PUCCINI: Tosca – Kommentierte Diskographie

  • PUCCINI: Tosca – Kommentierte Diskographie

    Meine Lieben,

    Da ich mit den rumänischen Operneinspielungen nun schon einmal begonnen habe, spüre ich eine gewisse Verpflichtung, das fortzusetzen (und Rideamus' sanfter Stoß in diese Richtung hilft. meine Trägheit zu überwinden).

    Cantus Classics 1998 (der Cover zählt zu den gelungensten dieses Labels)

    Während die erste Rumänen-Serie aus den 1960er Jahren stammt, entstand diese "Tosca" erst 1977. Das macht sich in einer doch leicht verbesserten Tonqualität bemerkbar, andererseits gibt es mit den Stimmen jetzt schon einige Probleme, die früher vermutlich so nicht toleriert worden wären.


    Die Kritik gilt jedoch nicht für das Dirigat: Cornel Trailescu holt aus dem Bukarester Opernorchester sehr viel heraus, setzt auch zartere Nuancen und bietet eine vorzügliche Leistung, mit der er sich vor den berühmten Italienern nicht zu verstecken braucht. Auch Nicolae Herlea als Scarpia hält absolutes Spitzenniveau, wirkt einerseits perfekt abgefeimt, andererseits gestaltet er den stilvollen Edelmann, dessen verführerische Ausstrahlung durch alle Intrigen spürbar wird. Von seiner Kraft und seiner Stimmfärbung hat er gegen früher nicht das Geringste eingebüßt und behauptet souverän und stilsicher seine Position als einer der besten Baritone überhaupt.
    Leider kann man das von Virginia Zeani nicht behaupten: Die Arme hat wirklich Pech: Ihre Voletta kam seinerzeit etwas zu spät, weil sie da nicht mehr ganz jugendlich klang, und diese Tosca hätte sie überhaupt nicht mehr singen sollen. Die Abnützung dieser vordem wundervollen Stimme ist bedauerlicherweise nicht zu überhören. Zeani verfällt mitunter ins Schrille und versucht, sich durch übertriebenes Schluchzen über einige Schwierigkeiten zu retten, was nicht gelingen kann. Zwar verfügt sie über genügend Routine, aber es funktioniert halt nicht mehr durchgehend.
    Corneliu Fanateanu als Cavaradossi schafft auch kein einheitliches Niveau. An sich eine schöne und kräftige, dabei reife Stimme mit leicht heldischer Färbung, die auch in der Mittellage gut anspricht - insofern sind das sehr gute Voraussetzungen, und wenn es nicht zu sehr in die Höhe geht, gefällt er mir auch sehr. Es scheint aber, als ob er mehr mit "Natur" singt und weniger mit Technik, denn sehr schmiegsam ist das Organ nicht, und bei den "Vittoria"-Rufen geht es denn auch nicht gut. Das Duett im letzten Akt verhauen sowohl Tenor wie Sopran. Das ist schade. Ich weiß natürlich nicht, ob das für die zwei damals einfach nicht zu schaffen war, aber für mein Gefühl hätte man es ein paar Mal öfter probieren müssen (aber vermutlich war von den Kosten her nicht möglich).

    Nachtrag: Nach einer Information Haralds im zurückgelassenen Bereich war Fanateanu gar nicht vorgesehen, sondern sprang an Stelle eines aus dem Westen nicht mehr heimgekehrten Tenors ein. Unter diesen Umständen ist etwas Nervosität sicher verzeihlich.

    Die Bässe - Gheorghe Crasnaru als Angelotti und Constantin Gabor als Sagrestano - erweisen sich nach wie vor als Stärke der Osteuropäer, Nicolae Andreescu als Spoletta dagegen ist eher untermittelmäßig, ebenso Emilia Oprea als Hirt.

    Eine sehr durchwachsene Aufnahme also, Trailescu und Herlea vermitteln Sternstundengefühle, aber dazwischen rutscht man vom Opernhimmel doch in ungewohnt dissonanteTon-Regionen.

    Liebe Grüße
    Waldi

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Lieber Waldi!

    Meine Lieblings - Tosca ist diese:

    Zinka Milanov ist eine besonders gute Tosca, sie sang ja noch unter dem Namen Zinka Kunz in Wien, nach 1947,

    und Franco Corelli der Cavaradossi, da kann ich als Fan, von ihm, nur mehr sagen einzig gut.

