Live-Mitschnitt Mexico 1952, URANIA 2002 (auch bei anderen Labels erschienen, die technische Qualität kann ich aber nur anhand dieser Version beurteilen)
Wie ein Gruß aus längst vergangener Zeit sozusagen. Stilistisch ebenso eindrucksvoll wie veraltet. Das beginnt mit den zahmen Tempi, die Umberto Mugnai mit dem Orchester des Palacio de bella artes vorgibt. Er tut das sehr konsequent und versteht sich durchaus auf eine quasi langsame Art der Dramatik; wir sind dieser Manier nur ziemlich entfremdet, sodaß man sich erst daran gewöhnen muß.
Den Rigoletto singt der fast total vergessene Piero Campolonghi mit großartiger Stimme, viel Musikalität, enormer Wortdeutlichkeit, bemüht um absolute Klangschönheit. Was er singt, bleibt dafür zweitrangig. Dramatische Charakterisierung fehlt nicht, ist aber eindeutig zweitrangig. Trotzdem, er packt. Auch wenn man heute die Rolle ganz anders auffaßt, als künstlerische Leistung bleibt das hervorragend.
Giuseppe di Stefano war damals voll bei Stimme. Er läßt das total hören, ist auch mehr auf effektvolle Töne aus als auf differenzierten Ausdruck. Aber genau das wollte das Publikum damals offenbar haben, auf das recht effekthascherische "La donna è mobile" hin erzwingt es sogar eine Kurzwiederholung. Als tenorales Kunststück ist die Partie, so gesungen, eine Ohrenweide, aber natürlich mit den "Unarten" eines Startenors, der artifiziell Töne aushält , mit Volumen und Wärme beeindruckt - nicht wie ein "Fiorito", sondern wie ein romantischer Liebhaber à la Verdi bei oberflächlicher Interpretation und sich den Teufel darum scherend, was eigentlich in diesem Duca steckt. Beim Hören schwankte ich zwischen Bewunderung und Befremden. Aber gehört sollte man das haben.
Der Callas fehlt diesmal für die Gilda das Lyrische, Zarte, sie überzeugt daher vor allem im Schlußakt, obwohl sie bravourös singt. Mit den Spitzentönen hat sie freilich ihre bekannten Schwierigkeiten - so wie der an sich prachtvoll pechschwarze Ignacio Ruffino als Sparafucile beim tiefsten Ton ein bißchen verhungert.
Da es sich insgesamt um eine sehr homogene Aufführung handelt, ist sie als historisches Dokument absolut hörenswert. Beinträchtigt wird sie in technischer Hinsicht durch Rauschen und Kratzen (nicht allzusehr, sieht man vom teilweise mißglückten dritten Akt ab), mehr jedoch durch den eifrigen Souffleur, der leider nicht zu überhören ist. Die Stimmen kommen aber an sich überwiegend sehr gut heraus.
Liebe Grüße
Waldi