• Koechlin, Charles

    Liebe Forianer!

    Ich möchte gerne ein paar Werke des mir bis dato noch völlig unbekannten Komponisten Charles Koechlin näher kennenlernen. Gibt es hier 1 - 2 Aufnahmen, die ihr mir bitte (quasi als Einstiegsdroge ;) ) empfehlen könnt?

    Herzlichen Dank schon einmal vorab :love: und

    liebe Grüße

    Peter

  • Ich möchte gerne ein paar Werke des mir bis dato noch völlig unbekannten Komponisten Charles Koechlin näher kennenlernen. Gibt es hier 1 - 2 Aufnahmen, die ihr mir bitte (quasi als Einstiegsdroge ;) ) empfehlen könnt?

    Also wenn es um Klaviermusik geht, eigentlich diese beiden, wobei ich mit Teil Eins einsteigen würde:


     

    Michael Korstick ist der ideale Interpret für diese Musik- abgesehen davon sind die beiden CD´s sehr sorgfältig aufgemacht- mit informativen Werkeinführugnen.

    Herzliche Grüße, :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Hallo Peter,

    Ich möchte gerne ein paar Werke des mir bis dato noch völlig unbekannten Komponisten Charles Koechlin näher kennenlernen. Gibt es hier 1 - 2 Aufnahmen, die ihr mir bitte (quasi als Einstiegsdroge ;)) empfehlen könnt?


    zwei ganz hervorragende Einspielungen mit wunderschönen Orchester- und Vokalwerken des Klangmagiers Koechlin kann ich Dir hier empfehlen.

    Zunächst die Gesamtaufnahme aller symphonischer Dichtungen nach Kiplings 'Dschungelbuch':

    Charles Koechlin (1867-1950):
    Le Livre de la Jungle (Das Dschungelbuch) - Symphonische Dichtungen nach Rudyard Kipling
    Trois Poèmes du 'Livre de la Jungle' (Drei Gedichte aus 'Das Dschungelbuch') für Soli, gemischten Chor und Orchester, opus 18 1899-1904
    Iris Vermillion, Mezzosopran; Johan Botha, Tenor; Ralf Lukas, Bariton; RIAS Kammerchor
    La Course de Printemps (Der Frühlingslauf) - Symphonische Dichtung für Orchester, opus 95 1908-27
    La Méditation de Purun Bhagat (Die Meditation des Purun Bhagat) - Symphonische Dichtung für Orchester, opus 159 1936
    La Loi de la Jungle (Das Gesetz des Dschungels) - Symphonische Dichtung für Orchester, opus 175 1939/40
    Les Bandar-Log (Die Bandar-Log) - Symphonische Dichtung für Orchester, opus 176 1939/40
    Radio-Symphonie-Orchester Berlin, David Zinman
    RCA, 1993, 2 CD

    Und außerdem die in herrlichen impressionistischen Farben schillernden Orchesterlieder aus Koechlins früher Schaffensperiode sowie ein faszinierendes, in geheimnisvolle dunkle Töne gewandetes Chorwerk, das 'Chant Funèbre':

    Charles Koechlin (1867-1950): Vokalwerke mit Orchester
    Quatre Poèmes d' Edmond Haraucourt, opus 7; Deux Poèmes Symphoniques, opus 43 Nr. 2; Poèmes d' Automne, opus 13; Deux Poèmes d' André Chénier, opus 23 Nr. 1; Trois Mélodies, opus 17 Nr. 2 & 3; Études Antiques, opus 46 Nr. 2-4; Six Mélodies sur des Poésies d' Albert Samain, opus 31 Nr. 1; Chant Funèbre à la Mémoire des Jeunes Femmes Défuntes für gemischten Doppelchor, Orgel und Orchester, opus 37 1902-08
    Juliane Banse, Sopran; SWR Vokalensemble Stuttgart; RSO Stuttgart des SWR, Heinz Holliger
    Hänssler, 2004, 2 CD

    Sowohl, was die Interpretationen als auch, was die Aufnahmequalität betrifft, eine erstklassige und brillante Einspielung unter der Leitung des Koechlin-Spezialisten Heinz Holliger! Und auch in dieser Hänssler-Produktion ist, wie in den von Christian empfohlenen Klavier-CDs, die Aufmachung des Booklets einfach nur vorbildlich zu nennen!

