• Recitativo malinconico in passato

    Ja, es ist unendlich heikel und bisweilen äußerst lustig, wie schnell man in echte und gefälschte Näpfchen aller Art treten kann und wie weit das Feld ist im Hinblick auf das Bewusstsein für die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, den Rassen und Religionen, den Berufen und Steckenpferden, um die politische Vergangenheit unser aller und der anderen, wenn es um Humor geht, um politische Korrektheit im besten und im schlechtesten Sinne des Wortes, um schlechte gute, um schlechte Witze und um Nicht-Witze ... ...

    :P :D :| ;+) ... ... :)

    Wolfgang

    Ach so, es geht um Klezmer ...

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Ja, es ist unendlich heikel und bisweilen äußerst lustig, wie schnell man in echte und gefälschte Näpfchen aller Art treten kann und wie weit das Feld ist im Hinblick auf das Bewusstsein für die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, den Rassen und Religionen, den Berufen und Steckenpferden, um die politische Vergangenheit unser aller und der anderen, wenn es um Humor geht, um politische Korrektheit im besten und im schlechtesten Sinne des Wortes, um schlechte gute, um schlechte Witze und um Nicht-Witze ... ...

    :P :D :| ;+) ... ... :)

    Wolfgang

    Ach so, es geht um Klezmer ...

    Lieber Wolfgang,

    manchmal ist es schwierig genug. Aber es geht mE nicht um politische Korrektheit. Musik ist nicht zuletzt Ausdruck einer gesellschaftlichen Befindlichkeit, ist eine Aussage, die im gesellschaftlichen Raum getätigt wird, gesellschaftlich ihren Ziel und ihren Nutzen hat. Wenn es Musik gibt, die der Rekreation dient, sich auf Unterhaltung beschränkt, so ist diese Musik in besonderer Weise kommerzieller Auswertung verpflichtet. Das braucht nicht notwendig zu sein, es gibt auch dort Widerständiges. Aber im Bereich des Kommerziellen möchte ich doch nicht alles verortet haben, das scheint mir auch eine geschichtliche Verantwortung zu sein. Man kann sich ja freuen, dass sich vieles normalisiert hat. Aber da brauchen wir nur in die Zeitungen zu sehen ...

    Für mich besteht Dank des OP eine große Unsicherheit, was hier nun alles unter Klezmer gefasst wird. Dass ein Künstler wie Giora Feidmann verantwortlich m mit dem musikalischen Erbe und seiner modernen Ausgestaltung umgeht, weiß ich. Die unterschiedlichsten Intentionen drängen sich allerdings hier wie immer an den Markt - und da gilt es mE zu unterscheiden.

    Mir ist auch leicht um die Seele, wenn ich die Dialoge mit der Klezmer-Musik bei Schostakowitsch verfolge. Da ist nicht nur Kunstfertigkeit, sondern auch historisches Verantwortungsbewusst am Werk - und auch ein klar erkennbares kulturpolitisches Ziel, das auf jeden Fall nicht Juden als exotischen Grenzfall, sondern als gleichberechtigte Mitglieder der kulturellen Gemeinschaft ansieht. Zur Zeit des stalnistischen Antisemitismus dazu noch ein mutiges Unternehmen.

    OK, das ist der Anspruch den ich habe und woran ich messe. Wenn da jemand die Latte tiefer legt, sagt es mehr über ihn als über die Musik

    meint Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Aber könnt ihr nicht die Ausgestaltung dessen, was heute jüdische Kultur sein soll, uns Juden überlassen!

    Das hätte ein selbstbewußter Ungar seinerzeit auch Brahms zurufen können. Dabei bin ich froh, daß wir die Ungarischen Tänze heute hören können.

    Es gibt so viele Beispiele dafür, daß musikalische Einflüsse kulturelle Grenzen überschreiten. Warum sollte das bei Klezmer nicht legitim sein?

