Händel: Der Messias

  • Händel: Der Messias

    Georg Friedrich Händel

    Der Messias „ Ein Werk für die Ewigkeit“

    „Der Bekanntheitsgrad des Messias ist einzigartig in der Musikgeschichte“

    Uraufführung am 13.April 1742 in der New Music Hall an der Fishamble Street in Dublin.
    Händel wurde gefeiert, die Aufführung wurde ein Höhepunkt, die Presse war begeistert,
    deshalb wiederholte Händel einige Tage erneut den Messias in seinem letzten Konzert in Dublin.
    Wieder zurück in London wurde der Messias im Covent Garden Theater im März 1743 aufgeführt aber sehr kühl aufgenommen.
    Typisch für die Engländer so sind sie halt! Erst ab 1750 etablierte sich eine jährliche Aufführungstradition des Messias.
    Als Georg Friedrich Händel 1759 starb war der Messias eins seiner meist aufgeführten Oratorien,
    und bis in unsere Tage hat sich daran nichts geändert.
    Meine erste Auseinandersetzung mit dem Messias war ein Klavierauszug da war ich 16.

    Wir haben ihn geprobt für ein Chorkonzert 1976 wo der gesamte Messias ohne Streichungen aufgeführt wurde.
    Es gab gleich mehrere Konzerte in verschiedenen Städten.
    Meine erste Schallplattenaufnahme war die Richter Aufnahme von 1965, auch heute noch habe ich diese Aufnahme aber auf CD.

    Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Messias und welche Aufnahmen berühren Euch.
    Ich habe insgesamt 5 Aufnahmen die ich immer wieder auflege, und alle haben sie etwas Eigenes.

    Deshalb lege ich mich auch nicht fest welche die beste ist oder nicht. Kommt immer auf meine eigene Verfassung und Laune an.
    Müsste ich mich aber für eine Entscheiden nehme ich die Richter-Aufnahme von 1965 mit.
    Meine Aufnahmen nach Erscheinungsjahr
    1965 Karl Richter Münchner Bach Chor und Orchester
    1980 Christopher Hogwood The Academy of Ancient Music

    (Die erste Aufnahme, auf authentischen Instrumenten die Auf den Markt kam.)
    1984 Neville Marriner Südfunkchor-Radio-Sinfonie-Orchester Stuttgart
    1991 Helmuth Rilling Gächinger Kantorei-Bach-Collegium Stuttgart
    2005 William Christie les arts florissants

    Liebe Grüße Andreas

    Liebe Grüße Dirigent :wink:

    Die Kunst zu wissen, wann man das Orchester nicht stören soll.
    Herbert von Karajan (1908-1989)

  • Ich besitze keine einzige Aufnahme des Messiah. Mein erster Kontakt war allerdings meine erste Single, die ich zum 10. Geburtstag von einem Schulfreund geschenkt bekam. Sie enthielt die Arien "Ich weiß, daß mein Erlöser lebet" und "Er weidet seine Herde", jeweils die Sopranfassung. Wer gesungen hat, weiß nicht nicht mehr. Es war eine Single der Deutschen Grammophon, lange verschollen.

    Mit 11 habe ich dann das erste Mal einige Chöre aus dem Messias (ja, damals alles auf Deutsch) gesungen, und ab dann eigentlich regelmäßig. Das letzte Mal am Samstag in Hamburg in der Kulturkirche Altona, wo ich im Philharmonia Chor Hamburg aushalf. Die Lauttencompagney aus Berlin spielte hervorragend, und ich hatte einen tollen Nachmittag.

    Den Messiah zu singen ist jedes Mal eine Freude für mich. Ich kann den Auslöser nicht genau fassen. Sobald das Werk beginnt, erfüllt mich ein Wohlgefühl. Bei einer Aufführung im November letztes Jahr war mein Mann im Publikum, und er sagte hinterher, ich hätte drei Stunden lang gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd.

    Da ich kein Profi bin, sind die Aufführungen, bei denen ich mitsinge, unterschiedlich im Niveau. Manchmal ärgere ich mich über Solisten oder Teile des Orchesters, immer gibt es Dinge, die der Chor besser machen könnte. Aber das ändert nichts am Wohlgefühl. Ich freue mich schon auf das nächste Mal.

  • Lieber Dirigent.

