CD-Editionen von Aufnahmen der Schellack-Ära (bis ca. 1950)

  • Diese Aufnahme wurde 1949 auf Tonband aufgezeichnet und erschien nie auf Schellackplatten; erst 1964 gab es sie auf zwei LPs.

    Ich kann mir vorstellen, dass man das nicht mehr auf Schellacks presste, weil es da bereits die ersten Schallplatten gab. Die Schellack-Produktion wurde in Deutschland 1956 komplett eingestellt.

    Dabei merke ich gerade, dass ich nie recherchiert habe, ob nach dem Erscheinen der Vinylplatte weniger klassische Musik auf Schellacks gepresst wurden.

  • Stimmt so nicht.

    1958 gab es einen großen Ausverkauf, nachdem man im Jahr zuvor noch viele Schellackplatten verkaufen konnte. Als die Händler jedoch ihre Bestände zunehmend zurückgaben, hatte die Industrie 8 Millionen Stück neu pressen lassen. Die Lager waren voll, also wurden 1,5 Millionen für 1,- DM pro Stück verramscht. Also erst 1958 wurden keine mehr gepreßt.

    Hier ein zeitgenössischer Artikel:

    "http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41761790.html"

    -----

    1949 war die LP in Deutschland noch kein Thema; sie war erst im Jahr zuvor in den USA eingeführt worden (Markteinführung für Deutschland war erst 1951). Außerdem wurden diese Aufnahmen erst 1964 das erste Mal veröffentlicht; und das wird kaum am Format gelegen haben.

    "http://books.google.de/books?id=nDOSK…schland&f=false"


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • 1949 war die LP in Deutschland noch kein Thema; sie war erst im Jahr zuvor in den USA eingeführt worden (Markteinführung für Deutschland war erst 1951). Außerdem wurden diese Aufnahmen erst 1964 das erste Mal veröffentlicht; und das wird kaum am Format gelegen haben.

    Wir wissen es nicht, wir können nur mutmaßen.

    Es kann durchaus sein, dass man wegen der neuen Vinylschallplatte - auch wenn sie noch nicht etabliert war - keine Gesamtaufnahmen von Sinfonien etc. mehr rausbrachte, weil das mehrere schwere Schellackplatten gebraucht hätte.

    Anders gesagt: VIELLEICHT dachten die Produzenten damals: "Wir haben jetzt diese Tonbandaufnahme. Wir können sie auf mehreren Schellackplatten herausbringen, oder wir warten, bis das neue Medium, wo viel mehr Platz auf weniger Tonträgern ist, sich etabliert und bringen es dann heraus".

    Warum sie erst so spät herauskam weiß ich auch nicht, vielleicht gab es rechtliche Probleme, irgendwelche Firmenübernahmen etc., die das unnötig verzögerten.

    Es ist nur eine Überlegung, mehr nicht.

    1958 gab es einen großen Ausverkauf, nachdem man im Jahr zuvor noch viele Schellackplatten verkaufen konnte. Als die Händler jedoch ihre Bestände zunehmend zurückgaben, hatte die Industrie 8 Millionen Stück neu pressen lassen. Die Lager waren voll, also wurden 1,5 Millionen für 1,- DM pro Stück verramscht. Also erst 1958 wurden keine mehr gepreßt.

    Stimmt so ebenfalls nicht.

    Ich habe mich geirrt, was 1956 betrifft.


    Ich habe von ODEON alle deutschen Matritzenverzeichnisse (Abschriften der originalen Aufnahmebücher, für die ich, nebenbei bemerkt, recht viel gezahlt habe; die Jahre davor sind nur mehr bruchstückhaft enthalten), beginnend vom 14.12.1921 bis zur letzten Aufnahme am 13.5.1957. Pressungen gab es auch weiterhin, man hat ja Platten z.B. ins Ausland exportiert, wo die Schellacks noch bis in die 60er Jahre oder noch länger gepresst wurden. Besonders in ärmeren Ländern, wo es keinen Strom gab, waren Grammophone immer noch "beliebt".

