MOZART: Die Zauberflöte - Kommentierte Diskographie

  • Liebe Prinzessin Vogelfrei,

    Schau weiter oben in meinen Beitrag Nr.42 vom November 2011; dort bin ausführlicher auf diese DVD eingegangen (nur war damals kein Cover verfügbar).

    :wink: Waldi

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Ach ja, vielen Dank, habe ich jetzt auch gesehen (mal wieder zeigt sich, wer lesen kann, ist klar im Vorteil)

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Hallo,

    nachdem ich zur "Klassischen Musik" gefunden habe, war "Die Zauberflöte" mein erstes Opernerlebnis auf Schallplatte.

    Chor und Orchester der Bayerischen Staatsoper München unter Wolfgang Sawallisch.

    Sarastro: Kurt Moll

    Tamino: Peter Schreier

    Königin der Nacht: Edda Moser

    Pamina: Anneliese Rothenberger

    Es mag bessere Einspielungen geben, für mich hat diese Aufnahe emotionalen Charakter, darum liebe ich sie noch heute.

    Christoph

    Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen

    Ein Maskenball - Giuseppe Verdi

  • Lieber Klassiker!

    Anneliese Rothenberger war, alternierend mit Lisa della Casa, eine meiner letzten Paminas als ich noch "aktiv" war. Kurt Moll war ein vornehmer Sarastro und Edda Moser eine derart gefühlskalte Königin [obwohl sie privat reizend war].

    Siehst Du ich weiß auch etwas von der Zauberföte. Vom Adventrätsel heute weniger. :stern: :stern:

    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien. :wink: :wink:

  • Ich höre eben auf 3er LP eine Gesamtaufnahme aus Salzburg, wo ich im Jahr 1959, genauer am 27. Juli, den 1. Knaben gesungen habe.

    Wichtiger als ich sind sehr wohl die Solisten. Erika Köth als sternflammende Königin, Lisa della Casa als bezauberne und berührende Pamina, Kurt Böhme als Sarastro, Leopold Simoneau als Tamino [er hat mir als Tamino immer recht gut gefallen], Walter Berry als der charmesprühende Papageno, Graziella Sciutti als bezaubernde Papagena, die drei Damen werden von Friederike Sailer, Hetty Plümacher und Sieglinde Wagner gesungen, Karl Dönch war damals der Monostatos ein Bariton in einer Tenorpartie, Hans Hotter der sonore Sprecher.

    Es spielten die Wiener Philharmoniker unter George Szell und es sang der Chor der Wiener Staatsoper.

    Lang ist's her - fast 55 Jahre, aber schön war es doch.

    Gibt's auch billiger:

    :wink:

  • Fehlende Seiten im Booklet


    Ich bin sehr glücklich mit Rene Jacobs Zauberflöte. Aber soeben musste ich leider feststellen, dass im Booklet die Seiten 131 bis 146 fehlen.
    Fehlen die bei Euch auch?

    Hudebux

  • Nochmals Danke. Eigentlich ist das Fehlen der Seiten wirklich kein Drama. Das Libretto ist ja leicht im Internet auffindbar. Aber trotzdem bin ich gespannt, ob Harmonia Mundi mir netter Weise ein vollständiges Exemplar schicken wird.

    Hudebux

  • Studioproduktion der Hamburger Staatsoper 1971; die Inszenierung Peter Ustinovs adaptiert für das Fernsehen von Joachim Hess; Bühnenbild und Kostüme von Jean-Denis Malclès.

    Vom Oberverantwortlichen Rolf Liebermann hätte man sich etwas mehr an Spitzenqualität erwartet, an dem Ergebnis gibt es doch einiges zu bekritteln.

    Das fängt bei der Ausstattung an. Nett sind die Kostüme von Papageno und Papagena sowie die von Monostatos und seiner Mannschaft, alles andere ist bestenfalls durchschnittlich bis bieder-provinziell, die Viecher - Schlange (hier als Doppelgewürm), Löwen und tanzende Perchten - eher schon peinlich, die Bühnenbilder hauptsächlich zum Vergessen.