    :wink:
    Johannes

  • Hallo Christian,
    hallo Johannes!

    Vorab einmal herzlichen Dank für eure Empfehlungen - ich habe schon befürchtet ;) , dass ich hier demnächst für mehr als zwei Aufnahmen Geld locker machen muss :D


    (...) Michael Korstick ist der ideale Interpret für diese Musik- abgesehen davon sind die beiden CD´s sehr sorgfältig aufgemacht- mit informativen Werkeinführugnen.

    Herzliche Grüße, :wink: :wink:

    Christian

    Die sind mir übrigens bei jpc schon einmal über den Weg gelaufen - und was ich von den dortigen Hörproben "heraus hören" konnte - sprechen sie mich an - also die sind auf meinem Einkaufszettel ^^

    (...)
    Sowohl, was die Interpretationen als auch, was die Aufnahmequalität betrifft, eine erstklassige und brillante Einspielung unter der Leitung des Koechlin-Spezialisten Heinz Holliger! Und auch in dieser Hänssler-Produktion ist, wie in den von Christian empfohlenen Klavier-CDs, die Aufmachung des Booklets einfach nur vorbildlich zu nennen!

    :wink:
    Johannes

    Vielen Dank auch an Dich für die vielen Empfehlungen - da hab' ich gleich einen Einkaufszettel für die Zukunft ;) . Deine Vokalwerke-Empfehlung werde ich bei dieser Bestellung gleich einmal mit drauf setzten.

    Nochmals herzlichen Dank euch beiden hier!!!

    Liebe Grüße

    Peter :wink:

  • Liebe Forianer!

    Ich möchte gerne ein paar Werke des mir bis dato noch völlig unbekannten Komponisten Charles Koechlin näher kennenlernen. Gibt es hier 1 - 2 Aufnahmen, die ihr mir bitte (quasi als Einstiegsdroge ;) ) empfehlen könnt?

    Herzlichen Dank schon einmal vorab :love: und

    liebe Grüße

    Peter

    Lieber Peter,

    wie es der Zufall so will, ging es mir vor kurzem wie Dir. Ich habe mir in der Zwischenzeit 4 Köchlin-Aufnahmen gekauft.

    Als Einstiegsdroge würde ich Dir folgende empfehlen:


     


    Wahrscheinlich wirst Du jetzt angesichts der vielen Empfehlungen auch nicht schlauer sein als vorher - aber im Prinzip wirst Du früher oder später alle CD´s haben wollen - ich für meinen Teil jedenfalls bin dem "Koechlin-Virus" gnadenlos verfallen. :juhu:

    Viele Grüße :wink:


    Roger

    "Ich brauche keine Musikkritiker"
    (Gennadi Roshdestwenskij)

  • Charles Koechlin

    Mit diesem Beitrag hat der Erzherzog einen neuen Thread zu Koechlin eröffnet - ich habe daraufhin einige ältere Koechlin-Beiträge aus dem Kaufberatungs-Thread hinzugefügt. Womit die Fragen des Erzherzogs natürlich noch nicht beantwortet sind...

    Bernd/Zwielicht


    Habe eben in einer Konzertkritik etwas gelesen über "Les heures persanes" von Charles Koechlin.

    Weiss jemand näheres zu dem Komponisten und vielleicht auch zu diesem Stück?

    Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum (Nietzsche)
    In der Tat spuckte ... der teuflische Blechtrichter nun alsbald jene Mischung von Bronchialschleim und zerkautem Gummi aus, welchen die Besitzer von Grammophonen und Abonnenten von Radios übereingekommen sind Musik zu nennen (H Hesse)
    ----------------------------
    Im übrigen bin ich der Meinung, dass immer Sommerzeit sein sollte (gerade im Winter)

  • RE: Charles Koechlin

    Habe eben in einer Konzertkritik etwas gelesen über "Les heures persanes" von Charles Koechlin.

    Weiss jemand näheres zu dem Komponisten und vielleicht auch zu diesem Stück?