    Aber das gilt natürlich nur für ODEON, weswegen ich einmal in meinen Schellackplattenbüchern gestöbert habe.

    Eine Zusammenfassung:

    1957: Die Schellackplattenproduktion in Deutschland beläuft sich auf rund 57 Mio. Stück.

    1958: Die Stereoschallplatte wird in Deutschland populär und löst die Schellackplatte ab.

    1960: Die DDR stoppt die Produktion von Schellackplatten.

    1962: Als letzter Produzent gibt die E.M.I. am 31. März des Jahres die Schellackplatte auf.

    Vielleicht hat es auch damit etwas zu tun - die haben so lange an der Schellackplatte festgehalten, und zwei Jahre später bringen sie die 1949er Tonbandaufnahme auf Vinyl heraus. In den 50er Jahren hatte ELECTROLA viele andere Verkaufsschlager, Connie Froboess, Rex Gildo, Lale Andersen etc., es wäre möglich dass man sich da erst recht entschlossen hat, keine kompletten klassischen Werke noch auf mehrere Schellackplatten presst - immerhin gab es schon eine tolle neue Alternative.

  • "Wir haben jetzt diese Tonbandaufnahme. Wir können sie auf mehreren Schellackplatten herausbringen, oder wir warten, bis das neue Medium, wo viel mehr Platz auf weniger Tonträgern ist, sich etabliert und bringen es dann heraus"

    die haben so lange an der Schellackplatte festgehalten, und zwei Jahre später bringen sie die 1949er Tonbandaufnahme auf Vinyl heraus.


    Das glaube ich nicht - denn sie hätten sie ja bereits früher herausbringen können, wenn sie wollten. Furtwängler starb 1954 - danach hätte sich eine Veröffentlichung bestimmt gelohnt. Ist nicht passiert.

    Vermutlich haben sie die Aufnahme zu seinem 10. Todestag herausgegraben. Wie gesagt: ob Schellack oder nicht - das wird kaum bzw. gar keine Rolle gespielt zu haben. Wäre diese Aufnahme zur Veröffentlichung vorgesehen, hätte man sie sicherlich bereits 1950 veröffentlicht. (Vielleicht war es eine RIAS-Aufnahme???)

    Die Kairo-7. von 1951 erschien regulär auch erst 1976.


    jd :wink:

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  • Eine weitere von Bruckner:

    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/71ojWrFeYrL._SX355_.jpg]

    Anton Bruckner - Symphonie Nr. 7
    (P) 1935 RCA Victor M276 (8x 78er, 30 cm) [62'02"]
    rec. 05. & 07. Januar 1935
    Schellacks: RCA Victor M8770/7 [Matrizen: CVE 87500/09 & 67533/7]

    Jean Sibelius - Le Retour de Lemminkaînen op. 27
    (P) 1940 RCA Victor 17703 [Matrizen: CVE CS 056565-1A & 056566-1]
    aus: RCA Victor M750 (2x 78er, 30 cm) [5'27"]
    rec. 20. Oktober 1940

    CD:
    (C) 1998 Lys/Dante Productions LYS288 [67'43"]
    EAN: 3421710412889

    transferred by David Lennick
    mastered by Christophe Hesnault

    In seiner Zeit als Leiter des Minneapolis Symphony Orchestra (1931-1936) entstand diese umfangreiche Aufnahme von Bruckners 7. Symphonie. Sie stand am Ende einer einjährigen Aufnahmetätigkeit, die RCA Victor in Minneapolis machte (vom 16. Januar 1934 bis zum 16. Januar 1935) und in der viele Werke zum ersten Mal überhaupt eingespielt wurden. Sie erschien als dickes Album mit acht Schellacks Inhalt (15 Seiten).

    Dies hier ist eine hochwertige Überspielung von Schellacks, die in Sammlungen kanadischer Universitäten archiviert sind. Anscheinend sind sie im idealen Zustand gewesen, denn die Nebengeräusche halten sich sehr zurück. Knackser und starke Beschädigungen sind so gut wie gar nicht auszumachen, und das Grundrauschen bleibt immer sehr gleichmäßig. Das Pitching ist präzise.

