Schumann: Syphilis, Suff oder (Selbst)mord – Woran starb er?
1. AKT - Umnachtung (?)
Wenn man die Briefe und Berichte von und über Robert Schumann aus den letzten Tagen vor seiner Einlieferung nach Endenich liest, kommen einem die verschiedensten Tatsachen und Aussagen mehr als merkwürdig vor. Zwar hat Schumann ganz ohne Zweifel in diesen Tagen (eine knappe Woche, um genau zu sein) "Gehöraffectionen", aber schon am 17ten Feb. 1854 geht es ihm "Beßer". Die Gehörerscheinungen schwanken zwischen schrecklichem und himmlischem Eindruck, aber auch von ersterem scheint sich Schumann nicht wirklich irre machen zu lassen: er schreibt am Dichtergarten, komponiert die sog. "Geistervariationen", macht Korrekturen am Violoncellkonzert, korrespondiert mit Geschäftspartnern (mit seinem Verlag Breitkopf & Härtel, mit Dr. Friedrich Arnold, mit Richard Hol), wird zwischendrin wahnsinnig und springt schließlich in den Rhein.
Aus dieser Zeit gibt es Tagebucheinträge Schumann, die durchgehend völlig normal wirken, ebenso seine Briefe. Dann sind da die später redigierten (also geschönten) Tagebücher seiner Frau. Und ein Tagebucheintrag von Ruppert Becker (ein mit Schumann befreundeter Geiger):
"Dienstag, den 21ten Februar 1854. Was ich mir nicht zu denken getraute ist eingetroffen! Schumann ist schon seit einigen Tagen geisteskrank! Gestern früh erfuhr ichs erst durch Dietrich [...] - Heute habe ich ihn denn besucht, aber es würde mir nicht eingefallen sein an die Krankheit zu glauben, wenns mir nicht von Dietrich versichert worden wäre, so fand ich ihn; ganz wie gewöhnlich, eine halbe Stunde unterhielt ich mich mit ihm und dann nahm ich Abschied. Frau Schumann sieht so leidend aus wie noch nie! [...]" (Unterstreichungen von mir). Tja, merkwürdig, oder?
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