    Lieber Erzherzog,

    Der geborene Pariser Charles Koechlin (1867-1950) schuf diesen sechzehnteiligen Zyklus für Klavier zwischen 1913 und 1921, angeregt durch diverse Lektüre und ohne Persien selbst besucht zu haben. Literarische Anregungen finden sich auch sonst in seinem Werk (z.B. durch Kiplings "Dschungelbuch"). Wenn Du bei Google "Koechlin", "Heures" und "Henck" eingibst, erhälst Du allerhand Informationen und wirst auch zu einer Hörprobe bei youtube geleitet.

    LG

    Waldi

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Liebe Capricciosi,

    da ich zunehmend mit großem Interesse Charles Koechlins Musik höre, möchte ich das Thema gerne hier klein beitragen.

    Seine Biographie habe ich sehr knapp aus dem Buch „Robert Orlege: Charles Koechlin (1867-1950): His Life and Works (1989, Harwood Academic Publischers GmbH, Chur, Schweiz)“ zusammengefasst.


    Charles Lous Eugène Koechlin war geboren am 27. 11. 1867 in einer reichen einflussreichen Familie. Es ist bemerkenswert, dass Koechlin trotz seines familiären Hintergrundes eine sehr linksorientierte politische Haltung bewahrte. Und was Koechlin „elsässisches Temperament“ nannte - eine Mischung aus Energie, Naivität, und absoluter argloser Ehrlichkeit – könnte auch als Charakter seiner Musik betrachtet werden.

    Im Jahr 1885 hat er sein Studium in École Polytechnique aufgenommen und parallel dazu verschiedene musikalische Aktivitäten unternommen. 1888 wegen seiner Tuberkulose musste er sein Studium unterbrechen und konnte nur durch mehrmonatigen Aufenthalt in Algerien erholt werden (und der Eindruck aus Algerien spiegelte sich in seinen „les heures persanes“ wider). In der Zeit entdeckte er seinen „Drang“ nach Komponieren (obwohl er bereits im Alter von 15 seinen ersten kompositorischen Versuch, „la petite sirène“ nach dem Text von Hans Andersen, hinter sich hatte). Nach der Heimkehr besuchte er Harmonieklasse von Antoine Taudous und Kompositionsklasse von Jules Massenet in Pariser Konservatorium. 1896, als Massenet aus der Lehrtätigkeit zurücktrat, trat Gabriel Fauré an seine Stelle ein. Und Fauré war derjenige, der Koechlin am meisten beeinflusst hat.

    1899 las Koechlin Kiplings „Dschungelbuch“, das ihn sofort fasziniert hat, und Koechlin begann mit seinem Berceuse phoque. Das ist die erste Komposition seines symphonischen Zyklus „le livre de la jungle“, die über 40 Jahre lang Koechlin und seine verschiedene Schaffensperioden begleitete.

    Nach dem ersten Weltkrieg begann er mit seiner Lehrtätigkeit wegen der finanziellen Schwierigkeit. Obwohl er seine Lehrtätigkeit nur als „Beruf“ betrachtete, beeinflusste seine pädagogische Tätigkeit zahlreiche junge Komponisten, nicht nur in Frankreich sondern auch in Amerika, wo er mehrmals Vorträge über französische Musik gehalten hatte. Besonders seine Auseinandersetzung mit J. S. Bach als Lehrmaterial hat wiederum Koechlins späteres Schaffen sehr stark beeinflusst.

    Er starb in Le Canadel am 31. 12. 1950.


    Und es ist schwierig, dass ein völlig musikalisch unwissender Mensch wie ich über Koechlins Musik zu (be)schreiben versucht. Ich fange mal mit einem Stück von Koechlin an, das einen hohen Bekanntheitsgrad genießt.

    Pelléas et Mélisande Op. 80 von Gabriel Fauré, orchestriert von Charles Koechlin. Prélude, Fileuse und la Mort de Mélisande wurden von Gabriel Fauré später revidiert und ergänzt. Bei diesem Stück höre ich einen gewissen Unterschied zwischen Koechlin und Fauré: Wenn Faurés sehr weiche pastelltönige Klangfarbe bewusst warm und etwas matt gehalten wurde, nahm Koechlin überwiegend klare Primärfarben, die jedoch mit einem Aquarellpinsel aufgetragen wurden. Sie sind klare, etwas kühle Farben, die aus dem Zentrum heraus langsam auslaufen und bis zu undefinierbarer Grenze ständig neue Zwischenfarben entwickeln. So gewinnt Koechlins Klangbild unendlich weiter strebende Dehnbarkeit, die aus unzählbaren Zwischenfarben besteht.

