Konzerterfahrungen in München

  • Und noch ein persönlicher Konzerteindruck:

    ERWARTUNGEN ERFÜLLT

    Die Wiener Philharmoniker mit Gustavo Dudamel und Lang Lang in der Münchner Philharmonie im Gasteig, 23.4.2016

    Schwindelerregend hohe Preise, selbst die billigsten Plätze über 100 Euro, und trotzdem wird der Konzertsaal voll – die Namen ziehen halt. Einer der Pultstars von heute, der Starpianist schlechthin und das in München zuletzt immer sehr freundlich begrüßte Wiener Starorchester, dazu zwei „Abräumer“ des Konzertrepertoires – da gehen die Erwartungen in Richtung kompakter Klangluxus und pianistisch gekonnte Brillanz. Die Wiener Philharmoniker sind im 21. Jahrhundert angekommen, nun auch in München auf Tournee mit der Konzertmeisterin Albena Danailowa als "Anführerin" – im vorigen Jahrhundert war das lange Zeit undenkbar. Und alle erfüllen die Erwartungen. Lang Lang spielt Pjotr I. Tschaikowskys Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-Moll op. 23 (in dieser Besetzung nur in München!) souverän, das hat er drauf, das kann er auskosten, blitzsauber donnernd oder einschmeichelnd verträumt, er zieht alle Register und gibt dem Publikum den Zucker, den es für das teure Eintrittsgeld haben will. Das Orchester steht ihm klangsatt kompakt zur Seite, es lässt die Orchesterfarben zwischen Wiener Streicherschmelz und sanften Holzbläsern aufblühen. Die nach wie vor schreckliche Akustik im Gasteig, die zu wenig ausstrahlt, müssen alle hinnehmen, sie machen das Beste daraus. Dudamel steuert klug – dem Star am Klavier nicht die Show stehlen, aber sehr wohl Wert legen auf kompaktes Zusammenspiel. Jubelsturm nach dem Schlussakkord! Blumen für den Star auch aus dem Publikum. Die Zugabe gibt sich romantisch, erinnert mich an die „Love Story“. Tourneegerecht plastisch, man geht innerlich durch die Ausstellung mit, durchaus auch knallig (Hütte der Baba Yaga) und kräftig auftrumpfend (Das große Tor von Kiew) ziehen Modest Mussorgskijs/Maurice Ravels »Bilder einer Ausstellung« vorbei. Wenn das Orchester groß aufdreht, strahlt es sogar im Gasteig im „Surround Sound“ aus. Erneut großer Jubel, und Dudamel gönnt jeder Instrumentengruppe Spezialapplaus. Die Zugabe? Herabfallende Tonleiter, wieder rauf, rein in den Dreivierteltakt (aber sowas von wienerisch, keinerlei Sorge fürs Neujahrskonzert 2017), eine elegische Melodie – ah ja, Tschaikowsky noch mal, der berühmte Walzer aus „Schwanensee“. Wienerisch, russisch, Weltmusik. Erwartungen erfüllt.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • STREICHQUARTETT-GEGENWART FÜR HAYDN

    „Begegnungen“ – ein Streichquartettkonzert der Reihe „sonorizzonte“ im Johannissaal im Schloss Nymphenburg (München), 30.4.2016 - ein persönlicher Höreindruck

    Die von der Cellistin Jessica Kuhn organisierte ambitionierte Konzertreihe bringt bereits die vierte Saison außergewöhnliche Kammermusikprogramme zu Gehör. Vor etwa 100 Besuchern spielen diesmal Elisabeth Kufferath (Violine 1), Elisa van Beek (Violine 2), Geneviève Strosser (Viola) und Jessica Kuhn (Violoncello) Streichquartette von Joseph Haydn, Rudi Spring, Dmitri Schostakowitsch.

    Sympathisch und engagiert bietet Jessica Kuhn, die zu Beginn nicht vergisst, den Förderern und Sponsoren zu danken, profunde Einleitungsworte zu jedem Werk. Sie stellt die Komponisten und das Wesentliche der gespielten Werke vor und versteht es damit, die Vorfreude auf das zu Hörende zu verstärken und den Fokus auf das Wesentliche der Werke zu lenken.

    Zu Joseph Haydns Streichquartett F-Dur op. 77 Nr. 2, Hob. III/82 (aus dem Jahr 1799) erinnern wir uns an Fürst Esterházy und an den Londoner Förderer Salomon und rekapitulieren zusammen mit Jessica Kuhn Haydns Streichquartettentwicklung von den „Sonnenquartetten“ op. 20 bis zu den Spätwerken. Das Werk selbst? Hausmusik im kleinen Salon, beherzt musikantisch; man hört, dass dies kein eingespieltes, routiniertes Streichquartett ist, das sind vier Persönlichkeiten, die geben und nehmen, die sich gegenseitig befeuern und voll Leidenschaft drauflosspielen. So wirkt die Musik frisch und spritzig vom ersten bis zum letzten Ton. Was für ein genialer Streichquartettkomponist war Haydn doch, das wird hier wieder einmal deutlich.

    Auch Rudi Springs musikalischer Lebenslauf wird von Jessica Kuhn vorgestellt, die beiden haben auch schon viel Musikalisches gemeinsam gemacht. Eine persönliche Note bringt die Cellistin hinein, als sie berichtet, wie sie Rudi Spring in Rom besucht hat (er war 2005 Stipendiat der Villa Massimo) und dort Projekte besprochen wurden. Rudi Springs „In Nomine“ (eine Uraufführung) bietet zwei Rahmensätze für Streichquartett zu Joseph Haydns 2 Streichquartettsätzen Hob. III/83 (1803). Die Mittelsätze Andante grazioso und Menuet ma non troppo presto – Trio sind originaler Haydn, Spring hat die Sätze 1 und 4 völlig neu dazu komponiert. Der neue erste Satz also (Allegro): Nervös flirrende Musik unter Hochspannung, tonal schwebend, alles andere als epigonal, sehr eigenständig, aber nicht Haydn-fremd, wenn man (ja eben gehört) Haydns Musik im Kopf und im Herzen hat. Spring bietet seine eigene Tonsprache an, die Tonsprache eines Komponisten des 20./21. Jahrhunderts, ohne Haydn zuzudecken oder sich zu erheben – er ergänzt einfach. Das wird deutlich mit den Sätzen 2 und 3, der zweite mit einer wunderschönen klassischen Melodie, für mich Musik von vollendeter Weisheit, ideale klassische Musik, der dritte ein ernstes Moll-Menuett mit freundlicherem Dur-Trio, aber da das Menuett ja nach dem Trio wiederkehrt, bleibt der Ernst als Stimmung. Spring greift in seinem Finale (Vivace) diesen Ernst auf – düstere Räume öffnen sich, die vier „Stimmen“ müssen sich darin zurechtfinden, und dann geht ein nervöser Ritt los, über Stock und Stein und durch Gestrüpp, in irreale Traumwelten, mitreißend leidenschaftlich gespielt, aber gerade als man in dieser Traumwelt Fuß zu fassen meint, endet das Werk abrupt, man wird herausgerissen. Es hätte durchaus noch weiter gehen können. Spannende Musik, mit grandiosem Einsatz gespielt.