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Ich persönlich verstehe Klezmermusik, auch wenn ich mich selbst kaum damit beschäftige, als "world-music", also unabhängig von irgendwelchen geographischen oder empfängerorientierten Gegebenheiten.


    Von dem werten Klarinettenfreund, der gerade von einem Workshop mit Giora Feidman kam, habe ich eine Definition gehört wie "Klezmer spielen heißt, Instrument des Liedes sein". Geht also in Richtung "singen" auf dem Instrument... inwieweit das Feidmans Privatübersetzung war, vermag ich nicht zu beurteilen...

    Daß das Wort für uns eine bestimmte Musik aus einer bestimmten Tradition bezeichnet, sollte man natürlich nicht vergessen, und ich finde schon sinnvoll, daß Mathias da auf das Problem hinweist, daß diese Tradition "abgerissen" ist... Vermutlich macht es in dem Zusammenhang auch Sinn, die Weiterentwickelungen in New York und anderen Exil-Oasen für authentischer zu nehmen als alle Versuche hierzulande, sich der Musik anders als aus der amerikanischen Exil-Perspektive zu nähern.

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • @ Beitrag 22 wenig weiter oben

    Ich wüsste nicht, wo ich Dir widersprechen sollte, lieber Peter! Dein Beitrag macht mich gewiss nachdenklicher, als ich es mit meinem eher flapsigen Rundumschlag beabsichtigt oder geahnt habe. Ich bin noch ein wenig jünger als Du und die Welt sehe ich vielleicht noch eine Nuance ungeordneter, aber das ändert sich von Jahr zu Jahr. Das Konzept der politischen Korrektheit drängt sich gerade in einem Thread wie diesem auf. Schade dennoch - und da fehlt mir vorerst die Gelassenheit, es einfach zu akzeptieren -, dass hinter ihm immer noch zu viel sprachliche Ordnung statt Weltordnung steht. Auch Klezmer ist zunächst nur ein Wort ...

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Krakau, Budapest, Amsterdam, New York ... oder ... Fürth:
    "http://www.klezmer-festival.de/programm-2014.pdf"


    Liebe Grüße,
    Berenice

    Colors are like music using a short cut to our senses to awake our emotions.

  • Schade dennoch - und da fehlt mir vorerst die Gelassenheit, es einfach zu akzeptieren -, dass hinter ihm immer noch zu viel sprachliche Ordnung statt Weltordnung steht. Auch Klezmer ist zunächst nur ein Wort ...

    Wenn es nur die sprachliche Ordnung wäre -- An dieser Stelle geht es schon um Perspektiven - um Täter und Opfer und deren Nachgeborene, als die wir sprechen.
    Und da kann eine Beschäftigung, die hiesigen nicht-jüdischen deutschen Musikern das Gefühl gibt, an einer Stelle interkulturell wieder anzusetzen, wo ihre Vorfahren nur Wüste und Unmenschlichkeit hinterlassen haben, auf der anderen Seite schnell als Zudringlichkeit und Hybris empfunden werden.

    Das sollte man (ich) dann wohl auch respektieren.

    Auch wenn ich in meinem eklektizistischen Musik-Kosmos die jüdischen Melodien, die mir nahegegangen sind, nicht missen möchte.
    Da käme ich mir dann wirklich endgültig bescheuert vor: wenn ich als (u.a.) deutscher Musiker aus historischer Rücksichtnahme explizit keine jüdischen Melodien spielen täte. Dann hätten unsere Vorfahren ja endlich gesiegt mit ihrer tollen "arischen Reinheit"....

    Nein, das ist keine einfache Baustelle und deshalb auch nicht nur ein Problem der "sprachlichen Ordnung".

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Und überhaupt: "uns Juden". Geht's noch??? Demnächst erkläre ich dann den Engländern in London, was "wir Deutsche" von ihnen erwarten??? Das steht mir ja zu, als Deutscher.