    Bitte entschuldige, wenn ich ein paar wenige Worte zu Deiner Threaderöffnung verlieren möchte. Ich bin hier wohl ohnehin als derjenige bekannt, der sich noch nie gescheut hat, sich evtl. unbeliebt zu machen, und weil ich bald ganz weg bin aus diesem Forum, wage ich es gerne, abermals vorsichtig Kritik zu üben.

    Was mir an Deinem Eingangsposting nicht so gut gefällt, sind die vielen stark normativen Elemente, die es enthält. Wir haben im Forum eigentlich einen Modus gefunden, der insbesondere die Threaderöffnungen eher deskriptiv, sachhaltig und verhältnismäßig wertneutral zu gestalten versucht. Daß Händels Messias ein "Werk für die Ewigkeit" sei oder daß der "Bekanntheitsgrad des Messias [...] einzigartig in der Musikgeschichte" dastehe, das kann man als Beiträger im Verlaufe eines Threads einmal erwähnen, wenn man durchaus dieser etwas holzschnittartigen Auffassung sein sollte, aber eine Threaderöffnung sollte nicht mit solchen Werturteilen überfrachtet werden, zumal nicht ganz klar wird, wer sie eigentlich behauptet: Der Verfasser oder eine repräsentative Mehrheit aller Klassikhörer oder gar die gesamte musikliebende Welt? 8|

    Sätze wie "Typisch für die Engländer [,] so sind sie halt" schließlich scheinen mir vollends entbehrlich im Eingangsposting eines Sachthreads. Sowas kann man im Blauen Salon schreiben, wenn es um Waffeln, Kraken oder Kaffeehäuser geht. Aber Händels Messias hätte eine etwas nüchterne Diktion verdient, so jedenfalls seh ich das.

    Außerdem trennst Du die Werkvorstellung von Deinem eigenen, interessant zu lesenden Erlebnishaushalt nicht durch Signale wie Absatz oder neues Posting, was erstmal etwas irritierend wirkt.

    Lieber Dirigent, sei bitte nicht traurig oder zornig ob meiner Worte. Das sind ja ersteinmal nur meine Ansichten, nimm sie nicht zu schwer bitte. Da ich weiß, daß hier viele User viele Worte und Hüpfemännchen finden, wenn jemandem öffentlich zum Geburtstag gratuliert oder wenn jemand begrüßt sein soll, jedoch nur wenige, wenn es einmal nicht so rund läuft, hab ich mir wieder die schwarze Kutte umgehängt und verschwinde ebenso nebelhaft, wie ich gekommen bin. Für hartgesottenere Gemüter mag es auch so scheinen, als ob niemand was gesagt hätte. ;+)

    In diesem Sinne, ich freue mich weiter von Dir zu lesen, Dirigent,

    Dein Alex :wink:


    "In the year of our Lord 1314 patriots of Scotland, starving and outnumbered, charged the field of Bannockburn. They fought like warrior poets. They fought like Scotsmen. And won their freedom."

  • Lieber Dirigent, ich bin letzte Saison in den Genuss gekommen, den Messiah (in englischer Sprache) mit dem Concert d'Astrée unter der Leitung der frz. Dirigentin Emmanuelle Haïm live erlebt zu haben. Wenn man von den Solisten absieht, war das für mich eine Referenzaufführung. sie ist damit in Deutschland auf Tournee gewesen und es muss hier im Forum irgendwo etwas dazu geben, ich erinnere mich jedenfalls an die Diskussion.
    Chor (um die 20 Sänger) und (HIP)Orchester haben mit einer Frische und Transparenz musiziert, die mich sofort begeistert hat. Wenn es nicht den saftlosen Counter gegeben hâtte, der mehr gesäuselt als gesungen hat und mir die Sopranstimme besser gefallen hâtte, wâre das meine Lieblingsaufführung geworden.
    Ich habe eine Aufnahme mit den Wiener Sângerknaben-, die ist leider von solistischer Seite auch nicht zu empfehlen, aber ich mag insgesamt den Messias lieber mit möglichst wenig Opern-Power in Chor und Orchester. Schwungvoll, tänzerishc und durchsichtig.
    Von den Solisten erwarte ich barocke Qualitäten (also kein Riesenvibrato und kein schweres dramatisches Timbre) aber bitte im Verbund mit Singen im Körper und vor allen Dingen mit angenehmem Stimmklang.
    Ich habe selbst schon die gesamte Sopranpartir sowohl imChor als auch solistisch studiert bzw gesungen- das ist herrliche Musik, aber kein Spaziergang!

