Hat jemand Erfahrungen mit Tonabnehmern für Kontrabass?

  • Hat jemand Erfahrungen mit Tonabnehmern für Kontrabass?

    Mein Kontrabass, den ich von meinem Vater geerbt hatte, war von ihm mit einem "Bassbalsereit ANS"Tonabnehmer ausgerüstet. Das ist eine Art Messingkonus mit Piezo Element,der in eine speziell dafür geschaffene Bohrung im Steg gesteckt wird. Leider ist mir dieses Ding abhanden gekommen, bevor ich es ausprobieren konnte. Im Moment arbeite ich mit einem dieser "Schertler" Knöpfe, die auf den Korpus geklebt werden, bin aber mit dem Sound nicht zufrieden. Nun überlege ich, mir wieder so einen Messingkonus zuzulegen ( mein Vater war begeistert), aber vielleicht gibts ja auch noch besseres. Ich spiele hauptsächlich Irish Folk & Jazz.
    Für Erfahrungsberichte wäre ich sehr dankbar!
    Liebe Grüße
    Tara
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  • Hallo Tara,

    ich war zwischenzeitlich nicht im Forum, deswegen sehe ich deine Frage erst jetzt. Da wirfst du eine Riesen-Problematik auf, denn nicht nur die Geschmäcker sind unterschiedlich, sondern gerade Kontrabässe sind ja auch besonders unterschiedlich. Zusätzlich sind die Anforderungen in unterschiedlichen Räumen oder gar open air sehr unterschiedlich. Die perfekte Lösung gibt es wohl kaum. Aber das ist dir natürlich auch klar. Da kann man eigentlich nur ausprobieren, was am besten zum eigenen Instrument und zu den eigenen Soundvorstellungen passt.

    Ich war auch immer unzufrieden, kenne auch diese aufgeklebten Schertler-Knöpfe, aber wenn die so angebracht waren, dass das tiefe Pizzicato einigermaßen klang, dann klang hohes Bogenspiel nicht mehr und umgekehrt. In einer Zeit, in der ich in Kopenhagen gearbeitet habe, habe ich dann einen exzellenten Spezialladen gefunden, in dem ich in Ruhe alles möglich ausprobieren konnte. Ich habe mich dann für ein individuell im Laden angepaßtes/überarbeitetes Aufsteckmikro des dänischen Herstellers DPA inklusive Vorverstärker entschieden. Den üblichen Nachteil solcher Mikros, Nebengeräuschmitübertragung, Feedbacks und üble Resonanzen bei bestimmten Tönen, je nachdem, wo man das Mikro anbringt und wie man zum Amp steht, hat DPA schon in der normalen 4099-Serie gut in den Griff bekommen. Der Vorteil, ich kann das Mikro ohne große Umstände je nach Musik und Raumklang problemlos anders ausrichten, selbst beim Spiel. Ich muß auch nicht am Steg rumbohren oder sonstwas am Instrument rumbasteln. Ich kann das Mikro sogar für mein Cello benutzen. Seitdem bin ich soundmäßig sehr zufrieden: Klare, deutlich, volle Mitten, die nicht zugedröhnt werden, sehr voller Bass, der auch beim Zupfen im sehr tiefen Bereich nicht nur dumpf dröhnt und wohklingende Höhen auch beim Bogenspiel (jedenfalls wenn ich's nicht spielerisch vermurkse :schaem: ), deutlich und nicht schrill oder verzerrt klingend. Ich kann das Mikro sogar problemlos mit ebenfalls sehr zufriedenstellendem Ergebnis auch für mein Cello oder meine Tuba benutzen. Selbst, wenn ich den Bass präpariere und mit Drums-Sticks perkussiv bearbeite oder Slaps oder angerissene Saiten klingen deutlich und ohne Störgeräusche, wie bei einfachen Mikros und auch bei vielen anderen Tonabnehmersystemen. Also extrem hohe Schalldruckpegelverarbeitung ohne böse Feedbacks, Klirren oder Verzerrung und as schon bei den DPA-Serienmodellen, Aber schon die normalen DPA-Mikros der 4099-Serie sind teuer, um 450,- Euri; - könnte ich mir heute nicht mehr leisten. Außerdem habe ich keine Erfahrung open air oder in sehr großen, sehr vollen, lauten Räumen mit vielen Nebengeräuschen und womöglich noch viel Hall und weiß nicht, ob es dafür immer noch geeignet wäre.