    Zu Dmitri Schostakowitsch merkt Jessica Kuhn nach der Pause (in der es kostenlosen Sekt und/oder Orangensaft gibt) an, die gemischten Gefühle des Komponisten im Jahr 1956 höre man dem Werk an das nun folgen wird, mit plötzlichen Schärfen. Jessica Kuhn verweist auch auf ein Prokofjew Zitat (aus einem Liebeslied) und darauf, dass Prokofjew am selben Tag starb wie Stalin. Das Streichquartett G-Dur Nr. 6 op. 101 spielen die vier Damen großartig ausgewogen – eine Idee, ein gemeinsamer Weg, mit enormer Musikalität und Leidenschaft zu Gehör gebracht, Musik ganz in der Gegenwart.

    Als Zugabe hören wir noch einmal das herrliche Menuett aus Haydns op. 77/2, ohne Trio und dadurch das Déjà-vu noch mehr verschleiernd, denn so mancher (auch der Schreiber dieser Zeilen) hat nur mehr gedacht „Das kenne ich doch, wohl wieder Haydn“, aber nicht mehr assoziiert – von zwei Werken davor.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Lieber Alexander!

    Danke für Deine schönen Berichte aus dem Münchner Konzertleben! Es macht Freude, Dich in diesem Thread in den Konzertsaal zu begleiten!

    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Dem Statement von Renate möchte ich mich dringlich anschliessen:
    Ganz selten liesst man solche überaus lebendige und anschauliche (anhörliche) Konzertschilderungen!
    Man kann wunderbar mitschwingen. Das ist purer Genuss! Danke AlexanderK!

    Walter

  • DIE VIELFALT DER KABARETTCHANSONS

    „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ – ein Liederabend mit Salome Kammer (Gesang) und Rudi Spring (Klavier) in der Kontrapunkt-Klavierwerkstatt, München-Obermenzing, 6.5.2016

    Im kleinen, netten Rahmen einer Klavierwerkstatt erleben wir eine Zeitreise in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, zu den großteils deutschsprachigen Kabarettchansons (teilweise aus Bühnenwerken entnommen) vom Jahrhundertbeginn bis zur Zwischenkriegszeit. Salome Kammer, die auch (teilweise ergänzt von Rudi Spring) mit Informationen zur Entstehungszeit, zu den Komponisten und Textdichtern sowie zu den Umständen der Entstehung durch das Programm führende Sängerin, Schauspielerin und Entertainerin, kann hier einmal mehr ihre ganze Vielseitigkeit, unterstützt durch den kongenialen Pianisten, der auch da und dort wo es die Lieder erfordern mitsingt, einsetzen. Das Konzert, so Salome Kammer, sei ein Probelauf für Madrid, wo man demnächst an der Oper „Moses und Aron“ aufführt und ein zu Schönberg passendes Konzertprogramm gesucht wurde.

    Und schon sind wir im 1901 von Ernst von Wolzogen gegründeten Berliner Überbrettl, in dem auch Victor Hollaender und Oscar Straus gewirkt haben und hören drei von Arnold Schönbergs gefällig-pointierten Brettl-Liedern („Galathea“, „Der genügsame Liebhaber“ und „Arie aus dem Spiegel von Arkadien“). Pointiert geht es weiter mit Hans Pfitzners „Tragischer Geschichte“ op.22/2 um den Zopf, der immer nach hinten fällt sowie mit Richard Strauss´ „Lied des Steinklopfers“ op.49/4, komponiert 1901. Der schon genannte Oscar Straus ist mit „Moderne Treue“ und „Ich bin eine Frau, die weiß was sie will“ vertreten. Chamäleonartig schlüpft Salome Kammer von Lied zu Lied in neue Rollen, nun bei Kurt Weills „Ich bin eine arme Verwandte“, danach aus dem Repertoire von Claire Waldoff mit Paul Strassers „Wejen Emil seine unanständje Lust“. Und schon sind wir im Cabaret Voltaire in Zürich und hören (ohne Klavier) Hugo Balls Sechs Laut- und Klanggedichte „Wolken“, „Katzen und Pfauen“, „Totenklage“, „Gadji beri bimba“, „Karawane“ und „Seepferdchen und Flugfische“. Salome Kammer entwirft hier jeweils minutenlang die ganze Atmosphäre der Stimmungen der Texte. Einige Klassiker von Kurt Weill runden den ersten Teil ab: „Alabama Song“, „Das Lied von der harten Nuss“, „Matrosen-Song“ und „Die Moritat vom Mackie Messer“, von Salome Kammer stilisiert starr mit Armpantomime vorgetragen.

    Rudi Spring nennt nach der Pause das ganze Programm eine Gratwanderung zwischen E- und U-Musik. Er verweist auf Kurt Weills Violinkonzert von 1924. Weill hat dann seinen Stil bewusst vereinfacht. Spring überrascht mit einem „Valse mélancolique aus der Tänzerischen Suite“ von Eduard Künneke und mit Erwin Schulhoffs „Tango pour E. Künneke aus Cinq Études de Jazz“, mit der Widmung des zweiten Stücks die Verbindung zum ersten verdeutlichend. Schulhoff, so Spring, hat auch avantgardistisch komponiert. Die beiden gebotenen Klavierstücke machen Lust auf mehr Beschäftigung mit den Komponisten, wie überhaupt der ganze Abend das Interesse für das Gebotene zu verstärken vermag. Der aus Wien stammende spätere Emigrant Erich Zeisl ist mit fünf Liedern vertreten, und die beiden Künstler lassen es sich nicht nehmen, auf den im Publikum anwesenden Tippgeber dafür zu verweisen: „Der Unvorsichtige“, „Der Weise“, „Die fünf Hühnerchen“, „Ein Stündlein wohl vor Tag“ und „Stilleben“. Diese Lieder sind auch vielfach originell pointiert und locken das ohnedies ob Salome Kammers gekonnter Hervorhebungen oft schmunzelnde Publikum besonders aus der Reserve. Rudi Spring verweist darauf, dass auch Hugo Wolf „Ein Stündlein wohl vor Tag“ vertont hat – eine Anregung mehr, dem Programm später diskografisch und mit Noten nachzuspüren. Laut Salome Kammer sind wir nun in den goldenen 20er Jahren, mit Rudolf Nelsons „Mir ist so mulmig um die Brust“ (eine Tucholsky-Vertonung) und Klassikern von Victors Sohn Friedrich Hollaender, zu denen Salome Kammer auch auf den „Blauen Engel“ verweist und den geschichtlichen Bogen was Hollaender betrifft verwandtenunterstützt bis zu Georg Kreisler spannt – große Chansonkunst des 20. Jahrhunderts, rollendeckend vorgetragen: „Ich weiß nicht zu wem ich gehöre“, „Die Kleptomanin“, „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ und „Ach lege deine Wange“.

