WAGNER: Der Ring des Nibelungen – Kommentierte Diskographie

  • Sonstige: Der Böhm-Ring leidet unter dem langweiligen Dirigat mindestens so wie unter Theo Adam als Wotan.

    Hallo MB!

    Danke für Deine Ausführungen. Wie man allerdings das Böhm-Dirigat als "langweilig" einstufen kann, ist mir vollkommen schleierhaft. :stern: Für manch einen ist er mitunter vielleicht etwas schnell unterwegs, aber an Dramatik ist das doch kaum zu überbieten ... das letzte was mir dazu einfallen würde, wäre das Wort "langweilig". Und Theo Adam als Wotan sehe ich auch vielmehr als Pluspunkt ...

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • Lieber Diabolus,

    danke für Deine Rückmeldung!

    Am ehesten konnte ich Böhms Ring-Dirigat noch in der Walküre genießen. Das fand ich wirklich spannend, sogar in den Wotan-Monologen, was ja keine geringe Leistung ist. Ansonsten kam es mir ziemlich oberflächlich-flott vor. Not my cup of tea.

    Theo Adam finde ich in den HvK-Studio-Meistersingern ok. Im Ring ... nerviges Tremolo, steife Töne, Vokalverfärbungen, ... also, dann lieber noch Hotter bei Solti. Ich weiß wirklich nicht, was ausgerechnet für Adam sprechen soll? ?(

    Gruß

    MB

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Weil Keilberth 1955 immer so hochgelobt worden ist, habe ich mir vor ein paar Monaten versuchsweise Das Rheingold in der Testament-Edition gekauft - und war etwas enttäuscht: das ist sicher eine gute Aufnahme, aber nicht mehr. Es gibt einige vokale Schwachpunkte: Lustig als Loge - Nomen non est omen, so einen dröge und fast unbeteiligt wirkenden Loge habe ich selten gehört. Bescheiden auch das Rheintöchter-Terzett. Und, auch wenn das z.T. ungerecht sein mag, gegen die 50er-Jahre-grober-Keil-auf-groben-Klotz-Bässe Greindl und Weber hatte ich schon immer eine Abneigung (ein wirklich differenziert und berührend singender Fasolt ist Kurt Moll in der ansonsten zweifellos langweiligen Levine-Aufnahme). Hotter ist wunderbar, Neidlinger gut, der Rest ok. Grundsolide geht's im Orchestergraben zu. Vielleicht war der Vorabend kein guter Einstieg in den Keilberth-Ring.

    Ich hab ja mit dem Solti-Ring angefangen, aber inzwischen würde ich nur noch die letzten zwanzig Minuten des zweiten Walküre-Akts empfehlen :D - die sind aber toll, Crespin und Hotter wachsen über sich heraus. Na gut, auch sonst gibt es im Solti-Ring einiges Empfehlenswerte, aber dafür auch völlig vergeigte Abschnitte (wie schön Wotans Abschied im dritten Walküre-Akt ist, ist mir erst bei Furtwänglers Wiener Studioaufnahme mit Frantz aufgegangen) und viel Effekthascherei.

    Kaum wage ich es zu sagen aber in letzter Zeit habe ich eine gewisse Faszination für den Karajan-Ring entwickelt. Der ist zwar ein extremes Studioprodukt, aber die artifiziellen Reize sind doch beträchtlich. Allein schon das Rheingold-Vorspiel, so leicht, so transparent, und fast ohne Crescendo!

    Über Böhm - seit etwa 20-30 Jahren nicht mehr gehört - kann ich fast nichts sagen. Habe aber immer noch eine großartige Waltrauten-Szene mit Mödl und Nilsson im Ohr.

    Auch Furtwänglers römischer Ring staubt bei mir seit längerem vor sich hin. Muss ich mal wieder rauskramen, die Götterdämmerung habe ich damals als Höhepunkt empfunden.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Ich hab ja mit dem Solti-Ring angefangen, aber inzwischen würde ich nur noch die letzten zwanzig Minuten des zweiten Walküre-Akts empfehlen :D - die sind aber toll, Crespin und Hotter wachsen über sich heraus.


    War die Crespin nicht die Brünnhilde im Karajan-Ring? Müsste doch bei Solti die Nilsson sein, oder?

    Nur weil etwas viel Arbeit war und Schweiß gekostet hat, ist es nicht besser oder wichtiger als etwas, das Spaß gemacht hat. (Helge Schneider)

  • War die Crespin nicht die Brünnhilde im Karajan-Ring? Müsste doch bei Solti die Nilsson sein, oder?

    Alles richtig, lieber Tyras! Doch Mme. Crespin war Soltis Sieglinde, bevor sie Karajans Brünnhilde wurde - und ihre Wahnsinnsszene bei Solti gegen Ende des zweiten Walküre-Aktes ist tatsächlich ein Highlight dieser Aufnahme!

