• Händel: JEPHTHA

    Liebes Forum, ich fange gerade erst an mit dieser Oper. Höre die Einspielung mit Dawson, Chance, v. Otter unter Gardiner, life in Göttingen 1988 (konnte hier irgendwie kein Bild reinbasteln), bin sehr sehr angetan. Taste mich heran, versuche, mehr einzusteigen.

    Kennt Ihr andere Einspielungen, könnt Ihr sie mit meiner hier vergleichen?

    Hat jemand Aufführungen gehört/ gesehen, welche Inszenierungen gab es/ gibt es aktuell, "läuft" das Werk irgendwo?

    Eure Erfahrungen mit dieser Oper - Lieblingsstücke - Assoziationen - würden mich sehr interessieren!

  • Ich zitiere mich - leicht verändert - selbst:

    Händels letztes Oratorium „Jephtha" (es handelt sich by the way nicht um eine Oper) ist sicherlich eines seiner beeindruckendsten Werke überhaupt. Eine der attraktivste Aufnahmen ist die 1994 entstandene 3-CD-Box unter der Leitung von Marcus Creed. Dieser „Jephtha" bietet alles, was eine gute Einspielung haben muss und ist eine echte Alternative zu der Gardiner-Version, besonders was die Klangtechnik angeht. Marcus Creed entwickelt eine elegante, genaue, spielfreudige und klanglich ausgezeichnete Deutung dieses Oratoriums, wobei ihm mit dem RIAS-Kammerchor und der Akademie für Alte Musik zwei exzellente Klangkörper zur Verfügung standen. Chor und Orchester entwickeln unter der Leitung Creeds das durchaus dramatische Geschehen dieses Werkes, spüren seine Ecken und Kanten auf, haben Sinn für Händelsche Klangkraft (zum Beispiel in dem mitreissend gestalteten Chor „When his loud voice in thunder spoke"), aber auch für die tiefe Niedergeschlagenheit des „How dark, o Lord, are thy decrees", über dessen Komposition Händel vorübergehend erblindete. Aber auch die Solisten tragen beträchtlich zum guten Klang dieser Aufnahme bei. So überzeugt John Mark Ainsleys Jephtha nicht nur aufgrund der stimmigen Charakterisierung, sondern auch gerade wegen seiner exzellenten Stimmbeherrschung und seinem silberig klaren Timbre. Sehr schön auch Michael Georges Zebul, der sich durch eine gelungene Kombination von Kraft und Eleganz auszeichnet. Wunderbar auch Christiane Oelze (Sopran) und Countertenor Axel Köhler, die besonders in dem arkadisch schönen Duett „These labours past" glänzen. Was wundert es einen da, dass sich nun auch noch Catherine Denleys Storge harmonisch einpasst, wenngleich ihre Paradearie „Scenes of horror" noch etwas dramatischer hätte sein dürfen. Insgesamt handlet es sich bei diesem „Jephtha" um einen echten Glücksfall für die Händel-Diskografie - finde ich, versteht sich.

    :wink: Agravain

  • Diese Aufnahme meinst Du, oder? (Renate war schneller. Ich sollte wirklich mal an meinem Zweifingersystem arbeiten... :D)

    Eigentlich ist Jephta ja ein Oratorium (sagte schon Agravain, wie ich gerade sehe), aber die Grenzen zur Oper sind natürlich fließend und das Werk wird ja auch gelegentlich auf der Opernbühne aufgeführt. Gesehen habe ich keine dieser Produktionen, aber ich weiß, dass Herbert Wernicke das Werk in den 80er Jahren in Bremen und Dietrich Hilsdorf vor ein paar Jahren in Bonn inszeniert hat. Vor ein paar Monaten hat es eine konzertante Aufführung unter William Christie in Wien gegeben, sonst weiß ich leider von keinen aktuellen Darbietungen.

    Jephta war nach dem Messias das zweite Händel-Oratorium, das ich kennengelernt habe. Hab's jetzt aber ewig nicht mehr gehört, besitze auch nur die alte Harnoncourt-Aufnahme aus den späten 70ern auf LP:

    Müsste ich mal wieder auf den Plattenteller legen.

    Das weiß ich aber noch ganz genau: Mein Lieblingsstück war immer das Quartett O spare your daughter! aus dem zweiten Akt.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Ich zitiere mich - leicht verändert - selbst:

    Händels letztes Oratorium „Jephtha" (es handelt sich by the way nicht um eine Oper)

    Mea culpa, das ist richtig! Sorry! (Gibt es eine Oratorien-Abteilung hier?) Sonst schon einmal großen Dank für diesen Tipp, höre ich mir unbedingt an!

  • Jephta war nach dem Messias das zweite Händel-Oratorium, das ich kennengelernt habe. Hab's jetzt aber ewig nicht mehr gehört, besitze auch nur meine alte Harnoncourt-Aufnahme aus den späten 70ern auf LP:
    Müsste ich mal wieder auf den Plattenteller legen.

    Das mach mal und berichte. :D
    Ich habe die Aufnahme auch und finde, dass sie nicht mehr wirklich konkurrenzfähig ist. Eher etwas museal, ein Markstein der HIP-Bewegung von damals quasi.
    Werner Hollweg in der Titelpartie fand und finde ich wirklich gruselig - ziemlich knödelig. Ganz besonders übrigens in der (an sich) herrlichen Arie "Waft her, angels, through the skies".

