In welchem Alter erfolgt der Klassik-Einstieg?

  • Seit welchem Alter hört Ihr (hauptsächlich) Klassik? 108

    1. 11 bis 20 Jahre (57) 53%
    2. unter 10 Jahren (32) 30%
    3. 21 bis 30 Jahre (11) 10%
    4. 31 bis 40 Jahre (5) 5%
    5. über 40 Jahre (3) 3%

    In welchem Alter erfolgt der Klassik-Einstieg?

    Ich meine nicht eine einzelne "Peter und der Wolf"-Platte o.ä. Sondern ein einigermaßen gezieltes Hören von Klassik und mindestens genausoviel davon wie von anderen Musikrichtungen. (Jedenfalls sollte der "Klassikanteil" erheblich sein und vom Hörer als wichtig empfunden werden.) Wer mag, kann noch sein ungefähres jetziges Alter (Kohorte auf 5 Jahre genau reicht) dazuschreiben.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Begonnen, "klassische" Musik zu hören, habe ich mit ca. 14/15 Jahren. Das hat sich immer mehr herauskristallisiert und seitdem höre ich fast nichts anderes mehr.

    Muss hinzufügen, dass ich "erst" 19 Lenze zähle. Vorher habe ich, durch meinen Cousin, viel Techno gehört. Dann auch mal Diverse Richtungen ausprobiert, zuletzt Heavy Metal. Mittlerweile finde ich das alles :cursing:. Gott hat mich da quasi auf die richtige Bahn gelenkt. 8+)

  • Bin jetzt Mitte 40 und habe mit 14 Jahren angefangen, gezielt Klassik zu hören.

    Mein Vater war autodidaktischer Klassikhörer (keine musiktheoretischen, aber einige musikgeschichtliche Kenntnisse, Sinfoniekonzert-Abonnent, Schwerpunkte Bach und Bruckner, Brahmshasser, aber auch für einige Spielarten klassischer Moderne - Strawinsky, Schostakowitsch - aufgeschlossen). Zuhause lief abends relativ viel Klassik von LPs, der ich längere Zeit nicht unlustig, aber auch nicht übermäßig interessiert zugehört habe. Hat mich aber - wie ich erst später gemerkt habe - stark geprägt. Ein Onkel war Profigeiger in einem Kölner Orchester, dort gab es in der Wohnung ein faszinierendes Musikzimmer mit Klavier, Geige, Notenständern, vielen Platten und Partituren... Zudem hatte ich Musikunterricht, habe mich dort nie besonders hervorgetan, konnte aber Noten lesen und hatte die musiktheoretischen Grundkenntnisse, die man eben in der 5.-8. Klasse vermittelt bekam. Aktiv musiziert habe ich nie.

    Mit 14 kam dann der Knacks, ich weiß nicht mehr, warum. Da ich immer einen Hang zur Systematik hatte, habe ich mich mit Hilfe von Konzertführern und anderer einführender Literatur, dann auch mit Spezialliteratur durch die Musikgeschichte gehört, die für mich damals von Bach bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts gereicht hat. Von Anfang an habe ich auch Noten und Partituren benutzt und dort "mitgelesen", soweit das mit meinen Fähigkeiten möglich war. Ich weiß noch, dass ich bei meinem ersten Versuch dieser Art (Beethovens zweite Sinfonie) zunächst ständig aus der Kurve geflogen bin, dass ich aber bald auch größere Orchesterpartituren mühelos "verfolgen" konnte.

    Das alles wäre nicht möglich gewesen ohne die großartigen Bestände (Partituren, Literatur und - teils jämmerlich zerkratzte - LPs) der Musikbibliothek der Stadtbibliothek Duisburg, der ich heute noch sehr verbunden bin.

    Ich habe nie wieder soviel Musik hörend verschlungen wie zwischen meinem 14. und 16. Lebensjahr. Mir wird heute noch schwindlig bei dem Gedanken, welche Mengen an Werken aller Gattungen (hauptsächlich aus Klassik und Romantik) ich damals kennengelernt habe.

