Martha Argerich

  • Martha Argerich

    Martha Argerich:

    Ihre musikalische Expressivität, ihre exorbitante Virtuosität und souveräne Musikalität suchen ihresgleichen.
    Nicht wenige ihrer Interpretationen gelten als legendär.
    Eine wahre "Tasten-Löwin" ist sie - doch zugleich scheu wie ein Reh ...



    Einen Thread eröffnen, der dieser Ausnahme-Künstlerin gewidmet sein soll -
    wie könnte man das besser, als jemandem das Wort zu überlassen, der Martha Argerich so nahe steht, wie wohl nur ganz wenige:
    Stéphanie Argerich, die jüngste ihrer drei Töchter; ihr Vater der Pianist und Dirigent Stephen (Bishop-) Kovacevich.

    Entstanden über viele Jahre hinweg, hat sie mit dem filmischen Portrait ihrer berühmten Mutter ein Dokument geschaffen,
    das auf faszinierende Weise die Möglichkeit eröffnet, sich dem "Phänomen Argerich" zu nähern -
    intime Direktheit, die berührt, ohne je grenzverletzend zu werden.


    "Argerich" - der Film: => "http://www.argerich.ch/de/"
    Film- Besprechungen:
    br: =>"http://www.br.de/radio/br-klass…phanie-100.html"
    FAZ: => "http://www.faz.net/aktuell/feuill…t-12715820.html"
    Film-Ausschnitte auf YT: "

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    Herzliche Einladung zur Erweiterung des Threads
    mit Biographischem, mit Meinungen, Lieblings-CDs, Konzert-Erlebnissen, persönlichen Erlebnissen etc. !!!

    Liebe Grüße,
    Berenice

    Colors are like music using a short cut to our senses to awake our emotions.

  • Danke für diesen überfälligen Thread!

    Zu meinen Lieblingseinspielungen sowohl dieser großartigen Pianistin als auch für die beiden Werke gehören die Aufnahmen von Schumanns Klavierkonzert (mit Nikolaus Harnoncourt) sowie dem ersten von Tschaikowsky (mit Claudio Abbado).

     

    Für die tollen Kammermusikaufnahmen findet sich bestimmt auch noch was ...

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Meine allererste "Argerich-CD" war die mit Schumanns Kinderszenen/Kreisleriana, die heute noch mit unverändertem Cover erhältlich ist.
    Total vernarrt wir ich damals in den "Haschemann", wollte ihn ganz unbedingt genau so spielen ... ;+)
    Ihre Kreisleriana sind auch heute noch Referenz für mich.

    Liebe Grüße,
    Berenice

    Colors are like music using a short cut to our senses to awake our emotions.

  • Meine liebsten Argerich CDs ......

    :thumbup: 
     

    Das Buch ist sehr schöne zu lesen, wer Argerich mag , sollte es lesen !

    LG palestrina

    „ Die einzige Instanz, die ich für mich gelten lasse, ist das Urteil meiner Ohren. "
    Oolong

  • Im krassen Gegensatz zu ihrem Ruf als "Tastenlöwin" bringe ich Argerich mit besonders lyrischen, magischen oder schwebenden Momenten in Verbindung. Live gehört habe ich sie mit Beethovens 1. Klavierkonzert und einem unvergesslichen Klang im langsamen Satz, der zwar piano, aber raumfüllend, fast in den Ohren dröhnend war. Einer der seltenen Momente, wo die Zeit aufgehoben wirkte. Ihren Ravel finde ich oft herrlich gefärbt, wenn auch nicht ohne Unruhe, bei Schumanns C-Dur-Sonate fallen mir auch eher die innigen ruhigen Teile als die (bei ihr gar nicht so sehr) "aufschreienden" virtuosen Momente auf.