    Großer Applaus, und die Zugaben, Rimsky-Korsakows „Hummelflug“, lautmalerisch und mit langem Atem (den man auch schon zuvor bewundern konnte) von Salome Kammer gesungen, und dann auch noch der Wunsch, den diese Frau im Leben hat, „Ich wär so gern ein Sexappeal“.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Arcanto Quartett in der Allerheiligen-Hofkirche

    Hallo zusammen,

    in den kommenden Tagen werde ich meine Live-Erfahrungen der vergangenen Tage nachreichen: am Mittwoch Abend machte das Arcanto Quartett in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz Station: Beethoven op. 132 und Schubert Streichquintett (mit Maxilmilian Hornung) standen (in dieser Reihenfolge) auf dem Programm, beide Stücke waren für mich live- Erstbegegnungen, von Einspielungen kenne ich sie beide ganz gut. Das Arcanto-Quartett spielte insbesondere beim Beethoven mit sehr wenig Vibratoeinsatz, also mehr oder minder HIP, ohne dass dies postuliert wird.

    Das fünfsätzige a-moll-Quartett von Beethoven ist eines der Schwergewichte unter den späten Beethoven-Quartetten, im Zentrum steht das Molto Adagio, der Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit. Erstaunt war ich vor allem von der großen Selbstverständlichkeit, mit der dieses spieltechnisch wohl ziemlich schwere Stück präsentiert wurde. Andere Interpreten legen sehr viel Wert auf große Geste, auf viele Ausrufezeichen. Im Münchner Konzert durfte man hingegen den Eindruck haben, dieses Stück sei die selbstverständlichste 'Fingerübung' der Welt, ein Eindruck, der insbesondere auch bei den schnellen Abschnitten in den Sätzen vier und fünf große Gelassenheit mit sich brachte. Bewegt worden bin ich von der großen Innigkeit, die insbesondere im Molto Adagio im Zentrum stand: hier war nichts gemacht, hier entstand eine Welt der Ruhe, Weltabgeschiedenheit und Gläubigkeit, die ich sehr überzeugend fand. Man kann den Unterschied zu den Abschnitten 'neue Kraft fühlend' größer gestalten, als es das Arcanto Quartett tat, überzeugend war das Ganze aber auch in dieser Interpretation. Durch den weitgehenden Vibratoverzicht erreichte die Interpretation eine zutiefst unpathetische, aber nicht minder rührende Wirkung.

    Nach der Pause war das Schubertsche Quintett von unglaublicher Intensität. Nicht dass hier druckvoller, mit mehr Nachdruck oder Vibrato gespielt worden wäre, sondern die großen Bögen, die orchestralen Klangwirkungen, die sehr sorgfältig geplanten dynamischen Steigerungen wurden absolut zwingend interpretiert. Auch hier gilt: manche Temporelation (im zweiten Satz wie im Scherzo) hätte man sich auch anders vorstellen können (ich fand vor allem das Tempo und die Einbettung des Trioteiles in den Gesamtsatz nicht überzeugend), aber die Gesamtwirkung war beeindruckend, das gilt insbesondere für das Duett zwischen erster Geige (Antje Weithaas) und zweitem Cello (Maximilian Hornung) im A-Teil des Adagio.

    Obwohl hier auch ein 'Solistenquartett' spielte, ist das (auch optisch wahrnehmbare) dialogische Element des Zusammenspiels sehr viel zurückhaltender als beim Julia-Fischer-Quartett. Hier wird der Zusammenklang und die große Entwicklung des Stücks wesentlich mehr in den Vordergrund gestellt als beim genannten Quartett. Es fällt mir schwer, grundsätzlich einer Musizierhaltung den Vorrang zu geben ... Der Abend war insbesondere beim Schubert-Quintett eine großartige Erfahrung, die mich sehr intensiv berührt hat.

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Dank an dieser Stelle auch an Dich lieber Giovanni di Tolon für Deine interessanten Berichte, auch andernorts!

    DER ATMOSPHÄRE NACHSPÜREN

    Eine CD Präsentation mit Yulianna Avdeeva, Beck am Rathauseck (München), 12.5.2016 - persönliche Eindrücke

    Die 1985 in Moskau geborene Pianistin, die 2010 den Warschauer Chopin-Wettbewerb gewann, aber keinen Plattenvertrag mit der DGG erhielt, ist vielleicht auch wegen dieser mangelnden Werbemöglichkeit seither immer noch etwas unterschätzt – zu Unrecht wie ich finde. Im Gegensatz zu anderen Präsentationen in der CD Abteilung bei Beck am Rathauseck sind nicht einmal alle Sitzplätze besetzt. Zu Beginn spielt die Künstlerin kräftig, selbstbewusst und zielsicher den 1. Satz aus Mozarts Klaviersonate KV 284 (mit Expositionswiederholung). Durch das anschließende Gespräch mit Maximilian Mayer (sie spricht perfektes Hochdeutsch mit sympathisch russischem Akzent) erfahren wir, dass Mozart die dynamischen Möglichkeiten eines neuen Hammerflügels bei diesem Werk neu ausloten konnte und wie die Künstlerin die Sonate sieht: den ersten Satz orchestral, den zweiten (das Menuett) als Tanz und den dritten (den Variationssatz) auch mit vokalen Elementen. Bei Mozart und Chopin sieht sie ähnliche Klarheit. Wichtig ist ihr, die Atmosphäre kennenzulernen, in der die Komponisten gelebt haben. Nach dem Chopin-Wettbewerb hat sie Chopin diesbezüglich in Warschau nachgespürt. Für sie ist Chopin kein Salonkomponist, und die Mazurken sind für sie das Zentrum seiner Musik. Die Musik drückt auch aus, dass er gerne Pole war. Auf der CD findet sich von Chopin die Fantasie f-Moll op. 49. Ergänzt wird die CD mit zwei Liszt Werken, der Dante-Sonate und Danza sacra e duetto finale aus Verdis „Aida“. Hierzu erfahren wir, dass „Aida“ Avdeevas Lieblingsoper ist und Liszt seine Bearbeitung in hohem Alter komponiert hat, als die Musik keinen „Zuschlag“ mehr brauchte. Bei der Meinung zur Dante-Sonate hebt sie die verschiedenen Emotionen hervor, die damit geweckt werden können. In München wird sie im Dezember 2016 Mendelssohns 1. Klavierkonzert mit Neville Marriner in der Philharmonie spielen. Die Dreiviertelstunde wird mit dem Vortrag der „Aida“-Transkription abgeschlossen, mit der es Yulianna Avdeeva schafft, große Opernatmosphäre herzuzaubern – kantabel und mit großräumigem „Opernfeeling“, theatralisch, aber nicht äußerlich effektheischend, sondern im besten Sinn operndramatisch. Diese große berührende Geste der berühmten Melodie aus dem Finale der Oper klingt auch noch beim Signieren und weiter nach, die kriegt man nicht mehr aus den Ohren.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Lieber AlexanderK,