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ah, ok. Da kann man sehen, dass ich noch kein Hardcore-Wagnerianer bin. Mir genügen bislang die Böhm- und Neuhold-Aufnahmen auf CD, sowie der Boulez-/Chéreau-Ring auf DVD. Den Böhm finde ich auch nicht so langweilig, aber eh ich mir weitere Aufnahmen zulege, werde ich erstmal die Musik noch besser kennenlernen.

    :wink:

    Nur weil etwas viel Arbeit war und Schweiß gekostet hat, ist es nicht besser oder wichtiger als etwas, das Spaß gemacht hat. (Helge Schneider)

  • Meien Lieben!

    Mir genügt allein der Boulez-/Chéreau-Ring auf DVD, weil nur hören ist mir zu wenig ich möchte auch was für meine Augen haben - und Heinz Zednik als Loge / Mime.

    Liebe Grüße sendet Euch Peter aus Wien. :wink:

  • Ah, ok. Da kann man sehen, dass ich noch kein Hardcore-Wagnerianer bin. Mir genügen bislang die Böhm- und Neuhold-Aufnahmen auf CD,

    Da hast Du meiner Meinung nach zwei hervorragende Aufnahmen! Ich mag sowohl Böhm als auch den Geheimtipp Neuhold sehr gerne!

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • Da hast Du meiner Meinung nach zwei hervorragende Aufnahmen! Ich mag sowohl Böhm als auch den Geheimtipp Neuhold sehr gerne!

    Mein Eindruck ist auch recht gut, wobei ich nicht so einen besonderen Wert auf die sängerische Leistung lege. An den Ring habe ich mich mit den Ausschnitten rangetastet, die Arturo Toscanini 1941 mit Lauritz Melchior & Helen Traubel aufgenommen hat:

    Die Walküre: 1. Akt, Szene 3

    Götterdämmerung: Morgendämmerung / Brünnhilde-Siegfried-Duett / Siegfrieds Rheinfahrt & Brünnhildes Schlussgesang

    Zweifellos sehr beeindruckend, aber ich kann die Musik auch uneingeschränkt genießen, wenn die sängerische Leistung nicht gerade unterdurchschnittlich ist (z.B. Peter Hofmann als Parsifal in der Bayreuth-Aufnahme von Levine).

    Wenn ich mir weitere Ringe zulege, dann wohl welche von der langsameren Interpretationsrichtung.

    :wink:

    Nur weil etwas viel Arbeit war und Schweiß gekostet hat, ist es nicht besser oder wichtiger als etwas, das Spaß gemacht hat. (Helge Schneider)

  • Gibt es einen perfekten "Ring", bei dem Euch alle 4 Teile gefallen?


    Bisher noch nicht und ich glaube fast, dass das auch nie passieren wird. Ich halte es sowieso eher damit, dass ich mir, wenn möglich meinen eigenen Zyklus zusammenstelle :D

    Ich habe/kenne als Komplett-Zyklen auch nur 3 (wenn ich die DVD-Version des Chereau-Rings einmal außen vor lasse).
    Einmal diesen :


    Der Krauss-Ring von 53
    Von Hotter als Wotan bin ich gar nicht mal so begeistert (obwohl ich ihn sehr gerne mag...aber hauptsächlich als Liedersänger), aber Windgassen ist für mich sowas wie DER Siegfried, mit einem anderen kann ich mich höchst schlecht arrangieren. Krauss Dirigat ist sehr offen und angenehm an die Stimmen angepasst, sodass sie nie zugedeckt werden. Überhaupt von Seiten der Sänger-Diktion ein Traum-Ring (nur Hotter fällt da für mich dann teilweise doch wieder heraus).

    Kenne ich, besitze ich aber nicht (irgendwann mal aus der Bibo ausgeliehen)


    Der Böhm-Live-Ring von 67
    Insgesamt sicherlich nicht der schlechteste, wenn die Nilsson mir auch weniger zusagt. King und Rysanek als Wälsungenpaar herrlich, Theo Adams Wotan, zumindest für mich durchwachsen. Böhm finde ich insgesamt betrachtet sehr gut, wenn er mir auch an einigen Stellen schwächelt bzw. aus seiner Linie fällt.

    Wenn ich nun aber doch einen Favoriten nennen sollte, fällt mir nur einer ein, nämlich der Ring-Zyklus von Rudolf Kempe aus den 60ern.