  • Die Begeisterung für Martha Argerich teile ich absolut.
    Meine erste Begegnung war 1978 Tschaikowsky, das b-moll Konzert,
    seit dem für mich unerreicht.
    Prokofieff, das 1. und 3. Konzert, Bartok das 3.,Ravel das G-Dur und und und...
    nur bei Rachmaninoff, 3. Konzert da bevorzuge ich das "legendäre" Konzert mit Horowitz, live aus der Carnegie Hall.


    Herzliche Grüße:
    KALEVALA :wink:

    Die Wahrheit ist hässlich: wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. (Nietzsche)


    Es gibt nichts Überflüssigeres und Schädlicheres als wie Musik. Wenn ein Mensch eine gewisse Zeit lang Musik hört, wird sein Gehirn faul und unseriös. (Ayatollah Khomeini)

  • Das Buch ist sehr schöne zu lesen, wer Argerich mag , sollte es lesen !

    Danke für den Hinweis auf das Buch von Olivier Bellamy!

    Auch die "Evening Talks" mit Georges Gachot könnten den einen oder anderen interessieren:

    Zitat

    Martha Argerich ... Sie ist wild, rebellisch und schwierig für die einen, schön und großherzig für die anderen - und unglaublich talentiert für alle.
    Dank dieses "Nachtgesprächs" hebt Georges Gachot einen Zipfel des mysteriösen Schleiers der argentinischen Klavierlegende.
    Martha Argerich teilt uns ihre Erinnerungen mit, vertraut uns ihre Zweifel an und überträgt ihre unbändige Lust auf Musik auf uns.
    Bilder aus Argentinien, Proben im Konzertsaal oder bei ihr zu Hause, Konzertausschnitte und Archivdokumente vervollständigen diesen einmaligen Film.



    Die Begeisterung für Martha Argerich teile ich absolut.


    Martha Argerich ist für mich eine der faszinierendsten Persönlichkeiten überhaupt, nicht nur in "Sachen Klavier" !!!
    Ihre Energie, ihre Art zu kommunizieren, ihr ganzen Wesen - ein Phänomen.
    Unglaublich, was diese Frau alles gemeistert hat in ihrem Leben - nicht zuletzt eine der bösartigsten aller Krebserkrankungen ...

    Liebe Grüße,
    Berenice

    Colors are like music using a short cut to our senses to awake our emotions.

  • Bisher gab es ja nur euphorische Äußerungen über Martha Argerich in diesem Thread. Vielleicht darf ich neben dem Licht, das diese Pianistin zweifellos ausstrahlt, auch mal ein ganz klein wenig den Schatten ihrer Künstlerpersönlichkeit erwähnen.

    Doch zunächst auch von meiner Seite aus etwas zum "Licht": Ich war in den 70er Jahren schlichtweg hingerissen von dieser Pianistin. Als sie in jenem Jahrzehnt Prokofiews Klavierkonzert Nr. 3 mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg unter der Leitung von Aldo Ceccato in der Musikhalle probte, schlich ich mich in den Saal, setzte mich frech ins Parkett und hörte staunend zu. Ich war der einzige Zuhörer im gesamten Saal, alle außer mir waren an der Probe beteiligte Musiker! Was ich hörte, war einfach nur sprachlos machende Pianistik.

    Ich hörte sie auch in der Folgezeit immer wieder, insbesondere auch mit grandiosen Solo-Abenden.

    Nur: Was passierte dann? Sie beschloss irgendwann, keine Werke für Klavier solo mehr aufzuführen. Verweigerte sich also dem gesamten Pianisten-Kernrepertoire (von gelegentlichen dreiminütigen Scarlatti- oder Bach-Zugaben bei Konzerten mit Orchester mal abgesehen). Wer fortan Argerich erleben wollte, war auf ihre Kammermusikkonzerte angewiesen. Oder ihre Abende für zwei Klaviere. Auch dort ist allerdings nicht mehr 100 % Argerich mit im (schweineteuren) Paket. Sie pflegt nunmehr, einen Teil des Programms anderen Pianisten zu überlassen, was mit dem Zusatz "Martha Argerich & friends" gerichtsfest vorher auf Konzertplakaten umschrieben wird.

