Duke Ellington - Der Mann, der Klangmagier des Jazz ?

  • Respekt und Dank, lieber Maurice, für das, was Du hier in diesem Thread in Sachen Duke Ellington leistest! Ich wage gar nicht, in der Sache zu antworten (würde von mir doch ohnehin nur eine Huldigung an "Black, Brown and Beige", an die Filmmusik zu "Anatomie eines Mordes" oder an das Trioprojekt "Money Jungle" mit Mingus und Roach dabei herauskommen, garniert durch ein paar andere Ellington-Favoriten von mir), deshalb von mir erst mal nur dieses (belanglose) Posting auf der Metaebene: Danke, danke, danke l-l

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

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    Ich habe eine Zeit lang überlegt, wie ich nun weiter vorgehen soll, denn es weder ich, noch ihr sollt den Überblick verlieren. Deshalb habe ich mich entschlossen, zunächst einmal auf die fünf Carnegie Hall-Konzerte einzugehen, die der Duke ab Januar 1943 spielen durfte. Da in ihr auch seine wichtigsten Werke gespielt wurden, kann man so doch alles halbwegs sinnvoll verbinden. Man kann in ihnen auch die Besetzungswechsel nachvollziehen, und damit die Fluktuation, die die Band die nächsten Jahre begleiten sollten.

    Bis auf das 1948-er Konzert habe ich die Original-Cover verwendet, die damals auch bei den LPs verwendet wurden. Die Aufnahmetechnik aller Konzerte ist teilweise sehr schlecht. Trotzdem waren sie für Ellington und den Jazz überhaupt von Bedeutung.

    Das erste Konzert fand bereits am 23.Januar 1943 statt. Die Band hatte fast noch Bestbesetzung, ich werde sie auch auflisten, damit man sehen kann, was sich verändert hat. Nun zur Musik.

    Interessant ist, dass am Anfang nicht die Erkennungsmelodie der Band ertönte, sondern die National-Hymne. Es war Krieg, da gehörte diese zum guten Ton und Nationalbewusstsein.

    Zunächst wurden die ganz alten Hits der Cotton-Club-Band gespielt, "Back and Tan Fantasy"und "Rockin' in Rhythm", dann kamen die Stücke der aktuellen Band an die Reihe: "Moon Mist","Jumpin' Pumkins", "Portrait of Bert Williams", "Bojangles", "Black Beauty", "Ko-Ko","Dirge", "Johnny come Lately", "Are you Stickin'" und dann der erste Teil des Hauptwerks des Abends, die Suite "Black, Brown and Beige". Wegen dieses Werkes kamen Leute von hohem Rang, darunter die Frau des Präsidenten, Eleanor Roosevelt und der Dirigent Leopold Stokowski.

    Nun ein paar Hinweise zu dem Werk "Black, Brown and Beige". Die Anfänge gehen bereits zurück ins Jahr 1936. Der Duke wollte ein Musical über eine schwarze Frau schreiben, die in Harlem berühmt war-Ada Walker. Er zeigte das Werk einem Freund, Edmund Anderson, der von der Partitur nicht begeistert war, ihm deshalb vorschlug, ein größeres Werk zu schreiben, und es dann in der berühmten Carnegie Hall aufzuführen. Doch Irving Mills hatte bedenken, da zu diesem Zeitpunkt noch keine Jazzband dort je aufgetreten war. Dann tat genau Benny Goodman das, was sich Mills nicht traute, und war damit der erste Jazzmusiker, der dort auftreten sollte. Dazu kam, dass Goodman eine Reihe schwarzer Solisten aus der Band von Count Basie, und auch aus der Ellington Band einlud (Cootie Williams, Johnny Hodges und Harry Carney).

    Der Duke war nun sauer auf Mills, da man IHM nicht die Chance gab, als erster dort zu spielen. Die Folge aber war, dass er sich in den Kopf setzte, etwas über die Neger zu schreiben. Auch war sein Blick nun ganz klar auf eine Aufführung eben in der "Hall" fixiert. Auch wollte er das Konzert anders gestalten als Goodman, der eben "nur" sein normales Programm dort spielte. Doch es bedurfte noch einiger Ermutigung von Freunden und Geschäftspartnern, um die Arbeit voran zu treiben. Auch William Morris gehörte dazu, so dass der Duke Ende 1942 begann, ernsthaft daran zu komponieren.

    Als schließlich noch ein Sponsor gefunden wurde, und Ellington - typisch für ihn - in aller Hast selbst während seiner Theater-Engagements in den Pausen an dem Werk arbeitete, wurde es mal wieder sehr knapp, bis er wirklich damit fertig wurde.

    Der 1.Satz "Black" sollte die frühe Geschichte der Neger in den USA repräsentieren, und er enthielt Teile, die den Worksong und das Spiritual suggerieren sollte.
    Der 2.Satz "Brown" feierte die frühen Kriege, in denen Schwarze gekämpft hatten
    Der 3.Satz "Beige" sollte den modernen, amerikanischen Schwarzen darstellen, besonders ihre Sehnsüchte, und ihren Wunsch nach Ausbildung und ihren Beitrag zum Kriege, der gerade stattfand.

    "Black" besteht aus zwei Hauptthemen, den Worksong und dem Spiritual. Der Worksong baut das Thema auf, das immer wieder erscheint, und am Ende die Teile verbindet. Die Passagen, die immer zwischen dieser Hauptmelodie auftauchen, haben keinerlei Zusammenhang, und machen auch keinen wirklichen Eindruck. Es gibt nur wenige unverwechselbare Melodien, so dass man etwas ziellos durch den Satz geführt wird. Der Höhepunkt dieses Teiles ist ohne Zweifel das hervorragende Solo von Tricka Sam Nanton an der Posaune, dass durch seine Spielweise unglaublich vokal wirkt.

    Der Spiritual-Teil beginnt mit Glockengeläute, bevor dann eine etwas seltsame Melodie erscheint, die immerhin ein interessantes Duett zwischen Lawrence Brown auf der Posaune und Ray Nance an der Violine. Der eigentliche Höhepunkt ist aber das Spiritual, und damit auch die famose Solo-Arbeit von Johnny Hodges in "Come Sunday". Das Stück steht in der bekannten AABA-Form, und sollte auch immer wieder vom Duke und Hodges gespielt werden.

    "Brown" beginnt, so Ellington, mit "einem Gruß an den westindischen Einfluss". Darin findet auch irgendwie der "Yankee Doodle" Platz, bevor Trompete (Rex Stewart) und Posaune (nanton) ein Duett spielten. Insgesamt macht dieser Satz noch den besten Eindruck.

    Teil drei sollte die Zeit des spanisch-amerikanischen Krieges repräsentieren. Hier trat nun die neue Sängerin Betty Roché das erste Mal auf. Sie war in der Laufbahn Ellingtons die vermutlich beste "reine Jazzsängerin", die die Band je hatte. Leider blieb sie nicht lange in der Band, und es gibt auch keine Platteneinspielungen aus dieser Zeit mit ihr. SIe sollte aber Anfang der 1950-er Jahre nochmals bei Duke singen, und davon gibt es sehr wohl Aufnahmen.

    Wie nahm die Kritik dieses ersten "ernsten" Werkes des Duke auf? Ganz einfach-es wurde zerrissen!! Der Jazzanteil war nur gering, seine Solisten nicht wirklich richtig gewürdigt, außerdem waren viele Teile einfach nur zusammenhangslos komponiert und zusammengewürfelt. Die Geschlossenheit war nicht gegeben, es fiel schlicht und ergreifend durch. Da half es auch nicht, dass er es passagenweise eine Woche später in der Bostoner Symphony Hall aufführte, und im Dezember 1943 erneut in der Carnegie Hall in Ausschnitten präsentierte.

    Als Ellington im Dezember 1944 so weit war, es auf Platte einzuspielen (es wurden zwei 12-Zoll-78-Upm-Schallplatten verwendet), hatte er es auf 18 Minuten gekürzt (hier im Konzert waren es noch rund 45 Minuten). 1958 nahm er dann eine neue Fassung auf, doch dazu später erst mehr.

    Das Konzert an sich war trotz der negativen Kritik zu dem Werk ein großer Erfolg. Es wurden 7.000 $ eingenommen, von denen 5000 $ an das "Russian War Relief" ging. Auch stieg das Ansehen des Duke durch dieses Konzert, was sicher ein Widerspruch war, aber dies gehört zu den "Kuriositäten" Amerikas, dass Kunst nicht sonderlich gut sein muss, um ihren Schöpfer als eine Person von Rang anzusehen.

    Hier die Besetzung der Band :

    Trompeten: Harold Baker, Rex Stewart, Wallace Jones, Ray Nance (auch Violine)
    Posaunen : Lawrence Brown, Joe "Tricky Sam" Nanton, Juan Tizol
    Altsax : Johnny Hodges, Otto Hartwicke und Chauncy Haughton (auch Tenor,Klarinette)
    Tenorsax : Ben Webster
    Baritonsax: Harry Carney (auch Klarinette)
    Piano: : Duke Ellington
    Git.: : Fred Guy
    Bass: : Alvin "Junior" Raglin (der Nachfolger von Jimmy Blanton 1942 wurde)
    Drums : Sonny Greer
    Vokal : Betty Roché

    Fortsetzung folgt!! Mein I-net zickt gerade herum...

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Zitat

    Respekt und Dank, lieber Maurice, für das, was Du hier in diesem Thread in Sachen Duke Ellington leistest! Ich wage gar nicht, in der Sache zu antworten (würde von mir doch ohnehin nur eine Huldigung an "Black, Brown and Beige", an die Filmmusik zu "Anatomie eines Mordes" oder an das Trioprojekt "Money Jungle" mit Mingus und Roach dabei herauskommen, garniert durch ein paar andere Ellington-Favoriten von mir), deshalb von mir erst mal nur dieses (belanglose) Posting auf der Metaebene: Danke, danke, danke

    Danke Dir, aber danke in erster Linie Ellington und seinen Musikern. Interessanterweise wurde "Black,Brown and Beige" von der Kritik verrissen...... :D

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Interessanterweise wurde "Black,Brown and Beige" von der Kritik verrissen...... :D

    So war das ja eigentlich fast immer mit bahnbrechender Musik. Kaum eine Bruckner-Sinfonie wurde bei der Uraufführung abgefeiert. "Le Sacre du Printemps" löste einen veritablen Skandal aus. Ein wirkliches Meisterwerk wie "Black, Brown, and Beige" steht damit in einer durchaus ehrenvollen Tradition.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Zitat

    So war das ja eigentlich fast immer mit bahnbrechender Musik. Kaum eine Bruckner-Sinfonie wurde bei der Uraufführung abgefeiert. "Le Sacre du Printemps" löste einen veritablen Skandal aus. Ein wirkliches Meisterwerk wie "Black, Brown and Beige" steht damit in einer durchaus ehrenvollen Tradition.

    Ganz ehrlich gesagt, teile ich Deine hohe Meinung über das Werk nicht. Teile daraus sind gut bis sehr gut gelungen, doch mehr auch nicht. Mir ist es zu lange, nicht zielgerichtet genug. Er hätte, wenn er es früher und zusammen mit Strayhorn ausgearbeitet hätte, mehr daraus machen können. Vor allem nutzte er mir die Tonpalette seiner Musiker nicht aus. Sicher, Barney Bigard fehlte sehr, Chauncy Haughton bekam überhaupt keine Solo-Möglichkeit geboten, und auch Ben Webster wurde zu wenig eingesetzt. Dazu die Posaune von Lawrence Brown, oder das ausdrucksstarke Spiel Rex Stewarts.

    Man merkt dem Stück an, dass zu wenig Zeit darauf verwendet wurde. Daran kann auch "Black Beauty" und " Come Sunday" nichts mehr rausreißen. Ich kenne auch kein Buch, dass sich für die Suite stark machte. Leider wurden fast alle seine späteren "Suiten" nur Stückwerk. Ausnahmen bestätigen die Regel. Das mal so pauschal vorab.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Echt? "Black, Brown, and Beige" war das allererste, was ich jemals von Ellington gehört habe. Damals war ich 14 oder 15. Er war für mich fortan in den Kreis großartiger Komponisten aufgenommen. In der Folge enttäuschte mich zwar manches mir eher belanglos erscheinende sonstige Werk Ellingtons, aber ich verstand dies einzuordnen. In einem Ellington-Fernsehporträt, das ich in den 70er Jahren sah, äußerte er, dass er allein seine geistliche Musik vollständig für sich akzeptiere, während er das meiste andere für Geld schreibe. Aus dem Gedächtnis würde ich ihn wie folgt aus dieser TV-Sendung zitieren: "I compose Sacred Music entirely for myself. Everything else what I do, is for making money. We're not a workshop orchestra or something like that. We're a commercial band. But when I do Sacred Music, it really means a lot to me". Ich habe ihm das damals nicht ganz abgenommen. Solch eine hinreißende (weltliche) Suite wie "Black, Brown, and Beige" ist so dermaßen "ambitious", dass er auch diese mit Herzensblut geschrieben haben muss, nicht nur seine geistliche Musik.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Zitat

    Ich habe ihm das damals nicht ganz abgenommen. Solch eine hinreißende (weltliche) Suite wie "Black, Brown, and Beige" ist so dermaßen "ambitious", dass er auch diese mit Herzensblut geschrieben haben muss, nicht nur seine geistliche Musik.

    Der Duke war ein Meister des unverbindlichen, aber (fast) immer äußerst liebenswerten Wortes, der sich direkten Stellungnahmen (auch und gerade zu Rassenproblemen) immer gerne entzog. Allerdings ist es möglich, dass er zur Zeit, als er die "Sarcret Concerts" schrieb, in der Tat dachte. Doch obwohl er wohl die Bibel genau kannte, lebte er nicht nach ihr. Er war ein Frauenheld, aß weitaus mehr, als es gut für ihn war, und gab das Geld über Maßen aus.

    Ein anderer Spruch war: Ich habe nicht vor für die Nachwelt zu komponieren. Es muss jetzt und hier gut klingen, deshalb will ich meine Musiker immer um mich haben. Das ist jetzt kein Zitat, aber sinngemäß wiedergegeben.

    Zitat

    Echt? "Black, Brown, and Beige" war das allererste, was ich jemals von Ellington gehört habe. Damals war ich 14 oder 15. Er war für mich fortan in den Kreis großartiger Komponisten aufgenommen.