    :wink: Agravain

  • (Gibt es eine Oratorien-Abteilung hier?)

    Das Oratorium wäre nach meiner Auffassung der Forenstruktur im Unterforum "Vokalmusik" anzusiedeln (wo z.B. auch der Messias steht), wohin ich diesen Thread jetzt auch verschiebe. Sollte es begründete Stimmen gegen diese Verschiebung geben, bitte ich, euch an mich zu wenden.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Hallo Bersarin,

    schön, dass Du Dich an den Jephtha herantraust.

    Aus meinem Verständnis ist das letzte Oratorium eines der Topp-Werke von Händel: in England ist das Stück, denke ich, präsenter als in Deutschland. Hat vielleicht damit zu tun, dass der Textdichter (Morell) etwas bekannter als Dichter als die anderen Autoren händel'scher Oratorien.

    Der Konflikt im 2. und 3. Akt ist der gleiche wie in den Opern Iphigenie in Aulis (Gluck) und Idomeneo (Mozart) und einigen anderen ...: Darf ein Mensch einen anderen töten, um einen Schwur zu erfüllen?
    Im Jephtha ist es die Titelfigur, die die (in der Bibel namenlose) Tochter töten soll, weil sie nach seinem Sieg als erste begegnet.

    Dieser schreckliche Konflikt wird hier auf eine religiöse Ebene gehoben, wobei Händel in einem der zentralen Musikstücke den Text elementar ändert: Sein Textdichter wollte 'what God ordains, is right' haben, Händel hat den Text in 'whatever is, is right' geändert. Mögliche biographische Zusammenhänge werden hier und da diskutiert
    (Händel erblindete, als er diesen Chor schrieb), aber das wichtigste ist, was Händel musikalisch gemacht hat, um diesen Text zu vertonen (Schlusschor 2. Akt): es benötigt viele Wiederholungen, bis sich die Dissonanzen lösen und die Aussage mit einem weithin positiven Klang darstellen lässt: Händel erarbeitet sich und dem Zuhörer,
    dass ihm diese sehr elementare Aussage sehr schwer fällt, aber am Schluss hat er sich (und wenigstens mich) überzeugt. Dieser Chor, das vorhergehende Accompagnato des Jephtha sowie die erste Arie im dritten Akt (ebf. Jephtha) sind - insbesondere in der Interpretation von Gardiner und Co.- Zeugnisse einer absolut menschlichen und sehr persönlichen Tonsprache.

    Ich habe jetzt schon drei oder vier 'Jephthas' im Konzert gehört und kann selbst dem von mir hochgeschätzten Nicholas McGegan nachsagen, dass er mit John Eliot Gardiner in diesen entscheidenden Stücken nicht mithalten kann. Über den Monteverdi Choir muss man hier nicht mehr viel sagen, er hatte mit Sicherheit eine der besseren
    Auftritte. Ich finde insbesondere den Sänger der Titelpartie, Nigel Robson, in absolut bestechender Form (die er bei der Aufnahme Gardiners des Tamerlano ebenso hatte) und habe nur wenige Tenöre gehört, die da mithalten können. Aber auch die anderen Sänger sind mehr als befriedigend: Lynne Dawson, Anne Sofie von Otter, Stephen Varcoe. Ich weiß, dass es einige Capricciosi gibt, die Michael Chance nicht ausstehen können, aber ich halte ihn (nicht nur hier!!!) für einen absolut überzeugenden Darsteller und Sänger dieser (kleinen) Partie.

    Das Konzerterlebnis in Göttingen war absolut überzeugend: man muss bedenken, dass Mitte der 1980'er Jahre, als diese Aufnahme gemacht wurde, Händel (in Gardiners eigener Diktion) 'noch nicht rehabilitiert' war: die meisten Opern wurden nicht gespielt, aber ohne die Grundlagen von HIP waren die meisten Aufführungen einfach nicht
    überzeugend genug. Gardiner hat in Göttingen fast nur Oratorien gespielt (Acis und Galatea, Semele, Hercules, Messiah, Solomon, Jephtha, Alexander's Feast, Saul etc.), die Opern sind dann erst wieder bei McGegan auf die Agenda gekommen. Aus meiner (sicher durch das Live-Erlebnis) überhöhten Erinnerung und Wahrnehmung ist dies eine absolute Sternstunde der Händel-Interpretation.

    Weiterhin viel Spaß

    LG Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Zwar nur im Radio gehört und nicht gesehen

    Hallo zusammen,

    die von Eleonore Büning hier ('http://www.faz.net/aktuell/feuill…t-12685811.html') zusammengefasste Inszenierung gab es auch als Live-Mitschnitt der zweiten Aufführung in Deutschland-Radio Kultur zu hören. Dieser habe ich am 23.11. gelauscht. Und ich mag diese Aufführung doch noch etwas kommentieren.

    Im ersten und in der ersten Hälfte des zweiten Akts wurde fast die Hälfte der Nummern gestrichen, das ist die konventionelle Hälfte des Stücks. Mit der Rückkehr des Titelhelden aus dem Krieg wurde, bis auf einige (mich inhaltlich nicht überzeugende) Umstellungen dann sehr viel vollständiger musiziert.

