Mendelssohn Bartholdy: Klavier solo

  • Mendelssohn Bartholdy: Klavier solo

    Gerüchteweise soll es außer Haydn noch weitere Jubilare in diesem Jahr geben. Z.B. der von mir durchaus geschätzte Felix Mendelssohn Bartholdy. Ein Blick in meine CD-Liste zeigt allerdings, dass ich nur 3 Sinfonien, das Violinkonzert und ein paar Werke für Cello und Klavier habe. Mich dürstet jetzt nach reinen Klavierwerken von ihm.

    Da scheinen die Lieder ohne Worte zu den wichtigsten zu gehören. Allerdings können mich die Hörbeispiele auf Amazon nicht auf Anhieb überzeugen. Irgendwie leichtgewichtig, oder was auch immer. Jedenfalls sprechen mich Schubert und Schumann mehr an.

    Fragen also:

    Sind die Lieder ohne Worte wirklich seine bedeutendsten Klavierwerke? Warum?

    Was ist sonst noch wichtig bzgl. Klavier solo?


    Thomas Deck

  • Sind die Lieder ohne Worte wirklich seine bedeutendsten Klavierwerke? Warum?

    Das kann man so pauschal nicht beantworten. Wenn wir von von Werken für Klavier solo reden, würde ich auf jeden Fall die "Variations Serieuses" nennen. Die "Lieder" aber in toto unter der Rubrik "leichtgewichtig" ablegen würde ich auch nicht. Man kann die "Lieder" mit Griegs "Lyrischen Stücken" vergleichen. Es handelt sich bei beiden um vergleichsweise kurze Charakterstücke, Tagebucheinträgen- wenn auch in musikalischer Form- nicht unähnlich, und wie Tagebucheinträge sind die Stücke sehr unterschiedlich. Mendelsohn ging es- neben der Wiedergabe außermusikalischer Eindrücke auf dem Klavier vor allem darum auf dem Klavier zu "singen", die menschliche Stimme wenn man so will auf das Piano zu übertragen. Deswegen muss ein Interpret der Lieder eben auch in der Lage sein besonders kantabel zu spielen. Und deswegen ist der Begriff "Lieder ohne Worte" hier durchaus wörtlich zu nehmen.

    Eine repräsentative Auswahl der "Lieder" als auch der "Variations" bietet Sebastian Knauer auf seinem neuen Album "Pure Mendelssohn"- die CD kann ich uneinschränkt empfehlen:

    Knauer greift durchaus kräftig in die Tasten- wenn gefordert- spielt aber auch sehr kantabel. Als Einstieg in die Klaviermusik Mendelssohns auf jeden Fall eine gute Wahl. Wenn Dir die CD gefällt kannst Du Dir ja immer noch eine Gesamtaufnahme der Lieder zulegen. Da wäre beispielsweise Daniel Barenboim nicht schlecht- und überdies vergleichsweise preisgünstig auf zwei CD´s.

    Herzliche Grüße, :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Den Cover-Ideeisten würde ich allerdings . . . . - Den Barenboim kann ich hier ausnahmsweise auch wirklich empfehlen, mir fiele auf die Schnelle keine Gesamtaufnahme ein, die insgesamt zufriedenstellender wäre. Und ja, die Lieder ohne Worte brauchen ihre Zeit, bis man den Schatz erkennen kann, den man da vor sich hat.

    Bonne nuit

    Bernard


    "Alles Syphilis, dachte Des Esseintes, und sein Auge war gebannt, festgehaftet an den entsetzlichen Tigerflecken des Caladiums. Und plötzlich hatte er die Vision einer unablässig vom Gift der vergangenen Zeiten zerfressenen Menschheit."
    Joris-Karl Huysmans

  • Den Barenboim kann ich hier ausnahmsweise auch wirklich empfehlen, mir fiele auf die Schnelle keine Gesamtaufnahme ein, die insgesamt zufriedenstellender wäre. Und ja, die Lieder ohne Worte brauchen ihre Zeit, bis man den Schatz erkennen kann, den man da vor sich hat.


    Da kann ich mir nur vorbehaltlos anschließen. Die "Lieder ohne Worte" sind etwas zum Wiederhören, unaufdringlich entfalten sie von mal zu mal immer mehr von ihrem anmutigen, aber starken Charakter. Eine ideale Musik, um die eigene Seele zu befrieden und in ruhigere, schönere Wasser zu geleiten.

