Bach: Brandenburgische Konzerte

  • Mir hats keine Ruhe gelassen, ich habe noch mal im Netz recherchiert: Rainer Kussmaul, der den Laden ja leitet, spielt eine Stradivari von 1724. Und ich denke mal, dieses "historische" :D Instrument verwendet er bei Bach ebenso wie bei Sibelius. Vielleicht zieht er bei Bach andere Seiten drauf.

    Beste Grüße

    Bernd

  • Mir hats keine Ruhe gelassen, ich habe noch mal im Netz recherchiert: Rainer Kussmaul, der den Laden ja leitet, spielt eine Stradivari von 1724. Und ich denke mal, dieses "historische" :D Instrument verwendet er bei Bach ebenso wie bei Sibelius. Vielleicht zieht er bei Bach andere Seiten drauf.

    Beste Grüße

    Bernd


    Lieber Bernd,

    ich bin zwar im Bereich Barockvioline/Darmsaiten nicht so bewandert, aber als alter Hobby-Geiger kann ich zumindest für moderne Saiten sagen, daß Saitenwechsel nicht gerade ein Spaß sind - bis die Geige die Stimmung hält, dauert's. Insofern würde mich ein ständiges Hin und Her von Saiten auf einer Stradivari schon wundern. Ist aber reine Spekulation...

    Bleibt die Frage, auf welches a man sich für die oben genannte Aufnahme geeinigt hat. :D

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Lieber Symbol, mag sein, daß Kussmaul (nebst seinen Kollegen) für die Einsätze mit den Berliner Barocksolisten noch andere Instrumente bereithält. Darüber kann man wirklich nur spekulieren, aber für meine Ohren klingt das, was ich bislang von den Streichern dieses Ensembles gehört habe (das 2. Brandenburgische kenne ich allerdings nicht), nicht gerade sonderlich HIP-mäßig. Ich rede von der Klangfarbe, nicht von der Phrasierung, Artikulation etc. usf. - und deinen Ohren schien es ja ähnlich zu gehen ("Für mich klang die Aufnahme, wie auch die CD der Berliner Barock-Solisten mit Quasthoff mit Bach-Kantaten, nach modernem Instrumentarium").

    Es würde vermutlich auch nicht so viel Sinn machen, auf Barockgeigen mit historischer Hardcore-Bespannung zu fiedeln und sich dann Mayer als Solisten einzuladen. Da würden sich die Klangfarben wohl ganz schön beißen (ich habe eine LP, auf der jemand die Schumann-Romanzen auf einer modernen Oboe spielt, während der Klavierpart auf einem historischen Hammerflügel ausgeführt wird. Das klingt wie Eisbein mit Vanillesauce!).

    Zitat

    Bleibt die Frage, auf welches a man sich für die oben genannte Aufnahme geeinigt hat.

    Ja, mich würde auch interessieren, ob sie auf 440 (schon sehr schwierig für die Oboe) oder auf 442 oder gar auf 444 eingestimmt haben :D! Es würde mich ernsthaft interessieren, da ich die Cembalisten, die mich fragen (manche, mit denen man Kammermusik macht, sind so nett), immer bitte, ihre Kiste möglichst auf mindestens 442 zu ziehen.

    Alles deutlich unter 440 fällt flach, da für Mayer ganz klar nicht machbar.

    Herzliche Grüße

    Bernd

  • Brandenburgische Konzerte mit Abbado

    Ich krame diesen Thread mal wieder hervor, da ich am Sonntag die Brandenburgischen Konzerte Nr. 1-3 mit einem jungen Ensemble ("Orchester Mozart" (?)) unter der Leitung von Claudio Abbado (!) im TV auf arte gehört und gesehen habe. Das war zwar nicht HIP (das Ensemble spielte auf modernen Instrumenten, wobei komischerweise der Solo-Violinist im 3. Konzert offensichtlich eine Barockgeige bediente), aber deutlich HIP-inspiriert: schlanker, flexibler Klang, deutliche Phrasierungen, barocke Verzierungen etc. Ein tolles Konzert mit phänomenal gut spielenden Musikern! Und beim 2. war (mal wieder) Michala Petri an der Blockflöte.

    Weiß jemand mehr über das Ensemble oder hat das Konzert ebenfalls gesehen?

    LG :wink:

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  • Zitat

    Weiß jemand mehr über das Ensemble oder hat das Konzert ebenfalls gesehen?

