Nielsen: Die sechs Sinfonien - "Kopf und Herz: Er besaß beides im höchsten Ausmaße"

  • Die ultimativen Aufnahmen der Sinfonien Nr.2 und 4

    Gestern war ich platt, als ich die Aufnahmen der Sinfonie Nr.2 mit Morton Gould / Chicago SO hörte; sowie genau so umwerfend die Sinfonie Nr.4 mit Jean Martinon / Chicago SO - Beide fabelhaft klingenden Aufnahmen sind 1966 entstanden und unterscheiden sich klanglich nicht von Digitalaufnahmen (kein Analograuschen !). Die nur ein Jahr zuvor entstandene, sicher auch von der Interpretation sehr geglückte Barbirolli-Live-Aufnahme (siehe Beitrag 17 von music lover), klingt dagegen zu historisch und in den Streichern dünn und quäkig - einzig die Pauken sind dort auch sehr gut eingefangen.

    Die Sinfonie Nr.2 mit ihrem 4 Tempramenten fand ich bisher ganz nett, aber eben nicht so herausragend, wie die Sinfonien Nr. 4 und 5.
    Morton Gould, den ich auch als Komponist sehr hoch schätze, scheint eine besondere Vorliebe für die Zweite zu haben. Er legt hier eine Interpretation hin, die die Zweite qualitativ gleich ein paar Stufen höher hebt und das Werk von den ersten Takten an zu begeisterndem Hinhören veranlasst. Fetzig mit Feuer ohne jeden Trauerrand legt er eine packende Interpretation hin, wie ich dieses Werk noch nicht gehört habe: 8:52 - 3:56 - 10:01 - 6:35 = 29:24.
    Eine ebenso gut klingende Digital-Aufnahme im Vergleich ist hier Roshdestwensky (Chandos, 1992, DDD) - aber mit einer ausufernden Gesamtspielzeit von 35:32 klingt Roshdestwensky dagegen langweilig !


    Im gleichem Niveau geht es mit der Sinfonie Nr.4 und der Helios-Ouvertüre, hier mit dem Franzosen Jean Martinon und dem fabelhaft disponiertem Chicago SO (das nicht nur zu Reiners Zeiten TOP war, sondern auch die langen Jahre unter Solti) weiter. Auch Martinon hat den gleichen packenden Ansatz wie M.Gould, da wird nichts zerdehnt, sondern mit packender Emotion vorgetragen: 10;15 - 4:21 - 10:19 - 7:44 = 32:39. Fabelhafte Streicher im ersten Satz, insgesamt das bekannt hohe Niveau der Blechbläser beim Chicago SO und traumhafte Pauken ! Die Pauken im 3.und 4.Satz mit ihrem Duell sind umwerfender und präsenter denn je zuvor gehört. Dazu das bestklingende Chicago SO - was will man mehr ? Die beiden genialen Paukensolisten werden im Textheft genannt.

    :thumbup: Damit halte ich diese Hammmeraufnahmen der Sinfonien Nr.2 und 4 für die ultimativen Aufnahmen:


    RCA, 1966, ADD

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • " Nielsen war kein dicklicher Pathetiker, sondern ein ironisch-sarkastischer Feingeist. Und das will ich auch hören"


    Das sehe ich auch so.

    Und deshalb sind Bernstein und BESONDERS Blomstedt ganz und gar unidiomatisch und daher ungeeignet, einem Neuling diese fantastische Musik nahezubringen. Wenn man sich erst einmal in die Sinfonien eingehört hat, ist Lenny aber eine echte Bereicherung!!


    Hat jemand einen Tipp für das völlig unterrepüräsentierte Violinkonzert? Ich habe es ein- oder zweimal mit 1b-Geigern live gehört. Eine Aufnahme besitze ich nicht. Gibt es da Empfehlenswertes?

    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere.

  • Hat jemand einen Tipp für das völlig unterrepüräsentierte Violinkonzert?

