• Und jemand, der Obama und Dylan, zwei Nobelpreisträger in verschiedenen Disziplinen, die miteinander 0 zu tun haben, außer dass sie Amis sind, in einen Topf schmeißt, ist natürlich "objektiv"... :neenee1:

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Interessant und unter der Prämisse, dass nicht nur die rein literarische Ausführung, sozusagen das "Handwerkszeug", das Hauptkriterium für den Preis ist, nachvollziehbar ist die Verleihung allemal.Nur für mich ziemlich überraschend, den auch ich verbinde Bob Dylan mehr mit Musik. Eine Leitfigur der 68ger - Musik ist er von Anfang an gewesen und einer, die ich die "Ausläufer" zeitgenössisch miterlebt habe, zeigte sich diese Bedeutung (oft neben Joan Baez) immer noch.

    Allerdings wären die Musik und vor allem die Sangeskunst wohl eher nicht der Punkt, sondern in der Tat die lyrics, die dem damaligen Aufbruch der Jugend eine führende Stimme gab, die vielen aus der Seele sang und auch weiter zu Recht angemessen beachtet blieb. Dies ist, wenn man es genau bedenkt, hauptsächlich den Texten geschuldet.

    Es ist sicher eine unkonvertionelle Entscheidung des Komitees und ggf. auch eine populäre, denn diesen Künstler kennt die ganze Welt. Nicht, dass dies allein eine Voraussetzung sein soll, aber den Preis an sich erreicht sicherlich das Bewusstsein breiterer Bevölkerungsschichten als die Vergabe an Literaten/innen, deren Bücher zwar kurz danach auf den Bestsellerlisten gehypt und im Buchladen obenauf liegen, aber sich schon auf den ersten Seiten als kaum lesbar erweisen.....


    :wink: :wink:

    Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren (Bert Brecht)

    ACHTUNG, hier spricht Käpt´n Niveau: WIR SINKEN!! :murg: (Postkartenspruch)

  • Ich schätze, und der offizielle Text der Akademie deutet das schon an, dass Dylan stellvertretend für die gehobene Popmusik Amerikas ausgezeichnet wurde. Da muss man sich Leute wie Cohen, Springsteen, Cash etc.. einfach dazudenken. Im wesentlichen ist das für mich ok, obwohl ich mit Dylan nix anfangen kann.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Und jemand, der Obama und Dylan, zwei Nobelpreisträger in verschiedenen Disziplinen, die miteinander 0 zu tun haben, außer dass sie Amis sind, in einen Topf schmeißt, ist natürlich "objektiv"... :neenee1:

    Moment mal - wo bitte habe ich Obama und Dylan in einen Topf geschmissen, wie Du hier behauptest?
    Ich habe mich hier ausschliesslich über Obama geäussert und kein Wort über Dylan verloren oder Ihn in Beziehung zu Jenem gesetzt. Stelle hier bitte keine falschen Behauptungen auf, sonst brauchen wir gar nicht weiterzudiskutieren.

  • Stimmt, Du warst das nicht. Aber Du hast Dich über den Begriff "Amerikahasser" beschwert, den ich in Replik auf Faladas Post benutzt habe. Aus dem von mir genannten Grund fand ich das angebracht. Dir gegenüber habe ich den Ausdruck nicht verwendet.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ja, aber können die Amerikaner Buddenbrooks so verstehen wie wir?

    vorstellbar dass in den USA die Buddenbrooks in einer - durch deren Verhältnisse geprägten - eigentümlichen Weise verstanden werden, dass darin dann Zusammenhänge, Schichten, Beziehungen entdeckt werden, die bisher nicht so deutlich sind...


    ....
    .the novelist Rabih Alameddine wrote on Twitter. “This is almost as silly as Winston Churchill.”

    Bei Alameddines Twittermeldung denke ich an möglichen "Kollegen"-Neid..
    Ich finde generell, dass Journaille bzw. irgend welche Litwissis für unseren Eindruck von Bobby Dylans Werk ja nicht maßgebend sein müssen..

    Dies ist, wenn man es genau bedankt, hauptsächlich den Texten geschuldet.

    das ist meine Überzeugung was Bobby Dylan betrifft.

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Stimmt, Du warst das nicht.

    Danke.

    Solltest Du aber im Bob Dylan Thread...

    Dann will ich das tun:
    Ich finde diese Entscheidung des Komitees für Dylan fragwürdig. Denn: ist er wirklich ein Literat? Ich ging bislang davon aus, dass er schlichtweg ein Liedermacher ist. Was hat er für die Weltliteratur geleistet?
    Letztes Jahr bekam eine Journalistin den Literaturnobelpreis. Das finde ich genauso fragwürdig.

  • vorstellbar dass in den USA die Buddenbrooks in einer - durch deren Verhältnisse geprägten - eigentümlichen Weise verstanden werden, dass darin dann Zusammenhänge, Schichten, Beziehungen entdeckt werden, die bisher nicht so deutlich sind...

    Also ich finde, dass die Buddenbrooks für Amis perfekt verständlich sein müssten. Generationenprobleme in reichen protestantischen Familien sind dort nicht so selten... :pfeif:

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Was hat er für die Weltliteratur geleistet?