    Die Entwicklung hätte auch anders verlaufen können - durch Freunde und meinen ältesten Bruder hatte ich auch diverse Spielarten von Pop kennengelernt und zeitweise (vor meinem 14. Lebensjahr) regelmäßig gehört.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Ich habe eigenlich schon früh mit der Klassik begonnen, da meine erste Stimmausbildung parallel mit der Liebe zur klassischen Musik lief und ich unter 10 Jahren schon in Messen, die Solosopranpartien, sang und die Liebe zur Oper im Besonderen ist mir geblieben, das ist jetzt mehr als 57 Jahre her.

    Liebe Grüße sendet Euch Euer Peter aus Wien. :wink:

  • Meine erste Klassik-LP kaufte ich mit nicht ganz 10 Jahren vom knappen Taschengeld. Völlig frei von elterlicher Prägung, eroberte ich mir fortan die Welt der Klassik. Mit zwölf bekam ich ein älteres Tonbandgerät geschenkt. Mit diesem und einem Mikrofon bewaffnet nahm ich Klassik aus dem altern „Tannhäuser“-Radio auf. Damals hatte ich auch meine erste Begegnung mit Wagner (nicht nur dem Radionamen nach ^^ ). In diesen Jahren begann auf mein Wünschen und Drängen hin meine erste Instrumentalausbildung. Seit dieser Zeit ging es nahtlos weiter. Natürlich hörte ich auch die gängige Pop- und Rockmusik, diese ist im Laufe der Jahre aber auf der Strecke geblieben. Die Musik der „Klassik“ ist mir aber (erfreulicherweise :rolleyes: ) geblieben.

    Bis bald
    corda vuota

  • ca mit 15 habe ich angefangen Klassik zu hören (im weiten Umfeld niemand der das Interesse geteilt hat)
    Ein Radiokonzert mit Beethoven hatte mich so gepackt, das alles andere in den Hintergrund trat und ich schon mit 16/17 durch die ganze Stadt zu Klassikkonzerten gepilgert bin - Und 3m fehlten mir vor der Kasse um Klemperers letztes Konzert zu erleben (dann war ausverkauft).
    Beethgoven galt bis ca 55 meine grosse Liebe und Sammelleidenschaft, danach habe ich es jetzt auf den gesamten Bereich e-Musik ausgeweitet (durch alle Epochen) aber insgesamt ist mein Musikgeschmack sehr breit ich höre auch Beatles Stones Pink Floid Jazz Hannes Wader ua. Musik immer wieder mal gerne.

    Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum (Nietzsche)
    In der Tat spuckte ... der teuflische Blechtrichter nun alsbald jene Mischung von Bronchialschleim und zerkautem Gummi aus, welchen die Besitzer von Grammophonen und Abonnenten von Radios übereingekommen sind Musik zu nennen (H Hesse)
    ----------------------------
    Im übrigen bin ich der Meinung, dass immer Sommerzeit sein sollte (gerade im Winter)

  • Ich habe im Elternhaus die Mischung aus "Klassik väterlicherseits" und "Tanzmusik aller Art mütterlicherseits" mitbekommen, selbst als Jugendliche beim Klavierspielen und Singen den "klassischen Teil" zunächst zwangsläufig häufiger im Ohr gehabt. Sobald ich alleine wohnte, kam die rockige Zeit - heftig und fast ausschließlich ... bis ich in den Dreißigern die Kurve ins gezielte Hören (hier im Rheinland WDR 3 + eigene Vorräte) fand.
    Jetzt freue ich mich an "Oldies, but Goldies" .... und manchem Jazz, doch das Hauptohrenmerk liegt bei der sog. E-Musik.
    (Mein Einstiegsalter auf der Skala einzufügen ist mir allerdings leider nicht gelungen!)

  • Ich kann weitgehend cordu vuota blaupausen. Vorher lag ein samstägliches Wunschkonzert im Radio, das in der Familie regelmäßig gehört wurde und das von der (populären) Klassik bis zum Schlager ging - ja und dann eben Musik und Singen in der Kirche. So richtig los ging es erst mit dem Gymnasium, wo ich bald im Chor sang (das war damals freiwillig und in der 5. und 6. Stunde am Samstag!)

    Meine Kinder waren eigentlich schon im Mutterleib mit klassischer Musik vertraut ;+) Mozart, klaro

    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Bei mir trudelten irgendwann im 10.Lebensjahr ein paar alte Mono-LPs meiner Großmutter ein... Danach war ich voll auf Mozart.

