Interessant finde ich, dass es in beiden Kopfsätzen keine Kadenz gibt - was ja vorher beim traditionellen mehrsätzigen Klavierkonzert m.W. Standard war. Da könnte man schon eine Annäherung an das sinfonische Prinzip erkennen. Wobei im B-dur-Konzert die Kadenz gewissermaßen an den Anfang des Satzes verlegt wird. Überhaupt ist der Kopfsatz des zweiten Konzertes formal origineller, hat m.E. auch einen vielgestaltigeren Klaviersatz. Aber, da gebe ich Philmus Recht: Die emotionale Wucht und die Originalität der Themen und ihrer Verarbeitung fegt beim d-moll-Werk locker über die blockartigen Formabschnitte hinweg. Grandios der Übergang zur Reprise, wenn der fast scherzoartig aufgelockerte Orchester- und Klaviersatz mit Akkordschlägen wie durch ein riesiges Portal in den neuen Abschnitt eintritt.
Übrigens gibt es zum Kopfsatz des d-moll-Konzerts eine der ganz wenigen Metronomisierungen von Brahms (nur im Manuskript): diese ist mit punktierte Halbe = 58 extrem schnell und würde die Dauer des Satzes deutlich unter 20 Minuten drücken. Zum B-dur-Konzert sind die Metronomisierungen sogar in die Druckausgabe übernommen worden.
Viele Grüße
Bernd