    Japp. Er war es nicht gewohnt, überhaupt etwas mit Planung zu schreiben. Im Gegenteil. Auch bei den "Sacret Concerts" schrieben er und Billy Strayhorn (beim Ersten war er noch mit dabei) bis zur letzten Minute. Nach der ersten Aufführung fanden weitere Änderungen statt. Seine Musiker bekamen nur selten Zeit, die Werke zu proben. Entsprechend waren Änderungen in wohl allen Fällen nötig. Das gilt in allererster Linie für seine Suiten und die Sarcret Concerts.

    "Black,Broen and Beige" bekam im Grunde drei Umänderungen, die Letzte dann 1958.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Wir befinden uns im Jahre 1943. Das Konzert in der Carnegie Hall ist zuende, und der Alltag hatte die Band wieder eingeholt. Res Stewart nahm sich eine Auszeit und wurde durch den Trompeter Taft Jordan ersetzt. Jordan, der viele Jahre mit Chick spielte, und dort als einer der besseren Musiker als Star galt, konnte aber nur zeitweise als Solist in der Ellington Band seine Klasse nachweisen. Chauncey Haughton, der übrigens mit Jordan viele Jahre in Webbs Band spielte, wurde zur Army eingezogen und hinterließ auch keine wirkliche Lücke, da er in der Band keine Bedeutung erlangte.

    Ellington suchte nun einen Ersatz, der wirklich Qualität hatte, und sollte ihn in dem noch relativ unbekannten Jimmy Hamilton. Hamilton nahm die Musik von Kindesbeinen an ernst, und erhielt eine gute Ausbildung. Stundenlanges Üben ließen ihn auch technisch eine makellose Technik erlangen, und sein Ton war fast schon "klassisch", eher zurückhaltend, verhalten, aber immer hörbar. Dazu übernahm er einen Platz am Tenorsaxophon, auf dem er viel "erdiger", rauer spielte, wenn er denn mal darauf ein Solo spielte. Er sollte von 1943-1968 in der Band bleiben, sich zu einem wichtigen Solisten in der Band mausern, und auch eine wichtige Stimme als Klarinettist im modernen Jazz werden, die man aber gerne von der Kritik übersah.

    Dann, wie weiter Oben bereits erwähnt, gab es Streit zwischen Ellington und Ben Webster. Dieser musste gehen, und sein Nachfolger wurde zuerst der erfahrene, aber solistisch völlig unbedeutende Elmer "Skippy"Williams, und im Mai 1944 dann Al Sears. Sears, Jahrgang 1910, war ein guter Musiker und Solist, aber bei weitem nicht in der Klasse wie Webster. Er klang immer so, als ob Webster heißer und einen schlechten Tag hatte. Er sollte bis 1949 bleiben, um 1950 und 1951 noch hin und wieder mit der Band zu arbeiten.

    Auch Otto Hardwicke war zeitweise abwesend, vermutlich wegen seiner Trunksucht. Sein temporärer Ersatz war Nat Jones. Er ist mir völlig unbekannt, also kann ich nichts über ihn sagen.

    Einen weiteren temporären Austausch gab es mal wieder bei den Trompeten. Im November ersetzte kein geringerer als Dizzy Gillespie Ray Nance bei den Trompeten. Zeitgleich war Wilson Myers für Alvin Raglin am Bass tätig. Raglin dürfte ebenfalls wegen seiner Trunksucht abwesend gewesen sein. Er sollte daran 1955 sterben....Beide Musiker kehrten aber noch im November zurück, so dass deren Wirken in der Band eine Randerscheinung war. Es soll nur demonstrieren, wie schlimm es in der Band aussah.

    Weitere Höhepunkte kann man 1943 nicht mehr finden. Man merkte aber, dass es mit der Band langsam bergab ging. Doch das war noch lange nicht das Ende.....


    Wir schreiben das Jahr 1944. Erneut sollten sich Veränderungen in der Band einstellen. Erneut gab es Besetzungswechsel, und erneut fragte man sich, warum er gewisse Musiker holte, obwohl doch genug weitaus bessere Leute auf dem Markt waren.

    Juan Tizol war der nächste wichtige Musiker, der sich zu einem Wechsel entschloss. Laut Tizol bat er den Duke, ihm Geld zu leihen. Dieser lehnte doch recht überraschend ab. Durch Gerüchte bot Harry James ihm einen weitaus besseren Vertrag, und Tizol willigte ein. Immerhin war Harry James gut im Geschäft, führte mit harter Hand seine Band, und wusste auch. Kommerz mit Kunst höchst erfolgreich zu verbinden. Außerdem hatte er einige hervorragende Musiker in seiner Band, u.a. den Lead-Altisten Willie Smith, der einst mit Jimmy Lunceford spielte, und ein durchaus großer Konkurrent zu Johnny Hodges war. Er ersetzte ihn durch den exzellenten Posaunisten Claude Jones, der aber auch nur selten als Solist zu hören war. Jones blieb von 1944-1948 in der Band.

    Dann ging nach rund sieben Jahren der allzeit anwesende Wallace Jones. Erneut wurde ein Mann engagiert, der als Solist überhaupt keine Bedeutung hatte, aber als Lead-Trompeter zuvor bereits sich einen gewissen Ruf erworben hatte. Damit war klar, dass Ellington den Satz stabilisieren wollte. Er brauchte Musiker, die einfach nur gut Noten lesen konnten, und das konnte Hemphill. Unmittelbar nach seiner Ankunft ging Harold Baker. Doch er sollte einige Male wieder zur Band zurückkehren, bevor er 1962 endgültig aus gesundheitlichen Gründen verlassen musste.

    Ein weitaus wichtigerer Neuzugang sollte im November 44 William "Cat" Anderson werden. Er spielte Trompete bis hinauf ins allerhöchste Register und hatte sich bei Lionel Hampton einen guten Ruf erworben. Er galt als ausgezeichneter Lead-Trompeter, war sehr zuverlässig, und konnte außerdem alle seine Satzkollegen bei den Soli ersetzen, wenn sie gerade mal "unpässlich" waren. So beherrschte er das Spielen a la Louis Armstrong genau so perfekt, wie das Spiel a la Rex Stewart, und dessen "Half-Ventil-Technik". Auch als Solist mit dem Plunger war er jederzeit in der Lage. Er sollte auch all diese Dinge beim Duke einsetzen. Er blieb zunächst bis 1947, kam 1950 zurück, und blieb bis 1959. Dann erneut von 1961-1971, als er ein drittes Mal zur Band gehörte.

    Ein weiterer Wechsel, auch hier vermutlich in erster Linie, weil er wohl eine Entziehungskur machen musste, war der Weggang von Sonny Greer. Er wurde bis Ende Januar von Hillard Brown vertreten. Auch er einer der unbekannten Musiker, die es aber fertig brachten, bei einem großen Konzert mit von der Partie zu sein, nämlich beim Carnegie Hall Konzert vom 19.Dezember 1944. Er kam von der Jesse Davis-Band rüber übrigens.

    Das dritte Konzert in der Carnegie Hall werde ich dann im nächsten Posting genauer unter die Lupe nehmen.

    Das zweite Konzert in der Carnegie Hall fand am 11.Dezember 1943 statt. Es hatte keine großen Überraschungen parat, und bestand in erster Linie aus dem Standard-Programm der Band. Einzig der völlig überforderte Elmer "Skippy" Williams am Tenorsax dürfte dem geübten Hörer auffallen. Er blieb bekanntlich nicht lange in der Band, und wechselte dann zu Bob Chester, einer weißen Bigband, die sich stark an Glenn Miller lehnte, und auch von diesem finanziert wurde.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Hier noch einmal das Bild dazu, damit jeder weiß, um was es geht jetzt. Das zweite Carnegie Hall Konzert vom 19.Dezember 1944. Dazu gleich ein paar Worte zu einem Herrn Pechura, der viele CDs, so auch dieses Konzert, in Amazon mit Kritiken versieht. Der Mann kennt sich aus, und daher stimme ich ihm fast immer zu, wenn er wieder, oftmals auch sehr ausführlich, eine CD bespricht. Daher möchte ich auch so etwas hier einstreuen, denn nicht jeder weiß solche Kritiken einzuschätzen.

    Ich selbst habe die Aufnahme schon lange nicht mehr gehört, daher kann ich wenig dazu beitragen. Sie ist aber zu mir unterwegs, da ich sie bestellt habe. Mir sind alle Aufnahmen in der Hall mal von jemandem abgekauft worden, und ich muss zugeben, damals nicht unglücklich gewesen zu sein. Aufnahmetechnisch haben sie mich nämlich nicht wirklich überzeugt. Selbst dann nicht, wenn man die Abstriche mit einkalkuliert, die man haben muss aus dieser Zeit.

    Was ich aber noch in Erinnerung habe ist, dass der Schlagzeuger Hillard Brown keinen schlechten Eindruck hinterließ. Sonny Greer war zu der Zeit bereits das größte Hindernis in der Band, einfach nicht mehr brauchbar, gerade dann nicht, wenn es darum geht, eine neu zusammengestellte Band vom Schlagzeug aus zu führen und leiten. Wie dringend wäre da jemand gewesen, der präzise auf den Punkt gespielt hätte, mit deutlichen Akzenten.

    Neben der obligatorischen National-Hymne wurden einige bekannte Stücke gespielt, wie "Midriff", "Creole Love Call", "Suddenly it Jumped" (mit Al Sears und Taft Jordan als Solisten), "It don't mean a Thing", und - eine kleine Rarität - "Pitter,Panther Patter" mit Alvin Raglin am Bass. Dazu, noch ziemlich frisch "I'm beginning to see the Light", mit der neuen Sängerin Joya Sherrill, "Blue Cellophane" mit Lawrence Brown als Solisten, "Mood to be Wooed" mit Johnny Hodges als Solisten, oder "Frantic Fantasy", "Blue Skies" und "Franky and Johnny".

    Die zwei wichtigsten Werke waren aber erneut die neue Fassung von "Black, Brown and Beige", doch hier nur "Work Song", "The Blues", "Three Dances" und natürlich "Come Sunday". Das Hauptwerk war die "Perfume Suite" gewesen. Es soll die sich verändernden Stimmungen einer Frau aufzeigen, wenn sie mit unterschiedlichen Perfümen sich "schmücken". Frauen war sowieso eines der Lieblings-Themen Ellingtons gewesen.

    Dazu kommt noch eines seiner später berühmten "Medleys", die die alten Hits quasi am Fließband lieferten.

    Ich schaue, dass ich hier später noch einige Dinge ergänzen kann, wenn ich das Konzert selbst vorliegen habe. Es findet sich auch sonst kaum etwas in meiner Literatur über dieses Konzert. Einen Hinweis kann ich geben, auch wenn man sich das denken kann. Das Konzert war bereits Tage zuvor ausverkauft gewesen. Der Duke zog also immer noch die Massen an....

    Auf Wunsch von Maurice hier am 1.1.2016 ergänzt. AlexanderK für die Moderation

    Ich habe bereits geschrieben, dass das Konzert in der Carnegie Hall am 19.Dezember 1944 statt fand. Die Band war mit Hillard Brown am Schlagzeug für den erkrankten Sonny Greer recht gut drauf gewesen.

    Leider habe ich dazu kein Booklet, das fehlt bei meiner CD, warum auch immer. Ich muss die Solisten direkt von der Aufnahme abhören.

    Los ging es mit "Blutopia", Solistisch sind zuerst Taft Jordan, Al Sears, Ray Nance (Trompete), Alvin Raglin (Bass), der Duke selbst zu hören. Dabei fällt sofort auf, dass Hillard Brown wesentlich agiler als Sonny Greer wirkt. "Midriff" hat Soli von Lawrence Brown, Alvin Raglin und Hillard Brown (Drums).

    "Creole Love Call", Kay Davis (Gesang), Tricky Sam Nanton (Posaune), Ray Nance (Trompete) und vermutlich Harry Carney (Klarinette) sind die Solisten. Der Klarinettist ist NICHT Jimmy Hamilton, der spielt zurückhaltender und hat ein anderes Vibrato. Vom Stil her muss es Carney sein. Später geht das Solo dann an Russell Procope über.

    "Suddenly it Jumped" ist ein schnelles Stück mit Soli von Taft Jordan, dem Duke am Klavier, erneut Taft Jordan, Jimmy Hamilton (Klarinette) und erneut Taft Jordan. "Pitter Panther Patter" stellt Bassist Alvin Raglin heraus, zusammen mit dem Duke. "It don't mean a Thing" stellt Ray Nance (Gesang) vor. Solistisch sind Joe Nanton (Posaune), Taft Jordan, Ray Nance (Violine) und Al Sears (Tenorsax).

    "Things. ain't what they used to be" hat Soli von Johnny Hodges, Taft Jordan (Trompete), Lawrence Brown und erneut Johnny Hodges.

    Die "Perfum Suite" beginnt mit "Sonata" hat nur ein kurzes Solo vom Duke selbst, "Strange Feeling" ist für Al Hibblers Gesang, Dancers in Love", ein Stück, was wir noch öfter vom Duke hören werden, wird im Trio gespielt, "Coloratura" ist dann für den Trompeter Cat Anderson geschrieben worden, der seine High Note-Technik hier präsentiert.

    Die Suite "Black, Brown and Beige" wurde bereits zuvor erwähnt, hier dann in einer bereits revidierten Fassung. "Work Song" beginnt mit dem Bariton-Sax von Harry Carney, der Trompeter könnte Shelton Hemphill sein, Joe Nanton, "The Blues" hat Marie Ellington (Gesang) und Al Sears als Solisten. Dann kommen die drei Tänze "West Indian Dance" ist ohne Solo, "Creamy Brown" ebenso, "Emancipation Celebration" lässt dann Rex Stewart mit seinem völlig eigenen Sound und Joe Nanton solistisch glänzen. "Come Sunday" hat Soli von Lawrence Brown und Ray Nance (Violine).

    "The Mood to be Wooed" stellt Johnny Hodges vor. "Blue Cellophane" bringt uns Lawrence Brown ans Mikrophon, "Blue Skies" ist dann für Trumpet Section bestimmt. Dazu noch JImmy Hamilton (Klarinette), Lawrence Brown, Al Sears. Den Abschluss bildet dann Cat Anderson. Die Fassung hier weicht von der späteren Studio-Produktion ein wenig ab.

