"Wow, interessant.. ich wusste nicht das man sowas studieren kann.." - oder: Der Organist am Arsch der Nahrungskette


  • guckt mal hier da sollte doch für jeden Geschmack was dabei sein!


    lg vom eifelplatz, Chris.

    Es ist zwar etwas OT, und CPDL und IMSLP sind zwar ganz nett, die meines Wissens umfangreichste Zusammenstellung an Ave Marias findet man allerdings in Geert Cuypers Projekt:
    http://www.avemariasongs.org/
    Karl Mays Ave Maria ist übrigens kein Ave Maria im eigentlichen Sinne, sondern freie Dichtung ("Es will das Licht des Tages scheiden, es tritt die stille Nacht herein. Ach könnte doch des Herzens Leiden [...]" usw.). "Ave Maria! Ave Maria, Maria, Maria, Maria!" ist nur der Refrain.

    und natürlich war die "gibt's andere"-Frage ironisch! Manno! ;(
    Mein Favorit ist hier übrigends Verdi. Braucht man allerdings keinen Organisten dazu. Eigentlich. Vermutlich gibt es aber irgendwo eine "Hochzeitssängerin", die eine Bearbeitung für Solosopran und Flöte hat... (nebenbei: Letzteres war wieder ironisch... Ersteres allerdings nicht.)

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Es hat zwar nix mit dem Thema direkt zu tun, aber ich kann ja mal aus dem Nähkästchen plaudern und erzählen, welche Noten Organisten aus der Bibliothek in der ich arbeite für Hochzeitseinsätze ausleihen (müssen).
    Ave Maria eins und Ave Maria zwei sowie Hochzeitsmarsch eins uns zwei haben die meisten ja daheim, zu mir kommen sie bei Sonderwünschen. Und es ist erstaunlich, was heiratende Menschen am Altar so alles hören wollen.
    Neulich waren es “Do you feel the love tonight” aus „König der Löwen“. (Der Organist kannte den Film nicht und ist fast umgefallen als ich ihm erzählt habe, daß es um singende Großkatzen und anderes Dschungelgetier geht).
    Der zweite Wunsch des Paares war “Someone like you” von Adèle. Frau Adèle kann ganz, ganz toll singen und es ist auch ein sehr schönes Lied. Aber ob man das unbedingt auf seiner Hochzeit hören will? Es geht schließlich um eine Trennung. :rolleyes:

    Ein Paradies ist immer da, wo einer ist, der wo aufpasst, dass kein Depp reinkommt...

  • Ist eigentlich Hochzeitsmarsch I Mendelsohn und Ave Maria I Gounod oder stehen Wagner bzw. Schubert (genausowenig ein Ave Maria wie das von Karl May!) an erster Stelle bei den Hochzeiten?

    "Time to say goodbye" dürfte vor 10-15 Jahren auch mal Favorit gewesen sein, selbst wenn es nicht besonders passt.

    Hatte schon mal jemand Symphonie Fantastique, 4. Satz! :D :D :D

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • "Highway to Hell" gab's auch schon mal wunschweise.... :faint:

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Ich weiß nicht, ob Wagner oder Mendelssohn an erster Stelle bei den Märschen stehen, die dritte Stelle (zumindest in den USA) ist der "Prince of Denmark's March" von Jeremiah Clarke

    wie romantisch: hat sich doch der Komponist wegen unerfüllbarer Liebe das Leben genommen...

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Als der "Titanic"-Film aktuell war, wurde ein Titel daraus regelmäßig gewünscht ("My heart will go on" oder so?). Ist spannend, sich was von einem sinkenden Schiff zur Hochzeit singen zu lassen.

    (Off topic: In einem meiner Chöre wünschte sich ein Silberhochzeitspaar als Ständchen den "Gefangenenchor" aus Nabucco. Einmütig!)

    Mittlerweile ist es mir ziemlich egal, was die Leute wollen. Es ist deren Hochzeit, und solange durch die Musik keine Blasphemie verbreitet wird oder Aussagen, die theologisch nicht haltbar sind ("Highway to hell") bekommt jeder, was er/sie wollen.

    Nur bei "So nimm denn meine Hände" bin ich allergisch. Abgesehen von "ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt", was gängigen Frauenselbstbildern wohl widerspricht, gibt es einen Kontext der Entstehungsgeschichte, der nicht so ganz passt.