    Nun ja. Die Engländer haben aber meines Wissens nie versucht, die deutsche Kultur auszulöschen. Ein bißchen mehr historische Sensibilität kann nicht schaden.

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Nun ja. Die Engländer haben aber meines Wissens nie versucht, die deutsche Kultur auszulöschen.


    Das halte ich für eine durchaus gewagte These...
    Aber sollten wir hier nicht lieber über Musik statt über Geschichte reden?

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Die Leute, die heute Klezmer spielen, fragen nicht "euch Juden" um Erlaubnis. Die tun das aus Liebe zur Musik. Und weil sie von irgendwas leben müssen. Es gibt nämlich auch Orte jenseits des warmen Berlins, aufgepäppelt mit Milliarden-Subventionen, ab 1945 bis zum heutigen Tag. In Krakau habe ich Leute aus Weißrussland und der Ukraine getroffen. Die kämpfen nun in Polen um ihren Lebensunterhalt. Ihr musikalischer Ansatz ist absolut seriös.

    Es ehrt Dich ja, daß Du ehrlich arbeitende Musiker verteidigst, die halt auch das spielen, womit man Geld verdienen kann.

    (was meint Ihr denn, warum überall "Tango" und "Klezmer" mit draufstehen? Weil das u.A. Chiffren sind für "wenn ich die Buche, gelte ich als kultiviert)

    Aber der Ausdruck "absolut seriös" scheint mir etwas gewagt. Wer auf der Touristenschiene mit Musik Geld verdient, kann froh sein, wenn er dabei relativ "seriös" bleibt - Viele machen das Eine für Geld und heben sich die "seriöse Musik" für die Freizeit auf. was heißt hier überhaupt "seriös"?
    Die ganze Dudelei mit Tönen und so, das ist niemals seriös gewesen, sondern nix als Luftbewegung.

    Wenn jemand die Musik, mit der er Geld verdient, dennoch liebt und mit Seele füllt, sich dabei ihr noch hingibt und sein Handwerk geschmeidig hält, ist das schon ordentlich und mehr, als der mit RyanAir eingeflogene Tourist mit der Liebe zum authentischen Flair erwartet.

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht


  • Nun ja. Die Engländer haben aber meines Wissens nie versucht, die deutsche Kultur auszulöschen. Ein bißchen mehr historische Sensibilität kann nicht schaden.


    Was die Engländer getan oder nicht getan haben, tut nichts zur Sache. Es gibt 80 Millionen Deutsche, ich bin nur einer davon. Ich habe daher nicht das geringste Recht, den Engländern irgendwas "im Namen der Deutschen" zu verkünden. In meinem Namen, ja. Aber nicht im Namen "der Deutschen". Und sei es noch so berechtigt.

    Im übrigen geht's hier um Klezmer. Ich lasse mir gern erklären, dass ich in Krakau den "falschen" Klezmer gehört habe. Und dass am Ort X zur Zeit Y der "richtige" Klezmer zu hören ist. Aber genau das hat Oberg abgelehnt. Darf er auch. Ich verstehe nur nicht, warum er dann hier schreibt. Auf die Musiker in Polen, Ungarn oder Paris hat er eh keinen Einfluss. Nicht mal auf die in Berlin. Und mal angenommen, es gäbe den "wahren" Klezmer, und nur Eingeweihte wie Oberg&Friends würden ihn kennen: Das ist doch schön. Wir alle suchen das Wahre und Echte. Je exklusiver desto wertvoller. Ich bin nun wirklich der letzte, der einem anderen solche speziellen Erlebnisse vergönnt. Das Leben ist eh begrenzt. Es endet mit dem Tod. Ich habe Woodstock verpasst und vieles andere mehr. Mekka wird mir auf immer verschlossen bleiben. Na und. Gibt ja noch anderes.

