Der "Klavier-Olymp" - ein sommerliches Spiel für "Pianophile"

  • Und die nominierten Werke ?

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • ziemlich am Anfang des Fadens hatte ich Eduard Erdmann mit den Fantasiestücken op. 12 nominiert, insbesondere wegen "Traumeswirren".

    ... jetzt nach allzulanger Zeit auf yt eingestellt, dafür gibt's aber auch weitere Einspielungen von Erdmann, die im Handel nicht erhältlich sind (Händel: Suite Nr. 4; WFr Bach: 4 Polonaisen; Beethoven: Klaviersonaten op. 13 und op. 90; CM Weber: Klavierkonzert op. 11).

    playlist:
    https://www.youtube.com/watch?v=j9qpy9…bLcULS-Jr0pbmlt

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • João Carlos Martins ist bislang nicht erwähnt worden.

    Seine Aufnahme des 1.Ginastera- Konzertes unter Leinsdorf ist DER Klassiker, der Ihn berühmt gemacht hat.
    Eigenartigerweise ist diese tolle Aufnahmen nie auf CD erschienen.
    Was vor allem deshalb eigenartig ist, da es eine der beeindruckendsten Klavierkonzert -Aufnahmen überhaupt ist.
    Ich habe das zum Glück auf LP, aber diese Aufnahme muß einfach neu herausgebracht werden.

    Er ist eine schillernde Gestalt -auch in seiner Selbstvermarktung- , was sein persönliches Schicksal angeht.
    Aber er war halt auch mal ein unglaublich toller Pianist.

    Das hier ist der Schlußsatz unter Leinsdorf:
    https://www.youtube.com/watch?v=LMVAQWTYw2A
    Und das hier ist eine Fernsehaufnahme aus Sao Paulo.
    https://www.youtube.com/watch?v=kiDD6anVW1g

    Keith Emerson hat das damals auch für Emerson, Lake and Palmer arrangiert, was mich etwa
    so interessiert wie Emersons eigenes Klavierkonzert.
    Nämlich gar nicht.
    Was nicht bedeutet, daß ich das nicht kenne.

  • In der letzten Woche konnte ich einige mir bisher noch nicht bekannte Pianisten hören. Von zweien war ich sehr begeistert. Ich gebe hier mal meine Eindrücke zu diesen beiden Konzerten, die anlässlich der "Raritäten der Klaviermusik auf Schloss vor Husum" gegeben wurden, wieder.

    Lukas Geniušas

    Paul Hindemith(1895-1963) Ludus tonalis (1942)

    Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man die Sammlung von Fugen und Interludien von Paul Hindemith für spröde und Gelehrtenmusik halten. Wenn sie jedoch so wie von Lukas Geniušas interpretiert werden, dann kommen ganz unerwartete Seiten dieser Musik zum Vorschein. Er verstand es den einzelnen Stücken ihre jeweils innewohnende Eigenart abzulauschen und dem Auditorium zu vermitteln. Dabei trat eine ungeheure Vielfarbigkeit zu Tage, die sowohl den verinnerlichten Stücken als auch den extrovertierten Ausbrüchen gerecht werden konnte. Die Kunstfertigkeit der einzelnen Fugen erschloss sich freilich nur dem, der das Werk auch lesend mitverfolgen konnte, und auch hier bedarf es eines eingehenden Studiums, um den Reichtum dieser Partitur ergründen zu können. Aber die klangliche Vermittlung der Musik war schon Erlebnis für sich, dass vollauf befriedigte. Besonders gelungen empfand ich neben den kontemplativen Momenten, die quirligen und aufgeregt huschenden Interludien, deren herbe Tonsprache durch die vortreffliche Darbietung ganz natürlich klang. Ein begeisterndes Recital, welches mit angemessenem Applaus bedacht wurde.

    Antonio Pompa-Baldi

    Programm:

    Carl Czerny (1791-1857) Variationen über ein Thema von Pierre Rode op.33 „La Ricordanza" (ca. 1823)

    Selection from the album „The Rascal and the Sparrow- Poulenc meets Piaf"

    Francis Poulenc (1899-1963) Improvisation Nr.15 „Hommage à Edith Piaf" (1959)

    R.S.Louiguy/R.Piana La vie en rose

    J.Bouquet/R.Piana Je sais comment

    F.Poulenc/Pompa-Baldi Les chemins de l´amour

    M.Monnot/R. Piana Hymne à l´amour

    Nikolaj Medtner (1880-1951) Sonata tragica op.39 Nr.5


    Pause


    Roberto Piana (*1971) Après une lecture de Liszt (2013)

    Giuseppe Martucci(1856-1909) Fantasia op.51 (1880)

    Anton Rubinstein (1829-1894) Aus: 6 Etüden op.23 –

    Etüde Nr.3 cis-Moll

    Etüde Nr.1 F-Dur

    Etüde Nr.2 C-Dur (Staccatoetüde)