    Indem man die Aktstruktur auflöste, einen (klug das Stück reflektierenden) Professor einfügte, wurde eine 2 Stunden 15 Minuten lange, an einem Stück gespielte Fassung erarbeitet. Interessant ist das musikalische Ergebnis auf jeden Fall gewesen, die auch von Frau Büning hochgelobte Katja Stuber als Iphis durfte fast alle ihre Stücke singen, der Chor hat die sehr dissonanzreichen Stücke ziemlich überzeugend gestaltet. Ich bin, das kann man ja in diesem Thread durchaus ablesen, bei der Gestaltung der Titelrolle noch immer von der Intensität der Gestaltung von Nigel Robson vom Auftritt 1988 geprägt, dagegen konnte sich Lothar Odinius nicht durchsetzen. Das Selbstquälerische-Verzweifelte des Accompagnato am Ende des 2. Akts und die versuchte Ergebung in die selbst-verschuldete (Selbst-)Verpflichtung des Kindesmords kamen nicht wirklich zum Vorschein. Das war aber auch einer (mich) nicht überzeugenden Umstellung geschuldet: das Accompagnato des Ende des 2. Aktes wurde zwischen Accompagnato und Arie des 3. Akts platziert, wo es inhaltlich und von der emotionalen Entwicklung des Stücks nicht hingehört.

    Die musikalische Leitung von Konrad Junghänel war außerordentlich belebend und überzeugend, auch wenn auch er in den wichtigen Stücken nicht diese überzeitliche (stille) Monumentalität Gardiners erreicht hat.
    Spannend fand ich den Schlusssatz der eingefügten Sprecherfigur, die in Umkehrung zur Logik der (vor Jahren nachträglich skandalisierten) Idomeneo-Inszenierung von Hans Neuenfels in Berlin nicht das höhere Wesen, sondern den Menschen für den Schwur verantwortlich macht. Ich halte das für sehr nah am Menschenbild Händels.

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Grünert (06/2008) – Markus Schäfer, Miriam Meyer, Britta Schwarz, Patrick van Goethem, Gotthold Schwarz, Birte Kulawik, Kammerchor der Frauenkirche Dresden, Dresdner Barockorchester [160:30]

    Eine der jüngeren Produktionen des Händel’schen “Jephtha” entstand unter der künstlerischen Leitung des Kantors der Frauenkirche Matthias Grünert in Händels sächsischer Heimat, zwar nicht in Halle, aber doch immerhin in Dresden. Grünert stand für das Projekt – vom belgischen Countertenor Patrick van Goethem einmal abgesehen – ein „All-German-Cast“ zur Verfügung, um Händels letztes neu komponiertes englisches Oratorium auf die Bühne zu bringen. Händel ohne britische Beteiligung? Kann das gehen?

    Sicher kann es, Peter Neumann macht das immer wieder vor - aber leider nicht hier. Natürlich ist diese Aufnahme nicht gänzlich misslungen, sie ist insgesamt recht ordentlich, aber im Vergleich mir der Konkurrenz – und ich spreche hier besonders von den Aufnahmen Gardiners und Creeds, nicht so sehr indes von denen Harnoncourts, Buddays oder Christophers’ – ist sie meines Erachtens doch eher zweite Wahl. Denn bei aller Solidität bleibt es doch eine wenig spannende Interpretation, die insgesamt doch deutlich zu asthenisch daherkommt, weil Grünert nicht zu berücksichtigen scheint, dass Händel immer von der Oper her gedacht werden muss. Grünert wählt einen m.E. viel zu vorsichtigen Ansatz, es wird (Achtung: Klischee) gewissermaßen protestantisch-bescheiden und zurückhaltend musiziert, wo doch eigentlich ein den Protagonisten und seine Umgebung fast zerreißendes menschliches Drama in Szene gesetzt werden sollte.

    Schon der Affekt der in g-Moll stehenden Ouvertüre – jener Tonart, die Charpentier einst als ernste und großartige beschrieb – wird nicht so recht getroffen. Zupackend muss das sein, packend. Der Hörer muss sich gewiss sein, dass er nun ein Drama und kein Anthem erleben wird. Und eben das passiert eben nicht. Grünerts Zeichnung bleibt viel zu brav. Und so geht es das ganze Oratorium hindurch - von wenigen Ausnahmen natürlich abgesehen – weiter.