    Andere Musik kam dann eher langsam mit 14: Mike Oldfield, tangerine dream, diverse 80er-Elektropop-Geschichten.

    Gruss
    Herr Maria

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Ich bin auch sozusagen ein Corda Vuota Avatar. Meine erste LP war Chopins erstes Klavierkonzert. Hat damals 10 Franc gekostet (1,5 €).
    Bei einem Schulausflug nach Jersey habe ich mir Beethoven-Symphonien mit Cluytens und das Forellenquintett mit Moura Lympany gekauft. Hab auch Fernsehübertragungen mit dem Cassetten Recorder aufgenommen. Meine Eltern hatten ab und zu Arbeits-Meetings, die am Abend stattfanden. Ich war ein braves Kind und blieb zu Hause. Da habe ich mit dem fliegenden Holländer und dem Rosenkavalier Bekanntschaft gemacht...
    Hab ziemlich querbeet LPs gekauft und die Hüllentexte fleißig gelesen.
    Meine erste Oper live war "Orphée et Eurydice" in Rennes 1978 (französische Version mit Tenor). Die Inszenierung war albern, der Tenor wahrscheinlich nicht so doll, die Furien haben mich eher angetan.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • ich hatte folgende Laufbahn: Klavieruntrricht, Knabenchor, Orgelunterricht, Orgelunterricht abgebrochen (dachte damals mit plusminus vierzehn: peinlichens Instrument, peinliche Institution), wieder Klavierunterricht, "Schwerpunkt in Musik" an der Schule. Das ging dann auch noch ein, zwei Jahre so weiter an der Schule. Ich war klassisch-musikalisch nicht ungebildet, aber bedeutet hatte mir diese Fleißarbeit nichts. Auch Klavierüben. Lästige Pflichtübung, mehr nicht. Man lernt Musik und "Klassik" wie ein lästiges Schulfach.

    Dann irgendwann um die Pubertät rum gig das dann auf einmal ohne konkrete (rekonstruierbare) neue äussere Einflüsse los (Schulunterricht war da sicher kein wahnsinniger Impulsgeber), dass Musikmachen und -Hören eine existenzielle Bedeutung gewann. Zum Teil vielleicht auch als Weltflucht in dieser schwierigen Phase. [Wobei angemerkt werden muss, dass ich aus meiner Umgebung und vom konservativen Elternhaus nie viel mit der Musik zu tun hatte, die meine Altersgenossen so hörten. Da war das Michael Jackson-Konzert, auf das ich nach einem Schwimmbadbesuch zufällig hineingeriet, sogar soetwas wie ein unerhörter Ausflug in die verruchte Welt dieser unanständigen Popmusiker. Von Metallica, Red hot Chili Peppers & Co ganz zu schweigen.] So mit 16-17 also fing mir Mahler, Bruckner, Beethoven (Gardiner-Zyklus!) und Wagner (für den einzeln zusammengekauften Karajan-Ring habe ich mir zu Schulzeiten zugunsten von 2001 das Konto überzogen) also zunehmend an, etwas wirklich wichtiges zu bedeuten.

