John Lennon - ein Genie des zwanzigsten Jahrhunderts

  • John Lennon - ein Genie des zwanzigsten Jahrhunderts

    Nun ist es endlich so weit, dass ich einen Thread über meinen zweitliebsten Musiker überhaupt eröffne.

    Ich selbst möchte gar nicht so viel zu diesem Meister der genialen Einfachheit in der Popmusik hier sagen, nein vielmehr interessiert mich, wie ihr zu seinem Schaffen - seinem Beitrag zur herrausragenden Musik der Beatles selbstverständlich ausdrücklich inbegriffen -steht.

    Wie ich vor ca 3 Monaten schon erwähnte halte ich neben Beethovens Neunter und Sechster die Beatles Alben Sgt Peppers Lonely Hearts Club Band und Abbey Road, sowie die Lennon-Einzelnummern Hey Jude, Imagine und Jealous Guy ebenfalls für schlichtweg PERFEKTE Musik. Bei diesen Geniestreichen stimmt für mich einfach alles: Einfache, aber nicht triviale Melodien, gute Texte, mustergültige Arrangements voll von höchstem Einfallsreichtum (und das mit einer Studiotechnik, die heutige Popmusiker wohl vor unlösbare Aufgaben stellen würden), sowie hervorragende Interpretation.

    Ich bin mit Beatles, John Lennon und - ABBA, der Popband, der man meiner Meinung nach mit Recht nachsagt mit Dancing Queen DEN Popsong schlechthin geschaffen zu haben grossgeworden.

    So gewappnet hatte ich es überhaupt nicht schwer später auch in der "Klassik" heimisch zu werden.

    Also ich bin schon auf eure Beiträge gespannt...

    ... Alle Menschen werden Brüder.
    ... We need 2 come 2gether, come 2gether as one.
    ... Imagine there is no heaven ... above us only sky

  • Hallo Aquarius,

    spät am Abend nur eine kurze Antwort: bei der Gleichsetzung der Beatles mit Abba krieg' ich leichtes Unwohlsein - vielleicht bin ich für Abba abba auch nur ein paar Jahre zu alt...

    Beethoven VI und IX in einem Satz mit Sgt. Pepper und Abbey Road finde ich auch gewagt - aber ich mag ja auch Äpfel und Birnen. Country und Western zur Not auch ;)

    Ich finde, man kann das nicht ernsthaft vergleichen; mir würden die passenden Vergleichskriterien fehlen. Daß Lennon und Beethoven beide gefallen können: geschenkt! Aber wo soll ein Vergleich ansetzen? Abba und Beatles, das geht schon eher. Warum das für Abba ziemlich schlecht ausgeht, könnten wir ja mal eruieren (vielleicht irre ich mich ja!); hier soll's ja um John Lennon gehen. Und da würd' ich "Hey Jude" jetzt mal für 'nen McCartney-Song halten. Und "Jealous Guy" für einen der schwächsten Lennon-Songs. Bei "Imagine" kommen wir eher zusammen :) Und bei "In My Life" beweist Lennon (im Verein mit George Martin), daß er alte Musikformen weit besser und geschmackvoller recyclen konnte als zwei Jahrzehnte vor ihm Richard Strauss.

    Soeben entsetzt aus "Capriccio" (no pun intended!) heimkehrend,

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Hallo Aquarius,

    spät am Abend nur eine kurze Antwort: bei der Gleichsetzung der Beatles mit Abba krieg' ich leichtes Unwohlsein - vielleicht bin ich für Abba abba auch nur ein paar Jahre zu alt...

    Beethoven VI und IX in einem Satz mit Sgt. Pepper und Abbey Road finde ich auch gewagt - aber ich mag ja auch Äpfel und Birnen. Country und Western zur Not auch ;)

    , man kann das nicht ernsthaft vergleichIch findeen; mir würden die passenden Vergleichskriterien fehlen. Daß Lennon und Beethoven beide gefallen können: geschenkt! Aber wo soll ein Vergleich ansetzen? Abba und Beatles, das geht schon eher. Warum das für Abba ziemlich schlecht ausgeht, könnten wir ja mal eruieren (vielleicht irre ich mich ja!); hier soll's ja um John Lennon gehen. Und da würd' ich "Hey Jude" jetzt mal für 'nen McCartney-Song halten. Und "Jealous Guy" für einen der schwächsten Lennon-Songs. Bei "Imagine" kommen wir eher zusammen :) Und bei "In My Life" beweist Lennon (im Verein mit George Martin), daß er alte Musikformen weit besser und geschmackvoller recyclen konnte als zwei Jahrzehnte vor ihm Richard Strauss.