    Der Scarpia von Gian GiacomoGuelfi ist zwar kein Ruggero Raimondi, aber er ist auch passend.

    Die TQ ist für eine Aufnahme von 1957 ausnehmend gut.

    Liebe Grüße sendet Dir Peter. :wink: :wink:

  • Classical Records 1967 (2003)

    Unser russophiler Edwin hat sich seinerzeit - eh schon wissen, wo - sehr begeistert über diese russische Aufnahme gezeigt und sie für seinen persönlichen Favoriten erklärt. Diese Empfehlung und andere gute Erfahrungen mit russischen Einspielungen haben meinen anfänglichen Skeptizismus überwunden - glücklicherweise, denn wenn es auch nicht gerade die beste "Tosca" ist, so doch eine ausgezeichnete, die man sich nicht entgehen lassen dürfte.

    Gleich vorweg, weil die Produktionstechnik hinter dem Ural als nicht ganz so entwickelt gilt: An der Tonqualität vermag ich nichts auszusetzen, die ist tadellos. Die einzige Schwierigkeit ergab sich daraus, daß die Mittellöcher der beiden CDs nicht ganz exakt ausgestanzt waren und es doch etwas stärkeren Drucks bedurfte, um sie korrekt einzulegen. Dann liefen sie aber problemlos und ließen sich auch leicht wieder herausnehmen.

    Man fragt sich natürlich, inwieweit die doch recht anders beschaffene russische Sprache zu Puccini paßt. Beim Liebesgesäusel zwischen Tosca und ihrem Mario im 1.Akt hört sich das naturgemäß ungewohnt an, aber das vergißt man bald, und nach ein paar Scarpia-Tönen war mir die Sprache bereits egal und ich voll begeistert. Daß sich Russisch für einen gewissenlosen Tyrannen nach meiner Meinung ausgesprochen gut eignet, mögen mir die Russen verzeihen...

    Der 2002 verstorbene Yevgeny Svetlanov dirigiert das Staatliche Symphonieorchester der UdSSR: Präzis, sauber, spannungsreich und die dramatischen Steigerungen gerade richtig dosierend. Ein paar Jahre davor hatte er übrigens auch an der Scala dirigiert.

    Tamara Milashkina hätte beinahe die fast perfekte Tosca-Stimme, wäre sie nicht bei den höchsten Tönen ab und zu etwas scharf. Sonst jedoch verdient sie jedes Lob, läßt technisch wie in der Färbung und im Ausdruck keine Wünsche offen.

    Zurab Anzhaparidze (Cavaradossi) hätte mit seinem leicht baritonal angehauchten, recht virilen Organ eigentlich eine Weltkarriere verdient. Ein paar Mal drückt er zwar, aber das dürfte nur Nervosität sein, denn dann befreit sich die technisch gut geschulte Stimme und klingt prächtig. Sein "Vittoria"" (bzw. was er da russisch singt) ist ein Erlebnis!

    Oleg Klenov gibt den Scarpia. Auch er besitzt eine wundervolle Stimme, wirkt aber geradliniger als viele unserer besten westlichen Scarpias, er schillert nicht ganz so, aber man möchte ihm trotzdem stundenlang zuhören.

    Sehr gut besetzt sind auch sämtliche Nebenrollen.

    Großer Dank an Edwin für den Tip, und ich kann nur schließen: Gehet hin und kauft!

    Liebe Grüße

    Waldi

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Hallo miteinander,

    was die Oper „Tosca“ angeht, tue ich mich schwer unter mittlerweile doch etlichen CD’s und auch DVD’s „die Tosca“ für mich auszuwählen.

    Die nachfolgende Aufnahme ist für mich vielleicht von allen die rundeste, d.h. für meinen Geschmack optimal besetzt als Gesamtensemble:

    wobei ich trotzdem Tito Gobbi als Scarpia noch besonders hervorheben muß, ich bin kein direkter Liebhaber seiner Stimme aber diese Darbietung ist fast nicht zu übertreffen.

