Vielleicht spielt der romantische Gedanke einer musikbegeisterten Jugend voll von Talenten eine Rolle. Heute hat aber erst die Nachricht die Runde gemacht, dass Gabriela Montero scharfe Kritik an der politischen Beeinflussung von El Sistema durch die venezolanische Regierung übt. Unter dem Beitrag auf Lebrechts Blog finden sich weitere kritische Stimmen, die für mein Empfinden ganz gut informiert klingen.
Bei aller Wertschätzung, die auch ich für dieses Orchester habe, berührt dies doch einen Punkt, der mir Kopfzerbrechen bereitet. Vielleicht sind wir von dem Enthusiasmus der musizierenden venezolanischen Jugend so ergriffen, dass wir übersehen, in welchem politischen Kontext diese kulturelle Pflanze gedeiht.
Venezuela wird auch nach Chavez autokratisch regiert. Die Regierung hat das Land wirtschaftlich weitgehend ruiniert. Chavez hat in seinem anti-US-amerikanischen Impetus offen mit den Holocaust-Leugnern aus dem Iran paktiert. Es ist nicht gerade angenehm, dass eine eigentlich sehr schöne kulturelle Förderung der Jugend ausgerechnet in diesem politischen Umfeld stattfindet. Die Gefahr, dass die venezolanische Musikerzeihung zum Feigenblatt eines fragwürdigen Regimes wird (oder gar längst ist), ist m. E. nicht zu vernachlässigen.
LG