    Immerhin gibt es ja noch Konzerte von Martha Argerich mit Orchester. Diese Konzerte meide ich allerdings nunmehr konsequent nach folgendem Erlebnis: Während "normale" Konzerte der Berliner Philharmoniker (mit durchweg namhaften Dirigenten von Rattle bis Boulez) im letzten Jahrzehnt in aller Regel in der höchsten Preiskategorie 79 Euro kosteten, wurde einem dann, wenn Martha Argerich auftrat (selbstredend mit einem völligen no name-Dirigenten, von welchem man weder vorher noch hinterher jemals wieder irgendetwas gehört hat, denn bei einem halbwegs prominenten Dirigenten hätte ihr dieser ja einen angemessenen Teil der üppigen Abendgage streitig gemacht), ein exorbitanter Preis von 139 Euro abverlangt. Ich ließ mich darauf ein, weil angekündigt war, dass Martha Argerich zwei Klavierkonzerte spielen würde. Prokofiew plus Ravel. Im Saal angekommen, verriet eine kleine Notiz im Programmheft, dass Madame nun doch nur den Ravel spielen wird. Ohne jede Erklärung, warum diese Entscheidung zulasten des von weither angereisten Publikums fiel. Und so erschien sie, lieferte 20 Minuten Musik mit dem Ravel-Klavierkonzert G-Dur ab, und verließ die Bühne. Selbstredend ohne jede Zugabe. Eine Frechheit sondergleichen. Sowas nennt man im Sängerbereich wohl eine "Diva".

    Für mich ist diese Pianistin seitdem, was Live-Konzerte angeht, unten durch.

    Es gibt aber immerhin noch ihre Aufnahmen. Die aber auch nicht alle sooo dolle sind. Viele werden zu Unrecht verklärt. Ich habe am Beispiel der Aufnahme des Rachmaninow-Klavierkonzerts Nr. 3 (mit Chailly) mal hier im Wege eines Hörprotokolls detailliert aufgezeigt, dass diese gehypete Einspielung kritischem Durchhören mit Kopfhörer nicht standzuhalten vermag. Hier ist beileibe nicht alles Gold, was glänzt. Da gibt es massenweise bessere Einspielungen.

    Fazit: Martha Argerich war mal eine herausragende Pianistin, und ich habe sie als solche in sehr guter Erinnerung. Betonung allerdings auf "war". Herausragend war sie in den 60er-, 70er- und 80er Jahren.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Während "normale" Konzerte der Berliner Philharmoniker (mit durchweg namhaften Dirigenten von Rattle bis Boulez) im letzten Jahrzehnt in aller Regel in der höchsten Preiskategorie 79 Euro kosteten, wurde einem dann, wenn Martha Argerich auftrat (selbstredend mit einem völligen no name-Dirigenten, von welchem man weder vorher noch hinterher jemals wieder irgendetwas gehört hat, denn bei einem halbwegs prominenten Dirigenten hätte ihr dieser ja einen angemessenen Teil der üppigen Abendgage streitig gemacht), ein exorbitanter Preis von 139 Euro abverlangt.


    Naja, ich sehe jetzt im Juni, Brahms 1. Klavierkonzert mit Barenboim am Klavier (Rattle Dirigent) Karten bis 128 Euro, was m. E. schon an Unverschämtheit grenzt.

    Abgesehen davon finde ich, muss man den Ausnahmekünstlern auch ihre persönlichen Probleme gestatten, die nicht immer ersichtlich und verstehbar sind. Natürlich ist es doof, wenn man dann teure Karten hat. Bei Glenn Gould z. B. hätte man garnicht erst die Chance einer Live-Performance bekommen.

