Ja, so im Zeitraum 1820-1840 gibt's natürlich viele Komponisten, die Frage ist, wieviele so etwas wie einen klassisch-romantischen Übergang hörbar machen. Die älteren wie Danzi bleiben natürlich in der Regel ganz klassisch.
Der "Kleinmeister"-Propagierungs-Thread: Sinfonik der Romantik bis Moderne
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Die vormals so genannte Jenaer Sinfonie ist meiner Erinnerung nach kurz vor/um 1800 komponiert worden. Wenn die deutlichere frühromantische Züge hätte (als die Haydnschen Vorbilder), wäre Witt vermutlich ein angesehener Komponist als er es ist.
Ich habe die nicht mehr so präsent aber auch Werke zwischen 1800-1820 wie zB die Sinfonien von Vorisek, Rejcha, Krommer und Cherubini sind meiner Erinnerung nach durchweg weniger "romantisch" als etwa Gleichzeitiges von Beethoven, also für mich eigentlich gar nicht romantisch, sondern klassi(zisti)sch. Eine frühromantische Klangwelt wie in der Freischütz-Ouverture oder Schuberts h-moll-Fragment, die diesbezüglich über Beethoven hinauszugehen scheinen, sucht man bei genannten weniger bekannten Komponisten eher vergeblich. (Und in isolierten Sätzen oder Passagen findet man schon bei Haydn so etwas wie eine frühromantische Klanglichkeit. Z.B. die Transformation eines eher "klassischen" langsamen Satzes in ein sehr eigenes Klanggewand, das man vielleicht frühromantisch nennen könnte, in der Sinfonie 102 (langsamer Satz stammte aus einem Trio).
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Ich habe die nicht mehr so präsent aber auch Werke zwischen 1800-1820 wie zB die Sinfonien von Vorisek, Rejcha, Krommer und Cherubini sind meiner Erinnerung nach durchweg weniger "romantisch" als etwa Gleichzeitiges von Beethoven, also für mich eigentlich gar nicht romantisch, sondern klassi(zisti)sch.
Das ist sicher nicht falsch was Du da schreibst. Ich möchte dabei einschränken, dass Cherubinis Sinfonie (1815 entstanden) hat einen anderen Ansatz als die meisten Sinfonien der damaligen Zeit. Er kommt von der Oper und Kirchenmusik und nicht von der Wiener Zeit eines Haydn, z.B. Krommers Sinfonien scheint man wohl noch immer nicht voll erfasst zu haben ( Die Erste wurde 1798 geschrieben und ist bei André verlegt worden, wo auch Mozarts wichtigste Werke veröffentlicht wurden), doch er dürfte noch stark im Schatten von Haydn und auch Beethoven stehen. Ich habe nur eine Sinfonie (D-Dur, op.40), die noch nichts Romantisches in sich trägt.
Voriseks Sinfonie wurde in Wien 1823 komponiert und hat meiner bescheidenen Meinung nach doch schon romantische Züge an sich. Weitaus mehr als das noch bei Franz Danzi der Fall war. Seine Sinfonien entstanden aber auch rund 20-25 Jahre früher, so dass dieser Vergleich hinkt.
Völlig unbekannt geblieben ist die bei der Uraufführung wohl auch eher durchgefallen.Schumann kritisierte sie ziemlich gnadenlos. Man muss sagen, dass sie trotz ihrer späten Erscheinung 1829 noch recht "altbacken" geschrieben wurde, und damit nicht mehr zeitgemäß war bei ihrer Uraufführung.
Wen man dagegen durchaus mal empfehlen kann, ist der bekannte Otto Nicolai. Er schrieb zwei Sinfonien (1833 und 1835/rev.1845), wovon die Spätere auf CD vorliegt und bereits völlig in der Romantik steht. Man sieht also, dass manchmal nur wenige Jahre eine Menge ausmachen konnten damals.
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Pepping
Lionel Gibt nicht viele Pepping-Hörer hier? Die 1. fand ich beim zweiten Hören (oder dritten?) jetzt schon sehr brav-klassizistisch. Immer wieder sehr reizvolle Stellen, Instrumentierung mit Blech unten wie Prokofieff und interessante harmonische Wendungen, aber dann dudelt es streckenweise wie 1870 herum und immer alles ordentlich nach klassischem Muster x-mal wörtlich wiederholt - mochte ich gestern nicht so ganz. Allerdings hatte mir, glaube ich, beim Erstdurchgang das Klavierkonzert am besten gefallen (und wohl die 2. am wenigsten, die geht noch stärker in die Glätte als die 1.)
Doch, hier ist ein Pepping-Hörer! Konnte mich allerdings im Gegensatz zu Dir gerade mit der 1. Sinfonie anfreunden. Die finde ich einfach großartig, gerade den erste Satz! Tolle Motive! Ist zur Zeit eine meiner Lieblingssinfonien!
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Habe gleich mal über Youtube reingehört - großartige Empfehlung! Spritzig, Schwungvoll, Elegant!
Werd ich mir sicher zulegen!
Herzlichen Dank für den Tipp! -
Naja, die meisten meiner "Kleinmeister"-Favoriten wurden schon genannt wie Wetz, Pepping, Scherber...
Ich würde noch jemanden empfehlen, für den vielleicht einige nicht so viel übrig haben: Thomas Schmidt-Kowalski
Den empfinden ja viele als anachronistisch, allerdings finde ich seine 3. und 4 Sinfonie absolut hörenswert.
