Trecento
War bis vor kurzem noch ein weißer Fleck für mich.
Nach etwas Lektüre und 3 schnell geschluckten CDs möchte ich mich mal zu Wort melden.
Große Einführung schreibe ich jetzt nicht, die Musik ist etwas gesanglicher als die französische, es kommen mehr unvollkommene Konsonanzen als Ruhepunkte vor, typisch sind melismatische Setzweisen auf der ersten und vorletzten Silbe der Verse, die Ballata hat die Form AbbaA (Großbuchstabe=selber Text) das Madrigal hat Strophen und einen Rephrain, der aber nur ganz am Schluss kommt und inhaltlich wie musikalisch kontrastiert (während man bei den Ballata a/b schon aufmerksamer zuhören muss), tendenziell wird's im Trecento immer komplizierter und französischer, Isorhythmik spielt aber weniger eine Rolle, stattdessen gibt es den Kanon recht oft, auch als Gattung Caccia.
Frühe Quelle ist der Codex Rossi, dessen Aufnahme mir bis Dato zu teuer ist, dann kommen die höher geschätzten Komponisten, deren meistgelobter eindeutig Francesco Landini ist. Ein großer Teil des heute greifbaren Repertoires ist im Codex Squarcialupi am Ende der Epoche gesammelt, nach Komponisten geordnet mit realistischen Portraits der Meister. Landini trägt den Lorbeerkranz. Noch später kommt der Codex Faenza, der mit instrumentalen Bearbeitungen interessant ist.
Normalerweise schreibe ich nicht viel über CDs, bei ganz alter Musik bin ich aber etwas heikel, da mir oft Dinge unglaubwürdig erscheinen, so hier die instrumentalen Bearbeitungen mit "Diminutionen", also Verzierungen, die aber dann doch recht anders klingen als das eine Beispiel aus dem Codex Faenza:
La Bella Mandorla
Musik aus dem Codex Squarcialupi (1410)
palatino87
Nun, man kann diese Nummern überspringen. Manchmal gibt es kurze instrumentale Einleitungen, die man leider nicht von der CD schneiden kann. Sonst gefällt es mir gut, obwohl ich das Forcieren der Versanfänge in Landinis Questa fanciulla etwas aufgesetzt volkstümlich(?) finde.
Hier das Gegenteil:
Francesco Landini (1325-1397)
Anonymous 4
Landini als Engelschor a cappella, schießt in die andere Richtung leicht übers Ziel hinaus. Instrumentalstimmen werden textiert, damits zum Konzept des Ensembles passt, naja.
Jacopo da Bologna
Project Ars Nova
Da habe ich jetzt nichts zu meckern.