Duke Ellington - Der Mann, der Klangmagier des Jazz ?
Ich habe festgestellt, dass es noch keinen Thread über Duke Ellington gibt. Daher werde ich versuchen, mich intensiv hier mit ihm zu beschäftigen, und sein Schaffen zu durchleuchten, und zwar aus meiner ganz persönlichen Sicht, die ich mir in rund 30 Jahren gebildett habe, u.a. natürlich dadurch, dass ich viele Bücher über ihn gelesen und mich auch als Musiker aktiv mit seiner Musik beschäftigt habe. Diese Ansichten weichen durchaus auch ab von vielen üblichen Klischees, aber dazu immer ein Schritt nach dem Anderen.
Duke Ellingtons Biographie hier vorzustellen, möchte ich auf eine etwas andere Art machen nämlich, indem ich die einzelnen Epochen und vor allem auch die Musiker, die dabei eine wichtige Rolle eingenommen habe, näher beleuchte. Seine Musik war nur in der Form möglich, wie wir sie heute kennen, weil er sich die entsprechenden Musiker zusammengeholt oder empfohlen bekommen hat. Leider lag der Duke hier nicht immer so richtig, doch dazu später mehr. Allerdings ist das natürlich ein "Jammern auf höchstem Niveau".
Man kann Ellington kaum mit nur drei Sätzen beschreiben, seine Musik auch nicht mit einem Posting hier erklären, wenn man es denn überhaupt je kann. Daran haben sich schon so viele weitaus bessere Musikwissenschaftler und Fachleute probiert, das wird sich auch nicht durch meine Ansichten ändern.
Ich persönlich habe den größten Respekt von dem, was er mit seinen ganzen Mitstreitern geleistet und erreicht hat. Jede Kritik muss daher wohlüberlegt und nachvollziehbar sein, und deshalb möchte ich wirklich gleich am Anfang klar stellen, dass es einen Musiker dieser Kategorie im Jazz bis heute in dieser Form nicht gegeben hat. Natürlich gibt es viele erstklassige Arrangeure, Komponisten und Musiker, die durchaus mit ihm vergleichbar sind, aber als Bandleader und dann noch rund 50 Jahre im Geschäft, da wird es dann doch eng. Gil Evans, Lalo Schifrin, Bob Brookmeyer, Bill Holman, Rob McConnell, Toshiko Akiyoshi oder auch George Gershwin, Cole Porter, Harold Arlen, Jerome Kern oder Louis Armstrong und Dizzy Gillespie sind sicher auch zu nennen, um einfach einmal ein paar Namen zu erwähnen, die sich bis heute gehalten haben. Einige davon nur als Komponisten, Andere eben auch als ausführende Musiker ihrer eigenen Werke.
Geboren wurde er am 29.04.1899 in Washington, gestorben ist er am 24.05.1974 in New York. Er stammte aus einer Familie der schwarzen, amerikanischen Mittelschicht. Sein Vater war Butler (u.a. im Weißen Haus) und später Leiter einer Firma für Party-Service. Seinen ersten-noch erfolglosen-Klavierunterricht erhielt er mit acht Jahren von seiner Mutter. Erst mit 14 Jahren wurde sein Interesse an der Musik wieder erweckt. Sein Stil entwickelte sich aus dem damals hochaktuellen Ragtime, den er mit viel Übung bald beherrschte.
Seinen Namen "Duke" bekam er schon recht früh, da er bereits in seiner Jugend über hervorragende Umgangsformen und eine vornehme Ausstrahlung an den Tag legte, die er von zuhause aus gelehrt bekommen hatte. Mit 17 Jahren begann seine professionelle Karriere als Pianist als er zum Tanz aufspielte.
Weitere Dinge, die teilweise außerhalb der Musik liegen, sind sein Hang zur Malerei, und das er die Bibel wohl mehrfach komplett gelesen haben muss. Des Weiteren war er ein Meister des maßlosen Essens, dem weiblichen Geschlecht sehr stark zugeneigt (seine Affären waren legendär gewesen) und seine sehr eigene,innige Liebe zu seiner Mutter war nicht unwichtig für ihn.
Sein Sohn Mercer Ellington (geb. 11.03.1919) wurde später Kopist, und ab 1965 Trompeter und Road-Manager bei ihm, aber er wurde auch ein wichtiger Komponist (u.a. "Things,ain't what they used to be","Moon Mist", "Blue Serge" und "Jumpin' Pumkins) und Arrangeur der Band, die er nach Ellingtons Tod übernahm, außerdem war er selbst Leiter einer Bigband zeitweise gewesen (mit u.a. Kenny Dorham, Idrees Sulieman, Charles Mingus, Carmen McRae und Chico Hamilton als Musikern). Er verstarb 1996.
So viel zur Biographie Duke Ellingtons, aber auch der kleine Abschnitt über seinen Sohn Mercer Ellington.
Hier möchte ich gleich einmal ein paar Buchhinweise einfügen.