    Hier hat jemand. Eine gute Aufnahme findet sich auch in der von mir eingangs genannten Edition.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Zitat

    Und deshalb sind Bernstein und BESONDERS Blomstedt ganz und gar
    unidiomatisch und daher ungeeignet, einem Neuling diese fantastische
    Musik nahezubringen.

    Das sehe ich ganz genauso.

    Diese beiden Dirigenten stehen wirklich für ein vollkommen rückwärtsgewandtes, geschöntes und uninteressantes Nielsen-Bild. Würde ich nur die Aufnahmen dieser Dirigenten kennen, wäre Nielsen für mich gestorben.

    Bernstein sehe ich zwar nicht mehr ganz so kritisch wie noch vor einiger Zeit, aber er ist meilenweit davon entfernt, ein Idealinterpret für Nielsen zu sein.
    Blomstedt prostituiert sich ja mittlerweile bei jedem Orchester, das er bekommen kann und genauso klingen seine Interpretationen dann eben auch. Er ist halt ein Dirigent, der einfach nichts zu sagen hat, ein biederer Opa, schlichtweg öde.

    Aber zum Glück gibt es ja fantastische Nielsen-Dirigenten, die seinen Werken absolut gerecht werden:

    - Myung-Whun Chung (BIS)

    - Gustavo Dudamel (DG)

    - Ole Schmidt (Regis)

    - Michael Schönwandt (dacapo)

    - Neeme Järvi (BIS+DG)

    sowie Eugene Ormandy, Thomas Dausgaard, Gennadi Roshdestvensky.


    Herzliche Grüße,

    inland_empire

  • Auf dass dieser Thread zu einem der genialsten eher unbekannten Komponisten an der Grenze von Romantik und Moderne weitergehe!

    In den Glaubenskrieg von weiter oben möchte ich mich nicht so gerne einmischen, obwohl ich mittlerweile so manche Gesamt- oder Teileinspielung mein Eigen nennen darf.

    Eingestiegen bin ich schon vor rund zwanzig Jahre mit Berglund. Das ist nun sicher nicht die spannendste Einspielung, eher akademisch dezent und unterkühlt. Da aber Nordisches wohl auch unterkühlt sein darf, ist es diesem Dirigenten allenthalben bereits gelungen, mich zu begeistern für die Originalität der Zweiten, für das bitonale Raffinement und die extremen atmosphärischen Gegensätze der Fünften, für den bizarren Humor der Sechsten, die im zweiten Satz an Webern und im letzten an Ives gemahnt.

    Bostock habe ich mir zugelegt und eine der Integralen von Blomstedt. Da bin ich allerdings auch nicht überzeugt, da sie mir klanglich nicht so sehr zusagt und vielleicht wirklich ein wenig dicklich interpretiert scheint.

    Die vierte und die fünfte Sinfonie mit Chung halte ich wirklich für hervorragend. Er ist es, der mir auch die Vierte endgültig erschlossen hat.

    Und jetzt muss Schönwandt ins Haus, da die folgende Sammlung (bzw. ihre "Vorgänger"-Veröffentlichung) oft gelobt wird und dabei bemerkenswert preisgünstig ist. Sie enthält sogar zwei DVDs. Vielleicht berichte ich. :)

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • ... einige Randbemerkungen querbeet und die Frage, was als Nächstes ins Haus sollte ...

    Sind die Nielsen-Sinfonien gleichwertig oder wie wichtig ist es, eine (Weiter-)Entwicklung erkennen zu wollen?

    Längst habe ich meinerseits gleichermaßen Zugang zu allen gefunden und besitze, wie oben schon gesagt, eine für meinen Geschmack - als weitaus eher Breiten- denn Tiefensammler - große Auswahl an Gesamt- nebst wenigen einzelnen Paralleleinspielungen. Mittlerweile ist auch der Schönwandt dazugekommen.