    Bei "Bassbalsereit ANS"Tonabnehmern ist man bei den besseren, besonders den aktiven Geräten, die das ganze Klangspektrum gut abbilden, wohl schnell in ähnlichen Preisdimensionen. Aber die sind schon gut. Wenn dein Vater sich auskannte und du schon ein Loch im Steg hast und sich die Position des Lochs auch für deine Anforderungen und für die dafür richtigen Abnehmer eignet, spricht viel dafür, dabei zu bleiben. Die bilden auch ein sehr breites Klangspektrum ziemlich klar ab.

    Seidem ich in Kopenhagen meine mich zufriedenstellende Lösung gefunden habe, habe ich mich aber auch nicht mehr damit beschäftigt. Ich kann dir deswegen nicht einmal einen Laden in Berlin nennen, in dem du mal Verschiedenes ausprobieren könntest. Denn das wäre sicherlich am Besten. Kontrabässe klingen ja so enorm unterschiedlich. So weiß ich von einigen Topbassisten, deren Bass mit sogar billigen Tonabnehmern einer Sorte gut klingt, die bei meinem Bass und meinen Spielanforderungen absolut gar nicht geht.

    :wink: Matthias

  • Lieber Matthias,
    vielen Dank für Deine Antwort. Besonders der Teil :

    Bei "Bassbalsereit ANS"Tonabnehmern ist man bei den besseren, besonders den aktiven Geräten, die das ganze Klangspektrum gut abbilden, wohl schnell in ähnlichen Preisdimensionen. Aber die sind schon gut. Wenn dein Vater sich auskannte und du schon ein Loch im Steg hast und sich die Position des Lochs auch für deine Anforderungen und für die dafür richtigen Abnehmer eignet, spricht viel dafür, dabei zu bleiben. Die bilden auch ein sehr breites Klangspektrum ziemlich klar ab.

    hat mir bei meiner Entscheidung geholfen. Ich denke auch, daß mein Papa wusste, was er tat und den Laden in Frankfurt, wo er sein Teil gekauft hat, gibts auch noch. Tja, nun muss ich erstmal sparen, denn der Winter war lang und die Saison geht erst im Mai wieder richtig los. Aber DANN 8o leiste ichs mir einfach. Große Zeiten verlangen kleine Opfer.
    Liebe Grüße
    Tara

  • Ich denke auch, daß mein Papa wusste, was er tat und den Laden in Frankfurt, wo er sein Teil gekauft hat, gibts auch noch.

    Kontrabassatelier Frankfurt oder so ähnlich? :D Dann hat dein Vater wirklich gewußt, was er tut, bzw ist wahrscheinlich gut beraten worden.

    Aber wenn du irgendwo die Möglichkeit hast, probiere mal aus, ob für deine Zwecke der ANS Bassbalsereit Standard reicht oder sich doch ein Aktiv-Gerät lohnt, z.B. weil du auch in schnellem Wechsel sehr unterschiedliche auch etreme Sounds, auch mit extremen und sehr unterschiedlichen Schalldruckpegeln brauchst. Den Bassbalsereit Professional braucht man sicher nicht. Das ist eigentlich nur was für Studiomusiker, die ganz nach Vorgaben des Auftraggebers die unterschiedlichsten Sounds völlig perfekt brauchen, wäre mir im Konzertalltag aber viel zu aufwendig. Ein einfaches Aktiv-Gerät könnte sich aber lohnen.

    Doch wenn man weniger Finger- und Seitengeräusche haben will, die bei meiner Mikrophonlösung relativ deutlich zu hören sind, was aber bei einem gewollt perkussiveren Spiel nicht nur nachteilig sein kann, die sind aber auch mit dem Bassbalsereit noch recht deutlich hörbar, also wenn einen Finger- und Seitengeräusche sehr stören, dann sind die Abnehmer von Gage besser. Bei denen wird ein Kupferblech mit Piezoelemente zwischen Stegfuß und Decke fixiert. Die gibt es in unterschiedlichen Varianten, sind nicht so teuer und manche Bässe klingen auch damit sogar im ganzen Tonspektrum gut. Mein Eindruck ist aber, die meisten Bässe klingen, je nachdem, welche Variante man wählt, damit entweder nur gut in den Tiefen und dafür im Obertonspektrum schwach oder umgekehrt in den Tiefen dumpf, oder die Mitten verschwinden zu sehr oder die Mitten klingen toll, aber der Rest schwach. Aber das ist sehr vom Bass abhängig und auch viele Topbassisten spielen diese Abnehmer von Gage.