    sehr gerne berichte ich weiter, ich lese Deine aufschlussreichen Berichte ebenfalls gerne ... und irgendwann klappt es auch mal mit dem Treffen bei einem Konzert oder so. Wo man schon in der gleichen Stadt unterwegs ist.

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • FLÜCHTIG UND DOCH EWIG

    Ein Konzert der Liedklasse Rudi Spring, Carl Orff Auditorium der Hochschule für Musik und Theater München, 23.5.2016

    Seit einem sich aus dem beruflichen Umfeld ergeben habenden Anstoß 2001 verfolge ich das künstlerische Wirken des 1962 in Lindau geborenen Komponisten, Pianisten und Musikpädagogen Rudi Spring mit großem Interesse, was Tonträgerveröffentlichungen, Rundfunkpräsenz und Konzerte betrifft. Herausragende Konzerthöhepunkte die ich miterleben konnte waren (nebst anderen) ein Schubert Sonatenabend in Lindau am 31.1.2004, Schuberts „Schöne Müllerin“ mit dem Sänger Christian Zenker in Giengen an der Brenz am 16.10.2009 und der 30.5.2010 im Zentrum Paul Klee in Bern, als die Camerata Bern mit Rudi Spring zusammen unter anderem Mozarts Konzert KV 449 und die Uraufführung von Springs IV. Kammersymphonie musizierte.

    Nun stand wieder einmal ein Konzert seiner Liedklasse an, in fünf Blöcke gegliedert. Zu jedem Block bot Rudi Spring eine kurze Einführung, thematisch, zu den Komponisten und Textdichtern sowie zu den einzelnen Liedern, teilweise die Liedtexte zitierend. Ich habe mir angewöhnt, während dieser Liedkonzerte nur marginal Notizen zu machen. Manchmal würde die Wortsuche vom nächstfolgenden Lied zu sehr ablenken, wichtiger ist es für mich, das Flüchtige und Ewige, das Wesen all dieser Lieder innerlich, mit Herz und Seele aufzunehmen, ohne es sofort mit Worten zu „zerlegen“. Die CD Klavierlied-Sammlung wächst ohnedies langsam aber doch stetig, sodass vieles dann auch noch vertieft werden kann.

    Block 1 mit Lilli Jordan und Franziska Reif nennt sich „Reger-Falke-Mosaik“. Max Reger genauso wie der Textdichter Gustav Falke sind 1916 gestorben. Diesen Block konnte man bereits beim dritten Konzert des Liedforums im April hören, für den Schreiber dieser Zeilen, der dieses Konzert nicht besuchen konnte, so immerhin die Möglichkeit, die vier Lieder live nachzuholen. Wir erfahren, dass Reger um die 300 Lieder komponiert und vor allem Zeitgenossen vertont hat, von Falke immerhin 17 Texte. Richard Strauss hingegen hat nur ein einziges Falke Gedicht vertont. Falke war Buchhändler, danach Klavierlehrer und erst dann Schriftsteller, wie uns Rudi Spring erklärt. Und wir erfahren auch, dass Stefan Zweig in seinen Erinnerungen die Zusammenarbeit mit Reger beschreibt. Bei diesem Block fühle ich mich musikalisch nachwagnerianisch: Max Reger »Müde« op. 43 Nr. 2 (1899) nach Gustav Falke, Richard Strauss »Meinem Kinde« op. 37 Nr. 3 (1897) nach Gustav Falke, Max Reger »Ein Drängen« op. 97 Nr. 3 (1906) nach Stefan Zweig und noch einmal Reger »Die bunten Kühe« op. 70 Nr. 4 (1902/03) nach Gustav Falke.

    Wie in einer „festeren“ Brahms-Welt komme ich mir im 2. Block vor, mit drei Liedern nach Friedrich Hebbel von Peter Cornelius, gesungen von Katharina Ritschel, am Klavier gestaltet von Rudi Spring selbst, der somit einmal mehr unmittelbar vom herzhaft wissend Vortragenden zum sensibel souveränen Klaviergestalter der Liedbegleitung mutiert. Cornelius und Hebbel hatten Wiener Jahre, in den Texten geht es teilweise um Todessehnsucht, die ersten beiden sind dunkle Gedichte, das dritte ein Gedicht des Ausgleichs, wie Spring erläutert: Peter Cornelius »Dämmerempfindung« (1861), »Reminiszenz« (1862) und »Abendgefühl« (1862/63).

    Die nun folgenden vier Lieder nach Johann Mayrhofer von Franz Schubert mit Bavo Orroi und Ryuzo Seko führen in die unvergleichliche Schubert-Liedwelt. Die meisten Texte, so Spring, hat Schubert von Goethe vertont, dann kommt aber gleich sein Freund Mayrhofer, mit dem er eine Zeitlang eine „WG“ (Spring meint, so würde man das heute nennen) geteilt hat. Oft gibt es bei diesem Textdichter Motive aus der Antike, so auch im Liedblock: Franz Schubert »Abendlied der Fürstin« D 495 (1816, mit kurzem wildem Mittelteil), »Heliopolis II« D 754 (1822), »Freiwilliges Versinken« D 700 (1820) und »Der Schiffer« op. 21 Nr. 2 (1817, mit ganz schön intensiv treibendem Klaviersatz).

