Ohrwürmer für Klavier: Welche gibt es, und sind sie wirklich gut?

  • Ohrwürmer für Klavier: Welche gibt es, und sind sie wirklich gut?

    Man kennt das ja: "Klavier zum Kuscheln" (gibt es wirklich!), Klassik als Klingelton, etc.

    Oder auch: Stücke bzw. Passagen daraus, die jeder kennt, ohne den Komponisten nennen zu können.

    Ich habe dann regelmäßig Lust, mir das Stück in seinem Gesamtzusammenhang zu besorgen. Jüngstes Beispiel:

    Dvorak: Humoreske
    http://www.youtube.com/watch?v=WmAZoexenx8

    Führte zum Kauf dieser CD:

    Sie enthält die "13 Poetischen Stimmungsbilder" op. 85 und die "8 Humoresken" op. 101. Das bekannte Stück ist die Nr. 7 der Humoresken. Aber die Anschaffung der ganzen CD hat sich gelohnt.

    Gefragt in diesem Thread sind also:

    - Ohrwürmer für Klavier, welche gibt es?
    - Sind sie zurecht so bekannt?
    - Ist das größere Werk, zu dem sie gehören, ebenfalls hörenswert?

    Wenn möglich, bringt keine ellenlangen Listen, sondern eher Einzelbeispiele samt eigener Meinung zu dem jeweiligen Stück. Laien- wie auch Profi-Aussagen sind interessant.

    Am Ende wird dennoch hoffentlich eine lange Liste entstehen...


    Thomas

  • Interessant.
    Nicht wegen des Themas, sondern wegen dem Pianisten Julian Jacobson.
    Mit Julian hatte ich 1989 herum kurz zu tun.
    Er ist ein genialer Musiker.

    Mit Julian Jacobson hatte ich das unglaublichste Erlebniss meines musikalischen Lebens:

    Er wollte ein Dvorak-Klaviertrio durchspielen auf einem Kammermusikkurs.
    Er hatte dieses Trio noch nie vorher gespielt.

    Wir haben es dann prima vista durchgespielt.

    Und dann hat er die Noten zugeklappt und gesagt:" OK, wir spielen es noch mal"

    Und dann hat er es AUSWENDIG fehlerfrei noch mal gespielt.

    Irre, aber in dem Moment, wo ich mich hinter Ihn stellte und zuschauen wollte, fing er an zu zittern, er konnte nicht mehr spielen.

    Unglaublich......Julian erzählte mir, daß er bei Lamar Crowson studiert hat, welcher bei Arthur Benjamin studiert hatte.

    Und Crowson wie auch Benjamin haben dieses photographische Gedächtnis gehabt nach Jacobsons Darstellung.

    Jacobson hatte jedenfalls damals (1989) den Ehrgeiz, so viel wie möglich vom Klavierrepertoire auswendig beherrschen zu können.
    Dazu genügte Ihm ein einfaches Durchspielen.............


    Nur in Konzerten war er halt über die Maßen nervös, deshalb ist er auch nicht so bekannt geworden, wie es Ihm eigentlich zugesteht.
    Er hat dann seinen Weg als Dozent und Studiomusiker gemacht.

    Aber DAS war das irreste, was ich jemals als Cellist erlebt habe............

    Kudos,
    Julian Jacobson!


    Und das war jetzt natürlich offtopic, aber diese Story konnte ich nicht zurückhalten, als ich den Namen Julian Jacobson las........

    Ich bitte um Verständniss,
    LG,
    Michael

  • Kleine Klavierstücke sind nicht zu unterschätzen:

    [Blockierte Grafik: http://www.hood.de/img1/full/2214/22140537.jpg]

    Die "Melodie des Todes" ist Anton Rubinsteins "Melodie in F"

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    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Ein hochgradig süchtigmachender Ohrwurm ist für mich das finale Capriccio aus Bachs Partita Nr.2 in c-moll. Und natürlich ist auch die gesamte Komposition mehr als nur hörenswert. Kennen- und lieben gelernt habe ich das Stück in der herrlich swingenden Interpretation von Martha Argerich, die mich wunschlos glücklich macht. Die optimale Wirkung erzielt das Capriccio, wenn man die Partita komplett hört. Doch oft genug fehlt mir dazu die Lust und die Geduld, und ich höre stattdessen lieber einfach das Capriccio gleich zwei oder drei Mal hintereinander weg. Auf youtube kursiert ein Konzertmitschnitt aus neuerer Zeit, den ich noch besser finde als die DG-Aufnahme.

