Stirbt das Klassik-Publikum aus?

  • Segregation scheint die Lösung.

    Aber ist es nicht so, dass der lineare Konsum von Radio und Fernsehen stetig kleiner wird? Habe dazu allerdings keine Zahlen. Wenn es so wäre, würden jedenfalls Prime-Time-Konzerte in ARD und ZDF (in Deutschland) auch nix nützen. Und ob eine weitere Spezialisierung von Nischensendern da was brächte?

    Dann vielleicht doch eher was in den sozialen Netzwerken, die von Jugendlichen doch viel stärker wahrgenommen werden?

  • Influencer!

    Warum hat da noch keiner dran gedacht?

    Da gibt's ja den Hurwitz, man bräuchte ein etwas jugendlich-knackigeres Pendant ...

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Ich möchte noch einmal - ausnahmsweise mit Hinweis auf eigenes Zitat - höflich an meine Frage von vorhin erinnern:

    ...und damit - angesichts der wieder eingekehrten Ruhe hier - zurück zum Beitrag von bustopher von gestern: Wird der nur von Giovanni di Tolon und mir so positiv und sachdienlich gesehen?

    Danke vorab für Einschätzungen des bustopher-Beitrags #1.765.

  • Da gibt's ja den Hurwitz, man bräuchte ein etwas jugendlich-knackigeres Pendant ...

    Mach! :)

    Oje. Aber ich schick Dir eine PN!

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  • Dann vielleicht doch eher was in den sozialen Netzwerken, die von Jugendlichen doch viel stärker wahrgenommen werden?

    Gibt es ja, z.B. siehe der Hype um Roman Kim, der im gleichnamigen Thread thematisiert wurde. Habe es noch nicht überprüft, aber in den sozialen Netzwerken "tummelt" sich sicher noch mehr im Bereich der Klassik bei und von jungen Nutzern.

    Influencer!

    Warum hat da noch keiner dran gedacht?

    Da gibt's ja den Hurwitz, man bräuchte ein etwas jugendlich-knackigeres Pendant ...

    Wer soll das machen (ganz abgesehen davon, dass da sicher schon Influencer unterwegs sind), vielleicht ein junges Mitglied des Forums? Junge Forianer also bitte voran!

  • Bernd, lass das hier ruhen. Alles ist gesagt. Von allen. Hör Musik.

    Vll findest du ein paar Klemperer-Einspielungen im Netz, die Du noch nicht (oder nicht außreichend) gut kennst. Schau: die Welt ist voller Möglichkeiten.

    Adieu, Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Nicht ganz neu, aber ein kollegialer Beitrag von Axel Brüggemann, auf den ich soeben hingewiesen wurde, nachdem ein Bekannter im Forum zu Besuch war. Vorgestellt in SWR Kultur Ende 2023 "Die Zwei-Klassik-Gesellschaft" - Wie wir unsere Musikkultur retten:

    Klassik-Kultur ohne Zukunft? Auf einen 16-Jährigen kommen drei Besucher Ü60
    Wer geht künftig noch ins Theater, in die Oper, ins klassische Konzert? Für die ältere Generation „scheint sich kein Erbe zu finden“, schreibt der…
    www.swr.de
  • Zitat

    Das geht, so finde ich, eben über gesamtgesellschaftliche oder möglichst inklusive und diverse Beteiligung. ISt ja genau der Knackpunkt, um den wir uns drehen

    Ja genau! Passt immer im politischen Diskurs, unabhängig vom Thema. "Es wird etwas geschehen" hieß das bei Böll. (OK: Von den Regierungsparteien in Bayern wird man den Satz vermutlich so nicht hören...;))
    Aber die Frage ist doch eigentlich WIE diese Beteiligung erreicht werden soll? DASS mehr Beteiligung (nein, das ist der falsche Begriff, s. unten), erforderlich ist, steht doch gar nicht zur Debatte?
    Wenn man politisch was erreichen will, benötigt man KONSENS. Und politischer Konsens ist hierzulande nach gutem demokratischen Brauch das, was die Mehrheit derer will, die mitreden. Die anderen, die sich nicht am Diskurs beteiligen, akzeptieren stillschweigend das, was die Mehrheit der anderen will. Wenn wir heute ein Referendum machen würden, ob wir das Geld umwidmen sollen, mit dem Opernhäuser, Konzertsäle, Orchester und was alles daran hängt öffentlich finanziert werden, dann fürchte ich, würde das das ökonomische Ende der genannten Institutionen sein. Mehrheitslegitimiert.
    Also: WIE bekommt man den Konsens, daß das alles wichtig ist? Und wenn man ihn hat, WIE schafft man es, daß nicht das Publikum mittel- bis langfristig so schrumpft, daß man doch zu machen muß?*)

    *) Natürlich gehen mit zunehmenden Alter mehr Leute zur Klassik. Statistisch belegt. Aber in der jeweiligen Alterskohorte gehen (zeitversetzt) immer weniger hin. Dito. Bedeutet auf lange Sicht, daß das Publikum "ausstirbt". Auch wenn jetzt die Hütte noch voll(?) ist. (Die Corona-Verluste sind auch noch nicht ausgeglichen. Gleicher Effekt wie bei den Kirchen...)

    Zitat

    Dass die Klassikliebhaber darüber jammern sollen, dass das Angebot so teuer ist und von niemandem angenommen wird, ist jedenfalls wohl kaum das Gebot der Stunde

    Naja, der eine beklagt, daß es teuer ist, der andere erwartet aufmerksames Hören, wieder andere stören sich an Regiekonzepten...
    Aussensicht? Alle Vorurteile stimmen...