    Drei Lieder nach Clemens Brentano bilden Block 4, mit Jana Daubner und Mayuko Obuchi. Spring erklärt, dass Brentano veröffentlichungsscheu war, das Wesentliche der eigenen Lyrik erst posthum veröffentlich wurde. Wieder wird die Neugier geweckt, die Liedwelt aufgetan: Richard Strauss »Ich wollt‘ ein Sträußlein binden« op. 68 Nr. 2 (1918), Paul Hindemith »Abendständchen« (1942) und noch einmal Richard Strauss »Als mir dein Lied erklang« op. 68 Nr. 4 (1918).

    Die Sängerin Andrea Jörg selbst hat die abschließenden vier Frühlingslieder ausgewählt, am Klavier wird sie von Shih-En Chiu begleitet. Auf den härtesten Bruch des Abends macht uns Spring schon vorab aufmerksam, von Lied 2 zu 3 wird er erfolgen. Und den Eichendorff „Frühling“, auch so etwas möchte man dann gerne weiter vertiefen, hat nicht nur Fanny Hensel, sondern auch Robert Schumann vertont. Block 5 also wie folgt: Charles Gounod »Au printemps« (1867) nach Jules Barbier, Wolfgang Rihm »Vorfrühling« op. 1 Nr. 13 (1970) nach Rainer Maria Rilke, Hugo Wolf »Im Frühling« (1888), Nr. 13 der Lieder nach Eduard Mörike und Fanny Hensel »Frühling« op. 7 Nr. 3 (1841/47).nach Joseph von Eichendorff.

    Beherzte, leidenschaftliche Interpretationen verstärkten mehr das Ewige als das Flüchtige, man geht danach innerlich bereichert und voller neuer Lust auf die Klavierliedwelt seiner Wege.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Reizende Girlandenmusik im Cuvilliéstheater

    Hallo zusammen,

    unter dem ziemlich unspezifischen Namen 'Virtuoses Barock. Das Festkonzert' spielte gestern L'Accademia giocosa mit Julian Prégardien unter der Leitung von Reinhard Goebel. Wer sich etwas für Telemann interessiert, hat die bisher einzige CD des Ensembles bei Oehms Classics vielleicht mit genauso viel Genuss gehört wie ich, dort spielt das Ensemble in solistischer Besetzung Sonaten, Trios und Konzerte vor allem der Vor-Hamburger Zeit. In reizender Begleitung durfte ich gestern nun ein, wie ich finde, außerordentlich schlüssiges Konzertprogramm mit engem Bezug zum Dresdner Hoforchester erleben, vermutlich der Mitwirkung von Reinhard Goebel geschuldet, der ja einige bewundernswerte Aufnahmen des Dresdner Repertoires 'wiederentdeckt' hat (Veracini, Heinichen):

    Jean-Fery Rebels Suite Les Caractères de la Danse von 1713 in der Besetzung 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Fagotte, Streicher und b.c. eröffnete den Abend mit viel Schwung, enormer Eleganz und einem sehr bass-lastigen Klangbild (2 Fagotte!). Den Dresden-Bezug stellt in diesem Fall eine Abschrift Pisendels dar, der über den Druck von 1715 hinaus eine Bratschenstimme enthält.

    Darauf folgte die erste der Lamentationes Jeremiae c-moll SeiH 71 mit Julian Prégardien. Auch in dieser Vertonung sind die hebräischen Buchstaben genauso vertont wie der übrige Text, ein Vorgehen, das mich schon bei anderen Barockvertonungen des Textes (z.B. den Lamentationes von Francesco Durante) verwundert hat. Eine Aufnahme des Stücks kann ich nicht erkennen, es handelt sich aber um eine reich orchestrierte Fassung mit zwei längeren Arien (Plorans ploravit sowie Viae Sion lugent) sowie einer kürzeren (Jerusalem, convertere) und einigen Rezitativen.

    Beachtlich war das folgenden Concertino D-dur für Traversflöte, Streicher, Oboen colla parte und b.c. aus der Messe Nr. 9 von Heinichen, hier war die Gegenüberstellung von lyrischer, aber dennoch hochvirtuoser Flötenstimme und Orchester sehr gelungen, die Soloaufgabe erfüllte Henrik Wiese bravourös.

    Den Abschluss des ersten Teils bildete die Sinfonia a-moll ZWV 189 von Jan Dismas Zelenka mit Solostimmen für Violine (Marije Grevink), Violoncello (Johannes Berger), Oboe (Stefan Schilli) und Fagott (Makiko Kurabayashi), ein Stück überbordender Musikantität, aber auch recht derben, fast schon chaotischen Witzes, das mich sehr in den Bann geschlagen hat. Wer eine Aufnahme sein eigen nennt, sollte mal wieder in die Aria di Capriccio hineinhören...

    Den zweiten Teil eröffnete ein Konzert F-dur für 3 Violinen, Streicher und b.c. RV 551 von Antonio Vivaldi, ein recht konventionelles Konzert, das mit den unterschiedlichen Spielarten der Solostimmen im langsamen Satz noch die amüsanteste Wendung genommen hat.

    Nachdem das Gesangsstück im ersten Teil eine Lamentatio war, war die vermutlich auf den 20. Mai 1731 datierbare Motette von Zelenka ein sehr freudiges Stück, wie schon der Titel verrät: Gaude laetare, ZWV 168, hier nur aus zwei Arien und einem eingeschobenen Rezitativ bestehend.

    Musikalisch war das Schlussstück, das Concerto Grosso A-dur von Johann Seyffart, einem aus Augsburg stammenden Musiker, mit Solostimmen für 2 Violinen, 2 Flöten, 2 Oboen, und 2 Fagotten der schwächste Beitrag. Hier konnte die sehr engagierte, mit Virtuosität gesegnete Spielweise des Ensembles aber genauso einnehmen wie bei den anderen Stücken.

    Etwas enttäuscht war ich von der, so habe ich das gehört, schlechten Vorbereitung von Julian Prégardien, dem vermutlich mehr Beschäftigung mit diesen anspruchsvollen Stücken gut getan hätte, gestalterisch wäre da schon noch einiges mehr drin gewesen. Dem Orchester unter Reinhard Goebel möchte man nur ein 'Weiter So!' zurufen, klanglich und von der Gestaltung der Einzelstimmen war das alles auf sehr hohem Niveau.

    Ich möchte jedem, der die Gelegenheit dazu hat, nur nahelegen, die Accademia Giocosa einmal live zu erleben, deren Musizieren tatsächlich dem Namen alle Ehre macht. Wer nicht das Vergnügen hat, möge sich mit der schönen Telemann-Scheibe begnügen. Vielleicht werden ja auch Teile des gestrigen Konzerts für eine CD aufbereitet.