    Besonders deutlich zeigt sich das auch in den Chorsätzen des Werkes. Der Kammerchor der Frauenkirche ist sicher ein sehr gutes Ensemble. Sehr kultiviert, leichter Ton, heller Gesamtklang. Er ist nur deutlich zu klein besetzt. Da fehlt es einfach an vielen Stellen an Kraft, um jenen Händel’schen Trick der Überwältigung durch Masse wirklich umsetzen zu können. Seien wir doch ehrlich: Bei Chören wie „When his loud voice in thunder spoke“ (Schluss Akt I) oder dem Schlusschor („Ye house of Gilead“) muss ein Ensemble – mit Verlaub - so recht die Sau rauslassen können und das kann der Kammerchor der Frauenkirche (verglichen mit dem Monteverdi Choir oder dem RIAS Kammerchor) leider nicht. Vielleicht wäre hier eine intensivere Arbeit am und mit dem Text hilfreich gewesen, denn dieser gibt einfach viel her und kann – ordentlich artikuliert – da allerhand ausmerzen. Worte wie „thunder“, „roar“, „lash“ „pride“ – oder später im Chorsatz „In glory high, in might serene“ – „dispers’d“, „quell’d“, „blow“ oder „haughty“ werden von Händel so enorm trefflich und plastisch in Musik gesetzt, dass man im Grunde nur zugreifen und pflücken muss, um eine eindruckvolle Wiedergabe sicherzustellen. Grünert formt hier – und an vielen, vielen anderen Stellen – fast gar nicht. Nicht mit Artikulation, nicht mit Dynamik. Hinzu kommt eine sehr einheitliche Wahl der Tempi, alle nach meinem Empfinden eher einen Tuck zu flott, auch und gerade in den am Stile antico angelehnten Chorsätzen. Als geradezu fatal empfinde ich die innere Beteiligungslosigkeit im ersten Abschnitt des Chores „How dark, o Lord, are thy decrees“, in jenem Satz also, hinter welchem Händel in der Partitur die Notiz „biß hierher komen den 13 Febr. 1751 verhindert worden wegen so relaxt des gesichts meines linken auges“ hinterließ, die uns von Händels zeitweiliger Erblindung während der Arbeit berichtet und der Tragik des Dramas auch noch die Tragik des Komponisten hinzufügt.

    Zu den Solisten.

    Ich habe in irgendeiner englischen Rezension dieser Aufnahme einmal gelesen, dass besonders der Umstand störe, dass die Solisten die Sprachmelodie der englischen Sprache nicht so recht träfen. Das stimmt zwar in einem gewissen Grad, aber ich kenne Aufnahmen, die hier noch um einiges problematischer sind. Die nach meinem Empfinden größere Schwierigkeit liegt in dem, was ich auch schon zur Chorarbeit geschrieben habe. Es wird nicht ordentlich vom Text und auch kaum von der Bühne her interpretiert.

    Das geht gleich los mit Gotthold Schwarz’ erstem Accompagnato „It must be so“ und der anschließenden Arie „Pour forth no more unheeded prayers“. Schon das Accompagnato kommt ohne nötige Gravitas und auch ohne Umsetzung der ganz unterschiedlichen Affekte daher. Die Arie klingt dann recht hölzern, ohne Linie und Arbeit am und mit dem Text, die Verzierungen gelingen nicht so recht und auch die nötige Sonorität fehlt Schwarz auch. Die Stimme klingt mittlerweile einigermaßen alt, hart und es fehlt an Kraft und Geschmeidigkeit. Eine eindruckvolle interpretative Leistung könnte derlei vielleicht noch ausgleichen, aber Schwarz liefert keine, nicht hier, nicht in „Freedom now once more possessing“ und auch nicht in „Laud her, all ye virgin train“.

    Markus Schäfer schlägt sich in der Rolle des Titelhelden insgesamt recht ordentlich, auch wenn mir persönlich die Stimme zu jung klingt. „Mein“ Jephtha ist älter und bringt – neben einem lockeren Sitz der Stimme - etwas mehr Härte, etwas mehr „Stahl“ im Timbre mit. Ich mache ja kein Geheimnis daraus, dass ich mir bisweilen wieder Händel-Tenöre der prä-hippen Ära wünsche. Stimmen wie Ryland Davies, Robert Tear – das wär’s. Schäfers Stimme ist neben seinem jugendlichen Ton vielleicht etwas zu klein, aber er kann durchaus zu Form auflaufen, wie die sehr gelungene Wiedergabe der nicht eben einfachen Koloraturarie „His mighty arm with sudden blow“ zeigt. In den den Blick in Jephthas gequälte Seele eröffnenden Accompagnati („Horror, confusion!“, „Deeper and deeper still“) und Arien („Open thy marble jaws“, „Hide thou thy hated beams“) indes, die für Nigel Robson (Gardiner), James Gilchrist (Christophers), Werner Hollweg (Harnoncourt) und ganz besonders John Mark Ainsley (Creed) die eigentliche Kür bei der Gestaltung der Rolle darstellen, bleibt Schäfer ausnehmend ausdrucks- und beteiligungslos. Recht erfreulich gelingt dann seine Wiedergabe von „Waft her angels through the skies“ – die eine jener himmlischen Tenor-Arien ist, mit denen Händel bisweilen wie aus dem Nichts heraus konfrontiert („Thus when the sun from's wat'ry bed“ im „Samson“ ist noch so eine). Schade nur, dass Grünert hier ein ziemlich flottes Tempo anschlägt und die das „Schweben“ symbolisierende punktierte Streicherfigur recht mechanisch spielen lässt, was den klanglichen Zauber der Arie nicht eben fördert.

