CD-Editionen von Aufnahmen der Schellack-Ära (bis ca. 1950)

  • CD-Editionen von Aufnahmen der Schellack-Ära (bis ca. 1950)

    Wie jede neuentwickelte Technik Ende des 19. Jahrhunderts hatte auch die Tonaufzeichnung mit Kinderkrankheiten, (noch) technischen Unmöglichkeiten und künstlerischer Ablehnung zu kämpfen. Als Edison im November 1877 seinen Phonograph vorführte, hatte er damit das erste brauchbare Gerät für Aufnahme und Wiedergabe geschaffen. Ursprünglich als Diktiergerät gedacht, gab es auch sehr schnell Walzen mit Musikaufnahmen zu kaufen.

    Emil Berliner erfand schließlich 1887 das Grammophon und die Schallplatte, die ab 1896 aus Schellack gefertigt wurde. Mit diesen Voraussetzungen war der weltweite Erfolg der gespeicherten Musik nicht mehr aufzuhalten: ab 1898 wurde die Schellackplatte ein Massenprodukt, mit Verkäufen von über 700 000 Exemplaren in jenem Jahr. Gründungen der ersten Plattenfirmen wie z.B. der späteren Deutschen Grammophon oder ihrer britischen Muttergesellschadt, der Gramophone Company, die sich 1909 in His Master's Voice umbenannte und aus der 1931 die EMI Group hervorging, stellte die Produktion der Musik sicher, die man mit den Geräten verkaufen wollte.

    Diese spröden Scheiben mit 30 cm Durchmesser und abspielbar mit 78 Umdrehungen pro Minute speicherten rund 4-5 Minuten pro Seite, was eine ziemlich starke zeitliche Beschränkung für viele Werke der Klassischen Musik darstellte: einzelne Arien aus Opern oder kurze Sätze von Symphonien bzw. Sonaten ließen sich aufnehmen, aber für längere Werke mußte man sehr schnell dazu übergehen, entweder gekürzte Fassungen einzuspielen oder ein Werk auf mehrere Seiten zu verteilen. Das Repertoire war vielfältig, und viele Künstler wie z.B. Casals, Caruso, Toscanini oder Heifetz legten mit diesen Aufnahmen den Grundstein ihrer heute noch legendären Verehrung.

    Im Laufe der 1910er und 1920er Jahre wurden auch umfangreichere Werke wie Symphonien oder Opern aufgenommen, als die Technik weiter fortgeschritten war. 1913 gab es die erste komplette Beethoven-Symphonie auf acht Seiten (Nr. 5 unter Arthur Nikisch), 1927 entstand der erste komplette Messiah unter Beecham (auf 36 Seiten), und 1929 wurde Donizettis Lucia di Lammermoor unter Molajoli auf 26 Seiten aufgezeichnet. Die elektromagnetische Tonaufzeichnung brachte eine wesentlich bessere Klangqualität zustande als die bisher akustisch-mechanische, und die Erfindung des Tonbandes ließ die Tonaufzeichnung auf den Wachsplatten wegfallen.

    Wenn man sich das erhaltene Repertoire an Schellackaufnahmen heute betrachtet, so fällt auf, daß man es zumeist mit einer "Hitsingle"-Qualität zu tun hat (das ist nicht unbedingt negativ gemeint). Längere Werke wie die oben genannten blieben Ausnahmeprojekte, da eine Komplett-Edition davon dem Kunden sehr viel Geld kostete.

    1948 wurde in den USA die LP mit 33 1/3 U/min. eingeführt, im Jahre darauf kam die 45er-Single auf den Markt. Diese Formate wurden bereits im strapazierfähigen Vinyl (PVC) hergestellt und lösten die Schellackplatte in kürzester Zeit ab. Um 1950 war abzusehen, daß die 78er nichts mehr zu melden hatte. Das Repertoire wurde für die LP mit anderen Künstlern neu aufgenommen, und die alten Aufnahmen verschwanden auf dem Müllplatz, in Antiquariate oder in Archiven. Von den Legionen an Aufnahmen, die in den fünfzig Jahren seit Berliners erstem Erfolg entstanden sein müssen, ist heute Vieles verlorengegangen. Immerhin zerfallen Schellackplatten nicht, so daß man heutzutage davon Überspielungen anfertigen kann.


    Es gibt definitiv eine kleine verschworene Gemeinde weltweit, die für die alten Platten schwärmt, und so sind viele alte Aufnahmen für unsere heutige Generation verfügbar gemacht worden. Schon in der LP-Zeit begannen die Plattenfirmen, einige ihrer älteren Aufnahmen auf den neuem Format herauszubringen. Seit der Einführung der CD haben sich einige Labels darauf spezialisiert, Schellackaufnahmen mit allerlei technischem Aufwand "anhörbar" zu machen, mit unterschiedlichem Erfolg. Man kann Preiser, Testament oder Pearl Gemm nennen, die hochwertige Überspielungen erstellen; später kam Naxos hinzu, die für einen günstigen Kurs zumeist ebenfalls sehr gute Masterings anbieten. Aber da gibt es auch die Billiglabels wie Cantus Classics oder Andromeda, die je nach Titel zwischen sehr guter und miserabelster Tonqualität schwanken können.


