Martin Scorsese - Seine besten Filme

  • Martin Scorsese - Seine besten Filme

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    Analog zu Michels Hitchcock-Thread würde ich gerne eure Meinung zu den Filmen Martin Scorseses ermitteln. Für mich ist er einer der spannendsten Regisseure der letzten 40 Jahre, der über eine ganz eigene Erzählweise und Bildsprache verfügt. Letztere verwirklichte er oft gemeinsam mit den brillianten Bildregisseuren Michael Ballhaus und Robert Richardson. Zu seinem Team gehört auch die Cutterin Thelma Schoonmaker, die alle seine Filme geschnitten hat. Auch die Wahl seiner Hauptdarsteller zeugt von großer Kontinuität. War in den siebzigern und achtzigern Robert De Niro der omnipräsente Star in seinen Werken, so ist es mittlerweile Leonardo Di Caprio, den Scorsese am liebsten bucht. Zwischenzeitlich sah es so aus, als übernähme Daniel Day-Lewis De Niros Aufgabe. Doch der Engländer spielt auf eigenen Wunsch eher selten.

    Neben Scorseses mittlerweile über 20 Spielfilmen stehen dokumentarische Filme aus der Musikwelt. So hat er den Woodstock-Film geschnitten und später Konzert- und Filmdokus über The Band oder die Rolling Stones gedreht. Demnächst folgt eine weitere über George Harrison und möglicherweise ein Spielfilm über Frank Sinatra. Überhaupt spielt Musik eine große Rolle in Scorseses Schaffen. Z.B. fungierte er als Produzent einer siebenteiligen Reihe über die Geschichte des Blues oder spielte eine Rolle in Bertrand Taverniers Jazz-Drama Round Midnight.

    Doch zurück zu seinen Spielfilmen. Michels Regelwerk aus dem Hitchcock-Thread kann gerne übernommen werden:

    Zitat

    - Jede(r) darf so viele Filme nominieren, wie er oder sie will
    - Aber pro Beitrag darf nur ein Film genannt werden
    - Und die Nominierung muss in mindestens 3 vollständigen Sätzen begründet werden

    LG
    C.

    „Beim Minigolf lernte ich, wie man mit Anstand verliert.“ (Element of Crime)

  • Als spontanen Schnellschuß nominiere ich zuerst TAXI DRIVER

    Scorsese fängt die Stimmung eines (in den Augen Travis) durch und durch verkommenen New Yorks wundervoll ein. Kongenial die Filmmusik Bernard Herrmanns. De Niro ist super und noch nicht zum Denkmal seiner selbst verkommen. Auch alle anderen Rollendarstellungen begeistern. Eine umwerfende Idee, dass die weiterhin tickende Zeitbombe und verkorkste Existenz Travis am Ende als Held dasteht...

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • "Taxi Driver" ist ohne Zweifel ein großartiger Film, auch "New York, New York", auch "Alice, doesn´t live here anymore". Aber es gibt einen Film von Scorsese den ich absolut überwältigend finde: "Gangs of New York". Es gibt keinen zweiten Film, in dem das Lokalkolorit so überzeugend dargestellt ist. Bis in die letzte Einzelheit breitet sich vor uns ein Panorama des New Yorks des Spätbiedermaiers aus. Ein Spätbiedermaier ohne Rosenkränze oder Waldeinsamkeit. Die schreiend bunten Anzüge der Herren, die schmutzigen Kleider der Damen, das Gewusel der Menschen, der Dreck, der Staub.
    Dann die Schauspieler, und wie sie von Scorsese geführt werden, allen voran Daniel Day-Lewis als Bill the Butcher. Dieser spindeldürre, nervendurchzuckte, völlig aus der Spur gelaufene Irre. Wenn er das Metzgerbeil in die Luft wirft, und wie das gefilmt ist (dafür bekam Day-Lewis zu Recht den Oscar)... Großes Kino. Sehr großes Kino.

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    Immer noch da ... ab und an.