    Im Remastering wurde das Hintergrundrauschen stark reduziert, was also auch bedeutet, daß die Höhen etwas lau klingen; muffig würde ich sie jedoch noch nicht nennen wollen. Die Mitten sind gut präsent, der Baßbereich ausgewogen. Das Orchester ist recht nah positioniert und hat ein sehr geringen Nachhall. Der Orchesterapparat ist leicht reduziert, wodurch die einzelnen Details im Klanggefüge noch erfaßbar bleiben. Insgesamt ein sehr geschlossenes Klangbild ohne größere Aussetzer.


    Die Aufnahme des Sibelius-Werks entstand bereits in der Zeit, als Ormandy das Philadelphia Orchestra führte. Es war Teil eines Albums, wo es mit The Swan of Tuonela gekoppelt war. Hier sind mehr Nebengeräusche auszumachen, die jedoch nicht aufdringlich wirken. Das Remastering ist vergleichbar mit dem der Bruckner-Symphonie.


    Das Booklet enthält Texte zu Ormandy und den Aufnahmen in französischer und englischer Sprache. Eine Ausgabe mit gutem Remastering und solider Ausstattung. :thumbup:


    Links:
    "http://en.wikipedia.org/wiki/Eugene_Ormandy#Career"
    "https://archive.org/details/Lemminkainens_Journey"
    "https://archive.org/details/TheSwanOfTuonela"


    jd :wink:

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  • Und noch eine von Bruckner:

    Anton Bruckner - Symphonie Nr. 7
    Berliner Philharmonisches Orchester
    Dirigent: Carl Schuricht
    rec. 26. & 28. Februar + 01., 03. & 10. Mai 1938 (Hochschule für Musik, Berlin)

    (P) 1938 Grammophon/Polydor 67195/202 (8x 78er, 30 cm) [64'45"]
    (C) 2004 Profil "Edition Günter Hänssler" PH04061
    EAN: 881488406122

    Digital remastering & sound restoration by THS Studio Holger Siedler

    Carl Schuricht (1880-1967) nahm diese Symphonie für die Deutsche Grammophon Gesellschaft auf. Über einen Zeitraum von drei Monaten im Frühjahr 1938 entstanden insgesamt 15 Seiten, denen man noch als Abschluß Regers Toccata in d-moll op. 5, von Alfred Sittard an der Orgel der Michaeliskirche Hamburg eingespielt, hinzufügte. Es handelt sich um die 1885er Version (Ed. Albert Gutmann).

    Die Schellacks wurden vom Sammler Dr. Jens-Uwe Völmecke zur Verfügung gestellt und erweisen sich als nicht optimal erhalten. Je nach Seite wird man mit Laufgeräuschen und einigen Knacksern konfrontiert, die doch deutlich machen, daß dieses Set schon einige Durchläufe hinter sich gebracht hat. Sprünge oder sehr starke klangliche Beeinträchtigungen bleiben jedoch aus. Die Überspielungen sind gleichmäßig gepitcht, Gleichlaufschwankungen hört man nicht.

    Das Remastering hat sich der Knistergeräusche angenommen und sie praktisch restlos entfernt. Die letzten Reste an Nebengeräuschen vermischen sich mit dem erahnbaren Rumpeln des Plattentellers zu einem dezenten Hintergrundteppich. Auch hier wurden die Höhen abgesenkt, um den Hintergrund fast unhörbar zu machen. Die Höhen klingen nicht sehr hell, aber der Körper des Orchesters bleibt dennoch erhalten. Die Mitten präsentieren sich recht gut, der Baß tritt mit guter Deutlichkeit hervor. Im Tutti verschwimmen gelegentlich manche Details in einem ganz leichten Kratzen; auch die Höhen wirken bisweilen eine Spur zu harsch. Insofern ist es nicht schlecht, daß sie nicht stärker ausgeprägt sind. Dieses leichte Kratzen schreibe ich eher dem Zustand der Schellacks als dem Remastering zu. Der Klangeindruck bleibt durchgängig gleich, und die zusammengefügten Seiten fallen im Höreindruck gar nicht auf.