    In diesem Thread soll es um CD-Veröffentlichungen gehen, die Aufnahmen aus der Schellack-Ära beinhalten. Diskussionen über CD-Labels oder Mastering-Ingenieure sind ebenso willkommen wie Fragen zur Mastering-Ideologie solcher Aufnahmen. Ich formuliere keine starre Grenze, was hier reingehört oder nicht, denn der Übergang ist damals durchaus fließend gewesen. Pauschal gesagt: alle Aufnahmen vor 1950 kann man hier besprechen, aber der Fokus sollte auf solche gerichtet sein, die mal als Schellacks existiert haben. Ausnahmen sind durchaus zugelassen. Radio-Aufnahmen dagegen sind nicht erlaubt; da folgt gegebenenfalls ein eigener Thread.


    Dann wollen wir mal sehen, wer was so im Schrank stehen hat... ;+)


    Links:
    "http://de.wikipedia.org/wiki/Tonaufnahme"
    "http://de.wikipedia.org/wiki/Phonograph"
    "http://de.wikipedia.org/wiki/Grammophon"
    "http://de.wikipedia.org/wiki/Schallplatte"


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • die ab 1896 aus Schellack gefertigt wurde

    Naja, nicht nur, das Schellack war eigentlich eine Art Bindemittel, um die weiteren Bestandteile (Schiefermehl, Ruß, Bariumsulfat und Baumwollflock) zu binden.

    Diese spröden Scheiben mit 30 cm Durchmesser und abspielbar mit 78 Umdrehungen pro Minute


    Wobei man aber die 25 cm Platten nicht vergessen sollte!

    Die 78 Umdrehungen waren aber erst um 1925 Standard, davor gab es keine vereinheitlichte Geschwindigkeit. Ich selber habe z.B. eine VOX Platte, die mit 90 UpM läuft. Oder eine Jumbo-Platte von 1910 (Jumbo war eine Scheinfirma von Odeon) die mit 78 läuft, eine andere Jumbo aus dem gleichen Jahr mit ca. 80-90. Problematisch war, dass die Plattenteller der Schneidemaschinen oft unterschiedliche Geschwindigkeiten hatten, genormt war da, sogar innerhalb der eigenen Firma, leider nichts. Wenn eine solche Maschine auch noch ungleichmäßig lief, na dann Gute Nacht. Auch nicht vergessen sollte man die Pathé - Platten, die vom ewigen Berliner-Konkurrenten Edison, nachdem er den Formatkrieg mit seinen Wachswalzen verloren hatte, hergestellt wurden.

    Das Besondere an den Platten war nicht nur ihre extreme Dicke, sondern auch, dass sie mit bis zu 130 Umdrehungen liefen, und, im Gegensatz zur Seitenschrift der normalen Schellacks, in Tiefenschrift aufgenommen wurde. Das hieß, man konnte die Platten nur mit einem speziellen Tonabnehmer (die Schalldose musste quer zur Rille stehen, die Nadel war eine andere) abspielen. Klanglich waren diese Aufnahmen eindeutig besser, wenn man mal eine akustische Aufnahme anhört!
    Durch die extreme Dicke war die Platte auch ganz eben und konnte sich nicht verformen.

    Die Schellackplattenproduktion wurde in Deutschland um 1958 eingestellt, in Europa und anderen Ländern wie z.B. Indien gab es sie noch weit bis in die 60er Jahre hinein bis in die jüngste Vergangenheit.

    Das waren nur ein paar Anmerkungen, keine Kritik!
    Bin schon gespannt auf die Beiträge!

    Ich selber habe eine Hänsel und Gretel Aufnahme, von 1944, die ebenfalls auf Schellack aufgezeichnet wurde:

    Liebe Grüße,
    merkatz

  • Man merkt, lieber merkatz, daß du dich weit besser mit den Schellacks auskennst als ich. Ich bin kein Fachmann, das gebe ich gerne zu; doch hoffe ich, daß sich Kenner angesprochen fühlen, bei diesem spannenden Thema mitzuschreiben.