    Diese Leute wird man nicht durch Werbung in der Primetime erreichen, fürchte ich ...

    Natürlich nicht. Fundamentalismus lässt sich nicht im Kern bekämpfen - nur von den Rändern her aufweichen. Und: Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens - sagt Schiller.

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Naja, der eine beklagt, daß es teuer ist, der andere erwartet aufmerksames Hören, wieder andere stören sich an Regiekonzepten...

    Glückliches Land, in dem das Sorgen sind. Anderswo geht es um Leben und Tod. Nicht nur im Krieg. Aber beim Diskurs um Kultur und Klassik sind die zitierten Klagen natürlich am richtigen Ort.

  • Heute bekam ich mit der Post das Programm der diesjährigen Ludwigsburger Festspiele. Dort ist man durch den jugendlichen Intendanten Jochen Sandig sicher auf einem richtigen Weg, die "klassische Musik" aus einer abgeschirmten Ecke herauszuführen und junges Publikum durch gemischte und offene Programme zu gewinnen.

    Wenn ich das Programmbuch Seite für Seite durchblättere, dann sieht das fast unterbrechungslos so aus:

    - 12 Open-Air Konzerte ("Frei Luft Musik"), jeweils freitags.
    - 2 x Sasha Waltz: "Beethoven 7" (Tanztheater inkl. 7. Sinfonie)
    - 3 x Fazil Say: türkische Musik / Jazz-Improvisationen / Klassik + eigene Kompositionen
    - Wild Strings Duo: Mozart / Messiaen / Bartók / Django Reinhardt
    - Quatuor Ébène & Xavier Tribolet: "Waves: Acoustic meets electronics"
    - 50 Jahre Hip-Hop
    - "Mini Mal Mut": Schüler aus Ludwigsburger Schulen präsentieren Minmal Music. (Jugendliche bis 18 Jahren freier Eintritt)
    - Michael Wollny: Jazz & Klassik
    - David Orlowsky Friends: "Tabula Rasa" - Orlowsky (Klarinette) / Stelter (Gitarre) / Baldu (Schlagzeug)
    - Martina Gedeck & Xavier de Maistre: "Licht und Schatten" in Musik und Literatur
    - Mozart Piazolla Galliano: dogma chamber orchestra & Martynas Levickis (Akkordeon)

    Von den im Programm gezählt 56 Veranstaltungen sind nur ca. 20 "richtige Klassik-Konzerte". Hier kann das komplette Programm studiert werden.

    Schade, dass wir nicht in der Nähe wohnen, sonst wäre ich wahrscheinlich bei sehr vielen der oben aufgeführten Veranstaltungen dabei. Denn so ein weit gespanntes Programm macht viel mehr Spaß als zum Beispiel zum fünfundzwanzigsten Mal Mahlers 6. zu hören oder sonst einen symphonischen Schinken. Die Ludwigsburger Festspiele finden an den verschiedensten kleineren Spielorten statt, auch dadurch können sicher die sogenannten "Ängste" vor Monumentalbauten wie z.B. der Hamburger Elphi abgebaut werden.

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    Was ist heute Kunst ? Eine Wallfahrt auf Erbsen. (Thomas Mann, Doktor Faustus, Kap. XXV)

  • Am Freitag (8.3.) im Gärtnerplatztheater in München ("Figaro") und gestern (10.3.) in der Mailänder Scala ("Entführung aus dem Serail") - viele junge Menschen; natürlich nicht auf den teuren Plätzen, aber voll Begeisterung. Ganz schlecht steht es um den Nachwuchs des Klassikpublikums wohldoch nicht.

  • Ich war die Tage in Eugen Onegin, normale Repertoirevorstellung.

    Jungs und Mädels mit Chucks und ulkigen Mützen, die auch im Zuschauerhaus aufblieben. Sogar Lederjacken wurdn tapfer drinnen getragen.

    Und was soll ich sagen: Bis auf einen verfrühten (und m.E. völlig verzeihlichen) Applaus Praecox in der Gremin-Arie war auch von störendem Benehmen keine Rede - abgesehen von den üblichen röchelnd versterbenden Greisen, die statt zum Lungenarzt lieber in die Oper gehen.

    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere.

  • abgesehen von den üblichen röchelnd versterbenden Greisen, die statt zum Lungenarzt lieber in die Oper gehen

    Das ist menschenverachtend. Und nicht lustig.

    Aber Glückwunsch zu deiner Gesundheit. Damit ist aber bald vorbei, schneller als du denkst. Und dann bitte die Öffentlichkeit nicht mit deinem Anblick belästigen.

    Ich selbst gedenke aber nicht, mich daran zu halten. Ich werde meine Mutter bis zum letzten Atemzug in Restaurants und Theater mitnehmen. Ob euch das passt oder nicht.

  • Musikverein mit Sozialprojekt und Nobelpreisträger Zeilinger
    Intendant Stephan Pauly über Anton Zeilinger als Kurator, Dirigentinnen und das Sozialprojekt "Cape 10"
    www.derstandard.at

    >>Neues Publikum? "Wir sind für viele Menschen ein wichtiger Ort. Aber wir wissen auch, dass wir für manche uninteressant, vielleicht unerreichbar wirken. Deswegen bauen wir unsere Kinder- und Jugendprogramme aus.<<

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  • Zuletzt in einer "Walküre" war mein Eindruck ähnlich wie der von Brunello und Alberich. Das Publikum war von Alter und Kleidung her sehr gemischt.

    Allerdings ist das Theater zur Hälfte leer geblieben ...

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