VERDI: Rigoletto – Welche Einspielungen sind die besten?

  • Quadri! Gencer!! Raimondi!!! MacNeill in früheren Jahren!!!! Das klingt in der Tat äußerst verführerisch. Die Frage ist bei Buenos Aires nur, wie steht es mit Technik- und Tonqualität? Denn da handelt es sich klarerweise um einen Live-Mitschnitt.

    Falls MYTO die Aufnahme neu auflegt (der für die alte Edition momentan verlangte Preis schreckt mich ab), würde ich aber das Risiko schon eingehen. Danke jedenfalls für den Hinweis!

    Hallo lieber Waldi du kannst dir die Aufnahme ganz getrost bestellen (bei jpc zurzeit für schlappe 7.99€) der Klang ist nicht besser oder schlechter wie alles andere aus dieser Zeit, die Stimmen sind gut eingefangen, das Orchester schwangt ein klein wenig.
    Fazit: eine schöne Aufnahme mit Gencer und Raimondi, aber mir gefällt auch C.MacNeil, ein kernigen Rigoletto.
    Als Bonus „ I Puritani " ebenfalls aus Buenos Aires 6 Tage später! Mit Gencer, Raimondi und Ausensi als Riccardo.

    LG palestrina

    „ Die einzige Instanz, die ich für mich gelten lasse, ist das Urteil meiner Ohren. "
    Oolong

  • Diese "Puritani" habe und liebe ich, sie gehören zu den besten Aufnahmen dieser Oper. Da kann ich also getrost diesen "Rigoletto" anvisieren. DANKE! Muß nur den un- bzw. halbgehörten Berg erst etwas abbauen, der sich in den letzten Monaten aufgetürmt hat. Oper ist schlimmer als Opium...

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Ein „Rigoletto" der ersten Güteklasse!

    Diese Aufnahme ...

    ...wurde hier im Thread von KeithM.C kurz erwähnt

    Zitat

    bei mir bleibt es die Aufnahme unter Angelo Questa mit Giuseppe Taddei, Lina Pagliughi, Ferruccio Tagliavini, Giulio Neri u. a. und Coro Cetra, Orchestra Sinfonica di Torino della RAI.
    Besonders der Rigoletto Taddeis und der Herzog Tagliavinis sind absolute Oberklasse. Persönlich: Beide Rolleninterpretationen habe ich noch nicht besser gehört.


    Bei den vielen hervorragenden Interpretationen von Rigoletto Aufnahmen die meine Sammlung zieren, bei denen es sehr oft bei den Interpreten einen Schwachpunkt gibt, gehört diese Einspielung aus dem Jahre 1953 zu denen die ich insgesamt als vollkommen bezeichnen würde.
    Angefangen von Feruccio Tagliavini neben A.Kraus wohl der beste Herzog, einbeziehen würde ich noch L.Pavarotti, Tagliavinis Stimme hat dieses schmachtende ein wenig parfümierte Timbre das ideal zur Figur passt. Die Pagliughi kommt meinem Idealbild einer Gilda sehr sehr nahe, wohlgemerkt ich mag sie nicht jeder Rolle, aber hier singt sie eine beeindruckende und bezaubernde Gilda.
    Taddeis Rigoletto ist die großartige Mischung aus Wut, Verzweiflung, Verachtung, Liebe u.Demütigung, vieler guter Interpreten!
    Besonders erwähnen sollte man Giulio Neri als Sparafucile, tief schwarz und abgrundartig Böse.
    Das Orchester unter Questa hatte etwas mehr Liebe zum Detail hören lassen können, trotzdem eine Aufnahme die den ersten Platz in meinem Rigoletto Herzen hat.

    LG palestrina

    „ Die einzige Instanz, die ich für mich gelten lasse, ist das Urteil meiner Ohren. "
    Oolong

  • Die Pagliughi kommt meinem Idealbild einer Gilda sehr sehr nahe, wohlgemerkt ich mag sie nicht jeder Rolle, aber hier singt sie eine beeindruckende und bezaubernde Gilda.