    "http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_D%C3%BCrer.jpg"
    (Johannisfriedhof in Nürnberg von Albrecht Dürrer, Aquarell, Quelle: Wikipedia)


    Khamma, Ballet-patomime in 3 Szenen von Claude Debussy, orchestriert von Charles Koechlin. Hier liegt der Unterschied zwischen Debussy und Koechlin nicht in die Farben selbst, sondern in den Umgang mit den Farben. Debussys Pinselführung basiert eindeutig auf Technik mit Ölfarben. Seine Linien sind klar und sehr bestimmend. Dadurch wirkt sein Klangbild unheimlich kraftvoll. Jede einzelne Farben strahlen mit maximaler Leuchtkraft, egal aus welchem Blickwinkel man sie betrachtet. Aber „Khamma“ ist keine Ölgemälde, sondern eher eine feine Tuschezeichnung. Ein fein linear gezeichnetes Bild, das aus vielen nicht gefüllten „Leeren“ besteht. Die Leere, die als Andeutung von Raum betrachtet werden kann, hat Koechlin meiner Meinung nach mitkomponiert, sogar im lautesten Moment hört man zwischen den Klängen einen angedeuteten Raum, dadurch bleibt Koechlins Klangbild unheimlich durchsichtig. Ich hab immer so ein Gefühl bei Koechlin, dass er nicht ein Klangbild schaffen wollte, sondern mehr ein Klanguniversum. Wo hauptsächlich aus unendlichen Zwischenräumen besteht, und wo wir punktuell Licht und Farben wahrnehmen können. Koechlin wollte eigentlich Astronaut werden. Ob er gewusst hat, dass das Weltall, von dem er immer geträumt hatte, gerade auf seinem Schreibtisch lag?

    "http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…/Pine_Trees.jpg"
    (Kiefer von Hasegawa Tohaku, 16. Jh., japanische Tuschemalerei)


    So, ich hoffe, dass andere kompetentere Capricciosi über eigene Kompositionen von Koechlin hier weiter schreiben werden. Als Laie ist doch unheimlich schwierig, meine Empfindungen über seine Musik zu beschreiben, obwohl ich gerne über Dschungelbuch und les heures persanes plaudern möchte…

    Dann wünsche ich alle Capricciosi eine schöne Sommernacht!
    Liebe Grüße,
    Penthesilea

    Auch Rom wurde nicht an einem Tag niedergebrannt - Douglas Adams

  • Hallo allerseits,

    auch wenn ich mich in meinem obigen Beitrag bereits lobend zu Koechlin geäußert habe, möchte mich nun nochmals und nachdrücklicher als großer Liebhaber und Bewunderer des - insbesondere im deutschen Konzertleben - so sträflich vernachlässigten Komponisten und Klangmagiers Charles Koechlin outen!

    Zunächst lernte ich die vorbildliche Gesamt-Einspielung der symphonischen Dichtungen des 'Livre de la Jungle' ('Dschungelbuch') unter David Zinmans Leitung auf RCA kennen, wobei meine große Liebe den frühen, in wunderbaren impressionistischen Farben schillernden Orchesterliedern 'Trois Poèmes du 'Livre de la Jungle'' für Solisten, Chor und Orchester, opus 18 (komponiert 1899-1901, orchestriert 1903/04) gilt!

    Charles Koechlin (1867-1950):
    Le Livre de la Jungle (Das Dschungelbuch) - Symphonische Dichtungen nach Rudyard Kipling
    Trois Poèmes du 'Livre de la Jungle' (Drei Gedichte) für Soli, gemischten Chor und Orchester, opus 18 1899-1904
    Iris Vermillion, Mezzosopran; Johan Botha, Tenor; Ralf Lukas, Bariton; RIAS Kammerchor
    La Course de Printemps (Der Frühlingslauf) - Symphonische Dichtung für Orchester, opus 95 1908-27
    La Méditation de Purun Bhagat (Die Meditation des Purun Bhagat) - Symphonische Dichtung für Orchester, opus 159 1936
    La Loi de la Jungle (Das Gesetz des Dschungels) - Symphonische Dichtung für Orchester, opus 175 1939/40
    Les Bandar-Log (Die Bandar-Log) - Symphonische Dichtung für Orchester, opus 176 1939/40
    Radio-Symphonie-Orchester Berlin, David Zinman
    RCA, 1993, 2 CD