    "Frankie and Johnny" lässt dann den Duke in die Tasten hauen, dazu kommen Joe Nanton, Alvin Raglin und Ray Nance (Violine).

    Erstaunlich finde ich hier Hillard Brown, der sich gut macht im Konzert, und auch Bassist Alvin Raglin, den leider seine Alkoholsucht nicht bekannt gemacht hat. Er hatte das Zeugs dazu, bekannter zu werden.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Wir schreiben das Jahr 1945. Noch ist der 2.Weltkrieg im vollen Gange. Die Bigbands haben es schwer ihre Qualität zu halten. Die noch verbliebenen Musiker können astronomische Gehälter fordern, denn sie sind nun für das Business so wichtig wie Benzin zum Reisen. Auch bei Ellington spielte diese Situation eine große Rolle. Erneut sollten Besetzungswechsel die Band schwächen, da einige Musiker immer nur kurz zur Band stießen, oder sich erst an die Band gewöhnen müssen.

    Das Jahr begann mit einem ungewöhnlichen Konzert in der Philharmonic Hall von Los Angeles am 17.Januar 1945. Als Gäste wirkten die Sängerin Billie Holiday, der Altsaxophonist Willie Smith und der Gitarrist Al Casey mit. Bereits Tage zuvor ausverkauft, war das eigentliche Highlight, dass man immer wieder zwischen ähnlichen Konzerten in New Orleans und New York hin und her schaltete. Der Grund war, dass diese drei Konzerte im Rahmen der "Esquire 1944 Poll Winners" statt fanden.

    Um es mal höflich auszudrücken: Das Konzert würde nicht in de Kreis der besten Konzerte der Band eingehen. Auf dem Papier war die Band aber immer noch überdurchschnittlich gut besetzt. Hier einmal die Besetzung des Konzertes:

    Trompeten : Shelton "Scad" Hemphill (Lead-Trompete), Rex Stewart, Taft Jordan, Cat Anderson und Ray Nance (auch Violine, Gesang)
    Posaunen : Lawrence Brown, Joe "Tricky Sam" Nanton, Claude Jones
    Altsax : Johnny Hodges, Otto Hardwicke
    Tenorsax : Al Sears, Jimmy Hamilton (Klarinette)
    Baritonsax: Harry Carney (Klarinette, Altsax)
    Klavier : Duke Ellington & Billy Strayhorn
    Gitarre : Fred Guy
    Bass : Alvin Raglin
    Drums : Hillard Brown
    Vokal : Marie Ellington (sie war neu gewesen und nicht mit Ellington verwandt. Später wurde sie Frau von Nat "King" Cole.....)

    Dazu die drei erwähnten Gäste Billie Holiday, Al Casey und Big Sid Catlett.

    Am 24. Februar 45 "feierte" man quasi die Rückkehr von Schlagzeuger Sonny Greer. Er war Leiter einer kleinen Band, die Aufnahmen machten. Die Titel waren: "Mood indigo", "the Mooche", "Bug in a Hug" und "Kandy Lamb". Die Besetzung lautet: Taft Jordan (Trompete) - Barney Bigard (Klarinette) - Otto Hardwicke (Altsax) - Duke Brooks (das war ein Tarnnahme für Ellington höchstslebst) (Klavier) - Fred Guy (Git.) - Red Callender (Bass) - Sonny Greer (drums) Bigard und Callender waren als Gäste mit dabei.

    Ein weiteres Konzert im größeren Rahmen fand am 25.März 1945 im Civic Opera House von Chicago statt. Er spielte hier u.a. seine beiden Suiten "Black,Brown and Beige" und die "Parfum Suite".

    Am 12.September verließ Ray Nance die Band, um seine eigene Band zusammenzustellen. Er nahm dabei Bassist Alvin Raglin mit. Während Nance nicht ersetzt wurde, kam kurzzeitig Lloyd Trotman als Bassist in die Band.

    Der nächste Schlag sollte dann um den 18.November erfolgen, als Joe Nanton durch einen Herzinfarkt längere Zeit ausfallen sollte. Für ihn kam sofort Wilbur de Paris in die Band. Er sollte bis Juli 1947 bleiben, bevor eine eigene, höchst erfolgreiche Band gründete. Er hatte große Erfahrung in diversen "Name Bands" gesammelt, darunter viele Jahre mit der Luis Russell-Band, die Louis Armstrong über viele Jahre begleitete.

    Um den 17.November kam dann die wichtigste Verpflichtung neu in die Band, der famose Bassist Oscar Pettiford. Er gehörte bereits damals zu den besten Bassisten überhaupt, und war ein absoluter Gewinn für die Band.

    Um den 17.Dezember herum kündigte Rex Stewart erneut, dieses Mal für immer. Er gründete ebenfalls eine eigene Band. Er wurde durch den an sich unbekannten Francis Williams ersetzt. Williams spielte zuvor mit u.a. Claude Hopkins und Edgar Hayes und blieb bis 1951 in der Band. Er gehörte auch zu den Neuverpflichtungen, die man sich nicht erklären kann. Wieder wurde eine wichtige Stimme (Rex Stewart) durch keinen vergleichbaren Ersatz ausgetauscht. Warum nur? Es sollte Das Geheimnis Ellingtons bleiben....

    Zu Francis Williams möchte ich trotzdem noch einige positive Worte verlieren. Rund 30 Jahre später wurde er Mitglied in der "Harlem Blues & Jazz Band, einer Band, die aus Veteranen der Swing-Ära bestand, eine Art modernere "Preservation Hall Jazz Band". Die "HBAJB" tourte viele Jahrzehnte mit natürlich wechselnder Besetzung auch in Europa und Deutschland. Ich selbst habe sie vor einigen Jahren in der Alten Oper Frankfurt live erleben dürfen.


    Noch ein paar Jahre später wurde Williams Mitglied in der Neuauflage der "Savoy Sultans", die ab 1979 wieder tourten, und unter der Leitung von dem Schlagzeuger "Panama" Francis stand. In beiden Bands spielte Wlliams wirklich hervorragend in einem tylischen Ellington-Stil, indem er sich als Meister mit dem Plunger zeigen sollte, der seine Jahre beim Duke durchaus zu nutzen verstand. Auch wird klar, dass Ellington gewiss keine schwachen Musiker verpflichtete, aber eben auch nicht mehr die Ausnahme-Talente, die durch ihre ganz persönliche Note wirklich etwas zur Band beitragen konnte.


    Fortsetzung folgt !!

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • PS : Hier einmal eine Frage an die Mods: Kann ich auch nach einigen Tagen hier noch was ergänzen? Oder muss ich es neu schreiben, und ihr setzt es dann hier ein?


    Bitte einfach den ergänzenden Text per PN an einen Mod Deiner Wahl, möglichst mit Link zu Deinem Beitrag.
    Werden wir dann gerne einsetzen.
    Nachträgliches Bearbeiten ist leider nur 48 h lang möglich.

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Ich danke Dir!! Dann werde ich es so machen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Nun zu einigen Einspielungen des Jahres 1945 :

    Am 21.April 1945 wurden einige Stücke aus einer Live-Übertragung aus dem 400 Restaurant in New York durch ABC mitgeschnitten. Meine CD offenbart jedoch einige Schwächen, was die Booklet-Informationen angeht. Daher hier einige Infos darüber, denn so klang die Band Anno 1945 eben.

    "Frantic Fantasy" gehört ganz dem Kornettisten Rex Stewart, dessen Stil hier sehr schön zu hören ist. "It don't mean a Thing" bringt uns den Gesang von Ray Nance, ein typisches Solo von Tricky Sam Nanton auf der Posaune, dann Ray Nance auf der Violine, der dann von Taft Jordan abgelöst wird. Al Sears spielt dann ein sehr schönes und langes Solo auf dem Tenorsax. Man beachte dabei die exzellente Bassarbeit von Junior Raglin. Sehr schön auch die Erklärung durch Barry Ulanov, einem absoluten Jazz-Fachmann, der "Black, Brown and Beige" vorstellt. Aus der Suite werden denn "The Blues" (Gesang Marie Ellington; Al Sears, Tenor) "West Indian Dance" (Solo: Rex Stewart,Kornett) , "Emancipation Celebration" (Solo: Rex Stewart,Kornett, Joe Nanton,Posaune) und "Sugar Hill Penthouse" werden vorgestellt.

    Am 26.April 1945 fand dann wieder ein Studio-Termin statt. "The Kissing Bug" mit Joya Sherrill als Gesangs-Solisten und Al Sears am Tenorsax, Jimmy Hamilton (Klarinette). Am 01.Mai 1945 wurde dann "Everything but you" mit erneut Shoya Sherrill und "Riff Staccato" mit Ray Nance, Gesang, Al Sears (Tenorsax), Taft Jordan (Trompete) wurden eingespielt.

    Am 10.May 1945 dann "Prelude to a Kiss" (Solo: Harry Carney (Baritonsax), Ray Nance (Violine)). Am 11.Mai 1945 waren dann drei bereits bekannte Werke Ellingtons im neuen Gewand an der Reihe: "Caravan" (Solo: Lawrence Brown, Posaune, Jimmy Hamilton, Klarinette, Ray Nance, Violine), "Black and Tan Fantasy" (Solo: Harry Carney, Joe Nanton in typischer Manier mit Plunger, sind die Solisten hier), "Mood Indigo" (mit Kay Davis, Gesang,Solo: Al Sears) dann in einem völlig neuen Arrangement.

    Dazu kommen pro Jahr auch immer wieder Gastauftritte mit anderen bekannten Bigbands, so am 14.Mai 1945 mit der Tommy Dorsey-Band, die dann auch gleich deutlich macht, an was das Spiel der Ellington-Band krankt: An einem guten Schlagzeuger. Bei Tommy Dorsey saß mit Buddy Rich viele Jahre einer der ganz Großen seiner Zunft am Set, was man dann auch deutlich hören kann.

    Am 15. Mai 1945 ging der Duke wieder mit der eigenen Band ins Studio. "It don't mean a Thing" mit gleich drei weiblichen Sängerinnen (Marie Ellington,Joya Sherrill und Kay Davis), dazu den Solisten Taft Jordan,Ray Nance (Violine), Al Sears als Solisten, "Sophisticated Lady" (Jimmy Hamilton, Klarinette), "Tonight I shall Sleep( Lawrence Brown und Otto Hardwicke sind hier die Solisten), "I Let a Song go out of my Heart" mit Joya Sherrill, Lawrence Brown spielt das Posaunen-Solo. "Solitude" Kay Davis ist die Hauptsängerin, dazu Johnny Hodges am Altsax, und einem Background-Chor, der aus Marie Ellington,Joya Sherrill und Al Hibbler besteht, der auch den letzten Vokal-Teil übernimmt. Eine sehr ungewöhnliche Fassung, die aber auch deutlich macht, dass der Duke auf eher "klassische" Stimmen setzt.

    Am 26.November 1945 ging der Duke erstmals mit dem Bassisten Oscar Pettiford ins Studio. So wurde u.a. "I'm just a lucky s-and-so". Hier wirkte auch erstmals mit dem Posaunisten Wilbur de Paris Joe Nanton, der einen Herzinfarkt bekam, und länger ausfallen sollte.

    Fortsetzung folgt !!

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Da ich ja auch CD-Tipps geben darf, soll und möchte, verweise ich mal auf diese Reihe: "Duke Ellington: The Treasury Shows", die es in mindestens 19 Reihen gibt. Sie geben das vollständige Programm wieder, die beim Sender ABC liefen. Diese Sendungen wurden für den "US War Bonds" gemacht, die damit Gelder für die leeren Kassen sammeln wollten.

    Viele dieser Aufnahmen sind in weitaus besserer Klangqualität, als die meisten sonstigen Live-Mitschnitte. Hier konnte der Duke neue Arrangements erstmals quasi auch antesten, neue Musiker oder Sänger präsentieren, sich weitgehend frei austoben. Auch Billy Strayhorn und Mercer Ellington trugen hier viel zum Repertoire bei.

    Die Konzerte wurden nun jeweils auf Doppel-CDs veröffentlicht. An den Konzerten wurde nichts geschnitten, sondern inclusive Kommentator veröffentlicht. Dazu kommt ein hervorragendes Booklet, was mit Personal-Liste, Aufnahmedaten und auch Vorstellung der Solisten ausgestattet ist.

    Ich selbst werde nun mal Vol.14 besprechen, da es sich hier gleich um eine absolute Rarität handelt. Am Schlagzeug sitzt nämlich am 13.Oktober 1945 kein geringerer als Big Sid Catlett. Die Band spielte an diesem Konzert dann auch großartig auf.

    Nach dem Theme song "Take the A-train" geht es mit "Things, ain't what they used to be" gleich richtig zur Sache. Taft Jordan, Lawrence Brown und Johnny Hodges sind die Solisten. "Every Hour on the Hour" wurde in verschiedenen dieser Sendungen gespielt. Al Hibbler ist der Vokalist, Johnny Hodges der Solist. Ich kann dem Gesang von ihm nicht wirklich was abgewinnen. Da dürfte ich nicht alleine mit stehen.

    "Hollywood Hangover" stammt aus fremder Feder, nämlich vom ehemaligen Star-Trompeter der Count Basie-Band, Buck Clayton. Schade, dass man das Stück später nicht mehr hören sollte. Joe Nanton (ausnahmsweise mal mit offener Posaune), Johnny Hodges, Cat Anderson (Trompete) und Jimmy Hamilton (Klarinette) sind die Solisten hier. Man höre den swingenden Bass Alvin Raglins und das druckvolle Spiel von Sid Catlett!! "Autumn Serenade" ist ein Vehikel für Joya Sherrill. Johnny Hodges ist der Solist hier. Auch dieses Stück verschwand schon bald wieder in den Archiven der Band.

    "Rockabye River" (auch als "Hop,Skip and Jump" hin und wieder im Programm) bringt uns erneut Johnny Hodges und das exzellente Spiel Sid Catletts zu Gehör. Eine weitere Rarität ist "Riding on a Blue Note". Das Stück wurde genau fünf Mal gespielt, zuerst 1938. Rex Stewart und Johnny Hodges sind die Solisten. Stewart zeigt hier, warum er bei Ellington zu den wichtigsten Solisten zählte. Seine Spielweise ist sehr persönlich, und leicht zu erkennen. Eigentlich ein tolles Stück. Wieder einmal stelle ich fest, dass man mal ein Konzert mit all den "Ellington Nevergreens" machen müsste.....