    Ich bin schon fasziniert, wenn ich Aufnahmen anhöre, die vor rund einhundert Jahren entstanden sind. Der beschränkte Frequenzgang und das Grundrauschen kann nämlich die Qualität eines Interpreten nicht so schnell wegradieren, wie manche glauben. Man hört ein muffiges Klavier oder eine nölende Violine, aber man kann dennoch die Spielweise, die Virtuosität oder (in beschränktem Rahmen) den Klang erahnen, die das Instrument abgibt; man kann die SängerInnen beurteilen, wie (halbwegs) ihre Stimmfärbung ist, ihre Technik oder ihre Artistik. Natürlich ist das stark von den vorhandenen Quellen und ihrer Aufarbeitung abhängig, aber es zeigt sich auch, wie sehr die Techniker damals um eine gute Aufnahme ringen mußten. Es mußte alles Wichtige hörbar, erfaßbar sein, die klanglichen Relationen mußten stimmen, vor allem in Bezug der Mikrophonpositionierung. Das war langwierige, präzise Arbeit!

    Auch heute ist das eine Kunst für sich, aber damals waren die akzeptablen Toleranzen viel enger als heute. Es war viel aufwendiger und langwieriger, ein klanglich gutes Produkt zu erstellen. Und davon profitieren wir heute noch, wie ich finde.


    Hier habe ich noch einen interessanten Link zur Herstellung der Aufnahmen:

    "http://grammophon-platten.de/page.php?164"


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Das ist der konkrete Grund, weshalb ich diesen Thread eröffnet habe:

    100 Gramophone All-Time Greats
    The best-loved light classical recordings from the 'golden age' of the gramophone
    1907-1944

    (P) 2003 Sanctuary Classics CD RSB 503 (5 CD-Box)

    compiled by Peter Dempsey & Ray Crick
    transfers from original 78s by Peter Dempsey
    audio restoration & remastering by Martin Haskell

    Ich bin zufällig darauf gestoßen und habe es spontan gekauft. Ich war neugierig, wie das klingen würde. Es ist nicht mein erster CD-Kauf mit historischen Schellack-Aufnahmen, aber bisher die umfangreichste Edition.

    Einhundert Stücke sind vorhanden, verteilt auf fünf prall gefüllte CDs. Ein 12seitiges Booklet listet auf acht Seiten alle Stücke auf, mit Titel, Komponist/Librettist, aus welchen Werk es eventuell stammt, Interpreten, Matrizennummer, Aufnahmeort und -datum. Das Ganze ist in einer besonderen Doppelbox verpackt, wo sechs CDs untergebracht werden können.

    Die Auswahl ist konkret auf den populären Mainstream der damaligen Zeit ausgerichtet, mit Fokus auf die großen Hits, dessen Melodien Einem heute noch was sagen können. Die altbekannten Kracher wie 'O sole mio, Radetzky-Marsch, Nessun dorma! oder Pomp & Circumstance - March no. 1 sind ebenso vorhanden wie Klassiker wie Wagners Liebestod mit Kirsten Flagstad oder Rhapsody in blue mit Gershwin persönlich am Soloklavier. Mir waren praktisch die Hälfte der Stücke bekannt, entweder weil ich sie schon kannte oder nun die namenlosen Melodien in meinem Hinterkopf mit einem Titel verbinden konnte. Dabei haben sich Dempsey und Crick beim Zusammenstellen nicht nur dem reinen Greatest-Hits-Gedanken untergeordnet, sondern auch gleichzeitig eine repräsentative Übersicht erstrebt: da taucht auch mal etwas von Henry Purcell oder Alessandro Scarlatti auf, Gregorianischer Gesang ist neben Musicalnummer vorhanden. Die Gesangsnummern machen knapp zwei Drittel der Box aus, der Rest ist instrumental. Es sind viele Arien aus Opern vorhanden, Chorsätze oder Lieder, zum Teil auch bearbeitet (in andere Sprache übersetzter Text); die Instrumentalmusik umfaßt z.B. einzelne Sonatensätze oder Solostücke bzw. Märsche oder Ouvertüren größerer Werke für Orchester. Alles ist bunt durcheinander gemischt, so daß man auf jeder CD immer wieder Bekanntes neben weniger Bekanntes findet.

    Die älteste Aufnahme ist Vesti la giubba, gesungen von Enrico Caruso (März 1907), die jüngste Jussi Björlings Interpretation von Nessun dorma! (März 1944). Die meisten Stücke stammen aus den 1930er Jahren (43), gefolgt von den 1920er Jahren (41); aus den 10er sind 8 Stücke vorhanden, aus den 40er noch 7. Bei zwei der älteren Aufnahmen hat man nachträglich in den 1930er Jahren ein Orchester dazugemischt, was einen seltsamen Klang zwischen präsentem Orchester und rauschiger Gesangstimme offenbart (Enrico Carusos Vesti la giubba und Luisa Tetrazzinis Una voce poco fa). Sieben Stücke sind auf zwei Schellack-Seiten verteilt gewesen und wurden zu einem Track zusammengefaßt; dabei wurde der Übergang raffiniert verborgen.