    Im Februar 2006 hatte ich dann das große Glück, erstmals ein Werk aus Koechlins Feder live in einem Konzert erleben zu dürfen. Im Mannheimer 'Rosengarten' dirigierte Heinz Holliger - mittlerweile einer der bedeutendsten Kenner des Koechlinschen Oeuvres - das SWR Vokalensemble Stuttgart und das RSO Stuttgart des SWR (neben Stücken von Messiaen und Debussy) das 'Chant Funèbre à la Mémoire des Jeunes Femmes Défuntes' für Doppelchor, Orgel und Orchester, opus 37 (komponiert 1902-07). Ein für mich außerordentlich aufregendes Ereignis. Wie gebannt, lauschte ich dieser wie aus einer jenseitigen Welt zu kommen scheinenden Musik, die von Anfang bis Ende eine unwiderstehliche und faszinierende Klangmagie entfaltete, mit geheimnisvollen dunklen Orchesterfarben, mit dezenten Glockenklängen und dann dem ebenso unheimlich schattenhaft einsetzenden Chor ...
    Glücklicherweise hat Holliger das ca. 20-minütige Meisterwerk, zusammen mit nicht weniger attraktiven Orchesterliedern beim Label 'Hänssler' auf einer Doppel-CD eingespielt. Diese hervorragende Veröffentlichung sei hiermit nachdrücklich und wärmstens empfohlen.

    Charles Koechlin (1867-1950): Vokalwerke mit Orchester
    Quatre Poèmes d' Edmond Haraucourt, opus 7; Deux Poèmes Symphoniques, opus 43 Nr. 2; Poèmes d' Automne, opus 13; Deux Poèmes d' André Chénier, opus 23 Nr. 1; Trois Mélodies, opus 17 Nr. 2 & 3; Études Antiques, opus 46 Nr. 2-4; Six Mélodies sur des Poésies d' Albert Samain, opus 31 Nr. 1; Chant Funèbre à la Mémoire des Jeunes Femmes Défuntes für gemischten Doppelchor, Orgel und Orchester, opus 37 1902-08
    Juliane Banse, Sopran; SWR Vokalensemble Stuttgart; RSO Stuttgart des SWR, Heinz Holliger
    Hänssler, 2004, 2 CD

    Was mich an Koechlins Musik besonders fasziniert, ist seine Subtilität, die meisterhafte Orchestrierung, die wunderschönen Klangfarben, die der Komponist mit einem Orchester zaubert, das niemals überladen wirkt, keine Passage hat etwas Effekthascherisches. Die Musik bleibt stets geschmackvoll, ist (insbesondere in den Frühwerken) über weite Strecken geprägt von einer anmutigen Sanftheit, Sensibilität und Verträumtheit.

    Was bei Durchsicht seines sehr umfangreichen Werkkataloges auffällt, daß Koechlin an der Komposition vieler seiner Werke über lange Jahre gearbeitet hat und gleichfalls bei einigen Opera die Orchestrierung etliche Jahre später als die Komposition in Angriff nahm. Also ein recht langsamger Entstehungsprozeß, mit dem Effekt, daß sich der eigenwillige Tonschöpfer in manchen Schaffensphasen mit mehreren Werken gleichzeitig beschäftigt hat.
    Wer sich einen Überblick über das gesamte Oeuvre Koechlins verschaffen möchte, kann hier das komplette Werkverzeichnis einsehen:

    "http://www.klassika.info/Komponisten/Koechlin/wvjh.html"

    Schöne Grüße
    Johannes

  • Lieber Penthesilea,
    lieber Johannes!