    Wobei dem zugute kommt, daß man sie nur hört und nicht sieht. "Eine Nachtigall im Körper eines Tanks" - ich versuche es krampfhaft zu vermeiden, sie mir in Sparafuciles Sack vorzustellen...

    “There’s no point in being grown up if you can’t act a little childish sometimes” (Doctor Who, der Vierte Doktor)

  • gehört diese Einspielung aus dem Jahre 1953 zu denen die ich insgesamt als vollkommen bezeichnen würde

    Ich kenne nicht sehr viele Rigoletto - Aufnahmen . Aber diese Kiste stand bei uns , dicke LPs, und die hörte ich als Kind bereits . Und irgendwie schaffte es keine andere, ihre Stelle einzunehmen . Und seit ich die remasterte Ausgabe von 2012 habe, bin ich rundum zufrieden . Für mich einfach der Rigoletto , hörsozialisationsbedingt .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Ich kenne nicht sehr viele Rigoletto - Aufnahmen . Aber diese Kiste stand bei uns , dicke LPs, und die hörte ich als Kind bereits . Und irgendwie schaffte es keine andere, ihre Stelle einzunehmen . Und seit ich die remasterte Ausgabe von 2012 habe, bin ich rundum zufrieden . Für mich einfach der Rigoletto , hörsozialisationsbedingt[b] .

    Ich habe die Aufnahme in den 80zigern kennengelernt, nachdem ich mich sehr stark für Feruccio Tagliavini interessiert habe, und das ist bis heute so geblieben! :)

    LG palestrina

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    Oolong

  • Für mich eine Frage der Rolleninterpretation

    Ich zitiere mich hier dreisterweise mal selbst - nachfolgende Ausführungen stammen aus einer amazon-Rezension, die ich zu dieser Aufnahme geschrieben habe:

    Rigoletto ist eine der beliebtesten Opern überhaupt und wie kaum eine andere auf unzähligen überflüssigen, vielen guten, sehr guten und mehreren herausragenden Aufnahmen dokumentiert. Und dennoch: Den "perfekten" Rigoletto gibt es nicht, denn viel ist vom persönlichen Geschmack und insbesondere davon abhängig, wie man für sich persönlich die Rollen interpretiert. Das sei am Beispiel von einem halben Dutzend bekannter und auch weniger bekannter, aber jeweils für sich absolut empfehlenswerter Aufnahmen gezeigt:

    Ist der Herzog zwar jugendlich übermütig, aber letztlich dennoch in gewissem Sinne nobel? Dann wird man einem eleganten Tenor wie die Stefano

    oder Domingo

    den Vorzug geben. Oder ist er ein gewissenloser, egozentrischer Wüstling? Dann ist er mit Tucker

    oder dem jungen Pavarotti


    deutlich besser besetzt. Gobbi (Serafin, 1955) oder Capecchi (Molinari-Pradelli, 1958) betonen stärker die Verzweiflung Rigolettos, während Cappuccilli (Giulini, 1979) dessen Rachedurst bei seiner Rolleninterpretation in den Vordergrund stellt. Merrill


    und Taddei


    finden aus beidem eine sehr gute Mischung. Sparafucile: Ein Erzbösewicht? Dann ist die Questa-Aufnahme mit einem geradezu dämonischen Giulio Neri genau die richtige. Oder doch eher ein Getriebener seiner geldgierigen Schwester Maddalena? Dann ist Ezio Flagello (Solti, 1963) die erste Wahl. Und schließlich Gilda: Ein junges Mädchen, das sich im Laufe der Handlung emanzipiert und am Ende eine bewusste, selbstbestimmte Entscheidung trifft? Dann führt an Maria Callas (Serafin, 1955) kein Weg vorbei. Oder bleibt sie bis zum Schluss ein liebenswerter, aber letzlich doch infantiler Teenager, der sich in romantisch-naiver Hingabe opfert? In diesem Fall wäre der mädchenhafte Sopran von Gianna d'Angelo (Molinari-Pradelli, 1958) die perfekte Besetzung.