    Soeben entsetzt aus "Capriccio" (no pun intended!) heimkehrend,


    Die Tatsache, dass ich erwähnte ich wäre mit Beatles und Abba grossgeworden heisst nicht, dass ich deren Werk qualitativ gleichsetze..

    Denn zwischen der gefälligen Popmusik Abbas und der progressiven Tonkunst von John Lennon / The Beatles liegen schon mal hinsichtlich des Einflusses auf die gesamte nachfolgende Musikgeschichte Welten, darüber bin ich mir vollkommen im Klaren ansonsten würde ich Lennons Werk wohl kaum so nahe bei Beethoven stellen. Lennon hat definitiv Musikgeschichte geschrieben, ja er hat eine regelrechte Bewegung - nicht nur auf musikalischem Gebiet, was ihm ja letztendlich zum Verhängnis geworden ist - entscheidend mit ausgelöst. Damals hiess es noch ... alle Menschen werden Brüder ... daraus wurde dann ... and the world will live as one".

    Hey Jude ist sehr wohl ein Song, bei dem auch Paul Mc Cartney - nicht nur als Sänger - einen nicht unwichtigen Anteil beisteuerte, aber für die divergente Songstruktur, die erst DAS aus diesem Kleinod macht, was es für immer sein wird, nämlich eben ein unsterblicher Geniestreich, ist eindeutig der Meister selbst zuständig. Es gibt viele Beatlessongs, wo Paul eine schöne Melodie beisteuerte - ja das kann er heute noch recht gut - aber erst mit dem Arrangement und der Struktur hob John diese Songs dann letztendlich in die Sphäre der immergrünen Musik. Aber ich will hier nicht abstreiten, dass letztendlich die Synergie zwischen Pauls Gespühr für schöne Melodien und Johns genialen Arrangements entscheidend für den aussergewöhnlichen Erfolg der Beatles war. Das muss man schon bei aller Genialität von John Lennon feststellen.

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  • Hallo Aquarius,

    Zitat von Aquarius

    Die Tatsache, dass ich erwähnte ich wäre mit Beatles und Abba grossgeworden heisst nicht, dass ich deren Werk qualitativ gleichsetze

    OK, dann sind wir uns da einig!

    Und wenn Du Lennon ein Genie nennst (und McCartney implzit nicht), auch - allerdings hab ich bei dem Geniebegriff etwas grundsätzliche Bedenken. Nur zu "Hey Jude" stimme ich Dir nicht zu:

    aber für die divergente Songstruktur, die erst DAS aus diesem Kleinod macht, was es für immer sein wird, nämlich eben ein unsterblicher Geniestreich, ist eindeutig der Meister selbst zuständig

    Der gut belegte wikipedia-Artikel ist anderer Meinung; und ich finde, man kann das auch deutlich hören. Der ganze Song ist komplett aus der Melodieerfindung heraus entwickelt; mehr findet nicht statt (außer über das Arrangement, und da ist George MArtin zuständig), und das ist bei Lennons Songs nicht üblich. Der hatte immer irgendwelche zusätzlichen Ideen. Ich denke, die credits gehen hier allein an Paul; lassen wir ihn auch mal genial gewesen sein!

    Schönen Gruß,

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • ... nach dem Durchlesen des Artikels kann ich nur noch zustimmen, dass olle Paule mit Hey Jude in der Tat mindestens einen genialen Moment hatte. :juhu: Ich lerne gerne dazu!

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  • Okay, ich gebe zu, ich bin ein riesiger Beatles-Fan. Deswegen kann ich nichts mit den Rolling Stones anfangen, ihr wisst schon... Aber mich beschleicht immer das ungute Gefühl, John Lennon wäre doch sehr überschätzt worden. Ich halte "Imagine" für extrem peinlich (Imagine no possessions. I wonder if you could, Mr. Lennon), vieles recht durchschnittlich (wie das meiste, was die Solo-Beatles dann produziert haben). Mein Lieblingssong von Lennon ist übrigens "Ticket to Ride", das mit seiner Dynamik zeitlos ist und "fetzt" wie nichts, was 1965 jemals produziert wurde. Meine Lieblingsalben (mit Lennon auf der Höhe seiner Schaffenskunst) sind für mich nicht Alben wie Sgt. Pepper oder das (streckenweise öde) "weiße Album", sondern die hier

     

    Nichts aus den Sechzigern hört sich in meinen Augen so modern an, wie diese beiden Meisterwerke. Da ist alles drin, was zwanzig, dreißig Jahre später wiedergekaut wurde...

