechschwerem Haar

    Blass sind die Rätsel,
    und Vögel sterben
    an Pfeilen aus Gras -
    ja, dem Schlaf in den Worten
    lausch’ ich bereits

    Doch noch einmal, ihr Engel,
    sag’ ich die Losung
    und esse ein Stück
    vom Schmetterlingsbrot:

    Stille, Märchen,
    uralte Zeit -
    nur drei Spuren
    eines Apfelmunds ...


    (c) 2009, Jörg Borse

    Muss es sein? - Es muss sein!

  • Liebe Mia, liebe Mods,

    @Mia: mach bitte einen eigenen Thread auf, der hier ist von Jörg... ;) (So jedenfalls war es mal in Tamino...)
    @Mods: Bitte verschieben...
    @DRoi_des_Etoiles: Evtl. den Titel des Threads ändern? Oder hast Du gar nichts dagegen, wenn hier auch andere etwas posten? Und ich mache hier ganz umsonst die Pferde scheu?

    Matthias

    "Bei Bachs Musik ist uns zumute, als ob wir dabei wären, wie Gott die Welt schuf." (Friedrich Nietzsche)
    "Heutzutage gilt es schon als Musik, wenn jemand über einem Rhythmus hustet." (Wynton Marsalis)
    "Kennen Sie lustige Musik? Ich nicht." (Franz Schubert)
    "Eine Theateraufführung sollte so intensiv und aufregend sein wie ein Stierkampf." (Calixto Bieito)

  • hallo, mia,

    warum denn beleidigt? :S
    das hat doch nichts mit angst zu tun, sondern mit jeweiliger
    exklusivität. mach doch auch einen eigenen thread auf; so hatten wir
    das im früheren forum auch gehalten. jeder einen eigenen. bin gespannt
    auf deine arbeiten. lg

    Muss es sein? - Es muss sein!

  • Lieber Jörg,

    die gerade, klare Sprache in Verbindung mit dem märchenhaften Inhalt, also eine Verbindung, die eigentlich Unerwartetes zusammenführt, gefällt mir in diesem Gedicht besonders gut. :sparkle:


    Liebe Mia,

    wir können uns alle freuen, dass wir hier so viele kreative Köpfe mit dem Können und dem Mut zum Selbstverfassten haben, und ich würde es deshalb auch sehr schade finden, wenn wegen eines Missverständnisses, das doch leicht aus der Welt geschafft werden kann, Deine Beiträge nun nicht hier im Forum erscheinen würden.

    Im früheren Forum hieß es dann in den verschiedenen Threads "Eigenes von ...", und das könnten wir hier doch auch so halten. Auf jeden Fall bin auch ich gespannt auf Dein Eigenes, das ich nun leider nicht mehr lesen konnte. :faint:

    Liebe Grüße :wink: :wink:

    Petra


  • Im früheren Forum hieß es dann in den verschiedenen Threads "Eigenes von ...", und das könnten wir hier doch auch so halten. Auf jeden Fall bin auch ich gespannt auf Dein Eigenes, das ich nun leider nicht mehr lesen konnte. :faint:

    Liebe Grüße :wink: :wink:

    Petra

    Dem schließe ich mich voll und ganz an. Zur Vermeidung weiterer Missverständnisse habe ich mir erlaubt, den missverständlichen Threadtitel zu ergänzen. Liebe Mia, bitte gönne uns anderen auch Deine Texte - vielleicht in einem Thread namens "Eigenes von Mia"?.

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Lieber Jörg!

    Danke, dass Du dieses wunderschöne Gedicht "Malven" hier eingestellt hast! Es gefällt mir außerordentlich gut mit seinen eindrucksvollen Bildern!

    Liebe Grüße,
    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Lieber Jörg,

    zwei marginale Anmerkungen (man verzeihe mir den Deutschlehrer): a) "Blass sind die Rätsel": Folgst Du jetzt doch der Rechtschreibreform? b) "und Siebenmeilen / rief mich ein Wunderhorn fort ...": Das ist mir sprachlich nicht ganz klar (in Tamino hast Du "Siebenmeilen" kleingeschrieben, glaube ich).