    Ich neige jeweils der zweitgenannten Rolleninterpretation zu, weswegen die von mir zuvor mehrfach genannte Aufnahme unter Molinari-Pradelli aus dem Jahr 1958 mein ganz persönlicher "Lieblings-Rigoletto" ist. Aber wie gesagt: Geschmackssache.

    Früher war nichts besser, aber: Es gab Sachen, die waren früher gut. Und sie wären es auch heute noch - wenn man die Finger davon gelassen hätte! (Jochen Malmsheimer)

  • Ich bin ein wenig erstaunt, dass die Aufnahme, die ich besitze, hier noch nicht erwähnt wurde:

    Empfehlenswert finde ich sie allemal, doch ob es die beste ist (sofern es überhaupt eine beste gibt), kann ich mangels Vergleichsmöglichkeiten nicht beurteilen.

    Viele Grüße aus Sachsen
    Andrea

  • Zu den musikalischen und inszenatorischen Punkten dieser Aufführung ist von Severina und Waldi ja schon alles Wesentliche gesagt worden. Kommmen wir zum Technischen:

    Ich habe mir die Aufzeichnung kürzlich über MET Opera on Demand angeschaut, und die Qualität dort ist absolut inakzeptabel. Scheinbar hat man die fast 40 Jahre alte TV-MAZ digitalisiert und dann ohne jegliches Remastering einfach ins Archiv gestellt. Die Farben sind völlig verblasst, Schwarz ist bestenfalls ein dunkles Grau, oben am Bildrand sieht man permanent ein dünnen flimmernden Streifen, und der Ton ist dumpf und viel zu leise. Ist die DVD (die ja nun auch schon 13 Jahre auf dem Buckel hat) von ähnlich miserabler Qualität, oder lohnt sich die Anschaffung?

    Früher war nichts besser, aber: Es gab Sachen, die waren früher gut. Und sie wären es auch heute noch - wenn man die Finger davon gelassen hätte! (Jochen Malmsheimer)

  • Diese von mir schon zuvor erwähnte Aufnahme gehört zu meinen Favoriten unter den Rigoletto-Einspielungen:

    Es handelt sich um eine Live-Aufnahme aus dem Teatro Communale in Florenz, entstanden im November 1966 (das genaue Datum ist nicht angegeben).

    Giulinis Dirigat ist sehr pointiert und für meinen Geschmack teilweise etwas zu langsam, aber deutlich inspirierter als auf der bekannten Studio-Aufnahme von 1979. Pavarotti habe ich nie viel abgewinnen können, aber sein Duca in dieser Aufnahme ist phantastisch. Mit Anfang 30 war er stimmlich noch absolut in Topform; von der Anstrengung, die man schon ab den frühen 80er Jahren in vielen seiner Aufnahmen deutlich wahrnehmen kann, ist hier noch überhaupt nichts zu hören. Renata Scottos Leistung ist ebenfalls großartig: sanft, warm - ihr "Gualtier Maldé!" ist einer der Höhepunkte der Aufnahme. Kostas Paskalis (der mir zugegebenrmaßen bis zum Erwerb dieser CD nur dem Namen nach etwas sagte) singt einen verzweifelten, desillusionierten Rigoletto - Wut und Rachedurst, die diese Figur auch antreiben, werden von ihm dagegen deutlich weniger betont. Paolo Washington fällt dagegen etwas ab: Sein Sparafucile klingt vergleichsweise unispiriert.