    "I'll Buy a that Dream" ist ein Stück für Harry Carney. Auch hier haben wir wieder ein Stück, was nur kurz gespielt wurde. Es mag jetzt kein weltbewegendes Werk sein, aber ich finde es schade, dass der Duke nicht mehr Abwechslung in seine Programme brachte, indem er solche Stücke zumindest zeitweise eingesetzt hat.

    "Riff n' Drill" ist wieder so ein Stück, was man später nicht mehr hören sollte. Lawrence Brown, Johnny Hodges und Jimmy Hamilton (Klarinette) sind hier die Solisten. "Tell Ya what I'm gonna do" ist ein Stück für Shoya Sherrill. Lawrence Brown ist der Solist. "How Deep is the Ocean?", eine Nummer von irving Berlin, war wieder nur kurz im Programm beim Duke. Jimmy Hamilton (Klarinette) und Rex Stewart sind die Solisten. "Mood Indigo" beinhaltet eines der sehr seltenen Soli von Shelton Hemphill an der Trompete. Leider wird es vom Moderator unterbrochen und ausgeblendet.

    Dann sollten drei altbekannte Stücke folgen: "Diminuendo in Blue", "I got it bad" (Al Hibbler, Gesang) und "Crescendo in Blue". Alvin Raglin spielt hier ein kurzes Solo. "Everything but you" ist wieder ein Gesangsstück für Shoya Sherrill. Rex Stewart, Harry Carney und Joe Nanton sind die weiteren Solisten. "Between the Devil and the Deep Blue Sea" ist ein alter Standard, der hier von Rex Stewart zu neuem Leben geweckt wird. Und wieder passiert etwas nun schon Altbekanntes: Das Stück sollte bis 1965, also runde 20 Jahre, von der Bildfläche verschwinden. Dann wurde es genau EINMAL (!!!) gespielt, um wieder aus dem Programm zu verschwinden. Schon höchst seltsam....

    "After All", eine Billy Strqyhorn-Kompostion, eine wunderschöne Ballade, wird von Lawrence Brown und Johnny Hodges solistisch bereichert. in "Out of this World" ist eines der wenigen Gesangsstücke für Kay Davis, die einen richtigen Text haben. Ihre top-ausgebildete Stimme eignet sich leider für den Jazz überhaupt nicht. Das ist leider nicht mein Fall, sorry. "C-Jam Blues" ist das letzte Stück dieses Tages. Und man hört eine Rhythmusgruppe, die wunderbar relaaxt swingt. Alvin Raglin und Big Sid Catlett sei gedankt. Taft Jordan (der hier sehr nach Rex Stewart klingt), Al Sears und Joe Nanton sind die Solisten.

    Hier die Besetzung des Konzerts:

    Trompeten: Shelton Hemphill, Rex Stewart, Taft Jordan, Cat Anderson
    Posaunen : Lawrence Brown, Joe Nanton, Claude Jones
    Altsax : Johnny Hodges, Otto Hardwicke
    Tenorsax : Al Sears, Jimmy Hamlton (Klarinette)
    Baritonsax: Harry Carney
    Klavier : Duke Ellington & Billy Strayhorn
    Gitarre : Fred Guy (von dem man auf der Aufnahme Null hört)
    Bass : Alvin Raglin
    Drums : Big Sid Catlett
    Gesang : Shoya Sherrill, Al Hibbler

    Das zweite Konzert stammt genau von einer Woche später. Man datiert den 20.Oktober 1945. Nun wieder mit Sonny Greer am Schlagzeug und Russell Procope (Altsax) als Gastmusiker, der schon bald selbst in der Band sitzen wird.

    Los geht es mit "Ultra Blue" aus der Feder von Jimmy Hamilton. Johnny Hodges und Harry Carney sind die Solisten. "Tearrdrops in the Rain" Der Cat Anderson, Al Sears und Alvin Raglin sind die Solisten. "Time on my Hands" lässt Jimmy Hamilton an der Klarinette hervortreten. "Riff Staccato" war eigentlich für Ray Nance gedacht, doch der war einige Monate mit eigener Band unterwegs. Joya Sherrill übernahm seinen Gesangspart, Al Sears und Taft Jordan sind die Solisten.

    "Ko-Ko" bringt uns die einmalige Stimme Tricky Sam Nantons wieder in Erinnerung. Jimmy Hamilton (Klarinette) und Alvin Raglin sind die weiteren Solisten. "If I Loved You" ist ein Gesangsstück für Kay Davis, hier mit Billy Strayhorn am Klavier. Subtle Slough" alias "Just Squeeze me" bringt uns Johnny Hodges als Solist.

    Jetzt kommt der Gastsolist Russell Procope ans Mikrophon mit dem alten Fats Waller-Hit "Honeysuckle Rose". Er spielt hier ausschließlich Altsaxophon. Später wurde es eine Solo-Nummer für Jimmy Hamiltons Klarinette. "Perdido" ist hier wohl erstmals in der "Maxi-Version" zu erleben. Taft Jordan, Al Sears, Alvin Raglin, Russell Procope und die High Note-Trompete von Cat Anderson sind solistisch zu hören. "Air Conditioned Jungle" ist eine Nummer für die Klarinette von Jimmy Hamilton. Später gesellt sich Alvin Raglin dazu. "Waiting for the train to come In" ist dann Johnny Hodges an der Reihe. "I do it all over again" ist wieder so eine Eintagsfliege. Dieses Mal mit Harry Carney und Jimmy Hamilton (Klarinette) als Solisten.

    Fancy Dan" erscheint hier zum ersten Mal, bevor es bis 1951 wieder aus dem Programm verschwindet. Tricky Sam Nanton spielt eines seiner typischen Soli, Harry Carney, Cat Anderson und Al Sears sind die weiteren Solisten. Wer die spätere Fassung kennt, wird deutlich hören, wie Teile davon später weggelassen wurden im Arrangement. "Homesick" , wieder so ein Stück, was man einmal hört, beinhaltet aber zwei wunderschöne Soli von Johnny Hodges und Cat Anderson. Es ist sehr schade, dass der Duke Andersons wahren solistischen Fähigkeiten nur selten wirklich ausgenutzt hat. Er konnte ein so geschmackssicher spielen, gerade mit diversen Dämpfern.

    "Blues on the Double" ist ein Stück von Buck Clayton. Rex Stewart, Johnny Hodges, Al Sears und Cat Anderson (High Note Trompete) sind die Solisten. "Every Hour on the Hour" ist wieder ein Gesangsstück für Al Hibbler. Johnny Hodges ist der Solist am Altsax. "Caravan" hat Soli von Lawrence Brown, Jimmy Hamilton (Klarinette) und Harry Carney . "Riff n' Drill" ist das einzige Stück, dass die Woche zuvor schon gespielt wurde. Lawrence Brown, Johnny Hodges und Jimmy Hamilton (Klarinette) sind auch dieses Mal die Solisten."Things, ain't what they used to be" ist der Abschluss der Aufzeichnung. Johnny Hodges ist der Solist.


    Anschließend wurden die Konzerte von 70 Minuten bisher auf 55 Minuten gekürzt. Auch in der Ellington-band gab es dann drei Personalwechsel. Auf die bin ich weiter Oben im Thread aber schon eingegangen.


    Nun ist es aber genug. Das neue Jahr wartet.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Endlich bin ich im Jahr 1946 angekommen. Und das erste Großereignis findet auch gleich am 04.Januar statt, das Canergie Hall Concert steht an. Damit ihr es auch seht, gleich Oben das passende Bild dazu.

    Dieses Mal gab es keine neue Suite, sondern einige neue oder neuere Stücke. Nach der Nationalhymne ging es mit "Caravan", "In a mellow Tone", "Solid Old Man", drei Teilen aus "Black,Brown & Beige" , "Rugged Romeo" Solist Taft Jordan), "Sono" (Harry Carney) und "Air Conditioned Jungle" Solist Jimmy Hamilton,Klarinette) weiter.

    Aus "Black,Brown and Beige" stammen "Come Sunday","Work Song" und "The Blues", letzterer mit Joya Sherrill als Sängerin. Weitere Stücke sollten folgen, ehe man zu einer Art "Mini-Suite" kam: "Meloditti", "Fuga Ditty" und "Jam-a-ditty", die man zu "A tonal group" zusammenfasste. Auch "Diminuendo in Blue" und "Crescendo in Blue" waren mit dabei, wobei dieses Mal zwischen den Stücken "Transblucency" gesetzt wurde (mit Lawrence Brown und Kay Davis in einem modernen Zwiegespräch).

    Auf einem Titel ist der für mich schreckliche Al Hibbler zu hören: "I'm just a lucky so and so". Man möge mir verzeihen, dass ich mich über diesen Sänger so negativ äußere, der immerhin mit "Flamingo" einen großen Hit hatte, aber das ist einfach keine Jazzstimme, sondern einfach nur ein dröhnendes Geräusch, und kein Gesang. Leider waren seine Nachfolger auch nicht besser. Drei weitere Stücke mit ihm wurden zum Glück nicht mit auf die Doppel-CD übernommen, eine weise Entscheidung.

    Die Besetzung liefere ich auch gleich nach:

    Shelton Hemphill, Francis Williams, Taft Jordan und Cat Anderson (Trompeten)
    Lawrence Brown, Wilbur de Paris, Claude Jones (Posaunen)
    Johnny Hodges, Otto Hardwicke (Altsax)
    Al Sears (Tenor) - Jimmy Hamilton (Klarinette, Tenor)
    Harry Carney (Bariton)
    Duke Ellington, Billy Strayhorn (Klavier)
    Oscar Pettiford (Bass)
    Fred Guy (Gitarre)
    Sonny Greer (Drums)
    Al Hibbler, Kay Davis, Joya Sherrill (Gesang)

    Das Konzert wurde nicht komplett auf die beiden CDs übertragen, warum auch immer. Neben drei Stücken mit dem Sänger Al Hibbler wurden drei weitere instrumentale Stücke nicht auf die CDs übernommen, die aber in dieser Zeit häufiger gespielt wurden. Man verpasst also nicht ganz so viel.

    Bereits am 10.Januar gab es für den Duke einen weiteren Höhepunkt. Leonard Feather brachte seine "Esquire All Stars" ins Tonstudio. Neben dem Duke wurden aus der Band Billy Strayhorn, Jimmy Hamilton, Johnny Hodges und Sonny Greer gewählt, also drei direkte Mitglieder der Band. Bei den Trompeten waren allerdings Louis Armstrong, Charlie Shavers und Neal Hefti vorne, am Bass Chubby Jackson und Remo Palmieri an der Gitarre.

    Die All Star-Band bei Metronome sah noch etwas anders aus. Hier wurden Johnny Hodges und Harry Carney gewählt, Ellington als Arrangeur/Bandleader.

    Ein weiteres Live-Konzert, welches auch auf CD veröffentlicht wurde, fand am 20.Januar 1946 in Chicago statt. Die drin befindliche zweite CD gibt dann ein Konzert vom 10.November 1946 zum Besten. Beide werde ich hier mit reinnehmen. Fangen wir mit dem Januar-Konzert an.

    Konzert vom 20.Januar 1946 in Chicago Civic Opera House: Die Besetzung hier lautet


    Shelton Hemphill, Francis Williams, Taft Jordan, Cat Anderson und neu in der Band Bernard Flood (Trompeten)
    Lawrence Brown, Wilbur de Paris, Claude Jones (Posaunen)
    Johnny Hodges, Otto Hardwicke Altsax)
    Al Sears (Tenor) - Jimmy Hamilton (Klarinette, Tenor)
    Harry Carney (Bariton, Klarinette)
    Duke Ellington (Klavier)
    Oscar Pettiford (Bass)
    Fred Guy (Gitarre)
    Sonny Greer (Drums)

    Nach der obligatorischen Nationalhymne geht es mit "In a mellow Tone" los (Soli Cat Anderson, Johnny Hodges). "Solid Old Man" (Soli Taft Jordan,Lawrence Brown) und die zwei Ausschnitte aus "Black,Brown and Beige" mit Come Sunday (Solist Hodges) und "Work Song" (Lawrence Brown, Claude Jones, Cat Anderson, Taft Jordan und Oscar Pettiford) weiter. "Rugged Romeo" (Taft Jordan), "Circe" (Lawrence Brown) und dann zwei Stücke aus der Perfum Suite: "Dancers In Love" (Das Stück spielt der Duke immer wieder gerne. Es ist sein Solo) und "Coloratura" (ein spektakuläres Werk für Cat Andersons famose Technik).

    "Franky and Johnny" (Soli von Hamlton und Pettiford), "Caravan" (Lawrence Brown, Jimmy Hamilton, Harry Carney), und dann wieder die drei Stücke aus "The Tonal Group"-"Melloditti" (Hodges, Brown), ""Fugaditti" (Hamilton und Carney-beide Klarinette) und "Jam a Ditty" (Jordan, Brown, Carney, Hamilton)

    "Magenta Haze"(Hodges), "Pitter,Panther Patter" (Pettiford) und "Suburbanite" (Al Sears) als Abschluss. Man sieht, Abwechslung ist hier nicht gerade garantiert. Besonders bemerkbar macht sich das Fehlen von Joe Nanton, eine der prägenden Stimmen des Duke die letzen rund 20 Jahre. Er sollte kurze Zeit später für wenige Monate zurück in die Band kommen, um dann erneut durch eine Herzattacke für immer zu verstummen.....

    Das Konzert ist insgesamt gut gelungen, doch mehr Trompeten bedeutet noch lange nicht, dass das einen Satz besser macht.

    Hier das passende Cover dazu. So waren die LPs auch von der Optik her.

    Ich möchte unbedingt auf diese Serie aufmerksam machen. Ursrünglich fünf LPs, handelt es sich hier ausschließlich um Radio-Aufnahmen aus den Jahren 46/47, die auch ursprünglich nur für den Funk bestimmt waren. Dadurch ergaben sich wieder viele Freiheiten, so fiel die Drei-Minuten-Regel" für die Stücke weg. Fast alle Werke sind wahre Fundgruben und Juwelen für den Jazzfan, aber besonders natürlich für den Duke Ellington-Fan. Leider scheint nur die Volume One verfügbar sein auf CD.

    So, ich habe nun auf diesen vier CDs die fünf Volumes der alten Hindsight/Decca-LPs gefunden. Anders aufgeteilt, aber es sind alle Nummern zusammen, so weit ich es gesehen habe.