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • maticus
    Entschuldigung, Deine Argumente kann ich nicht nachvollziehen.

    Bei Gould hatte man die Chance eines Live-Erlebnisses, z.B. auch mit den Berliner Philharmonikern unter Karajan (auf CBS/Sony-CD nachzuerleben). Er trat dann irgendwann gar nicht mehr auf, aber das war eine flächendeckende Entscheidung. Keineswegs eine Entscheidung der Sorte: Ich knöpfe meinem Publikum viel Kohle ab, verarsche dieses dann aber nach Strich und Faden.

    Mit der Preisgestaltung bei den Berliner Philharmonikern bezog ich mich ausdrücklich auf das letzte Jahrzehnt. Preise bei ausgewählten Konzerten des gegenwärtigen Jahrzehnts dem entgegenzuhalten, trifft also die Sache nicht. Ob sich im Übrigen Barenboim als Pianist zu Recht oder zu Unrecht als Diva à la Argerich aufführt (nach dem Motto: "Mit mir muss es teuer sein"), brauchen wir also nicht zu diskutieren.

    "Persönliche Probleme" einem Musiker zu gestatten, heißt nicht, dass dieser mal eben eins von zwei Werken ohne Begründung von der Tagesordnung streichen darf. Ein Musiker, der Probleme hat, tritt entweder auf. Und bringt dann seine volle Leistung. Oder er ist indisponiert. Und sagt das Konzert ab. Tertium non datur.

    @audi
    Was hat sie gespielt? War das ein Orchesterkonzert mit ihr als Solistin? Du machst mich neugierig :D

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Er trat dann irgendwann gar nicht mehr auf


    Meine Aussage bezieht sich auf den Zeitraum ab diesem Moment.

    Ich würde auch in diesem Jahrzehnt nicht 128 Euro für Barenboim hinblättern. Muss halt jeder für sich entscheiden, ob einem das Liveerlebnis so viel wert ist. Mir persönlich ist generell ein Solist nicht so wichtig. (Und noch unwichtiger sind mir Zugaben. Wegen dieser gehe ich nicht ins Konzert.)

    Dein "tertium non datur" ist ja schöne Theorie, aber Solisten sind keine Roboter. "Schwierigkeiten" gab es in der Hinsicht auch mit Richter, Horowitz, Pogorelich und was weiss ich. So ist das Leben halt...

    maticus

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  • Solisten sind keine Roboter. "Schwierigkeiten" gab es in der Hinsicht auch mit Richter (...)

    Mit Richter gab es die von mir beschriebenen Probleme defintiv nicht. Er trat nur auf, wenn er absolut im Vollbesitz seiner Kräfte war. Trat er auf, war sein Spiel eine Offenbarung. Fühlte er sich hierzu nicht in der Lage, trat er eben nicht auf. Er hätte niemals ein Publikum mit Halbheiten abgespeist.

    Ohne jetzt zu sehr ins OT abgleiten zu wollen (wobei ich zur Rechtfertigung sagen kann, dass Du diesen Namen ins Spiel gebracht hast, nicht ich): In Lübeck stand ein Richter-Klavierabend stundenlang auf des Messers Schneide. Auf 20.00 Uhr angesetzt, hieß es, dass es vor 22.00 Uhr nicht losgehen werde. Ich (damals in der 1. Reihe sitzend) erfuhr von Seiten des Veranstalters, dass Richter wegen der großen Hitze seine Kontaktlinsen nicht hineinbekomme. Also ging man in der Zwischenzeit im nahe gelegenen Wäldchen spazieren. Wer kam mir auf meinem Spaziergang entgegen? Leonard Bernstein, der mich freundlich anlächelte. Dann war es 22.00 Uhr, und es dauerte immer noch eine Weile. Schließlich trat Richter auf. Und es wurde eins der besten Konzerte meines Lebens.