    über das Ensemble weiss ich gar nichts. Hatte das Konzert schon vor ca. ein Jahr von Arte mitgeschnitten, mir die Audiospur reingezogen und mich geärgert, weil nur die ersten 3 BBKs gesendet wurden. Ich fands nämlich mega-toll. Einige Monate später kam dann die Rettung vom NDR-Kultur an einem Sonntag-Vormittag durch eine komplette Wiedergabe der BBKs, nämlich (ohne h) mit Viviane Hagner, Violine & Friends in Hasenwinkel (irgendwo in Meck-Pomm) von 2009. :juhu: :juhu: Dieser Mitschnitt gehört neben Abbado-Mitschnitt momentan zu meinen BBK-Favoriten. Das European Brandenburg Ensemble unter Trevor Pinnock vom 27.07.07 in Ansbach und vom 14.11.07 in Hamburg hat mich dagegen enttäuscht (BR-Klassik + NDR-Kultur) ich fand die Tempi viel zu gleichförmig...

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • :wink:

    Das Orchestre Mozart ist ein junges Orchester, das Claudio Abbado gegründet hat. Mit Gründung und Hilfen für Jugend- oder Nachwuchsorchestern hat er schon immer viel gemacht, z.B. Jugendorchester der EU und Gustav-Mahler-Chamberorchestra. Dieses Ensemble ist noch nicht so alt. Ganz aktuell gibt es mit dem Orchestra Mozart und Abbado drei CDs mit sakralen Werken Pergolesis, zu dessen 300. Geburtstag. Diese wurden wohlwollend besprochen, aber nicht als herausragend bezeichnet, zuletzt z.B. auch in dem Alte-Musik-Magazin Concerto. Das Claudio Abbado immer interessiert war und viel gelernt hat, auch in Bezug zu HIP, hatte er schon mit den Berliner Philharmonikern gezeigt. Hier nähert er sich dessen dann weiter an.

    Gruß, Frank

    Gruß, Frank

    Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.

  • Vor kurzem hatte ich die noch relativ neue Aufnahme von Sigiswald Kuijken kennengelernt:

    Man könnte meinen, dass die immerhin schon knapp über 50 Jahre dauernde historisierende Aufführungspraxis mittlerweile alles erforscht und an das Tageslicht gebracht haben sollte. Sigiswald Kuijken hat aber in seiner Aufnahme aus dem Jahr 2009 bewiesen, dass es immer noch neue Erkenntnisse gibt und hat diese in dieser Einspielung umgesetzt.

    Zunächst fällt die sehr kleine Orchesterbesetzung auf. Damit geht Kuijken konsequent den Weg weiter, den er in seinen Aufnahmen von Bachs Kantaten und der Matthäuspassion eingeschlagen hat. Kuijken "entschlackt" den Klang, in dem er z. B. auf ein 16-Fuss-Instrument im Bass, also einem Kontrabass, verzichtet. Stattdessen setzt er ein sog. "Basse de Violon" ein, d. h. es ist eine Art größere Version des Violoncello und spielt in der 8-Fuss-Lage. Des weiteren verwendet Kuijken das sog. "Violoncello della Spalla" bzw. "Viola alla Spalla" (Schultercello). Dieses Instrument, so ist es im Booklet zu lesen, war zu Bachs Zeit sehr verbreitet und es ist nicht wesentlich kleiner als das heutige Violoncello. Trotzdem wird das Violoncello della Spalla quer über die Brust gelegt und so gespielt. Bach hat wahrscheinlich eine etwas kleinere Variante entwickeln lassen. Man vermutet, dass Bachs Solosuiten für dieses Instrument geschrieben wurden. Jedenfalls hat Kuijken diese Solosuiten auf dem Violoncello della Spalla bereits aufgenommen aber diese Aufnahme kenne ich nicht.

