Wolf Erichson läßt grüßen:
Zu Seon-Zeiten konnte Produzent Erichson noch Vivaldis Konzertzyklus aufnehmen lassen. Kuijken und seine Bande spielen natürlich HIP und in kleinerer Besetzung. Es ist eine gepflegte Aufnahme, ohne Hast und auf Schönklang ausgerichtet. Kuijken spielt klar artikulierend, ohne schwärmerisch zu sein; in den meisten Soli spielt er zurückhaltend, auf Innigkeit und Würde bedacht. Dementsprechend wirken die Solistellen in z.B. 2/I eher träumerisch als virtuos. Die Tuttistellen sind deutlich abgesetzt, jedoch nicht extrem auf Akzente bedacht. Das Tempo bleibt eher mittel bis langsam. Allerdings wirkt 3/III wie ein hopsender Frosch, der eigentlich ruhig in der Sonne dösen will, aber weiter vorangetrieben wird. Dafür gelingt Kuijken 4/I sehr gut: straff, präziser Rhythmus, perfekte Spieltechnik.
Insgesamt eine recht glatte Einspielung, die den Jahreszeiten eine etwas verhaltene Stimmung verleiht. Die Spielfreude ist da, aber Kuijken legt mehr Wert auf Understatement. Mir behagt das insofern, da Kuijken diese Linie konsequent treu bleibt und dadurch das Lyrische in den Konzerten hervorheben möchte. Andererseits klingt das aber auch manchmal ein bißchen zu brav. Aber das hier ist mir immer noch lieber als I Musici 1959.
jd