    Horst Stein ist in Wien als profunder Wagnerdirigent in guter Erinnerung. Mozart hingegen ist nicht unbedingt seine Sache. Er dirigiert ordentlich, korrekt und, pardon, ziemlich norddeutsch. Da funkelt nicht viel. Wohl fühlt er sich mehr im Dramatischen, also bei den Geharnischten, da spürt man Potential.
    Ustinovs Inszenierung ist wedert tiefgängig noch ambitioniert und vielfach fad und oberflächlich. Sein Interesse galt mehr den komödiantischen Zügen. Die papagenesken Lazzi und die Mohrenszenen hat er recht hübsch aufbereitet, aber beim zweiten Priester ist nestroyisches Spaßverhalten nicht am Platz. Hätte ich hier im Forum nicht schon eine Zauberflötenparodie verbrochen, hier wäre ich dazu stimuliert worden.

    Apropos Papageno: Der - damals - junge Amerikaner William Workman ist ein guter Schauspieler, aber nur ein durchschnittlicher Sänger. Immerhin wirkt er sympathisch, sodaß man ihm seine charmante Papagena - Carol Malone - gerne gönnt. Von gesundem Menschenverstand und dergleichen ist bei diesem Vogelfänger allerdings wenig zu spüren, er wirkt als ungezogener, aber äußerst beschränkter Lausbub.

    Nicolai Gedda war einmal ein vorzüglicher Tamino, aber 1971 dieser Rolle längst entwachsen. Natürlich kommt ihm seine Erfahrung zugute, aber stimmlich war er längst in einem anderen Fach und ein bisserl unkonzentriert scheint er auch gewesen zu sein (ein rollendes "rrr" wäre ihm sonst wohl nicht unterlaufen). Außerdem war er ein reichlich verblühter Tamino. Aus Distanz würde das nicht sehr auffallen, aber der Film zeigt viele Nahaufnahmen der Gesichter. Da merkt man sehr, daß die Maskenbildnerei das überhaupt nicht berücksichtigt hat bzw. die Verantwortlichen diesen Umstand wohl gar nicht bedacht haben. Die Effekte sind entsprechend fragwürdig, mehr als man sonst zu tolerieren gewohnt ist.

    Edith Mathis als Pamina ist hingegen ein wahrer Lichtblick der Aufführung, singt und spielt hervorragend und versöhnt mit vielem. Ein großartiger Aktivposten ist auch Franz Grundheber als Monostatos. Die Rolle wurde ausnahmsweise nicht mit einem Tenor besetzt. Ich finde das Ergebnis stimmig und nachahmenswert!

    Hans Sotin ist ein solider Sarastro mit minimalen Unsicherheiten. Dafür daß er fad wirkt, ist primär die Regie verantwortlich.
    Cristina Deutekom als Königin der Nacht: Geläufige Gurgel und auch vom Regisseur ziemlich im Stich gelassen.

    Dietrich Fischer-Dieskaus als Sprecher (recte: alter Priester) benötigt keinen Regisseur, mit seiner Intelligenz macht er aus der Minirolle eine maßstäbliche Interpretation.

    Die drei Damen bemühen sich, ganz ordentlich, die Geharnischten (einer davon Kurt Moll!) sind gut, die drei Knaben redlich bestrebt (o Streifenpeter, wärest Du doch in diesem Luftballon gesessen - aber damals warst Du leider auch schon über die Partie hinaus).

    Fazit: Viel Provinzielles mit einigen Juwelen dazwischen.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Capriccio 2005

    Eine Rundfunkaufnahme (WDR) von 1954, sehr gutes Mono (mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen, etwa bei der Rache-Arie war der Tonmeister bezüglich Aussteuerung zunächst etwas im Verzug).

    Wie damals oft üblich, sind die Dialoge auf ein Minimum gestrichen. Statt dessen kommt ein Erzähler zu Wort - und zwar mehr als ausführlich. Da wird dem Hörer eine ganze Inszenierung imaginiert, die teilweise sogar recht frei anmutet. Ich muß gestehen, daß mich der romantisierende und oft gestelzte Text nervt, obwohl er vom berühmten Hermann Thimig gesprochen wird (der sein "Handwerk" natürlich großartig versteht). Doch diese Art zerreißt den Zusammenhang, und so wirkt die Wiedergabe beinahe wie ein Highlight-Querschnitt, was sie doch nicht ist.

