Mozart: Duos für Violine und Viola - die Quadratur des Kreises
1783 war Wolfgang Amadeus Mozart mehrere Monate auf Besuch in Salzburg. Der damalige "Hofmusicus und Concertmeister", Johann Michael Haydn, mit dem Mozart gut befreundet war, lag - so will es die Anekdote - krank zu Bett, unfähig einen Zyklus von sechs Violin-Viola-Duos zu vollenden. Vier hatte er schon geschrieben (Perger 127-130), doch die letzten beiden zu verfertigen, sah er sich außerstande. Er bat seinen Freund, den Zyklus zu vollenden, was Mozart denn auch tat.
Dass allerdings diese beiden Duos niemandem als Fremdkörper in dem doch eher biederen Ambiente von Michael Haydns Kompositionen aufgefallen sein sollten, ist das wirkliche Wunder, denn alles andere ist, kennt man die Literatur, durchaus wahrscheinlich.
Der zweistimmige Satz wird als schwierigster angesehen, Kirnberger schreibt in seiner Musiklehre (1771), man beherrsche ihn erst, wenn man Perfektion im vierstimmigen Satz erlangt habe. Die Reduktion von vier auf zwei Stimmen bedeutet, dass man viele Möglichkeiten verliert, das Werk zu gestalten: klangliche und harmonische Differenzierungen, wie sie etwa ein zu den Streichinstrumenten hinzutretendes Klavier, das auch für die akkordische Füllung sorgt, bietet, entfallen. Wie man nun eine vollkommene Komposition, die einen vom ersten Ton an mitnimmt, nie ermüdend von Höhepunkt zu Höhepunkt führt bis zu einem bezwingenden Schluss, demonstriert Mozart meisterhaft.
Satztechnisch vollkommene Musik, die auch sinnlich beglückt scheint einem beim zweistimmigen Satz eine Quadratur des Kreises. Wenn man den Noten folgt findet man eine Fülle von genialen Lösungen, die Mozart in seiner "bedrängten Lage" findet. Die größte Kunst ist aber die, dass die ungeheure Anstrengung für den Hörer nicht erfahrbar ist, so souverän hat Mozart sie in Noten umgesetzt..
Die Lösung liegt darin, dass Mozart das Musizieren der beiden gleichberechtigten Instrumente in eine Theaterszene von zwei Individuen verwandelt, die in intensivem, innigen Gespräch vertieft, wo das eine auf das andere reagiert, spontan, unerwartet, mal die Initiative ergreift, dann wieder antwortet, fortführt und weiterspinnt. Unerschöpflich ist der Gesprächstoff, die Konzentration des gegenseitigen Zuhörens lässt nicht nach und hält den Zuhörer in seinem Bann.
Meine Einspielung ist auch die mit Arthur Grumiaux und Arrigo Pellicia, die ich im Rahmen der Complete Mozart Edition besitze. Man erhält sie inzwischen im preiswerten Duo
Liebe Grüße Peter