Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur KV 414

  • Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur KV 414

    Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Klavier und Orchester Nr. 12 A-Dur KV 414 (385p) gehört zur Klavierkonzerttrias KV 413 bis KV 415, mit der sich der universelle Komponist auch als Klavierkonzertkomponist und -interpret in Wien vorstellte. Die drei Konzerte entstanden im Winter 1782/83, KV 414 wohl als erstes. Laut Mozart selbst sollen diese Werke gleichermaßen Spezialisten wie Musikliebhaber ohne Fachwissen erfreuen. Noch fehlen in KV 414 die spätere Konzerte so prägenden Dialoge zwischen dem Klavier und den Holzbläsern. Oboe und Horn müssen nicht verpflichtend eingesetzt werden, im Prinzip ist es ein Konzert für Klavier und Streichorchester. Es hat die üblichen drei Sätze, diesmal Allegro, Andante und Rondeau.Allegretto. Als alternativen Finalsatz bot Mozart übrigens das Rondo an, das als KV 386 verfügbar ist. Zu diesem Konzert sind für alle drei Sätze Originalkadenzen von Mozart überliefert.

    Mein Höreindruck:
    Hört man die „übliche“ Orchesterexposition, ist man sofort im Zauber, im Bann dieser Musik im besten Sinn gefangen. Das kann nur Mozart sein, so komponiert nur er! Diese Themenideen, die Weiterführungen, dann das konzertante Wechselspiel. Mozart! Es ist ein helles, freundliches Werk, allenfalls der Moll-Mittelteil im zweiten Satz (der ansonsten in D-Dur steht) bereichert die durchgehend heiter-konzertante Stimmung um ein nachdenklicheres Moment. Musikalisch-musikantisch leicht zugängliche konzertante Musik wird geboten, die man einfach so richtig genießen kann.

    Was Klavierkonzerte in A-Dur betrifft wird Mozart aber noch sowas von nachsetzen, unglaublich, unbeschreiblich (aber für Capriccio kann man´s versuchen, ev. sich in Sizilien bestechen pardon inspirieren lassen)...

    Eine Aufnahme von KV 414 und wie ich sie höre:
    Gleich in der ersten Aufnahmesession mit dem London Symphony Orchestra und Claudio Abbado im Zuge einer Einspielung eines Großteils der Mozart-Klavierkonzerte für die DGG im November 1981 in der Londoner Kingsway Hall berücksichtigte Rudolf Serkin dieses Werk, neben KV 271, KV 453 und KV 466. Serkin verklärt das Konzert nicht, auch nicht in der „Träumerei“ des zweiten Satzes, er spielt Mozart als lebendiger, schon durchaus weiser, aber wunderbar präsenter Musikant im besten Sinn. Bei anderen Konzerten dieser Reihe mag der Streicherklang etwas fahl klingen, hier fügen sich die Londoner Streicher und Serkin zum herzhaft frischen musikantischen Zusammenspiel zusammen.

    Gibt es andere Höreindrücke? Welche anderen Interpretationen sind empfehlenswert? (Off topic: Macht jemand mit bei den Mozart Klavierkonzerten Threads?)

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • "

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    "

    Es scheint so einfach, es ergibt sich so organisch, es ist wahrscheinlich "Dutzendware", und doch - wenn ich die Steigerung in der Orchesterexposition ab 01:40 höre, die nächsten 15 Sekunden, diese Stelle allein ist´s schon wert...

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Lieber Alexander,

    kennst Du die Pollini-Liveaufnahme mit den Wienern? Wenngleich hoch gelobt, gefällt sie mir persönlich leider überhaupt nicht, obwohl ich diesen Pianisten bei vielem, was er gemacht hat, sehr bewundere. Pollinis Spiel wirkt hier auf mich oberflächlich, pauschal und irgendwie abwesend. Hinzu kommt ein verwaschener, halliger Orchesterklang.

    Ich greife lieber zu Bilson/Gardiner oder Lupu/Segal.

    Cheers,

    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Wie es der Zufall will, höre ich KV414 (zusammen mit KV413 und 415) zur Zeit rauf und runter. All drei Konzerte sind vereinigt auf der 2. CD dieser Gesamteinspielung mit Mitsuko Uchida mit Jeffrey Tate und dem English Chamber Orchestra.

    Die Musik ist so schön, dass ich mich nicht entschliessen kann, sie wieder aus dem CD-Spieler zu nehmen.
    KV414 höre ich nun gerade und es ist der richtige Balsam, um nach dem Fussballkrimi (Championleage-Halbfinale) meine Nerven wieder zu beruhigen.

