Film - Schwarz/Weiß oder in Farbe?

  • Mal ne dumme Frage: Was hat die Existenz von nackten oder nicht nackten oder nur vermutet nackten oder möglicherweise nicht ganz nackten Frauen im Film mit sw oder farbig zu tun? ?(

    Ganz einfach, weil sich hier eine, wie ich finde interessante, Diskussion über Hitchcocks "Psycho" (s/w-Film, was für ein Zufall) entwickelte und in dem Zusammenhang über die vielleicht zentrale Szene des Films gesprochen wurde: eben diese Duschszene wo man i. d. R. nackig drunter steht aber durch die raffinierte Schnitttechnik sieht man nicht das, was einem das Gehirn vorgaukelt, was man sehen soll oder so ähnlich.



    Hmm, ich frage mich jetzt wirklich, an welcher Stelle dieser zentralen Duschszene/Mordszene ein Klo zu sehen sehen ist. Ich gehe mal davon aus, dass diese Szene gemeint ist? Aber vielleicht war ich bei meiner letzten Besichtigung des Films auch zu sehr auf nackte Frauenhaut fixiert gewesen.

    Soweit ich mich erinnere sieht man in folgenden Szenen das Klo:
    1. In ihrem Motelzimmer zerreisst Marion Crane ein Blatt Papier oder einen Scheck und spült dies die Toilette hinunter
    2. Als Marion Crane in der Dusche ermordert wurde fällt ihr lebloser Körper nach vorne aus der Dusche, mit der Hand greift sie nach dem Duschvorhang und reisst ihn beim vorwärts fallen ab und bleibt mit ihrem Oberkörper genau vor dem Klo liegen
    3. Nach dem Mord reinigt Norman Bates äusserst gründlich den Tatort inklusive Klo
    4. Später als Marion Cranes Liebhaber und ihre Schwester in ihrem Motelzimmer nach Spuren suchen findet Cranes Schwester im Klo ein Blatt Papier mit Marions Handschrift

    Bereits zuvor kommt das Klo/Toilette bereits im Film vor: Als Marion Crane auf der Flucht aus Phoenix bei dem Gebrauchtwagenhändler ein anderes Auto kauft, verschwindet sie dort auf dem Klo, um einen "Kassensturz" zu machen.

    Auch wenn es jetzt vollkommen OT wird aber das ist mir ehrlich gesagt wurscht, so gibt es in "Psycho" einige raffinierte doppeldeutige Andeutungen von Hitchcock, auch wenn man sagen kann, dass da zuviel hinein interpretiert wird aber wenn man sich das Nummernschild von Marion Cranes Auto anschaut: ANL-709, so fehlt da nur ein "a" und das verschlüsselte Wort ist komplett. Des weiteren ist die "0" in der Zahl auch eindeutig zweideutig. Später im Film als Marion Cranes Schwester sich in Bates Haus umschaut und in Normans Zimmer kommt liegt auf dem Grammophon eine Schallplatte mit Beethovens "Eroica" und wie bei dem Nummernschild fehlt da auch nur ein Buchstabe ("t"), um ein ganz anderes Wort zu bekommen.

    Ganz schön raffiniert der alte Hitchcock...

    Lionel

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Wird nicht eine Klaviersonate von Beethoven gespielt, Pastorale oder so?

    Man schaue sich an, was Mel Brooks aus dieser Szene gemacht hat (in Farbe). ;)

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Es gibt ja auch heute noch Filme, die ganz bewußt in Schwarz-Weiß produziert werden, z. B. Das weiße Band (Michael Haneke) oder, ganz aktuell: Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht (Edgar Reitz). Letzteren sehe ich mir vielleicht morgen nachmittag an.

    Beide Filme spielen um bzw. vor 1914. Schwarz-Weiß als Stilmittel paßt m. E. ganz gut zur historischen Distanz.

    :wink:


    Das gleiche auch bei Schindlers Liste von Spielberg - spielt immerhin vor 1945...

    zwischen nichtton und weißem rauschen

  • Weil es um die Unnatürlichkeit von s/w ging, und die Distanz, die man als Zuseher dadurch vom Geschehen auf der Leinwand/Bildschirm hat: ist es nicht eigentlich auch so, dass z.B. bestimmte Farben ebenfalls alles andere als natürlich sind, und man dadurch auch eine Distanz dazu hat?

    Wenn ich z.B. an die bleichen, irgendwie "ausgewaschenen" Farben vieler 70er Jahre Filme denke, dann habe ich irgendwie auch das Gefühl, dass das etwas "künstliches" ist, dass es das Produkt einer bestimmten Zeit ist, und habe da auch irgendwie eine Distanz dazu, weil diese Farben nicht wirklich natürlich aussehen.