    Nicht viele Komponisten der ersten Kategorie - behaupte ich ganz kühn - vereinen einen unverwechselbaren Personalstil mit derart unterschiedlichen Charakteren, wie dies meines Erachtens bei den sechs Sinfonien Nielsens der Fall ist.

    Ich setze - und bin damit wahrscheinlich nicht der Einzige - die Fünfte an die erste Stelle. Mich beeindruckt die frappierende Modernität und Einzigartigkeit dieser Musik bei relativ einfachen Mitteln, aber auch die denkbar großen dynamischen und atmosphärischen Kontraste. So wenige Noten in den ersten fünf bis zehn Minuten und so viel Bildhaftigkeit hinter den Bläsersoli, der Perkussion, der Bitonalität.

    Am konventionellsten erscheint mir die Erste - nichtsdestoweniger konnte nur Nielsen sie geschrieben haben. Bei der Zweiten schätze ich die Programmatik. Allein, wie das sonderbar schlaffe Terzmotiv im Phlegmatiker-Satz so gestaltet wird, dass man nie so recht weiß, wo eigentlich die Betonung liegt, ist meines Erachtens genial.

    Vielleicht noch zur Sechsten, die manchen fremd ist. Ich höre sie quasi ironisch, autoreflexiv, wie eine Collage, beinahe dadaistisch. Man hat das merkwürdige Gefühl, dass Nielsen hier - am ehesten noch Charles Ives vergleichbar - Zukünftiges vorwegnehmend dieses bereits karikiert. Das absonderliche Scherzo scheint sich über Webern lustig zu machen. Der Schlusssatz stellt das nordeuropäische Pendant zum genannten Ives in etlichen von dessen Werken dar.

    Wenn wir schon so schön beieinander sind [Blockierte Grafik: http://www.das-klassikforum.de/images/smiley16.gif] , eine eher banale Beobachtung: Teilt noch jemand meine Meinung, dass die letzten Takte der Fünften auch von Janacek hätten geschrieben sein können? Das mag wahrlich nichts Besonderes sein, es springt mir nur jedesmal in die Ohren!

    Ansonsten lege ich mir Horenstein mit der Vierten und der Fünften zu, habe ich soeben beschlossen!

    [Blockierte Grafik: http://www.das-klassikforum.de/images/beer.gif] Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Neuerdings flammt ja hier mal wieder das Thema Carl Nielsen auf.

    Und Jeder tut irgendwie so, als ob vor Ihm noch nie ein Anderer sich mit diesem Komponisten beschäftigt hätte.

    Ich habe bereits vor Jahren bei Tamino (dort noch als "Agon") zahlreiche Beiträge zu dessen Sinfonien verfasst und dies auch hier in diesem Forum weitergeführt.

    Herr "teleton" befindet sich neuerdings in einem "Paavo-Berglund-Wahn", weil Ihm die beiden Sibelius-Sinfonien-GA auf EMI so gut gefallen. Na bitteschön, why not. Mein Fall sind sie jedenfalls nicht.
    Deshalb meint er nun, dass Berglund bei Carl Nielsen ähnlich "toll" sei.

    Ich kann dazu nur sagen: Nielsen und Sibelius sind wie Feuer und Wasser und haben nichts miteinander zu tun. Ich hatte die Berglund-Nielsen-Sinfonien-GA auf RCA vor einiger Zeit. Ich befand mich damals in einer Nielsen-Hochzeit und wollte sämtliche GA haben. Dies stellte sich als großer Fehler und überflüssige Aktion heraus. Die Berglund-GA war das absolut Langweiligste was ich in Sachen Nielsen-Sinfonien bis dahin gehört hatte. Ich konnte nichts, aber auch gar nichts an diesen Einspielungen finden. Deshalb setzte ich sie wieder ab und war froh, sie los zu sein.