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  • Oh ja, das Weisse Album hat bei aller Schönheit leider auch Längen. Nicht aber Abbey Road, was ich neben Sgt Pepper stelle. Allein schon das Medley auf der zweiten Seite der Vinyl-Ausgabe - phenomenal.


    An dieser Stelle kann ich ja noch das zugegeben ziemlich verdrogt klingende, aber dennoch nicht minder interessante Mini-Album Magical Mystery Tour erwähnen. Allein der Opener mit den sehr hellen Bläsereinsätzen (Bachtrompeten, Zinken - ich weiss nicht es klingt jedenfalls grossartig) spricht da schon für sich. Und dann Strawberry Fields und und und.


    Was das Solowerk von Lennon betrifft - nun da mache ich persönlich ähnliche Erfahrungen wie mit Beethovens - insbesondere späten - Streichquartetten. Beide Musiken sind nicht so leicht zugänglich, wie eben Beethovens Symphonien und Lennons Beatles-Beiträge. Je öfter ich sie aber höre, desto mehr offenbart sich mir deren einzigartige Qualität. Darauf basiert übrigens auch meine derzeitige Festlegung, welche Werke ich nun tatsächlich für perfekt halte.

    Ob ich nun beispielsweise Beethovens Grosse Fuge oder aber John Lennons Shaved Fish höre - ich erstaune jedesmal aufs Neue, was ich da noch an interessanten Details entdecken kann.

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  • Lieber Aquarius,

    ehrlich gesagt halte ich das Wort Genie für John Lennon nicht angebracht, da seine Lieder -nach den Beatles - für mich
    doch sehr "mainstreammäßig" geworden und in das Banale abgeglitten sind. :stumm:

    Mehr in die Richtung Genialität geht für mich Roger Waters :D :pfeif: .

    Ich bewundere diesen Mann seit meinem 10. Lebensjahr, als "The Wall" herauskam. Die Musik von Pink Floyd (mit Waters) und Waters solo schafft es, trotz ihrer vergleichsweisen Schlichtheit, den Hörer in ihren Bann zu ziehen und hat eine geradezu sogartige Wirkung - DAS ist für mich Genialität!

    Dies ist aber nicht provokant gemeint, sondern nur meine Meinung. Wie ich lesen konnte, magst Du ja Roger Waters selber auch. Es gibt nur zwei Enttäuschungen für mich - nämlich "Ca Ira" und "Radio Waves".

    Aber das gehört in einen extra Floyd-Waters Thread.

    Viele Grüße

    Roger :wink:

    "Ich brauche keine Musikkritiker"
    (Gennadi Roshdestwenskij)

  • Hallo Aquarius,

    also auch mich beschleicht bei dem Wort Genie ein ungutes Gefühl, v.a. in Bezug auf John Lennon. Interessant in dem Zusammenhang finde ich das folgende Statement von Dir:

    Du erwähnst gerade die zwei Symphonien von Beethoven, mit denen so mancher Purist seine Schwierigkeiten hat. Der Kopfsatz der 6. hat ganz schöne Längen und formal sind beide Symphonien nicht ganz ausgewogen - im Vergleich zu der großen 7. oder 8. Aber - und bitte korrigiere, falls ich Dir zu Unrecht etwas unterstelle - ich glaube, dass Melodie für Dich das erste bzw. wichtigste Kriterium ist, nach der Du Musik beurteilst. Und da wird Dein Urteil, die 6. und die 9. Beethovens seien perfekte Musik genauso verständlich wie die Nennung des Songs Hey Jude. Für mich persönlich ist Meldodie auch nicht unwichtig, aber eben nur ein Bestandteil und nicht wichtiger als Harmonie, Rhythmik etc. Bei Pop/Rock-Aben erfreuen mich solche, die ein Konzept verraten (was Stgt. Peppers sicher tut).

    Zitat

    Originalamente von der schwarzen Natter
    Nichts aus den Sechzigern hört sich in meinen Augen so modern an, wie
    diese beiden Meisterwerke. Da ist alles drin, was zwanzig, dreißig
    Jahre später wiedergekaut wurde...


