Dmitri Schostakowitsch und "seine" Dirigenten

  • Gibt es etwa neue Theorien zum Hintergrund des zweiten Satzes, von denen ich nichts mitbekommen habe? ;+)

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • teleton hat sich verschrieben - okay? Das wird jedem klar, der ein ganz klein bisschen wohlmeinend ist. Und da sein Beitrag #18 an mich adressiert ist, darf ich vielleicht auch mal sachlich fortfahren:

    Lieber Wolfgang, kennst Du eigentlich die Live-Aufnahme der 10. mit Roshdestwensky vom 10. April 1982 aus dieser Box?

    Obwohl ich nach zahlreichen Hördurchgängen Karajan mehr und mehr Referenz-Status bei dieser Sinfonie beimesse, begeistert mich Roshs beißende Darbietung doch über die Maßen. Was hältst Du von dieser Aufnahme - die aufnahmetechnisch übrigens gar nicht schlecht ist?

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Es gibt immer wieder Zeitgenossen, die Ironie anscheinend nicht verstehen. ?( Dann wird es mit Schostakowitsch aber nicht leicht -- okay?

    maticus

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    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
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                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • RE. Sinfonie Nr.10 mit Roshdestwensky

    Ich hatte mich in der Tat in meinem übertragenen Beitrag von 2007 mit dem Namen vertan - Geschichte ! Die Ironie habe ich verstanden. :D War ja harmloser, als was sonst so abgeht !
    ;+) Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn ein Moderator den Namen richtig verbessert hätte.


    Lieber music-lover,

    Du hattest die wirklich gute Karajan-Aufnahme (DG, DDD) angesprochen. Als Vergleich dazu Karajan´s ältere Analogaufnahme, die ich für noch besser halte als die DDD-Aufnahme = dazu Beitrag 18.


    :!: Aber wenn wir von den russischen Aufnahmen reden, die alle noch unmittelbarer sind, dann bist Du mit Roshdestwensky natürlich bestens bedient. Auch für die Anderen Russen gilt das:
    Swetlanow
    habe ich auf Eurodisc-LP,
    Mrawinsky
    von 1976 in meiner Mrawinsky-Warner-12CD-Box,
    Kondraschin
    von 1973 auf AULOS.

    Ich habe nicht die LIVE-Aufnahme mit Roshdestwensky von 1982 in der Brillant-Box, sondern von allen 15 Sinfonien die
    Roshdestwensky-Studioaufnahmen von Melodiya/Eurodisc 1984, DDD in Einzel-CD-Ausgaben, da es die GA bei Eurodisc seinerzeit nicht gab.
    :thumbup: Wie dort die Post abgeht und alleine der russische Orchesterklang überzeugt, das geht bei allem Referenzstatus, den Du Karajan mit Recht einräumst noch mal darüber hinaus.
    Auch Mrawinsky überzeugt voll - den 2.Satz (Stalin) fetzt er mit den Leningradern in 3:59 ! Ähnlich niederschnetternd wie Kondraschin in 4:07.
    Roshdestwensky überzeugt natürlich ebenfalls genauso. Die überbordenenden Fortestellen sind bis auf die Spitze des Machbaren getrieben; bei ihm fallen nur die etwas ausgewalzteren Spielzeiten auf, die dem Werk noch mehr Schwere verleihen 23:13 - 4-15 - 12.56 - 12:36. Sind die in der LIVE-Aufnahme ähnlich ?

    Ich finde sie strafferen Interpretationen von Kondraschin 21:25 - 4:07 - 12:04 - 11:24 und Mrawinsky im gleichen Niveau 22:04 - 3:59 - 10:56 - 11:09 für meinen Geschmack noch angemessener für die Sinfonie Nr.10 und die Thematik.

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Vasily Petrenko

    Ein kleines Schmankerl:

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    :wink: maticus

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  • Da ich heute in einem CD-Laden Vasily Petrenkos Einspielungen auf Naxos von Schostakowitschs Nr. 1 und 3 entdeckte, habe ich gleich zugegriffen.

    Ich habe bis jetzt nur Nr. 1 gehört. Sie gehörte für mich immer nur zu meinen mittelmäßigen DSCH-Favoriten (als Erstlingswerk natürlich extrem gut). Aber diese Aufnahme ist echt fantastisch. Noch nie habe ich das Werk als so genial und gleichzeitig "crazy" mit seinen extremen Stimmungs-/Lautstärke- und Tempiwechseln erlebt. Extrem dynamisch! Mitreißend! l-l

    :wink: maticus

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  • Ein überzeugendes Schmankerl. Petrenko hat ja als DSch-Dirigent schon einige Fürsprecher hier.