    Die Gestaltung der Storgè, der Gattin Jephthas, liegt in den Händen von Britta Schwarz. In ihrem ersten Rezitativ („Twill be a painful seperation, Jephtha“) und der sich anschließenden Klagearie „In gentle murmurs will I mourn“ überzeugt sie mich mit einer schönen Zeichnung der Figur und einem schönen dunklen Timbre, das zunächst nach einem „echten“ Alt klingt. Später indes – speziell in den erregten Arien „Scenes of horror!“ und „Let other creatures die“ – wird deutlich, dass das tiefe Register doch recht dünn und gepresst daher kommt und sie sich im oberen Bereich der Tessitura wohler fühlt. Ein zweites Manko: In beiden Arien wird deutlich, das Britta Schwarz wenig Stimmvolumen, wenig Kraft mitbringt. Denke ich an Glenys Linos (Harnoncourt) oder Anne Sophie von Otter (Gardiner), dann verblasst Schwarz’ Wiedergabe schnell von meinem inneren Ohr.

    Jephthas Tochter Iphis wird von Miriam Meyer gestaltet. Sie bringt eine der Rolle sehr angemessene Stimme mit: jugendlich, glockenhell, leicht und geschmeidig – ganz die die junge Liebende, das unschuldige Opfer. Insgesamt orientiert sich ihre Gestaltung auch recht eng am Text. Nur ab und an – beispielsweise in Szene VI („Say, my dear mother“ / „The smiling dawn of happy days“) oder im Duett mit ihr Geliebten Hamor („These labours past, how happy we“) – klingt sie etwas beliebig und ohne die rechte innere Freude. Schön gelingt von ihrer Seite aus die arkadisch anmutende Arie „Tune the soft melodious flute“, auch wenn Grünerts hohes Tempo das idyllische Moment einigermaßen intensiv abwürgt. Doch der Höhepunkt ihrer Darbietung kommt zum Schluss. Ihre Darstellung der Abschiedarie der Iphis „Farewell, ye limpid springs and floods“ gelingt ausgesprochen bewegend.

    Patrick van Goethems Hamor will mich wiederum nicht überzeugen. Zum einen empfinde ich sein Timbre ausgesprochen leicht und feminin, mit sehr viel Kopf und wenig Körper. Das klingt für mich nicht so recht nach Held und Liebhaber. Auf der anderen Seite klingt vieles von dem, was van Goethem singt, durchaus schön – wenn man denn die Rolle und auch den von ihm zu deutenden Text einmal vergisst. Eine Arbeit am Text findet im Grunde nicht statt. Affekte werden nicht herausgearbeitet, ein Profil dieser Rolle wird nicht gezeichnet. Stattdessen ergeht sich van Goethem im Schönklang der eigenen Stimme.

    Birte Kulawik präsentiert – sprachlich übrigens recht mäßig - den mit Abstand gelangweiltesten Engel ex machina, den ich je hab hören dürfen. Dass die hübsche Arie „Happy, Iphis, shalt thou live“ tatsächlich nach existenzialistischem Ennui klingen kann, hätte ich nie gedacht.

    Das Dresdener Barockorchester begleitet sicher und unaufgeregt. Schade eigentlich, denn etwas mehr Aufregung hätte vielleicht etwas mehr Eindruck hinterlassen. So verbleibt das Orchester eben in der Rolle der stützenden Begleitung, wo doch etwas mehr an Gestaltung dem Gesamten durchaus gut getan hätte.

    Insgesamt eine Aufnahme des „Jephtha“, die man nach meinem Dafürhalten nicht zwingend im Regal haben muss.

    :wink: Agravain

  • Christophers (01/2014) – James Gilchrist, Susan Bickley, Sophie Bevan, Robin Blaze, Matthew Brook, Grace Davidson, The Sixteen [167:28]

    Die britische Musikpresse hat sich beim Erscheinen dieser Aufnahme wahrhaftig überschlagen. „Makellos“ hieß es in „The Times“, „sensationell“ im „Guardian“, „exzellent“ im „Gramophone“ etc. etc. Nun ist es kein sonderlich gut gehütetes Geheimnis, dass die britische Musikpresse quasi jede neue britische Produktion britischer Musik in vollem Chor lobt und preist und die alten bei dieser Gelegenheit vergisst. Mir geht es bei dem vorliegenden „Jephtha“ aus der Händel-Schmiede „Christophers & The Sixteen“ allerdings eher wie jenem britischen Amazon-Rezensenten, der seinen Text „Not as good as I had expected“ nennt und mir damit aus der Seele spricht.