    Das Orchester wirkt hier nicht reduziert, sondern kommt mit einer volleren Besetzung zum Zuge. Die Dynamik ist für die damalige Zeit gut ausgeprägt, und die Mikrophone waren nicht so nah aufgestellt. Das fördert einen guten Zusammenklang aller Teile, der sehr selten auf Kosten der Transparenz geht. Jedoch ist mir aufgefallen, daß die Enden der Sätze nachträglich einen Nachhall-Effekt bekommen haben, um sie in die Stille ausblenden zu können; das wirkt zwar nicht übertrieben künstlich, aber original ist das natürlich nicht.


    Insgesamt ist das eine ebenso sorgfältig bearbeitete Edition wie die von Lys, wenn auch mit leichten Abstrichen. Das Booklet ist in Deutsch und Englisch und beschäftigt sich nur mit dem Dirigenten Schuricht. Definitiv keine Billig-Ausgabe. :thumbup:


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

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  • Frédéric Chopin
    Études op. 10
    HMV DB 2027-2029 (3x 30 cm, 6 Seiten)
    rec. 04. & 05. Juli 1933 (Abbey Road, London)
    Études op. 25
    HMV DB 2308-2310 (3x 30 cm, 6 Seiten)
    rec. 18. & 21. Juni 1934 (Abbey Road, London)
    Trois Nouvelles Études pour le méthode de Moscheles et Fétis
    HMV DB 21070 (1x 30 cm, 2 Seiten)
    rec. 04. November 1949 (Abbey Road, London)
    Barcarolle op. 60
    HMV DB 2030 (1x 30 cm, 2 Seiten)
    rec. 05. Juli 1933 (Abbey Road, London)
    Alfred Cortot (Klavier)

    (C) 2006 Naxos "Historical" 8.111052 [67'45"]
    EAN: 747313305223

    Producer & Audio Restoration Engineer: Mark Obert-Thorn

    Cortot hatte im Juli 1933 eine umfangreiche Aufnahmesession mit Chopin-Musik absolviert (insgesamt opp. 49, 10, 57, 43, 60, 28, post. 66, 36, 29, 51, 35, 58, 23, 38, 47 & 52 in acht Tagen). Hier sind zwei Werke vorhanden: die Etüden op. 10 und die Barcarolle op. 60. Für die Etüden op. 25 kehrte er 1934 nach London zurück, und die 3 Neuen Etüden spielte er erst im Alter von 72 ein.

    Mark Obert-Thorn beginnt seine Arbeit schon mit der Auswahl der Schellacks, die er zu transferieren und bearbeiten gedenkt. Im Falle der Etüden op. 10 griff er auf die US-Pressungen von RCA Victor "Red Seal" aus der Vorkriegszeit zurück, weil die in einem "leiserem" Material gepreßt wurden. Verblüffend ist die Klangqualität: das Hintergrundrauschen ist sehr leise, aber das Klavier deutlich präsent. Die Höhen sind klar und stabil, die Mitten und Tiefen gut abgestimmt.

    Bei den anderen Stücken konnte Obert-Thorn nur die normalen britischen HMV-Pressungen verwenden, die deutlich mehr rauschen. Rumpelgeräusche sind sehr minimal, und der Rauschanteil bleibt gleichmäßig dezent, wenn auch nicht immer stabil. Das Klavier ist zwar gleich abgenommen worden wie 1933, aber die Schellacks geben das Klavier bei den Etüden op. 25 etwas harscher wieder: bei hohen Lautstärken kratzen die Höhen ganz leicht, und der Klang wirkt etwas rauer. Die Barcarolle klingt ein bißchen klarer, was zum Teil daran liegt, daß das Stück eher ruhig gespielt wird. Die 3 Neuen Etüden wurden zwar erst sechzehn Jahre später aufgezeichnet, aber sie wirken nicht deutlich besser im Klangbild; da sie mit einem entfernteren Mikrophon aufgenommen wurden, ist der Klang des Klaviers etwas entrückter. Dadurch gibt die Aufnahme den etwas höheren Frequenzumfang nicht deutlich weiter.