    Aber die Liverpool Philharmonic Hall ist ja schauderhaft häßlich 8o Nun gut, die Säle der Stuttgarter Liederhalle sind auch von eher herbem Charme :S

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Ohne mich in der Geschichte britischer Orchester gut auszukennen, würde ich mal behaupten wollen, dass V. Petrenko für Liverpool sowas ist, wie es Rattle für Birmingham war.

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  • Ohne mich in der Geschichte britischer Orchester gut auszukennen, würde ich mal behaupten wollen, dass V. Petrenko für Liverpool sowas ist, wie es Rattle für Birmingham war.



    Und hoffentlich bald ein 2. Jansons für Oslo. Deren Zusammenarbeit hat Potenzial, wie ich mich kürzlich überzeugen konnte.

    Wenn ich F10 auf meinem Computer drücke, schweigt er. Wie passend...

  • Semyon Bychov

    Ich schätze auch Semyon Bychov sehr als Schostakowitsch Dirigent (nicht nur). Geprägt hat mich ein Live Erlebnis in der Hamburger Musikhalle, Bychkov dirigierte den NDR. Die 11. Sinfonie von Schostakowitsch, ein Wahnsinnserlebnis, das sogar die Brüstung des Balkons in starke Vibration versetzte.

    Auch seine Einspielungen mit dem WDR sind Spitze. Besonders mag ich seine 11., seine 10., auch die 4. Die 10. von ihm ist schon seit längerem mein Favorit unter all den vielen Aufnahmen; wenn ich mir den youtube Schnipsel

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    von Rattles Berlinern anschaue, empfinde ich beide auf gleichem (höchsten) Niveau.

    :wink: maticus

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  • RE: Schostakowitsch Sinfonie Nr.1 mit Petrenko

    Ich habe bis jetzt nur Nr. 1 gehört. Sie gehörte für mich immer nur zu meinen mittelmäßigen DSCH-Favoriten (als Erstlingswerk natürlich extrem gut). Aber diese Aufnahme ist echt fantastisch. Noch nie habe ich das Werk als so genial und gleichzeitig "crazy" mit seinen extremen Stimmungs-/Lautstärke- und Tempiwechseln erlebt. Extrem dynamisch! Mitreißend!


    Hallo maticus,

    die Sinfonie Nr.1 sehe ich überhaupt nicht als mittelmäßiges Erstlingswerk. Sie gehört für mich mit zu den Besten aller 15. Daran hat auch meine Erstaufnahme mit Kondraschin (Eurodisc-LP) ihren Anteil, die bis heute mein Favorit geblieben ist (natürlich heute auf CD = AULOS !)

    Kleine Frage zur Ersten: Einige Dirigenten (so leider auch die ansonsten sehr gute Ormandy-Aufnahme (SONY)) liefern die geniale Solo-Paukenstelle im letzten Satz sehr soft mit gebremster Schlagkraft. :thumbup: Nur Kondraschin und Roshdestwensky sind hier "Gänsehaut pur" und lassen es vollkommen überrumpelnd krachen (einfach fantasisch - herrlich !!!), so wie ich es schätze und angemessen finde. Die Schwingungen der Felle muss man hören und spüren !

    :D Wenn Nachbarn vorhanden sind - müssen die anschliessend an die Wand klopfen (Bei mir zum Glück nicht - sonst wäre inzwischen die Wand zum Nachbarn durchgehauen ...).

    :?: Was macht Petrenko ? Sind das bei ihm "Softpauken" oder liefert er auch den tollen Überumpelungseffekt ?

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Ich muss zugeben, Bychkov habe ich bisher in anderer Funktion lieben gelernt: als genialen Strauss-Dirigenten. Seine Alpensymphonie ist wie ein altes Bild nach der gelungenen Restaurierung, die Farben klar, die Strukturen deutlich. Ebenso seine Daphne oder seine Metamorphosen, selbst das Heldenleben gewinnt Kontur und zeigt, dass es nicht durchweg schlecht ist...

    Damit im Hintergrund, und nach dem, was Ihr gesagt habt, werde ich mir vielleicht auch mal seinen Schostakowitsch anhören.

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

  • Hallo Teleton,

    für mein Gefühl sind die Pauken bei Petrenko genau richtig, klingen hart und laut. In der Tat habe ich befürchtet, dass den Nachbarn das nicht gefällt, denn wenn man die Sinfonie in "normaler" Lautstärke hört, wird es stellenweise doch ziemlich laut. Schostakowitsch und Nachbarn sind unvereinbare Konzepte...

    :wink: maticus

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  • Gennadi Roshdeswenski und die Gohrischer Schostakowitsch-Tage 2017

    Das Eröffnungskonzert der Gohrischer „Schostakowitsch-Tage 2017 fand am 22. Juni 2017 im Dresdener Semper-Bau statt.