    Um es gleich vorweg zu sagen, dieser Abend war eines der selbst für Husum eher selteneren Ereignisse. Die Programmfolge mutete zunächst fast willkürlich zusammengestellt an, entpuppte sich dann aber im Verlaufe des Konzertes als wohldurchdachte Dramaturgie. Die Variationen von Czerny folgen dem für seine Zeit üblichen Muster des „style brilliante“, entwickeln dabei aber durchaus ihren eigenen Charme. Der Vortrag war flüssig und beredt, dabei aber immer nobel und souverän. Überhaupt ist die Erscheinung von Antonio Pompa-Baldi und seine Art Klavier zu spielen durchaus als nobel zu bezeichnen. Er vermeidet alles unnötige Beiwerk und konzentriert sich nur auf die Musik, und das auch in Situationen, wo manch anderem der schwere Kampf anzusehen wäre.
    Es folgte ein Strauss hübscher Melodien, der überwiegend von dem mit dem Pianisten befreundeten Roberto Piana gebunden wurde. Allerdings wurden diese schönen Stücke keineswegs beiläufig abgetan, sondern entfalteten unter der Hand des Meisters eine anrührende Stimmung. Der Akzent des ersten Teils wurde dann durch eine hinreissende Wiedergabe der „Sonata tragica“ aus den „vergessenen Melodien“ op.39 von Nicolai Medtner gesetzt. Schon die eröffnenden schroffen Akkorde zogen den Zuhörer unmittelbar in das Geschehen hinein. Es war dies keine ausschweifende Interpretation, die nach Originalität strebt, sondern die schlichte Umsetzung des musikalischen Materials auf eine der bestmöglichen Weisen. Beim Publikum in Husum merkt man ja immer sehr schnell wie ein Vortrag ankommt, es liegt dann plötzlich eine gespannte Stille im Raum. So auch hier, und viele Gespräche in der Pause drehten sich dann auch um die phänomenale Wiedergabe dieser Sonate.
    Nach der Pause erwies der Künstler seinem Freund Roberto Piana dann seine Reverenz durch die Wiedergabe einer Fantasie über Themen von Liszt, beziehungsreich „après une Lecture de Lizt“ genannt. Es erklangen Zitate aus der h-Moll Sonate, der sog. Dante-Sonate und des ersten Mephisto Walzers. Aber bei genauem Studium des Werkes würde man sicher noch einige andere Zitate entdecken. Dieses Stück war ein musikalisches Kabinettstück für Kenner. Es ist fast unnötig zu sagen, dass auch hier der Pianist den richtigen Tonfall fand um das Stück wirkungsvoll zur Geltung zu bringen.
    Auch die Fantasia von Giuseppe Martucci ist ein Virtuosenstück, hat aber einen durchaus interessanten musikalischen Gehalt, und man merkte, das sowohl Wagner als auch Liszt grosse Stücke auf den Komponisten hielten, der zusammen mit seinem Kollegen Giovanni Sgambati einer der wenigen war, die als italienische Musiker in der zweiten Hälfte des 19. Jh. keine Oper geschrieben haben.
    Zur Demonstration pianistischer Künste sind auch die Etüden op.23 von Anton Rubinstein geeignet, von denen 3 vom Pianisten ausgewählt wurden. Als krönenden Abschluss des Konzertes gab es dann die sog. Staccatoetüde, ein endloser Strom von Akkorden in Sechzehnteln im Allegro vivace zu spielen. Das Stück erfordert ein hohes Maß an Ausdauer, und erscheint nach einem schon vorher sehr anspruchsvollen Programm ziemlich verwegen. Aber Antonio Pompa-Baldi absolvierte all das mit nahezu stoischer Ruhe, und wie ein begeisterter Zuhörer nach dem Konzert bemerkte „ohne einen Schweisstropfen“.
    Um Zugaben brauchte man den Pianisten nicht lange bitten, er bot uns derer 5:

    Ignaz Paderewski - Nocturne op.16,4
    Roberto Piana - Volksliedbearbeitung „Serenatella“
    Roberto Piana - Volksliedbearbeitung unter Einbeziehung der Sonate h-Moll K27 von Domenico Scarlatti
    Ottorino Respighi - Valse caressante
    Edward Grieg - Rigaudon aus „aus Holbergs Zeit“ op.40.

    Der Applaus war mächtig und aufrichtig. Ein grossartiges Konzert.

    PS: Die Liedbearbeitungen von Roberto Piana sind ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Pianisten, welches in Kürze auf einer CD erscheinen wird.

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Hallo zusammen.
    Nach erfolgreicher Registrierung und Vorstellung, hier jetzt mein Erstbeitrag.

    Ich gebe zunächst zu, diesen Thread nicht zu 100 Prozent durchforstet zu haben, meine aber trotzdem, dass ein Name fehlt:

    Eric Le Sage

    Er hat die m.E. maßgebliche Gesamteinspielung von Schumanns Klavierwerk aufgenommen,
    ich halte ihn dort für unerreicht.

    Bei der Suche nach einer richtig guten Aufnahme des „Album für die Jugend“ stieß ich vor einigen Jahren auf diesen Pianisten. Um es gleich vorwegzunehmen: Es gab damals auf dem Markt kaum Aufnahmen dieser Stücke, deren Schwierigkeit gerade darin liegt, dass sie leicht bzw. einfach klingen müssen. Ich hatte bereits Michael Endres, nichts gegen ihn, aber irgend etwas fehlte noch.

    In der 4er-Box von Kempff waren sie leider nicht zu finden, und Jörg Demus, der als Liedbegleiter fraglos seine Meriten hat, klingt mir zu akademisch.

    Zurück zu Eric Le Sage.
    Ich weiß, oder meine zumindest verstanden zu haben, dass es hier um die maßgebliche Aufnahme eines Stückes geht. Ich würde Le Sage trotzdem für das komplette „Album für die Jugend“ nominieren, wenn ich mich entscheiden müsste, was bei 40 Stücken zugegebenermaßen schwer fällt, wären es entweder die Nr. 20 „Ländliches Lied“, oder die Nr. 24, „Ernteliedchen“.

    Warum? Ich finde, sein Spiel passt einfach exakt zur Musik. Und die erzeugt dann Gänsehaut, und das tut nur wirklich gute Musik, wirklich gut gespielt. Und was will man mehr?

    Modern? Was heißt überhaupt modern? Man betone nur das Wort etwas anders.
    (Richard Strauss)

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