    Obert-Thorn hat sämtliche Knackser eliminiert und den Frequenzgang zueinander angepaßt, soweit es überhaupt nötig war. Außerdem hat er die Reihenfolge der Etüden-Stücke in ihrer normalen Nummerierung hergestellt, die auf den Schellacks aufgrund der Laufzeiten nie vorhanden war (op. 10 Nr. 1 war mit Nr. 4 auf einer Seite gekoppelt usw.). Das Hintergrundrauschen ist präsent, aber nie störend. Das Pitching ist präzise. Eventuelle Filterungen innerhalb des Klangsignals sind mir nicht aufgefallen; das widerspricht auch Obert-Thorns Vorgehensweise, der sowas höchstens dezent einsetzt - wenn überhaupt.

    Eine sehr gute Veröffentlichung, die Cortots Kunst würdig zur Geltung bringt. Das Booklet enthält einen Text zu den Aufnahmen in Englisch und erfaßt sämtliche Schellacks mit ihren Katalog- und Matrizennummern. Klasse!
    :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Nicht dass dies nun wirklich bedeutsam wäre, immerhin spielt ja Cortot, so dass man versucht ist, nein eigentlich veranlasst ist, zu sagen, dass dies den musikalischen Fluss nicht beeinträchtige, aber wie verhält es sich bei dieser Veröffentlichung eigentlich mit den berüchtigten manuellen Unsauberkeiten? Ich persönlich kenne die Préludes mit ihm und damit auch manche Fehlgriffe, halte diese Veröffentlichung aber gleichwohl, jedenfalls aus meiner Sicht, für außerordentlich, die sicherlich auch mindestens fünf Zustimmungssmileys, :thumbup: , verdient.

  • Zum Strauss-Jahr ist diese Sammlung von Aufnahmen mit Strauss als Dirigenten bzw. als Pianisten (Liedaufnahmen mit Heinrich Schlusnus von 1921) erschienen:

    Neben einer Reihe von Strauss eigenen Werken enthält sie Mozart- und Beethovensinfonien sowie Ouvertüren von Gluck, Weber, Wagner und Cornelius. Die Klangqualität reicht von sehr grenzwertig bis tolerabel, wobei ich mangels Kenntnis früherer Veröffentlichungen oder gar der Original-Schellacks nicht beurteilen kann, welche Rolle das Remastering hierbei spielt.

    Zu kritisieren ist allerdings, dass nähere diskografische Angaben bis auf das Erstveröffentlichungsjahr völlig fehlen und auch der Begleittext nur Allgemeinlätze über den Dirigenten Strauss enthält.

    Die beste Wiederveröffentlichung einer Schellack-Aufnahme eines Werks von Strauss (und nicht nur von Strauss), die ich kenne, ist allerdings Mengelbergs Heldenleben mit dem New York Philharmonic Orchestra von 1928, die vor einigen Jahren mal bei Pearl erschienen ist und inzwischen für inakzeptabel hohe Preise gebraucht angeboten wird:

    Der Klang ist sensationell gut; der Frequenzumfang bleibt zwar notwendigerweise begrenzt, was die Räumlichkeit und Durchhörbarkeit des großen Orchesters anbetrifft, übertrifft diese über 85 Jahre alte Aufnahme aber viele heutige Produkte. Vielleicht haben hier moderne Bearbeitungsverfahren nachgeholfen, doch selbst wenn das so wäre, hätte ich keine Einwände, denn das Ergebnis überzeugt sehr. Pearl hat üblicherweise gar keine oder nur sehr schonende Verfahren zur Rauschunterdrückung eingesetzt, was dem Ergebnis jedenfalls bei dieser Platte sehr zu Gute kommt. Die Interpretation ist die spannendste, die ich je von diesem Werk gehört habe.