    Herzlichen Dank nochmals für eure tollen Beschreibungen und Infos zu den Werken Koechlins. Dank eurer Empfehlungen und vieler anderer hier habe ich mir auch schon die CD hier gekauft (die Klavierwerke sind noch am Postweg :cry: :(

    Und ich kann nur sagen, dass ich es nicht bereut habe :thumbup:

    Diese größtenteils sehr vielschichtige, geradezu leuchtende Orchestrierung hat mich völlig in ihren Bann gezogen. Penthesileas Farbenvergleich finde ich übrigens sehr, sehr treffend :thumbup: - die gilt auch für "Le Docteur Fabricius".

    Liebe Grüße

    Peter

  • Liebe Capricciosi,

    Lieber Peter,

    Penthesileas Farbenvergleich finde ich übrigens sehr, sehr treffend :thumbup:

    danke für Kompliment! Ich hab mich sehr gefreut.

    Lieber Johannes,

    Wer sich einen Überblick über das gesamte Oeuvre Koechlins verschaffen möchte, kann hier das komplette Werkverzeichnis einsehen:

    danke für Hinweis auf Werkverzeichnis von Koechlin. Nicht nur der Umfang sondern die Vielfältigkeit seines Schaffens ist wirklich beeindruckend.

    Herr Orlege, dessen Buch über Koechlin ich bereits oben zitiert habe, erwähnte mehrfach Koechlins umfangreiches Schaffen und wies auf Massenets Anregung hin (S. 7, Robert Orlege: Charles Koechlin (1867-1950): His Life and Works (1989, Harwood Academic Publischers GmbH, Chur, Schweiz):

    "Denk fest und schreib all deine Ideen auf, egal wann und wo: ohne das zu tun besteht die Gefahr, all das zu vergessen, was man eines Tages sonst gut nutzen könnte… dann überleg langsam über Arrangement oder Komposition der Ideen, aber nie lehn eine Idee ab, die zu dir kommt."
    Wenn Massenet gewusst hätte, wie gefährlich der letzte Satz seiner Anregung für leicht zu beeindruckenden Koechlin sein würde! Koechlin war derjenige, der so wie Martinu am anderen Ende des Spektrums von Selbstkritik von Paul Dukas oder Carl Ruggles stand. Er hätte Massenets Lehre "Finden ist nichts: Wählen ist alles" noch genauer folgen sollen.

    Eigentlich möchte ich heute einen interessanten Punkt über „Dschungelbuch“ hier erwähnen, den ich auch wieder in dem Buch von Orlege gefunden habe. Orlege meinte, dass Koechlin nie beabsichtigt hatte, Dschungelbuch chronologisch aufzuführen (wie David Zinmans Aufnahme).

    Bei der nie stattgefundenen Uraufführung im Jahr 1940 sollte so aufgeführt werden:
    1. La méditation de Purun Bhagat Op. 159
    2. Les Bandar-log Op. 176
    3. Trois poèmes de la jungle Op. 18
    4. La course de printemps Op. 95
    5. La loi de la jungle Op. 175

    Und bei der tatsächlichen Uraufführung am 13. Dezember 1946 wurde folgend gespielt:
    1. La loi de la jungle Op. 175
    2. Les Bandar-log Op. 176
    3. Trois poèmes de la jungle Op. 18
    4. La méditation de Purun Bhagat Op. 159
    5. La course de printemps Op. 95

    Trois poèmes, die einzig Gesangsstimmen enthalten, stehen in Zentrum, und vier weitere Kompositionen werden symmetrisch platziert. In der 1940er Reihenfolge beginnt die Musik sehr leise wie Morgendämmerung (Meditation) und endet mit dem fast monotonen aber extremen Klangfarben (Gesetz des Dschungels). Aber in der 1946er Reihenfolge ist genau umgekehrt: Das monotones "Gesetz des Dschungels" verändert sich langsam bis zu dem aus sehr subtilen Zwischenfarben bestehenden Nachtszene (Schluss des Frühlingslaufes). Meiner Meinung nach betont die 1940er Reihenfolge mehr einen musikdramaturgischen Handlungsfluss (leise beginnt, entwickelt langsam zum dramatischen Ende), und die 1946er Reihenfolge mehr einen spektrale Farbenfluss (Monoton wird immer farbiger, am Schluss unendlich fein abgestufte Zwischenfarben, wie Himmel mit vollen Sternen in einer Sommernacht).

    Es ist wirklich interessant, die beiden Reihenfolgen selbst mal auszuprobieren.