Zwei Bücher haben sich leider nicht hier reinstellen lassen.
1. Hans Ruland: Duke Ellington - Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten Oreos-Verlag
2. Dr. Klaus Stratemann: Duke Ellington. Day by Day and Film by Film
Recht kritisch geht James L. Collier mit den Werken Ellingtons um, aber auch mit einigen personellen Entscheidungen hat Collier eine kritische Meinung. Er verherrlicht damit Ellington nicht, sondern bringt seine Kritik begründet und sachlich ein. Einem Ansatz, den ich oftmals nachvollziehen kann. Das Buch ist auch in deutscher Sprache erschienen.
Ellingtons eigene Biographie gibt es sowohl in Englisch als auch in Deutsch. Dabei wird man insgesamt wenig über Ellington erfahren als bei anderen Autoren. Auch fällt deutlich auf, dass er an keinem Menschen ein schlechtes Haar auslassen möchte, immer um das Positive bemüht, nie abwertend gegenüber anderen Personen. Das ist einerseits bewundernswert, andererseits aber auch oftmals nicht nachvollziehbar, da gerade einige seiner Musiker genug Anlass gegeben hatten....
Timner und auch Dr.Stratemann haben zwei Meisterwerke geschafft, indem sie wirklich jeden Tag, jede Aufnahme und jeden Film versucht haben mit in ihre Bücher mit einzubeziehen. Sie sind für Ellington-Fans ein wirkliches Muss. Sie haben mich damals viel Geld gekostet, aber lohnen sich auch heute noch immer wieder.
Mark Tucker hat auch ein sehr interessantes Buch geschrieben, leider ist es nur in englischer Sprache zu erwerben.
Mercer Ellington hat sein Buch zusammen mit dem amerikanischen Jazz-Spezialist Stanley Dance geschrieben. Es ist leider auch nur in englischer Sprache zu bekommen.
Der deutsche "Jazzpabst" Joachim Ernst Berendt hat mit "Das Jazzbuch" ein Standardwerk geschaffen, was Günter Husemann nach Berendts Tod nochmals ergänzt und erweitert hat. Hier gibt es das erste Buch von 1953 noch gebraucht zu kaufen. Weitere Auflagen und Ergänzungen kamen dann 1959, 1968, 1973, 1981, 1989 und 2005 heraus. Alle Bände sind noch zumindest antiquarisch zu erwerben und in deutscher Sprache verfasst. Sie geben nicht nur Einsicht in die Welt Ellintons, sondern einen Überblick über den Jazz und seine bedeutensten Vertreter überhaupt.
Alleine bis hier her hat das Ganze nun runde zwei Stunden Arbeit gedauert. Dabei hat es noch nicht mal richtig angefangen. Es ist quasi die Einleitung in die musikalische Welt Duke Ellingtons, aber auch seiner großartigen Musiker, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, dass der Name Ellington heute überhaupt noch in Erinnerung in der Musikwelt ist. Das möchte ich jedem Leser ans Herz legen, sich auch mit der Musik seiner wichtigsten "Sideman" zu beschäftigen.
Dann gibt es noch zwei Bücher von Kurt Dietrich, die es aber auch leider nur auf Englisch gibt:
1. Duke's Bones Hier beschreibt Dietrich, der selbst Posaunist ist, alle Posaunisten der Ellington-Ära. Er geht dabei sogar noch über die Lebenszeit Ellingtons hinaus, indem er auch noch einige Posaunisten vorstellt, die nach dem Tode des Duke in der Band waren.
2. Jazz Bone's : The World of Jazz Trombone Hier beschreibt er im Grunde fast alle wichtigen und weniger wichtigen Posaunisten der Jazz- und Bigband-Ära, also für Hardcore-Fans und Posaunisten sicher nicht uninteressant. Dabei werden natürlich auch die Ellington-Posaunisten extra gewürdigt.
Ich selbst habe beide Bücher, und finde sie absolut lesenswert, weil gerade die Posaunisten und Trompeter für den "Jungle Style" so wichtig waren, den er im berühmten Cotton Club in Harlem quasi "kreierte".
Wie kann man denn nun Ellingtons Schaffensphasen einteilen? Ist es überhaupt möglich, hier eine Phase "wichtiger" als die eine andere zu finden? Wie wichtig waren die Musiker dabei? Welche Rolle hatten sie in der "Maschinerie Ellington"? Woher kamen diese Musiker? Was waren denn ihre so "speziellen Fähigkeiten"? Was waren die Schwächen der Band, wenn es denn solche überhaupt gab? Was hat der Duke überhaupt selbst komponiert, was nicht? Immerhin sind rund 2000 Kompositionen vermerkt von ihm. Viele Stücke davon gelten heute als "Jazz-Standards", werden also immer noch, oder immer wieder gespielt. Viele Fragen, die es zu beantworten gilt. Es wird lange dauern, man kann 75 Lebensjahre nicht in drei Antworten unterbringen, das ist völlig unmöglich.
So viel zum ersten Teil dieses Threats.