    Ich habe in den letzten Jahren die Sinfonien 2, 3, 4 und 5 mit Paavo Järvi und dem HR-Orchester live gehört und die 4. davor schon mit Sakari Oramo und Hugh Wolff. Dies waren durch die Bank sehr gute Aufführungen, die mir den Komponisten näher brachten. Soweit ich weiß, werden die P.Järvi-Mitschnitte demnächst auf CD veröffentlicht. Da darf man durchaus gespannt sein.

    Allerdings ist mein Nielsen-CD-Bedarf gedeckt.

    Ich verehre weiterhin die M.W.Chung-Aufnahmen der Nr. 1, 2, 3 und 5 auf BIS:

    und finde auch weiterhin Ole Schmidt, Esa-Pekka Salonen und Michael Schönwandt ausgezeichnet.

    Dazu kommen Einzelaufnahmen mit Rafael Kubelik (5), Kirill Kondrashin (5), Alexander Gibson (5), Zubin Mehta (4), Eugene Ormandy (1+6), Gustavo Dudamel (4+5), Bryden Thomson (4+6). Auch Herbert Blomstedt ist erträglich, aber schlichtweg nicht mein Fall.

    Im Großen und Ganzen ist das Thema Carl Nielsen für mich abgefrühstückt. Ich habe die rauschhafte Intensität dieser Musik erfahren, ihren beissenden Modernismus, ihre Feurigkeit, ihren Sarkasmus, ihre Zeitlosigkeit. Das reicht mir.

    Noch ein Wort zu Berglund: ich finde, dass er diese Werke auf übelste Art und Weise romantisiert und sie damit ungeniessbar macht. Wer darauf steht, soll ruhig zugreifen.

    Herzlichst,

    inland_empire

  • ein wenig neben dem eigentlichen Thema ... @ inland-empire und den Rest der Welt ...

    Zitat

    Neuerdings flammt ja hier mal wieder das Thema Carl Nielsen auf.

    Und Jeder tut irgendwie so, als ob vor Ihm noch nie ein Anderer sich mit diesem Komponisten beschäftigt hätte.

    Das mag sein. Doch jeder freut sich auch, wenn ein anderer Halbexperte ihm die eigene Meinung bestätigt. Und meist ist es sehr anregend, wenn einem sachlich widersprochen wird. Deshalb diskutiert man ja.

    Ich war damals sehr dankbar, als ich durch Dich Nielsen mit Chung kennenlernte. Und da hatte ich auch schon viel Nielsen gehört. Du wiederum hast Dich über meine Dankbarkeit damals gefreut.

    Andere kennen Nielsen vielleicht noch kaum und fangen Feuer. Es hat auch noch nicht jeder wie wir vierzig Jahre Hörerfahrung. Diese Hörerfahrung ist schön, hindert mich dennoch nicht am Neid auf die elementaren neuen Hörerfahrungen, die einen (deutlich) Jüngeren zwangsläufig erst noch erwarten. :huh: :)

    Wenn man mit einer bestimmten Musik "durch" ist, lässt man sie liegen, ein paar Monate, ein paar Jahre. Dann kann man wieder deutlich früher anfangen, nicht von vorne, das wohl nicht. Bei Beethovens Sinfonien steht mir das quasi noch bevor. ;+)

    Zeit, anderes, Neues kennenzulernen, bleibt einem dadurch, nicht genügend Zeit auf jeden Fall bei einer Lebenserwartung von deutlich unter 300 Jahren! :P ;(

    Insofern verstehe ich Deinen etwas gereizten Tonfall nicht so ganz.

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • RE: Berglunds Nielsen

    Ich hatte die Berglund-Nielsen-Sinfonien-GA auf RCA vor einiger Zeit. Ich befand mich damals in einer Nielsen-Hochzeit und wollte sämtliche GA haben. Dies stellte sich als großer Fehler und überflüssige Aktion heraus. Die Berglund-GA war das absolut Langweiligste was ich in Sachen Nielsen-Sinfonien bis dahin gehört hatte. Ich konnte nichts, aber auch gar nichts an diesen Einspielungen finden. Deshalb setzte ich sie wieder ab und war froh, sie los zu sein.


