Der Konzertsaal in München

  • Der Konzertsaal in München

    Die Münchner/Oberbayern kennen das Thema bis zum Grad des Erbrechens; der Rest der Welt lacht bestenfalls über die Provinzposse – Kurzfassung: München hat zwar bedeutende Orchester, aktive Impresarios und ein durchaus reges (zumindest kartenkaufendes) Publikum, aber weder quantitativ noch qualitativ befriedigende Konzertsäle. Die Diskussion über entsprechende Abhilfe schlägt seit mindestens einem Jahrzehnt erhebliche Wellen, hat aber aktuell einen neuen Höhepunkt erreicht seitdem der relativ neue Oberbürgermeister Reiter (SPD) zusammen mit dem bayerischen Ministerpräsident Seehofer (CSU) ihre gemeinsame »Lösung« präsentiert haben: Keinen neuen Konzertsaal (wie ihn die eingesetzte hochrangige Expertenkommission an der Lokation des Finanzgartens empfohlen hatte), sondern: der im Kulturzentrum am Gasteig bestehende Konzertsaal soll über Entkernung durch einen neuen ersetzt werden. Dafür gibt es keine belastbaren architektonischen Planungen oder Kostenabschätzungen, keine Planung, wie der Zeitraum von optimistisch fünf bis sechs Jahren Ausfall überbrückt werden soll, sowie keine Aussage, wie dadurch die benötigte Kapazität erhöht werden kann. (Es gibt dagegen bereits Absagen z.B. gegenüber der Münchner Hochschule für Musik und Theater, die ohnehin aus den Nähten platzt und dringend benötigten Raum im Gasteig nicht mehr nutzen können wird; vorhersehbar nur die Spitze eines Eisbergs.)

    Reaktionen überschreiten das übliche Maß. Die Süddeutsche hat die Entscheidung auf der Titelseite gewohnt zurückhaltend unter die Überschrift »Die Blamage« gestellt. Eine Online-Petition für die »Finanzgarten«-Lösung ("https://www.openpetition.de/petition/onlin…garten-muenchen") hat in drei Tagen bereits 9.500 Unterstützer gefunden, Kurve ansteigend. Bürger scheinen nach all der Diskussion wirklich frustriert, mich eingeschlossen.

  • Ich habe auch unterschrieben. Und kommentiert. Und Ihr müsst Euch mal anschauen, wer da so alles unterschreibt und kommentiert. Ein Who-is-Who der Musikszene.

    ich schäme mich inzwischen fast, dass ich "Wahlmünchner" geworden bin. Noch mehr schäme ich mich, dass ich Münchner Wähler bin. Und ich schäme mich für den gewählten Oberbürgermeister der Stadt München.

    Die Süddeutsche zitiert: "Horst Seehofer und Dieter Reiter sind sich einig: München braucht keinen neuen Konzertsaal - weil das Klassikpublikum immer weniger wird und das Interesse an Konzerten nachlässt."

    Eine Große Koalition des bildungsfernen Bürgertums.

    Widerwärtig.

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

  • Die Süddeutsche zitiert: "Horst Seehofer und Dieter Reiter sind sich einig: München braucht keinen neuen Konzertsaal - weil das Klassikpublikum immer weniger wird und das Interesse an Konzerten nachlässt."

    Was meint ihr, geht der sogenannte Herr Seehofer denn wieder auf den Hügel in Bayreuth, wenn die Premieren anstehen? Wo doch Klassik total out und auf dem absteigenden Ast ist ...

  • Ich habe auch unterschrieben. Und kommentiert. Und Ihr müsst Euch mal anschauen, wer da so alles unterschreibt und kommentiert. Ein Who-is-Who der Musikszene.


    Nur ein Beispiel: Anne Sophie Mutter spricht in einem Interview von »Wortbruch« und einer »katastrophalen Fehlentscheidung«. Reaktion der bayerischen Staatsregierung: Mutter habe wohl einen »Knall« und verstehe nichts von der schwierigen Suche nach Standorten. (Quelle: SZ vom Freitag)

    Ja wo simmer denn, »Kunststadt München«? Was hier gerade an Porzellan zerschlagen wird, geht über die Frage des Konzertsaals hinaus.

  • Nur ein Beispiel: Anne Sophie Mutter spricht in einem Interview von »Wortbruch« und einer »katastrophalen Fehlentscheidung«. Reaktion der bayerischen Staatsregierung: Mutter habe wohl einen »Knall« und verstehe nichts von der schwierigen Suche nach Standorten. (Quelle: SZ vom Freitag)


    Das Problem: ein Musentempel dient "nur" der Kultur, das zählt in unser immer weiter materialisierten Welt eben nichts mehr.
    Stattdessen könnte man dort einen Gewerbepark bauen und wichtige Unternehmen anlocken, die die Mieten weiter in die Höhe treiben und massig Gewerbesteuern kassieren. Das ist dann leider auch das, was der Durchschnittswähler goutiert.