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Ich gehöre auch zu denen, die bereits als Kinder mit der Klassik angefangen und dann nie mehr aufgehört haben. Mein Grossvater war Pianist und eingefleischter Wagnerianer und meine Grossmutter Tänzerin und Operettenfan. Mein italienischer Grossvater hat neapolitanische Romanzen gesungen- leider nie in meiner Anwesenheit. Mit 11 habe mir die Arie der Senta (sic!!!) beigebracht, indem ich sie mir auf der Blockflöte vorgespielt und dann nachgesungen habe- heimlich versteht sich. Das war überhaupt meine allererste Opernarie. Von Stimmfâchern wusste ich damals gottseidank noch nichts.......
    Spâter hatte ich dann die Bach-Phase und einen Wellensittich, der voll auf die Brandenburgischen Konzerte abfuhr, er spielte dabei jedesmal verrückt und tanzte wie wild in seinem Käfig udn mit mir im Zimmer herum. Als ich dann zum ersten mal Elly Ameling mit Mozart "Exultate, jubilate" und anderen geistlichen Arien gehört habe, war mein Schicksal besiegelt. Leider leider durfte ich trotz engagierter Intervention meines Musiklehrers (dem ich im Nachinein noch in grosser Dankbarkeit verbunden war) nur sehr kurze Zeit Gesangsuntericht nehmen und musste dann zur Violine wechseln(den Untericht gab es an unserer Schule damals gratis....), auf der ich mich abgequält habe, aber immerhin habe ich damit mein Gehôr geschult und in einem Orchester mitspielen können und meiner Liebe zur klassischen Musik hat mein Gekratze auch keinen Abbruch getan.
    In der Schule habe ich gottseidank einige gleichgesinnte Freunde gefunden, die genauso aussen vor und "uncool" waren wie ich und wir haben einen Bund im George Stil gegründet, in dem ich lange das einzig geduldete weibliche Mitglied war. Einer dieser Freunde hat sehr gut Klavier gespielt und in der Pubertät haben wir anstatt das zu tun, was unsere Eltern bei stundenlangem Verschwinden in dämmrigen Zimmern befürchtet haben, zusammen Gedichte gelesen und Musik gemacht und Wesendonck- und Mahler Lieder gesungen. Auch da wusste ich noch ncihts vom "Judentum in der Musik" oder von Stimmfächern....
    Andere Musik als Klassik kam für mich jedenfalls seit ich denken kann nur zum Tanzen oder für Anti Akw Demos infrage infrage. Diese einseitige Fixierung hat sich gottseidank schon lange überlebt (so wie auch Senta sich überlebt hat :rolleyes: ), aber als Kind und Jugendliche war die Klassik für mich ein Refugium, eine Art Initiation und ein abgetrennter Flucht- und Eigen-Raum. Auch innerhalb der Kernfamilie war ich so ziemlich alleine damit, meine Eltern mochten zwar gerne klassische Musik , aber sie spielte weder für sie und schon gar nciht für meine Geschwister eine grôssere Rolle. :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Ich habe so ungefähr mit 14 meine Liebe zur Klassik entdeckt. Auf verschiedenen, verschlungenen Pfaden unter der angebotenen Musik die Klassik als die Musik identifizert, die mich direkt berührt und anspricht.

    Damals begann die Serie 'Große Komponisten und ihre Musik' - alle 14 Tage ein Heft und eine LP oder Musicassette (die Älteren erinnern sich vielleicht noch). Das war die Einstiegsdroge. :juhuu:

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

  • Interessant. Das Gerücht, zur Klassik finde man erst im Alter*, ist damit widerlegt. :thumbup:

    * zumindest so richtig, also dass man auch die Eier hat, in einem Klassikforum zu posten...

  • Und was ist mit dem Stereotyp "Klassik hören nur Soziopathen" oder "Klassikhörer sind Freaks"?

    Lucius Travinius Potellus
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  • Ach ne, das endet nur entweder in Streit oder in einer Selbsthilfegruppe. Marke: "Stuhlkreis!"

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  • Interessant. Das Gerücht, zur Klassik finde man erst im Alter*, ist damit widerlegt. :thumbup:

    * zumindest so richtig, also dass man auch die Eier hat, in einem Klassikforum zu posten...

    Repräsentativ ist das eh nicht, vielleicht nicht einmal forenweit. Es entspricht allerdings meiner Hypothese (dass die "Entscheidung" eher früh, meistens im 2. Lebensjahrzehnt fällt), wobei ich ein paar mehr zwischen 20 u. 30 erwartet hätte. Vielleicht kommen die noch... Man hätte natürlich auch in 5er-Schritten vorgehen können, aber das schien mir übertrieben.

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    (B. Pascal)

  • Wenn ich in der Tonhalle ins Konzert gehe, finde ich zahlreiche junge Leute und sehr viele alte Menschen. Die Mitte fehlt. Ich habe das Gefühl, da fehlt der Klassik eine Generation. Die heute 35 - 55 jährigen sind scheinbar ausschließlich mit Pop- und Rockmusik sozialisiert worden, so hat es den Anschein. Auch, wenn ich mit meinen Kollegen spreche, bekomme ich den Eindruck.

    Lucius Travinius Potellus
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