    Zweites Beispiel ABM: Auch er trat nur auf, wenn er sich absolut sicher war, Bestmöglichstes leisten zu können. Ich habe erlebt, wie in der Halbzeit eines Hamburg-Recitals der Klavierstimmer anrücken musste und den zweiten Steinway-Flügel, der schon in der ersten Konzerthälfte im Hintergrund unter der Orgel stand, nach den Wünschen ABMs herrichtete. Auch das dauerte über eine Stunde. Nur was war das dann für eine zweite Konzerthälfte! Man mag das Allüren nennen, nur sind diese Allüren dem Wunsch des Künstlers nach Perfektion geschuldet. Das Diva-Verhalten Argerichs ("Ich spiele in meinen Konzerten nur zu 50 % selbst, den Rest besorgen andere, und wenn ich meine Befindlichkeiten habe, spiele ich selbst von meinen 50 % nur einen Bruchteil, streiche dafür allerdings natürlich schrecklich viel Kohle ein, denn mein von Japan oder sonstwoher angereistes Publikum zahlt es ja bereitwillig") kann man damit überhaupt nicht vergleichen.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Ist ja schön, dass in Lübeck die Veranstalter so flexibel waren. Aber das ist ja wohl eher die Ausnahme.

    Aber dieser Tenor, die Argerich würde es nur auf das Geld des doofen Publikums absehen bei möglichst geringer Leistung, das finde ich etwas daneben. Sie wird ihre Gründe gehabt haben, an dem Abend den Prokofiew nicht zu spielen. Ich verstehe, dass das ärgerlich ist, wenn man viel Geld dafür hingeblättert hat. Ich denke aber nicht, dass sie ihr Publikum verar***en wollte.

    Es ist immer ein Risiko bei solchen exorbitant hohen Ticketpreisen. Mit der Höhe des Preises steigt die Wahrscheinlickeit, dass man hinterher nicht zufrieden ist. Schon allein deswegen mache ich bei solchen Preisen nicht mit. Aber das hilft dir jetzt sicherlich auch nicht...

    Auch ein Nachtrag (wie bei dir): Die Konzerttermine werden doch meistens schon Jahre vorher geplant. Wie soll der Solist wissen, ob er 2,5 Jahre später "gut genug drauf" ist, das Konzert zu geben. Zunächst mal wird er wohl davon ausgehen...

    maticus

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    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
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                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Wie soll der Solist wissen, ob er 2,5 Jahre später "gut genug drauf" ist, das Konzert zu geben.

    Wie gesagt: Wenn ein Künstler nicht "gut genug drauf" ist, sagt er das Konzert ab, und das Publikum bekommt auf Wunsch sein Geld zurück. Beziehungsweise wird das Konzert vertagt und die Karten behalten ihre Gültigkeit. Ich habe eben dies z.B. bei einem Richter-Klavierabend beim SHMF in Haseldorf erlebt. Richter war da (ich habe ihn sogar gesehen), aber er sagte schließlich das Konzert wegen seiner damaligen Herzprobleme ab. Dem Publikum wurde gesagt, dass die Karten ihre Gültigkeit für ein Richter-Ersatzkonzert einen Monat später am selben Ort behielten. Und es wurde vom Veranstalter ein Leckerli offenbart: Niemand müsse nach Hause gehen, denn Lars Vogt spiele gratis anstelle von Richter einen Beethoven-Abend. Wer wollte, konnte sich also an seinen Platz setzen und großartige Klaviermusik hören.

    So muss es sein.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • So muss es sein.


    Natürlich kann man das Schwarz-Weiß-Verhalten von Richter sympathisch finden. Alles oder Nichts.

    Aber wieso wird der Stab über eine Ausnahmekünstlerin gebrochen, bloß, weil sie anders entscheidet als Richter?

    Man könnte die Argumenation ebenso gut umdrehen: Immerhin hat das - wer weiß wie weit angereiste - Publikum etwas bekommen und fuhr nicht völlig "leer" nach Hause. Wenn man Argerich als Absolutmaßstab dafür setzen wollte, "wie es sein müsse", käme Richter schlecht weg.

