Chopin: Interpreten der Gegenwart

  • Um zum Thema zurückzukommen :D

    Einer der Chopininterpreten der Gegenwart ist für mich neben Sokolov vor allem Krystian Zimermann, auch wenn er keine große Zahl an Chopin-Aufnahmen vorgelegt hat - aber was CD´s angeht, ist Zimermann eh eigen - aber die beiden, die von ihm vorliegen, qualifizieren ihn bestens dafür:

    Einmal seine Einspielung der Balladen:

    Zum anderen seine Einspielung der Konzerte:

    Wer die Balladen mit Zimerman gehört hat, der wird Chopin sicher nicht mehr als süßlich-pomadigen Salonkomponisten wahrnehmen, sondern auch als den Komponisten, der Büsten nach seinen Schülern warf, zu extremen Emotionen fähig war. Seine Aufnahme der Konzerte zeigt einen anderen Chopin. Wie Zimerman hier auf dem Klavier zu singen versteht erinnert mich an Rubinstein! Ein Ansatz, der die lyrische Seite der Konzerte betont.

    Zwar hat er auch erst wenige Chopin-CD´s vorgelegt, aber er hat das Zeug zu einem außerordenltichen Chopininterpreten, der junge ungarische Pianist Gergely Bogany. Aufmerksam geworden bin ich auf ihn durch seine Einspielung der Nocturnes für das Label Stockfisch:

    An anderer Stelle habe ich einige Zeilen zu dieser Aufnahme vebrochen ;+) In Kürze: Was er da an "Farben" aus dem Fazioli zaubert ist schon zum dahinschmelzen. Mit dem Rubato geht er - wie Sokolov - freizügig, aber niemals willkürlich um. Das wirkt alles organisch, niemals wie ein "gesuchter" Effekt.

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Eine Frage, die freilich auch mal der Erörterung wert wäre:

    Was kennzeichnet eigentlichen einen "guten" Chopin-Interpreten?

    Was "braucht" man als Chopin-Interpret?

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Wenn ich nur wüßte, warum dieser Pianist Gergely Boganyi nicht mein Fall ist. Ich mag Fazioli Flügel so gar nicht, was sicher dazu beiträgt, und das Gehabe eines Liszt in Person auch nicht so :hide: .
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    Diesen Hochzeitsmarsch "An der schönen blauen Donau" finde besonders eigen.
    Fazioli gibt bei guter Technik anscheinend viel her Sorry
    Robert

  • Planes?

    Um zum Thema zurückzukommen :D

    Einer der Chopininterpreten der Gegenwart ist für mich neben Sokolov vor allem Krystian Zimermann, auch wenn er keine große Zahl an Chopin-Aufnahmen vorgelegt hat - aber was CD´s angeht, ist Zimermann eh eigen - aber die beiden, die von ihm vorliegen, qualifizieren ihn bestens dafür:

    Einmal seine Einspielung der Balladen:

    Zum anderen seine Einspielung der Konzerte:

    Hallo,

    Zimerman hat schon noch mehr eingespielt, z.B findet sich in der DG Chopin-Edition neben Ballade Nr.1. und Fantasie f-moll noch:
    - Valse op.34 Nr.1
    - Mazurka op. 24 1, 2 & 4
    - Andante spianato & Grand Polonaise op.22

    * * *

    Und was ist eigentlich mit A. Planes, sein SCHUBERT gefiel mir (zumindest in Teilen) sehr gut.

     

    Mit Werken von CHOPIN kenne ich nur eine (frühe) Aufnahme der Cellosonate.


    Was kennzeichnet eigentlichen einen "guten" Chopin-Interpreten?
    Was "braucht" man als Chopin-Interpret?

    mit den Worten von S. Richter:
    1. "Aristocratie, c'est-à-dire simplicité et naturel."
    2. "Ou est la noblesse?" zu der Aufnahme einer Polonaise gespielt von Horowitz

    Gruß pt_concours

    W o h n z i m m e r w e t t b e w e r b:
    Petit concours à la maison... (S. Richter, 1976)

  • Der kanadische Pianist Louis Lortie beschäftigt sich bereits seit über 20 Jahren mit Chopin. Im Mai 2010 erschien diese CD:

    Erste Eindrücke: Die CD beginnt mit einem meiner Lieblings-Nocturnes, dem op. 72,1, das ich zuletzt von Richter von unglaublich berührend gespielt gehört habe. Lortie spielt es wunderbar, gleichwohl nicht so beseelt und mit soviel Sinn für den dramatischen Aufbau wie Richter (aber das konnte eh nur Richter ;+) ). Auf jeden Fall ein toller Einstieg.

    Insgesamt ist das ein Chopin-Spiel, wie ich es grundsätzlich mag: klar und transparent; wohl durchdacht, aber nicht zergrübelt, sondern organisch, mit natürlichem Fluss. Gottlob kein exzentrischer Pianist, der unbedingt einen neuen Chopin zeigen will. Lortie bietet frisches, unverzärteltes Klavierspiel. Da gibt es große Gesten, aber auch innige und sehr berührende Momente. Technisch hervorragend, man höre nur einmal das sauber und sehr schnell gespielte Presto-Finale aus der Sonate Op. 35. Ich höre ihm sehr gerne zu (auch schon seinem Ravel). Durchaus ein Chopin, der mir Freude bereitet, woran die betörende Klangschönheit des Fazioli :juhu: einen nicht unerheblichen Anteil hat. Der Klang der Chandos-Aufnahme ist hervorragend.

    Was mir auch gut gefällt, ist das Konzept des Pianisten, vor jeder großen Klavierkomposition ein Nocturne zu spielen. Er möchte damit an die alte Tradition anknüpfen, als es bei Klavierabenden noch üblich war, jeweils eine Improvisation in der Tonart des darauf folgenden Stückes voran zustellen. Die Nocturnes sollen so als Gegengewicht zu dem sehr dichten Inhalt der Scherzi, Sonate etc. dienen.

    Im Vergleich zu den alten Chopin-Aufnahmen, die ich letztlich hörte, fällt natürlich auf, dass es sich auch hier um eine modernere Sicht auf Chopin handelt. Leider, muss ich fast sagen, denn wirkliche Eleganz und Verfeinerung, wie sie z. B. ein Friedman bot, findet man hier weniger. "Ou est la noblesse?"

    Gruß, Cosima

  • Chopins Sonate b-Moll op. 35 ist ja eine der ganz großen Klaviersonaten des 19. Jahrhunderts. Mich packt immer der Kontrast zwischen den wilden virtuosen Passagen und den großen lyrischen Bögen in den ersten beiden Sätzen. Beim berühmten Trauermarsch ist es reizvoll mitzuverfolgen, welches Tempo die Interpreten nehmen und wie sie den Spannungsbogen hinkriegen. Und das wirbelnde, kurze Finale ist ja verblüffend für sich.

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    Die gestern gehörte Aufnahme mit Jacek Kortus, eine typische Debüt CD, in der sich jemand möglichst eindrucksvoll mit berühmten Chopin- und Liszt-Sonaten am CD Markt einführen möchte, ist wie ich es höre von einem zielstrebig-kontrollierten Grundansatz geprägt. Es fehlt das Exzeptionelle, Herausragende, Verblüffende. Virtuoser Mainstream gewissermaßen. Man hat halt doch nach jahrelangem Platten- und CD-Hören und Konzertbesuchen die ganz Großen im Ohr. Da tut sich wohl jeder schwer, der neu hinzukommt, wirklich Essenzielles beitragen zu können.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

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