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Hallo zusammen,

    gestern Abend spielte das BR SO unter Leitung des mittlerweile 87-jährigen Bernard Haitink Gustav Mahlers kolossale 3. Symphonie in der Philharmonie am Gasteig.

    Ich kann von einem sehr erfüllenden Abend berichten, wie bei so manchem anderen Dirigenten jenseits der 80 blüht auch Haitink am Dirigentenpult sichtbar auf. Mit meiner reizenden Begleitung hatte ich Plätze in Block E, also hinter den Kontrabässen mit Blick auf die Vorderseite Haitinks. Erstens war ich begeistert, wie gut die Akustik dank der Akustiksegel auf diesen Plätzen ist, ich werde dort nicht das letzte Mal gesessen haben. Zum anderen war es eine überaus spannungsvolle Aufführung, die den Kosmos Mahler III in vorbildlicher Weise präsentierte.

    In meinen Ohren gab es keinen Moment des Spannungsabfalls, so gut wie keine Kiekser in den Hörnern, sondern ungemein engagiertes und leidenschaftliches Spielen des mit über 100 Spielern groß besetzten Orchesters. Und das will bei diesem Riesenstück doch etwas heißen. Von der selbstbewusst auftrumpfenden Hornfanfare am Beginn des gewaltigen ersten Satzes über die vielen zarten Violinsoli und die ungemein scharf genommenen Schlagwerk-Einsätze bis zu den großen Streicherkantilenen des Finales empfand ich alles Orchesterspiel als sehr gelungen und mustergültig.

    Gerhild Romberger, die Augsburger Domsingknaben und der Frauenchor des BR waren dem Orchester ebenbürtig. Sowohl die Nietzsche-Vertonung im 4. Satz als auch den 'Gesang der Engel' habe ich noch nie so präsent-farbig erlebt. Das kann sicher an den akustisch vorteilhaften Plätzen keine 8 Meter vom Chor entfernt liegen.

    Haitinks Mahler ist seit seiner ersten Gesamtaufnahme aus den 1960'er/1970'er Jahren mit dem Concertgebouw Orkest berühmt, die letzte verfügbare Aufnahme von Mahler III scheint die mit dem CSO vom Oktober 2006 zu sein. Ich kann nicht behaupten, die mindestens vier auf CD und DVD verfügbaren Aufnahmen zu kennen. Mich hat die sehr unprätentiöse, im besten Sinne des Wortes kapellmeisterliche Leitung und dirigentische Disposition der Symphonie sehr erreicht, das Publikum dankte mit standing ovations und vielen bravo-Rufen. Zuletzt hat der BR auf dem eigenen Label einige Konzertmitschnitte von rezenten Haitink-Auftritten veröffentlicht (z.B. Mahler 9 und Beethoven Missa Solemnis), eventuell wird das hier auch wieder erfolgen. Die leidenschaftliche Begeisterung des BR-SO und -Chor und die gute Chemie zwischen Dirigent und Orchester war gestern im Live-Erlebnis sicher besser wahrzunehmen, ich denke, sie überträgt sich aber auch auf den Zuhörer am Radio.

    Heute Abend wird das Konzert wiederholt, ab 20:03 Uhr live auf BR Klassik, danach eine Woche im Mediaplayer, am Sonntag 20 Uhr in der Kölner Philharmonie mit einem anderen Kinderchor.

    Meine Empfehlung lautet: anhören! Wenn möglich live!

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • EINE WELT AUFGEBAUT

    Sophie Pacini stellt ihre neue Beethoven/Liszt CD vor, CD Abteilung Beck am Rathauseck (München), 10.9.2016

    Schon 15 Minuten vor Beginn spielt sich die junge Pianistin kräftig mit Liszt/Wagners Tannhäuser-Ouvertüre ein, das lässt aufhorchen. Am Vortag war in Berlins Konzerthaus das CD Release, nun stellt Sophie Pacini ihre erste beim Major Label Warner erschienene CD auch in München vor, in einem Gespräch mit Dieter Mondrejewski. Mit der CD Abteilung des Kaufhauses ist sie seit der Kindheit verbunden. Sie betont in ihren herzlich und leidenschaftlich vorgebrachten Ausführungen, dass ihr auch als Frau die Musik wichtiger ist als das Äußere. Der Sendesaal in Bremen, in dem die CD aufgenommen wurde, steht unter Denkmalschutz. Gemeinsam mit dem Tontechniker hat Sophie Pacini lange nach dem richtigen Klang gesucht, um auch das Orchestrale der Klavierwerke gut zur Geltung zu bringen. Pacini legt ein Plädoyer für Liszt ab. Dessen 3. Consolation, so Pacini, sei an Chopin angelehnt. (Dieses Stück ist aber nicht auf der CD enthalten.) Mit der Klavierfassung der Tannhäuser Ouvertüre habe Liszt eine neue, eigenständige Version geschaffen. Pacini spielt nun Liszts Consolation Nr. 1 - ganz gegenwärtig, natürlich und empfindsam fließend. Sie sagt, da müsse man ganz tief in den Flügel hineinspielen. Dann führt sie am Klavier die Pianissimo-Glissandi des dritten Satzes der Waldstein-Sonate von Beethoven vor, mit dem Daumen und dem kleinen Finger gleitend, im Gegensatz zum ausgespielten Fingerlaufen. Bewusst folgen auf der CD Liszts Tannhäuser Ouvertüre und Don Juan Reminiszenzen hintereinander, von E-Dur zum dunklen d-Moll. Don Giovanni, so Pacini, feiert sich bei Liszt hinein in die Hölle. Wir erfahren, dass es bei youtube Liszts 6. Ungarische Rhapsodie mit der jungen Argerich gibt. Mondrejewski meint, Pacini spiele dieses Werk musikalischer als ihre Mentorin. Die Pianistin erzählt von der Meisterklasse ihres Studiums, wo Brahms für die Musikalischen und Liszt für die Techniker stand. Sie sieht sich hier als Anwalt für Liszt. Sie hat mit der h-Moll Sonate begonnen, viel gelernt dabei und will Liszt aus der virtuosen Ecke herausholen. Liszt nennt sie einen Vorausdenker. Und dann spielt sie die Liszt Fassung der Tannhäuser Ouvertüre: unfassbar gut, poetisch bis hochvirtuos, überwältigend. Die knapp 30 Besucher sind hin und weg. Da hat Sophie Pacini wirklich eine ganz eigene, ganz große Klavierwelt aufgebaut in diesen knapp über 15 MInuten. Nachher wird auf das Konzert im Prinzregententheater am 7.5.2017 und auf ein Konzert in Polling verwiesen, und dann wird persönlich gratuliert und signiert. Man ist gespannt, die CD erstmals in Ruhe durchzuhören.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Lieber Alexander und lieber Benno

    Als Dank und zur Ermutigung möchte ich kundtun, dass ich Eure Rezensionen mit Freude und Gewinn zur Kenntnis nehme.
    Das schreibende Gewähren von musikalischen Einblicken ins münchener Konzertleben ist sehr grosszügig.