    Nur ein Sänger bringt für mich in dieser Rolle in seiner Weise eine gleich gute Leistung und das ist Ruggero Raimondi, vor allem, für mich, in dieser Aufnahme:

    mit Placido Domingo als soliden Cavaradossi (nicht mehr – für mich) und einer sehr gut spielenden Tosca mit weniger damenhafter als erotischer Note durch Catherine Malfitano, gesungen habe ich die Tosca schon schöner gehört. Aber Raimondi ist, gerade in dieser Aufnahme von Anfang der 90er, einfach „furchterregend gut“, vielleicht etwas eindimensional, aber phantastisch. :klatsch:

    Wenn es nun um eine von mir besonders geliebte Tosca geht, so kann ich nur eine nennen:

    mit dem für mich geliebtesten, am schönsten gesungenen und mit tiefer Emotionalität auch gespielten Cavaradossi :juhu: :juhu: :juhu: , und das wird für mich immer Franco Corelli sein. Hier gefällt mir auch Birgit Nilsson, diese beiden großen Stimmen passten einfach wundervoll zueinander. Aber an dieser Aufnahme stört mich leider ganz erheblich, weil ja immer ein Haar in der Suppe ist, Dietrich Fischer-Dieskau als Scarpia mit grausligem deutschen Akzent und einfach bei weitem nicht so ein Kaliber, wie die vorgenannten Scarpia-Sänger. Aber Franco Corelli als Cavaradossi macht für mich dieses Manko mehr als gut, von ihm habe ich natürlich, als bekennender Corelli-Fan, noch etliche "Live-Tosca's" im Regal stehen, er war so einmalig in dieser Rolle.

    Nun habe ich, leider nur ausschnittsweise, aber das wird nicht so bleiben, Lawrence Tibbett als Scarpia „entdeckt“. Die 3 Haupt-Arien des Scarpia, die ich mit ihm habe geben eine Ahnung davon, was für ein großer Sänger und auch Schauspieler in dieser Rolle damals auf der Bühne gestanden ist :juhu: :juhu: :juhu: . Ganz oben auf meiner Wunschliste ist eine Tosca mit Lawrence Tibbett und die werde ich auch noch kriegen.

    Liebe Grüße aus München

    Kristin :wink: :wink:

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Meine Lieblings-"Tosca" ist auch diese (in einer anderen Aufmachung als Kristins).

    Da stimmt einfach alles! :juhu: Eine solche Intensität habe ich in keiner anderen Aufnahme gefunden. Gobbi mag ich ohnehin sehr, aber hier ist er für mich unübertroffen - und Callas ist die Tosca! Auch di Stefano, der mir nicht immer gefällt, finde ich hier fantastisch.

    @Kristin: Tibbett als Scarpia klingt interessant - ich bin sicher, dass Du die noch kriegen wirst!


    Aus dem Urlaub habe ich mir diese Tosca mitgebracht:


    Eine sehr "staubige" und in der Ausstattung prachtvoll-pompöse Inszenierung aus der Arena in Verona, von der mir außer Raimondi als Scarpia niemand so sehr gut in Erinnerung geblieben ist. Die muss ich wohl noch einmal anschauen!

    Liebe Grüße,
    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Mindestens ebenso gut, wenn nicht besser als in den bereits genannten Aufnahmen ist Raimondi als Scarpia aber auch in dieser Einspielung, die ich nachdrücklich empfehlen möchte:

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    Sein Psycho-Duell mit Angela Gheorghiu im zweiten Akt ist atemberaubend, das habe ich nirgendwo sonst so packend gesehen, die beiden schenken sich wirklich nichts - ganz großes Musiktheater! Überhaupt finde ich die Inszenierung des französischen Filmregisseurs Benoit Jacquot sehr gelungen (gewöhnungsbedürftig sind nur einige unvermittelte Schwarzweiß-Einblendungen von den Musikaufnahmen im Tonstudio), und Antonio Pappano ist für mich sowieso einer der besten zeitgenössischen Operndirigenten :juhu:

    Roberto Alagna als Cavaradossi fällt erwartungsgemäß gegen Raimondi und Gheorghiu etwas ab, schlägt sich aber ganz wacker, und seine große Arie im dritten Akt ist sehr schön gesungen und bewegend.

