Die Diskussionen zwischen Jaspers und Arendt finde ich nicht mehr. Dafür aber ein anderes Zitat von Arendt in einem Brief an Jaspers vom 17. August 1946:
"Mir ist ihre Definierung der Nazi-Politik als Verbrechen (*kriminelle Schuld*) fraglich. Diese Verbrechen lassen sich, scheint mir, juristisch nicht mehr fassen, und sas macht gerade ihre Ungeheuerlichkeit aus. Für diese Verbrechen gibt es keine angemessene Strafe mehr; Göring zu hängen, ist zwar notwendig, aber völlig inadäquat. Das heißt, diese Schuld, im Gegensatz zu aller kriminellen Schuld, übersteigt und zerbricht alle Rechtsordnungen. ... Eben so unmenschlich wie diese Schuld ist die Unschuld der Opfer. So unschuldig wie alle miteinander vor dem Gasofen waren (der widerwärtigste Wucherer nämlich so unschuldig wie das neugeborene Kind, weil kein Verbrechen eine solche Strafe verdienen kann), so unschuldig sind Menschen überhaupt nicht. Mit einer Schuld, die jenseits des Verbrechens steht, und einer Unschuld, die jenseits der Güte oder der Tugend liegt, kann man menschlich-politisch überhaupt nichts anfangen. Dies ist der Abgrund ... in den wir nun schließlich hineingeraten sind. Wie wir aus ihm wieder herauskommen sollen, weiß ich nicht. ..."
Mir scheint, die früheren Diskussionen waren erhellender, als die der Nachgeborenen. Und sie lassen auch den Schock noch erkennen, den damals viele empfanden. Manchmal habe ich den Eindruck, dass heute viel geglättet und darüberhinweg geschrieben wird.