    Es wäre natürlich albern zu leugnen, dass es sich hier um eine im Prinzip hochklassige Aufnahme handelt, „makellos“ ist sie aber meines Erachtens nicht. Ich hatte mir nach dem wirklich exquisiten „Saul“, den Christophers und The Sixteen 2012 vorgelegt haben, ganz besonders im Bereich der Chöre deutlich mehr erhofft. Dem Dirigenten und seinem Chor wird ja bisweilen eine gewisse Kühle oder Vorsicht im Ausdruck vorgeworfen und ich kann hier und da verstehen, wie es dazu kommt. Im „Saul“ nun wurde dieses vermeintliche Markenzeichen ohne wenn und aber über Bord geworfen und herauskamen wirklich hochexpressive Darstellungen der Chöre. Hier im „Jephtha“ fallen Christophers und The Sixteen nun wieder hinter diese Marke zurück. Das ist natürlich alles vollkommen tadellos gesungen, das Ensemble hat einen herrlichen Klang, seine technische Präzision ist vollkommen unanfechtbar und es wird stets in breitestem Nuancenreichtum vom Text her gestaltet. Da brauche ich gar keinen einzelnen Satz beispielhaft herausgreifen, denn eine Lehrstunde in Chorgesang kann man tatsächlich in jedem Chorsatz erleben. Mustergültig das, zumindest im Prinzip. Denn die schier unglaubliche Kultiviertheit des Ensembles ist gleichzeitig seine entscheidende Schwäche. Das Interpretationsprinzip der Sixteen ist kontrollierte Ekstase in Reinkultur. Das Ensemble ist nie wirklich involviert, kein wirklicher Teil der Szene und des Spiels, immer „calm, cool, and collected“, immer ein wenig in der Distanz. Das ist nach meinem Dafürhalten der entscheidende Unterschied zu Gardiners Monteverdi Choir, der im Gestalterischen ebenso perfekt agiert, aber auch hinein ins volle Leben greift. Dort, wo es dieser Chor packt, ist’s interessant. Dort, wo The Sixteen singen, bleibt’s bisweilen und hier im Speziellen beim etwas glatten Perfektionismus.

    Auch die Solistenriege lässt mich nicht so ehrfurchtsvoll zurück, wie ich es laut der Fachrezensionen wohl sein sollte.

    James Gilchrist in der Titelpartie ist schon ausgesprochen gut, wenngleich auch er nicht jene Stimme mitbringt, die ich mir für diese Partie wünsche. Mir ist er eine Spur zu leichtgewichtig, in der Höhe mit einem (besonders im Forte) recht harten Ton und mit dem Hang, sich – beispielsweise in den Sechzehntelläufen in „His mighty arm with sudden blow“ – durch fluffiges Antupfen der Töne zu schonen. Überhaupt empfinde ich auch seine Zeichnung des Jephtha recht schonend, und zwar sowohl für sich selbst als auch für den Hörer. Nicht, dass er den Text nicht zur Gestaltung nutzt und förmlich mustergültig jedes Wort des Librettos dreht und wendet, um anschließend jeden Affekt ebenso mustergültig in Töne zu gießen. Aber: das wirkt sehr intellektuell, sehr vom Kopf her gestaltet. Dieser Jephtha verliert nie wirklich die Contenance, bleibt stets elegant und geschniegelt, der Burberry Trenchcoat sitzt, das Penhaglion’s duftet, lediglich die Frisur kommt ab und zu durcheinander. Der echte Seelenschmerz bleibt draußen. Da ist mir die technisch vielleicht nicht ganz so kunstvolle Darstellung eines Nigel Robson deutlich näher, der bei Gardiner – wie übrigens auch der stimmlich furchtbar knödelige Werner Hollweg bei Harnoncourt – einen Blick auf die tragische Fallhöhe und die Abgründe der Seele dieser Figur abliefert, der sich gewaschen hat. Was für eine Charakterstudie!

    Auch Susan Bickleys Storgè ist enorm delikat, aber nur dort, wo wenig Kraft gefordert ist, denn auch sie ist (wie viele andere in dieser Rolle) kein „echter“ Alt, sondern eine echte Mezzosopranistin, die speziell mit den tieferen Regionen der Tessitur durchaus ihre stimmlichen Probleme hat. So gelingt ihr beispielsweise eine wunderbare Darstellung der Arie „In gentle murmurs“ und auch der B-Teil der Arie „Scenes of horror!“ („While in never ceasing pain“) klingt herrlich schwebend. Der packende erste Teil hingegen bleibt bei ihr dünn, schwächlich und schafft es nicht, die Verzweiflung der Storgè lebendig werden zu lassen. Gleiches gilt für „Let other creatures die“. Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Auch Susan Bickley kann im Vergleich zu Anne Sophie von Otter kaum bestehen.

    Ganz besonders heben die oben genanten Besprechungen die Leistung der jungen britischen Sopranistin Sophie Bevan in der Rolle der Iphis hervor. Auch hier kann ich mich nicht samt und sonders anschließen. Meine erste Schwierigkeit besteht darin, dass ihr etwas abschattierter, ziemlich voller und nicht eben leichter Sopran älter klingt als die Stimme ihrer Mutter (gesungen von Susan Bickley). Meine Vorstellung der Iphis ist deutlich leichter, deutlich mädchenhafter. Hinzu kommt eine bisweilen durchbrechende Affektiertheit in der Gestaltung, die mich gerade bei dieser Rolle so gar nicht begeistert. Nicht selten ergeht sie sich in einer Überfülle von Verzierungen, sodass diese fast wie der eigentliche Zweck der jeweiligen Arie wirken. Es ist ja schön, dass Miss Bevan das kann, aber in der Mitte liegt holdes Bescheiden. Schaltet sie – wie in „Tune the soft melodious flute“ oder „Happy they“ – einen Gang zurück, dann gelingen ihr wirklich berückende Momente.