    Ich gehe auch mal ein wenig auf einzelne Titel ein, da sie entwder selten sind, oder mit neuen Solisten besetzt wurden. "Take the A-Train" mal mit Taft Jordan als Trompetensolisten, "Crosstown" mit Johnny Hodges, "Passion Flower" mit Billy Strayhorn und Johnny Hodges, der hier erneut beweist, dass er ein Meister der Ballade ist. "Everything Goes" würde auch im Basie-Buch gut ankommen, "The Eight Veil" ist eine Demonstration von Cat Andersons High Note-Spiel, "Transbluecency" mit Kay Davis und Lawrence Brown hatte ich schon mal vorgestellt, "Ragged Romeo" mit Taft Jordan auch. "Sono" mit Harry Carney ebenfalls.

    "Tip Toe Topic" ist vermutlich die einzige Trio-Aufnahme in der Besetzung Duke Ellington - Oscar Pettiford - Sonny Greer, "Rockabye River" (Hodges, Cat Anderson mit wunderbaren Plunger-Spiel), "A Ghaterin' and Clearing" (ebenfalls tolles Dämpferspiel Andersons), "You don't love me no more" (Al Sears mit einem seiner besseren Soli), "Just Squeeze Me" (Ray Nance, Voc.+Trompete), "Hey Baby" auch wieder mit Ray Nance, "Come rain or come Shine" (Nance und Gesang Kay Davis-sogar mit Text), "9:20 Special" und "One o'clock Jump" sind aus dem Basie-Book, und enthalten heiße Soli, dazu swingt Pettifords Bass wie der Teufel. Der Count hätte seine Freude gehabt.

    "Unbooted Character" zeigt die unterschiedlichen Stile von Ray Nance und Taft Jordan an den Trompeten und Lawrence Browns Posaune, "Suburbanite" hat ein stürmisches Solo von Al Sears, der aber wieder mal bewies, dass er nicht auf dem Niveau eine Ben Webster ist, "Moon Mist" gehört Johnny Hodges, Lawrence Brown und Ray Nance, "Indiana" bringt uns den souveränen Jimmy Hamilton an der Klarinette, während er in "just you, just me" mit einem rauen Tenorsolo aufhorchen lässt. Bei "The Mooche" hört man Tricky Sam Nanton das letzte Mal als Solisten der Band. Vier tage später sollte er unerwartet versterben.....

    Bei den Aufnahmen von 1947 steht dann das gerade beendete Carnegie Hall Konzert pate. Vor allem klingen die Aufnahmen gegenüber dem Konzert erheblich besser, auch die Band spielt präziser als beim Live-Konzert. Dafür gibt es drei Blues von W.C.Handy, der am Konzert anwesend war. "St.Louis Blues" war einige Zeit im Programm der Band, aber "Beale Street Blues" und "Memphis Blues" sind wiederum Raritäten. Der Beale Street Blues wurde wunderbar arrangiert. Warum er ihn nicht doch immer mal wieder auspackte, gehört wiederum zu den bereits bekannten Rätseln des Duke.

    "How High the Moon" wurde eines der meistgespielten Stücke in der Bop-Ära. Viele Bigbands hatten es im Programm, so auch die Ellington-Band, die es immer mal wieder spielen sollte. "Blue Lou" ist auch so ein Klassiker, den der Duke aber auch nur mal kurzzeitig spielte. Für den "Royal Garden Blues" gilt das Gleiche. "Violet Blue" ist eine herrliche Ballade für Johnny Hodges. Warum man es nicht öfter hörte, weiß niemand. "Frustation" ist ein Solo-Stück für Harry Carnry, und wurde doch immerhin hin und wieder gespielt.

    Das sind einmal einige Beschreibungen für diese CD-Reihe. Alle Stücke stammen von 1946-Mitte 1947, doch kann man wohl nur die Aufnahmen in den von mir geposteten vier Naxos-CDs zur Zeit erwerben.

    Fortsetzung folgt !!

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Zum Abschluss des Jahres 1946 nun noch eine Beschreibung des Konzertes vom 10.November 1946. Das Konzert hatte nämlich eine Besonderheit zu bieten, die in der Tat "einmalig" war. Der europäische Jazzgitarrist Django Reinhardt machte auf seiner einzigen USA-Tournee nämlich hier Aufnahmen mit dem Duke. Auch wenn die Beiden keinen wirklichen Draht zueinander fanden, sind die Aufnahmen von großem historischem Interesse.

    Außerdem spielt hier Ellington seine "Deep South Suite", ein Werk in vier Teilen, die hier auch mit aufgeführt wird.


    Das Konzert begann mit einem alten Ellington-Hit, "Ring dem Bells". Als Solisten in dieser immer wieder gern gehörten Up Tempo-Nummer sind: Jimmy Hamilton, Johnny Hodges, Harry Carney, Wilbur de Paris, Hodges-Nance (Scat-Vokal), Nance (Trompete). Die "Bells" werden von Sonny Greer gespielt. "Jumpin'Pumkins kenne wir bereits seit 1941 und stammt aus der Feder von Mercer Ellington. Harry Carney und Sonny Greer sind die Solisten.

    "Beale Street Blues" ist hier noch einmal im Programm. Jimmy Hamilton, Harold Baker, Lawrence Brown und Ray Nance (zuerst offen, dann mit Plunger, Trompete) sind die Solisten. Man beachte das exzellente Solo von Baker (mit Dämpfer). Im "Memphis Blues" sind dann Harry Carney, Cat Anderson (mit Dämpfer; wieder ein Beweis, dass er viel subtiler spielen konnte, wenn man ihn denn ließ) und Jimmy Hamilton.

    "The Golden Feather" wurde von dem Disc Jockey und Pianisten Leonard Feather geschrieben, einem nicht unwichtigen Mann im Music Business. Später sollte er mehrere Bücher schreiben, darunter ein ausgezeichnetes Lexikon über die wichtigsten Musiker des Jazz. Harrx Carney ist der Solist hier. "the Air-Condidioned "Jungle" kennen wir bereits von früheren Konzerten. Es gehört Jimmy Hamilton an der Klarinette. Dazu gesellt sich dann noch Bassist Oscar Pettiford. Die Virtuosität Hamiltons ist schon bewundernswert. Dazu spielt er immer mit einem exzellenten Geschmack seine Soli.

    "A Very Unbooted Character" Lawerence Brown, Jimmy Hamilton und dann im Wechsel die beiden Trompeter Ray Nance und Harold Baker sind die Solisten. Wer gute Ohren hat, kann leicht den "feineren", mit wenig Vibrato spielenden Baker von Nance unterscheiden. "Sultry Sunset" ist ein Solo-Stück für Johnny Hodges und sein "singendes" Altsaxophon.

    "The Deep South Suite" ist ein neues Werk, was hier vermutlich zum ersten Mal zu hören ist (ich habe zumindest keine weitere Datierung zuvor gesehen). "Magnolias just dripping with Molasses" ist Teil eins und es gibt Soli von Ray Nance, Lawrence Brown und Jimmy Hamilton. "Hearsey" ist ein Solo-Stück für Harold Baker. Er hatte einen wirklich wunderbaren Ton. Hier kann man gut hören, warum Clark Terry so von ihm schwärmte, oder auch Miles Davis. Leider bekam er nie die ganz große Aufmerksamkeit, da es eben noch wichtigere Solisten in der Band gab. Doch der Duke gab ihm immer Soli sobald er in der Band war. "There was Nobody Looking" ist ein reines Klaviersolo vom Duke höchtpersönlich.

    "Happy Go Lucky Local" ist der Abschluss der Suite, und wurde der erfolgreichste Part davon. Ein kleiner Teil daraus sollte später als "Night Train" großen Erfolg haben (der 1949 kurz in der Band sich befindende Tenorist Jimmy Forrest "klaute" quasi den Mittelteil davon und machte im R&B daraus Night Train, was ein Riesenhit um 1951 wurde). Der Duke spielte es oft und nahm es auch immer mal wieder auf. Die Solisten sind: Russell Procope (Altsax), Ray Nance (Trompete), Ellington_Pettiford, Jimmy Hamilton, und Cat Anderson (High Note-Trompete).

    "Things ain't what they used to be" von Mercer Ellington ist eines von den großen Paraderollen für Johnny Hodges. Dazu kommt noch die erneut sehr feine Trompete von Harold Baker und dann die wunederbare Posaune von Lawrence Brown. Das Stück gehörte immer zu den Stücken, die der Duke gerne spielte. Eine hart swingende Nummer in Des-Dur stehend, über ein etwas moderneres Blues-Schema. "Hiawatha" wurde vom Duke und Al Sears geschrieben, der auch die Hauptrolle hat hier.

    Nun komme ich zu den Stücken, auf denen Django Reinhardt zu hören ist. "Ride,Red,Ride" ist keine Ellington-Nummer, sondern stammt aus der Feder von dem Bandleader Lucky Millinder. Harmonisch basiert es auf den Harmonien vom "Tiger Rag". Reinhardt wird hier vor allem vom Duke am Klavier, Oscar Pettiford am Bass und Sonny Greer am Schlagzeug begleitet. "A Blues Riff" und "Improvisation" sind nichts Anderes als Blues. Erneut wieder nur mit der Rhythmusgruppe. "Honeysuckle Rose", ein Fats Waller-Klassiker, gehört wieder dem großartigen Django Reinhardt. Am Ende setzt die Band mit ein.

    Der letzte Titel ist ein fulminantes Arrangement der Pianistin und Ex-Frau von Harold Baker, Mary Lou Williams über den Standard "Blue Skies" von Irving Berlin. Da das Stück in erster Linie ein Feature für seinen Trompetensatz ist, wurde es auch unter "Trumpet No End" bekannt. Die Solisten sind in dieser Reihenfolge: Taft Jordan, Harold Baker, Ray Nance( die Bridge), Francis Williams. Am Ende Cat Anderson, Ray Nance erneut die Bridge, dann als krönender Abschluss erneut Cat Anderson mit seiner High Note-Trompete.

    Hier die Besetzung der Band. Dabei erwähne ich mal, dass irgendwann zwischen April und Juli der langjährige Altsaxophonist Otto Hardwicke sich aus dem Business zurückzog und aus der Band ausstieg. Sein Ersatz wurde ein feiner Musiker, der noch dazu eine formidable Klarinette spielte, die noch an das alte New Orleans erinnerte, und damit Barney Bigards Stil wieder aufleben ließ. Dazu spielte er in ganz seltenen Fällen auch Sopransax. ich rede von Russell Procope, einem Veteran der Bands von u.a. Fletcher Henderson und Benny Carter. Außerdem spielte er von 1938-1945 im Sextett des Bassisten John Kirby mit. Procope sollte bis 1971 in der Band bleiben, und eine große Stütze werden.

    Shelton Hemphill, Taft Jordan, Harold Baker, Cat Anderson und Ray Nance - Trompeten
    Lawerence Brown, Wilbur de Paris und Claude Jones - Posaunen
    Johnny Hodges und Russell Procope - Altsax und Klarinette
    Al Sears - Tenorsax Jimmy Hamilton - Klarinette und Tenorsax
    Harry Carney - Baritonsax, Klarinette, Bass-Klarinette
    Duke Ellington - Klavier
    Fred Guy - Gitarre
    Oscar Pettiford - Bass
    Sonny Greer - Schlagzeug, Glocken

    Als Gast: Django Reinhardt (Elektrische Gitarre)

    Damit beende ich das Jahr 1946. Weitere geht es, dann etwas schneller, mit den Jahren 1947-1949. Hier gab es nochmals einen "Recording Ban" fast das ganze Jahr 1948, so dass ich etwas zügiger diese Jahre abhandeln kann.

    PS: Hier einmal meine Quellenangaben, falls jemand nachfragen sollte:

    Mark Tucker : Duke Ellington Reader , James Lincoln Collier : Duke Ellington-Genuis des Jazz , Ole J.Nielsen : Jazz Records , Vol.6 : Duke Ellington 1942-1974 , Hans Ruland : Duke Ellington - Sein Leben, Seine Musik, Seine Schallplatten ; Dr.Klaus Strateman : Duke Ellington : Day by Day and Film by Film , W.E. Timner : The Recorded Music of Duke Ellington and His Sidemen Third Edition ; Dazu viele Booklets der einzelnen CDs, die ich hier vorstelle.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Ich habe ja bereits einige Aufnahmen von 1947 besprochen, da auf den Naxos-CDs auch Aufnahmen mit dabei sind, die bis in die Mitte des Jahres '47 hinein gehen. Daher zunächst eine Änderungen in der Besetzung der Band, die mal wieder vollzogen werden mussten.

    Die erste, und auch wichtige Änderung geschah gleich am Anfang des Jahres. Cat Anderson verließ die Band, um seine eigene Bigband zu gründen. Für ihn wurde dann, nachdem u.a. Dud Bascomb (zuvor mit Erskine Hawkins) kurzzeitige Engagements hatten, Im Dezember 1948 Al Killian verpflichtet. Killian, Jahrgang 1916, der ein ebenso guter High Note-Trompeter und Satzführer wie Anderson war, spielte bereits in den Bigbands von Teddy Hill, Don Redman, Count Basie, Lionel Hampton, Charlie Barnet und Boyd Raeburn, bevor er bei Ellington anheuerte. Er wirkte auch bei der Europa-Tournee 1950 noch mit, bevor er aus der Band ausstieg, und dann tragisch noch im gleichen Jahr ermordet wurde.

    Killian, der 1946 in einer der ersten Konzerte der Reihe "Jazz at the Philharmonic" mit Dizzy Gillespie und Charlie Parker auf der Bühne stand, war einer der wirklichen guten Neuzugänge dieses Jahres. Warum aber der Duke dafür fast ein Jahr gebraucht hat, ist auch wieder eine der Geschichten, die man leider immer wieder bei ihm feststellen muss. Er sagte nicht umsonst, dass er immer nur an "dem Heute" und "an das Morgen" zu denken. Dass er damit seiner Band nicht immer mit geholfen hat, ist ihm vermutlich nie aufgefallen - oder er wollte es nicht wahrhaben.

    Im Juni kam dann der Posaunist und Vibraphonist Tyree Glenn in die Band. Zunächst für Lawrence Brown verpflichtet, der im Mai kurzzeitig abwesend war, wurde er nun endgültig verpflichtet, da Wilbur de Paris ging. Angeblich sollten er und der Trompeter Taft Jordan Gehaltsreduzierungen hinnehmen, doch sie kündigten. Jordan wurde nicht ersetzt, was die Trompeten-Section auf wieder halbwegs normale fünf Mann reduzierte.