    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Nachdem schon einige Sänger gesprochen haben, kommt hier jetzt die ketzerische Perspektive eines schon an unzähligen Messias-Aufführungen beteiligt gewesenen Bläsers: Die musikalische Substanz des Werkes ist ebenso großartig, wie die Instrumentation lausig monochrom ist! Da sitzt man zwei Stunden mit seiner Tröte herum, um ewig colla parte mit den Choroberstimmen oder den Violinen zu spielen :sleeping: :sleeping: , während Nummern wie die Pifa geradezu nach selbstständig agierenden Bläserstimmen schreien (siehe vergleichsweise die Sinfonia aus der 2. Kantate WO)! Und der Trompeter hockt stundenlang auf seinem Stuhl, bevor er überhaupt den ersten Ton in einer einzigen Solo-Arie von sich geben darf - nee, Herr Händel! Wenn ich Ihnen später in der Hölle begegne, werde ich Sie unbedingt fragen, was Sie sich dabei gedacht haben! Viel kann es nicht gewesen sein! Musikalische Erfindung = 1, instrumentale Umsetzung = 6!

    Da andere schon vor mir erkannt haben, wie öde die Orchesterbehandlung im Messias ist, gibt es zum Glück Bearbeitungen, die ich dem Original weit vorziehe. Ich gestehe, dass ich das Werk gerne in der Mozart-Fassung höre, noch viel lieber aber in Eugen Goossens großer Orchesterversion (unter Beecham). Schade, jammerschade, dass die letztere Variante heutzutage fast gar nicht mehr aufgeführt wird - ich würde vieles darum geben, da mal mitspielen zu können!


    Geschmacklose Grüße

    Bernd

  • Vermutlich ist das auch ein Mißverständnis, aber irgendwie bilde ich mir ein, dass die weitgehend auf Streicher beschränkte Begleitung einen Beitrag zu dem Eindruck von "edler Einfalt und stiller Größe" beiträgt, den das Werk für mich ausstrahlt. Die Mozartschen Zusatzstimmen kommen mir immer wie überflüssiges Gedudel vor.
    Tatsächlich dürfte das hauptsächlich praktischen Erwägungen geschuldet gewesen sein, wobei ich es besonders bei der Pifa freilich auch schade finde, dass die Bläser nicht solistisch vorkommen. Händel hat ja an anderer Stelle durchaus farbenreich instrumentiert (z.B. Saul oder Solomon) und auch dankbare Soli geschrieben (etwa in etlichen der frühen italienischen Kantaten oder in der Cäcilienode).

    Die Trompete spielt allerdings vor "The Trumpet shall sound" schon im "Hallellujah" mit.

    Kater Murr

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Zitat

    Die Trompete spielt allerdings vor "The Trumpet shall sound" schon im "Hallellujah" mit.

    Stimmt, aber auch bis das Hallelujah mal kommt, vergeht für den betreffenden Musiker eine mittlere Ewigkeit! Händel muß seine Trompeter wirklich gehasst haben!


    Zitat

    Tatsächlich dürfte das hauptsächlich praktischen Erwägungen geschuldet gewesen sein

    Kann ich mir nicht vorstellen. Welche Erwägungen denn genau? Wenn man als Komponist schon Bläser hinzuzieht, sollte man sie aus praktischen Erwägungen heraus auch einigermaßen anständig beschäftigen.

    Ich kenne übrigens kein anderes größeres Barockwerk für Chor, Orchester und Solisten, welches ähnlich einfältig wie der Messias instrumentiert ist.

    Viele Grüße

    Bernd

  • Kann ich mir nicht vorstellen. Welche Erwägungen denn genau? Wenn man als Komponist schon Bläser hinzuzieht, sollte man sie aus praktischen Erwägungen heraus auch einigermaßen anständig beschäftigen.

    Das ist schon seltsam, vielleicht war man nicht sicher, ob man sich auf die Bläser solistisch verlassen kann? Vielleicht wollte man die Option offenhalten, die Bläser ganz wegzulassen, falls man keine zur Verfügung hatte, Genaues weiß ich auch nicht, aber s.u.

