Was sicher richtig ist, ist der Umstand, daß das junge Christentum keine sakrale Musik „aus sich heraus“ neu erschaffen hat. Ganz am Anfang (sic!) wird man schon so gesungen haben, wie es üblich war, eine eigene sakrale Musiktradion gab es ja noch nicht. Ob dieser „Kern“ nach 1000 Jahren mündlicher Tradition noch irgendwie relevant, und nicht bereits auf Basis der Musiktheorie umgestaltet war, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Nett ausgedrückt: durch den Gregorianischen Choral war alles Vorherige obsolet geworden und ist deshalb heute gar nicht mehr sicher zu rekonstruieren... ;+)
Alle Quellen, die wir haben (Enchiriades, St.-Riquer usw.), sind tatsächlich aus der Sichtweise derjenigen entstanden, die sich damit beschäftigt haben, denn sie lebten mit jener Musikpraxis. Es sind also Geistliche, die über die Musik schreiben, die sie täglich vortrugen, da sie Teil der Liturgie war. Da hat ein Bauer mit einer Flöte nichts zu suchen - den gab es, aber niemand schrieb dessen Musikpraxis auf.
Ich kann bustopher nur zustimmen. Allerdings wundert mich die Aussage, daß
man es nicht sagen kann…
was die Forschung zum Ursprung der urchristlichen Musik als jetzigen Stand formuliert. Klar, es gibt keine belegbare Quelle, aber liegt es nicht auf der Hand, aus welchen musikalischen Traditionen heraus sich diese entwickelte? Die Idee des Rezitationstons für die Psalmen z.B. Natürlich gab es gewiß Bemühungen, in der Urkirche eine eigene musikalische Identität zu entwickeln, aber man kann das doch nur aus dem Bisherigen machen - dem, was man bis dato kannte.
Ansonsten sehe ich auch eine Verbindung zwischen Kunstmusik und Kirche, aus der heraus sich Vieles entwickelt hat, was wir heute als Gattungen haben. Wechselbeziehungen zur "Volksmusik" fanden ganz gewiß statt - mal offener und direkter, mal begrenzter. Grundsätzlich folgten die beschriebenen Gattungen in den Musiktraktaten in der Regel der bereits erprobten Praxis.
jd