    Taft Jordan gehörte sicher nicht zu den ganz Großen der Trompeter. Doch er hatte Power, konnte wirklich spielen. Später wirkte er mehrere Jahre in der Band von Lucille Dixon und in der Bigband von Benny Goodman mit 1958, außerdem wirkte er in der Bigband von Gil Evans mit, als dieser mit Miles Davis das Album "Sketches of Spain" einspielte. Ich glaube kaum, dass diese beiden Musiker ihn dafür geholt hätten, wenn er nicht Qualität zu bieten hätte. Sein Spiel war eine Mischung aus Rex Stewart, Roy Eldridge und Ray Nance, und konnte damit flexibel solistisch eingesetzt werden.

    Den Posaunisten Joe Nanton zu ersetzen, war damals einfach unmöglich. Seine Art zu spielen, war so einmalig, dass es jeder Posaunist, egal wie bekannt er gewesen in große Schwierigkeiten gekommen wäre. Ellington wählte HIER also mit Bedacht aus, und überließ es nicht dem Zufall. Zu dieser Zeit gab es bei den Posaunisten keine wirkliche Alternative zu Nanton, er war wirklich einzigartig darin. zwei Musiker wären dazu alleine durch ihre persönliche Ausstrahlung und auch Können in der Lage gewesen, nämlich Vic Dickenson, der auch ein hervorragender Plunger-Spieler war und der völlig eigenständige Dickie Wells. Beide wären zu dieser Zeit auch durchaus verfügbar gewesen, doch Ellington wählte Tyree Glenn aus, der außerdem ein sehr kompetenter und swingender Vibraphonist gewesen war.

    Tyree Glenn, 1912 in Texas geboren, war 1947 bereits ein äußerst erfahrener Bigband-Musiker gewesen. Er spielte u.a. 39/49 in der Benny Carter-Band, 40-46 bei Cab Calloway, der zu dieser Zeit seine beste Band hatte und war 46/47 mit Don Redman in Europa gewesen, und damit die erste Bigband der USA, die nach dem Kriege auf Europa-Tournee ging. In der Band und auch bei Calloway saß sein Posaunenkollege Quentin Jackson, der nur ein Jahr später ebenfalls zu Ellington kommen sollte.

    Tyree Glenn spielte nur 1947-1950 + 1951 noch mal kurz in der Band. Sein Spiel mit dem Plunger kam dem Nantons schon recht nahe, aber auch er konnte diese einmalige Stimme nie vollends ersetzen. Damit stand er aber nicht alleine da, denn auch seine Nachfolger Quentin Jackson, Booty Wood und Lou Blackburn waren letztendlich dazu nicht in der Lage gewesen. ab etwa August 1961 übernahm diesen Job dann Lawrence Brown zusätzlich seiner sonstigen Soli, die er ab 1960 wieder mit der Band spielte, nachdem er rund neun Jahre weg war. ER wiederum, und das ist nicht nur meine Meinung, machte es noch am Besten, da auch er eine sehr persönliche Spielweise hatte, aber auch viele Jahre neben all den Plunger-Spezialisten saß, einschließlich rund 14 Jahren neben Nanton als Teamkollege.


    Ich zitiere jetzt einen längeren Text aus der deutschen Fassung des Buches von James Lincoln Collier (Duke Ellington-Genius des Jazz). Die Übersetzung stammt von Hans Richard. Ich zitiere :


    ..."Dieser Individualismus hat zum Teil mit der Tatsache zu tun, dass die meisten der früheren Künstler Autodidakten waren. Sie erwarben irgendwie ein Instrument und weitere Anleitung versuchten sie dieses und jenes: ihr Ziel war , einen eigenen Sound zu produzieren, der ihnen zusagte-etwas, was sie von anderen bewunderten Spieler im Sinn hatten oder selbst erfanden."


    ..."Dieses ästhetische Prinzip war im Jazzspiel der früheren Periode wesentlich, es produzierte die Bubber Mileys, die Tricky Sams, die Jack Teagardens, die Pee Wee Russells, die Red Allens, die King Olivers und ein paar weitere Duzend, die im Diadem der ersten Hälfte der Jazzgeschichte glitzern. Louis Armstrong und Charlie Parker waren in der Lage, die Form der Musik zu ändern, denn sie produzierten Stile, die so individuell waren, dass sie im Fortschreiten neue Wege öffneten. In den Vierzigern änderte sich das. Zum einen füllte sich die Welt des Jazz mit Musikern, die ein gewisses Maßm an regulärer Ausbildung besaßen. In vielen Fällen war es nicht viel mehr als das, was jeder Spieler in seiner High School Marschkapelle lernte. Doch diese Ausbildung, die der junge Spieler in seinen frühen Teens erhielt, wenn er selbst noch eine unfertige Persönlichkeit war, zielte auf einen "legitimen" Stil - einen bestimmten Sound, ein bestimmtes Vibrato, ein bestimmtes attack und decay, was für alle gleich war, nicht nur unter einem bestimmten Lehrer, sondern bei allen Lehrern, die selbst die "legitime" Art und Weise Musik zu machen studiert hatten."


    "Diese Tendenz wurde durch die Vormacht der Bigbands während der dreißiger und vierziger Jahre noch verstärkt. Die Jobs und das Prestige lagen bei den Bigbands und das was die Bands brauchten, waren viele Musiker, die schnell vom Blatt spielen konnten und sich in die Sätze einfügten. Natürlich brauchten die Bands auch ein paar Jazzimprovisateure, aber für den jungen Musiker, der den Versuch machte, Fuß zu fassen, war nicht der individuelle Zugang zur Improvisation wichtig, sondern die Fähigkeit, das Repertoire zu beherrschen. Und so fand Ellington, als er sich Mitte der vierziger Jahre nach Ersatz umschaute, keinen Bubber, Tricky Sam, Barney Bigard, Männer,die vielleicht keine guten Vom-Blatt-Spieler waren, auch nicht in der Lage, einen legitimen Sound auf ihren Instrumenten überzeugend vortragen. Ihre Nachfolger waren Leute wie der Trompeter Taft Jordan, der Posaunist Sandy Williams, der Saxophonist Elmer Williams. Sie kamen dutzendweise. Sie waren alle ausgebildete Vom-Blatt-Spieler, exzellente Musiker und gute Jazzimprovisateure, aber keiner von ihnen war ein feuriger Individualist, wie es die früheren Männer gewesen waren"


    ..."Es ist von besonderem Interesse, dass Ellington sich stark dagegen wehrte, weiße Musiker zu beschäftigen - bis zu einem viel späteren Zeitpunkt, als es unmöglich wurde, eine große Jazzband zu besitzen, ohne wenigstens einige Weiße zu engagieren."


    ..."Duke war in der Tat gelegentlich dazu gezwungen, Weiße als schnellen Ersatz einzusetzen - z.B. den weißen Bassisten Bob Haggart bei einer Aufnahme vom 04.Mai 1945, als Junior Raglin gerade eingezogwn worden war. Zu diesem Zeitpunkt gab es viele weiße Jazzmusiker, die besser waren als die schwarzen, die sich Ellington auswählte - einfallsreichere Improvisierer mit starkem persönlichen Stil. Lee Wiley und Peggy Lee waren sicherlich bessere Jazzsängerinnen als Joya Sherrill und Kay Davis; die Posaunisten Bill Harris, Jack Teagarden und Lou MgGarity waren Sandy Williams und Quentin Jackson weit überlegen; die Trompeter Bobby Hackett und Billy Butterfield stellten Shelton Hemphill und Francis Williams in den Schatten. Und es gab noch viele mehr."


    Besser kann man es nicht schreiben. Dazu kam ab ca. 1943 der moderne Jazz, der ebenfalls stilistisch Veränderungen mitbrachte, und die der Duke erst mal verarbeiten musste. Das sollte am Ende mehrere Jahre dauern, auch wenn er immer mal wieder Solisten präsentierte, die aus dem modernen Jazz kamen, oder doch zumindest davon berührt waren.

    Vielleicht stimmt das doch den ein oder anderen Kritiker ein wenig milder. Ich kann dem nur zustimmen, auch wenn es sicher genug Alternativen gab. Doch genau dieses Problem war es auch gewesen, warum seine Band am Ende nicht mehr wirklich mit diesen besonderen Musikern besetzt werden konnte, wie noch um 1940. Ihm entging die Entwicklung, die ab 1945 allerspätestens eingesetzt hat, er konnte mit Bop durchaus was anfangen, weil er harmonisch schon immer weit fortgeschritten war, aber er konnte die Stilistik nicht mit seinem Klangvorstellungen verbinden.

    Als etwa Mitte der 1960-er Jahre durch u.a. Oliver Nelson und Thad Jones das Sopransax als Lead-Stimme verwendet wurde, war er nicht zur Stelle, und die Jazzflöte, die immerhin ab um 1955 im Jazz ihren Platz gefunden hatte (alleine Frank Wess in der Basie-Band sei da mal kurz erwähnt), fand auch erst Ende der 1960-er Jahre durch Norris Turney Einzug in den Klang der Band, und auch solistisch einen Platz. Das Flügelhorn wurde ebenfalls nur selten gespielt, so durch Clark Terry. Doch nach Terry war dieses Instrument weit über 10 Jahre nicht mehr von einem Musiker gespielt worden, bevor es Anfang der 1970-er Jahre wieder auftauchte. Die Hammondorgel , auch spätestens seitdem Jimmy Smith sie bekannt gemacht hatte, spielte beim Duke erst 69/70 eine Rolle, als er Wild Bill Davis verpflichtete.

    Das sind mal meine Ansichten zu der Entwicklung der Band, und auch die Besetzung der Stellen. Er musste in den 1940-ern auf Musiker greifen, die die Band am Laufen hielten, anstatt sie mal für einige Monate aufzulösen, um in dieser Zeit den Blick neu auszurichten, so wie es z.B. Woody Herman es getan hatte. Er sollte immerhin immer wieder auch die Sorte Musiker finden, die das gewisse Etwas der Band ausmachten, auch wenn immer mal wieder Fehlgriffe dabei waren. Die gab es in anderen Bands auch.

    Ich möchte hier ja nicht auf jede Einspielung eingehen, immer nur stur nach dem gleichen Muster vorgehen. Es gehört auch dazu, seine Ansichten mit einzubringen, CDs abhören und Solisten aus Booklets abschreiben kann auch jeder. Doch man sollte auch Geschehnisse und die Musik erklären können, Stellung beziehen zu den Dingen, die heute Jazzgeschichte sind. Dort wird der Duke seinen Platz sicher haben, egal wann. In SEINER Band wurde Jazzgeschichte geschrieben, dort wurde die erste Aufnahme mit einem verstärkten Bass gemacht (Wellman Braud), SEINE Band machte die erste Aufnahme, indem "Hall" ausprobiert wurde (Johnny Hodges), in SEINER Band wurde der Crowl-Stil letzen Endes weltbekannt gemacht, in SEINER Band wurde die Geschichte des Basses mit geprägt, lauter Dinge, die entscheidend für die Entwicklung des Jazz waren. SEINE Band spielte hochwertige Musik auch zum Tanz, SEINE Band hatte ausgezeichnete Arrangements, die beispielhaft und zeitgenössisch zugleich waren.

    Ellington konnte mir drei Musikern mehr "Sound" und Originalität erreichen, als andere Bandleader mit der ganzen Band je vermocht hätten. Seine Musiker sollten diesen speziellen Sound am Ende mit ins Grab nehmen, auch wenn es immer wieder hervorragende Aufnahmen von anderen Bands gegeben hat, die die Musik Ellingtons spielten. Doch die ganz eigene Note schafften auch sie nur im Ansatz. Glenn Millers Sound war letztendlich kopierbar. Unzählige Bigbands tourten durch das Land, indem sie Arrangements und Stücke a la Glenn Miller spielten (darunter Tex Beneke, Ray Anthony, Ray McKinley, Ralph Flanagan, Jerry Gray), Peanuts Hucko, der dem Spiel Benny Goodmans sehr nahe kam, machte Bigband-Einspielungen, die kaum von denen des "Meisters" zu unterscheiden waren.

    Buddy Morrow, Warren Covington, Will Bradley oder Si Zentner konnten Tommy Dorsey am Ende besser spielen als Dorsey es selbst konnte, Billy May und Si Oliver waren in der Lage, die Band von Jimmy Lunceford wieder aufstehen zu lassen, und Milt Buckners Bigband spielte so sehr a la Lionel Hampton, dass man sie fast verwechseln konnte. Nat Pierce konnte seine Bigbands durch sein eigenes Spiel und seine Arrangements sehr nach Count Basie klingen lassen,usw. Doch es gab keine Band, die Ellington kopieren konnte. Das haben auch die ganzen Arrangeure festgestellt damals. Dave Matthews hatte ein feines Gespür für die Musik Ellingtons, und er war Weißer gewesen. Charlie Barnet war ein sehr großer Fan Ellingtons gewesen, und hat seine Band sehr an Ellington orientiert, ohne ihn aber direkt zu kopieren. Er nutzte u.a. auch Andy Gibson und Matthews als Arrangeure. In seiner Band spielten auch einige Musiker, die anschließend für den Duke spielen sollten (Al Killian, Oscar Pettford, Clark Terry seien erwähnt).

    Und so haben wir 1947 nun das Problem, dass der Duke eben nicht mehr auf der ganz oberen Stufe stand. Andere Bigbands hatten ihn eingeholt, oder gar überholt. Vor allem Woody Herman leitete ab 1944 Bigbands, die nicht nur aktuell ans Musikgeschehen angepasst waren, sondern er hatte eben das besondere Händchen, aus unbekannten Musikern Stars zu machen. Stan Kenton hatte eine Bigband, die extrem anders war, alleine schon durch das verwendete erweiterte Instrumentarium und Erweiterung des Blechsatzes ( 6 Trompeten, 5 Posaunen incl. Bass-Posaune). Selbst Basie war da nicht mehr ganz zeitgemäß, obwohl er es mit jüngeren Musikern versucht hatte (darunter Lucky Thompson, Illinois Jacquet, Paul Gonsalves, Shadow Wilson, Prston Love, J.J.Johnson, Clark Terry, Wadell Gray, Buddy de Franco, Joe Newman, Ernie Royal, Jimmy Nottingham, Al Killian....).....