    Zitat


    Ich kenne übrigens kein anderes größeres Barockwerk für Chor, Orchester und Solisten, welches ähnlich einfältig wie der Messias instrumentiert ist.

    Opern von Händel z.B. sind oft (im Normalfall?) ähnlich einfältig.
    Aber die Tatsache, dass zumindest einige der anderen Oratorien weniger "einfältig" instrumentiert sind, weist doch darauf hin, dass es keine generelle Eigenart des Genres oder Unfähigkeit des Komponisten gewesen sein dürfte. Zeitdruck könnte eine weitere Rolle gespielt haben, allerdings finden sich im Messiah verglichen mit anderen Werken eher weniger Anleihen/Übernahmen eigener oder fremder Werke.
    Es wird mitunter auch darauf hingewiesen, dass die Chöre im Messiah auch weniger aufwendig sind als in anderen Oratorien (es gibt kaum/keine Doppelchöre), was an den Bedingungen der Uraufführung in Dublin gegenüber London gelegen haben soll.

    Kater Murr

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Stimmt, aber auch bis das Hallelujah mal kommt, vergeht für den betreffenden Musiker eine mittlere Ewigkeit! Händel muß seine Trompeter wirklich gehasst haben!


    Ist dir die Möglichkeit nicht in den Sinn gekommen, dass damals ein Instrumentalist möglicherweise mehrere Instrumente beherrschte und deshalb Händel keinen eigentlichen "Trompeter" brauchte? Weniger Instrumentalisten - die dafür mehr Arbeit hatten.


    LG
    Tamás
    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Hallo Tamás,

    erstens sind im Hallelujah Trompeten und Oboen involviert, was schon gegen die von dir ins Feld geführte Möglichkeit spricht.

    Zweitens verträgt sich der Trompetenansatz mit dem Oboenansatz überhaupt nicht. Nach 5 Minuten Gefuhrwerke auf einer Trompete bringe ich auf der Oboe keinen geraden Ton mehr heraus. Deshalb dürfte es auch zu Händels Zeiten kaum Musiker gegeben haben, die beide Instrumente in einem Stück gespielt haben. Vielleicht war ja einer der Geiger oder Bratscher :D nebenher noch Trompeter, aber auch das halte ich angesichts der Schwierigkeit der Trompetenarie für sehr unwahrscheinlich.

    Es könnte höchstens sein, dass der Trompeter während des stundenlangen Wartens noch eine Bratsche ergriffen hat.... :D :D

    Beste Grüße

    Berbd

  • Es könnte höchstens sein, dass der Trompeter während des stundenlangen Wartens noch eine Bratsche ergriffen hat....


    Auch nicht unmöglich: eben habe ich in Parrots Buch, "Bachs Chor" einen Bild gesehen, wo der Geiger auch einen Horn auf der Seite hängen hat.

    Ich mute aber Händel schon zu, dass er wusste, was und wieso er getan hat... 8+)


    LG
    Tamás
    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Beste Grüße

    Berbd

    Lieber Bernd,

    Hast du dich beim Hupen erkältet? Du schreibst so durch die Nase.

    "Eine Semmel enthält 140 Kalorien, 700 Semmeln pro Jahr ergeben 98000 Kalorien,
    diese benötigt man, um eigenhändig 1 Elefanten 9 Zentimeter weit zu tragen. Aber wozu?"
    (Loriot)

  • Liebe Juli,

    aus lauter Sparsamkeit heize ich meine Werktstatt im Wibter bicht. Barab wirds wohl liegeb!

    Zitat

    Auch nicht unmöglich: eben habe ich in Parrots Buch, "Bachs Chor" einen Bild gesehen, wo der Geiger auch einen Horn auf der Seite hängen hat.

    So etwas gab es sicherlich, aber jedenfalls ist es eine an Sadismus grenzende Zumutung, von einem Trompeter zu verlangen, nach stundenlangem Herumgesitze (oder Herumgebratsche :D), welches lediglich von einem kurzen Hallelujah unterbrochen wurde, kurz vor Toresschluss noch so ein Ding wie die Arie herauszuhauen.