    Herzlich grüsst Euch
    Walter

  • Lieber Walter,

    sehr gerne mache ich da weiter.

    György Ligeti, Lontano für großes Orchester
    Richard Strauss, Vier letzte Lieder mit Diana Damrau, Sopran
    Peter I. Tschaikowsky, Symphonie Nr. 5 e-Moll op. 64

    Heute mag ich berichten vom gestrigen Konzert des Bayerischen Staatsorchesters unter Kirill Petrenko im Rahmen der Münchner Akademiekonzerte. Mit großem Glück habe ich die letzte verfügbare Karte für das gestern live ins Internet auf http://staatsoper.de/tv und auf BR-Klassik übertragene Konzert gekauft. Und es war unglaublich toll.

    Zum ersten Mal überhaupt hat das ByStOr Ligetis Lontano im Programm gehabt, diese sehr stark auf Farbverläufe und Verästelungen der Stimmverläufe ausgelegte Musik liegt Petrenkos Dispositionspräzision außerordentlich. Selbst hier vermochten das ungeheuer motivierte Orchester und Petrenko eine Aufmerksamkeit und Aufgeschlossenheit im Publikum hervorzurufen, die ich in der Form bei so 'spröder' Musik noch nicht erlebt habe. Ich saß in Reihe 4 sehr weit am Rande und hatte dadurch sehr guten Blick sowohl auf Petrenkos Interaktion mit seinem Orchester als auch auf die teuren Plätze (etwas über 50 €!, was ja in München eigentlich geschenkt ist).

    Diana Damrau gab im Auftreten ganz die Diva, die das Publikum von ihr erwartet, ihre Anlage der Sopranpartie war akustisch immer auf der leisen Seite, niemals im Entferntesten auf der auftrumpfenden Seite. An vielen Stellen war die Stimmer dadurch so stark mit dem Orchester verschmolzen, wie man es sich nur eben vorstellen konnte. Im Grunde ist die Strauss'sche Orchestrierung ja mit den gleichen Intentionen unterwegs wie bei Ligeti 19 Jahre später: Farbverläufe, Verästelungen der Stimmverläufe, nur hat Strauss halt noch echte Melodien geschrieben. Ich bin sicher kein häufiger Strauss-Hörer (die vier letzten Lieder habe ich nur einmal vorher im Konzert gehört, Soile Isokosi sang damals in den 1990'ern), aber die Luftigkeit, Durchhörbarkeit an den einen und andererseits Erdigkeit des Klangs an anderen Stellen war toll, ich kann es mir vom Orchestralen kaum besser vorstellen. Diana Damrau hat mich nicht so erreicht, ohne dass ich es wirklich benennen könnte, woran das liegt. Sängerin und die vielen Solostimmen im Orchester wurden im anschließenden Applaus sehr gefeiert.

    Tschaikowsky gehört bei mir sicher noch viel weniger zu den Leib- und Magenkomponisten, dafür finde ich ihn oft zu klebrig gespielt. Gestern Abend hingegen war ich sehr bewegt, wie durch die Gestaltung der Orchesterklänge das Stück wie neu entstand. Petrenko und das Orchester haben das Stück während der heute in Frankfurt zu Ende gehenden Europatournee bis gestern siebenmal gespielt, dennoch war da kein Quentlein Routine zu hören, die Streicher bis an die letzten Pulte haben mit dem Dirigenten interagiert, kleinste Tempoanpassungen sind sofort aufgenommen worden. Es scheint wirklich eine große Begeisterung zwischen Orchester und Dirigenten für einander aber auch für die gespielte Musik zu geben. Daran live Anteil zu nehmen, ist einfach ein großes Glück, bei jedem Auftreten des Schicksalmotivs hatte es einen anderen Charakter, die positiven Passagen im zweiten und dritten Satz sprühten vor Glück, emotional wurde der aufgeschlossene Zuhörer richtig mitgerissen.

    Ich denke, ich werde weiterhin versuchen, Petrenko so viel wie möglich live zu hören ... mal schauen, dass wir bei der Schostakowitsch- Lady Macbeth Ende November/Anfang Dezember Glück haben. :love:

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Hallo Benno,

    vielen Dank für Deinen Bericht.

    Ich konnte das Konzert am Montag hören und schließe mich im Wesentlichen Deinen Ausführungen an.

    Zwei Bemerkungen möchte ich aber noch anschließen:

    Beim Strauß hatte ich manchmal den Eindruck, daß Diana Damrau recht unvermittelt die Lautstärke geändert hat. Manche Einsätze waren deutlich lauter, als die vorhergehende Phrase und ohne das es eine dynamische Änderung im Orchester gegeben hätte. Dadurch erschien mir der Verlauf teilweise etwas unorganisch. In der Nachbarschaft von Michel (Le Merle Bleu), der auch dort war, wurde vermutet, daß Damrau etwas Probleme mit der Akustik im Saal hatte. Daher meine Frage: Ist Dir ähnliches auch aufgefallen, oder waren es tatsächlich akustische Probleme, die in der zweiten Aufführung besser waren. Ich habe Parkett 11. Reihe relativ in der Mitte gesessen, Michel in der 13. Bei Petrenko-Konzerten ist es ja nicht mehr einfach Karten zu bekommen, Karten nebeneinander haben wir nicht geschafft. (PS: Diese Bemerkung ist natürlich meckern auf höchstem Niveau)

    Und dann eine persönliche Bemerkung zum Tschaikowsky. Ich fand das Stück am Montag großartig gespielt, wie Du. Ich mag aber das Stück einfach nicht (zu häufige Widerholung einzelner Phrasen; ich finde auch, daß das Schicksalsmotiv totgeritten ist) und das Konzert konnte mich nicht umstimmen. Fast fand ich, daß alles, was mich an dem Stück stört, in dieser Interpretation noch deutlicher wurde. Das ist natürlich eine persönliche Bewertung - aber seit Montag bin ich der Überzeugung, wenn ich das Stück nach dieser Interpretation noch nicht mag, werde ich es wohl nie mögen :versteck1:


    Zitat

    Ich denke, ich werde weiterhin versuchen, Petrenko so viel wie möglich live zu hören ... mal schauen, dass wir bei der Schostakowitsch- Lady Macbeth Ende November/Anfang Dezember Glück haben.