    Fortsetzung folgt !!

    Viele Grüße sendet Maurice

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  • Wir haben das Jahr 1947, und es wurde klar, dass Ellington nicht mehr das Niveau von Anfang der 1940-er Jahre hatte. Ende November 1946 lief sein Vertrag mit der Plattenfirma Victor aus. Da er mit ihr unzufrieden war, suche er sich eine neue Firma. Er wählte das eher kleine Label Musicraft aus, welches 1937 gegründet wurde, und sich mehr um Randgebiete in der Musik wie Volksmusik oder Spirituals kümmerte. Warum er gerade das Label auswählte, könnte gewesen sein, dass man ihm vielleicht dort freie Hand lassen würde, oder gar eine Teilhaberschaft anbieten könnte. Doch die Firma kam Geldprobleme, um dann 1949 endgültig pleite zu gehen. Der Duke verließ sie bereits nach wenigen Monaten wieder.

    Seine Entscheidung war nun ausnahmsweise nachvollziehbar gewesen, denn er gründete eine eigene Firma-Sunrise. Durch zu viele Amateure innerhalb des Betriebes ging auch diese Firma bankrott. Nun ging er zurück zu Columbia, da John Hammond, der ihm nicht sonderlich gesonnen war, das Unternehmen verlassen hatte (übrigens zusammen mit Count Basie). Erneut gab es Probleme, dieses Mal mit den zweiten "Recording Ban", der im Dezember 1947 begann und bis April 1949 dauern sollte. In dieser Zeit gab es also keine Einspielungen von ihm und der Band.

    Mehr als die üblichen V-Discs und Transkriptionen kann man also vom Duke in dieser Zeit nicht bekommen. Entsprechend wenig kann ich also über diese Zeit berichten. Doch häufige Besetzungswechsel, aber auch das ein oder andere Konzert waren schon dabei gewesen.

    Eines der größeren Konzerte fand am 31.August 1947 in der Hollywood Bowl von Los Angeles statt. Das Programm war ähnlich der anderen Programme, die ich bereits ausführlich besprochen habe. Viele dieser Stücke sind in Aufnahmen zu erleben, einschließlich des nun obligatorischen Medleys seiner alten Erfolge. Die Band hatte eine halbwegs stetige Besetzung, die ich auch gleich erwähnen werde.

    Shelton Hemphill, Francis Williams, Harold Baker, Wilbur Bascomb und Ray Nance (auch Violine,Voc.) - Trompeten
    Lawrence Brown, Tyree Glenn und Claude Jones - Posaune
    Johnny Hodges und Russell Procope (auch Klarinette) - Altsax
    Al Sears, Jimmy Hamilton (auch Klarinette) - Tenorsax
    Harry Carney - Baritonsax, Klarinette + Bass-Klarinette
    Duke Ellington - Klavier
    Fred Guy - Gitarre
    Oscar Pettiford - Bass
    Sonny Greer - Drums
    Kay Davis , Al Hibbler - Gesang

    Im laude des Dezembers kam Alvin Raglin zurück in die Band, und der bereits weiter Oben erwähnte Al Killian ersetzte Wilbur Bascomb bei den Trompeten.Damit steht die Band auch fest für das vorerst letzte Konzert in der Carnegie Hall am 27.Dezember 1947.

    Als wichtigstes Werk wurde die "Liberian Suite" aufgeführt, die ganze fünf Sätze hatte. Sie hatte aber wiederum bereits ein Jahr zuvor dort Premiere. Die Suite entstand anlässlich der 100-Jahr-Feier der Unabhängigkeit des Staates Liberia. Der Auftrag kam von der dortigen Regierung, obwohl der Duke das Land überhaupt nicht kannte. Das Werk erlebte keine große Blütezeit, so dass ich darauf nicht groß eingehen möchte. Es gab allerdings mit "Sunrise" ein Stück daraus, dass der Duke noch einige Male spielte.

    Die Mischung war in diesem Konzert durchaus erstaunlich gewesen. "Blue Serge" , was leider viel zu selten gespielt wurde, ein Medley, dass den großartigen Johnny Hodges in den Vordergrund stellte ("Wanderlust", "Junior Hop","Jeep's Blues","Squatty Roo","Mood to be Wooed"), "Harlem Airshaft", das obligatorische Hit-Medley (hier gleich im Zweierpack) , "Bakiff", "Stomp,Look and Listen", "Cotton Tail" oder "It don't mean a Thing" waren vertreten.

    In den Tagen nach dem Konzert spielte der Duke einige Daten nur in kleiner Besetzung. Oscar Pettiford war nicht mit dabei gewesen. Er sollte die Band in Kürze auch ganz verlassen.


    So, wir schreiben das Jahr 1948. Es gibt von diesem Jahr kaum Angaben so Konzerten oder Radio-Sendungen, so dass ich wirklich erst das Buch von Dr.Strateman hinzu ziehen musste, um überhaupt etwas von dem Jahr zu erfahren. So gab es am 11.Januar 1948 zwei Konzerte im Civic Opera House von Chicago, am 29,Januar 48 immIowa State College , bei dem Oliver Coleman den mal wieder betrunkenen Sonny Greer vertreten musste, und dann anschließend eine Tour, die nach Cleveland, Chocago, Milwaukee, Buffalo, Youngstown, Hartford und Washington D.C. führte.

    Der Duke musste dann einige Tage pausieren, da er im Krankenhaus wichtige Untersuchungen an der Lunge durchführen musste. In dieser Zeit übernahm Billy Strayhorn den Platz am Klavier, und Gast-Dirigenten sprangen ein. Auch Mary Lou Williams übernahm mal den Platz am Klavier, dann leitete Strayhorn die Band.

    Am 18.Mai 48 beendete der Duke sein Engagement im Paramount Theatre von New York, um sich für die Reise nach Europa fertig zu machen. Dieses Mal sollten nur der Duke, Kay Davis und Ray Nance fliegen. am 04.August ging es dann in den Staaten weiter. Die Band hatte in dieser Zeit Urlaub. Nun ging es für drei Wochen nach Canada.

    Anfang November kam dann Ben Webster zurück zu Ellington. Ebenfalls wurde Claude Jones durch Quentin Jackson bei den Posaunen ersetzt. Jackson, der eine lange und höchst erfolgreiche Karriere haben sollte, kommt mir in Colliers Buch zu schlecht weg. Er war ein ausgezeichneter Musiker, der später Ellington sogar mal am Bass aushelfen sollte. Außerdem kannte er sich in diversen Stilen aus, so auch im Spiel mit dem Dämpfer. Er sollte bis 1959 bleiben, und in dieser Zeit alle Soli mit dem Plunger spielen, nachdem Glenn die Band verließ. Anschließend tourte er mit Quincy Jones, Count Basie und dem frisch gegründeten Thad Jones/Mewl Lewis-Ensemble. zuvor saß er u.a. im Posaunensatz bei Cab Calloway und war ebenfalls bei Don Redmans Europa-Tournee dabei.

    Ein weiterer Neuzugang war der Bassist Wendell Marshall. Er war ein Cousin Jimmy Blantons und spielte auch dessen Bass. Er sollte bis 1954 bleiben, und anschließend ein hoch angesehener Bassist für modernen Jazz werden, der unzählige Aufnahmen als Begleiter im Team mit dem Pianisten Hank Jones und Drummer Kenny Clarke machen bei dem Label Savoy. Man kennt ihn weniger als Solist, aber als hoch geschätzten Begleiter.

    Damit kamen alle Neuen noch rechtzeitig, um das letzte Konzert in der Carnegie Hall am 18.November 1948 zu spielen. Das Konzert wurde mitgeschnitten, aber leider ist die Aufnahmequalität miserabel. Doch es ist eine der sehr seltenen Gelenheiten, die Band aus diesem Jahr live zu erleben, und auch den Heimkehrer Ben Webster gleich wieder voll in Aktion zu hören. Das Konzert wurde groß umjubelt, woran gerade Webster großen Anteil hatte. Man höre ihn nur in "How high the Moon" oder sein altes Paradestück "Cotton Tail". Tyree Glenn glänzt mit einem exzellenten Solo am Vibraphon im "Limehouse Blues", und mit "Lush Life" hatte ein Stück von Billy Strayhorn Premiere, was man immer wieder hören sollte in Zukunft. Ein Duo mit Strayhorn selbst am Klavier und der Sängerin Kay Davis.

    Die große Euphorie in diesem Konzert darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die ganz großen Stücke fehlten. Einige Titel erwähne ich nicht mal, weil es Eintagsfliegen waren, oder weil sie schon zuhauf Erwähnung fanden.

    Weiter geht es dann mit dem Jahr 1949. Dieses Jahr wurde dann wieder etwas besser dokumentiert.

    Fortsetzung folgt!!

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Die ersten drei Wochen des Jahres 1949 verbrachte die Band im Osten des Landes. U.a. in Buffalo und in Chicago, wo man am 16.Januar 49 mal wieder im Civic Opera House gastierte. Al Sears verließ die Band, und er wurde zunächst nicht ersetzt, da ja fünf Saxophone zur Verfügung standen.

    Nun sind sie sich meine Lexika nicht ganz einig. Ich folge hier aber ganz klar Timner und Dr.Strateman, die übereinstimmend schreiben, dass Fred Guy die Band nach dem Chicago Konzert verließ, um in den Ruhestand zu gehen. Nielsen listet ihn noch bis Ende August des Jahres. Da er weder groß zu hören noch als Solist hervortrat, kann man darauf auch verzichten. Zu Lebzeiten Ellingtons wurde der Platz auch nicht wieder besetzt.

    Die nächsten Stationen waren Los Angeles, San Francisco und Oakland, bevor es wieder nach Chicago und New York City ging. Mai und Juni standen lange One-Nighter im Süden der Staaten an, bevor es wieder an der Westküste entlang ging. Langweilig wurde es nicht, was das Reisen anging. Am 01.September 49 gastierte man dann erneut in New York City. Dort fanden auch Aufnahmen statt. Ich muss allerdings sagen, dass es hier wieder Abweichungen gibt zwischen den einzelnen Lexika.

    Immerhin ist die Besetzung übereinstimmend gleich, und da es einige wichtige Änderungen gegeben hat, möchte ich die Änderungen auch gleich mitteilen. Es kamen drei junge Musiker in die Band, die allerdings nicht lange bleiben sollten. Schade, denn sie gehörten zur Bop-Fraktion, und hätten vielleicht durchaus eine Veränderung erwirken können. Neu waren der Trompeter Dave Burns, der in der Bigband von Dizzy Gillespie spielte, Charlie Rouse (zuvor bei Bimmy Eckstine und ebenfalls Gillespie) und Jimmy Forrest am Tenorsax, da Ben Webster die Band nun endgültig verlassen sollte. Rouse und Forrest sollten in ihrer späteren Karriere viele Jahre mit Thelolious Monk und Count Basie spielen.

    Harold Baker, Al Killian, Nelson Williams, Dave Burns und Ray Nance (auch Violine,Voc.)- Trompeten
    Lawrence Brown, Tyree Glenn und Quentin Jackson - Posaunen
    Johnny Hodges, Russell Procope (Altsax, Klarinette)
    Charlie Rouse, Jimmy Forrest (Tenorsax) - Jimmy Hamilton (Tenor, Klarinette)
    Harry Carney - Bariton, Klarinette, Bass-Klarinette
    Duke Ellington- Klavier
    Wendell Marshall -Bass
    Sonny Greer - Drums
    Kay Davis, Al Hibbler und Lu Elliot (Gesang)

    Anfang September ging es mal wieder für zwei Wochen nach Canada, bevor es wieder zurück nach New York ging. Oktober, November und Dezember tourte man im Süden und Westen, bevor es am 31.12.1949 nach New York ging. Damit ist das Jahr 1949 auch schon wieder zu Ende.

    Die wenigen Einspielungen der Band sind heute kaum zu bekommen. Auch wurden keine wirklich bahnbrechenden Aufnahmen gemacht, was sicher auch am Stellenwert des ganzen Bigband-Marktes lag. Dieser brach nach dem Kriege zeitweise total zusammen, so dass viele Bigbands in reduzierter Besetzung spielten, oder sich ganz auflösten.

    Benny Goodman versuchte es eine Zeit lang sogar mit einer deutlich dem Bop zugeneigten Bigband, Basie hatte seine liebe Not, und stellte Anfang 1950 von der Bigband auf eine Septett um, Harry James ließ seine Streicher weg und legte sich auch neue Arrangements im aktuellen Bop-Stil zu, die sowohl er als auch seine Band hervorragend spielten, Woody Herman brachte rund alle zwei Jahre neue Bands hervor, Les Brown und Tommy Dorsey retteten sich mit oder weniger kurzen Pausen durch die schwere Zeit, und Jimmy Dorsey sprang auf die Revival-Welle auf, und machte mit der kleinen Band Dixieland, mit der großen Band mehr modernen Jazz. Boyd Raeburn konnte seine moderne Bigband nicht halten, und selbst Dizzy Gillespie sollte seine Bigband 1950 auflösen.

    Andere Bigbands wurden zeitweise sehr erfolgreich, so Gene Krupa, der auch ganz auf der moderen Welle lag, aber sein Schlagzeugspiel dazu nicht so recht passte, Ray McKinley spielte eine Zeit lang ebenfalls sehr modern, indem er sich mit den Arrangements von Eddie Sauter bediente, einem exzellenten, modernen Arrangeur, der später eine eigene Bigband mit Bill Finegan leiten sollte. Charlie Barnet spielte ebenfalls seine Musik in neuem Anzug, da er viele junge Bop-Musiker in seinen Reihen hatte. Lionel Hampton war seit Mitte 1940 sehr erfolgreich mit seiner Bigband, da er Bop und den Rhythm&Blues mischte mit seinen heißen Soli und extremer Showeinlagen mixte, Jimmy Lunceford hatte seit 1942 Probleme, das Niveau seiner Band halbwegs zu halten. Er verstarb völlig unerwartet 1948. Seine Band wurde noch von Ed Wilcox, seinem Arrangeur bis 1950 aufrecht erhalten, bevor auch sie aufgelöst wurde. Es ging also viel Qualität verloren, und neue Bands schossen aus dem Boden. Auch Cootie Williams musste seine Band auflösen, und tourte mit einer kleinen Gruppe durch das Land.