    Bei der Tonqualität muss man natürlich Abstriche machen, insbesondere die ersten ca. 20 Minuten sind von eher bescheidener Qualität, danach wird es deutlich besser. Das Orchester ist in den Forte-Passagen teilweise übersteuert. Die Aufmachung der CD-Box ist dagegen absolut top: Großes Jewelcase, Pappschuber und ein 64-seitiges Booklet mit einem Aufsatz zu Entstehungs- und Aufführungsgeschichte, Interpretation und der Musik der Oper sowie Kurzbiographien der vier Hauptdarsteller und des Dirigenten (alles auf Englisch) sind für solche "Piratenaufnahmen" ein erfreuliches Ereignis und werden durch einige Photos sowie ein vollständiges Libretto inklusive englischer Übersetzung perfekt abgerundet.

    Es gibt in identischer Besetzung eine Aufnahme der RAI aus dem gleichen Jahr, die allerdings derzeit erst auf dem Weg zu mir ist:

    Nach Eintreffen und Anhören werde ich gerne auch dazu ein paar Sätze schreiben.

    Früher war nichts besser, aber: Es gab Sachen, die waren früher gut. Und sie wären es auch heute noch - wenn man die Finger davon gelassen hätte! (Jochen Malmsheimer)

  • 1956 Studio (RCA) - Jonel Perlea - Merrill, Peters, Björling, Tozzi

    Robert Merrill, Jussi Björling, Roberta Peters und Giorgio Tozzi wurden ja schon bei der Besprechung mehrerer unterschiedlicher Aufnahmen in diesem Thread lobend erwähnt, insbesondere Merrills bekannte Studioeinspielung unter Solti aus dem Jahr 1963. Weniger bekannt ist, dass er bereits sieben Jahre früher (ebenfalls für RCA) eine Studioaufnahme gemacht hat, mit vorgenannten Partnern und unter dem Dirigat von Jonel Perlea:

    Die Aufnahme ist Mono und (vergleicht man sie mit Aufnahmen der DGG oder von Decca aus dem gleichen Zeitraum) leider von ziemlicher bescheidener Klangqualität (es gibt auch noch eine Ausgabe von Naxos, die ich allerdings nicht kenne und deshalb nicht beurteilen kann, ob sie ein besseres Klangbild bietet):

    Die RCA-Version zumindest weist ein deutlich hörbares Bandrauschen auf (das man laut Booklet auch bewusst beim Remastering nicht entfernt hat, "um den Frequenzumfang des Originals nicht zu beeinträchtigen"); hinzu kommt hin und wieder ein kräftiges Übersteuern (da "scheppert's" an einigen Stellen regelrecht).

    Merrills Rolleninterpretation der Titelpartie ist in der späteren Aufnahme ausgereifter, stimmschauspielerisch vielschichtiger und gesanglich routinierter. Jussi Björlings Gesang ist über jede Kritik erhaben - und genau da liegt für mich der Knackpunkt: Wie auch Kraus in der Solti-Aufnahme ist er mir zu elegant in der Rolle des Duca - den egozentrischen Wüstling nehme ich ihm einfach nicht ab. Trotz dieser Einschränkungen ziehe ich diese Aufnahme der Solti-Einspielung eindeutig vor, denn die beiden klaren Pluspunkte sind Roberta Peters (Moffo ist mir als Gilda viel zu brav) und insbesondere Giorgio Tozzi: Sein herrlich fieser Sparafucile schlägt Flagellos im Vergleich dazu regelrecht biedere Interpretation um Längen.

    Früher war nichts besser, aber: Es gab Sachen, die waren früher gut. Und sie wären es auch heute noch - wenn man die Finger davon gelassen hätte! (Jochen Malmsheimer)

  • MYTO 2007 (24.Juni 1961)

    Endlich konnte ich mir diese Aufnahme, die ich mir dank palestrinas freundlicher Empfehlung schon vor längerem zugelegt hatte, in Ruhe anhören und gebe ihm vollkommen recht. Sie ist es wert, hoch geschätzt zu werden, obwohl man bei einer älteren Live-Einspielung aus Buenos Aires natürlich einige kleine Schönheitsfehler in Kauf nehmen muß. Die sind aber eigentlich kaum störend, dafür kommt die Atmosphäre eines aufregenden Opernabends der Spitzenklasse gut herüber. Daß das Orchester ein paar Mal ein bißchen quäkt, habe ich als relativ harmlos empfunden, an den Stimmen ist nichts auszusetzen. Alle sind in Hochform und auch das begleitende Ensemble präsentiert sich bestens. Verdi scheint nicht nur den europäischen Gästen, sondern auch den Leuten vom Teatro Colon gut gelegen zu sein.