    Immerhin weiß ich jetzt endgültig, wes Geistes Kind die Staatsregierung ist. Das Schlimme: die könnten einen Besenstil aufstellen. Solange der männlich und katholisch ist, wird der dann sogar gewählt...
    Manchmal frage ich mich, ob das nicht sogar die bessere Alternative wäre...
    Und die Opposition in Bayern ist offenbar auch keine, stattdessen geriert sich der SPD-OB als Bilderstürmer, der endgültig die Klassik zu Grabe tragen wird.

    Die weitere Entwicklung ist vorherzusehen und vermutlich Teil des Plans: 2020 die Häuser schließen, niemals wird so etwas in Zeit und Budget erfüllt. 2022 stellt man dann fest, dass die Besucherzahlen drastisch zurückgehen, deshalb werden die Philharmoniker mit dem BR-Orchester fusioniert. Aufgrund von Angebot und Nachfrage steigen die Preise für Konzerte weiter, weshalb 2027 dann eines der beiden Häuser endgültig geschlossen wird...
    Ein Rundfunkorchester brauchen wir eh nicht mehr. Mit dem Verschwinden des BR Klassik aus dem terrestrischen Radio gehen die Einschaltqioten so dramatisch zurück, dass man den Sender sclhießt und folglich auch kein Orchester mehr braucht. Stattdessen wird in einem Joint-Venture verschiedener Landesmedienanstalten ein gemeinsames Programm aus Häppchen und Konserven angeboten.

    Wir sprechen uns wieder, wenn ich das alles noch erleben muss.

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

  • Ich bin für den Neubau der Isarphilharmonie 21. Mit Anschluss ans ICE-Netz und mit Business-Flugpiste für Gergiev, Gelb & Co.

    Auf ein billiges Tebartz-van-Elst-Witzchen verzichte ich an dieser Stelle. Kardinal Marx soll ja aber auch ein Händchen für gediegene und kostspielige Immobilien haben.

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Ich bin für den Neubau der Isarphilharmonie 21. Mit Anschluss ans ICE-Netz und mit Business-Flugpiste für Gergiev, Gelb & Co.

    Auf ein billiges Tebartz-van-Elst-Witzchen verzichte ich an dieser Stelle. Kardinal Marx soll ja aber auch ein Händchen für gediegene und kostspielige Immobilien haben.


    Die jetzt beschlossene »Lösung« eines Einbaus in den ungeliebten, architektonisch und funktional fragwürdigen Gasteig wird ebenfalls einen dreistelligen Millionenbetrag verschlingen (plus Kosten für die notwendigen Überbrückungsquartiere), wobei die Spendenbereitschaft und der Künstlereinsatz hier gegen Null gehen werden. Schlechter kann das Kosten/Nutzen-Verhältnis eigentlich nicht sein.

  • Vielleicht sollte man einfach Bernsteins lakonischer Empfehlung folgen: "Burn it."

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • ich schäme mich inzwischen fast, dass ich "Wahlmünchner" geworden bin. Noch mehr schäme ich mich, dass ich Münchner Wähler bin. Und ich schäme mich für den gewählten Oberbürgermeister der Stadt München.

    Also ehrlich, man kann's auch übertreiben, lieber Travinius. Ich habe mir lange überlegt, hier zu antworten.

    Das Ganze finde ich sehr unerfreulich, aber als Münchnerin schäme ich mich nicht.

    Nix für ungut.

    :wink: :wink: :wink: Kristin

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Bei "München" und "Konzerte" fällt mir als erstes der Herkulessaal ein. Aus eigener Erfahrung kenne ich ihn nicht, habe aber ein paar Aufnahmen, die dort entstanden sind. Frage an die Kenner der Szene: Langt der als Konzertsaal nicht mehr, braucht München da wirklich etwas Neues?

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Kongreßsaal des Deutschen Museums war früher auch noch eine Alternative, da habe ich noch die Wiener unter Muti gehört und Moshammer nebst Mama und Daisy gesehen. Tempi passati...

    “There’s no point in being grown up if you can’t act a little childish sometimes” (Doctor Who, der Vierte Doktor)

  • Passen halt gut 1000 Leute weniger rein.


