Stirbt das Klassik-Publikum aus?

  • Als Student sind die Karten eh schon vergünstigt. Ich kann mir schwer vorstellen, dass Kinder aus bürgerlichen Haushalten das von den Eltern nicht unterstützt bekommen. Ich würde es fördern, ohne dabei Druck auszuüben. Bei Bafög könnte man eine solche Kulturausgabe miteinbauen, natürlich mit Nachweis, wer davon Gebrauch machen will. Vo einem eifrigen studiosus sollte man zumindest erwarten dürfen, sich einmal wirklich auf ein Violin- oder Klavierkonzert einzulassen, andernfalls hat man an einer Universität nicht allzu viel verloren.

    Gib dich nicht der Traurigkeit hin, und plage dich nicht selbst mit deinen eignen Gedanken. Denn ein fröhliches Herz ist des Menschen Leben, und seine Freude verlängert sein Leben.

    Parsifal ohne Knappertsbusch ist möglich, aber sinnlos!

  • Vo einem eifrigen studiosus sollte man zumindest erwarten dürfen, sich einmal wirklich auf ein Violin- oder Klavierkonzert einzulassen, andernfalls hat man an einer Universität nicht allzu viel verloren.

    Wo ist denn da der Zusammenhang? Sollen jetzt Studenten zwangsverpflichtet werden in ein Konzert mit klassischer Musik zu gehen? Weil einige beflissene Bildungsbürger das so für richtig empfinden? Mit derlei Dünkel kann man die Leute nur vergraulen. Eine Universität ist eine Einrichtung zur Berufsausbildung, und solange man nicht gerade Musik studiert, hat der Besuch von Konzerten nichts damit zu tun. Das ist ja so wie bei mir seinerzeit, als wir zwangsweise in die Kirche gehen mussten (offizielle Stunde mit Anwesenheitspflicht).

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Wo ist denn da der Zusammenhang? Sollen jetzt Studenten zwangsverpflichtet werden in ein Konzert mit klassischer Musik zu gehen? Weil einige beflissene Bildungsbürger das so für richtig empfinden? Mit derlei Dünkel kann man die Leute nur vergraulen. Eine Universität ist eine Einrichtung zur Berufsausbildung, und solange man nicht gerade Musik studiert, hat der Besuch von Konzerten nichts damit zu tun. Das ist ja so wie bei mir seinerzeit, als wir zwangsweise in die Kirche gehen mussten (offizielle Stunde mit Anwesenheitspflicht).
    Peter

    Nein, nicht zwangsverpflichtet werden, aber man kann bei Bafög etwas dazugeben, wenn das Geld nachweislich für den Besuch von Kulturveranstaltungen gebraucht wird. Wer eben will, ist ja kein Muss.
    Du kannst ein Kind nicht dazu zwingen, ein Instrument zu erlernen. Die Wirkung auf das Anregen akademischer Fähigkeiten durch das Auseinandersetzen mit Musik in Form eines Instrumentes ist hinreichend nachgewiesen. Kein Zwang, es schmackhaft machen.
    Meine Eltern haben mich ins Ballett gezerrt, als ich 12 Jahre alt war. So würde ich nicht unbedingt vorgehen, zumindest kann man auf diese Weise das Erlebnis musikalischer Genüsse niemandem vermitteln, aber man kann doch von einem erwachsenen Studenten erwarten, dass er sich auch mal ein Konzert anhört. Davon ist niemand bisher gestorben. Aufgabe einer Universität ist es, junge Menschen nicht nur auszubilden, sondern auch zu sozial und kulturell Gebildeten heranzuziehen(der Staat kann finanziell aushelfen, wenn das Einkommen der Eltern nicht ausreicht) und Persönlichkeitsentwicklung voranzutreiben. Vor allem wenn sie mit 17 oder 18 schon an die Uni gehen. Ferner müssen sich Studenten mit unangenehmen und unterschiedlichen Meinungen auseinandersetzen, ohne Schutzräume aufsuchen zu müssen.

    Gib dich nicht der Traurigkeit hin, und plage dich nicht selbst mit deinen eignen Gedanken. Denn ein fröhliches Herz ist des Menschen Leben, und seine Freude verlängert sein Leben.

    Parsifal ohne Knappertsbusch ist möglich, aber sinnlos!

  • Tendenziell deutlich weniger, oder? Dafür ist die concerti-Studie mal zu gebrauchen, da wird die Allensbacher Werbeträgeranalyse 2015 zitiert (S. 10). Danach sind 31% der in Deutschland Befragten offen gegenüber klassischer Musik ("höre ich sehr gern"/"auch noch gern") und 10% sind Intensivhörer ("sehr gern").

    Wie gesagt taugt die Online-Petition überhaupt nicht für irgendwelche Hochrechnungen, denn zu ihr haben alle Studierenden aller deutschen Hochschulen Zugang, nicht nur die Würzburger. Das waren im WS 2016/17 2.807.010, wovon 2350 für die Flatrate votiert haben. Macht 0,08 Prozent, hat aber nichts zu sagen...