    Hallo IE, oder soll ich auch schreiben Herr IE :D ,

    auch wenn deine Antwort (wiedereinmal und wie es andrejo auch aufgefallen ist ) mit recht gereitztem Tonfall erfolgt, so ist das doch ein Anhaltspunkt für mich, was ggf von der Nielsen-Berglund-GA zu halten ist. Da diese RCA-GA recht teuer in der Anschaffung ist, werde ich meine Kaufüberlegungen erst einmal hinten an stellen. Von daher Danke für die Warnung, denn mit "langweiligem" kann ich beileibe nix anfangen ! Andrejo schreibt über die Berglund-GA auch - nicht die Spannenste.
    Also - hat sich erledigt !

    :-OOOO- Ich finde man kann sehr wohl darauf schliessen, wenn mir eine Sibelius-GA eines Dirigenten gut gefällt, dass dann auch sein Nielsen ebenfalls gefallen dürfte. ;+) So Feuer und Wasser sind Nielsen und Sibelius wirklich nicht auseinander, wie Du es darstellst. (Wenn man z.Bsp. Beethoven und Mozart nimmt, dann würde Deine Aussage stimmen.)

    :thumbup: Jedenfalls finde ich sowohl Blomstedts, Roshdestwensky´s und ganz besonders Bernsteins Nielsen- und Sibelius-GA gleichermassen sehr hörenswert und teils sogar ganz hervorragend. Nur bei Roshdestwensky hätte ich geringe Vorbehalte wegen des zu breiten Tempos bei Nielsen; dafür trifft er bei Sibelius genau meinen Geschmack.

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Ich habe bereits in einem anderen Forum meine Vorliebe auch für Carl Nielsen geäußert und werde das jetzt hier auch gerne tun.In den letzen Wochen habe ich mir die GE der Sinfonien von Berglund,Leaper (Naxos),Schönwandt und Blomstedt angehört.Auf die Roshdestvenskij-Einspielung warte ich noch,sie ist unterwegs zu mir.

    In Kurzform nur so viel : Berglunds Einspielung als langweilig abzutun,ist völliger Unsinn.Er hat einen auszeichneten Beitrag dazu geleistet,auch wenn das in der Musikwelt untergegangen zu sein scheint.Er war der Erste,der einen Nielsen-Boom auslöste,aber auch das will keiner heute mehr zugeben.NACH ihm kamen dann kurze Zeit später Blomstedt,usw. bis hin zu Sir Colin Davis,aber es war Berglund,der damit im Zeitalter der digitalen Technik angefangen hat.

    Sicher,es gab schon früher erstklassige Einspielungen,sie wurden alle bereits genannt (Bernstein,Collins,usw.),aber das war bereist 25 Jahre zuvor.Anschließend ist die Diskographie erstaunlich dünn angesiedelt.Ich kenne nur die BIS-GE,die auch bereits hier genannt wurden.

    Es wurde geschrieben,dass Dirigenten oftmals Nielsen UND Sibelius "konnten",das trifft auch auf Berglund zu.Er nahm ebenfalls zwei Mal alle Sinfonien von Sibelius auf,wie dies bereits Sir Colin Davis,Herbert Blomstedt,Neeme Järvi und teilweise Bernstein tat.

    Warum der Berglund-Zyklus so teuer ist,vermag ich auch nicht zu sagen,überspitzt könnte ich aber auch schreiben,dass die Einspielungen so hochwertig sind,dass sie auch heute noch ihren Preis haben..... :D


    Warum MIR die GE von Berglund so sehr gefällt,lässt sich nicht so einfach in Worte beschreiben.Doch Berglund hat mir als erstes Nielsen näher gebracht,noch vor Blomstedt und Schönwandt.Berglund hat auch für mich am Überzeugendsten die beiden Solo-Pauken in der Nummer Vier auftrumpfen lassen.Ich habe diese Sinfonie unter Paavo Järvi gehört,auch er hat eine schöne Live-Fassung mir geboten.Sie wurde leider nicht veröffentlicht,aber das Konzert war erstklassig gewesen.