    Rundum zufrieden bin ich mit Robin Blaze in der Rolle des Hamor. Sicher, Blazes Stimme hört sich zwar nicht mehr ganz so frisch, geschmeidig und rund an wie einst, als er Thomas Campions Songs für Hyperion aufgezeichnet hat, aber die dazugekommene Schärfe macht seinen Gesang deutlich maskuliner, sodass man ihm das Entschlossene, Kriegerische, Heldenhafte in „Up the dreadful scene ascending“ vollkommen problemlos abnehmen kann. Das ist kein asthenischer Knabe, sondern einer der sowohl als Held als auch als Liebhaber durchgeht.

    Auch Matthew Brooks Zebul empfinde ich als tadellos. Schon das erste Accompagnato „It must be so“ zeigt eine sehr von der Szene her gedachte Darstellung, was mich sehr für ihn einnimmt. Der gute Eindruck verfestigt sich aufgrund der tadellosen Wiedergabe von "Pour forth no more unheeded prayers". Dazu kommt eine kraftvolle, dunkle timbrierte und dennoch sehr flexible Stimme, die die für die Rolle notwenige Würde bestens ausstrahlt.

    Grace Davidson singt einen himmlischen Engel.

    Das Orchester der Sixteen spielt hinreißend. Schon die Ouvertüre kommt enorm packend daher, im langsamen Beginn tobt sich das Orgelpositiv mit wahrlich wilden Verzierungen aus. Das sich anschließende Allegro kommt ausgesprochen nervös daher, immer mit Höchstspannung, die Triolenketten habe ich selten dräuender gehört. Da ist kein Takt, der routiniert wirkt, alles scheint bis ins letzte durchleuchtet und gestaltet, und zwar nicht nur hier. Da wird nicht einfach die Rolle eines begleitenden Orchesterapparats eingenommen, das Orchesterensemble der Sixteen gestaltet unablässig, in gleichberechtigter Gemeinschaft mit den Sängerinnen und Sängern, das gesungene Wort aufnehmend, unterstreichend, kommentierend, ausleuchtend. So soll es sein.

    :wink: Agravain

  • Hallo Agravain,

    vielen Dank für Deine sehr interessanten und lesenswerten Beschreibungen der Aufnahmen von diesem herrlichem Werk. Das Oratorium Jephta lernte ich vor über 20 Jahren in einem Konzert mit Helmuth Rilling kennen, der es damals mit dem Landesjugendchor Baden-Württemberg und dem Bach-Collegium Stuttgart in meiner nordhessischen Heimat aufführte und mich schwer beeindruckte.

    Zuerst kaufte ich mir dann die Aufnahme von John Eliot Gardiner und obwohl die großartig ist hatte ich das Bedürfnis, dass ich von so einem bedeutenden Werk noch mindestens eine weitere Aufnahme haben sollte und so fiel meine Wahl dann auf die Interpretation von Marcus Creed, was Glaube ich aufgrund Deiner positiven Einschätzungen geschah, denn solange habe ich diese Aufnahme noch gar nicht.

    :wink:
    Armin

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Danke für die wohlformulierten Hörberichte!

    Die eingangs des Threads gelobte Aufnahme unter Marcus Creed ist mittlerweile bei Brillant erschienen und für kleines Geld zu haben:

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Mich wundert ja, dass noch niemand diese Aufnahme besprochen hat:

    Die macht mir vom Preis-Leisungs-Verhältnis einen sehr guten Eindruck. Auch die Audio-Schnippsel aus der Vorschau sind vielversprechend. Kann jemand noch etwas mehr zu dieser Aufnahme beisteuern?


    Diese Aufnahme aus dem Händel-Zyklus von Jürgen Budday und dem Maulbronner Kammerchor kenne ich ebenfalls nicht. Den Messias aus dieser Reihe kenne ich und der hat schon ein paar bemerkenswert tolle Momente. Allerdings schrecke ich doch oft vor dem relativ hohen Preis zurück... da kriegt man für's gleiche oder weniger Geld oft schon qualitativ vergleichbare oder höherwertige Aufnahmen. Nichtsdestotrotz kann das natürlich dennoch eine hörenswerte Einspielung sein... hat sie mal jemand kennengelernt und kann was dazu sagen? :)

    Viele Grüße !


    EDIT: Sorry, den Beitrag weiter oben hatte ich noch nicht gesehen beim Schreiben... und anscheinend ist die Aufnahme ja doch schon erwähnt worden.

  • Mich wundert ja, dass noch niemand diese Aufnahme besprochen hat:

    Die macht mir vom Preis-Leisungs-Verhältnis einen sehr guten Eindruck. Auch die Audio-Schnippsel aus der Vorschau sind vielversprechend. Kann jemand noch etwas mehr zu dieser Aufnahme beisteuern?

    Ist bereits im dritten Beitrag des Fadens knapp geschehen, allerdings zur ursprünglichen Ausgabe bei Berlin Classics. Dir und MB aber natürlich einen herzlichen Dank für den Hinweis darauf, dass die Aufnahme nun wieder bei Brilliant zu haben ist. Es gab zwischenzeitlich schon einmal eine Brilliant-Edition, die war aber auch schnell vergriffen. Meine Meinung ist, dass man an dieser Aufnahme für diesen Preis unter keinen Umständen vorbeigehen sollte.