    Zu den neueren Bands gehörten Cat Andersons Bigband, Billy May, Billy Butterfield, Ziggy Elman, Mercer Ellingtons Band, Stan Kentons Band sollte sich hervortun, auch wenn er hin und wieder seine Bands auflöste und re-organisierte, Buddy Rich leitete ab 1945 einige Jahre eine exzellente Bigband, dazu noch Veteranen wie Lucky Millinder, Cab Calloway (der 1950 seine Bigband auflösen sollte), Benny Carter (hin und wieder), Don Redman oder ab 1948 die Bigband von Nat Pierce, die in Boston zuhause war. Milt Buckner, Arrangeur und Pianist bei Lionel Hampton, leitete zwei Jahre eine ausgezeichnete Bigband, Sy Oliver, früher bei Lunceford und T.Dorsey, leitete ebenfalls eine eigene Bigband.

    Damit ist klar, dass Ellingtons Leistung, seine Band zu halten, und nicht zu reduzieren, schon eine exzellente Leistung war. Allerdings lief die Band nur noch unter Verlusten. Ohne die Einnahmen seiner Tantiemen aus seinen ganzen Hits, wäre wohl auch seine Band nicht mehr zu halten gewesen. Da kam doch die Einladung zu einer Europa-Tournee mit der Band gerade recht. Doch die Band sollte bis dahin einige Besetzungs-Wechsel haben, die sich auch auf die Tournee auswirken sollten.

    Um es nicht komplizierter zu machen, werde ich mich direkt mit dem Konzert vom 02.Mai 1950 in Zürich beschäftigen. Davon gibt es nämlich einen erstaunlich gut klingenden Live-Mitschnitt, der auch auf CD zu erwerben ist. Die Band spielte großartig, vermutlich beflügelt von der Tournee, dem Neuen, aber auch der Tatsache, in der Schweiz, wie in ganz Europa, auch unter einer hervorragenden Betreuung zu stehen.

    Die Band musste ein wenig umgebaut werden, da Tyree Glenn zuhause blieb (für ihn kam Ted Kelly mit. Auch er spielte zuvor bei Gillespie), und auch kein adäquater Tenorsolist in der Band saß, weil sowohl Jimmy Forrest als auch Charlie Rouse nicht mehr dabei waren, und Alva "Bo" McCain es nicht hätte stemmen können. Er gehört auch den Verpflichtungen, die niemand nachvollziehen konnte. Zu McCain fehlen mir die Informationen, so dass ich nur aus der Einnerung schreiben kann, dass er wohl bei Mercer Ellington zuvor spielte. In Europa kam deshalb der große Don Byas als Gastmusiker dazu, um die Tournee zu spielen.

    Weiterhin wirkte der hervorragende Lead-Trompeter, High Note-Trompeter und Solist Ernie Royal mit, der eindeutig zu den modernen Trompetern gehörte. Außerdem musste der Duke einen Schlagzeuger mitnehmen, der für Sonny Greer einsprang, wenn dieser wieder indisponiert war. In Zürch spielten wohl beide Drummer mit, indem sie sich bei den Stücken abwechselten. Man kann es nämlich durchaus hören, wenn Butch Ballard spielt und wann Greer. Ballard, der oftmals das Pech hatte, in großen Bands Nachfolger von hervorragenden Schlagzeugern zu werden, bekam dadurch nie die ihm gebührende Aufmerksamkeit. Ich habe ihn 1988 noch live erleben dürfen, und fand ihn wirklich ausgezeichnet. Er hatte einen Stil drauf, der wunderbar zur Ellington-Band passte. Er spielte übrigens in den Bigbands von u.a. Cootie Williams und Count Basie, bevor er zu Ellington kam.

    Hier die Band, die in Europa gastierte:

    Al Killian, Harold Baker, Ernie Royal, Nelson Williams, Ray Nance (auch Violine,Voc.) - Trompete
    Lawrence Brown, Quentin Jackson und Ted Kelly - Posaunen
    Johnny Hodges, Russell Procope - Altsax, Klarinette
    Don Byas (als Gast), Alva "Bo" McCain - Tenorsax - Jimmy Hamilton - Klarinette,Tenorsax
    Harry Carney - (Baritonsax, Klarinette
    Duke Ellington, Billy Strayhorn - Klavier
    Wendell Marshall (bass)
    Sonny Greer & George "Butch" Ballard - Schlagzeug
    Kay Davis -Gesang

    Die CD zeigt deutlich auf, dass die Band schon einen Tick moderner spielte, so bald Butch Ballard Schlagzeug spielte, aber auch dann, wenn Ernie Royal oder Don Byas ihre Soli hatten. Byas spielte schon früh mit den jungen Leuten Bop, so dass er, der eigentlich aus dem Swing kam, der Band alleine einen anderen Sound gab. Dazu noch die "Neuen" in der Band, schon war ein spürbar anderer Geist in der Band.

    Das erste Stück war "Suddenly it Jumped", ein bekanntes Stück inzwischen, mit Soli von Ellington selbst, Harold Baker, Jimmy Hamilton (Klarinette). Direkt über geht es in den alten "Gassenhauer" "Ring dem Bells", mit einem brillanten Jimmy Hamilton an der Klarinette, Johnny Hodges, Harry Carney, Quentin Jackson (der ganz a la Tricky Sam Nanton spielte), dann ein Vokal-Altsax-Duett (Nance,Procope), bevor Ray Nance zur Trompete griff.

    "Creole Love Call" führt uns noch einen Schritt weiter zurück. Kay Davis (Voc) und Ray Nance (Trompete) sind die Solisten hier. "Paradise" gehört Harry Carney alleine, "Air Conditioned Jungle" stellt Jimmy Hamilton an der Klarinette groß heraus, der wieder seine traumhafte Technik präsentierte. Wendell Marshalls Bass soll auch nicht unerwähnt bleiben. "How High the Moon" , ist Don Byas alleine vorbehalten. Der macht aus dem Stück dann von einer Ballade bis zur Up Tempo-Nummer einen wahren Höllenritt der Extraklasse.

    Das längste Werk ist "the tattooed Bride". In erster Linie wird die Band herausgestellt, aber auch Lawrence Brown, Jimmy Hamilton (Klarinette) und Harry Carney waren die weiteren Solisten. Hier spielten auch beide Schlagzeuger zusammen, was durch die Ansage Ellingtons untermauert wird.

    "Take the A-Train" spielt Billy Strayhorn am Klavier selbst, und ohne das sonst übliche Trompetensolo von Ray Nance. "Frankie & Johnny", ist zunächst einmal dem Duke vorbehalten, der sogar manche Stellen mit einem unerwarteten Stride-Piano aufwartet, ehe Ray Nance an der Violine zu seinem Solo. Erneut Jimmy Hamilton (Klarinette) und Bassist Wendell Marshall sind die weiteren Solisten. Hier geht wirklich die Post ab.

    "Rockin' in Rhythm" beginnt mit einer langen Klavier-Einleitung von Ellington, wie er sie später immer wieder machen sollte. Es dürfte mit einer der ersten Versuche sein, die er hier anstellte. Lawrence Brown, Harry Carney (Klarinette), Quentin Jackson (wieder ganz a la Nanton) sind die Solisten. "Violet Blue" stellt dann Johnny Hodges in den Vordergrund. "St.Louis Blues" gehört Ray Nance, dessen Sinn für Show hier wieder zu erleben ist. Don Byas ist der Solist auf dem Tenorsax, und Butch Ballard spielt auch deutlich hörbar mit.

    "S'wonderful" , was normal kein Ellington-Stück ist, wurde vermutlich für Ernie Royal gespielt, der hier auch sein Solo-Stück hat. Man kann ganz klar seinen deutlichen Bezug zum Bop hören, und es ist eine der ganz frühen Aufnahmen des Duke, die ihm in diesem Umfeld erleben. Damit nimmt Royal in gewisser Weise die Rolle ein, die schon bald Clark Terry einnehmen sollte für rund neun Jahre. "the Jeep is Jumpin'" ist die letzte Nummer der CD, natürlich mit Johnny Hodges am Altsax.

    Mir liegt der Tourplan der Reise zumindest teilweise vor, daher kann ich berichten, dass die Band in Frankreich, Belgien, Holland, Schweiz, Italien, Deutschland (Frankfurt am 27.05., Hamburg am 10.06., Düsseldorf und München) , Dänemark und Schweden gastierte.

    Während der Tournee fanden auch diverse Einspielungen des Duke, aber auch seiner Musiker sind auch belegt. In Paris machten z.B. Harold Baker, Quentin Jackson, Johnny Hodges, Don Byas, Wendell Marshall und Butch Ballard mit dem Pianisten Raymond Fol, einem großen Ellington-Fan, Einspielungen (14.April 50). Dazu dann folgender CD-Hinweis: Hier befinden sich noch Aufnahmen unter der Federführung von Cat Anderson von 1958 und 1964, ebenfalls in Paris.

    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/41JShEL28KL.jpg]

    Leider lässt sich die CD nicht mit dem zuständigen Link reinstellen, also sorry dafür. Doch bei Amazon lässt sie sich einfach finden, wenn man den Titel der CD eingibt "Ellintonians in Paris" reicht völlig aus.

    Es wird nun immer mal wieder vorkommen, dass ich solche Querverweise und CDs mit hier reinpacke, weil sie einfach zur Geschichte der Band dazu gehören. Auch machte der Duke später einige Aufnahmen in kleiner Besetzung, die als CDs veröffentlicht wurden. Da sie teilweise auch rundherum gelungen sind, kann man sich also auch hier an einer Auswahl erfreuen, wenn man kein reiner Bigband-Fan ist.

    Die nächste CD fällt auch in das Jahr 1951, außerdem fand die 1950-er Session im Dezember statt. Deshalb werde ich sie auf die nächste Seite bringen.

    Fortsetzung folgt !!

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Am 04.Oktober 1950 wird erstmals Mercer Ellington als Mitglied der Band geführt. Zunächst nicht als Trompeter, sondern als Waldhornist, warum auch immer. Seine Band musste er ebenfalls aufgeben, da hat das also gepasst. Doch er wurde noch kein reguläres Mitglied, da er seinen Verlag weiterhin führte, und auch andere Geschäfte zunächst vorzog.

    Cat Anderson kehrte auch im Dezember zurück zur Band, nachdem seine Band nicht länger zu halten war. Er sollte seinen alten Platz übernehmen, der nach dem Ausstieg Al Killians nach der Europa-Tournee wieder frei geworden war, und zunächst von "Fats" Ford kurzzeitig belegt wurde. Fats Ford sollte später hin und wieder in der Band spielen. Er wird übrigens unter zwei Namen geführt. Sein zweiter Name ist Andres Merenghito. Es ist aber der gleiche Musiker. Er spielte und Fars Ford mit der letzten Louis Arsmtrong-Bigband.

    Auch Ted Kelly und Ernie Royal waren nach der Tournee nicht mehr dabei, Don Byas war sowieso nur Gastmusiker gewesen. Seinen Platz übernahm laut Nielsen ab dem 20.11. 1950 Paul Gonsalves, der endlich wieder das Tenorsaxophon zu einem wichtigen Bestandteil der Band machen sollte.

    Nun zu einer CD, die ursprünglich nur die ersten vier Titel als erste LP enthielt, die man quasi als "Test" bezeichnen kann. Der Duke spielt hier vier seiner Werke in überlangen Einspielungen, mit teilweise ziemlich "wilden", "impressionistischen" Akkorden und längeren Soli ein. Die anderen Titel wurden später auf die CD dazu gegeben und stammen vom folgenden Jahr. Dabei kann man auch gleich den nächsten Wechsel des Band-Klanges mit kaufen. Dazu später mehr.

    Auch hört man einige Stimmen für viele Jahre das letzte Mal in der Ellington-Band. Entscheidende Veränderungen sollten schon bald eintreten.

    Die CD beginnt mit dem bestens bekannten "Mood Indigo". Das Stück wird hier auf doch zu lange 15,26 Minuten ausgeweidet. Solisten sind hier Russell Procope (Klarinette), Johnny Hodges, Paul Gonsalves (Tenorsax), Yvonne Lanauze (Gesang), die Kay Davis abgelöst hatte, die den dazugehörigen Text singt, Tyree Glenn (Plunger-Posaune) und Ray Nance (Trompete). Wirklich neu sind vor allem die Akkorde, die die Trompeten zu spielen haben, und auch manche Satzstellen sind hier neu geschrieben worden. In meinen Ohren nicht wirklich nötig.

    "Sophisticated Lady" hat hier stolze 11,28 Minuten. Harry Carney auf der Bass-Klarinette, Harold Baker, Lawrence Brown und Jimmy Hamilton (Klarinette) sind die Solisten hier. Auch hier wieder Yvonne Lanauze (Gesang). Der Duke spielt dann ganz unbegleitet sein Solo, bevor es zu einer extra geschriebenen Orchesterpassage kommt, aus der dann Jimmy Hamilton solistisch hervorkommt. Diese Überlängen sind einfach unnütz, und in meinen Ohren auch ohne rechten Sinn.

    "The Tattooed Bride" , inzwischen schon ein wenig "überspielt", ist von Hause aus schon lange, so dass es hier nicht auffällt, dass man hier auch 11,41 Minuten braucht. Jimmy Hamilton (Klarinette), Lawrence Brown, Wendell Marshall, Cat Anderson, Harold Baker und Harry Carney haben auch noch kurze Solostellen.

    "Solitude", hier über acht Minuten lang, zeigt noch einmal die Band mit ihren ganzen Klängen in voller Blüte. Harry Carney (Baritonsax), Lawrence Brown, Quentin Jackson, Paul Gonsalves, Ray Nance (Trompete) und Jimmy Hamilton (Klarinette) sind die Solisten.

    Hier die Besetzung dieser vier Nummern vom 19.Dezember 1950 :

    Cat Anderson, Harold Baker, Nelson Williams, Fats Ford, Ray Nance - Trompeten
    Lawrence Brown, Tyree Glenn, Quentin Jackson - Posaunen
    Mercer Ellington - Waldhorn
    Johnny Hodges, Russell Procope - Altsax
    Paul Gonsalves, Jimmy Hamilton -Tenorsax
    Harry Carney - Baritonsax
    Duke Ellington, Billy Strayhorn -Klavier
    Wendell Marshall - Bass
    Sonny Greer - Drums

    Den anderen Teil der CD hebe ich mir für die nächste Seite auf, da es sich auch um ein neues Jahr handelt.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

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