    Argeo Quadri beweist, daß er zu den besten Dirigenten des italienischen Opernfachs in seiner Zeit (und nicht nur dieser) gehörte. Atemberaubend, wie liebevoll und einfühlsam er etwa Gildas "Caro nome" mit all den feinen Nuancierungen Leyla Gencers begleitet. Allein diese hervorragende Sängerin, die kunstvolle Phrasierung und seelischen Ausdruck wie wenige vereint, würde den Erwerb der Aufnahme mehr als rechtfertigen - ebenso wie der Dirigent.

    Natürlich ist das argentinische Publikum vom Temperament her etwas anders und es erwartet auch von den Protagonisten Zugeständnisse, die puristischen Verdi-Freunden etwas Stirnrunzeln abnötigen. Aber die Lebhaftigkeit kommt mir hier irgendwie sogar sympathisch vor. Auf bewußt besonders lang ausgehaltene Prunktöne reagiert das Auditorium sofort mit begeisterten Jubelstürmen. Die Hauptdarsteller wissen das offenbar und bieten solche - wenngleich mit Maß - willig an. Seien wir ehrlich: Wenn Niveau und Kontakt im Theater stimmen, dann schmilzt man dabei nicht ungern hin - ich tu's jedenfalls und gönne mir derart zauberhafte Timbreeindrücke, selbst wenn ich sie nicht als Regel wissen möchte.

    Gianni Raimondi war eigentlich nicht der richtige Duca-Typ (was ihm zweifellos bewußt war). In seiner Auftrittsarie zieht er dafür einige Kunststück-Register, die das Publikum sofort in seinen Bann ziehen. Dann singt er "normal" weiter - allerdings nicht so wie ein Duca soll, sondern wie ein heroisch-passionierter, sympathischer Liebhaber, dem die Herzen zufliegen und dem man nichts Böses nachsagen möchte. Kein heuchlerischer Verführer, sondern ein ehrlicher Qualitätsamant, von dem man sofort begreift, daß ihn Gilda für immer liebt. Würde man nicht das Libretto kennen und nicht auf die Worte achten, käme man nie darauf, welch ein Filou dieser Duca eigentlich ist. Aber Raimondi macht das so großartig, daß mir diese "Fehlbesetzung" völlig wurscht ist und ich in absolute Anbetung verfalle.

    Cornell Mac Neil war zur Zeit der Aufnahme wohl auf dem Höhepunkt seiner stimmlichen Potenz. Als herzlos-intriganter Höfling überzeugt er zwar wenig, aber als als besorgter Vater und sonst läuft er mit seiner Goldkehle zu großartiger Form auf und liefert einen der besten Rigolettos, die ich je gehört habe.

    Vermutlich nur wenigen bekannt ist der urugayische Baß Jorge Algorta (+ 1980), der vor allem in Italien und an der Scala Karriere machte. Sein Sparafucile bietet prächtige schwarze Baßfarbe bester Güte. Ausgezeichnet auch Carmen Burello als Maddalena.