  • ZU den genannten gehört m. E. unbedingt noch RAGING BULL dazu, aber ich mag ihn nichjt so besonders, was vornehmlich mit dem Thema zu tun hat. Deswegen nenne ich mal seinen ungewöhnlichsten (neben dem schon genannten "Musical" NEW YORK, NEW YORK):

    THE AGE OF INNOCENCE (1993), ein allenfalls oberflächlich konventioneller Kostümfilm nach einem Roman Edith Whartons, führt, wie später wieder GANGS OF NEW YORK, ebenfalls in das New York der 1860er/70er Jahre, allerdings ein ganz anderes, und bietet auch Daniel Day Lewis, übertrumpft aber die im Wortsinn etwas ordinäre Cameron Diaz durch Michelle Pfeiffer und Winona Ryder. Nie vorher und selten nachher war Michael Ballhaus' Kamera mit ähnlichem Erfolg auf derart reichhaltige Bilder aus, und die Geschichte hat durchaus ihre eigene Pointe, die dem Gewaltmythos, dem Scorsese sonst für meinen Geschmack etwas zu intensiv huldigt, ein wirksames Gegenstück bietet.

    Das waren jetzt zwar nur zwei vollständige Sätze, aber ich will ja auch nicht zuviel von dem Film vorweg nehmen, den vielleicht nicht alle hier kennen. Jedenfalls lohnt er sich unbedingt, denn er ist weit mehr als der beste "Frauenfilm" Scorseses.

    :wink: Rideamus


    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Die meisten Filme von Scorsese finde ich auch sehr sehenswert. Da ich ein Faible für gute Boxer-Filme habe, nenne ich mal zunächst Raging Bull (1980) über den Aufstieg und Fall des Boxers Jake LaMotta.

    Ungefähr gleichzeitig kam der erste Rocky-Film mit Sylvester Stallone heraus. Während die Rocky-Filme zum großen Erfolg in den Zeiten der Reaganomics werden, in dem sie noch einmal den American Dream vom individuell erkämpften Aufstieg bebildern und bezeichnenderweise vom Aufstieg eines Weißen in einer Zeit, in der das Boxen längst fest in afro-amerikanischen Händen liegt und inszeniert als imaginären Triumpf über den realen Triumpf des Black Power mit Witz und Intelligenz repräsentierenden Muhammed Alis in den vorangegangenen Zeiten widerständiger Bewegungen, liefert Scorsese die Nachtseite des Boxens und des individuellen Aufstiegs und damit auch Amerikas.

    La Motta ist unfähig, den Zyklus von Mißtrauen und Gewalt zu durchbrechen. Machotum und Gewalt Little Italys kann er mit Hilfe seiner Frau und seines Bruders und Managers für eine Weile erfolgreich konzentrieren, aber nicht den Erfolg zu halten hat er gelernt, sondern das Mißtrauen und die Gewalt, die sich schließlich auch gegen seine einzigen beiden Vertrauten richten.

    Ich weiß nicht, ob Boxen je brutaler, entmythologisierter und verzweifelter dargestellt worden ist. Jedenfalls sind die beeindruckend und quasi subjektiv gedrehten Kampfszenen noch für den Zuschauer äußerst schmerzvoll als eine Art verzweifelter Kampf um eine Erlösung, die es nicht gibt, gezeichnet. Scorseses häufig auf verschiedene Weise Religion und scheiternde Erlösung im individuellen Kampf thematisierenden Motive sind auch hier, besonders in den Kampfszenen, nicht weit.

    Zwar werden wir auch noch zum Zeugen von LaMottas Stehaufmännchenfähigkeiten gemacht. Dass der Boxer LaMotta Nehmer-Qualität hat, haben wir schon eindringlich schmerzvoll in seinem letzten verlohrenen Box-Kampf, der eine Art verzweifeltes Selbstopfer ist, mitansehen müssen, aber auch LaMottas Versuch, sich als Barbesitzer und Entertainer zu behaupten, nähren eher weiter Depression.

    Gelungen auch Scorseses Mix filmischer Erzählformen, z.B. quasi-dokumentarisch, überwiegend Schwarz-Weiß-Aufnahmen, sein böses Spiel mit den Formen der amerikanischen "The Story of...."-Filmen oder mit andern Hollywood-Erzählformen und -Bildeinstellungen.

    :wink: Matthias

  • Ich war als Jugendlicher ein totaler Flugzeugverrückter und interessierte mich für Technik, Geschichte, Logistik, etc. des Flugzeugbaus.

    Von daher fand ich relativ viel Gefallen an The Aviator. Wie dieser Film aber auf normale Menschen wirkt, kann ich schlecht einschätzen. Möglicherweise gibt es ein paar Längen. War zudem für mich der erste Film, in dem ich spürte, dass in di Caprio durchaus ein Charakterdarsteller stecken kann. Manche "Actionszene" mit Flugzeugen und dergleichen wirkt etwas hölzern.