    :jaja1: Ich freue mich sehr auf die Lady Macbeth - Karten werden wieder schwierig werden, vermutlich. Vorher haben wir aber noch mal die Meistersinger :D

    Viele Grüße,

    Melanie

    With music I know happiness (Kurtág)

  • Liebe Melanie,

    die unvermittelten Lautstärkeänderungen von Diana Damrau habe ich auf meinem Platz nicht wahrgenommen. Ich könnte mir vorstellen, dass das einfach eine Frage des druckvollen Orchesters im Rücken ist, das sie am Mo dazu gebracht hat, unvermittelt lauter zu singen. Und dass sie für Di von Kirill Petrenko beruhigend gesagt bekommen hat: das musst Du gar nicht machen. Ich hatte grundsätzlich den Eindruck, dass sie immer am unteren Rand des Möglichen geblieben ist.

    Ich denke, dass Dein Schlusssatz stimmt: wenn Dir Tschaikowsky 5 in dieser Aufführung nicht zusagt, dann wirst Du es wohl nie mögen. Ich habe im Frühjahr zum ersten Mal selber Tschaikowsky (in der Münchner Philharmonie mit den Symphonikern) aufgeführt und war eigentlich überrascht, wie gut mir diese Musik gefällt, wenn die Tränendrüse eben nicht ständig gedrückt wird. Das Überdeutliche der Aufführung habe ich auch so wahrgenommen, wie gesagt, so gespielt kann ich das Stück schon ganz gut leiden. Aber das geht halt nicht jedem so.

    Von den Meistersingern hat einer meiner Mitchoristen sehr geschwärmt, da dürft ihr Euch sicher drauf freuen.

    Und bei Lady Macbeth habe ich bei einer Sonntags-Aufführung schon eine Absage nach dem schriftlichen Vorverkauf erhalten, ich versuche es noch mal mit der Vorstellung am Do., 1.12.

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Und bei Lady Macbeth habe ich bei einer Sonntags-Aufführung schon eine Absage nach dem schriftlichen Vorverkauf erhalten, ich versuche es noch mal mit der Vorstellung am Do., 1.12.

    Ich habe den schriftlichen Vorverkauf gar nicht versucht. Ich versuche es immer am Beginn des Internet-Vorverkaufs, da kommen noch mal zusätzliche Karten in den Verkauf. Man muss aber Punkt 10:00 (oder eigentlich schon vorher) am PC sitzen und hoffen, daß man schnell durch die Warteschlange kommt. Beim letzten Mal habe ich das mit drei Geräten gleichzeitig gemacht - es ist nämlich keineswegs so, daß das Gerät, das zuerst in der Warteschlange landet, auch das erste ist, was durchkommt. Ich drücke jedenfalls die Daumen.

    Vielleicht sieht man sich ja sogar mal.

    Viele Grüße,

    Melanie

    With music I know happiness (Kurtág)

  • Die beiden Konzerte in München waren ja Teil einer Tournee mit zehn Stationen in Europa, die Petrenko mit dem Bayerischen Staatsorchester unternommen hat - dort (nicht in München) war ich dreimal dabei und schreib später noch etwas im Petrenko-Thread dazu.

    Das Münchner Konzert vom Dienstag (20.9.) kann man sich noch immer auf der Website von BR4 anhören - ich weiß allerdings nicht, wie lange noch (Ligeti, Lontano: 2:20 - 14:10; Strauss, Vier letzte Lieder: 17:15 - 39:20; Tschaikowsky, 5. Sinfonie: 1:08:45 - 1:54:20):

    München, 20.9. - Ligeti, Strauss, Tschaikowsky - Diana Damrau, Bayerisches Staatsorchester, Kirill Petrenko

    Noch ein paar Worte zu Diana Damrau: grundsätzlich schätze ich sie schon, aber eigentlich mag ich ihr sehr helles, fast "weißes" Timbre nicht so wie das farbenreichere und strahlendere einer Anja Harteros. Im Konzert (Luzern) fand ich auch, dass ihr Konzept des intimen, diskreten, manchmal fast instrumentalen Singens nicht immer aufging, trotz des überaus sängerfreundlichen Orchesters. Im Mitschnitt des BR, der natürlich die Stimme viel vordergründiger abbildet, als man sie im Konzertsaal hört, finde ich Damrau aber großartig: sehr nuancenreich, fast schon à la Schwarzkopf, wie sie die Vokale einfärbt ("wandermüde"), wie sie manchmal die Konsonanten in die Länge zieht (z.B. das "zzzzu" am Ende von September) und sogar um des Ausdrucks willen die Notenwerte verkürzt (das ungeheuer matte "matt" in September). Ganz toll das zeitweilige Verschmelzen von Stimme und Instrument(en), z.B. mit der Oboe bei "Vogelsang" in Frühling, oder der somnambule Ausdruck am Anfang von Beim Schlafengehen. Nur der Aufschwung aufs hohe a bei "Lüften" in Frühling klang und klingt sowohl im Konzert wie auch im Mitschnitt unorganisch laut, fast unkontrolliert (vielleicht, Melanie, meintest Du oben auch diese Stelle, als Du oben über die wechselnde Lautstärke bei Damrau gesprochen hast?).


    Viele Grüße

    Bernd


    PS: Tschaikowskys Fünfte mag ich seit meinem 15. Lebensjahr - womöglich bin ich irgendwie in der Pubertät steckengeblieben... :D

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  • PS: Tschaikowskys Fünfte mag ich seit meinem 15. Lebensjahr - womöglich bin ich irgendwie in der Pubertät steckengeblieben... :D

    Das geht mir exakt genau so, lieber Bernd: Mein Vater besass eine 7- oder 8-faltige 78-er-Bibel mit der schelllackimprägnierten besagten Fünften von Tschaikovsky (mit Alceo Galliera oder mit Klemperer und irgend einem Londoner Orchester, wenn ich mich nicht täusche).

    Die Piotrmuttermilch hat mich, den damals 8-Jährigen (1962), unheilbar infiziert mit dem unverwechselbaren Idiom dieses eminenten, sympathisch ehrlich "spätdekadenten" Werks, dessen Schicksalsmotiv ich gleichsam in mein genetisches Material eingebaut habe. ;) Es war das Jahr, als ich mit dem Klavierspiel beginnen durfte, das mich aus dem Elend der beidermeierlichen Enge errettet hat.

    Ansonsten geht ein grosser Dank an Benno für eine weitere, sehr herzenssprechende Konzertkritik und an Mela für die interessante Ergänzung.

    Gruss von Walter

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