Haydn - Spitzenquartette in Spitzenaufnahmen

  • Kennst Du oder sonst jemand die Pro Arte-Aufnahmen?

    Einige. Aber lange nicht alle, da ich in der Regel von Gesamtaufnahmen Abstand nehme. Ich stückle lieber. Was ich gehört habe - es ging um Testament oder pristine audio - war z.T. sehr gut ; wenn ich recht erinnere, gerade frühe Quartette. Und mir gefiel Testament mit Rest-Knistern vom Klang her besser. Aber mehr kann ich nicht sagen.

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Also ich habe die Aeolian Aufnahme und muss sagen, dass ich sie interpretatorisch ganz gut finde aber spieltechnisch (Intonation, Präsenz der Mittelstimmen, Durchhörbarkeit) nicht mehr “state of the art“ verglichen mit dem Niveau heutiger Streichquartettensembles.

    Ich habe mir die Gesamtaufnahme mit dem Auryn Quartett gegönnt und finde diese ganz, ganz ausgezeichnet! Unheimlich sauber gespielt, die einzelnen Stimmen und was sie zu sagen haben, kommt richtig gut zur Geltung (zB die Bratsche und ihre Meldungen sind oft von Gewicht), wozu auch die exquisite Aufnahmetechnik beiträgt. Das Spiel ist voll Leben, jedoch das Expressivewird nicht übertrieben. Gefällt mir besser als meine dritte Gesamtaufnahme mit dem Angeles Quartett.

    Daneben habe ich noch ab op. 20 jeweils zumindest eine Aufnahme, die ich besonders ansprechend finde. Nahezu allen genannten Aufnahmen ist gemeinsam, dass sie sehr lebendig gespielt sind und spieltechnisch sehr sauber:

    Op. 20: Hagen Quartett und Kocian Quartett auf Orfeo

    Op. 33 Borodin Quartett (onyx); op. 33 Nr. 1 – 4 Panocha Quartett/Supraphon

    Op. 50 Tokyo String Quartett (DGG)

    Op. 54 Quatuor Ysaye/Aeon

    Op. 55 Panocha Quartett/Supraphon

    Op. 64 evtl. Medici Quartett/EMI

    Op. 71 Takacs Quartett/Hyperion

    Op. 74 Takacs Quartett/Hyperion

    Op. 76 Alban Berg Quartett/EMI und Panocha Quartett/Suprapohn

    Op. 77 Alban Berg Quartett/EMI

    Op. 51 7 letzten Worte Emerson Quartett/DGG

    Anzumerken ist, dass einige der genannten Einspielungen bereits gestrichen sind (zb Panocha Quartett op. 55 oder op. 50,/Tokyo String Quartett (diese Aufnahme wäre über arkivmusic erhältlich). Für mich sind bei diesen Aufnahmen/Werken op. 50 und op. 55 - aber auch bei all den anderen einzeln genannten Aufnahmen - die Auryn Quartett Aufnahmen absolut gleichwertig, wenn nicht sogar teilweise überlegen, ich würde getrost dann zu diesen greifen!

    Beste Grüße

    Gerhard

  • Meine "best of" (mit Aufnahmen, die ich weniger hoch schätze in Klammern) wären diese:

    op. 9: Auryn (Kodaly)
    op. 17: Auryn (Kodaly, Festetics)
    op. 20: Hagen (Mosaiques, Kodaly, Auryn)
    op. 33: Apponyi, Auryn (Kodaly)
    op. 42: Auryn (Kodaly)
    op. 50: Nomos (Auryn, Kodaly)
    op. 54, 55, 64: kein Vergleich, nur Kodaly
    op. 71: Auryn - alte Aufnahme bei tacet, 1993 (Kodaly)
    op. 74: kein Vergleich, nur Kodaly
    op. 76: Mosaiques, Takacs (Amadeus, Kodaly)
    op. 77: Mosaiques (Kodaly)
    op. 103: Mosaiques (Kodaly)

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Meine Best-of Liste sehe wohl so aus:

    op. 9: Buchberger
    op. 17: Buchberger
    op. 20: Auryn Quartett
    op. 33: Buchberger
    op. 50: Nomos
    op. 54: Ysaye
    op.55: Buchberger
    op. 64: Buchberger/Mosaiques
    op. 71 + 74: Takács Quartett (Hyperion)
    op. 76: Buchberger/Budapest
    op. 77: Auryn/Mosaiques
    op. 103: Mosaiques
    op. 51: Gidon Kremer und Kollegen (bei meinem Vater).