  • Mindestens ebenso gut, wenn nicht besser als in den bereits genannten Aufnahmen ist Raimondi als Scarpia aber auch in dieser Einspielung, die ich nachdrücklich empfehlen möchte:

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    Sein Psycho-Duell mit Angela Gheorghiu im zweiten Akt ist atemberaubend, das habe ich nirgendwo sonst so packend gesehen, die beiden schenken sich wirklich nichts - ganz großes Musiktheater! Überhaupt finde ich die Inszenierung des französischen Filmregisseurs Benoit Jacquot sehr gelungen (gewöhnungsbedürftig sind nur einige unvermittelte Schwarzweiß-Einblendungen von den Musikaufnahmen im Tonstudio), und Antonio Pappano ist für mich sowieso einer der besten zeitgenössischen Operndirigenten :juhu:

    Roberto Alagna als Cavaradossi fällt erwartungsgemäß gegen Raimondi und Gheorghiu etwas ab, schlägt sich aber ganz wacker, und seine große Arie im dritten Akt ist sehr schön gesungen und bewegend.

    Lieber Local Hero,

    da kann ich Dir nur recht geben, schauspielerisch ist hier Raimondi fast noch besser, rein von der Stimme her jedoch hat er mir in der Aufnahme mit Malfitano etwas mehr gefallen. Bei Raimondi ist es halt so, daß er bei jeder Aufnahme, egal ob CD oder DVD, derselben Oper immer ein bisserl anders spielt und singt - einfach faszinierend.

    Die Leistung von Roberto Alagna sehe ich auch so wie Du, nur spielmäßig fällt er gegen die beiden anderen schon ziemlich ab.

    Grüße aus München

    Kristin

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Wobei man allerdings sagen muss: wenn bei dieser Oper die Tosca und der Scarpia optimal besetzt sind, wird es jeder Darsteller des Cavaradossi schwer haben, dagegen anzukommen. Die beiden anderen Rolle sind einfach effektvoller, er hat im Vergleich den schwächsten Part in dieser Dreierkonstellation.

  • Wobei man allerdings sagen muss: wenn bei dieser Oper die Tosca und der Scarpia optimal besetzt sind, wird es jeder Darsteller des Cavaradossi schwer haben, dagegen anzukommen. Die beiden anderen Rolle sind einfach effektvoller, er hat im Vergleich den schwächsten Part in dieser Dreierkonstellation.

    Richtig, aber wenn es schön gesungen ist, leuchtet der Cavaradossi! Siehe Franco Corelli.

    LG
    Kristin

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Líebe Kristin!

    Dem kann ich mich nur anschließen, wenn Franco Corelli den Cavaradossi singt, dann haben es wieder die anderen zwei schwer, :klatsch: :klatsch:

    ist aber Ruggero Raimondi da, dann stellt er, oft, die anderen in den Schatten, schon wegen seiner Stimme und vor allem wegen seiner Darstellungskunst. :klatsch: :klatsch:

    Kein Scarpia gleicht dem anderen, er hat Facetten drin, die immer wieder "aufblühen".

    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien. :wink: :wink:


  • Nur ein Sänger bringt für mich in dieser Rolle in seiner Weise eine gleich gute Leistung und das ist Ruggero Raimondi, vor allem, für mich, in dieser Aufnahme:

    mit Placido Domingo als soliden Cavaradossi (nicht mehr – für mich) und einer sehr gut spielenden Tosca mit weniger damenhafter als erotischer Note durch Catherine Malfitano, gesungen habe ich die Tosca schon schöner gehört. Aber Raimondi ist, gerade in dieser Aufnahme von Anfang der 90er, einfach „furchterregend gut“, vielleicht etwas eindimensional, aber phantastisch. :klatsch:


    Liebe Kristin,

    Dein Urteil über Raimondi in dieser Version kann ich nur bekräftigen. Er "rettet" diese DVD in meinen Augen bzw. Ohren auch, denn Catherine Malfitano bleibt bei aller korrekten Anstrengung ein wenig zu blaß, entwickelt nicht die Faszination, die eine Tosca ausstrahlen muß, und selbst Domingo wirkt längst nicht so souverän wie unter Bartoletti und in der Inszenierung de Bosios (die auch die Originalschauplätze verwendet). Das lag außer an der überlegenen Regie vielleicht auch an Raina Kabaivanska, die vormacht, wie man als Tosca betört.

    LG
    Waldi

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Lieber Waldi,

    in der von Dir erwähnten anderen DVD gefallen mir der der jüngere Placido Domingo als Cavaradossi und die Tosca besser, aber hier habe ich Probleme mit Sherill Milnes als Scarpia (für mich hat er nicht die Ausstrahlung in Stimme und Spiel, die ich von einem Scarpia erwarte), man kann wirklich nicht alles haben, leider.