    Barenboim, den ich eh sehr mag, halte auch ich für allererste Wahl:

    Und als Auswahl gibt es den Barenboim auch:

    Nächtliche Grüße,
    Jürgen

    --

    "Wo die Beziehung zu unseren heutigen Ohren, Nerven, Erfahrungen und Lebensbedingungen verlorengeht, wird Interpretation zur Flucht in die Vergangenheit."
    Alfred Brendel

    "Music is a fish defrosted with a Hair-Dryer." Maisie

  • Den Cover-Ideeisten würde ich allerdings . . . .

    Ging mir auch so :D :D Aber das ist wirklich der einzige Schönheitsfehler der CD. Zum Einstieg in die Klangwelt Mendelssohns würde sich auch noch dieses Recital Murray Perahias anbieten:


    Der Titel der CD lautet passenderweise auch "Lieder ohne Worte". Neben einer Auswahl aus den Liedern spielt Perahia hier Schubert-Bearbeitungen Liszts und Bach-Bearbeitungen Busonis. Perahia setzt also hier einen etwas anderen Schwerpunkt.

    Ebenfalls sehr gut gefallen hat mir dieses Recital des französischen Pianisten Bertrand Camayou:

    Ähnelt von der Zusammenstellung ein wenig der CD Knauers- aber mit dem würde ich anfangen- die anderen beiden CD´s wenn Du auf den Geschmack gekommen bist :D


    Herzliche Grüße, :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Noch ein kurzer Nachtrag zu Aufnahmen mit Mendelssohns Klaviermusik:

    Gerade erschienen ist ein Recital von Shani Diluka- ich kenne die Aufnahme (noch) nicht, allerdings hat mir ihre Grieg-Aufnahme sehr sehr gut gefallen:


    Herzliche Grüße, :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Hübsch ist das Rondo capriccioso op. 14, das öfter mal als Beigabe auftaucht. Vielleicht weil es so luftig und reizend ist und sehr eingängig.
    Kantabel und virtuos zugleich erklingt es z.B. von Rudolf Serkin. Das ganze Recital vom 22.5.1957 ist sehr hörenswert.

    [Blockierte Grafik: http://g-ecx.images-amazon.com/images/G/01/ciu/00/7c/8dd4c6da8da080c1671f1110.L._AA240_.jpg]

    Mit Perahias Aufnahme der „Lieder ohne Worte“ bin ich nicht warm geworden (wie aber mit dem Pianisten insgesamt nicht). Kantabel ist sein Spiel, keine Frage, aber da ist mir zu viel eleganter, glatter Schönklang. Das ist zwar alles sehr schön anzuhören, wirkt aber am Stück einschläfernd auf mich. Ansonsten wäre Roberto Prosseda der Mann für Wiederentdecktes in Sachen Mendelssohn.

    Gruß, Cosima

  • Hallo!

    Dann gibts ja noch die drei Klaviersonaten!
    Alle vereint auf einer CD sind sie hier:

    Die früheste der drei Klaviersonaten ist die in g-moll op. 105 von 1821 in stilistischer Nähe zu den Streichersymphonien [auch zu Haydn], die Mendelssohn ebenfalls als Dreikäsehoch komponiert hatte.

    1826/27 sind dann (immer noch im Teenager-Alter) die Sonaten E-dur op. 6 und B-dur op. 106 entstanden. Beide sind Reminiszenzen an Beethovens späte Sonaten. Die B-dur-Sonate hat absichtlich die Opuszahl 106 zu Ehren von Beethovens B-dur-Sonate erhalten. An das Original reicht sie freilich nicht heran, mir ist sie aber dennoch die liebste von den dreien. Mendelssohn zog aber seine E-dur-Sonate vor, die sich an Beethovens op. 101 orientiert.

    Die Sonaten (zumindest die in Dur), wie auch die Präludien und Fugen, das Rondo capriccioso und die Variations serieuses (mein Lieblingsklavierwerk von Mendelssohn), sind für mich alle interessanter als die populäreren „Lieder ohne Worte“.

    Viele Grüße,
    Pius.

