• Ein Beleg für diese Aussage mag sein, dass auch der etwa gleichaltrige Gulda nie die Chopin-Etüden gespielt hat, weil er sie nach eigener Aussage nicht konnte.

    Friedrich Gulda hat durchaus Chopin-Etüden gespielt und sogar für die Schallplatte aufgenommen.

    Auf dem Label London erschien 1949 eine Single mit der Berceuse op. 57 und den beiden Etüden op. 25 Nr. 1 und 2:
    https://www.discogs.com/de/Friedrich-G…release/9339782

    Gulda spielte auch öffentlich die Etüde op. 25 Nr. 7:
    https://www.youtube.com/watch?v=3wgXb_F84PU
    (Live-Mitschnitt vom 19.11.1990)

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Es gibt drei Aufnahmen des Konzerts mit Brendel: 1960 mit Michael Gielen und dem SWF-Orchester, 1972 mit Rafael Kubelik und dem SO des Bayerischen Rundfunks und schließlich 1996 noch einmal mit dem SWF-Orchester unter Gielen.

    es gibt/gab offenbar noch eine vierte Aufnahme unter Maderna (Konzertmitschnitt). Enth. auch Bartok KK I.

    zur Zeit anscheinend auf amazon nur als MP3. Gibts aber auch auf spotify.

    da Cover nicht will:

    https://www.amazon.de/B%C3%A9la-Bart…brendel+maderna

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • es gibt/gab offenbar noch eine vierte Aufnahme unter Maderna. Enth. auch Bartok KK I.

    Ah, interessant. Ich wusste von dem Konzert, bei dem Brendel 1973 in London unter Madernas Dirigat Schönberg und Bartók 1 an einem Abend gespielt hat - allerdings nicht, dass es eine Aufnahme davon gibt. Dürfte auch der einzige Bartók in Brendels Diskographie sein (einige Soloklavierwerke von Bartók hat er im Konzert gespielt, aber m.W. nie aufgenommen).

    :wink:

    .

  • Friedrich Gulda hat durchaus Chopin-Etüden gespielt und sogar für die Schallplatte aufgenommen.

    Auf dem Label London erschien 1949 eine Single mit der Berceuse op. 57 und den beiden Etüden op. 25 Nr. 1 und 2:
    https://www.discogs.com/de/Friedrich-G…release/9339782

    Gulda spielte auch öffentlich die Etüde op. 25 Nr. 7:
    https://www.youtube.com/watch?v=3wgXb_F84PU
    (Live-Mitschnitt vom 19.11.1990)


    Interessant! Ich bezog mich mit meiner Aussage auf ein Interview von Gulda mit Joachim Kaiser von 1986, in dem es im Wesentlichen um Guldas Chopin-Spiel ging:

    https://www.youtube.com/watch?v=SgG1YGrD6oI

    Im Gegensatz zu Brendel führt Gulda hier an, dass man von jungen Pianisten eine gewisse "Allround-Orientierung" erwartet habe, was seinen Erstkontakt mit Chopin begründet habe (diesen Teil des Interviews hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr in Erinnerung). Gulda spricht mit Kaiser dann auch noch über eine alte Aufnahme Guldas der g-moll-Ballade.

    Leider fehlt in der Version, die mittlerweile auf youtube verfügbar ist, der Teil zu den Etüden. Früher gab es eine längere Version auf youtube, die ich gerade mit ein wenig Buddeln auf dailymotion gefunden habe:

    http://www.dailymotion.com/video/x18yvzn

    Dort kommen Gulda und Kaiser ca. ab 6:30 auf die Etüden zu sprechen, und Gulda macht die oben angegebene Aussage. Allerdings wird dann erwähnt, dass er einzelne Etüden wohl durchaus gelegentlich spielt, aber eben nicht die Gesamtheit der Etüden.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Ah, interessant. Ich wusste von dem Konzert, bei dem Brendel 1973 in London unter Madernas Dirigat Schönberg und Bartók 1 an einem Abend gespielt hat - allerdings nicht, dass es eine Aufnahme davon gibt. Dürfte auch der einzige Bartók in Brendels Diskographie sein (einige Soloklavierwerke von Bartók hat er im Konzert gespielt, aber m.W. nie aufgenommen).
    :wink:

    Es gibt noch eine Aufnahme von Bartoks Sonate für 2 Klaviere und Schlagzeug mit der Pianistin Charlotte Zelka, siehe hier und hier. Auf CD ist das meines Wissens nicht verfügbar, d. h. auch in der Box mit Brendels Vox-Aufnahmen fehlt das.

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Nach dem Uraufführungs-Pianisten Eduard Steuermann war Brendel wohl der erste, der das Werk öffentlich gespielt hat.

    In dieser Box "Schönberg, Berg, Webern - The RIAS Second Viennese School Project", Audite:

    befindet sich ein Live-Mitschnitt einer Aufführung des Schönberg-Klavierkonzertes in Berlin am 6.2.1949, Pianist ist Peter Stadlen, Dirigent Wilfried Zillig. Hätte mich ein bischen gewundert, wenn zwischen Steuermann und Brendel gar niemand darangegangen wäre ...

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


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    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Nach dem Uraufführungs-Pianisten Eduard Steuermann war Brendel wohl der erste, der das Werk öffentlich gespielt hat.

    Hätte mich ein bischen gewundert, wenn zwischen Steuermann und Brendel gar niemand darangegangen wäre ...

    Allein schon von Glenn Gould gibt es mehrere Mitschnitte des Schönberg-Klavierkonzerts aus den 50er Jahren, beginnend mit dem Broadcast-Mitschnitt mit dem CBC Symphony Orchestra unter Jean-Marie Beaudet (Mitte der 50er Jahre), dem Live-Mitschnitt mit dem New York Philharmonic Orchestra unter Dimitri Mitropoulos (rec. New York 16.3.1958) sowie dem Live-Mitschnitt mit dem Cleveland Orchestra unter Louis Lane (rec. Cleveland 26.11.1959). Am 21.1.1961 wurde dann in Toronto seine Studio-Aufnahme für Columbia Masterworks mit dem CBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Robert Craft aufgezeichnet.

    Brendel war mit seinem 60er bis 90er Jahre-Einsatz für dieses Werk nun wirklich nicht der Pionier der Rezeption des Schönberg-Klavierkonzerts nach der Uraufführung am 6. Februar 1944.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Allein schon von Glenn Gould gibt es mehrere Mitschnitte des Schönberg-Klavierkonzerts aus den 50er Jahren,

    ja klar, danke, hab ich irgendwann auch mal gewußt ...

    ---
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  • Brendel war mit seinem 60er bis 90er Jahre-Einsatz für dieses Werk nun wirklich nicht der Pionier der Rezeption des Schönberg-Klavierkonzerts nach der Uraufführung am 6. Februar 1944.


    Der Pionier war er nicht, aber er hat einen wichtigen Beitrag zur Etablierung des Stücks im Konzertrepertoire geleistet.

    Grob zusammengefasst hat Brendel sicherlich kein zuvor vernachlässigtes Stück komplett eigenhändig als originär "Brendelsche Ausgrabung" ins Kernrepertoire gebracht, aber er hat mit seinem Einsatz für die Diabelli-Variationen, die Schubert-Sonaten sowie das Schönberg-Konzert dazu beigetragen, dass diese Stücke heute weitaus eher als Teile des Kernrepertoires gesehen werden als noch vor einigen Jahrzehnten. Das sollte man m. E. anerkennen.

    LG :wink:

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  • Das sollte man m. E. anerkennen.

    Das erkenne ich ja auch an. Es wurde aber hier in Bezug auf das Schönberg-Klavierkonzert geschrieben, dass "nach dem Uraufführungs-Pianisten Eduard Steuermann Brendel wohl der erste (war), der das Werk öffentlich gespielt hat". Und das stimmt nun mal nachweislich nicht. Brendel ist lediglich auf einen Zug aufgesprungen, der bereits am Rollen war.