    Buchbergers finde ich meistens sehr gut, weil beherzt. Nicht so überzeugt haben mich deren op. 77 und op. 51. Kodálys haben bei mir immer das Nachsehen. Bei op. 76 ist natürlich die Konkurenz so groß, dass man sich kaum festlegen kann. Die alte Aufnahme des Budapest SQ finde ich jedenfalls grandios (spielen aber keine Wiederholungen).

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ein Ensemble, das hier glaube ich noch gar nicht erwähnt wurde, obwohl es auch eine GA vorgelegt hat, ist das Tatrai-Quartett. Heute ist Op. 76 mit denen bei mir eingetroffen. Beim Probehören hatten die ziemlich viel Feuer. Mal sehen, ob sich das jetzt bestätigt.

    Auryn wird mit einigen Quartetten sicher irgendwann fällig, keine Frage. Takacs fand ich bei Op. 76 - außer in den langsamen Sätzen, da schon - nicht sooo überragend. Op. 71 und 74 sind mit denen vorgemerkt, aber die Grillers bieten da so viel, dass ich erst einmal keinen Nachschub brauche.

  • Takacs fand ich bei Op. 76 - außer in den langsamen Sätzen, da schon - nicht sooo überragend.


    Da habe ich nach Anhören der jpc Soundschnipsel schon abgewunken. Irgendwei klang das zu betulich und zu romantisierend. Hier warte ich wirklich noch auf die ultimative Einspielung. Vielleicht erbarmen sich die Takács bei Hyperion und spielen das ganze noch mal ein....

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Zu op. 20

    ch werde wohl doch irgendwann die Hagens erwerben müssen, deren Aufnahme aus unerfindlichen Gründen nicht mehr aufgelegt wird und die in den Hörbeispielen mit viel mehr Biss an die Quartette herangehen.

    Hier kann ich wirklich die Auryns sehr empfehlen, denn sie spielen die Quartette forsch, ohne aber die Adagios ihrer Tiefe zu berauben. Den Eindruck habe ich leider bei den sonst hervorragenden Mosaiques.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Hier kann ich wirklich die Auryns sehr empfehlen, denn sie spielen die Quartette forsch, ohne aber die Adagios ihrer Tiefe zu berauben. Den Eindruck habe ich leider bei den sonst hervorragenden Mosaiques.


    Ja! Mosaiques ist sonst eigentlich immer gesetzt, aber bei op. 20 laufen die irgendwie nicht zu der sonst üblichen Form auf. Seltsam.

    Viele Grüße
    MB

    :wink:

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  • Lindsay Q. ist jedenfalls nichts für die, die auf "spieltechnisch sehr sauber" wert legen, auch wenn man ihnen den Enthusiasmus kaum absprechen kann...

    Weil oben jemand die Pellegrini op.20 etwas zu "cool" findet: Dasselbe meinen einige über die Hagen-Aufnahme; ich bin damit zufrieden, kann den Eindruck aber auch nachvollziehen. Die Aufnahme stammt jedenfalls noch aus der "geradlinigen" Phase des Hagen Q., weit entfernt von den Manierismen Nach-DG-Einspielungen.
    Jedenfalls vielleicht mal probehören, bevor man 35 EUR ausgibt. Pellegrini werde ich wohl erstmal zurückstellen.

    Ich habe in letzter Zeit nicht so viele Haydn-Quartette gehört wie 2009-11 herum, daher in Ergänzung/update zum meiner Liste weiter oben eher aus der Erinnerung