    Du kannst mit Deinen Augen hören?? :rolleyes: Also, na ja, erlaube Widerspruch. Wenn wir schon unbedingt den strapazierten Geniebegriff bemühen müssen, verdichtet er sich für mich persönlich bei John Cale (der über Aaron Copland ein Bernstein-Stipendium erhielt und mit John Cage und La Monte Young zusammenarbeitete) und Lou Reed. Und wo finden wir die beiden wieder? Genau: Velvet Underground.
    Und wenn es für mich ein progressives Gesamtkunstwerk aus den 60ern gibt, das in Sachen Originalität, Qualität und Einfluss auf spätere Zeiten ganz oben sehe, ist es dieses hier:

    Peel Slowly and See....aber das gehört auch in einen anderen thread. (Leider ist diesem Album beschieden, ein reines "Kritikerwerk" zu sein- der Umsatz reicht wohl an die legendären Beatles-Alben nicht ansatzweise heran).
    Vielleicht noch radikaler und in gewisser Hinsicht über alle Exmperimente von Hendrix, Beatles etc. hinausgehend ist das Folgealbum White Light/White Heat (1968 ).

    :wink:
    Wulf

    "Gar nichts erlebt. Auch schön." (Mozart, Tagebuch 13. Juli 1770)

  • Die Beatles. Endlich.

    Mit dem Genie-Begriff ist es natürlich immer so eine Sache. Ich erinnere mich dunkel an eine entsprechende Diskussion bei Tamino (eine?), die sehr schnell zu nichts führte (entsprechend enthalte ich mich auch der Äußerungen bezüglich der Genialität von Cale oder Reed ;)).
    In meinen Ohren, Augen, wieauchimmer stelle ich nur ganz subjektiv fest, dass die Beatles herausragend, stilbildend und zudem Ausdruck ihrer Zeit waren. Viel mehr geht vermutlich nicht - aber, um auch das klar zu sagen, damit stehen sie in der Ruhmeshalle der Pop-Geschichte nicht mutterseelenalleine da.

    Um zu Lennon zu kommen: Wie hier schon mehrfach geschrieben, denke auch ich, dass er - ebenso wie beispielsweise McCartney, aber auch Harrison - nach der Beatles-Zeit wenig Substantielles oder auch nur Originelles abgeliefert hat. Imagine oder das letzte Album "Double Fantasy" (?) sind schwer erträglich und hätten ebenso von einem McCartney in klinischer Kitsch-Phase mit Hang zum "guten, alten" Rock'n'Roll stammen können. Wirklich zu hoher Form sind beide nur im Verbund aufgelaufen. "A day in the life" von Sgt Pepper's ist für mich so ein all time favorite, in Sachen Pop geht's für mein Dafürhalten kaum besser. Wobei es ja keineswegs immer das gemeinsame Komponieren sein musste, es war bestimmt auch das Korrektiv der gemeinsamen Aufnahmearbeit sehr wichtig.

    Grundsätzlich bin ich ganz bei Blackadder - "Rubber Soul" und vor allem "Revolver" sind auch meine Lieblinge, wobei "Help" fast heranreicht und meines Erachtens schwer unterschätzt wird.

    Wofür ich Lennon aber immer auf einen Sockel stellen könnte, sind neben "A day in the life" Songs wie "Strawberry fields forever", "Tomorrow never knows" und vor allem "I am the walrus". Die werden mich bestimmt mein Leben lang begleiten.

    Mir kann letztlich egal sein, ob Lennon ein Genie war oder nicht, aber er hat Musik geschrieben, die mich irgendwie betrifft und berührt, insofern ist er für mich eben etwas Besonderes.

    :wink:

    Jein (Fettes Brot, 1996)

  • Lieber Aquarius,

    danke für das Thema "John Lennon", obwohl ich mich jetzt outen muß: ich bin wahrlich kein Beatles-Experte... Trotzdem ist für mich ganz klar: die "Beatles" waren eine der stilbildenden Kräfte der Popmusik und trugen sicherlich (wenn auch bei weitem nicht im Alleingang) dazu bei, daß die Popmusik in den 60er Jahren von einer reinen Mitsing-Melodie-Lieferindustrie zu etwas geworden ist, was eigenständige Werke mit künstlerischem Anspruch zu hervorbringen imstande war.

