Gerade bekommen:
Ludwig van Beethoven - Symphonie Nr. 9
(P) 1923 Grammophon / Polydor 69607/69613 (7x 78er, 30cm) deutsch
14 Seiten: B 20150/20163 [mx. 1217/1223 as, 1225/1227 as & 195/198 az]
rec. Herbst 1923 (rel. 12/1923)
Ethel Hansa (s)
Eleanor Schlosshauer (a)
Eugen Transky (t)
Albert Fischer (b)
Chor der Berliner Staatsoper
Neues Symphonie-Orchester Berlin
Dirigent: Bruno Seidler-Winkler
(C) 2018 Disk Union KSHKO-59 [59:25]
Producer & GHA Restoration: Dr. Teruo Muraoka
UPC: 4988044899780
Das ist eine japanische Veröffentlichung im normalen Jewel Case, einem 8seitigem Booklet mit einem Text nur in Japanisch. In Englisch sind nur Tracklisting, Titel und Besetzung (leider mit Schreibfehlern) zu finden. Die CD ist gepreßt, außer der Symphonie ist nichts Weiteres drauf.
Die Einspielung ist die erste, die jemals komplett vorgenommen wurde - sie entstand im üblichen Rahmen vor der Schellack-Veröffentlichung im Dezember 1923 (vermutlich zwischen frühestens August und spätestens Oktober 1923 aufgenommen). Es ist eine akustische Aufnahme auf 14 Seiten mit reduziertem Orchester und nahen Solisten. Die Schellacks waren an sich wohl schon im guten bis sehr gutem Zustand, wurden sauber gepitscht, klingen kräftig und für ihre Verhältnisse recht dynamisch; die Übergänge sind gar nicht erkennbar, man wird also nie aus der Kontinuität gerissen.
Das Remastering ist sehr gründlich: das Hintergrundrauschen ist komplett weg, Knickser und Knackser sind bis auf ganz leichte, gelegentliche Laufspuren verschwunden. Dabei bleibt das Signal erstaunlich klar und nie wie weggaddiert, sondern besonders im Tutti kräftig und versiert. Die Tiefen sind schon sehr mager, die Mitten aber präsent, die Höhen leicht muffig - wie gesagt: es ist kein Hochanteil des Hintergrundrauschens dabei, wodurch dieser Effekt dann typisch ist. Insgesamt schon ordentliche Arbeit, wenn es nicht ein "Aber" gäbe.
Ein großes Aber...
Die ganze Zeit hört man durch die leisen Passagen ein ganz spezifisches Störgeräusch wie ein hoher digitaler Klangwirbel und ein tiefes Grummeln, und sofort wurde mir klar, was es ist: es sind Reste der weggefilterten Schellack-Laufgeräusche, die klangliche Artefakte hinterlassen haben! Sie waren einfach zu stark, als das Programm das restlos wegrechnen konnte (wenn ich richtig gegoogelt habe, dann hat Muraoka das Remastering mit einer speziellen Analyse-Software gemacht, die er wohl mitentwickelt hat). Ich weiß nicht, ob es ein Remasteringsfehler ist oder beim Pressen eine falsche Vorlage verwendet wurde - es klingt wie eine billige MP3-Datei, obwohl man eigentlich erwarten sollte, sowas Unbrauchbares nicht aus Japan beziehen zu müssen.
Ich bin echt enttäuscht über diesen idiotischen Fehler, der zeigt, daß man akustische Aufnahmen eben doch nicht restlos von ihrer Patina lösen kann; aber richtig sauer bin ich angesichts der Tatsache, daß diese CD regulär 2667 Yen (ca. 22,- €) kostet und somit ein Hochpreisprodukt darstellt...
Ich kann keine Empfehlung für diese Ausgabe geben - und ich bekomme etwas Angst, wenn ich mir vor Augen führe, daß es noch weitere CDs von diesem Label gibt. Egal, was ich da Weiteres ins Auge gefaßt habe - jetzt habe ich sie restlos gestrichen. Diese CD vergällt mir alles.
Teurer Schrott...
PS:
Hier zwei Links zur Einspielung:
shellackophile
Addiobelpassato