    Zum Bonus-Ausschnitt aus den "Puritani" (ebenfalls Quadri/Raimondi/Gencer, nur ein paar Tage später im Teatro Colon aufgenommen) habe ich mich im betreffenden Thread schon begeistert geäußert.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Mario Rossi (rec. 1967)

    [Blockierte Grafik: https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/71BCOO1KRqL._SL300_.jpg]

    (P) 1989 Frequenz 043-004 (2 CDs) [116:54]
    rec. 26. Dezember 1967 (RAI, Turin) live (Mono)

    Rigoletto - Piero Cappuccilli
    Gilda - Margherita Rinaldi
    Duca di Mantova - Luciano Pavarotti
    Sparafucile - Nicola Zaccaria
    Maddalena - Adriana Lazzarini
    Giovanna - Margherita Benetti
    Monterone - Plinio Clabassi
    Marullo - Teodoro Rovetta
    Borsa - Fernandino Jacopucci
    Conte di Ceprano - Leonardo Monreale
    Contessa di Ceprano - Leonarda Stabile
    Un paggio - Maria Barbera

    Orchestra Sinfonica e Coro di Torino della Radiotelevisione Italiana
    D: Mario Rossi


    Dies ist die Aufzeichnung einer Darbietung, die Weihnachten 1967 in Turin stattfand. Und ich muß sagen, daß sie stimmlich schon sehr gut besetzt ist: ein Pavarotti mit kräftiger, unverbrauchter Stimme, der es immer irgendwie verstand, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch sind die anderen SängerInnen auch nicht von Pappe: Piero Cappuccilli als Rigoletto gefällt mir ebenso gut, Margherita Rinaldi als Gilda singt auch sehr schön. - Das Orchester spielt dezent und passend.

    Klanglich ist die Aufnahme zwar etwas begrenzt (Mono mit wenig Baß und solider Höhen), aber die Abstimmung ist sehr gut. Die Tracks sind gut editiert, das Remastering nicht negativ auffällig. Insgesamt eine gute Dokumentation einer sehr guten Aufführung.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Diese 1978 in London mit dem Philhamonia Orchestra und dem Ambrosian Opera Chorus entstandene Studio-Einspielung ist vor kurzem in der Reihe Warner Classics neu aufgelegt worden, und ich habe sie mir sofort zugelegt. In diesem Thread ist sie zuerst von Mina erwähnt worden und dann von mir.

    Für mich ist das einer der besten "Rigolettos", die derzeit zu haben sind. Es ist der Dirigent Julius Rudel, der diese Aufnahme im Verein mit einigen Traumstimmen zu einem besonderen Gustostückerl werden läßt (meine Brust schwillt, weil er aus Österreich stammt - sie schwillt leider wieder ab, weil er seinerzeit vor den Nazis fliehen mußte). Der langjährige Leiter der New York City Opera wird zu Unrecht oft neben der MET übersehen, die ihm aber unendlich viel an Vorarbeit etc. verdankt. Man braucht etwa nur das finale Il maledizione! mit anderen "Rigoletto"-Schlüssen zu vergleichen, um festzustellen, wieviel subtiles Verständnis und welchen Interpretationsreichtum Rudel hier (zusammen mit Sherrill Milnes) kundtut.
    Er vereint musikalische Schönheit mit dramatischer Spannung wie wenige. Dabei akzentueirt Rudel aber die vokale bellezza mehr als die dramatische Intensität, ohne diese zu vernachlässigen - das ästhetische Erlebnis bleibt immer eine Spur stärker als das Herzklopfen. Dafür hatte er sich die idealen Sänger ausgesucht, die alle im Zenit ihres Könnens standen. Sherrill Milnes in der Titelrolle gibt einen edlen Höfling in stimmlicher Überform, in den man sich beinahe verlieben könnte. Alfredo Kraus hat den Duca, abgesehen von der ersten Arie, bei der er noch ein wenig zu unbeteiligt wirkt, nie schöner gesungen als hier (manchmal natürlich ebenso gut). Beverly Sills streift als Gilda sogar fast ans Virtuose, vermeidet aber, diese Linie zu überschreiten. Samuel Ramey singt sowohl den Sparafucile wie den Monterone, vorzüglich und tadellos, nur etwas weniger schwarz als ich ihn in Erinnerung hatte. Auch bei den kleineren Rollen hat man Spitzenkräfte verpflichtet: Mignon Dunn (Maddalena), Dennis O'Neill (Borsa), Ann Murray (Giovanna) usw.