    Das Lied wurde von einer Frau gedichtet, deren Verlobter kurz vor der Hochzeit gestorben ist. (Wenn man die Strophen alle liest, wird das auch klar.) Der Hinweis hat bis jetzt jedes Mal gereicht, um das Lied von der Gottesdienstordnung zu eliminieren. Nur nicht in einem Fall, in dem ein Verwandter oder Bekannter des Paares als "Überraschungsgast" auf der Empore erschien und den Gottesdienst mit diesem Lied verschönern wollte. Da er sonst nichts anderes im Repertoire hatte, ließ er sich das Lied nicht ausreden, der Pfarrer gab auch grünes Licht ... na ja.

    Gruß
    MB

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • ...der Pfarrer gab auch grünes Licht...


    Ach ja, die Pfarrer - auch so ein Kapitel. Manche sind pflegeleicht, manche nicht so sehr.
    Und jetzt kommt mir bloß nicht damit, dass das immer die "Katholen" seien, Ich habe es erlebt, dass eine Trauung in der gewünschten heimatlichen Umgebung und Kirche beinahe daran gescheitert wäre, dass sich der evangelische Pfarrer strikt weigerte, das von den Brautleuten so sehr gewünschte "Ave Maria", von einem Freund der Familie gesungen, im Traugottesdienst zuzulassen.
    Andererseits habe ich vollstes Verständnis dafür, wenn ein Pfarrer auch einmal bei bestimmten Wünschen ein striktes "No!!" vernehmen lässt .Eine Kirche ist schließlich kein Kino.
    Grüße,
    harry

  • Bei mir war das so ... ich bat den Organisten, mir ein paar Stücke etwa aus der Entstehungszeit des Kirchenraumes (Frühhistorismus) vorzuschlagen, vor allem auch weniger bekannte Sachen, die er drauf hat/für die er nicht zu lange üben müsste. Daraus wählte ich dann drei aus, wobei eines halbwegs bekannt ist: Die Toccata von Widor. Trotz Dr. wollte er nichts dafür nehmen, da er es irgendwie unter Freizeitbelustigung einsortierte oder so. Leider ging eines der Stücke ziemlich in die Hose und nachher wollte er dann doch 50 €.
    :D

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)


  • Manchmal melde ich auch Bedenken an, dass die ein oder andere Idee der Heiratswütigen (zB liturgisch) schlicht unpassend wäre.


    Ich war mal als Band-Keyboarder bei einer Hochzeit, bei der die Brautleute auch "Reich mir die Hand für's Leben" aus Don Giovanni kommen ließen (nicht von uns, sondern von Konserve). Die kannten wohl nicht den Handlungshintergrund in der Oper... :whistling:

    zwischen nichtton und weißem rauschen

  • Zitat von EinTon

    Reich mir die Hand für's Leben


    Hallo EinTon, wenn man schon diese doofe Übersetzung *anführt, dann heißt es immer noch ‚‚ Reich mir die Hand, >mein < Leben, komm auf mein Schloss mit mir "

    LG palestrina

    *In neuer deutscher Bearbeitung nach der Überlieferung und dem Urtext von Georg Schünemann und Kurt Soldan.

    „ Die einzige Instanz, die ich für mich gelten lasse, ist das Urteil meiner Ohren. "
    Oolong

  • Die "Gästin" in den Leserkommentaren hätte sich vielleicht besser Querulantin genannt und ist seltsam drauf, aber sie spricht ein Problem an, das mir auch bekannt vorkommt:

    Manche Kirchengemeinde unterhält Gospelchöre oder sonstige Kirchenchöre zur Freizeitbelustigung ihrer Mitsänger, die oft eher weltlicher Gesangsverein sind als Kirchenchor.

    Zum Thema Fremdveranstalter, die von den kirchlichen Verantwortlichen sich selbst überlassen werden und unpassendes Repertoire (das Anti-Hallelujah (Cohen) war natürlich auch dabei) singen und sich unpassend in der Kirche verhalten, gab es kürzlich einen Seitenhieb in einer Zeitungsrezension

    Zitat

    ... Seitens des Doms hätte man für ein Mikrofon für die Begrüßung sorgen und bei der Anwendung der „Richtlinie für Konzertveranstaltungen in Kirchen des Bistums“ behilflich sein können, dann muss auch der Altar nicht zum Rednerpult umfunktioniert werden. ...


    Hier die besagte Richtlinie

    https://kirchenmusik.bistumlimburg.de/fileadmin/reda…nstaltungen.pdf

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Ineressanter Artikel. Spannend und zum Haare raufen auch die Leserkomentare.