    Diese Aufnahme aus dem Händel-Zyklus von Jürgen Budday und dem Maulbronner Kammerchor kenne ich ebenfalls nicht. Den Messias aus dieser Reihe kenne ich und der hat schon ein paar bemerkenswert tolle Momente. Allerdings schrecke ich doch oft vor dem relativ hohen Preis zurück... da kriegt man für's gleiche oder weniger Geld oft schon qualitativ vergleichbare oder höherwertige Aufnahmen. Nichtsdestotrotz kann das natürlich dennoch eine hörenswerte Einspielung sein... hat sie mal jemand kennengelernt und kann was dazu sagen? :)


    Die Budday'schen Händel-Aufnahmen - zumindest jene, die ich kenne (der "Jephtha" gehört nicht dazu) - haben bei mir einen eher gemischen Eindruck hinterlassen. Mittlerweile liegen sogar zwei Einspielungen des "Jephtha" von ihm vor, die gezeigte und eine ältere. Der Preis ist in der Tat nicht eben schwabenfreundlich und angesichts meiner bisherigen Erfahrungswerte hält sich meine Motivation, eine der beiden anzuschaffen, in Grenzen. Ich bezweifle schlicht, dass Buddays Deutung ernstlich an die Profundität dessen heranreicht, was Gardiner und Marcus Creed vorgelegt haben.

    :wink: Agravain

  • Lieber Armin,

    erst einmal vielen Dank für Deine freudlichen Worte. Mich freut es natürlich, wenn meine Textlein gern gelesen werden!

    vielen Dank für Deine sehr interessanten und lesenswerten Beschreibungen der Aufnahmen von diesem herrlichem Werk. Das Oratorium Jephta lernte ich vor über 20 Jahren in einem Konzert mit Helmuth Rilling kennen, der es damals mit dem Landesjugendchor Baden-Württemberg und dem Bach-Collegium Stuttgart in meiner nordhessischen Heimat aufführte und mich schwer beeindruckte.


    Ich hatte Anfang der 90er Jahre ein ähnliches Erlebnis, allerdings nicht mit Rilling, sondern mit dem Chor der Marktkirche Hannover unter Prof. Jörg Straube.

    und so fiel meine Wahl dann auf die Interpretation von Marcus Creed, was Glaube ich aufgrund Deiner positiven Einschätzungen geschah, denn solange habe ich diese Aufnahme noch gar nicht.

    Und ich hoffe, dass Du - wenn ich denn für Deine Anschaffung der Creed-Aufnahme verantwortlich sein sollte ;+) - den Kauf bislang nicht bereut hast!

    :wink: Agravain

  • Und ich hoffe, dass Du - wenn ich denn für Deine Anschaffung der Creed-Aufnahme verantwortlich sein sollte ;+) - den Kauf bislang nicht bereut hast!

    :wink: Agravain


    Nicht im geringsten habe ich das. :thumbup:

    :wink:
    Armin

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Zitat von »figure humaine«


    Diese Aufnahme aus dem Händel-Zyklus von Jürgen Budday und dem Maulbronner Kammerchor kenne ich ebenfalls nicht. Den Messias aus dieser Reihe kenne ich und der hat schon ein paar bemerkenswert tolle Momente. Allerdings schrecke ich doch oft vor dem relativ hohen Preis zurück... da kriegt man für's gleiche oder weniger Geld oft schon qualitativ vergleichbare oder höherwertige Aufnahmen. Nichtsdestotrotz kann das natürlich dennoch eine hörenswerte Einspielung sein... hat sie mal jemand kennengelernt und kann was dazu sagen? :)


    Die Budday'schen Händel-Aufnahmen - zumindest jene, die ich kenne (der "Jephtha" gehört nicht dazu) - haben bei mir einen eher gemischen Eindruck hinterlassen. Mittlerweile liegen sogar zwei Einspielungen des "Jephtha" von ihm vor, die gezeigte und eine ältere. Der Preis ist in der Tat nicht eben schwabenfreundlich und angesichts meiner bisherigen Erfahrungswerte hält sich meine Motivation, eine der beiden anzuschaffen, in Grenzen. Ich bezweifle schlicht, dass Buddays Deutung ernstlich an die Profundität dessen heranreicht, was Gardiner und Marcus Creed vorgelegt haben.

    Beim Reinhören in die Audio-Schnipsel der Jephta-Aufnahme von Budday war ich über die Qualität dann doch etwas erschrocken ob des Nachhalls... den hatte ich von der Messias-Aufnahme nicht so in Erinnerung und ist dort auch nicht der Fall. Auch der Chor macht dadurch leider keinen präzisen und präsenten Eindruck...
    In diesem Fall wohl wirklich keine Kaufempfehlung...

  • Gut zweieinhalb Stunden höchstvergnüglicher Händel. Leider ohne Libretto, für Ersthörer vielleicht darum nicht ganz so zu empfehlen. Beiheft nur auf Englisch. Hier gäbe es den Text des Werkes auf Englisch: "http://opera.stanford.edu/iu/libretti/jephtha.htm" . Aber vielleicht kennt ein freundlicher Händelexperte ja einen virtuellen Ort mit Übersetzung?

    Danke lieber Josquin! Magst Du das in den Jephtha-Faden stellen?

    "http://www.kuk-art.com/download/pdf/Handel-Jephtha.pdf


    Gruß
    Josquin

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!