    Das ist - heute muß man schon sagen: alte - Opernkultur vom feinsten!

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Deutsche Grammophon 1980, 1999

    Schwierig, hier ein befriedigendes Gesamturteil zu fällen. Natürlich ist es eine gute Aufnahme, gewissermaßen sogar eine sehr gute. Sie bietet wunderbaren Schöngesang und erreicht - aber nur in dieser Beziehung - mehrfach Referenzcharakter. Die Protagonisten standen im Zenit ihres vokalen Könnens. Ihnen zuzuhören, ist ein Erlebnis. Aber sie sind überwiegend keine idealen Besetzungen (am ehesten könnte man noch Ghiaurov als Sparafucile ausnehmen).

    ABER: "Rigoletto" ist als Oper insgesamt viel mehr als Schöngesang. Dieser wird hier wiederholt vom Hauch des Sterilen umweht, von akademischer Perfektion ohne seelische Tiefenwirkung. Ich streite nicht ab, daß Ansätze zu solcher spürbar werden. Aber beispielsweise der Duca ist hier, seiner stimmlichen Wirkung nach zu schließen, ein edler Jungmonarch, dem man den Wüstling nicht abnehmen möchte.
    Man hört große Kunst, aber das Drama überwältigt nicht, bleibt ästhetischer Genuß auf superbem Niveau. Irgendwie ist das eine Auffassung von Oper, die für die späten 1970er Jahre um Jahrzehnte verspätet anmutet (ich drücke es bewußt etwas zu drastisch aus). Interessant. Hörenswert. Ein bleibendes Dokument von Lieblingssängern und -innen. Und trotzdem mangelt ein gewisses Etwas.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Man hört große Kunst, aber das Drama überwältigt nicht, bleibt ästhetischer Genuß auf superbem Niveau. I

    Besser kann man es wohl nicht formulieren, danke!

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • ABER: "Rigoletto" ist als Oper insgesamt viel mehr als Schöngesang. Dieser wird hier wiederholt vom Hauch des Sterilen umweht, von akademischer Perfektion ohne seelische Tiefenwirkung.

    Genau dieses Problem beschleicht mich, nein - habe ich, bei den meisten Studioaufnahmen der letzten Jahrzehnte. Da wird von Tontechnikern im Bedarfsfall Ton um Ton aus verschiedenen Aufnahmesitzungen zu einem "Gesamtkunstwerk" geschnitzelt und gemischt. Im Ergebnis ist Schönklang wichtiger als Ausdruck und/oder Intensität. Und dieses System haben leider auch die offiziellen "live" Mitschnitte von Aufführungen übernommen, wo aus mehreren Aufführungen zusammengeschnitten wird (ich glaube der "Tristan" unter Böhm aus Bayreuth war der Türöffner).
    Bei aller berechtigten Diskussion über die Tonqualität (von rechtlichen Aspekten rede ich gar nicht) bevorzuge ich im Hinblick auf Ausdruck und Spannung die echten Mitschnitte, die es leider zu oft nur am grauen oder schwarzen Markt gibt.

  • Manchmal habe ich sogar das Gefühl, daß es nur um korrekte und saubere Töne geht, sodaß selbst der Schöngesang auf der Strecke bleibt. Wenn nur jeder Viertelton präzise kommt. Oft klingt das Ergebnis dann einfach langweilig. Jede Farbe fehlt, obwohl man ja eigentlich nichts aussetzen dürfte. Ehrlicherweise muß man sagen, daß der Giulini-"Rigoletto" letztlich doch weit weg von solcher Trockenheit ist, auch wenn seine passione zum Artifiziellen tendiert.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Etwas off-topic....
    Ich bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass man bei Oper selten eine wirklich ideale Aufnahme finden kann. Es gibt so viele Variable, die in eine „ideale“ Opernaufführung hineinspielen, dass man eigentlich davon ausgehen kann oder muss, irgendwo Abstriche machen zu müssen. Natürlich ist das bei jedem Genre so, aber so extrem wie bei Oper geht es mir nirgends.