    In nebeliger Erinnerung aus früherer Zeit habe ich noch eine wundervoll gesungene Tosca von Renata Tebaldi in Erinnerung, muß mich mal auf die Suche machen. Ich habe noch folgende DVD mit ihr und George London:

    Hier gefällt mir insbesondere George London im Gesang und Spiel, die Tebaldi sang wundervoll aber ihr Spiel war sowas von stocksteif, daß ich mir diese Frau überhaupt nicht als leidenschaftlich Liebende vorstellen konnte. Meine Erinnerung ist aber nicht diese DVD.

    Aber in meinen Gedanken habe ich auch immer noch Lawrence Tibbett.

    Liebe Grüße aus München

    Kristin :wink:

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Die DVD von der Waldi und Kristin in den beiden vorhergehenden Postings sprachen, ist übrigens diese hier


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    Sie stammt aus dem Jahr 1976, Regie: Gianfranco de Bosio, musikalische Leitung: Bruno Bartoletti, und ist in der Tat ebenfalls bzw. erstmals an den römischen Originalschauplätzen gedreht.

    Interessant, wie sich die Geschmäcker in Bezug auf die Besetzung doch unterscheiden. Einig sind wir uns wohl darin, dass der junge Domingo als Cavaradossi hier in dieser Einspielung deutlich besser ist als in der späteren Version. Anders als Kristin habe ich keine Probleme mit Sherill Milnes als Scarpia. Er ist weniger dämonisch-brillant als Raimondi, wirkt zurückgenommener, aber man merkt trotzdem wie es in ihm brodelt. Keine schlechte Leistung. Anders als Waldi finde ich jedoch die Tosca der Kabaivanska kein bißchen betörend, sie hat für mich keinerlei verführerische oder erotische Ausstrahlung, auf mich wirkt sie kalt, und das verleidet mir diese ansonsten recht gelungene und opulente Verfilmung. Aber das ist zugegebenermaßen mein rein subjektives Urteil. Frau Malfitano in der späteren Verfilmung wiederum übertreibt es ein wenig mit dem glutvollen Augenrollen und Busenbeben. Von daher ist bis jetzt Angela Gheorghiu meine Lieblings-Tosca auf DVD.
    :wink:

  • Lieber Local Hero,

    Mit Sherrill Milnes habe ich auch keine Problem, im Gegenteil! Er ist nämlich hier zugleich elegant, nicht so eindimensional böse wie Raimondi (der das dafür großartig hinkriegt). Dieses Doppelbödige bringt er in jeder Hinsicht sehr gut.

    Ich erinnere mich, daß mir die Kabaivanska beim allerersten Anschauen dieser "Tosca" auch nicht so gefallen hat; mittlerweile weiß ich sie aber zu schätzen.

    Die Gheorghiu-Alagna-DVD kenne ich und finde sie ausgezeichnet. Allerdings stören mich die schwarzweißen Zwischenschnitte ein bißchen, vielleicht, weil das sonst eine sehr effektstarke Gestaltung mit viel Atmosphäre ist, auch farblich.

    LG

    Waldi

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Ich erinnere mich, daß mir die Kabaivanska beim allerersten Anschauen dieser "Tosca" auch nicht so gefallen hat; mittlerweile weiß ich sie aber zu schätzen.

    Na gut, dann werd ich ihr in ca. zehn Jahren nochmal eine Chance geben :D , vielleicht springt dann ja irgendein Funke über...

  • Gleichzeitig mit der schon weiter oben vorgestellten Gesamtaufnahme mit Nilsson, Corelli und Fischer-Dieskau unter Lorin Maazel entstand 1967 in Rom auch ein Querschnitt für den deutschen Markt und in deutscher Sprache.