    Dass Rach 3 mit Argerich nicht die Erfüllung ist, habe ich auch so in Erinnerung - nach zwei Versuchen habe ich die CD nicht mehr gehört. Ist schon eine Zeitlang her.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • War das ein Orchesterkonzert mit ihr als Solistin? Du machst mich neugierig


    Nee, es war aus Deiner 2-Klaviere-Option.
    Mit Barenboim, der immer oben liegen durfte, gab es Mozart 448, Variationen von Schubert, der sich dafür extra ein eigenes Thema hatte einfallen lassen, und dann das komplette Sacre (Igor's own).
    Als Zugabe mal locker den Walzer aus Rachmaninov Op. 17 (hier durfte Madame mal primieren) und den Tief im Urwald Brasiliano - Satz aus Scaramouche.
    Die Philharmonie stand Kopf, und ich hatte nicht das Gefühl, ich hätte zu wenig bekommen für meine 24 € auf dem Sonderplatz hinter den Scheinwerfern mit Direktblick auf die Tasten, eine Mähne und eine Halbglatze.

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Im Saal angekommen, verriet eine kleine Notiz im Programmheft, dass Madame nun doch nur den Ravel spielen wird. Ohne jede Erklärung, warum diese Entscheidung zulasten des von weither angereisten Publikums fiel. Und so erschien sie, lieferte 20 Minuten Musik mit dem Ravel-Klavierkonzert G-Dur ab, und verließ die Bühne. Selbstredend ohne jede Zugabe. Eine Frechheit sondergleichen.

    Eine Zugabe ist immer freiwillig, darauf hat das Publikum natürlich keinerlei Anspruch. Aber ansonsten stimme ich Dir hundertprozentig zu. Entweder spielt man ein Konzert oder man sagt es ab. Letzteres muss man auch nicht schon "zweieinhalb Jahre vorher" tun... Und dass Glenn Gould sich zu einem bestimmten Zeitpunkt seiner Karriere entschieden hat, keine Konzerte mehr zu geben, taugt wohl kaum als Rechtfertigung für die Argerich, ihr Publikum mit der knappen Hälfte des Versprochenen abzuspeisen. So etwas tut man einfach nicht.
    Allerdings muss ich leider Deinem leuchtenden Gegenbeispiel Svjatoslav Richter ebenfalls etwas von seinem Heiligenschein nehmen: Ich hatte mal eine Karte für einen Klavierabend in Braunschweig (wenn ich mich recht erinnere), den er dann kurzfristig abgesagt hat. Kurze Zeit darauf erfuhr ich, dass er am selben Abend beim Schleswig-Holstein-Festival kurzfristig aufgetreten ist... So etwas tut man auch nicht.

    Christian

  • Das Vermeiden der Solo-Auftritte scheint doch wohl auch ein Lampenfieber-Problem zu sein?

    Von den Solo-Aufnahmen der 60er-70er mag man einige zu einseitig brillant-intensiv finden, ich schätze aber manches davon sehr (Kreisleriana) und finde auch die eher umstrittenen Chopin-Aufnahmen hörenswert (Preludes, Sonaten 2+3, Scherzi 2+3 u.a.). Aber hier gibt es natürlich sehr viele hochklassige Alternativen.

    Zu meinen Favoriten gehören jedenfalls die Beethoven-Violinsonaten mit Kremer, auch wenn der Ton und die nervöse Spielweise dieses Geigers nicht jedermanns Sache sein mögen, sind das mit die dramatischsten und leidenschaftlichsten Aufnahmen dieser Werke, die ich gehört habe.
    Ebenfalls sehr hoch schätze ich die Schumann-Kammermusik-Mitschnitte (wenn auch, da live, manchmal etwas uneben)

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

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