    Der legendäre, aber nun doch körperlich recht eingeschränkte Gennadi Roshdestwenski interpretierte dort auf seine Art Schostakowitschs erste und seine letzte Sinfonie.

    Die Staatskapelle Dresden spielte mit der uns vertrauten Präzision, aber der Meister kreierte derart gedämpfte Tempi, dass es uns recht schwer fiel, unseren Schostakowitsch zu erkennen.

    Nun gehören wir nicht zu jenen Konzertbesuchern, die mit der Stopp-Uhr im Saal sitzen und dem Interpreten ein Korsett anlegen möchten. Aber Roshdestwenski brauchte für die 1. Sinfonie etwa 40 Minuten und für die zweite über 55 Minuten.

    Im Vergleich dazu sind in den Einspielungen von Gergiev, die bei uns etwas Kult-Status haben, 34 bzw. 49 Minuten angelegt.

    Irgendwie war uns durch diese Verschleppung unser Schostakowitsch abhandengekommen.

    Dazu kam noch, dass die eingeladenen Ehren-Gäste überwiegend nicht gekommen waren und die Abendkasse die „Königliche Loge“ mit Zufallsbesuchern aus dem Touristenmilieu aufgefüllt hatte, die eigentlich nur mal die TV-Bierreklame sehen wollten. Damit waren wir von leger gekleideten Besuchern eingehaust, die sich langweilten und unterhielten.

    Mein Nachbar spotteteüber die HinfälligkeitRoshdestwenskis, so dass es notwendig wurde, auch mal ein Mahn Wort zu sprechen.

  • RE: Roshdestwensky

    Lieber Wolfgang, kennst Du eigentlich die Live-Aufnahme der 10. mit Roshdestwensky vom 10. April 1982 aus dieser Box?

    Obwohl ich nach zahlreichen Hördurchgängen Karajan mehr und mehr Referenz-Status bei dieser Sinfonie beimesse, begeistert mich Roshs beißende Darbietung doch über die Maßen. Was hältst Du von dieser Aufnahme - die aufnahmetechnisch übrigens gar nicht schlecht ist?

    Inzwischen sind seit musiclover´s Beitrag 5Jahre vergangen und ich besitze seit einigen Jahren auch diese hervorragende Roshdestwensky-10CD-Box (Brillant).
    Ich berichtete bereits in anderen Threads von diesen aussergewöhnlich starken Roshdestwensky-Live-Aufnahmen.
    *** Die Box war klar mein Best Buy zum Kaufzeitpunkt !

    Als Ergänzung zu meiner Antwort von 2012 möchte ich heute kurz dazu Stellung nehmen:
    Roshdestwensky wird hier von Brillant mit LIVE-Aufnahmen präsentiert. Egal ob es die Dvorak2 oder einige unbekannte Komponisten, wie Volkjman, Shebalin, Rakov, Agadzhikov, Mosolow u.a. sind - das sind Hammeraufnahmen und Interpretationen.
    *** Es sind die Schostakowitsch-Sinfonien Nr.1, 4, 7, 9 und 10 enthalten.
    Gegenüber seinen tollen Studioaufnahmen (Melodiya/Eurodiosc, 1988, DDD) kommt hier noch das LIVE_Feeling dazu, dass Roshdestwensky noch einmal zu mehr Emotion und "dem hellen Wahnsinn" anspornt.
    Nicht nur die Sinfonie Nr.10, auch die Sinfonie NR.4, die für mich in dieser Live-Aufnahme von 1987 zu den herausragensten Aufnahmen überhaupt gehört; sowie die anderen Sinfonien Nr.1, 7 und 9 gehören zum Besten, was man sich für Schostakowitsch vorstellen kann.


    Betrübt von thomati zu lesen, dass sich der nun "in die Jahre gekommene" Roshdestwensky nicht mehr "wie unser Schostakowitsch" anhören soll und die Werke nun im hohen Alter verschleppen soll !?!
    Aber macht ja nichts - wir haben seine hammermässigen Sichtweisen auf CD vorligen, die Schostakowitsch so darbieten, dass man nach der Hörsitzung im Stereosessel sitzt, sich erst mal sammeln muss und dann sagt: "Mann, war das ne Interpretation --- Whow !" Das ist weit entfernt von den heutigen mehr sachlichen, wenn auch präsisen Sichtweisen von V.Petrenko. Klar, dass ich da eindeutig zu Roshdestwensky tendiere und bei aller Wertschätzung für Vasili weniger zu den mir zu sauberen heutigen Darbietungen; so wie Hans (s.bummer) sie schätzt.

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

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