    :wink: Matthias

  • Kontrabassatelier Frankfurt oder so ähnlich? Dann hat dein Vater wirklich gewußt, was er tut, bzw ist wahrscheinlich gut beraten worden.

    Ja, genau da war er wohl. Den Bassbalsereit hatte er damals zusammen mit einem acoustic image contra 310 BA gekauft, einem smarten, relativ kleinen Verstärker.
    Für ihn war das genau richtig, denn meistens hat er mit seinen Kumpels in kleineren Läden gespielt. Sie nannten sich "Swinging 55", weil sie sich alle so mit Mitte 50 getroffen hatten, locker flockigen Dixie und Standarts zu spielen. Eigentlich sollte es ein Hobby sein, aber es kamen oft mehr Angebote, als sie bereit waren zu spielen.
    Gegraut hat ihn alle Jahre wieder der Anruf des Altersheims in der Nähe. Auf eine Art fühlten sich die Jungs wohl verpflichtet, aber Vadder meinte, es sei ganz schön deprimierend vor einem Publikum zu spielen, welches wahrscheinlich zur Hälfte taub ist, oder sonstwie körperlich nicht gerade auf der Höhe. Dann immer wieder der unvermeidliche Wunsch nach "Ice cream". (er hasste das Stück!) Und nicht zu letzt gruselte ihn die Tatsache, daß einige der Bewohner des Pflegeheims jünger waren als er und seine Bandkumpane.
    Er wurde 68 Jahre alt und diese letzte Station blieb ihm erspart.

    ber wenn du irgendwo die Möglichkeit hast, probiere mal aus, ob für deine Zwecke der ANS Bassbalsereit Standard reicht oder sich doch ein Aktiv-Gerät lohnt, z.B. weil du auch in schnellem Wechsel sehr unterschiedliche auch etreme Sounds, auch mit extremen und sehr unterschiedlichen Schalldruckpegeln brauchs

    Was meinst Du mit "extremen Sounds"? Und unterschiedlichen Schalldruckpegeln?
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  • Was meinst Du mit "extremen Sounds"? Und unterschiedlichen Schalldruckpegeln?

    Stell dir die Abbildung auf einem Equilizer vor, wenn die Pegel bei Bässen und Höhen kurz extrem ausschlagen, dann sind besonders hohe Schalldruckpegel erreicht und viele Tonabnehmer verzerren und geben sonstige Störgeräusche von sich, klirren bei Höhen, brummen verzerrt in den Tiefen. Oft ganz schlimm, wenn du kurz hintereinander das mit Höhen und Tiefen produzierst, z. B. wenn du die tiefe Saite slabst oder mit dem Daumen anreist und direkt, nur minimal verzögert, danach etwa zwei hohe Saiten anreist, so dass sie heftig auf das Griffbrett knallen. Solche Funk-Spielweisen kommen vom E-Bass, gehen modifiziert aber auch auf dem Kontrabass. Habe ich zuerst bei Santi Debriano live mit Archie Shepp und bei Avery Sharpe live mit McCoy Tyner auf dem Kontrabass gesehen und mir von denen abgeschaut. Aber ab und zu die Saiten aufs Griffbrett knallen lassen, ist ja eine uralte Technik, kann sehr effektvoll sein, produziert aber eben diese hohen Schalldruckpegel. Ähnlich auch bei kraftvollerem, perkussiven Spiel mit dem umgedrehten Bogen, also wenn du mit der Holzsaite des Bogens auf die Saiten schlägst. Das klingt toll, wenn du dabei Barré-Griffe greiffst und so effektvolle Akkorde perkussiv hervorhebst, ist aber noch problematischer für die Schallübertragung, weil dann die Saiten auch noch näher am Tonabnehmer aufknallen.

    Extreme Sounds - da dachte ich an ein Spiel mit Effektgeräten, die etwa Höhen und Tiefen noch druckvoller kommen lassen können. Es soll ja auch dann nicht einfach nur dröhnen und manche Tonabnehmer verzerren dann zu stark und geben Störgeräusche, Knistern oder so, von sich oder es wird nur noch undefinierbarer Tonmatsch. Z.B. auch beim Spiel mit Verzerrer, ich benutze dann zusätzlich auch noch gerne ein Wah-Wah. Sehr effektvoll für ein rockiges gestrichenes Solo oder manche mit dem Bogen gespielte Begleitung. Aber auch dabei beginnen viele Tonabnehmer Störgeräusche wie Knistern mitzusenden.

    :wink: Matthias

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