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • War zudem für mich der erste Film, in dem ich spürte, dass in di Caprio durchaus ein Charakterdarsteller stecken kann.

    Das war doch schon völlig klar, als Leo Arthur Rimbaud spielte in dem Streifen "Total Eclipse" - 1995... wahnsinnig gute Darstellung des Poete maudit.

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    Immer noch da ... ab und an.

  • Zitat

    Das war doch schon völlig klar, als Leo Arthur Rimbaud spielte in dem
    Streifen "Total Eclipse" - 1995... wahnsinnig gute Darstellung des
    Poete maudit.

    Absolut. Eine tolle Darstellung von Rimbaud durch L. di Caprio und ein Spitzenfilm insgesamt. Aber heute ist ihm dieses Werk offenbar peinlich, jedenfalls will er davon nichts mehr wissen.

    Aber ich möchte hier einen anderen Film von Scorsese und L.d.C. nominieren, nämlich...

    Dieses Werk besticht durch:

    - ein perfektes Drehbuch mit treffsicheren, sarkastischen und scharfzüngingen Dialogen
    - perfekt aufeinander abgestimmte Hauptdarsteller in Form von di Caprio, Damon, Nicholson, Wahlberg, Sheen, Baldwin
    - eine unglaubliche Spannungskurve mit einem überraschenden Ende
    - exzellente Kameraarbeit durch Michael Ballhaus
    - einen passenden Soundtrack

    Neben Taxi Driver und Goodfellas mein liebster Scorsesefilm.


    R.

  • Hallo Respighi,

    Departed fand ich auch besonders gut. Deinen Gründen kann ich nur hinzufügen, dass ich das irische Milieu Bostons dieser Zeit sehr gut gezeichnet finde, mindestens ebenso wie sonst Scorseses sicher vertrauteres Little Italy. Aber in Goodfellas, den ich auch besonders gut finde, von seiner Mafia-Trilogie sicher der beste, ist der Protagonist ja auch ein Ire.

    :wink: Matthias

  • Departed finde ich auch gut. Aber dann sah ich das bessere Original (Infernal Affairs). Resultat: Viele gute Szenen sind aus dem Original übernommen worden (originalgetreue Kopien von Einstellungen, Kamerafahrten, etc.) und der Rest ist Geschwätzigkeit von Nicholson. Matt Damon ist mir auch irgendwie zu eindimensional.

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Hallo Matthias,

    klar, das irische Milieu und auch die ganze Ausbildung der Polizisten wird packend realisiert. Und gerade die Gegensätzlichkeit von diCaprio und Damon, glatter Karrierist gegen gedemütigten Kämpfer finde ich absolut glaubwürdig und auch bewegend. Allein das Einstellungsgespräch von diCaprio mit Sheen und Wahlberg ist so heftig und eindringlich, wie es wahrscheinlich nur ein Scorsese hätte inszenieren können. Scorsese ist ein Meister in der Darstellung von Milieus und Charakteren in all ihrer psychologischen Tiefe. Auch das Gespräch von diCaprio bei der Polizeipsychologin ist von einer solchen Eindringlichkeit - es wirkt sehr realistisch. Und prompt beginnt sie ja eine Affäre mit ihm, wohl als Ausgleich zu ihrem aalglatten Freund - nämlich Matt Damon.
    Für diesen Film hat Scorsese jedenfalls völlig zurecht den Oscar bekommen.

    Hallo TB,

    also, dieses Asia-Original kenne ich nur in Auszügen. Da ich sowieso kein großer Freund von asiatischen Filmen bin, hatte ich erwartungsgemäß auch keine Lust auf den ganzen Film.
    Ich weiß auch nicht, ob man diese beiden Werke direkt miteinander vergleichen sollte. Es ist sicher besser, sie jeweils als eigenständige Filmwerke des jeweiligen Regisseurs stehen zu lassen, zumal Scorsese nun wirklich eine deutliche Handschrift hat, die auch Departed stark geprägt hat. Es ist halt ein lupenreiner Scorsesefilm.
    Deine Bemerkungen über Nicholson kann ich nicht nachvollziehen. Damons Rolle ist sogar relativ vielschichtig, man erkennt es nur nicht sofort...


    R.

  • Damons Rolle ist sogar relativ vielschichtig, man erkennt es nur nicht sofort...