  • Wenn ich z.B. an die bleichen, irgendwie "ausgewaschenen" Farben vieler 70er Jahre Filme denke,

    Das dürfte dann Eastman-Color gewesen sein, das war immer minderwertig und ab und an sogar deswegen gezielt eingesetzt.
    Z.B. von Bunuel.
    Technicolor, Agfa etc. hatten immer satte Farben, von denen man heute nur träumen kann.

  • Wobei das keineswegs eine Wertung von mir ist! Ich mag diese 70er Jahre Farben, ich mag generell die unterschiedlichen Farben unterschiedlicher Zeiten ... den Look der 50er Jahre Technicolor Epen wie Ben Hur oder Die zehn Gebote, den Look der 70er Jahre, gerne auch mit diesen Filtern, den Look der 80er usw.

    Ich hätte die 70er gern miterlebt, ich habe da, auch durch diese Bilder, diese Farben, diese Filter so ein Bild der 70er im Kopf, dass ich mir gar nicht richtig vorstellen kann, dass man damals die Dinge so wie heute ganz normal gesehen hat ... das klingt jetzt sicher komisch, aber bei Stummfilmen ist es doch auch irgendwie so, oder? Man kennt eine Zeit, die man nicht miterlebt hat, nur aus diversen Medien, Fernsehen, Kino, Bilder etc., und stellt sich dann auch unterbewusst vor, dass diese Zeit so ausgesehen hat, ganz anders als heute.

    Das kommt einem dann irgendwie so weit entfernt vor ...

  • Ich hätte die 70er gern miterlebt, ich habe da, auch durch diese Bilder, diese Farben, diese Filter so ein Bild der 70er im Kopf, dass ich mir gar nicht richtig vorstellen kann, dass man damals die Dinge so wie heute ganz normal gesehen hat ... das klingt jetzt sicher komisch, aber bei Stummfilmen ist es doch auch irgendwie so, oder? Man kennt eine Zeit, die man nicht miterlebt hat, nur aus diversen Medien, Fernsehen, Kino, Bilder etc., und stellt sich dann auch unterbewusst vor, dass diese Zeit so ausgesehen hat, ganz anders als heute.


    Ich kann mir das auch nicht mehr vorstellen, dabei war ich dabei.

    Es gab keine Computerspiele, es gab keine "Handys"..........
    Man hat Bundeswehrparkas getragen zu beigen Cordhosen.
    Einen Labelzwang kannte man nicht, Popper wurden runtergemacht.
    Sorry, heute sind alle Popper, wissen es aber nicht.

    Es war ganz anders, da hast Du Recht.

    Damals hat man sich noch unterhalten und ist auf ein Bier und eine Frkadelle in die Kneipe zum Flippern gegangen oder zum Billard.

    Damals gab es Zombies nur im Kino, aber nicht auf der Strasse..... blöde dreinschauende Leute, welches nur Ihr Smartphone im Blick haben.

    Es gab keine ständig teleonanirende Honks, damals hat man sich noch ins Gesicht geschaut.

    Ja, so war das, nuff said.

    Micha

  • Äh, nein, hättest Du nicht ;)

    Ojaaaa, ich stelle mir das toll vor irgendwie ... viele großartige Dirigenten und SängerInnen waren noch am Leben (bzw. noch viel jünger), ich würde mich auf den neuen Woody Allen Film im Kino freuen (als er noch jung war und kein altes müdes graues Männchen), ich glaube, das wäre schon was für mich gewesen. Sich z.B. Film wie "Der weisse Hai" oder die "Rocky Horror Picture Show" in der Zeit anzusehen, als sie ganz neu herauskamen usw.

    Natürlich waren die 70er keine ultratolle Zeit, aber schon wegen diesen Dingen würde es sich für mich lohnen!

    Ich muss ja auch gestehen, wenn ich an 70er Jahre denke, denke ich an ABBA-Videoclips, besonders den von "Take a Chance on me" ... diese Farben, diese Beleuchtung, diese Filter, diese Kleidung ... ich habe immer das Gefühl, dass die 70er Jahre so ausgesehen haben müssen in echt :D :D

  • Zitat

    Damals
    hat man sich noch unterhalten und ist auf ein Bier und eine Frkadelle in die Kneipe zum Flippern gegangen oder zum Billard.

    Damals gab es Zombies nur im Kino, aber nicht auf der Strasse..... blöde dreinschauende Leute, welches nur Ihr Smartphone im Blick haben.

    Stimmt,
    da hast du auch etwas angesprochen, was mir in den 70ern gut gefallen hätte - kein Twitter, kein Facebook, keine Handys etc.!

    Freilich, ich würde natürlich Wikipedia und andere Dinge im Inet vermissen, es ist schon praktisch wenn man z.B. eine seltene Schellackplatte einfach auf Youtube hören kann, oder in der IMdB sieht, welche Schauspieler wo mitgespielt haben usw.