    Hab grad mal gegoogelt und gewikiet: Philharmonie Berlin, Liederhalle Stuttgart, Rosengarten Mannheim: die größten Säle jeweils ca. 2200-2300 Plätze, Alte Oper Frankfurt: 2500 Plätze, Herkulessaal München: 1270 Plätze.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

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    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Das Münchner Konzertleben ist in puncto Volumen (sprich: Anzahl der Konzerte) wesentlich umfangreicher als das Frankfurter, Stuttgarter oder gar das Mannheimer und wird in Deutschland derzeit wohl nur von Berlin übertroffen. Das liegt an der großen Anzahl ortsansässiger Orchester (BR-Orchester, Rundfunkorchester, Staatsorchester, Philharmoniker, dazu kommen noch Symphoniker und Münchner Kammerorchester) sowie an den vielen privaten Konzertveranstaltern, die Gastspiele organisieren. Schon jetzt mit zwei Konzertsälen (Philharmonie und Herkulessaal) treten die sich alle auf die Füße: Das Staatsorchester (= Orchester der Staatsoper) gibt seine Konzerte von jeher im Nationaltheater, kleinere Orchester sowie diverse Gäste spielen im Prinzregententheater (quasi der dritte Münchner Konzertsaal mit ca. 1000 Plätzen), das BR-Symphonieorchester hat keinen eigenen Saal und muss zwischen Herkulessaal und Philharmonie hin und her wechseln - weshalb ja gerade Mariss Jansons immer der große Motor für einen neuen Konzertsaal gewesen ist.

    Dass München (mindestens) zwei Konzertsäle braucht, bezweifelt niemand. Wird die Seehofer/Reiter-Lösung umgesetzt, bleibt die Situation weitgehend beim alten. Mit etwas Glück klingt die Philharmonie dann besser und der Herkulessal ist ein wenig aufgehübscht. Das wäre keine Katastrophe (deswegen den Untergang der Musikstadt München an die Wand zu malen, finde ich etwas albern), aber auch keine wesentliche Verbesserung des jetzigen unbefriedigenden Zustands.

    Ich als gelegentlicher Nutznießer des Münchner Musiklebens finde es schade, dass man sich nicht zu einem wirklichen Neubau aufrafft. Ein neuer (dritter) Konzertsaal hätte zwei große Vorteile gehabt. BR-Orchester und Rundfunkorchester würden in einem eigenen, klanglich und architektonisch überzeugenden Saal spielen. Und ein neuer Konzertsaal mit eigener Intendanz und eigenem Etat könnte im zwar reichhaltigen, aber (aufgrund des legitimen Gewinnstrebens der privaten Veranstalter) oft sehr mainstreamigen Münchner Gastierbetrieb neue Akzente setzen (mehr alte und neue Musik, mehr strukturierte, zusammenhängende Konzertreihen).

    Wirklich ärgerlich ist die getroffene Entscheidung aus mehreren Gründen: a) wegen des Zickzackkurses von Seehofer, b) wegen der überfallartigen Entscheidungsfindung, c) wegen der völlig ungeklärten Kosten und des nicht abzuschätzenden Aufwands bei einer Totalsanierung der Philharmonie (wird das für das Land wirklich preiswerter als ein neuer Konzertsaal?), d) wegen der unbeantworteten Frage, was in der Bauzeit passiert - wenn gleichzeitig auch noch der Herkulessaal "ertüchtigt" wird, wie Seehofer sich ausdrückt.

    Dass es in München genügend Publikum für einen weiteren Konzertsaal geben würde, bezweifele ich nicht (und Studien haben das gleiche ergeben): die Stadt wächst enorm, es ziehen überwiegend finanzkräftige und kulturaffine Bevölkerungsschichten zu, die Abonnentenzahlen der großen Musikinstitutionen steigen durchgehend (das BR-Orchester hat seinen Abonnentenstamm in den letzten zehn Jahren sogar fast verdoppelt).


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Interessant, was du schreibst, lieber Bernd - denn gestern las ich das:

    Manuel Brug in "Die Welt"
    "http://www.welt.de/kultur/buehne-…onzertsaal.html"

    Mich würde interessieren, wie das in die Debatte paßt. Ich habe von der Musikszene dort zwangsläufig keine Ahnung.


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Manuel Brug in "Die Welt"
    "http://www.welt.de/kultur/buehne-…onzertsaal.html"

    Mich würde interessieren, wie das in die Debatte paßt. Ich habe von der Musikszene dort zwangsläufig keine Ahnung.

