WAGNER: Der Ring des Nibelungen – Dumme Fragen & Kluge Antworten

  • hat vielleicht auch damit zu tun, dass der Revolutionär von 1848 sich nun zum Günstling eines Monarchen gewandelt hat ... insofern kann eine einzige, bruchlose Deutung des Ringes wohl auch nie glücken, da der Autor selbst während des Schaffensprozesses die Seiten wechselte.

    Das Ludwig II ihn finanziell unterstützte hielt Wagner für selbstverständlich. Er hat deswegen aber nicht sein revolutionäres Schwadronieren aufgegeben. Das Geld schien ihm immer noch eine unheilvolle Macht auszuüben, die es zu überwinden galt. Die Verwalter dieser Macht waren ja für ihn im internationalen Judentum zu finden. Zur Monarchie hatte er ansonsten ein eher zwiespältiges Verhältnis. Zwar begrüßte er die Rolle von Wilhelm I als Stifter des Deutschen Reiches, aber er bewunderte Bismarck, der ja der eigentliche Drahtzieher war. Letztlich war Wilhelm I nur seine Marionette, und diese Konstellation schien Wagner sehr gefallen zu haben.
    Wagner war insofern etwas schizophren, da er einerseits das Kapital verachtete, es aber für seinen ausschweifenden Lebensstil gut brauchen konnte. Heute nennen wir so etwas einen Salonsozialisten. Die Kapitalismuskritik im Ring ist das Ergebnis aus Wagners antikapitalistischer Weltanschauung, und der kapitalistische Ausbeuter ist natürlich Alberich (als Vertreter des internationalen Judentums), der nicht nur seine Nibelungen sondern auch noch die Natur ausbeutet, ein durchaus aktueller Bezug. Erst durch die Versöhnung mit der Natur (als der Rückgabe des Rhiengoldes) wird die Ordnung wieder hergestellt. Das den Göttern dabei zum Schluss nur eine Statistenrolle zukommt, entspricht ganz Wagners Haltung dem Feudalismus gegenüber.

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

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