    Wir selbst müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt zu sehen wünschen.
    (Mohandas Karamchand Gandhi)

  • Es gibt noch eine weitere neue Einspielung der Lieder ohne Worte- eine Gesamtaufnahme des israelischen Pianisten Amir Katz:



    Ich kenne Katz allerdings nur dem Namen nach, gehört habe ich ihn noch nicht. Die Rezensionen waren aber- soweit ich mich erinnere- positiv.

    Herzliche Grüße, :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Als besonders bemerkenswert sehe ich seine "Sechs Präludien und Fugen" Op. 35 an, die Zeugnis ablegen von Mendelssohns lebenslanger Beschäftigung mit dem Werk des Thomaskantors. Was die Präludien anbetrifft, erinnert einiges an seine "Lieder ohne Worte", z.B. Präludium Nr. 1 an Nr. 21 oder Nr. 4 an Nr. 18. Die Fugen sind sehr klangvoll gestaltet, vermitteln trotz der strengen Form nicht den Eindruck einer bloßen Bachnachahmung, vielmehr habe ich den Eindruck, als würde hier Reger vorweggenommen. Herausragend sind hier für meinen Gehörgang die Fugen 1, 3 und 6. So hat Mendelssohn die Fuge Nr. 3 (h-moll) in kontrapunktischer Reinform gestaltet. Umkehrungen, Engführungen, kanonische Zwischenspiele vermitteln den Eindruck einer gewissen Monumentalität, was mir hier sehr zusagt.

    Die Aufnahme, die ich herauf- und heruntergehört habe, ist diese:


    Leider hat sich Glenn H Gould dieses Zyklus' nicht gewidmet, was nach meiner Einschätzung umso bedauerlicher ist, als er immerhin Teile der LoW eingespielt hat. Was hätte da näher gelegen einen Abstecher auch zu dieser Werkgruppe zu unternehmen.

  • Gerade höre ich diese hier...

    … und frage mich, ob hier wohl jemand (vielleicht Christian Köhn) andere, empfehlenswerte Einspielungen kennt?

    Diese von Naxos mit Peter Nagy habe ich mir vor Jahren mal so im „Vorübergehen“ gegönnt. Welchen Interpreten sollte man mit Mendelssohns „Liedern ohne Worte“ Eurer Meinung nach auf keinen Fall vergessen?

    Freu mich über Eure Tipps!

    Bis bald
    corda vuota

  • Mendelssohn: Lieder ohne Worte

    Gerade höre ich diese hier...

    … und frage mich, ob hier wohl jemand (vielleicht Christian Köhn) andere, empfehlenswerte Einspielungen kennt?

    Diese von Naxos mit Peter Nagy habe ich mir vor Jahren mal so im „Vorübergehen“ gegönnt. Welchen Interpreten sollte man mit Mendelssohns „Liedern ohne Worte“ Eurer Meinung nach auf keinen Fall vergessen?


    Walter Gieseking hat so dermaßen maßstabsetzend in diesem Bereich gewirkt, dass er auf Deine Frage hin an allererster Stelle genannt werden muss

    Einzelne Lieder ohne Worte gibt es in sprachlos machenden Einspielungen - allen voran von Vladimir Horowitz

    dessen Version von "Schäfers Klagelied" für mich zum Heiligen Gral der historischen Klavieraufnahmen gehört.

    Richter hat sich ebenfalls einzelner Lieder ohne Worte angenommen

    Überflüssig zu sagen, dass hierbei Großartiges herausgekommen ist.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Empfehlen kann ich die Gesamteinspielung durch Daniel Barenboim (1973), der die lyrischen Stimmungen dieser Miniaturen recht einfühlsam einfängt:

    Günstig zu bekommen auch hier:
    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/411fr…L500_AA300_.jpg]
    http://www.amazon.de/Lieder-Ohne-Wo…30487820&sr=1-7

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Gerade höre ich diese hier...

    … und frage mich, ob hier wohl jemand (vielleicht Christian Köhn) andere, empfehlenswerte Einspielungen kennt?

    Diese von Naxos mit Peter Nagy habe ich mir vor Jahren mal so im „Vorübergehen“ gegönnt. Welchen Interpreten sollte man mit Mendelssohns „Liedern ohne Worte“ Eurer Meinung nach auf keinen Fall vergessen?

    Freu mich über Eure Tipps!