    Die Interpreten lesen sich wie ein Who's Who der damaligen Zeit: John McCormack, Jascha Heifetz, Myra Hess, Peter Dawson, Lawrence Tibbett, Beniamino Gigli, Fyodor Chaliapin, Albert Coates, Eugene Goossens, Fritz Kreisler, Gerald Moore, Sir Thomas Beecham, Richard Tauber, Paul Robeson, Titta Ruffo, Pablo Casals, Tito Schipa, Lauritz Melchior, Sir John Barbirolli, Artur Schnabel, Jussi Björling, Artur Rubinstein, Andrés Segovia, Alfred Cortot, Yehudi Menuhin, Kirsten Flagstad, Arturo Toscanini, Lotte Lehmann, Walter Gieseking, Vladimir Horowitz, Clemens Krauss, Nellie Walker... - Zum Teil sind sie nur mit einem Stück vertreten, aber immerhin.

    Interessant sind aber auch die Aufnahmen von Komponisten, die ihre eigenen Werke interpretieren: Edward Elgar dirigiert Salut d'Amour oder den March no. 1 aus Pomp & Circumstance, Sergey Rachmaninov spielt seine Prélude op. 3 no. 2, und George Gershwin spielt seine eigene Rhapsody in blue.

    Das bringt mich nun auf besondere Highlights der Box. Gershwins Einspielung vom April 1927 hat eine so "authentische" Stimmung, wie ich sie selten erfahren habe: es war damals eine moderne Interpretation, eingebettet in der New Yorker Musikszene mit seinen swingenen und jazzigen Einflüssen, die schon damals vorhanden waren. Zwar ist die Rhapsodie gekürzt (Länge: 9'20"), damit sie auf zwei Seiten paßt, doch besitzt sie eine herrliche Lebendigkeit.

    Elgars March no. 1 ist auch ein strammer Kracher, der nichts an Energie verloren hat. Chaliapin ist mit Song of the Volga boatmen und mit Song of the flea vertreten, und beide Lieder vermitteln eine herrliche volkstümliche Stimmung. Paul Robeson singt Ol' Man River aus Showboat, Richard Tauber singt You are my heart's delight aus Das Land des Lächelns. Wanda Landowska spielt den Türkischen Marsch auf einem Cembalo, Gieseking sitzt fürs Clair de lune am Piano. Carmens L'Amour est une oiseau rebelle wird von Conchita Supervia vorzüglich interpretiert. Händels Fronde tenere e belle / Ombra mai fu aus Serse singt Tito Schipa mit wahrer Hingebung. Die Wiener Philharmoniker unter Clemens Krauss lassen's bei Johann Strauss' Perpetuum mobile op. 257 richtig krachen, und beim Rondo aus Mozarts Hornkonzert Nr. 4 blühen Solist Dennis Brain und das Hallé Orchestra unter Norman del Mar so richtig auf.

    Dem steht ein recht obskures Stück gegenüber: der Radetzky-Marsch, der vom Wiener Knabenchor gesungen wird (sic!); eine gewisse Trashigkeit ist diesem Stück nicht abzusprechen :wacko: . Auch finde ich Mendelssohns Hear my prayer / O for the wings of a dove vom Temple Church Choir ziemlich kraftlos und langweilig. Doch sind das die einzigen Stücke, die ich nicht so prickelnd fand.

    Alle Stücke wurden grundsätzlich gefiltert, um die Laufgeräusche, Knackser und das Grundrauschen zu reduzieren. Das klingt vielleicht schlimmer, als ich es meinte: ich finde das Ergebnis recht gelungen, auch wenn dabei manche Hochton-Präsenz etwas abgemildert wurde. Grundsätzlich sind alle Stücke sehr gut gepitcht und sauber überspielt worden. Manche Stücke wie Nessun dorma!, Mozarts Rondo oder Wagners Liebestod klingen sehr räumlich und klar, andere sind leider in schlechten Quellen erhalten geblieben und rumpeln leicht. Aussetzer oder Sprünge sucht man vergebens. Jedes Stück bekam aufgrund seiner unterschiedlichen Klangqualität eine individuelle Bearbeitung, um sie so "sauber" wie möglich zu präsentieren. Aber es wurde nicht übertrieben im Einsatz der digitalen Filter. Nur in einem einzigen Stück (Mendelssohns Hear my prayer / O for the wings of a dove) sind mir sowas wie digitale "Artefakte" aufgefallen, die das eigentliche Signal mit ganz leichten Unsauberheiten überlagern; es wirkt etwas, als hätte man zuviel automatische Rauschunterdrückung angewendet. Insgesamt ein gutes Remastering, damit sich der Hörer mehr auf die Musik konzentrieren kann.