    Dass der Typ "vielschichtig" ist merkt man doch ohne Probleme... Auf diesem Impotenzproblem zum Beispiel wird meiner Meinung nach unnötig plakativ rumgeritten. (Im Original ist die entsprechende Figur viel schöner vielschichtig gezeichnet. Nicht mit so einem oberflächlichen Impotenzproblem sondern mit einem anderen, das mir aber gerade entfallen ist.)

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Hallo TB,

    ich finde Internal Affairs auch einen sehr guten, aber doch sehr anderen Film, auch wenn sich Scorsese bei ihm offensichtlich über die Story-Vorlage hinaus bedient hat. Internal Affairs ist schnell, ganz auf die Spannung rhythmisiert, in der Tat noch spannender und noch düsterer. Die Charakterisierung der Personen auch gelungen, aber vergleichsweise lakonisch. Scorseses Qualitäten liegen anderswo, nämlich genau da, wo Respighi sie in seinem letzten Beitrag ausmacht, stimmige Milieu- und Charakterzeichnungen. Insofern finde ich auch die Dialoge nicht zu lang, sondern meisterhaft.

    :wink: Matthias

  • "Taxi Driver" ist ohne Zweifel ein großartiger Film, auch "New York, New York", auch "Alice, doesn´t live here anymore". Aber es gibt einen Film von Scorsese den ich absolut überwältigend finde: "Gangs of New York". Es gibt keinen zweiten Film, in dem das Lokalkolorit so überzeugend dargestellt ist.

    Für mich liegen Welten zwischen beiden Filmen. Lieber Florian, wenn du das Lokalkolorit erwähnst: Das finde ich in Taxi Driver großartig eingefangen. Das war hochaktuelles Kino, dort hatte Scorsese seinen Finger direkt am Puls der Zeit. Gangs of New York hingegen hat mich nach großer Vorfreude eher enttäuscht, trotz so großartiger Mitwirkender wie Ballhaus, Day-Lewis u.a. Scorseses eigentliche Stärken verschwinden in diesem Film für mich hinter einer dürren Rächer-Geschichte und einer Ausstattungs-Orgie. In meiner Rangliste der Scorsese-Filme landet Gangs of New York im hinteren Drittel.

    Gleiches gilt für

    THE AGE OF INNOCENCE (1993), ein allenfalls oberflächlich konventioneller Kostümfilm nach einem Roman Edith Whartons, führt, wie später wieder GANGS OF NEW YORK, ebenfalls in das New York der 1860er/70er Jahre

    Hier finde ich, dass Scorsese nicht der richtige Mann für Plüsch und Herzschmerz ist. Der Film funktioniert zwar irgendwie als gesellschaftliches Drama, er beraubt den Regisseur aber nahezu all seiner Stärken. Scorsese ist ein klarer, kühler Analytiker seiner Umwelt und seiner Zeit bei gleichzeitig hohem Tempo und perfektem Gespür für Timing. Diese Qualitäten konnte er bei den Filmen, die im 19. Jahrhundert angesiedelt sind, kaum einbringen. Nicht, dass beide Filme schlecht wären. Nein, sie sind sicherlich deutlich besser als ähnlich gelagerte Ware von der Stange. Aber unter der hohen Messlatte, die Scorsese selbst gelegt hat, rutschen beide Filme knapp drunter durch.

    Für mich ganz oben:

    Good Fellas

    Hier spiegelt sich das wider, was Scorsese selbst erlebt hat: Ein zum Teil verklärter Blick auf die Mafia, ein Einblick in das Faszinierende der mafiösen Strukturen. Gleichzeitig aber auch ein kalter, analytischer Zugang zu den brutalen Mechanismen und den Schattenseiten dieser Parallelgesellschaften. Das ganze noch über drei Jahrzehnte angelegt, formidabel gespielt von einer Traum-Besetzung, straff erzählt und mit einem tollen Soundtrack unterlegt. (Nicht zu vergessen die Anleitung, wie man Knoblauch richtig schneidet...)

    LG
    C.

    „Beim Minigolf lernte ich, wie man mit Anstand verliert.“ (Element of Crime)

  • Ja, Scorsese ist ein Name, bei dem man immer wieder auf Neues gespannt ist.
    Wobei man vor Enttäuschungen nicht gefeit ist. "Gangs of New York" war letztlich eine - wobe Daniel Day-Lewis auch in diesem Fall einiges rettet. "Departed" nach einem gewissen Zeitlauf auch. Obwohl ich Jack Nicholson immer wieder klasse finden, ging er mir hier dann doch auf die Nerven; einen solchen Film zur One-Man-Show umfunktionieren zu wollen, ist reichlich daneben, aber die Macht hat er ja wohl (was auch Michael Ballhaus leidvoll erfahren musste).