    Übrigens: die Aufnahme darf man nicht verwechseln mit der bei Naxos erschienenen mit dem Concertgebouw unter Mengelberg von ca. 1941, die in jeder Hinsicht hinter der älteren zurückbleibt.

  • aber wie verhält es sich bei dieser Veröffentlichung eigentlich mit den berüchtigten manuellen Unsauberkeiten?


    Ich muß ehrlich zugeben, daß ich die Etüden nicht so gut kenne, als daß ich eventuelle Fehlgriffe bemerken würde. Mir ist aufgefallen, wie fließend und organisch Cortot diese Stücke nimmt und wie er sie zum Leuchten bringt. Deutliches Verspielen u.ä. ist nicht zu hören gewesen.


    jd :wink:

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    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

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  • rec. 1920-1940

    Find ich gut, daß die DGG eine Box mit Strauss als ausführenden Musiker veröffentlicht hat.

    Zu kritisieren ist allerdings, dass nähere diskografische Angaben bis auf das Erstveröffentlichungsjahr völlig fehlen und auch der Begleittext nur Allgemeinlätze über den Dirigenten Strauss enthält.

    Das ist in diesem Fall in der Tat schade. Denn die DGG hat durchaus Veröffentlichungen mit historischen Aufnahmen gemacht, wo sie auch die Katalognummern der Schellacks angegeben haben - z.B. hier:

    was die Räumlichkeit und Durchhörbarkeit des großen Orchesters anbetrifft, übertrifft diese über 85 Jahre alte Aufnahme aber viele heutige Produkte.

    Du meinst wohl eher, daß auch damals die Transparenz eines Orchesters gut einzufangen war. Denn heutigen Produkten zu unterstellen, sie würden das nicht erreichen, trifft den Kern nicht wirklich.

    Sicherlich: gerade damals mußte man um die Durchhörbarkeit bei einer Aufnahme besonders ringen, doch das ist kein Prinzip, was heutzutage auf die leichte Schulter genommen werden kann. Es hat auch damals Aufnahmen gegeben, die in dieser Hinsicht nicht gelungen ist. In der heutigen Aufnahmetechnik mag es technisch einfacher sein, sowas zu erreichen (und wird differenzierter umgesetzt als damals), doch folgert daraus nicht, daß man mit diesem Parameter heutzutage schludrig umgeht.


    jd :wink:

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  • rec. 1920-1940

    Find ich gut, daß die DGG eine Box mit Strauss als ausführenden Musiker veröffentlicht hat.

    Hier gibt es zumindest Details darüber, wann die einzelnen Aufnahmen aus dieser Box entstanden:
    "http://www.arkivmusic.com/classical/Name…rformer/98521-2"

    Armin

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Die bei arkivmusic wiedergegebenen Jahresangaben entsprechen denen im Beiheft - allerdings mit dem Unterschied, dass sie im Beiheft - wohl zutreffend - als Jahre der Veröffentlichung bezeichnet werden, was viel später als die jeweiligen Aufnahmejahre gewesen sein kann. Aber vielleicht ist meine Kritik, dass nähere Angaben fehlen, auch unberechtigt, denn die würden vorhandene Archive voraussetzen, und ob die den Krieg oder die zahlreichen Wandlungen der Plattenfirmen überstanden haben, weiß ich nicht.


    Du meinst wohl eher, daß auch damals die Transparenz eines Orchesters gut einzufangen war. Denn heutigen Produkten zu unterstellen, sie würden das nicht erreichen, trifft den Kern nicht wirklich.
    Sicherlich: gerade damals mußte man um die Durchhörbarkeit bei einer Aufnahme besonders ringen, doch das ist kein Prinzip, was heutzutage auf die leichte Schulter genommen werden kann. Es hat auch damals Aufnahmen gegeben, die in dieser Hinsicht nicht gelungen ist. In der heutigen Aufnahmetechnik mag es technisch einfacher sein, sowas zu erreichen (und wird differenzierter umgesetzt als damals), doch folgert daraus nicht, daß man mit diesem Parameter heutzutage schludrig umgeht.