    Doch jetzt zur Hauptsache: In Deinen neueren Gedichten bemerke ich - und das freut mich - eine stärkerwerdende Neigung zum Heiter-Verspielten, auch in Apfelmund. Und irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, daß sich ein Zahlenrätsel darin verbirgt. Welch ein Zauber! Schön!

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • liebe petra, lieber renate, lieber gurnemanz,

    ganz, ganz herzlichen dank für euer lob und die lieben worte. ich habe mich über alles sehr gefreut!

    und ja, lieber heino, ein einfaches (vielleicht eher 'symbolistisches' )und ein sehr vertracktes
    zahlen/namensrätsel sind auch noch drin. das vertrackte ist mehr oder
    weniger wohl nur von mir lösbar, ist aber keinesfalls vonnöten für die
    interpretation oder das gefallen. nur noch eine draufgabe :) und eine
    gabe oder reminiszenz an ... :)

    zu deinen bemerkungen: blass ist natürlich 'falsch' und wurde geschwind
    in blaß geändert. da hat wohl die automatische rechtschreibung
    eingegriffen - verbotenerweise. und ja, hier soll es substantivisch
    Siebenmeilen heißen, im tamino (da ist noch eine eine marginal frühe
    fassung, die nicht mehr zu ändern war) eher als adjektiv
    seibenmeilen(lang). du vergleichst aber genau :) danke! das ehrt mich sehr

    euch allen einen schönen sommerabend

    jörg

    Muss es sein? - Es muss sein!

  • LXXI.

    Augen

    Ich habe Augen
    in ein Tuch gelegt
    und aus dem Traum
    ein Weiß gemischt,
    das sternbewegt
    nach Blicken fragt
    und wie ein stummer Samt vergeht

    Ich habe einem Mond
    den Tod gesagt
    und dann ein Lid vernäht
    mit einem Schleier,
    der mir eine Nacht beschreibt:
    Ein Blau,
    das wie ein Schnee verlischt
    und nur
    als eine Traumschicht bleibt


    (c) 2009, Jörg Borse

    Muss es sein? - Es muss sein!

  • Zu abstrakt?

    Lieber Sternenkönig,

    Deine Schaffenslust kennt ja keine Grenzen - wie erfreulich!

    Diesmal allerdings - Du schätzest ja das offene Wort - etwas kritischere Töne: Die erste Strophe spricht mich an in ihrer Stimmung, die mir schlicht und fein gewebt scheint.

    Die zweite Strophe dagegen läßt mich zögern: Zu abstrakt, um es auf den Nenner zu bringen; "Mond", "Tod", "Nacht" - vielleicht etwas abgelebte Chiffren? Zu hart gesagt? Auf jeden Fall empfinde ich hier ein Unbehagen, weil es mir zu gestellt wirkt, möglicherweise ist es so, aus der intendierten Symmetrie mit dem Beginn heraus: die zweite Strophe nimmt ja Motive der ersten auf, doch bei mir entsteht nicht der Eindruck einer in sich stimmigen Einheit.

    Doch: "Augen / in ein Tuch gelegt" - "stummer Samt" - das ist schön, das finde ich gelungen!

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • lieber gurnemanz,

    urlaubsbedingt ein wenig verzögert, danke ich dir für deine lobende und
    kritische rückmeldung. du weißt ja, kritik kann und soll geäußert
    werden - das eine erfreut und das andere bringt weiter. doch diesmal kann ich mich der deinigen nicht recht
    anschließen. für mich ist es 'stimmig' , auch sehe ich die metaphern
    hier nicht verbraucht durch die kombination mit anderen worten und
    bildern. vielleicht gefällt es dir bei späterem lesen doch noch ein
    wenig besser. das würde mich freuen.

    herzliche grüße

    jörg

    Muss es sein? - Es muss sein!

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