    Das abgründige, das auch bei einer Buddy-Beziehung existieren kann, die Verquickung von Freundschaft, Liebe, Loyalität, Brutalität, Zynismus hat mich bei "Good Fellas" sehr beeindruckt. Nicht weniger bei einem anderen Film, der hier, so glaube ich, noch nicht erwähnt wurde:

    Da ist auf einmal sogar Sharon Stone eine Schauspielerin. Auch hier eine Saga in einer Tradition von "Der Pate" und "Es war einmal in Amerika" - nur eben weit weniger beschönigend. Mein Lieblings-Scorsese.

    Jein (Fettes Brot, 1996)

  • Aber ich möchte hier einen anderen Film von Scorsese und L.d.C. nominieren, nämlich...

    Dieses Werk besticht durch:

    - ein perfektes Drehbuch mit treffsicheren, sarkastischen und scharfzüngingen Dialogen
    - perfekt aufeinander abgestimmte Hauptdarsteller in Form von di Caprio, Damon, Nicholson, Wahlberg, Sheen, Baldwin
    - eine unglaubliche Spannungskurve mit einem überraschenden Ende
    - exzellente Kameraarbeit durch Michael Ballhaus
    - einen passenden Soundtrack

    Neben Taxi Driver und Goodfellas mein liebster Scorsesefilm.

    Ich finde Departed auch gut. Das Problem ist nur: Es ist möglicherweise kein echter Scorsese-Film.

    Die Dreharbeiten müssen ziemlich die Hölle gewesen sein. Es gibt nur wenige Regisseure, denen im Hollywood-System eine größtmögliche künstlerische Freiheit gestattet ist. Spielberg kann eigentlich machen, was und wie er es will. George Lucas ebenfalls, der finanziert seine Filme eh fast selbst. Christopher Nolan hat mittlerweile auch den Status erreicht, 200 Millionen Dollar in die Hand gedrückt zu bekommen um damit irgendwas nach seinem Gusto anzustellen. Um einmal ein Gegenbeispiel zu liefern: Sam Raimi hat drei Spiderman-Filme gedreht, die allesamt das Vielfache ihrer Kosten in die Kassen gespült haben (um Geld geht's bei dieser Art von Filmen schließlich vornehmlich...) Raimi hätte auch noch einen vierten Film gemacht. Eine weitere Lizenz zum Gelddrucken quasi. Dennoch haben ihm die Schreibtischtäter der Studios so lange reingequatscht, bis er - und damit der komplette Cast - entnervt aufgegeben haben.

    Scorsese und auch Woody Allen konnten immer solange frei arbeiten, solange sie nicht auf Gedeih und Verderb den großen Studios ausgeliefert waren. Bei Departed wurden Scorsese allerdings ganz schnell Daumenschrauben angelegt. Und dann kam auch noch Nicholson dazu (den Scorsese nicht wollte, das Studio aber sehr wohl). Der hat höchstpersönlich täglich am Drehbuch rumgefummelt, sich seine Rolle neu geschrieben und konnte sich aufgrund guter Lobby-Arbeit gegen Scorsese durchsetzen. Ballhaus, der etwa zwei Jahrzehnte mit Scorsese gearbeitet hat, war sehr betrübt, dass ausgerechnet die letzte gemeinsame Arbeit ein solch persönliches Fiasko für den Regisseur geworden ist.

    Das tragische ist, dass Scorsese ausgerechnet für Departed den ersten, längst überfälligen Regie-Oscar erhalten hat. Für einen Film, der ihm mehr oder minder aus den Händen genommen wurde...

    Als nächstes macht er - was ich mit leichtem Erschrecken zur Kenntnis genommen habe - einen in Paris spielenden 3D-Film namens Hugo Cabret nach dem Buch von Brian Selznick.

    LG
    C.

    „Beim Minigolf lernte ich, wie man mit Anstand verliert.“ (Element of Crime)

  • Scorsese hat hervoragende Dokumentationen erstellt bzw. erstellen lassen:

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    Zum Beispiel diese hier
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    oder
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    Sollte man nicht vergessen.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

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