    Doch gibt es noch zwei Anmerkungen zu machen: CD1, Track 14 ist Come unto Him all ye that labour aus dem Messiah, interpretiert von Dora Labette und Sir Thomas Beecham (1927); das ist eigentlich die zweite Hälfte des Air He shall feed His flock, die sich auf zwei Seiten verteilt - man hat die erste Seite wohl vergessen. Der andere Punkt betrifft CD4, Track 6: zu hören ist Adore te, devote / Salve Regina des Mönchschors von St. Pierre von Solesmes, dirigiert von Dom Joseph Gajard, aufgenommen angeblich 1937. Diese Jahreszahl ist nicht korrekt: die ersten Aufnahmen dieser Schola fanden bereits im April 1930 statt und wurden dann erst wieder 1952 fortgesetzt; die aufgeführte Matrizennummer stammt definitiv aus jener Charge von insgesamt zwölf Schellacks, die damals die umfangreichste Sammlung an Aufnahmen des Gregorianischen Chorals darstellte.

    Weitere Fehler sind mir nicht aufgefallen, doch haben mich nur diese zwei Fälle stutzig gemacht. Anderes habe ich nicht nachrecherchiert.


    Fazit: für mich war diese Box lohnenswert, um die gehörte Klassische Musik unser Vorfahren näher kennenzulernen. Diese Edition stellt natürlich nur einen kleinen Auszug dessen dar, was noch existiert. Als Einsteiger-Edition hat das definitiv seinen Reiz, denn davon ausgehend könnte man weiter forschen und sich andere CDs zulegen, die sich mehr mit bestimmten Werken, Interpreten oder Epochen beschäftigen.

    :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    EAN: 680125050328
    Laufzeit: 369'27" Minuten


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Bei zwei der älteren Aufnahmen hat man nachträglich in den 1930er Jahren ein Orchester dazugemischt, was einen seltsamen Klang zwischen präsentem Orchester und rauschiger Gesangstimme offenbart


    Das stimmt leider.

    Als um 1925 die elektrischen Aufnahmen herauskamen (und natürlich ungeheuer einschlugen), hatten die Firmen noch Berge von alten akustischen Aufnahmen in ihren Lagern, die sie noch irgendwie loszuwerden versuchten.

    Und manchmal führte das dazu, dass, wie von dir beschrieben, man eine akustische Aufnahme laufen lies, und an den Stellen, wo nicht gesungen wurde, spielte ein Orchester über die vorhandene Musik, um eine elektrische Aufnahme "vorzutäuschen".

    Ich selber habe keine solche Platte, aber auf youtube gibt es ein schönes Beispiel, wo Caruso "La donna e mobile" singt, am Anfang lautes Orchester, und während dem Gesang plötzlich ganz leise :D

    Ich habe Klassik-Einspielungen auf Schellackplatten immer als sehr problematisch gesehen, nicht nur wegen der Klangqualität (in der akustischen Ära wurden Stücke sowieso komplett umarrangiert für wenige, laute Instrumente).
    Die Laufzeit einer Seite beträgt, wie du schon richtig sagst, an die 4-5 Minuten - und dadurch war der Dirigent gezwungen, seine Interpretation an diese Laufzeit anzupassen. Da standen dann sozusagen die Tontechniker und deuteten ihm, er solle schneller machen, die Seite sei gleich vorbei.

    Das hört man dann auch auf vielen Aufnahmen, wo das Orchester ein "normales" Tempo spielt, und gegen Ende plötzlich abartig schnell wird.

    Eigentlich schade, wenn man bedenkt, dass es soviele Aufnahmen gibt, die vom Komponisten selbst dirigiert wurden. Ich denke da an den Bolero unter Ravel, der bedingt durch die kurzen Spielzeiten einer Seite immer wieder unterbricht, ich denke an den "Tanz der 7 Schleier" unter Richard Strauss, etc. etc.

    Von daher kann man eigentlich nie wirklich sagen, ob die Interpretation des Komponisten seinen eigenen Vorstellungen entsprach, oder ob da deutende Tontechniker standen, die ihn zur Eile antrieben.

  • Die Laufzeit einer Seite beträgt, wie du schon richtig sagst, an die 4-5 Minuten - und dadurch war der Dirigent gezwungen, seine Interpretation an diese Laufzeit anzupassen. Da standen dann sozusagen die Tontechniker und deuteten ihm, er solle schneller machen, die Seite sei gleich vorbei.

    Das hört man dann auch auf vielen Aufnahmen, wo das Orchester ein "normales" Tempo spielt, und gegen Ende plötzlich abartig schnell wird.

    [...]

    Von daher kann man eigentlich nie wirklich sagen, ob die Interpretation des Komponisten seinen eigenen Vorstellungen entsprach, oder ob da deutende Tontechniker standen, die ihn zur Eile antrieben.

    Ich kann nicht wirklich behaupten, daß in den Aufnahmen so gehört zu haben. Sicherlich hat so ein Szenario stattgefunden, da zweifel ich nicht daran, aber andererseits: hätte so jemand wie Beecham oder Stokowski aus dieser Begrenzung nicht eine Tugend gemacht? Hätte das Tempo bzw. die Bearbeitung schon so ausgearbeitet, daß die Werke dennoch eine Geschlossenheit erhalten konnten? Es mußte sowieso vorher immer wieder geprobt werden, allein wegen den Mikro-Positionen bzw. den Sitz-Positionen vor dem Trichter. Ich kann mir gut vorstellen, daß die Musiker, die gerne Aufnahmen machten, sich der Herausforderung stellten, unter diesen Beschränkungen dennoch Herausragendes zu schaffen. Zumindest mit dem Repertoire, welches dafür geeignet war.