    Das Problem ist, dass dieser Anspruch eigentlich für die Schweden viel zu hoch ist. Angefangen hat das ganze ja eher als nordeuropäischer Literaturpreis. Später weitete man das Einzugsgebiet auf den gesamten Westen aus. Aber schon da stößt man auf Probleme, denn im Bereich der Lyrik ist es ganz schwer, einen Dichter nur mittels Übersetzungen einzuschätzen. Bei Weltliteratur, also Literatur in de facto hunderten wenn nicht tausenden Sprachen plus kulturellen Hürden, wird das zunehmend zur mission impossible. In diesem Sinne ist es nachvollziehbar, dass man die qualitativen Anforderungen im Austausch für größere globale Wirksamkeit hinunterschraubt.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Denn: ist er wirklich ein Literat?

    warum soll er kein Literat sein, wenn er Songs und Gedichte fabrizierte/fabriziert.

    Ich ging bislang davon aus, dass er schlichtweg ein Liedermacher ist.

    dass schließt die Qualität seiner Texte nicht aus...

    Was hat er für die Weltliteratur geleistet?

    Was bedeutet überhaupt Weltlieratur ?
    Bobby Dylans Bedeutung liegt in den Songs, in denen der Text/Verse dichterisch besonders gut gelungenen sind ...

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Ich könnte mir vorstellen, dass unter amerikanischen Literaturineressierten die Vergabe weit weniger umstritten ist als im deutschsprachigen Raum.
    Wir hier kennen ihn zunächst einmal über die Musik und seine Stimme, da wir die Texte häufig nur mit Schwierigkeiten oder überhaupt nicht richtig verstehen. Selbst dann wenn unse Englisch ganz passabel ist.

    Man kann die Texte ja nachlesen. Sie sind nicht wahnsinnig kompliziert, wenn auch hochgradig von freien Assoziationen geprägt. Der Missmut, den ich im Netz wahrgenommen habe, ist eher davon geprägt, dass andere amerikanische Autoren, die seit Jahren in der Diskussion sind (z.B. Philip Roth, Pynchon, u.a.) nun ganz schlechte Chancen haben, den Preis zu erhalten, da aufgrund des stillschweigenden geographisch-kulturellen Proporzes erstmal kein Amerikaner drankommt.

    Einer kulturell-politischen Leitfigur (der es an Anerkennung und Erfolg kaum mangelt) 40 Jahre später, also zu einem Zeitpunkt, als sie längst keine solche Leitfigur mehr ist, auszuzeichnen, ist auch nicht Aufgabe des Preises.

    Falls Dylans Nominierung als Provokation für das "establishment" gedacht war wie stellenweise auch gemutmaßt wurde: Dylan ist heute ungefähr so provokant-subkulturell wie ein Warhol-Druck im Wohnzimmer. ;)

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Also ich finde, dass die Buddenbrooks für Amis perfekt verständlich sein müssten. Generationenprobleme in reichen protestantischen Familien sind dort nicht so selten...

    denke ich auch. Ich spekuliere dabei noch mit einer mir unbekannten aber möglichen US-Lesart der Buddenbrooks, die besondere Schichten, Einsichten zu Tage treten lässt, die mir bisher nicht so klar sind....

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • dass andere amerikanische Autoren, die seit Jahren in der Diskussion sind (z.B. Philip Roth, Pynchon, u.a.) nun ganz schlechte Chancen haben

    Es gibt da, glaube ich, eine generelle Diskrepanz zwischen den Auffassungen der Akademiemitglieder und der "Weltgemeinschaft" der Literaturfreunde. Letzte bevorzugen mit absoluter Deutlichkeit Romancier(e)s, während die Akademie diese Gruppe von Literaten auf keinen Fall bevorzugen möchte. Roth hat also schon deshalb nicht allzu gute Karten, weil er ein vergleichsweise konventioneller Romancier ist.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Wahrscheinlich kommt der/die Nächste wohl nicht aus Amerka, was durchaus berechtigt wäre, obwohl ich der dortigen Literaturszene nichts absprechen will

    Aber, mal so neutral wie möglich formuliert: Wie sich einiges aus USA so darstellt, zweifle ich daran, dass preiswürdige Literatur von einem erheblichen Teil überhaupt verstanden werden will, seien es die Buddenbrooks oder auch Bob Dylans lyrics. Wie zu seinen Anfangszeiten....

    :wink: :wink:

    Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren (Bert Brecht)

    ACHTUNG, hier spricht Käpt´n Niveau: WIR SINKEN!! :murg: (Postkartenspruch)


  • da spielt vermutlich auch Landesrecht eine Rolle...


    Nicht nur vermutlich, und auch nicht nur "Landesrecht". Polizei ist in den USA zuerst eine Kompetenz der Städte und Counties, dann an zweiter Stelle der Bundesstaaten. Und auf deren Polizeibehörden hat Washington nun eher begrenzte Einwirkungsmöglichkeiten.

  • Letzte bevorzugen mit absoluter Deutlichkeit Romancier(e)s, während die Akademie diese Gruppe von Literaten auf keinen Fall bevorzugen möchte. Roth hat also schon deshalb nicht allzu gute Karten, weil er ein vergleichsweise konventioneller Romancier ist.

    wenn ich Preisträger wie Naipaul, Kertesz, Coetzee und Canetti denke, dann kommen deren Werke eher konventionell rüber, was nichts über deren Qualität aussagt...

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • "Die Blendung" von Canetti konventionell??

    ich dachte bei Canetti an Die Befristeten und an Das Geheimherz der Uhr....

    Die Texte aus den Alben Bringing It All Back Home, Highway 61 Revisited und Blonde on Blonde sind weniger konventionelll als Blowing in the Wind....massentauglich wäre wieder eine andere Frage

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Den Nobelpreis erhielt Canetti aber für Die Blendung, und das ist wirklich ein Meisterwerk der Groteske. Aber Canetti ist halt mit Dylan ohnehin inkommensurabel. Das sind verschiedene Welten.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

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