    Mir ist insgesamt aufgefallen,dass es keine wirklich schwache GE gibt,was auch ein wenig verblüffend ist.

    VG,Maurice

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Zitat

    Mir ist insgesamt aufgefallen,dass es keine wirklich schwache GE gibt,was auch ein wenig verblüffend ist.

    Vielleicht liegt es daran, dass diese Musik bei Weitem doppelbödiger ist als - was weiß ich - Tschaikowsky oder Beethoven, was selbstverständlich kein Werturteil gegen Letztere darstellen soll (ich bin ja nicht verrückt :D ).

    Doppelbödig vielleicht nicht so sehr im Sinne Mahlers, sondern dahingehend, dass er sich reflektierend (und nicht intuitiv naturhaft wie Sibelius) mit Atmosphäre und Volksgut, vor allem aber mit der Tradition und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend vorausahnend auseinandersetzt. Man kann demnach sehr unterschiedlich ansetzen bei der Interpretation, ohne dass dies so leicht ein Missverständnis darstellen muss. Bernstein ist nicht zu subjektiv oder überromantisierend und Berglund ist nicht langweilig.

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • RE: Berglund

    Danke Maurice und Wolfgang,

    für Eure neuen Eindrücke zu Berlunds - GA (RCA). Ich suche ja seit langem nach einer Antwort für diese GA der Nielsen-Sinfonien. Natürlich kann man sich nicht auf eine Antwort stützen, die so ganz und gar gegensätzlich ausgefallen ist.

    Heisst im Endeffekt dann warscheinlich doch -> ich muss es selber hören ... besonders was Du bei der 4ten schreibst = :beatnik: - :D das macht mich an !

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Ich kann Dir nur MEINE Eindrücke schildern,denn gerade in der Musik können die Meinungen weit auseinander gehen.Ich denke,dass es DIE GE nicht wirklich gibt.Vielleicht kommt Roshdestvenskij am Nächsten,vielleicht aber auch der eher unbekannte Adrian Leaper,der eine mehr als nur brauchare GE abgeliefert hat.Die kennt nur kein "echter" Klassikhörer,weil um 1991/1992 Naxos bei dieser Klientel weitgehendst verpönt war....

    VG,Maurice

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Ich kann Dir nur MEINE Eindrücke schildern,denn gerade in der Musik können die Meinungen weit auseinander gehen.Ich denke,dass es DIE GE nicht wirklich gibt.Vielleicht kommt Roshdestvenskij am Nächsten,vielleicht aber auch der eher unbekannte Adrian Leaper,der eine mehr als nur brauchare GE abgeliefert hat.Die kennt nur kein "echter" Klassikhörer,weil um 1991/1992 Naxos bei dieser Klientel weitgehendst verpönt war....

    VG,Maurice


    Dann bin ich schon wieder ein "unechter" Klassikhörer :( Hab die nämlich im Regal stehen. :rolleyes:

    "Gar nichts erlebt. Auch schön." (Mozart, Tagebuch 13. Juli 1770)

  • Zitat

    Dann bin ich schon wieder ein "unechter" Klassikhörer :( Hab die nämlich im Regal stehen. :rolleyes:

    Wulf,Du wirst mir unheimlich!!!!!

    Ich habe die nämlich auch hier,und sogar gehört!!!!!! :-H


    VG,Maurice......

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

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    Wie immer, kann sich gegen diese Maßnahme per PN an die Gesamtmoderation beschwert werden; ggf. steht der Eskalationsweg an den Vorstand offen. Von Kommentierungen in diesem Thread bitten wir abzusehen.

