Entgegen dem etwas düsteren Bild, das Christian von den Archiven der Iberischen Halbinsel zeichnet, gab es dort seit dem frühen 20. Jahrhundert eine Art Renaissance der Alten Musik, verbunden mit Archivstudien, Publikationen und Aufführungen (wahrscheinlich in Katalonien auch politisch motiviert, indem die eigenständige katalanische Kultur des Mittelalters betont wurde, nicht nur in der Musik, sondern auch etwa in der Architektur).
Zugegebenermaßen - vielleicht habe ich etwas düstere Farben gewählt ;+) Aber wenn Du die Aufnahme des Codex gesehen hättest, in dem Noone Morales´ Kompositionen gefunden hat .....
Es hat sich sicherlich eine Menge getan, aber die Menge des Stoffes ist fast unüberschaubar, wenn alleine schon in Toledo knapp vierzigtausend Seiten der noch der Erschließung harren. Dasviel passiert ist und weiterhin passiert, zeigen die vielen Neuproduktionen der letzten Jahre - was auch die zahlreichen von Euch geposteten Aufnahmen dokumentieren.
Zu den Bedingungen für die Wissenschaftler vor Ort, die Herausgeberin der oben erwähnten Edition, Cristina Urchueguía, im Wortlaut:
Zitat"Ich mußte den Quellen buchstäblich rund um die Halbinsel hinterherfahren oder Freunde, die nach Übersee reisten, um Hilfe bitten", [...] "Dann die Schwierigkeit, Zugang zu den Archiven zu erhalten. Häufig haben sie keine geregelten Öffnungszeiten, kein Telefon, keinen zuständigen Archivar, keinen Strom, keinen Tisch und keine Heizung, geschweige denn einen Katalog."
Das mag auch auf andere Gebiete als die iberische Halbinsel zutreffen, nur was hier bei uns oft vergisst: die schiere Größe und die Entfernungen.
Christian