    "Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen."
    -- Georg Christoph Lichtenberg

  • DER OHRWURM der 80er und zugleich "THE VERY FIRST BACH" für so manche Kinder (/Eltern- ???)-Ohren:
    "Gameboy Music C", alias Menuet aus BWV 814 ...
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    Liebe Grüße,
    Berenice

    Colors are like music using a short cut to our senses to awake our emotions.

  • Wird das Capriccio häufig einzeln gespielt?

    Einige der bekanntesten "Ohrwurmklavierstücke" sind:

    Beethoven: Für Elise

    Schubert: Impromptu As-Dur D 899,4

    Schumann: Träumerei (aus Kinderszenen)

    Chopin: Etude E-Dur op.10,3 ("In mir klingt ein Lied"), "Regentropfenpräludium" Des-Dur aus op.28, Walzer cis-moll op.64,2, "Minutenwalzer" Ges-Dur op.64,1, Nocturne op.9,1 u.v.a. Von Chopin gibt es in dieser Kategorie so viel wie vom Rest zusammen.

    Liszt: Liebestraum, etliche Ungarische Rhapsodien, am bekanntesten die 2., ein besonderer Favorit mehrerer Cartoons

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    Da die Listen kommentiert werden sollten: Das sind alles durchaus lohnende Stücke (das bescheidensten wohl Für Elise/Therese). Meine Favoriten von den genannten (auch wenn zu Tode gedudelt) sind das Schubert-Impromptu, das erste Nocturne von Chopin und das Des-Dur-Prelude.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Liebe Capricciosi,


    da dürfen wir aber definitiv auch Mozarts Allegretto - Rondo " Alla Turca " aus seiner Sonate Nr. 11 A-Dur KV 331 nicht vergessen!

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    So Jubel-Trubel-Heiterkeit diese Sonate mit diesem Satz endet, so melancholisch beginnt sie: Der 1. Satz der Sonate ist definitiv auch sehr, sehr hörenswert (der zweite natürlich auch, aber dieser erste Satz ist schon etwas besonderes):


    Das Andante grazioso (Thema mit Variationen) aus dieser Sonate:

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    - kennengelernt habe ich dieses wundervolle Andante durch Dich, Parrot, hiermit sei Dir nochmals vielmals gedankt!
    Und auch daß dieses fröhliche Mozart-Klavierstück, das mir natürlich (wie fast jedem) bekannt war, jetzt das Rondo dieser Sonate Nr. 11 A-Dur KV 331 ist, hätte ich ohne Dich nie und nimmer sagen können.

    :wink:

    amamusica :pfeif:

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
    Nicht zuletzt mit so mancher Musik. Die muß gar nicht immer "große Kunst" sein, um das Herz zu berühren...


  • Hier gibt es ganz viele Klavier-Ohrwürmer:

    Und das auch noch in imo hervorragenden Einspielungen.

    Ich habe sie gekauft, als meine Söhne mit dem Klavierspielen anfingen. Selber kann ich leider kein Instrument, aber ich wollte ihnen die Möglichkeit geben, die Stücke, die sie üben, auch in guten Interpretationen zu hören.

    Viele Grüße, Bernd

  • Hier gibt es ganz viele Klavier-Ohrwürmer:

    Richtig, das Gebet einer Jungfrau von der unsterblichen Tekla Bądarzewska-Baranowska, die skandalöserweise noch gar keinen Thread in unserem Forum hat :D. Und gleich zwei Stücke von Debussy, dem Ohrwurmkomponisten par excellence. ;+)

    Chopin gewinnt mit acht Ohrwürmern, aber Beethoven hat auch sechs und selbst Brahms ist dreimal vertreten. Danke, liebe DG.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Richtig, das Gebet einer Jungfrau von der unsterblichen Tekla Bądarzewska-Baranowska, die skandalöserweise noch gar keinen Thread in unserem Forum hat :D.

    "Das ist die ewige Kunst" (kommentiert Jimmy oder einer der anderen Burschen in "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny")

    Zitat


    Und gleich zwei Stücke von Debussy, dem Ohrwurmkomponisten par excellence. ;+)

    Dabei scheint eines, an das ich spontan gedacht hätte, sogar zu fehlen, nämlich La fille aux cheveux de lin

    Bei Schumann gäbe es noch den "Fröhlichen Landmann" (der in meiner Erinnerung mit einem Heinz-Rühmann-Film (Max, der Taschendieb?) verbunden ist, bei dem das Klavier immer wieder gepfändet? jedenfalls ständig rein und rausgetragen wird und die Tochter spielt dieses Stück)

    Zitat


    Chopin gewinnt mit acht Ohrwürmern, aber Beethoven hat auch sechs und selbst Brahms ist dreimal vertreten. Danke, liebe DG.