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Keine Ursache. Ich hatte immer mal wieder auf diese Einspielung hier hingewiesen. Ich freue mich, wenn ich Leute für eine Aufnahme begeistern konnte. Umgekehrt habe ich hier schon so viele schöne Werke kennen lernen dürfen, es ist also ein Geben und Nehmen. Wenn "Nehmen" nur nicht immer so teuer wäre bei den vielen feinen Sachen, die man entdecken kann....
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Khachaturians 3.
Noch ein kleiner Hinweis zu einer Sinfonie eines Großmeisters, die aber relativ unbekannt sein dürfte, daher zähle ich den Mann bzgl. dieser Sinfonie mal zu den "Kleinmeistern".
Khachaturian: 3. Sinfonie! Eine einsätzige Sinfonie für Orchester, Orgel und eine Unmenge Trompeten! Der absolute Knaller!
Habe aber nicht mal eine CD auf Amazon gefunden, also kein Bild an dieser Stelle!
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Lieber Gneisenau,
nichts für ungut, aber Chatschaturian ist kein Kleinmeister und seine dritte Sinfonie nicht kleinmeisterlich! Dass diese Sinfonie bei uns nicht so bekannt ist, liegt ausschließlich daran, dass sie als Festmusik zu Ehren des 30. Jahrestages der Oktoberrevolution komponiert worden ist und dieser Tag bei uns nicht gefeiert wird.
Schlimmer noch hat es da Prokofiew mit seiner Kantate zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution getroffen, vom Kompositorischen her eines seiner besten Werke, steht jeder Aufführung die Auswahl der Texte im Weg, die sich überwiegend aus Stalin- und ein paar Lenin-Zitaten zusammen setzen. Aber auch das macht sie nicht zu einem kleinmeisterlichen Werk.Spartacus
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nichts für ungut, aber Chatschaturian ist kein Kleinmeister und seine dritte Sinfonie nicht kleinmeisterlich! Dass diese Sinfonie bei uns nicht so bekannt ist, liegt ausschließlich daran, dass sie als Festmusik zu Ehren des 30. Jahrestages der Oktoberrevolution komponiert worden ist und dieser Tag bei uns nicht gefeiert wird.
Schlimmer noch hat es da Prokofiew mit seiner Kantate zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution getroffen, vom Kompositorischen her eines seiner besten Werke, steht jeder Aufführung die Auswahl der Texte im Weg, die sich überwiegend aus Stalin- und ein paar Lenin-Zitaten zusammen setzen. Aber auch das macht sie nicht zu einem kleinmeisterlichen Werk.Doch damit stehen sich diese beiden Werke selbst im Weg. Sie werden hier vermutlich nie aufgeführt, was aus kompositorischer Sicht ein Jammer, von der Aussage her aber nachvollziehbar ist.
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Spartacus:
Ich wollte Khachaturian nicht als Kleinmeister abwerten. Habe ja auch geschrieben, dass er eigentlich ein Großmeister ist. Habe den Threat hier einfach mal dahin gehend interpretiert, dass man vielleicht auch die eine oder andere unbekanntere Komposition eines großen, sonst bekannten Komponisten empfehlen dürfte. Und sooo präsent ist Khachaturian ja als Sinfoniker nicht im Musikleben unserer Konzerthäuser...
Maurice:
Tolles CD-Cover!
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Der Brite Sir Edward German ist bei uns im Grunde nahezu unbekannt geblieben. Hier im Forum taucht er auch nur selten auf, deshalb mal hier einige seiner Hauptwerke: Dazu gehört Richard III, The Welsh Rhapsody und seine Sinfonie Nr.2.
Ich besitze alle drei Einspielungen, und erfreue mich hin und wieder an ihnen. German war ein Zeitgenosse von Elgar,Delius oder auch Vaughan-Williams, und gehört damit zu den Komponisten der Insel, die in der "Blütezeit" Elgars etwas hintenan blieben.
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Der bekannte Dirigent und Beethoven-Interpret Felix Weingartner hat neben diverser Kammermusiken auch eine Reihe von Sinfonien komponiert, die jetzt als GA bei CPO erhältlich sind.
Seine Tonsprache ist in den Sinfonien etwas spröde, derweil sie in den in dieser GA miteingespielten sinfonischen Dichtungen und seinem Violinkonzert betörend schön ist.
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir seine 6. Sinfonie "La Tragica", die rund um das Scherzo-Fragment von Schuberts h-moll Sinfonie herum komponiert ist, seine Vervollständigung der E-Dur Sinfonie von Schubert und einer Orchestrierung von Beethovens Hammerklaviersonate und natürlich sein Violinkonzert, dem was sommerich frisches anhaftet.[Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/81vj74%2BOhmL._SL1000_.jpg]
Spartacus
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Ich würde den Saygun eher als "türkischen Prokofjew" sehen....auch wenn er tatsächlich mit Bartok in Verbindung gebracht wird. Bis jetzt war ich nicht soooo begeistert. Es stellt sich bei mir ein wenig das "Martinu-Gefühl" ein.
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Es stellt sich bei mir ein wenig das "Martinu-Gefühl" ein.
:mlol:
Im Sinne von fehlender stringenter formaler Ablauf? -
:mlol:
Im Sinne von fehlender stringenter formaler Ablauf?
Naja, so im Sinne von "Spaghetti bolognese (aus dem Tiefkühl) der Moderne".... -
Martinu ist doch außerordentlich populär und wurde quasi als Argument ins Feld geführt, dass auch eine tonale, fassliche Musik im 20. Jahrhundert möglich sei und nicht nur der "verkopfte atonale Quark". Besonders bei Instrumentalisten ist er sehr beliebt.
Die Sinfonien könnte man hier auch empfehlen, wenn er nicht schon zu "großmeisterlich" ist:
z.B. Järvi mit Bamberg -
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