    Christian

  • Also wenn das Hören von Klassik eine Voraussetzung wäre, um auf die Uni zu gehen, dann müssten wir wohl auf einige Nobelpreisträger verzichten. Ich selbst habe übrigens nie klassische Musik gehört, um das Abendland oder Deutschland zu retten, sondern nur, weil ich sie liebe.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Meine Lieben!

    In vielen Aussagen habt Ihr Recht doch muss ich betonen das nicht die modernen Opern den Spielplan der WstO oder der Volksoper und auch dem Theater an der Wien bereichern und das ist schade, es sind z.B. "Die Soldaten" ziemlich rasch vom Spielplan wieder verschwunden. Die althergebrachten Opern sind heute das was, auch das junge Publikum, sehen und hören will. Machen wir den Test, nicht hier - hier sind aufgeschlossenere Hörer, aber ansonsten. Es ist wie in meiner Jugend, die lang schon zurück liegt, die Jugend geht heute in die Oper, ins Konzert - zumal es für einen Stehplatz etwa € 3,-- bis € 4,-- nur berappen muss.

    Nur hat sich, wie geschrieben die Gruppe derer die Inländer sind zu Gunsten der Ausländer verschoben, na ist das so schlecht? Zu meiner Zeit, als ich begann "aktiv" zu sein hatten wir auch viele Opern drauf die heute kaum mehr gespielt werden. Aber auch da war das Interesse an modernen Komponisten da. Es hat sich hier aber in die Konzertsäle verschoben. Ein Alban Berg wurde in den 1956 er Jahren zuerst in der Oper gespielt und dann mit bei seinen Symphon. Werken in die Konzertsälen auch Webern und die Meister der Zwölftontechnik kamen erst später ins Programm. Schönberg ist jetzt dort daheim und wird auch von jungen Leuten akklamiert.

    Ja es stimmt die Zahnärzte schauen mehr auf die Füllungen oder schlechte Zähne als auf die Plomben um auf meinen Einwand zu kommen, der mir dankenswerter Weise richtig gestellt wurde das ist eine Berufserscheinung.

    Also ich bin nicht pessimistisch auch junge Menschen und nicht nur Akademiker gehen heute in die Oper ins Konzert oder in Freiluftkonzerte, zumal die an Beliebtheit zugenommen haben.

    Liebe Grüße sendet Euch Euer Streiferl. :wink:

  • Also wenn das Hören von Klassik eine Voraussetzung wäre, um auf die Uni zu gehen, dann müssten wir wohl auf einige Nobelpreisträger verzichten. Ich selbst habe übrigens nie klassische Musik gehört, um das Abendland oder Deutschland zu retten, sondern nur, weil ich sie liebe.

    :top: :top:

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Ich selbst habe übrigens nie klassische Musik gehört, um das Abendland oder Deutschland zu retten, sondern nur, weil ich sie liebe.

    jou.

    wobei ich mich bei dem einen oder anderen "Abendland"-Retter schon auch mal frage, ob sie das, was sie da retten wollen, überhaupt kennen...

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Nein, das ist sie nicht.

    Ach ja? Und was ist sie sonst? Wenn man mal vom Forschungsbetrieb absieht, der hier ja nicht zur Debatte steht.

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Ach ja? Und was ist sie sonst? Wenn man mal vom Forschungsbetrieb absieht, der hier ja nicht zur Debatte steht.


    Sie ist eine Einrichtung zur akademischen Ausbildung. Dass man diese akademische Ausbildung dann auch in die Ausübung von Berufen einbringen kann, ist unbestritten.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Sie ist eine Einrichtung zur akademischen Ausbildung. Dass man diese akademische Ausbildung dann auch in die Ausübung von Berufen einbringen kann, ist unbestritten.

    Und das man eine akademische Ausbildung zum reinen Selbstzweck absolviert ist doch wohl eher die große Ausnahme.

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Und das man eine akademische Ausbildung zum reinen Selbstzweck absolviert ist doch wohl eher die große Ausnahme.


    Zu welchem Zweck man das macht, ist für die Universität unerheblich. Sie ist keine berufsbildende, sondern eine akademische Einrichtung, das ist nunmal so. Wenn sie berufsbildend wäre, würde sie ja einen miserablen Job machen. Eine Berufsausbildung ohne verpflichtende betriebliche Praxis?

    Es gibt für Berufsausbildungen sehr gute Einrichtungen in Deutschland, nämlich die Berufsschulen. Fachhochschulen wiederum sind ein Grenzfall, weil sie zwar Hochschulen sind, der Praxisbezug für sie aber eine wichtige Rolle spielt. Universitäten sind akademische Einrichtungen, deren akademisches Angebot man für die eigene berufliche Qualifizierung nutzen kann, wenn man dies denn möchte und über passende Zugangsvoraussetzungen verfügt.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Unsere Aufgabe als Universitätslehrer ist nicht die Berufsausbildung, sondern unter anderem die Berufsvorbildung. Und, lieber Peter, Du würdest Dich wundern, wieviele Studenten nicht auf eine berufliche Laufbahn hin gezielt studieren (denke allein an die vielen Senioren!), zumal in vielen Fächern die beruflichen Aussichten sowieso miserabel sind. Natürlich heißt das nicht, das denen reiner Selbstzweck vorschwebt, aber es geht um eine mehr oder weniger breite Wissensbasis u.dgl.