    op.1 Petersen
    op.9 Festetics
    op.17 Festetics
    (Bei opp.1,2,9,17 halte ich auch das Angeles Quartet für überdurchschnittlich, Auryn war mir hier bisher zu teuer)
    op. 20 Hagen (Mosaiques habe ich hier besser in Erinnerung als einige Kommentatoren, müsste das aber nochmal anhören)
    op.33 ??? Auryn ist mir ein wenig zu "lasch" (man nehme das Finale des h-moll, das könnte erheblich mehr fetzen) Casals und Apponyi (HIP) teils übertrieben gehetzt bzw. etwas kratzig, Buchberger fand ich o.k., aber nicht herausragend. Zwei hervorragende Einzelaufnahmen von op.33/3 gibt es mit dem Smetana (live auf Aura/Ermitage mit Schubert gekoppelt) und dem Jerusalem Quartett
    op.50 Amati, Festetics (für mich die beste Aufnahme der Festetics bei Stücken, von denen ich ernstzunehmende Alternativen gehört habe)
    op.54 ? (eine überragende Aufnahme des Julliard Q. ist leider nie auf CD erschienen) Eine sehr gute gibt es mit dem Endellion Quartett, Festetics finde ich hier teils zu lahm (zB mangelt 54/1 erheblich an Brillanz und Flair), eine HIP-Alternative (Smithsonian) ist spritziger, aber leider nur 1+2!
    op.55 Panocha
    op. 64 "Caspar da Salo" (auf "PILZ" Billig-CDs, im Ernst!), eine sehr klangschöne von 4-6 findet man auch mit dem Orlando Quartett (Emergo), von #5 natürlich zig gute Aufnahmen (Hagen, Jerusalem etc.)
    op.71/74 Griller
    op.76 Carmina, Mosaiques, aber die Stücke sind nicht so leicht kaputtzukriegen.
    op.77 Mosaiques
    7 letzte Worte: Mosaiques

    Bei 54/55 müsste ich nochmal in meine Teilbox des Amadeus Q. hineinhören; wenn man über deren Eigenarten (besonders Brainins Vibrato und ein insgesamt eher romantisches Spiel) hinweghören kann, sind die nicht so schlecht. Das wäre aber für mich das Opus, bei dem ich vielleicht nochmal die Auryns in Erwägung ziehen würde. Es ist ein Jammer, dass das ein wenig Stiefkinder zu sein scheinen, da hier zwei der originellsten Werke Haydns (54/2 und 55/2) enthalten sind.

    Das HIP-Angebot ist durch die dominierenden Ensembles Festetics und Mosaiques geprägt. Beide davon neigen meinem Eindruck nach zu ziemlich breiten Tempi (in schnellen Sätzen, in langsamen evtl. umgekehrt) und auch vom Tempo abgesehen, mangelt es etwas an Eleganz und Brillanz. Die einzelnen Aufnahmen von op.33 (Apponyi), 54/1+2 (Smithson) sowie Anthologien des Schuppanzigh (davon habe ich, glaube ich nur eine, u.a. mit op.50/6) sind alle erheblich spritziger unterwegs. Wobei sie allerdings auch klanglich manchmal eher dem schlanken, um nicht zu sagen dürren, älteren HIP-Klangbild entsprechen als die "warm-erdigen" Mosaiques und Festetics.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Die, lieber Gerhard, finde ich auch sehr spannend. Sicher nicht HIP, aber mit individuellem Klang und wie Du sagst sehr lebendig und mit beherztem Zugriff, dabei ohne Intonationsprobleme.

    Ja, das trifft bei Takacs Op. 76 genau meinen Eindruck!

    Die, lieber Gerhard, finde ich auch sehr spannend. Sicher nicht HIP, aber mit individuellem Klang und wie Du sagst sehr lebendig und mit beherztem Zugriff, dabei ohne Intonationsprobleme.

    Lieber Peter!

    Ja, das Borodin Quartett hält sich nicht zuürck und packt ordentlich zu. Höre Dir zB das Finale (Presto) aus dem op. 33 Nr. 1 an. Auf der Homepage von Onyx gibt es recht großzügige Hörschnipsel. Ich schätze diese Aufnahme sehr.

    Wegen Originalklang /Quatuor Mosaiques: Ich habe all deren Haydn Quartettaufnahmen, ich habe mir sie seinerzeit bei Erscheinen gekauft (sie wurden ja hoch gelobt, Gramophone Award ...) und ich war die ersten Jahre sehr begeistert von deren Spiel und habe damals auch einige Konzerte mit ihnen in Wien besucht (da spielten sie auch viel Haydn). Irgendwann hat dann die Begeisterung total nachgelassen, deren Spiel hat mich überhaupt nicht mehr angesprochen, und ich habe deren CDs schon lange nicht mehr gehört. Es sind ja einige recht begeistert von den Mosaiques, ich müsste es mir heute wieder anhören, vielleicht höre ich heute mit anderen Ohren als früher.