    Ich möchte gar nicht zu sehr auf die Frage "Genie oder nicht" abheben, da der Begriff für mich so unklar ist, daß es letztlich rein subjektiv ist, wem man diesen Titel zuspricht und wem nicht. Ein bedeutender Musiker war Lennon ganz ohne Frage. Man sollte aber m. E. davon Abstand nehmen, Leuten in der Popmusik einen Genius abzusprechen, bloß weil sie auch mal schwächere Phasen durchlaufen haben. Popmusik ist in Bezug auf die sich ändernden äußeren Umstände und die wechselnden Stile derartig schnellebig, daß kaum jemand in diesem Bereich der Musik von Schwächeperioden ganz verschont blieb. Bowie hatte "Tonight", Prince hat "Newpower Soul" zusammengezimmert, und über Paul McCartneys Wings-Ära sollte man aus Gründen der Pietät wohl lieber schweigen. Trotzdem sind alle drei bedeutende Größen des Pop!

    Blackadder: Jedem das Seine, aber auch als Nicht-Hardcore-Stones-Fan muß ich sagen, daß "Beggars Banquet" schon ein Spitzen-Album war/ist!

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Die Stones hatten auf jeden Fall mehr gute Alben als die Beatles :pfeif: und "Tonight" von Bowie ist kein sooo schlechtes Album, die wirklichen Bankrotterklärungen kamen danach. - Die Beatles hatten ihre Momente, klar, aber Peinlichkeiten wie Obladi Oblada usw. gab es von den Stones zur selben Zeit und auch später nicht. Und zu der frühen Blütezeit der Beatles, der Stones gab es auch - zwar wenig beachtete - Bands die den Beiden mindestens ebenbürtig waren, z. B. Love. Und daß John Cale zu der Zeit daran arbeitete eine "Nicht-Hippie-Avantgarde" in die "Pop"-Musik zu bringen, aus deren Wurzeln heute noch die interessantesten Bands ihre Nahrung aufnehmen, sei einfach so in den Raum gesagt/geschrieben.

    Angenehme Abendstunden wünscht

    Bernhard


    "Alles Syphilis, dachte Des Esseintes, und sein Auge war gebannt, festgehaftet an den entsetzlichen Tigerflecken des Caladiums. Und plötzlich hatte er die Vision einer unablässig vom Gift der vergangenen Zeiten zerfressenen Menschheit."
    Joris-Karl Huysmans

  • ... Wirklich zu hoher Form sind beide nur im Verbund aufgelaufen. "A day in the life" von Sgt Pepper's ist für mich so ein all time favorite, in Sachen Pop geht's für mein Dafürhalten kaum besser. Wobei es ja keineswegs immer das gemeinsame Komponieren sein musste, es war bestimmt auch das Korrektiv der gemeinsamen Aufnahmearbeit sehr wichtig...

    A day in the life ist für mich letztendlich der Song aus Sgt Pepper, der neben dem phenomenalen Welcom to the benefit of Mr. kite das gesamte Album als perfekte Musik qualifiziert. In obenstehendem Zitat wird auch sehr anschaulich der ebenfalls einmalige Synergieeffekt zwischen Lennon und Mc Cartney, sowie den beiden anderen Bandmitgliedern beschrieben.

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  • Ich werde die Beatles-Begeisterung wohl nie begreiffen. Es gab in der Zeit so viel Interessanteres, Originelleres: Neben natürlich Velvet Underground mit Lou Reed und John Cale - ich halte nichts vom Genie-Begriff, aber die beiden wären da auch für mich schon eher Anwärter - , dann einen gewissen Don van Vliet oder die Mothers und Frank Zappa, Vanilla Fudge, Cream, Duane Allman.....um hier nur ein paar bekanntere mit einer nachhaltigen Wirkung bis heute auf innovative Bands zu nennen. Und dann jede Menge weitgehend, aber zu unrecht Vergessenes.

    Klar, einige Songs und sogar Texte der letzten Phase waren nicht schlecht, aber auch die gefallen mir erst in guten Cover-Versionen, denn

    mustergültige Arrangements voll von höchstem Einfallsreichtum


    kann ich bei den Beatles nicht hören. Den "Einfallsreichtum" hatten andere in der Zeit, bei denen sich die Arrangeure für die Beatles bedient haben. Aber zugegeben, aus einigen Stücken konnte man etwas machen. Das zeigt z.B. diese großartige Scheibe von Mike Westbrooke, die es sogar gerade billig gibt:

    Außerdem waren alle vier sehr schwache Instrumentalisten. Allzu Einfallsreiches, etwas Komplexeres hätten sie selbst gar nicht umsetzen können.