    Hallo Corda,

    bist Du eher an einer Gesamtaufnahme oder eher an einer Auswahl aus den Liedern interessiert?

    Wenn es eine Auswahl sein soll, dann würde ich diese beiden Aufnahmen empfehlen, die sich im Zugang durchaus ähneln. Beide fassen die Lieder auf, als das was sie sind: Miniaturen, Skizzen, Stimmungsbilder. Beide überliszten diese Musik nicht:

    Den Rahmen für Perahias Recital bilden Transkriptionen von Busoni und Liszt, "Nun komm der Heiden Heiland" und zum Schluss: "Leise flehen meine Lieder" und der Erlkönig. Shani Diluka spielt dagegen eine reines Mendelssohn-Programm. Diluka spielt 10 Stücke aus den "Liedern" und im Anschluss drei weitere Kompositionen Mendelssohns für Klavier solo, beziehungsweise für Klaviertrio in der Fassung für Klavier solo. Darunter auch die Variations Sérieuses, op. 54.

    Ich schätze beide Aufnahmen sehr.

    Eine relativ neue Gesamtaufnahme hat Amir Katz vorgelegt - ich habe sie eine Weile lang nicht mehr gehört, habe sie aber positiv in Erinnerung:


    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • frage mich, ob hier wohl jemand (vielleicht Christian Köhn) andere, empfehlenswerte Einspielungen kennt?

    Entschuldigung, ich schaue in diesen Thread nur selten rein, deshalb erst jetzt: Als Gesamtaufnahme kenne ich nur die von Barenboim und finde sie pianistisch und musikalisch sehr gut.

    Zitat von »Kater Murr«
    evtl. auch Gilels/Jochum (DG)
    Wobei ich die eher für langweilig halte, da gefiel mir der Brendel weitaus besser. Ansonsten find ich immer noch Richter/Leinsdorf unübertroffen

    Die beiden Aufnahmen sind sehr unterschiedlich: Richter geht die Sache höchst energisch, kraftvoll und sportlich an, Gilels ist vom ersten Akkordaufgang an um Klangschönheit und Kantabilität bemüht, ringt gewissermaßen mit jedem Ton. Dabei braucht er natürlich mehr Zeit, spielt also langsamer, aber mich berührt das insgesamt mehr, und eine der Schlüsselstellen, nämlich das "Più Adagio" vor dem zweiten Solo-Cello-Einsatz im langsamen Satz, finde ich in dieser Aufnahme einzigartig intensiv. Bei Richter leidet die Stelle schon unter der miserablen Intonation der beiden Klarinetten...

    Viele Grüße,

    Christian

  • Corda Vuota hatte sich ja nach Aufnahmen der "Lieder ohne Worte" erkundigt. Eine gute Gelegenheit, diesen Thread einmal wieder aus den Archiven emporzuholen - ;+)

    Die Beiträge zu den "Liedern ohne Worte" kopiere ich ebenfalls in diesen Thread, da sie thematisch hierher hervorragend passen.

    :wink: :wink:

    Caesar73

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Hallo Caesar73,

    ich habe leider erst zu spät gesehen, dass Du meine Frage bezüglich der Lieder ohne Worte hier herüberkopiert hast. Da stell ich meine Posting hier auch nochmals dazu — wenn es recht ist?! :rolleyes:

    Uiiiii... damit hatte ich nun gar nicht mehr gerechnet! Danke Euch allen für Eure Anregungen :kiss: . Da macht Ihr es mir nicht gerade leicht mit diesem Sack voller Empfehlungen. Vielleicht werde ich mir zuerst auf Barenboims Einspielung anhören, da Christian und Gurnemanz sie erwähnt haben und ich selbst auch schon mit ihr geliebäugelt habe. Die Richtereinspielung würde mich auch noch reizen und mit Perahia könnte ich mich ebenfalsl noch anfreunden. Am Ende muss ich aufpassen: „Zu viele Einspielungen verderbenden Brei!“ :huh: ?(

    Der Barenboim wird’s wohl werden!

    Bis bald
    corda vuota

    PS: Oder doch noch die Gieseking-Einspielung?

    Noch ein Einschub:

    Kennt Ihr die Einspielung von Frank van de Laar aus dem Jahr 1999/2000? Was ist von dieser zu halten?