    Ich habe einmal ein Radiointerview mit Manuel Fischer Dieskau gehört, dem ehemalige Cellisten des aufgelösten Cherubini Quartetts. Das Interview fand viele Jahre nach Auflösung des Cherubini Quartetts statt. Manuel Fischer Dieskau konnte sich eine Quartettaufnahme aussuchen, die gespielt wurde und ersuchte sich einen langsamen Satz aus dem op. 77 von Haydn mit dem Quatuor Mosaiques aus, weil ihm deren Spiel so gefällt.


    Herzliche Grüße

    Gerhard

  • Habe gestern ein wenig in den Beständen rumgehorcht. Gefallen hat mir op.64,5 mit dem Quatuor Capet , op.76,4 mit dem Aeolian Quartet, und diese Aufnahme , von der ich nicht wußte, daß ich sie noch habe:

     [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/41lGQjAfmxL._SL500_.jpg] 

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Ich habe mir jetzt diese hier zugelegt:
    Habe erst zwei Quartette daraus gehört. Die Aufnahmen klingen schon toll, die Pellegrinis spielen exakt, sehr vibratoarm, die Tempi wirken auf mich bei allerdings bisher wenig Vergleichsmöglichkeiten angemessen. So richtig will der Funke aber bei mir nicht überspringen, das klingt für mich alles sehr gut, aber ein bisschen zu wenig individuell, böse formuliert, zu harmlos.

    Hör Dir auf der ersten CD noch das D-Dur-Quartett an, das klingt überhaupt nicht harmlos und ist eine mitreißende und ziemlich geradlinige Deutung! Deine sehr positive Einschätzung zum Klang der Aufnahmen teile ich.

    Insgesamt würde ich aber sagen, dass die Pellegrinis einen eher intellektuellen Ansatz haben: Wiederholungen von Durchführung und Reprise werden teils deutlich unterschiedlich gespielt; den vollen Einsatz hebt das Quartett sich häufig für ein, zwei Stellen im Werk auf, was die Interpretationen natürlich zunächst etwas zurückgenommen wirken lassen kann. Teilweise sind auch einige Manierismen zu finden: Zum Beispiel werden im Dur-"Einbruch" im Capriccio des C-Dur-Quartetts überdeutliche Schleifer eingesetzt, die der Stelle nach meinem Empfinden ein Stück weit ironisch brechen, statt sie als zwischenzeitliche Idylle stehen zu lassen.

    Ich würde insgesamt sagen, dass das keine Aufnahme für den Erstkontakt ist, aber eine, die es sich sehr lohnt noch zusätzlich zu besitzen, wenn man die Werke schon kennt.

  • Guten Abend,

    manchmal fürchte ich, dass mich dieses Forum in den Wahnsinn treiben wird. In diesem Fall, weil heut 23 CDs mit Haydn-Quartetten, die Buchberger-Box, eingetroffen sind. Wann und wie soll ich das bloß alles hören? Der erste Eindruck ist jedenfalls sehr positiv.

    Helli

  • manchmal fürchte ich, dass mich dieses Forum in den Wahnsinn treiben wird. In diesem Fall, weil heut 23 CDs mit Haydn-Quartetten, die Buchberger-Box, eingetroffen sind.


    Warum sollst Du weniger leiden als (fast) alle anderen? ;+)

    Wann und wie soll ich das bloß alles hören? Der erste Eindruck ist jedenfalls sehr positiv.


    Hmmmm ... da gibt's doch nur eine Frage: Systematisch oder querbeet?

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Hi,

    Queerbeet in kleinen Häppchen passt für mich am besten 8+)
    Wahrscheinlich wird es CD-weise sein. Bei Haydn muss man ja nicht befürchten, jugendlich Unreifes oder schwerverdauliches Spätwerk erlauschen zu müssen dürfen.

    Helli

  • Guten Abend,

    manchmal fürchte ich, dass mich dieses Forum in den Wahnsinn treiben wird. In diesem Fall, weil heut 23 CDs mit Haydn-Quartetten, die Buchberger-Box, eingetroffen sind. Wann und wie soll ich das bloß alles hören? Der erste Eindruck ist jedenfalls sehr positiv.


    Diese Box war für mich letztes Jahr die Entdeckung. Mit Streichquartett und Haydn hatte ich bisher nicht so viel am Hut, aber diese Box enthält einfach nur wunderbare Musik. Ich höre sie bereits zum dritten Mal durch. Die Musik kann man immer hören, einfach so nebenher oder auch ganz aufmerksam. :juhuu:
    Viele Grüße
    kdp

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