Eben bereichert
Nein, hier geht es weder um eine euphemistische Umschreibung des "Eben verarmt" noch um eine Beichte von Eigentumsdelikten, sondern um einen Aspekt der Musikvermehrung, der seltsamerweise schon das zweite Weihnachtsfest des Forums unberücksichtigt überlebt hätte, würde er jetzt nicht angegangen.
Auf gut deutsch: hier soll die Rede sein von Geschenken, die wir aus den verschiedensten Gründen bekommen und die uns, wie die Überschrift sagt, bereichert haben - und das möglichst nicht nur materiell.
Ich komme auf diesen Thread, weil das Christkind heuer besonders großzügig war, ich aber nicht fälschlich behaupten möchte, darob verarmt zu sein. Das sind nämlich andere. Ich interpretiere sie aber sicher nicht falsch, wenn ich eine gewisse Erwartung unterstelle, dass ich mich dazu äußere. Diesen Obulus entrichte ich hier gerne, denn dafür vor allem ist dieser Thread gedacht und nicht als Erweiterung der Coversammlung von "Eben gehört".
Zu den besonders erfreulichen und überraschenden Gaben, die ich im Umfeld des Festes erhielt, möchte ich auf jeden Fall diese zählen, von deren Komponisten, geschweige denn deren Existenz ich bis zur ersten Frage meines Adventrätels selbst noch nicht die geringste Ahnung hatte. Das wäre wohl auch heute noch so, hätte ich nicht nach weihnachtlichen Bühnenwerken gefragt:
Der heute weitgehend vergessene, dänische Komponist (mit sizilianischen Wurzeln) August Enna (1859-1939) war einmal der mit Abstand bekannteste Komponist Dänemark, weit beliebter als zum Beispiel Carl Nielsen, der ihm allerdings künstlerisch deutlich überlegen war. Ennas ungemein melodische Musik hat einige Ähnlichkeit mit dem Idiom Engelbert Humperdincks, was natürlich auch an seiner Stoffwahl - er vertonte mehrere Märchen - und seiner Begeisterung für Richard Wagner lag. Was ihm wohl abging, war der Ehrgeiz, mehr als einfach populär zu sein, und so wiederholte er sich, einmal populär, mehr, als ihm gut tat. DAS KLEINE STREICHHOLZMÄDCHEN nach dem Märchen von Hans Christian Andersen aber tat ihm sehr gut, denn es konnte sich als eines von nur wenigen Werken Ennas im Repertoire halten. Gut tut es auch uns, denn diese anrührend traurige Geschichte, eigentlich ein musikalisches Monodram mit kurzen Erweiterungen, hat Enna hörbar zu einer besonderen Leistung inspiriert, die man sehr gut und ohne merklichen Qualitätsunterschied zum Beispiel mit Giancarlo Menottis AMAHL UND DIE NÄCHTLICHEN BESUCHER zu einem wunderschönen weihnachtlichen Opernabend koppeln könnte, wenn man einmal zur Abwechslung nicht "mit den Füßen trapp trapp trapp" machen und Hexen durchs Auditorium reiten lassen will.
Ein Werk und eine anscheinend absolut adäquate Aufnahme (mir fehlt natürlich jeder Vergleich), die ich jedem gerne empfehle, der sich nächstes Jahr wieder mal auf die bange Suche nach einer ungewöhnlichen, aber begeisternden Weihnachtsmusik begeben will oder muss. Eigentlich kann man es aber auch noch sehr gut in den kommenden und anscheinend leider wieder kalten Wintermonaten hören, denn Weihnachten bzw. der Sylvesterabend, an dem das Geschehen spielt, ist ja keineswegs das Hauptthema des Märchens.
Den anderen Gaben werde ich mich später widmen, denn die wollen erst einmal sorglich gehört und teilweise auch gesehen werden.
Und womit hat Euch der Weihnachtsmann (oder das Christkind) bereichert?
[Blockierte Grafik: http://www.cosgan.de/images/smilie/xmas/d034.gif] Rideamus