     
    Als Box unbezahlbar, aber auch in einzelnen Aufnahmen zu erwerben (wobei ich nicht sagen kann wie der Tonquali-Unterschied da zu berücksichtigen ist)
    Allein nur wegen Kempes Orchester-Zauber muss man diesen Ring gehört haben, der ungeahntes hervorbringt, Töne hören lässt, wo ich gar keine mehr vermutet habe...musikalisch der Himmel auf Erden!
    Beim Kempe-Ring habe ich Dinge gehört, die ich vorher niemals gehört habe und wie fein er dieses Orchester-Netz webt, die klitzekleinsten Nuancen kommen so plausibel und plastisch zum Tragen, nichts wird übergespielt oder im Eifer des Drama-Gefechts mal eingeebnet und dabei bleibt es immer spannend und formschön, ich muss da wirklich immer wieder drüber staunen. Es ist glattweg so als würde er mehr Musik spielen als die anderen Dirigenten (was an sich natürlich nicht so ist, aber man hat das Gefühl, er gäbe einem mehr Töne). Sängerisch vielleicht etwas spezieller, der eine oder andere wird auch Geschmackssache sein. Hopf als Siegfried, Windgassen als Siegmund ist eher ein Ausfall für mich und Hines Walküre-Wotan leidet etwas arg an der Sprache; und ich gebe zu, dass es richtig ist, dass Hermann Uhde dort nicht mehr ganz auf der Höhe seiner Stimme ist, dies aber durch sein Vokalisten- und Darstellungstalent ewig wieder herausreißt, man höre nur mal die sonst nicht immer so sonderlich packende Erda-Szene aus dem "Siegfried"...Kempe, Uhde und Marga Höffgen als tolle Erda, so muss das sein!
    Schade, dass Kempe, dass nicht in Stereo machen konnte. :cry:

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"


  • Weil sie offensichtlich dem Cover-Künstler nix bezahlen mussten.

    Bei der herausragenden Qualität des Inhalts ist das zu verschmerzen ...

    DiO :beatnik:

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  • Es wurde hier im Forum an anderer Stelle schon mal darüber gesprochen, dass es einen Videomitschnitt der Sawallisch/Lehnhoff-Produktion aus München gibt, der jedoch aus irgendwelchen Gründen noch nicht den Weg zu einer Veröffentlichung auf DVD gefunden hat (als CD gibt es ihn kommerziell). Eher zufällig bin ich heute bei YT auf die komplette Aufzeichnung aller Ring-Teile gestoßen ...

    Das Rheingold:

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    Die Walküre:

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    Siegfried:

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    Götterdämmerung:

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    Viel Spaß! Ich bin schon gespannt und werde mir die Sachen demnächst anschauen ...

    DiO :beatnik:

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  • Das siehst du genau richtig , nur die obere Box ist viel preiswerter(ohne Libretto) . Die untere ist die Original Ausgabe.
    Den Furtwaengler Ring von denen1953 ist in der Box von Membran besser , und die habe ich bei einem anderen Anbieter für 9.95 € erworben.

    LG palestrina

    „ Die einzige Instanz, die ich für mich gelten lasse, ist das Urteil meiner Ohren. "
    Oolong

  • Hand aufs Herz, ich suche ohne große Sucht nach Gelehrsamkeit oder musikalische Finessen schlicht für eine Freundin den Ring auf DVD; möglichst eine "klassische" Inszenierung mit angemessenen Kulissen. Gehandelt werden ja in der Regel:

       

  • Hand aufs Herz, ich suche ohne große Sucht nach Gelehrsamkeit oder musikalische Finessen schlicht für eine Freundin den Ring auf DVD; möglichst eine "klassische" Inszenierung mit angemessenen Kulissen. Gehandelt werden ja in der Regel:

       

    Nun ja, wenn ich lese "möglichst klassische Inszenierung mit angemessenen Kulissen" (was immer Letzteres auch heißen mag), könnte - mit Betonung auf "könnte" - man über den Schenk-Ring links nachdenken. Aber es sträubt sich in mir alles, diesen statischen "Ring" guten Gewissens zu empfehlen, zumal musikalisch einiges auch nicht unbedingt optimal ist: James Morris als Wotan zwar gut bei Stimme aber darstellerisch schwach, die verdiente Christa Ludwig als Fricka schon über ihren Zenit hinaus, ebenso Hildegard Behrens als Brünni. Ganz schlimm ist allerdings Gary Lakes als Siegmund im der "Walküre" ... :cursing: Deshalb, unter den gegebenen Umständen würde ich Dir vielleicht - obwohl mein persönlicher Favorit der Kupfer-Ring rechts ist - den sogenannten "Jahrhundert"-Ring von Cherau/Boulez in der Mitte empfehlen ... der ist auf jeden Fall ein Klassiker!

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • möglichst eine "klassische" Inszenierung mit angemessenen Kulissen.


    "Klassisch" (das wäre im Zshang mit dem Ring mal zu definieren ... ) sind wohl Wieland Wagner/ div. Dirigenten, Chéreau/Boulez und Kupfer/Barenboim. La Fura dels Baus (oder so) scheint das Zeug zu haben, zum Klassiker zu werden.

    Von Opernfreunden, die vor allem eine Optik erwarten, die ihr persönliches Fassungsvermögen nicht überbeansprucht, wird meines Wissens der Schenk/Levine-Ring bevorzugt. Die einschlägigen Zitate sind im Internet, insbes. in den amazon-"Rezensionen" mühelos zu finden.

    Wer von einer Inszenierung Denkanstöße erwartet, könnte von Schenk/Levine enttäuscht werden.

    Was sind "angemessene Kulissen", etwa im 1. Bild des Rheingolds?

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

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