    Beste Grüße

    Bernd

  • Es gibt theoretisch sogar die Möglichkeit, das ein Chorist zur Trompete gegriffen hat. Der "Messias" wurde nämlich meines Wissens in der Regel mit einem Chor vernünftiger Größe gegeben und nicht bloß mit den Solisten. Meiner Meinung nach ist davon auszugehen, dass eine Doppel- oder Mehrfachfunktion im Barock nicht unüblich war: Wenn Vivaldi in "Juditha triumphans" für eine einzige Arie ein Solo-Chalumeau vorschreibt, wird die Chalumeauistin eben ansonsten gefiedelt oder - meiner Meinung nach wahrscheinlicher - im Chor mitgesungen haben. Alternativ wäre zwar schon auch möglich, dass sie die oberste Violin/Chor-Stimme mitgechalumeaut hat, aber dafür gibts halt überhaupt keine Hinweise. Ebenso wie es auch keine Hinweise gibt, dass das Chalumeau und die Flute traversière, die in "Io di Lete sulla sponda" aus Fuxens "Orfeo ed Euridice" als obligate Instrumente fungieren, auch in der restlichen Oper immer mit den Violinen mitspielen - und ich kann mir das rein klangtechnisch auch nicht vorstellen, weil dadurch die Klangfarbenbalance in anderen Arien ja sehr verändert würde und der besondere Reiz des Chalumeaus inflationär würde. Auch in Fuxens Oratorium "Il Fonte della Salute" gibt es eine Arie mit solistischem Chalumeau und solistischer Posaune (!), Instrumente, die sonst das ganze Werk lang nicht vorkommen...

    Aber abgesehen davon finde ich wie der Kater, dass die reine Streicherbesetzung mehr als ausreichend ist. Das Werk ist nämlich durch die zahlreichen Chöre schon sehr abwechslungsreich; die solistischen Bläser sind in Oratorien italienischen Typs meiner Meinung nach besonders deshalb notwendig, um mehr Farbe in die Abfolge von vielen Arien zu bekommen. Im "Messias" gibt es auch mit der sparsamen Bläserbeteiligung genug Kontraste, um die Spannung für zweieinhalb Stunden aufrechtzuerhalten. Und das Geniale an der "Pifa" ist meiner Meinung nach gerade, wie der Klang von Hirteninstrumenten und Pastoralmusik nur durch die Streicher evoziert wird. Nichts gegen Oboen, ganz im Gegenteil, aber hier sind sie zu meinem Glück nicht zusätzlich nötig.

    Liebe (und geschmackvolle ;+) ) Grüße,
    Areios

    P.S.:


    Ich kenne übrigens kein anderes größeres Barockwerk für Chor, Orchester und Solisten, welches ähnlich einfältig wie der Messias instrumentiert ist.

    Das Fux'sche Oratorium "Il Trionfo della Fede" verzichtet sogar gänzlich auf Bläser, mit Ausnahme eines Continuo-Fagottes, und besitzt auch nur zwei Chorsätze. Dennoch habe ich mich nicht gelangweilt, da die Melodien einfach so schön und originell sind.

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Da ich den Messias schon weit häufiger im Orchester als vor dem CD-Spieler sitzend erlebt habe, sehe ich das Werk halt eher durch die Brille des Ausführenden.

    Fakt ist, dass von den drei Kompositionen, die mir mit Abstand am häufigsten unter die Finger gekommen sind, nämlich Dröhnungsmesse, WO und Messias, die beiden erstgenannten auch beim dreißigsten Mal noch richtig viel Spannung und Spass gebracht haben. Der Messias hingegen wirkt trotz der " an sich" genialen Musik spätestens nach dem 5. Mal sacköde :sleeping: :sleeping: :sleeping: , wenn man ihn mitspielen muss.

    Freilich könnte man als Oboist (nicht als 1. Trompeter!) auch die Perspektive "Gutes Geld für einen ausgesprochen lockeren, nervenschondenen Job" einnehmen :pfeif: . Uns Muggern kann man es halt nicht recht machen..... :schaem: :D