    Ich habe nicht geschrieben, dass alle heutigen Produktionen schlechter seien, und wollte auch überhaupt nicht sagen, dass alle damaligen sorgfältiger aufgenommen worden sind - das sind sie ganz bestimmt nicht. Bei der Aufnahmetechnik von 1928 gab es keine Möglichkeit, für einzelne Orchestergruppen besondere Mikrophone einzusetzen, keine Mehrspurtechnik und keine Möglichkeiten zur Abmischung. Das was auf der Matrize ankam, stand unverrückbar fest. Und für diese Bedingungen ist das Ergebnis exzeptionell gut. Heute kann man sicherlich viel mehr und Besseres erreichen - aber das gelingt längst nicht regelmäßig.

  • Du meinst wohl eher, daß auch damals die Transparenz eines Orchesters gut einzufangen war. Denn heutigen Produkten zu unterstellen, sie würden das nicht erreichen, trifft den Kern nicht wirklich.

    Sorry vielmals, aber ich kenne auch so einige Aufnahmen selbst aus den späten 20er Jahren, welche erstaunlicherweise heutigen Aufnahmen an Transparenz nicht nur ebenbürtig sind, sondern überlegen.
    Ein gut eingefangenes Mono kann durchaus gegenüber dem heutigen Schnickschnack bestehen und sogar spannender und transparenter sein.
    Das ist jedenfalls meine Meinung und meine Hörerfahrung.

  • So, als spontanes Beispiel die 1929 er Aufnahme des "American in Paris" unter N.Shilkret.

    Hier ist alles völlig transparent und deutlich zu hören, darüber hinaus ist es für mich nach wie vor die beste Aufnahme dieses Werkes.
    "

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    "

    Vieles ist sogar deutlicher zu hören als in modernen Aufnahmen.
    Bescheuert finde ich in diesem Zusammenhang nach wie vor die Aufnahme von Immerseel, der dieses Werk vor ein paar Jahren orginal eingespielt hat.
    Also ohne Vibrato etc....... :faint: Was für eine Hochstapelei, er hätte sich nur diese sehr gute Aufnahme von 1929 anhören müssen.

    Die klingt erstaunlich modern und ist mit Schmackes und Vibrato gespielt.
    Immerseel dagegen ist freudlos, lahm und total neben der Spur.

  • Zitat

    So, als spontanes Beispiel die 1929 er Aufnahme des "American in Paris" unter N.Shilkret.

    Die ist wirklich in jeder Hinsicht verblüffend gut gelungen, wie ich soeben festgestellt habe! :juhu: Die Soli und auch die Gruppen schmieren, was das Zeug hält. :D


    Zitat

    Bescheuert finde ich in diesem Zusammenhang nach wie vor die Aufnahme von Immerseel, der dieses Werk vor ein paar Jahren original eingespielt hat.


    Spätestens seit der vorletzten Jahrhundertwende hat die Originalklangbewegung etwas Paradoxes an sich. Während ich die Ravel-Einspielungen mit Immerseel als Alternative durchaus interessant finde (vor allem den Erard-Flügel beim Konzert für die linke Hand), überzeugt mich das Cembalokonzert von Poulenc in seiner Interpretation nicht. In einer Rundfunksendung wurde dazu geäußert, dass es eben gerade nicht die Absicht Poulencs gewesen sei, auf einem historischen Instrument zu spielen, sondern auf einem klangmächtigen zeitgenössischen Nachbau. Immerseel verfehlt aber genau dies.

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Sorry vielmals, aber ich kenne auch so einige Aufnahmen selbst aus den späten 20er Jahren, welche erstaunlicherweise heutigen Aufnahmen an Transparenz nicht nur ebenbürtig sind, sondern überlegen.


    Sorry vielmals, aber was bedeutet überlegene Transparenz?

    Wem überlegen?


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    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

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  • Vielleicht die Tatsache, daß eine Transparenz nicht überlegen sein kann.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

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