    Der Querschnitt dauert eine Dreiviertelstunde und umfasst Cavaradossis Arie, das große Duett und das "Te Deum"-Finale aus dem ersten Akt, den Schluss der Suseinandersetzung zwischen Tosca und Scarpia und Toscas Gebet aus dem zweiten Akt und den kompletten dritten Akt von Cavaradossis Arie bis zum tödlichen Finale.
    Lorin Maazel dirigiert das Orchester der Accademia di Santa Cecilia aus Rom. Er wählt vergleichsweise langsame Tempi, lässt sehr deutlich und kontrolliert spielen. Das Grundtempo ist langsam, so dass die Sänger den Text wirklich gestalten und differenzieren könne, Maazel geht aber immer mit den Sängern und dem (imaginären) dramatischen Geschehen, beschleunigt, nimmt wieder Tempo heraus, das Tempo schwankt viel mehr, als man das von anderen Dirigenten kennt. Ein langsames Grundtempo, das dann noch immer variiert wird, ist vielleicht nicht jedermanns Sache, ich finde diesen Zugang, der auf Deutlichkeit und Differenziertheit setzt, durchaus gelungen. Das Orchester ist von der Aufnahmetechnik leider sehr in den Hintergrund geschoben worden.
    Anja Silja singt die Tosca. Das ist sicher eine ungewöhnliche Besetzung und sie geht am Anfang nicht wirklich auf. Silja hat keine wirklich schöne Stimme, sie klingt kalt und durchdringend, ganz und gar nicht so, wie man sich eine leidenschftliche italienische Primadonna vorstellt. Die Sängerin wirft sich aber mit Emphase und einer bewundernswerten Unbedingtheit in die Rolle, durchlebt und durchleidet jede Regung dieser dramatischen Figur, formt und gestaltet den Text bis in Details. Je länger man ihr zuhört, desto mehr ist man gepackt von dieser intensiven, sehrenden Darstellung.
    Eine so kraftvolle Tosca braucht natürlich einen entsprechenden Cavaradossi. Das ist hier ein Wagner-Recke, James King. King hat eine schwere, baritonal gefärbte Stimme, sein Cavaradossi ist nicht der schwärmerische, etwas änämische Künstler, den man oft hört, sondern ein zupackender, energischer junger Mann King singt mit schöner Stimme und gestaltet sehr musikalisch, aber wirklich zu hause ist er in dieser Musik offensichtlich nicht: Ein guter, kein herausragender Cavaradossi.
    Herausragend ist für mich aber Dietrich Fischer-Dieskau als Scarpia, der einzige Sänger der Maazel-Gesamtaufnahme, der auch im deutschen Querschnitt eingesetzt wurde. Fischer-Dieskau ist hier grandios gut! Wie er im zweiten Akt den höflichen Edelmann spielt, aber in einzelnen Silben die gesellschftliche Maske dann doch verrutscht, wie er zunehmnd mehr von seiner brutalen Seite zeigt, dass ist toll gesungen und dargestellt, das Duell zwischen ihm und Anja Siljas Tosca im zweiten Akt (hier leider nur fünfeinhalb Minuten lang) ist die eindringlich-eindrückliche Begegnung zweier genuiner Sänger-Darsteller.
    Musiklisch ein wunderbarer Moment ist das Finale des ersten Aktes, wo Fischer-Dieskaus Stimme sich entfaltet, immer weiter und im "Te Deum" wirklich über dem Chor schwebt. Die Stimme hat Kraft, klingt aber immer noch schön, sie wird von Chor und Orchester getragen, versinkt aber nicht in den Klangamssen dieses auftrumpfenden Aktfinales: Für mich ein wirklicher Gänsehautmoment!

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Tebaldi, Tucker, Warren

    Leider nur in suboptimaler Tonqualität - jedenfalls die Aufnahme, die ich besitze (Andromeda, ANDRCD 9001) - gibt es den Mitschnitt einer (inzwischen legendären) Aufnahme der Met. Tosca ist Renata Tebaldi, an ihrer Seite singen Richard Tucker den Mario Cavaradossi und Leonard Warren den Scarpia; zum "Drüberstreuen" hört man als Mesner noch Fernando Corena. Dirigent dieser Aufführung am 7. Jänner 1956 war Dimitri Mitropoulos. Opernherz was willst du mehr.

    Sommerlich heiße Grüße aus Wien

    Michael

  • Meine Lieben,

    Einzeln nur als Querschnitt erhältlich gibt es die römische Gesamtaufnahme unter Francesco Molinari-Pradelli von 1959 nur in dieser DECCA-Box (aber diese Tebaldi-Festspiele sind sowieso ein wunderbares Schnäppchen):

    Wenn mir auch andere Dirigate Molinari-Pradellis noch besser erscheinen, bleibt es trotzdem eine sehr gute Aufnahme, bei der er stets sehr auf die Sänger bedacht ist und sie vorzüglich zur Geltung bringt.