    Beste Grüße

    Bernd

  • Die Fux-Beispiele sind interesant.
    Ich teile nämlich eine gewisse Verwunderung über Händels Vorgehensweise hier schon mit Bernd. (Überdies finde ich die Trompeten-Arie zu lang, etwas fad und beinah ein wenig einen Fremdkörper :hide: ) Daher schrieb ich ja auch, dass die Unterstellung einer bewussten Beschränkung vermutlich auch nicht richtig ist, da eben in den meisten anderen Oratorien deutlich mehr Instrumentierungsaufwand betrieben wird, wenngleich selten oder nie so viel wie bei Bach. Was auch immer die Ursachen sein mögen, so wird der Messiah dadurch jedenfalls ein besonders schlagendes Beispiel für Beethovens Diktum, dass Händel mit einfachsten Mitteln größte Wirkungen erreichen könne. Kontraste wie in "The people that walked in darkness" oder "As by one came death" werden so eben allein durch Lage der Stimmen und Harmonie erreicht, sind im Grunde sehr einfach gemacht, aber nicht weniger effektiv (und nutzen sich beim Hören für mich auch nicht ab).

    Kater Murr

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Lieber Dirigent, ich bin letzte Saison in den Genuss gekommen, den Messiah (in englischer Sprache) mit dem Concert d'Astrée unter der Leitung der frz. Dirigentin Emmanuelle Haïm live erlebt zu haben.


    Hallo F.Q.


    Schade die Aufführung hätte ich auch gerne gehört! Muss gestehen bis heute kannte ich die Dirigentin nicht.

    Eine sehr schmächtige zarte Person, hoffentlich geht sie bei einem dominierenden Männerorchester nicht unter.

    Gibt es den Messias auf CD? Konnte keine Aufnahme davon finden.


    LG Andreas

    Liebe Grüße Dirigent :wink:

    Die Kunst zu wissen, wann man das Orchester nicht stören soll.
    Herbert von Karajan (1908-1989)

  • ich habe einige Mitschnitte vom Messias. Der momentane Favorit daraus ist dieser

    Händel: Messias HWV 56 mit dem hr-Orchester + Claycomb, White, Tessier, Purves aus Frankfurt unter Emmanuelle Haim vom 27.11.09 (Fairy Queen ist von der entsprechenden HIP-StudioKonserve sehr angetan)

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Die Fux-Beispiele sind interesant.
    Ich teile nämlich eine gewisse Verwunderung über Händels Vorgehensweise hier schon mit Bernd. (Überdies finde ich die Trompeten-Arie zu lang, etwas fad und beinah ein wenig einen Fremdkörper :hide: ) Daher schrieb ich ja auch, dass die Unterstellung einer bewussten Beschränkung vermutlich auch nicht richtig ist, da eben in den meisten anderen Oratorien deutlich mehr Instrumentierungsaufwand betrieben wird, wenngleich selten oder nie so viel wie bei Bach.

    Lieber Kater!

    Ich teile dafür ein wenig deine Eindrücke bezüglich der Trompeten-Arie. Das ist eine echte italienische barocke virtuose Da-Capo-Arie, die auch reichlich verziert werden sollte, um nicht zu fad zu werden, während der Großteil der "Messias"-Arien einen anderen Aufbau haben und viel weniger Wert auf Virtuosität und Improvisation zu legen scheinen - vielleicht mit Purcell als Vorbild?! (Da-Capo-Arien sind doch sonst nur "He was despised" und das wunderschöne "How beautiful are the feet", von dem der B-Teil leider meist durch die Chorversion ersetzt wird, oder vergesse ich da was?)

    Fux ist in meinen Augen und Ohren ebenfalls ein sehr ökonomisch arbeitender Komponist, der mit Continuo und Streichergruppe als Basis arbeitet (auch solistisch und in Concertini intern geteilt - nämlich sowohl die Streichergruppe als auch die Continuoinstrumente!). Die Möglichkeiten dieser Konstellation werden aber ziemlich ausgeschöpft. Bei der liturgischen Musik kommen noch Zink und Posaunen dazu, mit denen der Chor verstärkt wird, diese Instrumente fehlen aber in den Oratorien. Wenn dann bisweilen zur Abwechslung doch solistische Bläser in Arien (! - und nur in Arien!) auftauchen, bin ich mir eigentlich recht sicher, dass sich an diesen Stellen mehrfachqualifizierte Choristen auf die Tröten stürzten. Bzw. man kann es auch umgekehrt betrachten: dass die Bläser überall dort, wo sie nichts zu spielen hatten, den Chor verstärkten. Und dass viele Kirchenmusiker jener Zeit mehrfach qualifiziert waren, dieses System also möglich war, ist, soweit ich weiß, belegbar.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

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