    Ich wünsche alle Capricciosi eine schöne Nacht!
    Liebe Grüße,
    Penthesilea

    Auch Rom wurde nicht an einem Tag niedergebrannt - Douglas Adams

  • Da ich mich nun in letzter Zeit durch meine vollgestopfte Festplatte wühle, belegt mit allerlei Musik, die ich noch nie gehört habe, aber im Sammerltrieb zusammengetragen habe, bin ich nun auch auf Charles Koechlin gestoßen. (Wie spricht man eigentlich den Nachnamen aus?)

    Das ist ja ganz wunderbare Musik, der man ihre impressionistische Herkunft definitv anhört, aber dabei so eigenständig besonders ist. Hier wurde ja schon auf die Farbigkeit eingegangen und das kann ich nur bestätigen, wie ich beim Koechlin hören, so müssen sich Synästhetiker fühlen, wenn sie Musik hören. Auch das erwähnte Licht kann ich gut nachvollziehen. Alle Kompositionen, die ich bisher gehört habe, haben so etwas geheimnisvolles, intim, aber trotzdem nicht eingeschränkt, sondern eher universell. Die Bezeichnung Impressionismus für Musik macht für mich bei allen Komponisten, die ich aus diesem sog. Bereich gehört habe bei Koechlin am meisten Sinn und ist am nachvollziehbarsten.
    Der "Dschungel-Buch"-Zyklus gefällt mir besonders. Interessant, die im vorherigen Beitrag erwähnten verschiedenen Reihenfolge, ich kannte bisher auch nur die chronologische, nehme mir aber vor auch mal die anderen beiden Anordnungen zu hören, wer weiß, vielleicht gefällt mir eine davon viel besser bzw. empfinde ich sie als schlüssiger.

    Sehr angetan bin ich außerdem von den "Chansons Bretonnes"
    Obwohl ich noch nie in der Bretagne war, lässt einen das Werk doch einiges von dieser Landschaft spüren.
    Auch hier hat sich Hänssler-Classic vorbildlich bemüht, wie anscheinend überhaupt für Koechlin, was ich ebenfalls hoch anrechne.

    Besonders erwähnen möchte ich hier noch seine Streichquartettte, die für mich als Kammermusik-Muffel wieder einmal ein kleines Fenster in diese Gattung geöffnet haben. (Er hat natürlich auch noch viele andere Kammermusik geschrieben). Mein persönlicher Favorit ist das etwas düstere, melancholische Zweite.
    Leider finde ich konkret zu den Streichquartetten keine CD (vielleicht jemand anderes?), während die andere Kammermusik gut abgedeckt ist.
    Zumindest das 3. Quartett gibt es auf dieser :

    Die beiden erstem gibt es immerhin bei yt : "

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    (Nr. 1) und "
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    (Nr. 2)

    Das einzige Werk Koechlins, das mir bisher nur wenig gegeben ist die "Seven Stars' Symphony", eine Symphonische Suite, die sozusagen 7 Filmstar-Portraits darstellt (u.a. für Greta Garbo und Marlene Dietrich) i und für den Film : "Voyages: Film Dansé - Ballett" verwendet wurde. Keine schlechte Musik, aber mir fehlen dort die Farben, das Leuchten, für mich plätschert es eher unmotiviert dahin.

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Hallo,

    ich kenne ja bisher nur ein einziges Werk von Charles Koechlin, das ich jedoch gerne weiterempfehle: "Au Loin" op. 20 für Englischhorn und Klavier.

    Eine sehr schöne Aufnahme findet man z.B. hier mit Benjamin und Evamaria Fischer:

    "

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    "

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

  • Koechlin: 4 kleine Stücke für Klavier, Violine & Horn

    Auf die Quatre Petites Pièces wurde ich aufmerksam, als es unlängst eines davon als Zugabe gab. Eine empfehlenswerte Aufnahme ist bei Farao erschienen:

    auch dabei: Brahms Trio für Waldhorn, Violine & Klavier op. 40 und Ligeti Trio für Violine, Horn & Klavier

    Münchner Horntrio
    Johannes Dengler (Horn)
    Markus Wolf (vl.)
    Julian Riem (p)

    Aufnahme 2008

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