    Doppelt schade, denn rein musikalisch ist das nicht nur eine der allerbesten "Zauberflöten", die ich kenne, sondern meinem Dafürhalten nach auch eine der allerbesten Operninterpretationen überhaupt. Josef Keilberth habe ich schon im Beitrag 33 dieses Threads als idealen Mozartdirigenten angesprochen. Was er hier aus dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester herausholt, ist sagenhaft großartig.
    Sein Ensemble ist wohl nicht zufällig mit einigen Mozart-Interpreten durchsetzt, die aus Wien kamen bzw. dorthin zugeordnet werden müssen. Ich kann auch hier nur superlativisches Lob spenden.
    Rudolf Schock als Tamino zeigt noch nicht die späteren Verschleißerscheinungen, präsentiert sich bei allem lyrischen Vermögen nicht als Weichei, sondern als tatkräftiger Herrschernachwuchs, dem Teresa Stich-Randall (aus Amerika stammende Wahlwienerin) eine ebenbürtige Partnerin ist, kein scheues Rehlein, sondern eine starke Persönlichkeit. Josef Greindl singt einen traumhaften Sarastro. Erich Kunz paßt den Papageno an die etwas nördlichere Einspielungs-Umgebung an, gibt nicht so sehr den Kasperl als den simplen Volksmann. Wilma Lipp als Königin der Nacht - warum kann eine solche Künstlerin nicht ewig leben und singen? Da betrauert man ihr kürzliches Ableben noch mehr.
    Im Beiheft ist nicht mit Unrecht von einer "Who is who"-Besetzung der fünfziger Jahre die Rede. Heute könnte sich wohl keine Produktionsfirma eine gleichwertige Besetzung auch der kleineren Rollen leisten (wenn man sie denn zusammenbekäme). Hans Hotter als Sprecher, Peter Esser, H.O.Rainer und Kurt Lieck als Priester, Annelies Kupper, Elisabeth Lindermeier und Hanna Ludwig als Damenterzett, Kristina Sert als perfekte Papagena, Kurt Marschner als Monostatos, Wilhelm Lückert und Walter Kreppel als Geharnischte, überall regnen fünf Sterne herab. Selbst die sonst auch von mir nicht goutierte Besetzung der drei Knaben mit drei Damen (Käthe Möller-Siepermann, Hilla Oppel und Gisela Litz!) läßt mich diesmal im Kotau verharren.

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    Homo sum, ergo inscius.

  •  

    Die Inszenierung von David McVicar aus dem Jahr 2003 verrät eine ziemlich unorthodoxe Auffassung der "Zauberflöte", bei der die Leichtigkeit zugunsten einer teils recht düsteren Problematik zurückstehen muß. McVicar forciert auch das Schauspielerische sehr stark, sodaß die Gesangslinie dabei nicht immer voll gewahrt wird, aber das Ergebnis wirkt äußerst intensiv. Obwohl das kein "wienerischer" Mozart ist, teilweise einem solchen Ideal geradezu entgegengesetzt, nimmt die Version vielfach gefangen (auch wenn nicht alles daran geglückt ist) und bietet eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Möglichkeiten, die auch in dieser Oper verborgen sind. Sarastro verkörpert hier freimaurerische Aufklärung im josephinischen Sinn (das heißt, der Herrscher ist reformgesinnt, aber erund kein anderer bestimmt, wo es lang geht), während die Königin der Nacht etc. die bösen Mächte und das alte System verkörpern. Monostatos ist daher auch kein Mohr (sein Text ist entsprechend geändert), sondern äußerlich gekennzeichnet als ein Vertreter des überkommenen barocken Absolutismus und seiner Willkürprinzipien (von denen auch der Hof Sarastros noch nicht ganz befreit ist, wie sich dieser eingestehen muß). Papageno ist kein Kasperl, sondern tatsächlich ein oft tölpelhafter einfacher Mensch, der manchmal recht proletarisch-derb agiert. Wo freilich Märchenhaftes gefordert wird, zeigt die Regie Schwächen (Feuer- und Wasserprobe).