    Der Walzer, klar, aber de späten Brahms-Stücke sind hier m.E. fehlklassifiziert, ebenso das Finale der Sturmsonate.
    Interessanterweise fehlen das von mir oben genannte Schubert-Impromptu (dafür ein anderes). Und statt cis-moll-Walzer, zwei andere. Ebenso wurde das Nocturne ersetzt. An das Fantasie-Impromptu hätte ich allerdings oben schon denken können. Interessant, dass nicht weniger als 4? Klavierohrwürmer in cis-moll stehen (Beethoven, zweimal Chopin, Rachmaninoff)

    Die Tom&Jerry/Bugs-Bunny-Rhapsodie fehlt unverzeihlicher Weise ebenfalls in der verlinkten Sammlung. Die "Melodie des Todes" ist immerhin dabei (disc 3, 8), besser als nichts.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • aber de späten Brahms-Stücke sind hier m.E. fehlklassifiziert, ebenso das Finale der Sturmsonate

    Wobei letzteres immerhin eine intelligente Ergänzung zu Für Elise darstellt, als sozusagen erwachsene Ausführung des Albumblatts. Irgendwo habe ich das Finale von 31/2 auch als Filmmusik gehört .


    Interessanterweise fehlen das von mir oben genannte Schubert-Impromptu (dafür ein anderes).

    Ich glaube aber auch, dass das Ges-dur-Stück inzwischen noch mehr totgespielt wird als dasjenige in As-dur mit der "Cellomelodie".


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Bei der Gelegenheit eine Frage an die Pianisten:

    Angenommen, ihr spielt ein mehrteiliges Werk, und Nr. X daraus ist einer dieser weltbekannten Ohrwürmer. Macht ihr euch dann zu diesem berühmten Stück mehr Gedanken als zu den anderen Stücken?
    So nach dem Motto: Der Hörer kennt das, ich muss seine Erwartungen bestätigen oder widerlegen, oder was auch immer.
    Oder andersrum: Aus künstlerischer Sicht ist Nr. X nicht besser und nicht schlechter als der Rest, also wird alles mit der gleichen Ernsthaftigkeit gespielt.


    Auf ähnliche Weise kann man auch den Hörer fragen:
    Sind eure Ansprüche beim Hören eines "Ohrwurms" höher als beim Hören der weniger bekannten Teile ein und desselben Werkes?


    Thomas

  • Eigentlich ist es ja recht erfreulich, dass gar nicht so viele Stücke in Anthologien wie der "Für Elise"-Sammlung aus mehrteiligen Werken gerissene Einzelsätze sind. Hauptsächlich die beiden langsamen Beethovensätze, Mozarts alla turca (die sonata facile ist eigentlich als ganzes ein Klavierohrwurm) und vielleicht noch der Trauermarsch von Chopin.
    Zwar werden die Etudes und Preludes Chopins heute sehr oft zyklisch aufgeführt, aber ob das so gedacht ist, ist eher umstritten und diese Üblichkeit besteht noch nicht lange. Jemand wie Richter hat nur einzelne der Etudes und Preludes gespielt. (Freilich sind m.E. von den Preludes einige zu kurz, um sinnvoll einzeln gegeben werden zu können.) Ähnlich bei Kinderszenenen, wobei man hier normalerweise wohl das ganze Werk aufführen wird.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • "Mozarts alla turca (die sonata facile ist eigentlich als ganzes ein Klavierohrwurm...)"

    ...der noch dazu manchmal spazierengeht und dann z.B. bei einer Gitarre landet, aber vier Gitarristen-Hände benötigt...

    "

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    ;+)


    :wink:

    amamusica :pfeif:

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
    Nicht zuletzt mit so mancher Musik. Die muß gar nicht immer "große Kunst" sein, um das Herz zu berühren...


  • Sergej Rachmaninoff: Etudes-Tableaux op.39 Nr. 5 es-moll

    Sehr drängend und irgendwie seit Jahren schon in meinem Ohr (ebenso die Nr. 4).

    Schöne Aufnahme bspw.:

    Zlata Chochieva
    Sept. 2015 Schiedam, NL

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