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Natürlich wird es auch Aufnahmen geben, wo der Dirigent das Beste draus macht, dass es eben geschlossen ist, sozusagen.

    Was ich meinte war, dass ein Komponist, der sein eigenes Werk dirigierte, trotzdem nicht frei war, sondern eben alles so umstellen, umarrangieren und sich an die geringe Laufzeit des Mediums Schellackplatte anpassen musste, dass es dadurch eine Art neue Version ist. Allein schon dadurch, dass eben an bestimmten Punkten pausiert werden musste.

    Wobei es natürlich auch auf das Stück ankommt. Eine kurze Arie, ein Lied, ein Marsch etc., das findet man häufig in einer normalen Geschwindigkeit, aber bei längeren Stücken, wie Sinfonien, Kurzopern oder Gesamtaufnahmen z.B., fällt das zum Teil schon stark auf, wie gegen Ende abartig schnell (und zwar wirklich ABARTIG schnell) die Musik heruntergefudelt wird.

    Hier hab ich so ein Beispiel auf Youtube hochgeladen: der Hexenritt aus "Hänsel und Gretel" (von 1929, 25 cm), der "wuchtig, jedoch nicht schleppend" gespielt werden soll.
    Am Anfang ist das Tempo noch "normal", aber ab 0:10 merkt man richtig, wie das Orchester plötzlich viel schneller wird, bis es im Mittelteil überhaupt nur mehr rast.

    "

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    "

  • Meine Erfahrungen mit akustischen Aufnahmen vor ca. 1925-27 ist sehr begrenzt. Was ich davon gehört habe, gab oft nur einen sehr ungefähren Eindruck, was aber auch an Überspielung (oder Quellenqualität) gelegen haben mag. Elektrische Aufnahmen vom Ende der 1920er an finde ich allerdings (nach einigen Jahren der Gewöhnung) oft gut anhörbar, zumindest bei Klavier- und Kammermusik kann ich mit den klanglichen Einschränkungen sehr gut leben. Natürlich variiert die Qualität auch hier je nach Quelle und Überspielung (das tut sie aber auch noch bei Stereo-Aufnahmen..).

    Auch ohne Geheim- und Spezialistentips zu berücksichtigen, denn dann würde es gerade bei Sängern und Pianisten beinahe unüberschaubar, gibt es eine ganze Reihe von "Klassikern" aus der Schellackzeit, die seit damals kaum je den Katalog verlassen haben und die man sich, sofern man an der jeweiligen Musik Interesse hat, wohl früher oder später mal anhören sollte. Ich nenne nur ein paar der bekanntesten:

    Beethovensonaten (sowie einiges an Variationen und Klavierstücken) mit Artur Schnabel. Für viele immer noch der Maßstab, an dem sich alle anderen messen lassen müssen; trotz einiger Fehlgriffe (nicht zuletzt aufgrund einiger halsbrecherischer Tempi) auf jeden Fall hörenswert, an Ausdrucksstärke kaum zu übertreffen.
    Es gibt eine Reihe von Überspielungen. Gewarnt wurde vor den älteren EMI-CDs, ich weiß nicht, wie es hier bei Neuausgaben aussieht. Die Pearl-Ausgabe ist praktisch ohne Filterung, man bekommt das gesamte Schellackknistern, aber auch den vollsten Klavierklang. Behutsam eingegriffen wurde in der Naxos-Ausgabe, die außerdem den Vorteil hat einzeln und preiswert erhältlich zu sein. Die meisten kursierenden Billigausgaben wurden vermutlich von LPs gezogen; einiges dürfte auch überfiltert sein, die LPs klangen aber (angesichts der beschränkten analogen Filtermethoden) erstaunlich gut, ich habe davon mal einiges vor vielen Jahren bei einem Bekannten gehört. Ähnliches gilt für die (besser klingenden und teils etwas später entstandenen) Schubert-Aufnahmen Schnabels (hier sollen die EMI-CDs i.O. sein, ich kenne aber außer Billiglabels nur die Music&Arts-Box).

       

    Einige weitere Klassiker (Text kann mehr oder minder mutatis mutandis von Schnabel/Beethoven übernommen werden :D)

    Bachs Wohltemperiertes Klavier mit Edwin Fischer

    Bachs Cellosuiten mit Pablo Casals

     

    Mozart-Opern mit Fritz Busch aus Glyndebourne

     

    Rubinstein, Gott Heifetz, Feuermann mit Beethoven- und Schubert-Trios

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • trotz einiger Fehlgriffe (nicht zuletzt aufgrund einiger halsbrecherischer Tempi)


    Hehe, genau das meinte ich.
    Ich habe die Stücke nicht gehört; sind die ganzen Stücke extrem schnell, oder werden sie erst so gegen Ende immer schneller?