    Lieber jd,

    Manuel Brug ist immer mit Vorsicht zu genießen, aber in ein paar Punkten hat er Recht: Es ist in der Tat schwierig geworden, einen neuen Konzertsaal in der Öffentlichkeit zu legitimieren - daran ist das Hamburger Elbphilharmonie-Desaster sicher nicht unschuldig. Und es wäre wirklich nicht unproblematisch, wenn der Freistaat einen neuen Konzertsaal vor allem für ein Orchester finanziert, das sich überhaupt nicht in seiner Trägerschaft befindet (BR-Symphonieorchester). Auch dem Satz "Zwar ist das weiß-blaue Musikleben wirklich sehr üppig, über dessen Qualitäten sagt das ausufernde Veranstaltungsallerlei freilich nicht viel" kann man nicht wirklich widersprechen. Das Münchner Musikleben ist bei aller Üppigkeit sehr unstrukturiert, weil die festen Institutionen und die privaten Veranstalter alle für sich wursteln und es keinerlei Abstimmung gibt.

    Gerade hier könnte aber ein Konzerthaus mit eigenem Etat und eigenem Intendant (wie in Berlin, Wien, Köln, Frankfurt etc.) viel bewirken.

    Dass bei den teuren Gastorchestern manchmal Plätze frei bleiben, wie Brug schreibt, hat Gründe: die privaten Veranstalter wollen bzw. müssen Gewinn machen und nehmen bei entsprechendem Angebot astronomische Preise. Aktuell z.B. für ein Konzert der Wiener Philharmoniker in der Philharmonie 80-215 Euro. Das funktioniert selbst in einer Stadt der prall gefüllten Geldbörsen nicht immer. Ganz abgesehen davon, dass 80 Euro für die wirklich miesen hinteren Plätze in der Philharmonie eine Frechheit sind (200 Euro kosten dagegen bei entsprechenden Vorstellungen auch vordere Parkettplätze in der Staatsoper, und die sind meist ausverkauft). Allerdings gibt es durchaus viele bezahlbare Konzerte in München, auch diejenigen des BR-Symphonieorchesters gehören - weil bezuschusst - dazu.

    Worüber Brug kein Wort verliert: dass der Seehofer/Reiter-Plan enorme organisatorische und finanzielle Risiken birgt, weil es anscheinend keine seriösen Zeitplanungen und Kostenvoranschläge gibt.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Ich bin gespannt, wie Mariss Jansons auf die Entscheidung reagiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das einfach achselzuckend hinnimmt. In Berlin wird immerhin demnächst eine Stelle frei... Und das BR-Orchester wird zusammen mit der Musikstadt München den Bach runter gehen.

    Christian

  • kleinere Orchester sowie diverse Gäste spielen im Prinzregententheater (quasi der dritte Münchner Konzertsaal mit ca. 1000 Plätzen)


    ...das Sitze hat, die ungefähr so bequem sind wie Zirkusbänke mit Lehne...
    Ich durfte dort mal ein Konzert mit italienischer Filmmuisk hören. Akkustisch in Ordnung, wenn auch nicht hochklassig, aber sowas von unbequem...

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

  • Ich als gelegentlicher Nutznießer des Münchner Musiklebens finde es schade, dass man sich nicht zu einem wirklichen Neubau aufrafft. Ein neuer (dritter) Konzertsaal hätte zwei große Vorteile gehabt. BR-Orchester und Rundfunkorchester würden in einem eigenen, klanglich und architektonisch überzeugenden Saal spielen[...]

    Das kann man doch vorher nicht wissen - ob ein Neubau klanglich und architektonisch überzeugend sein wird, oder?

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Das kann man doch vorher nicht wissen - ob ein Neubau klanglich und architektonisch überzeugend sein wird, oder?

    Doch, das kann man schon wissen. Die Akustik lässt sich dank Computer-Simulationen heutzutage hervorragend vorhersagen und planen. Ein Desaster wie beim Bau der Münchner Philharmonie ist deshalb eigentlich nicht mehr denkbar (vorausgesetzt natürlich, dass man von den modernen Möglichkeiten auch kompetenten Gebrauch macht, woran z.B. im Falle der Elbphilhamornie gewisse Zweifel bestehen). Früher war man auf die geniale Intuition Einzelner wie Theophil von Hansen oder Hans Scharoun angewiesen (dessen Berliner Philharmonie auch erst durch Nachbesserungen wie das höhenverstellbare Podium und die unter der Decke angebrachten "Klangsegel" zu dem wurde, was sie heute ist). Von den Neubauten der letzten 20 Jahre sind viele akustisch absolut großartig, und wirkliche "Ausfälle" gab es meines Wissens überhaupt nicht. Bezüglich der Architektur ist die Sache vielleicht schwieriger, weil es weniger handfeste Kriterien gibt, aber auch da ist nach meinem Empfinden vieles aus jüngster Zeit sehr gelungen.

    Christian

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