    Renata Tebaldis Tosca ist eigentlich fast überraschend, denn schauspielerisch war diese großartige Sängerin ja nicht so begabt und das Hochdramatische verbindet man eher mit anderen Namen, aber mit ihrer Musikalität kompensiert sie das hervorragend und bringt auch die dramatischen Momente sehr überzeugend; richtig überwältigend, wie sie in ihrem letzten Ausruf beim Todessprung alle Schattierungen versammelt (einzig das "E avanti lui tremava tutta Roma" wirkt bezeichnenderweise - weil gesprochen - nur durchschnittlich). Natürlich gibt sie nicht so sehr die Dame von Welt, sondern die unkompliziert Liebende, die sich schließlich gegen ihre Natur aufbäumt. Eine Tosca mit viel lyrischem Gefühl also und trotzdem keine schwache Pflanze. Das "Vissi d'arte" singt sie unübertrefflich!
    An Mario del Monaco scheiden sich vermutlich de Ansichten. Ich finde ihn mit Einschränkungen sehr gut. Klar, er verfügt nicht über die Nuancen anderer Tenöre, sondern legt den Cavaradossi recht geradlinig an, aber bei dieser Rolle ist das erlaubt (denn vom Libretto her ist dieser Künstler nicht sehr raffiniert angelegt, sondern eher ehrlich und empfindend, nicht allzu nachdenklich). Das "Recondita armonia" hört man bei anderen Tenören zwar meist subtiler, aber Wärme, männliche Kraft und starke Empfindung vermittelt del Monaco ebenso wie musikalische Empfindung. Er ist nicht nur eindimensional und brüllt auch nicht bloß drauflos. Es ist durchaus glaubhaft, daß dieser starke Typ bei Tosca ankommt, und gegen den raffinierteren Scarpia von vornherein verloren ist.
    Merkwürdigerweise macht mir der Scarpia George Londons eher Schwierigkeiten. Irgendwie wirkt er auf mich so, als ob dieser überwältigende Sänger , der doch eigentlich eine Idealbesetzung für deise Partie darstellen müßte, da nicht so in Form war und das mit perfektester Routine und Erfahrung so überspielt, daß man es nicht zu sehr merkt. Er strahlt nicht so sehr die Dämonie eines Edelmanns aus, sondern die eines Emporkömmlings, der das Vulgäre nicht verleugnet - eine sehr interessante Auffassung. Stimmlich überzeugt er aber nicht voll, sondern läßt sein Vermögen nur zwischendurch spüren. Ein wenig Don Giovanni-Klang hätte diesem Scarpia mehr Faszination verliehen.
    Die kleinen Rollen sind verläßlich gestaltet, ohne daß besonders auffallende Leistunge geboten werden (Silvio Maionica als Angelotti, Piero de Palma als Spoletta, Fernando Corena als Sagrestano).

    Liebe Grüße
    Waldi

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Tosca kann es eigentlich genau wie Norma nur Eine geben- sie wurde ja bereits hinreichend gelobt und die Szene mit Tito Gobbi ist unübertrefflich.

    Allerdings muss ich sagen, dass ich den kinofilm mit Gheorghiu, Alagna und insbesondere dem diabolischen Raimondi sehr genossen habe- das war atemberaubend spannend und darstellerisch so überzeugend, dass man jedem der Drei seine rolle 150%ig abnehmen konnte. :klatsch:

    Ich bin kein Alagna-Fan, aber als er noch singen konnte, war er wirklich nciht schlecht! Und die Gheorghiu ist einfach umwerfend attraktiv in der Rolle und ihr dunkles mezzoartiges Timbre passte da auch gut hin.

    Da mich Puccini nciht weiter interessiert, kenne ich ausser diesen Beiden keine anderen Besetzungen.

    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Puccini Tosca Tibbett

    Ganz oben auf meiner Wunschliste ist eine Tosca mit Lawrence Tibbett und die werde ich auch noch kriegen.

    Dann sag mal Bescheid, wenn Du sie hast. Laut Ommer gibt es zwei Piratenaufnahmen von Live-Toscae mit Tibbett, eine von 1942, eine von 1946, beide an der MET dirigiert von Sodero, beide mit Grace Moore in der Titelrolle, und beide sind nicht aufzutreiben. Die von '46 ist mal bei Myto als CD erschienen mit der Katalognummer 942.98. Kann ich aber nirgends mehr finden.

    Grüße,
    Micha

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