  • PS: Oder doch noch die Gieseking-Einspielung?

    Um Dich endgültig zu verwirren, liebe corda: Bevor ich mir Daniel Barenboim als Gesamteinspielung anschaffe, würde ich vorher vielleicht auch einmal über die Gesamtaufnahme von Daniel Adni nachdenken. Was ich bisher darüber gelesen habe, verheißt nur das Allerbeste
    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/518-TU1ankL._SS400_.jpg]
    Ich meine aber weiterhin, dass es nicht unbedingt eine Gesamteinspielung sein muss. Die Auswahl-Einspielung von Gieseking ist einfach das Einfallstor zur Glückseligkeit, und nachdem man das durchlebt hat, kann es weitergehen mit einzelnen Liedern ohne Worte gespielt von Richter, Horowitz, Rachmaninow etc. :juhu:

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Daniel Adni kenne ich nicht. Aber für noch besser als den hier durchaus guten Barenboim halte ich auch die Gesamteinspielung der Lieder ohne Worte der Exil-Ungarin Lívia Rév (geb. 1916) bei Hyperion. Gegenüber dem eher weich zeichnenden, aber dabei sehr feinsinnigen Murray Perahia, spielt Lívia Rév nicht weniger differenziert, aber mit sehr großer Klarheit. Sie war auch eine sehr gute Debussy-Pianistin. Mir kommt ihr klarer Stil, der ohne jede 'Romantisierung' auskommt, dabei dann feinere Mittel der Gestaltung zu verwenden hat, was sie eben sehr gut kann, enorm entgegen. Barenboim scheint mir dagegen sehr traditionelle deutsche Romantik-Spielschule. Ich finde, den Liedern ohne Worten bekommt diese größere Klarheit ganz ausgezeichnet und höre ihre Aufnahme am liebsten.

    Lívia Révs Name ist heute wohl den meisten nicht mehr sehr geläufig, dabei hat sie nach dem Krieg mit vielen großen Dirigenten Konzerte gegeben, aber die Lieder ohne Worte waren wohl, vielleicht noch neben Debussys Preludes immer ihr High-Light, mit denen sie sich ihr ganzes Leben beschäftigt hat. Dieser späten Aufnahme ist das in ihrer durchdachten Gestaltung durchaus aufs Positivste anzuhören. Shani Diluka und Amir Katz habe ich mir auch mal ausgeliehen gehabt, sicher nicht schlecht, aber sie können dagegen nicht im mindesten ankommen.

    Dann habe ich gerade noch eine weitere Gesamteinspielung entdeckt und zwar der in Deutschland lebenden Argentinierin Carmen Piazzini und diese gerade spontan für schlappe 3 Euri (plus Versandkosten) bestellt. Keine Ahnung, warum Carmen Piazzinis Aufnahmen im eher Kernrepertoire immer in solchen Billigreihen landen, denn ich habe, neben viel ganz ausgezeichnet gespielter Moderne und Zeitgenössischem mit ihr auch sehr gute Beethoven- und ganz fantastische Schumann-Aufnahmen von ihr und meine Freundin ordnet ihre Mozartaufnahmen auch der fordersten Reihe zu. Insofern bin ich gespannt und werde, wenn die CD da ist, berichten.

    :wink:Matthias

  • ber für noch besser als den hier durchaus guten Barenboim halte ich auch die Gesamteinspielung der Lieder ohne Worte der Exil-Ungarin Lívia Rév (geb. 1916) bei Hyperion. Gegenüber dem eher weich zeichnenden, aber dabei sehr feinsinnigen Murray Perahia, spielt Lívia Rév nicht weniger differenziert, aber mit sehr großer Klarheit.

    Deine Beschreibung hat mich neugierig gemacht Matthias - ich habe mir Livia Révs Einspielung und diese gleich dazu:

    Dann habe ich gerade noch eine weitere Gesamteinspielung entdeckt und zwar der in Deutschland lebenden Argentinierin Carmen Piazzini und diese gerade spontan für schlappe 3 Euri (plus Versandkosten) bestellt.

    Ob Livia Rév "besser" ist als Amir Katz? Darüber müssen wir uns nochmal unterhalten - wenn ich Livia Rév gehört habe ;+) Am besten vielleicht anhand einzelner Stücke, dann lässt es sich besser vergleichen.

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

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