    Je mehr Personen das Kunstwerk herstellen - und bei DVDs mit der zusätzlichen Komponente der Inszenierung - desto schwieriger wird es, sich auf die steigende Anzahl von Imperfektionen einlassen zu können.

    Man sieht es ja, wie wichtig zB bei DVDs die Inszenierung ist. Immer wieder werden Aufnahmen abgelehnt, weil jemadem etwas da auf der Bühne nicht stimmig erscheint, langweilig ist oder zu politisch engagiert daherkommt. Geht mir auch so. Die Musik scheint auf einmal nicht mehr so wichtig zu sein. Ich bemerke aber im Gegenteil dazu, wie gerade bei hochgelobten DVDs viele gar nicht bemerken, wie belanglos das Orchester spielt, oder wie wenig Durchblick ein Dirigent durch die Partitur hat - was sich daraus erkennen lässt, dass die Musik aus dem Graben mehr oder weniger als vermischte Sosse hochschwappt und nur als Teppich für die Sänger funktioniert, auf dem sie sich nach ihrem Belieben niederlassen können.

    Bei CDs geht ein sehr wesentlicher Aspekt von Oper natürlich ganz verloren und ich höre mir deshalb Opern gar nicht mehr auf CD an. Wenn man sich aber auf CDs einlässt, dann wird es sehr schwierig eine wirklich mitreissend überzeugende Aufnahme zu finden, denn nun muss die musikalische Darbietung alles zusätzlich befriedigen, was sonst eine Oper auszeichnet, nämlich die Szene. Opernmusik ist für die Bühne komponiert. Das genau ist vom Komponisten mit eingeplant. Es ist einfach unendlich berührender und letztendlich befriedigender, wenn man jemandem wie Tosca zusieht, wie sie Scarpia anfleht und es sich nicht nur versucht vorzustellen, während man es aus dem Lautsprecher klirren hört.

    Wenn man nun auch noch von einer Studioaufnahme eine solche Erwartung des Idealen hat, nämlich dass sie einen zutiefst berühren können muss, dann wird man sicherlich sehr oft ganz und gar enttäuscht.
    Ich meine, dass ein Sänger sich in die Rolle jeden Aufführungsabend wieder hineinleben muss, von Anfang bis Ende der Geschichte. Auch ein idealer Zuschauer/hörer sollte es immer wieder tun, um wirklich die Reise, auf die uns das Werk schicken will, voll und ganz mitmachen zu können.
    Eine Studioaufnahme kann so etwas gar nicht bieten, denn es wird alles zusammengeschnippelt und auch gar nicht in Reihenfolge aufgenommen, sondern so, dass man so wenig wie möglich Geld ausgibt, dh zB die Chorszenen- und die Nebenrollenszenenaufnahmen werden so angesetzt, dass die Leute nicht die ganze Woche rumhängen müssen, sonder nur 1-2 Tage dabei sind usw.

    Also, wenn man wirklich mitgerissen werden will, dann sollte es mE eine Live DVD sein. Dann muss man aber sehr viel mehr Konzessionen machen in Hinsicht auf technische Perfektion der Sänger, Inszenierung und einzelne Details, zB bei einem Klarinettensolo, oder der Ouverture, die an dem Abend etwas Zeit brauchte um in Schwung zu geraten. Was man hoffentlich gewinnt, ist die Reise, auf die wir geschickt werden und an der wir viel direkter und mitfühlender teilhaben können, dadurch, dass sie auch wirklich voll und ganz für jeden beteiligten Künstler stattgefunden hat.

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