    Da ist es fast logisch, daß Tamino kein lyrischer Jüngling ist, sondern ein sehr männlicher Prinz (auch wenn er kaum als solcher kostümiert erscheint) und Heldentenor, also vokal mehr ein Max oder Florestan, um nicht gleich Wagner ins Spiel zu bringen (aber den ahnt man mehr als deutlich). Will Hartmann entspricht diesem Typus sehr gut und läßt nur wie der sonst ausgezeichnete Franz-Josef Selig als Sarastro zum Schluß kurz einige ganz leichte Ermüdungserscheinungen spüren. Diana Damrau gibt, wie schon früher in diesem Thread hervorgehoben wurde, eine äußerst teuflische Königin der Nacht. Die zweite Arie gelingt ihr trotz der bewußt forcierten Dramatik tadellos, bei der ersten sind dem akzentuierten Spiel einige Konzessionen zu machen, die aber irgendwie passen. Simon Keenlysides Prachtstimme ist an und für sich für den Papageno viel zu schwer, aber das ist hier ja gewollt. Der Humor ist oft recht eingebremst, manchmal aber auch britisch gestaltet (was ja seinen Reiz hat). Dorothea Röschmann gefällt mir allerdings in der zwei Jahre älteren Pariser Aufführung wesentlich besser. Während sie dort großartig war, habe ich hier das Gefühl, daß sie sich mit dieser Art von Mozart noch nicht ganz angefreundet hatte.
    Sir Colin Davis nimmt wiederholt einige ungewöhnliche Tempi, aber vermittelt einen sehr überzeugenden Mozart, dem man sich willig hingibt. Für die Sänger stellt das jedoch einige Anforderungen.

    Insgesamt eine Aufführung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Trotz gewisser Einschränkungen eine hochgradige Leistung, über die man viel diskutieren könnte.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • konnte ich nicht widerstehen zu bestellen

    Verständlich! Diese Produktion ist auf yt nur auszugsweise zu finden. Die Königin der Nacht ist hier wirklich gruselig (die Rolle, nicht die Sängerin, im Gegenteil!).

    Habe am WE zwei yt-Zauberflöten mit der kleinen Enkelin (6 Jahre) geguckt, die von Waldi erwähnte Pariser Produktion von 2001 (arg staubig, dafür aber mit Röschmann und Beczała in Bestform) und die szenisch völlig vergeigte Salzburger Produktion von 2006 (wo aber alles in allem immerhin gut musiziert wird; Damrau ist hier vielleicht nicht ganz so überwältigend).

    Leider nicht ganz billig!

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Über Paris 2001 habe ich mich schon weiter oben im Beitrag Nr.71 geäußert.

    Lieber Hudebux,
    Ich hoffe, nachdem Du gesehen und gehört hast, wirst Du mir die Verführung verzeihen. :D
    Was man 2003 noch beckmessern könnte: Diana Damrau war ja noch ziemlich jung und sieht daher als Königin fast jünger aus als ihre Tochter. Das fällt aber nur auf, weil die Kamera oft - zu oft - ganz nahe an die Gesichter herangeht.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Ich bin da zuversichtlich. Ich habe gleich das 3er-Pack bestellt, das auch noch Figaro und Don Giovanni enthält.

    Sehr gute Entscheidung! Drei sehr sehenswerte Inszenierungen, auch musikalisch top imho.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Auch ich habe seinerzeit die Dreierpackung erworben. Klotzen, nicht kleckern, hab' ich mir gedacht - in Zeiten wie diesen...und habe Opernstapel angehäuft...

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Um noch einmal auf die McVicar-Inszenierung zurückzukommen (weil ich sie mir gerade wieder gegönnt habe): Bei der Edition ist die hervorragende Bildregie (Sue Judd) hervorzuheben - es wäre ungerecht, sie nicht zu erwähnen.

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    Homo sum, ergo inscius.

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