    Für die Moderation
    Mauerblümchen

    :MB:

    Wenn ich sage, daß der Berglund-Zyklus langweilig ist, so stehe ich voll und ganz hinter dieser Aussage. Nun gibt es hier ja wohl User, die Berglunds Herangehensweise an Nielsen zu schätzen scheinen. Tja gut, da kann man wohl nix machen.
    Trotzdem würde ich doch gerne genauer verstehen, was es denn ist, was sie an Berglund so schätzen, gerade auch im Vergleich mit Ole Schmidt, Myung-Whun Chung, Neeme Järvi, Herbert Blomstedt, Bryden Thomson, Leonard Bernstein, Esa-Pekka Salonen, Michael Schönwandt und gewissen Einzeleinspielungen.

    Denn daß Berglund ein eher romantisiertes Nielsen-Bild vertritt, wird sich wohl kaum bestreiten lassen.

    Hier wird geschrieben, daß Berglund einen "ausgezeichneten Beitrag" geleistet und daß er "der Erste war, der einen Nielsen Boom ausgelöst" habe. Aha, interessant. Soweit ich informiert bin, stammen die sehr erfolgreichen Gesamtaufnahmen der Sinfonien von Ole Schmidt und Blomstedt aus den 70er Jahren. Und es sind bis heute Aufnahmen, die einen Klassikerstatus innehaben. Lässt sich das auch von Berglund behaupten?

    Von Colin Davis kenne ich die 4. und 5. Sie sind gut, aber sensationell toll finde ich sie nicht. Er ist ein exzellenter Sibelius-Dirigent, aber das heißt nicht, daß er das auch für Nielsen ist. Und in der Tat wurden diese Aufnahmen gerade auch im englisch-amerikanischen Sprachraum als nicht sonderlich gelungen eingestuft.

    Roshdestvenskys Sinfonien-GA ist mir nur oberflächlich bekannt, aber mir fielen sofort die viel zu langsamen Tempi auf, die eine weitere Beschäftigung damit für mich uninteressant machten. Evtl. überprüfe ich das aber nochmal.

    Soweit, sogut.

  • Lieber Michael,

    [ ... ] wurde verschoben, da auf Versplittertes Bezug genommen wurde. Siehe oben. :MB:

    Um auf den Kern der Diskussion zurückzukommen:
    Wir wissen nicht, wie der Komponist seine Werke selbst dirigiert hat, nehme ich an. Selbst ein enger Vertrauter von Carl Nielsen dürfte zwei, drei Jahrzehnte später schon für gewisse "Verformungen" sorgen, weil er das eine oder andere überbetont: z.B. den großen Bogen gegenüber musikalischen Details oder umgekehrt, oder Aspekte des "Neuen" gegenüber Aspekten des "Traditionell-Romantischen".
    Dass hier mehrfach geurteilt wird, indem Beobachtungen und Wertungen einfach vermengt werden, führt nicht weiter auf dem Weg zur Erkenntnis. Also bitte mehr Analyse im Detail.

    LG, Kermit :wink:

    Es ist vielfach leichter, eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden, als einen Heuhaufen in einer Stecknadel.

  • Zitat

    Dass hier mehrfach geurteilt wird, indem Beobachtungen und Wertungen
    einfach vermengt werden, führt nicht weiter auf dem Weg zur Erkenntnis.
    Also bitte mehr Analyse im Detail.

    Ein sehr guter Satz!

    Zitat

    Wir wissen nicht, wie der Komponist seine Werke selbst dirigiert hat, nehme ich an.

    Na ja, ein sehr guter Komponist ist nicht gleich ein sehr guter Dirigent, oft jedenfalls nicht.
    Ausnahmen gibt es natürlich.

    Ich selber habe Nielsen's 4.Sinfonie unter verschiedensten Dirigenten gespielt.