    :wink: Waldi

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Und das man eine akademische Ausbildung zum reinen Selbstzweck absolviert ist doch wohl eher die große Ausnahme.

    Mag sein. Schließlich sind die meisten Menschen darauf angewiesen, ihren selbst zu verdienen, und dazu braucht es einen Beruf (mit oder ohne Ausbildung/Studium).

    Ich selbst bin Gasthörer an der Universität Heidelberg und besuche dort Veranstaltungen, teilweise gemeinsam mit einem promovierten Juristen (er ist wie ich über 60), der im Unterschied zu mir ganz offiziell Philosophie studiert. Berufliche Ambitionen verbindet er damit nicht. Wenn ich Lust dazu hätte, könnte ich es genauso machen wie er.

    Es gibt, glaube ich, gar nicht einmal so wenige ältere Leute, die ein Studium (auch Promotionsstudium) aufnehmen, ohne damit eine berufliche Ausbildung anzustreben. Kann man auch als "reinen Selbstzweck" sehen, auch wenn ich diese Bezeichnung nicht so ganz treffend finde. (Ich glaube, auch unser Streifenpeter gehört zu dieser feinen Species! ;) )

    Die genannten älteren Semester haben dann auch noch oft Zeit für Oper und Konzert - womit wir wieder beim Thema wären.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Unsere Aufgabe als Universitätslehrer ist nicht die Berufsausbildung, sondern unter anderem die Berufsvorbildung. Und, lieber Peter, Du würdest Dich wundern, wieviele Studenten nicht auf eine berufliche Laufbahn hin gezielt studieren (denke allein an die vielen Senioren!), zumal in vielen Fächern die beruflichen Aussichten sowieso miserabel sind.natürlich heißt das nicht, das denen reiner Selbstzweck vorschwebt, aber es geht um eine mehr oder weniger breite Wissensbasis u.dgl.


    Das hast Du sehr gut auf den Punkt gebracht, lieber Waldi - merci!

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Und, lieber Peter, Du würdest Dich wundern, wieviele Studenten nicht auf eine berufliche Laufbahn hin gezielt studieren (denke allein an die vielen Senioren!), zumal in vielen Fächern die beruflichen Aussichten sowieso miserabel sind.

    Stimmt: Unter den vielen Philosophiestudenten, die mir allwöchentlich in Heidelberg begegnen (Altersgruppe: so in den 20ern) dürften sich sehr viele befinden, die später nicht den Beruf Philosoph ausüben (wobei mir nicht einmal klar ist, was das für ein Berufsbild wäre).

    Und Philosophie ist immerhin das grundlegende Fach! ^^ :saint:

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

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    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Um den Bogen zurück zum Thema zu bekommen: es ging ja um die Frage, ob man den Anspruch an Studentinnen und Studenten formulieren soll/kann, sich mit klassischer Musik zu befassen.

    Mir wäre das in dieser Formulierung etwas zu speziell, aber in einer allgemeineren Formulierung halte ich es durchaus für zuteffend. Ich würde nämlich sehr wohl den Anspruch an Studentinnen und Studenten formulieren wollen, dass sie sich auch mit Bildungsgütern jenseits ihres eigenen Faches befassen sollten - dies kann durchaus klassische Musik sein, muss es aber nicht.

    Ich bin der festen Überzeugung, dass eine geistige Betätigung in verschiedenen Disziplinen letztlich immer auch einen Gewinn für die Fähigkeiten in der eigenen Disziplin bedeutet.

    Eben gerade weil eine Universität keine Stätte der Berufsausbildung, sondern der akademischen Ausbildung ist, ist die Lebensphase eines Universitätsstudiums aus meiner Sicht hervorragend geeignet, den eigenen Horizont zu erweitern. Es ist bedauerlich, dass die "modernen" Studiengänge des Bachelor-Master-Zuschnitts hierfür nicht mehr unbedingt Raum bieten.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • wieviele Studenten nicht auf eine berufliche Laufbahn hin gezielt studieren

    Ob man das als erstrebenswerten Zweck einer Hochschule ansehen sollte ist ein anderes Thema, und sprengt hier den Rahmen.
    Übrigens habe ich mich auch als Kontaktstudent an der UNI eingeschrieben, und verfolge damit keine Berufsausbildung. Dafür kann ich aber nicht an Seminaren teilnehmen, was eine erhebliche Einschränkung darstellt. Aber ich sehe das als eine Art "Kollateralnutzen" an, damit die UNI ein Zubrot verdienen kann.

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

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