    Ich selber habe eine Caruso-Vinylplatte aus den späten 70er Jahren, wo sogar auf dem Cover groß steht "In der erstaunlichen neuen computergesteuerten Wiedergabetechnik". :D


  • Hehe, genau das meinte ich.
    Ich habe die Stücke nicht gehört; sind die ganzen Stücke extrem schnell, oder werden sie erst so gegen Ende immer schneller?

    Ich selber habe eine Caruso-Vinylplatte aus den späten 70er Jahren, wo sogar auf dem Cover groß steht "In der erstaunlichen neuen computergesteuerten Wiedergabetechnik". :D

    Das hat bei Schnabel mit großer Wahrscheinlichkeit nichts mit der Beschränkung auf 5 min Schellackseite zu tun. Ich habe natürlich nichts systematisch Grenzfälle überprüft, aber Schnabel ist in langsamen Sätzen (wo man ja viel einfacher durch leichte Beschleunigung mehr Zeit sparen könnte) oft sogar eher langsam, jedenfalls kaum je auffallend zügig (wie zB über 30 Jahre später Gulda) unterwegs. Halsbrecherisch sind die Sätze, von denen er meint, dass sie so gehören... die berühmtesten Beispiele wohl die Ecksätze der "Hammerklaviersonate" op.106. Die dauern beide immer noch wesentlich länger als 5 min (knapp 9 und etwa 11) und hätten in jedem Falle zwei oder mehr Seiten gebraucht. Und sie werden nicht gegen Ende schneller.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • 1929 wurde Donizettis Lucia di Lammermoor unter Molajoli auf 26 Seiten aufgezeichnet


    Bereits 1912 hatte man Donizettis Favorite eingespielt:

    Diese Ausgabe kenne ich nicht. Ward Marston hatte sein eigenes Remastering in seinem Label veröffentlicht. Künstlerisch ist diese Aufnahme vortrefflich.

    Zwei weitere französische Opern, die zu Schellack-Zeiten schwer zu übertreffende Aufnahmen hatten, sind


    und

    Dazu kam 1946

    Ward Marston hat auch diese drei Naxos-Ausgaben aus 78ern verarbeitet.

    Die erste Aufnahme von Manon war allerdings (da das Bild aus der Amazonas nicht erscheint sage is es mit Worten) aus dem Jahre 1923 mit Fanny Heldy und Jean Marny, Henry Busser am Pult . IIRC war sie auch im Katalog des Privatlabels von Ward Marston. Ich kenne sie nur in der aura-Ausgabe, wo die Tonqualität eh, historisch, ist. Interpretatorisch ist sie auch großartig, aber ich würde trotzdem Féraldy/Rogatschewsky empfehlen.


    Auch dies sind keine Geheimtips. Genauso wie Artur Schnabel und Edwin Fischer sind es Klassiker der Musikaufnahme.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Die erste Aufnahme von Manon war allerdings (da das Bild aus der Amazonas nicht erscheint sage is es mit Worten) aus dem Jahre 1923 mit Fanny Heldy und Jean Marny, Henry Busser am Pult . IIRC war sie auch im Katalog des Privatlabels von Ward Marston. Ich kenne sie nur in der aura-Ausgabe, wo die Tonqualität eh, historisch, ist.

    Du meinst diese hier?

    von Marston
    "http://www.marstonrecords.com/manon/manon_liner.htm"


    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/51ROEo7EU5L._SL500_AA300_.jpg] von Aura


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Oh, da steht sogar auf dem Cover "Pathé" :)

    Und ich muss mich für einen inhaltlichen Fehler entschuldigen: die Pathé - Platten waren NICHT von Thomas Edison! Ich habe da etwas durcheinandergebracht. Leider kann ich meinen alten Beitrag nicht mehr bearbeiten.

    Pathé war eine eigene französische Firma, deren Platten anfangs von innen nach außen liefen. In Wikipedia findet sich noch folgendes:

    Pathé-Schallplatten wurden in verschiedenen Größen gepresst, die von
    rund 17 cm Durchmesser bis hin zu 50 cm Durchmesser reichten und dann
    als Pathé Concert Record verkauft wurden. Diese größten jemals
    kommerziell hergestellten Schallplatten, die bei gleicher Spieldauer
    eine deutlich größere Lautstärke boten als die normalen, und auch die
    dazugehörigen Abspielgeräte mit entsprechend langen Tonarmen sind heute
    sehr selten.

    Die Geschwindigkeitsangabe mit bis zu 130 UpM war schon korrekt, auch das mit dem Tiefenschriftverfahren, aber das alles hat nichts mit Edison zu tun.