    Die Schubert-Sonaten und die Diabelli-Variationen sind ebenfalls von anderen als Brendel wieder verstärkt in den Fokus des Publikums der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerückt worden. Unter anderem (aber wirklich nur als einer von vielen) von Richter, der die Diabelli-Variationen seit 1951 und Schubert-Sonaten seit 1946 im Repertoire hatte. Auch hier ist Brendel nur auf einen fahrenden Zug aufgesprungen.

    Hohen Wert von Brendels Wirken für das Repertoire würde ich persönlich eher bei Busonis dreiteiliger Toccata aus dem Jahr 1920 (Preludio - Fantasia - Ciaccona) sehen, die er auf seinem Benefizalbum für Amnesty International veröffentlicht hat. Wobei ich jetzt nicht geprüft habe, wieviele andere Pianisten vor ihm dieses Werk gespielt haben. Aber das war - aus meiner subjektiven Sicht bei Veröffentlichung dieses Albums im Jahre 1990 - mal ein echter Repertoire-Kracher von ihm.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Alfred Brendel wird heute 90 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und vielen Dank für die Musik!

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Alfred Brendel wird heute 90 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und vielen Dank für die Musik!

    :top: :top: :top:
    dem Glückwunsch & Dank angeschlossen... für zahlreiche eingebunkerte Studiokonserven und vor allem fetzige Live-Mittschnitte, besonders Beethoven- und Schubert-Mucke..
    heutiger SWR2-Brendel-Talk zum Nachhören:
    https://www.swr.de/swr2/musik-kla…-01-05-100.html

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Ich meinte nicht seine Technik, sondern seinen interpretatorischen Ansatz. Er ist für mich verkopft.

    Dann solltest Du mal seine Schubert-Aufnahmen hören. Die finde ich überhaupt ncht verkopft, sondern sehr natürlich fließend und gerade dadurch auch sehr emotional.

    ok, mach ich. Danke für den Tip.

    Ich habe mir eben den Spass gemacht den 1. Satz des Brahms KK 2 (Brendel/Abbado) neben Zhukov und John Lill zu hören. Ergebnis: im Vergliech klingt mir Brendel verkopft.

    Brahms KK2-Brendelei haben meine Lauscherchen bisher nicht sich eingeschmissen.

    dennoch mal Werbetrommel für fetzige Brendelei angerührt:
    Dass was dir bei der Brendelei als "verkopft", kommt meinen Löffeln möglicherweise höchst emotional rüber oder etwa umgekehrt ? ..... was Löffel affektiv anmacht, könnten Details, Flüsse sein, die Brendelei verdeutlicht ......

    dazu mal Schubert-Next-Top-Modell auf Cat-Walk:

    Sonate A-Dur D 959 (String = Studio, ich zieh mir davon Mitschnitt vom 21.01.78 aus Budapest rein, Live-Feeling wegen)

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    also Durchführungsabschnitt vom Allegro ~ ab 03:55 durch Brendels Tastenquälerei derart spannungsreich, dass Feeeling von höchster Intensität dabei sich bildet ... und am Ende von Reprise ~ 09:45 eigentlich kaum beschreibbar, wie Brendelei die Chose gestaltet, also etwa Feeling, dass Schuberts Mucke eigentlich nicht von sich loskommen möchte und doch auseinanderklamüsert in Einzelteile...

    Auch Andantino mit Brendelei = Mega-Knaller:
    11:49
    zunächst schwermütiges Thema in fis-Moll und
    Mittelteil 14:40 dazu quasi Wahnsinnskontrast, der mit Trillern, Läufen schier im Begriff zu sein scheint, tonale "Sicherheiten"/Bezüge von sich abzukacken....... gleichfalls Brendelei vom Feinsten..

    Schuberts D 959 momentan meine Lieblingsbrendelei mit festen Platz im Stammkader.......

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

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