    Threads wie dieser sind eigentlich dazu gedacht, die Leute (inkl. den Threadersteller selbst) zu positiven Dingen anzuregen. Gern auch qualitativ hochwertig. Aber es muss nicht immer das authentischste, beste, erlesenste der Welt sein. Manchmal reicht auch einfach nur "gut".


    Thomas


  • Wenn jemand die Musik, mit der er Geld verdient, dennoch liebt und mit Seele füllt, sich dabei ihr noch hingibt und sein Handwerk geschmeidig hält, ist das schon ordentlich und mehr, als der mit RyanAir eingeflogene Tourist mit der Liebe zum authentischen Flair erwartet.


    Es hat mich allerdings noch nie jemand gefragt, ob ich mit Lufthansa, Ryanair oder zu Fuß in die jeweilige Stadt gekommen bin. Den Leuten scheint es vollkommen auszureichen, dass man überhaupt kommt und sich idealerweise für ihre Musik interessiert.

    Außerdem: In Krakau - und in vielen anderen Städten - war es eben so, dass ich gerade nichts erwartet hatte. Ist das jetzt positiv oder negativ? Wenn ich wegen einer Haydn-Oper nach Bratislava fahre, erwarte (oder erhoffe) ich natürlich etwas.

    Was ist euch Musikern eigentlich lieber: Leute, die genau wegen euch anreisen, und dann auch kritischer sind? Oder Leute, die sich das einfach mal anhören und sich überraschen lassen?


    Thomas

  • Im übrigen geht's hier um Klezmer. Ich lasse mir gern erklären, dass ich in Krakau den "falschen" Klezmer gehört habe. Und dass am Ort X zur Zeit Y der "richtige" Klezmer zu hören ist. Aber genau das hat Oberg abgelehnt. Darf er auch. Ich verstehe nur nicht, warum er dann hier schreibt.

    Er hat doch Beispiele genannt:

    Wenn es einem aber um traditionelle yiddische Klezmer Musik geht, dann ist eine der besten Gruppen die Klezmer Conservatory Band aus Boston. Auch das waren zwar ursprünglich Jazzmusiker, von denen aber einige aus ihrer Kindheit noch eine Verbindung zu den wirklichen Traditionslinien hatten. Zudem haben sie seriöse musikethnologische/musikhistorische Forschung betrieben. Aber angeregt, authentischen Klezmer lebendig für eine breitere Öffentlichkeit zu machen, wurden sie vom Irish Folk. Boston ist einer der größten irischen Städte und ein Zentrum des Irish Folk.

    Gruppen, wie die Klezmatics oder Künstler wie John Zorn, Davis Krakauer, Burton Greene usw. reflektieren diesen Bruch auch musikalisch. Andere, wie die Klezmer Conservatory Band, versuchen eher eine verlebendigte Musikethnologie zu betreiben oder beides zu verbinden, wie die Cracow Klezmer Band . Dies alles ist Ausdrucks- und Auseinandersetzungsform wieder lebendiger jüdischer Kultur.

    zwischen nichtton und weißem rauschen

  • In Blumenau, im Süden Brasiliens, wird jährlich ein Oktoberfest veranstaltet. Nehmen wir an, ein japanischer Tourist war zufällig da und erzählt in einem Forum, wie er dort bei einem Konzert der Santa Catarina Buam gesessen ist und tolle bayerische Volksmusik gehört hat. Er fragt, ob er "Geheimtips" für Chile, Neuseeland oder Costa Rica haben kann und zwar "und zwar idealerweise so, dass sie ins Umfeld passt", z.B. dort, wo es auch lokale "echte" Oktoberfeste gibt. Und das unter dem Titel "Bayerische Musik". Nun ist auch ein Bayer im Forum. Wie wird er reagieren?
    (Ich habe bewußt den historischen Kontext ausgeklammert, damit man nicht mit political correctness wiederkommt).

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Nun ist auch ein Bayer im Forum. Wie wird er reagieren?