    Aber wenn man keinen Vergleich hat, dann gehen einem diese Dinge wahrscheinlich auch nicht ab.

  • ich habe immer das Gefühl, dass die 70er Jahre so ausgesehen haben müssen in echt

    Haben sie, aber dann mußt Du Dir auch noch jede Menge Beton dazudenken.
    Und stinkendes Benzin.
    Das stank damals nämlich, das war kein Öko-Sprit.
    Und nur drei/vier Fernsehprogramme, bei denen um Mitternacht Schluß war.

    Und alte Nazis mit Hut und Mantel, die gab es damals auch noch oft.

    Internet gab es auch nicht, damals hat man noch Briefe geschrieben.
    Und die Jugendkultur, mit der DU aufgewachsen bist, die gab es schon mal gar nicht.

    Damals hatte man die Klappe zu halten und sich zu benehmen....ich weiß, das klingt völlig absurd, aber so war das.

  • Halten wir einfach mal fest, daß Du keinen Vergleich hast, ich aber schon.

    Damit meinte ich, wenn man von heute zurückreisen würde, wüsste man um die Dinge, die es 2013 geben wird.

    Wenn man aber in den 70ern lebt und die Zukunft nicht kennt, dann gehen diese Dinge einem auch nicht ab - weil man gar nicht weiß, dass es das mal geben wird.

  • Ich habe mich jeder Art von Jugendkultur verweigert

    Nein, hast Du nicht.
    Du hast in jedem Falle profitiert von der Jugendkultur, welche damals überhaupt erst aufkam.
    Was noch weit vor der Gründung der Grünen voll im Gange war.
    Halt in den 70ern und End60ern.

    So gut wie alles, was für Dich heute normal ist, war damals überhaupt nicht normal.
    Selbst Deine freie Entscheidung nicht.

  • Sehr lobenswert aber vielleicht auch ein Versäumnis?
    Salome hören, aber niemals Exzesse erlebt haben?

    Naja, es gibt viele Dinge, die ich auch versäume, und die ich aber viel lieber und aus eigener Überzeugung tun wollen würde.

    Aber Salome hören und keine Exzesse zu erleben schließt sich doch nicht aus? Gerade in der Salome wird ja diese dekadente Gesellschaft ... naja, vielleicht nicht direkt angeprangert, weil Jochanaan als Gegenpart auch alles andere als eine positive Figur ist ... aber sie ist dem Untergang geweiht, auf dem ganzen Stück liegt dieses Gefühl, dass das alles schlimm enden wird, dass dieser Palast dem Untergang geweiht ist - du selbst hast ja mit akzentuierten, nervösen Sechzehntelfiguren das Verschwinden des Mondes nach der Enthauptung musikalisch begleitet :)

    Ich bin einfach nicht der Typ für Exzesse o. ä. Würde ich sowas machen, wäre es erzwungen und unecht, weil es mir nichts gibt. Ich denke vielleicht zuviel nach. Ich habs lieber gemütlicher und ruhiger, ausserdem werde ich nächstes Monat 28, der jüngste bin ich auch nicht mehr ... wäre ich Hendrix, wäre ich jetzt tot :D

  • Das "Ausgewaschene" früher Farbfilme ist fast immer dem Alterungsprozeß geschuldet. Mittlerweile kann man den ja quasi rückgängig machen, aber natürlich wird das Ergebnis meist kein hundertprozentiges sein. Teils technisch bedingt, teils mangels authentischen Vergleichsmaterials, teils unterbewußt unserer jetzigen ästhetischen Einstellung geschuldet kommt normalerweise etwas Ähnliches heraus, aber nicht das "Original". Außerdem hat sich das Farbfilmmaterial damals fast jedes Jahr ein bißchen verändert. Man konnte das vor allem an den Diafilmen sehr gut beobachten, obwohl die Abweichungen innerhalb einer Marke bzw. eines Typs meist nicht groß waren. Eastmancolor sah anfangs sehr gut aus, begann aber schon nach einem Jahr zu verblassen. Kodachrome war ausgesprochen langlebig, doch waren die Farben sehr intensiv bis knallig, der Film daher für manche Motive wenig geeignet, falls nicht der Fotograf trickreich das ausgleichen konnte. Agfa CT 18 besaß mittlere Lebensdauer, war sehr gut geeignet z.B. für barocke Fresken, neigte aber auch von vornherein in manchen Jahren zu Schwächen in Grün (nicht immer, in einem Jahr mixten die Agfa-Chemiker ein Grün, das tief und viel schöner als das von Kodak war). Die Filme fürs Kino waren natürlich sorgfältiger hergestellt, aber die Unterschiede trotzdem in ähnlicher Weise gegeben. Es ist wie mit barocken Fassadierungen, die man restauriert. Man kann den ursprünglichen Farbton immer nur ungefähr bestimmen, doch nie ganz genau.

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    Homo sum, ergo inscius.

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