  • Ich habe mich eben gerade auf Ward Marstons Website seines eigenen CD-Vertriebs umgesehen ["http://www.marstonrecords.com/index.htm"]. Bei der Manon-Veröffentlichung hatte Marston etwas interessantes über Pathé geschrieben: sie hatten 1911-1913 nicht weniger als neun komplette Opern aufgenommen; dem folgten 1922 und 1923 noch zwei weitere. Manon war die letzte. Pathé ließ die Sessions auf Wachszylinder ziehen, von denen dann eine akustische Überspielung auf eine Wachsplatte gemacht wurde; dabei war es eher Zufall, wenn eine solche Überspielung noch gelungen war oder unterirdisch klang. Diese Wachsplatte - somit bereits die erste Kopiengeneration - wurde für die Herstellung der Schellackplatten verwendet.

    Leider scheint Marston keine Hörbeispiele zu listen, deshalb kann ich gar nicht sagen, wie das klingt. Das hätte mich durchaus gereizt...


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Josquin - Ja, ich meinte diese Aufnahme.

    Bei der Manon-Veröffentlichung hatte Marston etwas interessantes über Pathé geschrieben: sie hatten 1911-1913 nicht weniger als neun komplette Opern aufgenommen;

    Darunter war die erwähnte Favorite. Es gab auch Verdi-Opern auf französisch:
    , La Traviata und Rigoletto.

    Dazu die unvermeidlichen Faust und Carmen.

    Die ersten Aufnahmen der beiden letztgenannten hatten allerdings bereits 1908 in Berlin stattgefunden. Star war die tschechische Sopranistin Emmy Destinn.
    Sie sind hier zu finden:

    Allerdings ist das Hörerlebnis nicht überwältigend: für Fans uralter Aufnahmen reserviert.

    Von den allerersten Pathé Aufnahmen besitze ich nur Manon und La Favorite. Dort, besonders im Remastering von Ward Marston, kann man die Interpretation richtig genießen.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Philbert: Nochmal die Frage, wie ist das Arrangement der Aufnahmen? Welche Instrumente spielen da?

    Bei den Pathé Aufnahmen steht "Orchestre de l'Opéra-Comique". Seltsamerweise höre ich mir die Favorite und Manon zum Vergnügen und habe nie versucht, anhand einer Orchester-Partitur festzustellen, welche Instrumente da sind, welche nicht und welche durch welche substituiert wurden. Es genügt mir, daß mein Höreindruck angenehm ist. Die Leistung der Solisten finde ich mehr als ansprechend.

    Bei den Grammophon Aufnahmen (Carmen, Faust und ein Akt aus Lohengrin) steht "Grammophon-Orchester", wohl ein Ad-Hoc Ensemble. Hier kann ich kaum zum Vergnügen hören, denn mein Höreindruck ist halt nicht angenehm .Es hört sich so an, als wären die Sänger von einer Art Schrammelmusik-Ensemble begleitet. Es erübrigt sich zu sagen, daß ich davon nur einzelne Takes hören kann und auch nicht mein Hörvermögen damit strapaziere, rauszufinden, wer diese Schrammelmusikanten sind.

    Ich mag alte Aufnahmen, bin aber kein 78er-Fanatiker. Deshalb bin ich die falsche Adresse, um technische Informationen zu bekommen. Ich wage sogar ein zweites Geständnis: bei alten Opernaufnahmen bin ich eher an die Sänger interessiert.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • gibt es eine ganze Reihe von "Klassikern" aus der Schellackzeit, die seit damals kaum je den Katalog verlassen haben und die man sich, sofern man an der jeweiligen Musik Interesse hat, wohl früher oder später mal anhören sollte. Ich nenne nur ein paar der bekanntesten:

    Nicht zu vergessen: Beethoven mit dem Busch-Quartett!

     


    Das hat bei Schnabel mit großer Wahrscheinlichkeit nichts mit der Beschränkung auf 5 min Schellackseite zu tun. Ich habe natürlich nichts systematisch Grenzfälle überprüft, aber Schnabel ist in langsamen Sätzen (wo man ja viel einfacher durch leichte Beschleunigung mehr Zeit sparen könnte) oft sogar eher langsam, jedenfalls kaum je auffallend zügig (wie zB über 30 Jahre später Gulda) unterwegs.

    Höre ich auch so. Der Schnabel-Schüler Konrad Wolff hat überliefert, dass Schnabel häufig (nicht immer) extreme Tempi befürwortet habe ( schnelle Sätze besonders schnell, langsame Sätze besonders langsam).

    Allerdings berichtet Wolff auch, dass Schnabel den Mittelsatz von Beethovens G-dur-Konzert im Konzert nie so schnell gespielt habe wie in seiner Aufnahme mit Sargent aus den 30ern (ca. 4:45 Min.) - das sei der Begrenztheit des Mediums Schallplatte zuzuschreiben.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!