    Die Stones haben wenigstens die wirklich großen Blues-Musiker, bei denen sie sich bedient haben, benannt und denen so wenigstens auch vorübergehend etwas Aufmerksamkeit und ein klein wenig Einnahmen gebracht.

    :wink: Matthias

    P.S.: Sean Lennon hat, finde ich, bei ein paar interessanten Sachen mitgemacht. Der kann auch Gitarre-Spielen. Also für mich gilt: John Lennon? Das war doch der Vater von Sean Lennon, der für einige tolle Coveraufnahmen die Vorlagen geliefert und sympatischerweise aus seinen Einnahmen "Peoples Democracy" in Irland und die "Internationalist Marxist Group" in GB finanziert hat. :D

  • Ich vermute, dass es gegenüber Connaisseuren immer schwierig sein wird, so etwas Mainstream-Haftes wie die Beatles verteidigen zu wollen.
    Das wäre ein Unterfangen, so aussichtslos wie die Klärung der Frage, ob denn nun die Beatles oder die Stones . . .

    Wer weiß, vielleicht ist es ja so, dass die Beatles alle originell erscheinenden Songs nur geklaut haben oder dass ihnen diese quasi herbeiarrangiert wurden. Vielleicht waren auch jede Menge anderer Bands der damaligen Zeit innovativer oder sind für innovative Bands der Gegenwart von größerer Bedeutung. Vielleicht waren die Beatles derart unvollkommene Instrumentalisten, dass es ihnen schlicht unmöglich war, komplexe Song-Strukturen zu entwickeln oder gar umzusetzen.
    Ich weiß es nicht.

    Ich kann es auch nicht klären. Ich bin mit dieser Musik bloß aufgewachsen. Und als bei mir die "anti everything"-Phase anhob, waren Stones, Zappa usf. für mich zu gestrig, um mein Protest oder mein Weltschmerz oder ähnliches sein zu können. Die Stones waren für mich deshalb nie wirklich rebellisch; diese Unterscheidung in die braven Beatles und die wilden Stones betraf mich einfach nicht. Seitdem ich das Pop-Geschehen einigermaßen wach verfolgt habe, waren die Stones alte Männer, die auf den Bühnen der Welt eine Art Rock'n'Roll-Zirkus veranstalten - die Beatles waren zu dem Zeitpunkt schon lange Geschichte, ein Stück Kanon, einfach Pop. Anders formuliert: Wenn ich die Wahl hatte, entweder zu Palais Schaumburg oder zu den Stones zu gehen, warum sollte ich Letztere wählen?

    :wink:

    Jein (Fettes Brot, 1996)

  • Lieber Aquarius,

    Deine Begeisterung um John Lennon und den Beatles kann ich nicht ganz teilen. Doch doch, ich mag ihre Musik sehr, nur hält sich das in Grenzen.

    Ich habe die Beatles sehr spät kennengelernt um 1980, da habe ich mir auch das blaue und rote Album gekauft. 1974 war ich total dem Abba-Virus verfallen, davon habe ich mich erst sehr spät erholt. :hide:

    Nun, ich finde die Beatles sind wahrscheinlich eine der wichtigsten Gruppen der Musikgeschichte, man wird sie auch noch in 100 Jahren höhren und verschiedene Songs sind einfach für die Ewigkeit.

    Aber John Lennon ein Genie? Ich glaube eher nicht.

    Die wahren Genies der Rockgeschichte sind Roger Water, David Gilmour, Nick Mason, Richard Wright.

    gruß
    romain :wink:

    Dieser Thread muß weitergeführt werden!!!

  • Ohne die stileinende Vorarbeit der Beatles hätte es meiner Meinung nach so phenomenale Folge-Gruppen wie Pink Floyd, Yes, Genesis, (natürlich nur die MIT Peter Gabriel) und Queen niemals geben können. Da halte ich es wie mit der Romantik und Spätromantik: Ohne Beethoven und letztendlich auch ohne Bach einfach undenkbar. Die Stones fristen bei mir ein ein ähnliches Dasein wie Haydn: Beide durchaus fruchtbaren Musikquellen sind mir persönlich einfach zu trocken, vom Kaiserquartett und vom Song Angie mal abgesehen :hide: :D

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