    Hudebux

  • Vielen Dank für die rasche Annahme und die bisherigen CD Hinweise!
    Danke speziell der Generalität für den Pollini Hinweis, als Wiener Philharmoniker Sammler steht diese CD ganz oben auf meiner Wunschliste.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Der Anfang des Konzerts ist nur scheinbar harmlos: Schon im zweiten Takt mischen die anfangs schweigenden Bratschen eine Dissonanz hinzu. Überhaupt sind die Mittelstimmen, insb. die Bratschen ausgesprochen selbständig geführt, auch beim zweiten Thema und in den beiden Folgesätzen (das gilt etwas abgeschwächt ebenso für die zweiten Geigen, etwa in der Durchführung des Kopfsatzes mit den Synkopen). Der Streichersatz ist tendenziell (!) schon auf die Faktur eines Streichquartetts hinkomponiert, auch wenn ich die Fassung mit Bläsern einstweilen lieber höre.

    Der zweite Satz ist als eine Art Requiem für den gerade verstorbenen Johann Christian Bach interpretiert worden, der Vordersatz des Themas zitiert eine Ouvertüre von ihm - allerdings bemerkenswerterweise auch das Hauptthema des ersten Satzes.

    Den Interpretationsvergleich kann ich kurz halten: Sofronitsky auf ihrem Walter-Nachbau und ihr Begleiter samt Orchester liefern eine schöne, runde, gelungene Interpretation ab. Brendel aber ist einfach spielerischer, unberechenbarer und - wie ich finde - auch "sprechender" in Dynamik und Anschlag. Wie er einen Eingang schon mal frech bereits in den Tutti-Schlussakkord hineinklingen lässt, wie er überhaupt die Eingänge und Kadenzen gerne noch etwas weiterimprovisiert, das ist schon toll. Den im Vergleich etwas schwereren Orchesterklang der Academy mit mehr traditionellem Espressivo gerade im zweiten Satz muss man allerdings mögen (ich mag ihn - ab und zu).


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Streng ist man hier mit Aufnahmen, und das will neugierig selbst gehört werden, hier also mein Eindruck zu Pollinis Aufnahme (Cover weiter oben):

    Nach dem Erfolg der DGG CD mit den Mozart-Klavierkonzerten KV 453 und KV 467 zum Mozartjahr 2006 mit Maurizio Pollini und den Wiener Philharmonikern nahm Pollini mit dem Orchester im Juni 2007 im Großen Musikvereinssaal in Wien eine zweite CD auf, diesmal mit den Konzerten KV 414 und KV 491. Wieder leitete er die Konzerte selbst, vom Klavier aus, und er spielt die Kadenzen von Mozart. Man freut sich auf den gemeinsamen Atem von Solist und Orchester, auf den Wiener Klang, auf den Zauber von Mozarts Musik. Doch gleich die Orchesterexposition zum ersten Satz verwundert, denn der Klang des Orchesters wirkt verwaschener, dickflüssiger, wie wenn man auf ein Brot das bereits mit Butter und Nutella bestrichen ist auch noch Honig drüber schmiert. Und was macht Pollini? Pollini will ganz offenbar nichts Neues zum Werk sagen, er möchte im gemeinsamen Atem mit dem Orchester die Musik genießen und den Genuß weitergeben, und er nimmt damit die Gefahr einer Beiläufigkeit in Kauf. Ganz erfüllen der erste und der dritte Satz bei aller souveränen Routine also nicht die (sehr hohen) Erwartungen. Der zweite Satz, das lasse ich mir allerdings nicht nehmen, ist schon sehr empfunden gespielt, wirklich sehr schön, und sei es nur für sich genommen, nicht im Vergleich zu anderen Aufnahmen. Der weiche, vollblütige philharmonische Klangkörper und der Klavierpoet Maurizio Pollini verschmelzen hier zu einer Einheit im gemeinsamen Atem, die (für mich) schon wieder mit dem Rest versöhnt.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Bei KV 414 stelle ich mir seit gestern die Frage: darf man bei einem Pianisten, um dessen überragendes Mozart-Spiel der 60er Jahre man weiß

    dann, wenn er es nach schwerer Krankheit, die ihm beidhändiges Klavierspiel 40 Jahre lang verunmöglichte, aufgrund neuer medizinischer Behandlungsmethoden wieder schafft, nach einer solchen Zeitspanne wieder Aufnahmen von drei Mozart-Klavierkonzerten unter Gebrauch auch der rechten Hand vorzulegen

