Die Geschichte des Jazzschlagzeuges vom Anfang an erzählt
Nun, man sollte die Geschichte des Schlagwerks, denn so ist der große Oberbegriff nun mal, von Vorne anfangen zu erzählen. Das mag nicht einfach sein, aber ich probiere es mal.
Im alten New Orleans kannte man das "Drum Set", wie es mal heißen sollte, zunächst überhaupt nicht. In den frühen Aufnahmen des Jazz wurde teilweise auf den Schlagzeuger verzichtet, bzw. seine Funktion war noch weitgehend unbedeutend gewesen. Warum liegt daran, dass das "Drum Set" noch nicht in seiner späteren Form existent war.
Damals in New Orleans zog man in den Paraden noch mit den alten großen Pauken und den kleinen Trommeln der Militärmusik durch die Gassen, vielleicht hatte auch jemand bereits Becken, es wäre zumindest möglich. Diese "Pauken" waren die alten Marschpauken, wie man sie noch heute in der Militärmusik verwendet. Später sollte sie als "Bass-Drum" Einzug in das Drum Set finden. Das Gleiche gilt für die "kleine Trommel", die man Snare nennt.
Etwa um 1910 herum, so kann man es nachvollziehen, begannen die ersten Musiker, hier eine "Kombination" zu erschaffen, die aus der großen Pauke (in Zukunft Bass Drum), der kleinen Trommel (dann Snare) und dibversen Holzblöcken (Temple Blocks genannt) bestand. Mit etwas Glück fand man ein oder zwei "Hängebecken, dazu eine Triangel und Schluss war es mit der Herrlichkeit.
Um 1920 herum entstand dann aus zwei kleineren Becken eine Art "Doppelbecken", was man mit Hilfe einer Fußmaschine bedienen konnte. So wurde auch die große Trommel mit dem Fuß (in der Regel mit dem rechten Fuß) gespielt. Das dazugehörige System wurde Die Firma "Ludwig" gehört hier zu den Pionieren des Schlagzeugbaus. "Erfunden" wurde das "Doppelbecken", was man in Zukunft "Charleston-Maschine" oder "high Hat" nannte, von Vic(tor) Berton, einem erfindungsreichen Drummer. So sagt es das Musikgeschichtsbuch.
Die ersten wichtigen Drummer kamen aus New Orleans, und auf sie baut sich die ganze Schlagzeug-Musik auf, wie sich das Trompetenspiel auf Louis Armstrong aufgebaut hat. Da man damals die Entwicklung auch durch die Sicht der Schwarzen und Weißen sehen musste, werde ich das zunächst auch tun. Es hat natürlich nichts mit Rassismus zu tun, sondern ist ein logischer Weg der Entwicklung, die aber erstaunlicherweise ziemlich parallel verlief.
Die beiden ersten schwarzen Drummer waren Zutty Singleton und Baby Dodds. Beide haben mit Louis Armstrong gespielt, Singleton später sogar auf einer Aufnahme mit Dizzy Gillespie, dem ersten modernen Trompeter des Jazz. Sie haben die Marschmusik ihrer Heimat auf die Drums übertragen, dazu auch das richtige Jazzfeeling gehabt, und waren entsprechend begehrt bei ihren Kollegen. Dodds war davon der agilere Musiker, Singleton der vielleicht etwas "moderne", feinnervigere Musiker. Dodds war auch der erste Schlagzeuger, der durch ein Break, also einem Zwischenschlag mit der Snare Drum, eine Phrase beendet hat.
In New Orleans wurde ihr Stil seit der damaligen Zeit behutsam angepasst, doch der Grundbeat ist noch heute bei den Drummern dort zu hören und zu erleben. Später waren hier Minor Hall, Cie Frazier, Alex Bigard, Ernest Elly, Paul und Louis Barbarin, Bob French und vor allem Herlin Riley, der bei Wynton Masalis tätig war, und Jason Marsalis, der natürlich weitaus mehr "konnte",als nur die alten Rhythmen.
Die weißen Musiker hatten in Ben Pollack, der als einer der ersten Musiker eine große Band hatte, und Ray Baudac, der ebenfalls aus New Orleans stammte, und später bei Pollack dessen Platz übernahm, ihre frühesten Vertreter. Baudac spielte während der Swing-Zeit in der Bigband von Bob Crosby eine interessante Mischung aus Dixieland und Swing. Pollack geriet später in Vergessenheit und verübte Selbstmord.