    Meiner unmassgeblichen Meinung nach gegenüber diesem Werk ist es sauschwer für einen Dirigenten, eine klangsinnliche Aufführung dieses Monsters hinzubekommen.
    Dieses Werk ist derartig verschachtelt und schwierig zu spielen, daß es schon eines großen Könnens bedarf auf beiden Seiten, den klangsinnlichen Hintergrund, welcher in jedem Falle vorhanden ist, herauszuarbeiten.

    Nun, ich besitze gar keine Aufnahme dieses Werkes, ich habe es nur recht häufig gespielt...Kommando zurück, ich habe die Markevitch-Aufnahme, aber lange nicht mehr gehört.

    Nun wurde ja im M-B thread ja schon darum gepokert, wer die meisten CDs hat, da wurde knallhart aufgerechnet.
    M-B gegen Schumann und so...wer hat die meisten von wem, als wenn das ein Kriterium für die Bedeutung eines Komponisten wäre.
    Ganz ehrlich, man sollte seine CD- Sammlung nicht überbewerten, das ist letztendlich............jedem sein Hobby, aber mehr auch nicht.

    Also, falls jemand hier aufrechnet, er hätte Nielsen 4 in dingens-Aufnahmen, dann kann ich nur antworten, daß ich dieses Werk in blabla Aufführungen gespielt habe.

    Und Werke, welche ich selber gespielt habe, die höre ich mir nicht mehr so oft an.
    Das ist leider so, vielleicht ist selberspielen doch irgendwie anders.

    Und genau jetzt interessiert mich die Berglund-Aufnahme! ;+)

    Ich schätze den Herrn Berglund nämlich auch über die Maßen, und nach dem Abwatschen hier verdichtet sich für mich der Eindruck, daß ich genau dessen Einspielungen von Nielsen kennenlernen sollte.

    Danke!
    :wink:

  • Vor Michael Schlechtriems Äußerungen habe ich den meisten Respekt. Seine Perspektive ist nun einmal eine authentischere als diejenige der meisten von uns.

    In jedem Fall bin ich dem Kollegen inland empire alias Agon sehr dankbar für frühere Tipps zu Nielsen, der es seitdem nach vageren Anfängen ;+) zu einem meiner fünf Lieblingskomponisten gebracht hat. Mehrere CDs von einem Werk zu besitzen, vielleicht sogar mehr als fünf, ist für mich nach wie vor eher die Ausnahme. Im Hinblick auf Nielsens Sinfonien habe ich nun diese Vergleichsmöglichkeit. Und Berglund - nach Jahren - erneut zu hören, lockt mich jetzt ganz kräftig!

    Immerhin kann man sich die Sinfonien im Rahmen der folgenden Box auch visuell zu Gemüte führen - was ich noch gar nicht gemacht habe!

    Auf dass der Thread und die Nielsen-Rezeption ebenso kräftig weiterbestehen mögen! :vv:

    Wolfgang

    PS 1: Michael hört sich die Werke, die er des Öfteren spielt, nicht mehr so gerne oder häufig auf Tonträger an. So ging es mir früher mit Debussys Préludes oder mit der Wandererfantasie. Die habe ich dilettiert und da wollte ich bei den schwierigeren Sachen keinen Vergleich, bei dem ich mich hätte schämen müssen. Bei den leichteren hat er mich wiederum einfach nicht interessiert, das "konnte" ich selber auch. :P Heute, wo ich nicht mehr oft zum Selberspielen komme (oder halt auch kommen will) und arg viel verlernt habe - technisch wie schlicht aus mangelnder Praxis -. hat sich das schwer geändert. Jetzt will ich die Sachen hören, auch - was weiß ich - das Album für die Jugend. Schon seltsam! :S

    PS 2: Was den obigen Mini-Krieg anbelangt, bin ich allerdings auch der Meinung, dass inland empire "angefangen", Maurice sich nur gewehrt hat. Ich sehe die Dinge allerdings nicht so tragisch.

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

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