    harsch urteilen nach dem Motto "Naja, Christian Zacharias ist ja eine Spur virtuoser"? Ich meine inzwischen: nein. Nach mittlerweile 5 Hördurchgängen von Leon Fleishers KV 414-Aufnahme mit dem Stuttgarter Kammerorchester, das Fleisher selbst dirigiert, freunde ich mich immer mehr mit seiner Sichtweise und seinem Spiel an. Und bewundere ihn. Und finde toll, dass ihm so etwas wie diese Aufnahme noch einmal in seinem Leben möglich wurde.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Höre gerade die Gesamtaufnahme der Mozart Konzerte ab KV 175 mit András Schiff und der Camerata Academica Salzburg unter der Leitung von Sándor Végh (9 CD Box DECCA 448 140-2) Konzert für Konzert durch. Erstmals spielt Schiff bei KV 414 in der Orchesterexposition Akkorde mit. Eine akustisch reizvolle "Festigung" und insofern interessant, als dies hier erstmals passiert. Bin gespanmnt, ob Schiff bei späteren Konzerten (KV 537?) auch so vorgeht. Bei KV 414 kommt übrigens der Klavierkang des Bösendorfer Flügels speziell im zweiten und dritten Satz sehr schön zur Geltung. Schiff geht hier von einer Art "Spinett am Flügel" Spielweise zu einer runderen Interpretation über, ohne den Non legato Anschlag speziell in den Alberti-Bässen aufzugeben.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Mein Höreindruck: Sprechende Musik wird hier geboten, Musik als Klangrede, vom Holz geprägt (Hammerklavierklang, Instrumente). Die frische, kammermusikalisch fein differenzierte Aufbereitung durch die Kölner Akademie nimmt voll für sich ein. Und der Solist spielt sehr lebendig. Der Schreiber dieser Zeilen bevorzugt weiter den Konzertflügelklang bei Mozart Konzerten, aber solche Aufnahmen haben auch ihre Reize. Vor allem der zweite Satz wird (wie auch bei KV 271) intensiv ausgelotet, wunderbar innig! Brautigam spielt auf einem Fortepiano, das Paul McNulty 1992 nach Anton Walter (Modell von ca. 1795) gebaut hat. Die Aufnahme von KV 271, KV 386 und KV 414 mit Ronald Brautigam entstand im November 2009 im Deutschlandfunk-Kammermusiksaal in Köln zusammen mit der hervorragenden Kölner Akademie unter der Leitung von Michael Alexander Willens (CD BIS-SACD-1794).

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • So verschieden sind die Meinungen zu Interpretationen - gefunden in Eben gehört 2010/11:


    Bin ja hier nicht gerade als Mozartspezialist bekannt, aber glaubt mir: das ist eine unglaublich luzide und wunderschöne Aufnahme.

    Grüße
    vom Don

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Rudolf Buchbinder mit dem Sinfonieorchester des Südwestfunks Baden-Baden unter Kazimierz Kord - unaufdringlich und perfekt.

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • 22.01. - 11.00Uhr

    im Rahmen einer Mozart-Matinee ist das Knöchel-Verhängnis Vier-Vierzehn demnä. im "Konzerthaus Dortmund" zu hören....
    Solist ist Matthias Kirschnereit; Gabriel Adorjan leitet das "Dt. Kammerorchester Berlin"...

    => danach gibbet das Konzert f. zwei Klaviere KV.365 - Zweitsolistin ist Magdalena Müllerperth
    => => danach gibbet das Konzert f. drei Klaviere KV.242 - Drittsolistin ist Annika Treutler

    Diese Matinee ist nahezu ausverkauft (das Parkett schon lange) - und ich verkaufe meinen Parkettplatz für (bisher ;) ) 25 EUR (eigtl. 32 EUR)

    m e l d e t E u c h !!

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • Nr.12: Rudolf Serkin mit dem Marlboro Festival Orchestra unter Alexander Schneider, aufgenommen 1962. Die Sony-Box kam 1917 heraus und enthält bei uns bisher kaum bekannte Aufnahmen aus den Jahren 1951 bis 1977 zu einem sehr günstigen Preis.

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Eine leider wenig bekannte Aufnahme des Konzerts stammt aus den frühen 50er Jahren . Rudolf Schwarz leitet das Philharmonia Orchestra , und Denis Matthews 'fits like a glove ' , wie Christopher Howell in seinen Anmerkungen zu dieser Aufnahme konstatiert . ( Nachzulesen in : Forgotten Artists , an occasional series by Christopher Howell , 17. Denis Matthews . http://www.musicweb-international.com/classrev/2016/…en_Matthews.htm
    Nachhören kann man es auf Forgotten Records . Ich höre so einen Mozart immer wieder gern .

    [Blockierte Grafik: https://forgottenrecords.com/data/covers/thumbs/mozart-concertos-piano-12-et-14-matthews-front.jpg]

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • 6 Beiträge um einen illegalen (und illegal hier eingestellten) Konzertmitschnitt sind entsorgt worden.
    Sorry an alle, die hier zurecht protestiert hatten.

    audi

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Ingrid Haebler hat das Konzert mit Szymon Goldberg und dem Niederländischen Kammerorchester 1960 aufgenommen . Nichts besonderes , aber für mich doch runder als ihre späteren Aufnahmen des Werks mit Rowicki und Hollreiser .

    Spannender wird es in der Liveaufnahme mit dem English Chamber Orchestra und Benjamin Britten als Solisten und Leiter . Das Andante ist für mich der Höhepunkt , doch auch als Ganzes begeistert dieses Dokument aus Aldeburgh 1956 .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!