    Z.B. schreibt jemand:

    Zitat

    Nichts ist schlimmer, als sich über solche Wünsche hinwegzusetzen und andere Musik zu spielen. Da werden die Hinterbliebenen einen großen Teiles ihres Einstiegs in die Trauerarbeit beraubt. Eine Unverantwortlichkeit und Anmaßung seitens dieser Musiker. Und wenn der Verstorbene “Unheilg“ geliebt hat, soll ihn das auch auf dem letzten Weg begleiten. Wer würde dann schon gerne ein Mozart-Requiem “aufgedrückt“ bekommen, wo jeder Bezug fehlen würde?! Unpersönlicher ginge es nicht mehr.

    Man sollte diese Person trösten. Nur ganz selten wird ein Verstorbener mit einem Mozartrequiem "gequält ".

  • Hallo EinTon, wenn man schon diese doofe Übersetzung *anführt, dann heißt es immer noch ‚‚ Reich mir die Hand, >mein < Leben, komm auf mein Schloss mit mir "

    LG palestrina

    *In neuer deutscher Bearbeitung nach der Überlieferung und dem Urtext von Georg Schünemann und Kurt Soldan.


    Im damaligen Gottesdienst wurde aber - unabhängig ob "richtig" oder "falsch" - die von mir zitierte Übersetzung verwendet (übrigens auch im damaligen Darmstädter Don Giovanni). Dessen bin ich mir ziemlich sicher.

    zwischen nichtton und weißem rauschen

  • Im damaligen Gottesdienst kam aber - unabhängig ob "richtig" oder "falsch" - die von mir zitierte Übersetzung (übrigens auch im damaligen Darmstädter Don Giovanni). Dessen bin ich mir ziemlich sicher.

    Keine dieser Varianten ist eine Übersetzung. Die Übersetzung lautet: "Dort werden wir uns die Hand geben."

    Für eine Hochzeit ist es daher vollkommen in Ordnung, bzw. sogar besser, "Reich mir die Hand für's Leben" zu singen.


    Thomas


  • Für eine Hochzeit ist es daher vollkommen in Ordnung, bzw. sogar besser, "Reich mir die Hand für's Leben" zu singen.

    Nö, denn da die Arie von einer Opernfigur gesungen wird, der es in Wirklichkeit nur um schnellen Sex mit vielen wechselnden Partnerinnen geht, ist sie für eine Hochzeit per se nicht geeignet. bzw. wirkt dort eher makaber. ;)

    zwischen nichtton und weißem rauschen

  • Immerhin ist es
    La ci darem la mano
    La mi dirai di sí.

    Dort werden wir uns die Hand reichen,
    dort wirst Du mir "ja" sagen.

    Giovanni täuscht Zerlina vor, er würde sie heiraten.
    Wir wissen, er denkt keineswegs dran, sein Versprechen zu halten, aber ein Heiratsantrag ist es allemal - mit Aussicht auf erfüllte Flitterwochen.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Immerhin ist es
    La ci darem la mano
    La mi dirai di sí.

    Dort werden wir uns die Hand reichen,
    dort wirst Du mir "ja" sagen.

    Giovanni täuscht Zerlina vor, er würde sie heiraten.
    Wir wissen, er denkt keineswegs dran, sein Versprechen zu halten, aber ein Heiratsantrag ist es allemal - mit Aussicht auf erfüllte Flitterwochen.

    Eben. Und die Verwendung des Duetts bei einer Trauung bedeutet eben nicht die Aufführung eines Teils der Oper mit dem genannten Hintergrund. Sondern nur die Nutzung einer genialen Melodie mit angepasstem Text. Regietheater im Kleinen, sozusagen.

    Die Kirche wird hier zum Ort eines schöpferischen Aktes. Passend zum Anlass, da bei einer Hochzeit ja auch etwas Neues entsteht.

    Der Organist kann daher stolz sein, Protagonist bei einem solchen Ereignis zu sein.


    Thomas

  • Und die Verwendung des Duetts bei einer Trauung bedeutet eben nicht die Aufführung eines Teils der Oper mit dem genannten Hintergrund.

    :thumbup:
    Ein Akt der De-Kontextualisierung, Mann!

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Giovanni täuscht Zerlina vor, er würde sie heiraten.

    ah, geh!
    Der Adelige die Leibeigene?
    Wo sagt er'n das?
    und die tät's glauben?
    ?(

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

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