    So, wie ich die bayerischen Blasmusiker kennengelernt habe, würde er sagen: "De Blosmusi im Tschile is zinfti, basst scho, owa des Bier is a Dreg do drunt."

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Manchmal reicht auch einfach nur "gut".

    ;+)

    Außerdem: In Krakau - und in vielen anderen Städten - war es eben so, dass ich gerade nichts erwartet hatte. Ist das jetzt positiv oder negativ?

    Nur wer sich überraschen läßt, erlebt Überraschungen.

    Was ist euch Musikern eigentlich lieber: Leute, die genau wegen euch anreisen, und dann auch kritischer sind? Oder Leute, die sich das einfach mal anhören und sich überraschen lassen?

    hat beides seine Vorteile...

    Aber ich habe Mathias so verstanden, daß es eine Art "Klezmer-Musiker" gibt, die das spielen, was vermutlich erwartet wird.

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Was die Engländer getan oder nicht getan haben, tut nichts zur Sache. Es gibt 80 Millionen Deutsche, ich bin nur einer davon. Ich habe daher nicht das geringste Recht, den Engländern irgendwas "im Namen der Deutschen" zu verkünden. In meinem Namen, ja. Aber nicht im Namen "der Deutschen". Und sei es noch so berechtigt.

    jetzt verstehe ich, woraus Du hinaus willst...

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Eher zufällig war bei mir die "lange Folk- und Weltmusiknacht vom TFF Rudolstadt" mit Aufnahmen vom 3.-6.Juli auf dem Chip. Solche Sendungen nehme ich gerne auf, wenn ich sie auch nicht immer ganz höre. Hier war in den Tiefen der Nacht Alpenklezmer ("https://tff-rudolstadt.de/de/artistdetail/artist/653.html") zu finden, in dem Riesenangebot unterscheidlicher Stile immerhin ein halbes Stündchen Klezmer. Wobei dieser in diesem Fall mit dem Zwiefachen und dem Jodler vereinigt ist.

    Nun, das kann eine reizvolle Mischung sein, hier war sie preiswürdig, sie wurde mit dem RUTH 2014 ausgezeichnet. Zwei Songs wurden mitgeschnitten - und sie verstärken meine Bedenken gegenüber der derzeitigen Erfolgsstory. Es gibt auch nicht den Ansatz einer historischen Reflexion, auch nicht auf der Homepage der Gruppe ("http://andrea-pancur.de/Klezmer.htm"). Mein Weg zu Klezmer ging damals (als es noch fantastische Filmreihen in den Dritten gab) über Filme wie Der Dibbuk und Jidn mitn Fidl und eine Reihe mehr, die mir Lebensumstände und Lebensgefühl vermittelten. Wenn dann mal der Funken gezündet hat ...

    Und hier hörte ich "Immer hin zum Schwarzen Meer, ja, das liebt die Donau so sehr", ein doch eher zu vernachlässigendes Lied, dem "Edelweiß" (aus "Sound of Music") folgte, etwas, das mir die Plomben aus den Zähnen jagte, so "gefühlvoll" kam das herüber. Vielleicht war es der falsche Zeitpunkt, ich habe schon ausgezeichnete Sendungen über Klezmer im Rundfunk gehört. Die schmelzende Stimme für "Edelweiß" lieh man sich übrigens von den Klezmatics. Aber die Präsentation, die ich hier erlebte, zielte doch deutlich ins Kommerzielle.

    Um Alpenklezmer zu beurteilen, müsste man sicher die ganze CD hören, die Schnipsel lassen mich eher unentschlossen, empfehlen kann ich die CD nicht (außer Hardlinern). Eines hat die CD für mich bestätigt: Man nimmt dem Klezmer seine Überzeugungskraft und seine Würde, wenn man ihn nur als eine Gewürzzutat nimmt, die man mit anderen zusammen mischt, um CDs zu verkaufen.

    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

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