    Eine weitere Besonderheit dieser Aufnahme betrifft den Trompetenpart im zweiten Brandenburgischen Konzert:

    Lange Zeit wurde bei der barocken Naturtrompete etwas "geschummelt", d. h. man hat natürlich auf ventillosen Instrumenten gespielt aber um die Spielweise zu erleichtern, wurden sog. Intonationslöcher eingebohrt, so dass man, ähnlich wie auf einer Blockflöte, die Töne leichter trifft. In der Barockzeit gab es dieses "Ausstattungsdetail" aber nicht. In Kuijkens Aufnahme spielt der Trompeter Jean-Francois Madeuf auf einer authentischen Barocktrompete ohne Intonationslöcher. Damit wird der ohnehin schon heikle und extrem schwierige Trompetenpart im Konzert Nr. 2 nicht gerade leichter. Das Gegenteil ist der Fall und gerade deswegen ist es schon bewundernswert, wie Madeuf dies bewerkstelligt. Das klingt etwas grobschlächtiger und die ein oder andere Unsauberkeit ist schon feststellbar aber trotzdem: Hut ab vor diesem Paforce-Ritt.

    Wenn man sich nur auf die Musik bzw. die Interpretation konzentriert, so finde ich, dass Kuijken und seinen exzellenten Musikern von La Petite Bande eine sehr intime und liebevoll realisierte Umsetzung dieser Brandenburgischen Konzerte gelungen ist. Alles klingt auch sehr entspannt und durch die kleine Besetzung werden Details hörbar, die vielleicht in anderen Aufnahmen nicht so deutlich werden. Bachs Brandenburgische Konzerte werden quasi als farbige und vielfältig-abwechslungsreiche Kammermusik präsentiert.

    Kuijken hat mit seinen Erkenntnissen die Brandenburgischen Konzerte mit Sicherheit nicht neu erfunden aber er hat, wie ich finde, eine mehr als lohnenswerte Alternative zu Goebels hochexpressiver und Gardiners perfekt gestalteter Aufnahme geschaffen.

    Lionel

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Deine Begeisterung über die BBKs mit petite bande unter Kuijken kann ich mir gut vorstellen, weil ich einen vorzüglichen Livemitschnitt der Matthäuspassion unter Kuijken besitze. Letztes Jahr hatte ich durch einen Programmierfehler das 5. BBK mit Kuijken verpasst. :cry:

    Hinreißend ist ein Mitschnitt mit Les Musiciens du Louvre unter Minkowski vom 29.05.10 aus Amsterdam, der neben Viviane Hagner, Violine & Friends und den ersten drei unter Abbado zu meinen Favoriten gehört..
    :wink:

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  • [Diesen Beitrag habe ich persönlich aus eben gehört hierher kopiert.]


    Im Briefkasten gefunden - und ab in den Player:


    Die Einspielung stammt aus dem Jahr 1997 (hier in der Neuauflage von 2007). Grundsätzlich ist es deutlich eleganter als bei Harnoncourt (1964) gespielt; der 4. Satz des I. Konzerts ist im richtigen Tempo (und geht mal eben über zwei Minuten kürzer!). Das III. Konzert gefällt mir auch sehr, zumal der 3. Satz ein vernünftiges Tempo hat. IV/1 klingt auch schön.

    Was mir aber direkt aufgefallen ist: die Hörner in I/1 direkt zu Beginn übertönen das Ensemble komplett, und wenn sie aufhören, ist es so, als würden die anderen Musiker wie aus einem Schatten treten. Ich habe die Stelle dreimal angehört, und der Eindruck blieb gleich (warum hätte er auch anders sein sollen... ?( ). Kennt ihr die Aufnahme? Habt ihr das auch so gehört?

    Im Vergleich zum Café Zimmermann ist diese Einspielung nicht auf espressiven Extremismus aus, sondern auf sorgfältigen
    Wohlklang - modern, aber wenig dramatisch. Eher subtil differenziert. Sehr angenehm. :yes:


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Das würde heißen, das von einem typischen Ensembleklang gar nicht sprechen kann - den sowohl Antonio Vivaldis op. 8 wie auch Händels Concerti grossi op. 6 werden doch mit einem gewissen Furor und erhöhter Expressivität dageboten. Und jetzt sowas!

    Es macht mich neugierig, da ich neben der heute völlig veralteten Aufnahme mit dem Neuen Bachischen Collegium Musicum Leipzig (P 1984) und der noch weitaus älteren Harnoncourt-Aufnahme mit dem Concentus Musicus Wien (1964) die recht aktuelle Einspielung mit dem Concertio Italiano unter Leitung von Rinaldo Alessandrini (2005) besitze - eine Aufnahme, die sehr viel Vergnügen macht, weil die sechs Konzerte informiert, leidenschaftlich, aber v.a. mit einer faszinierenden Leichtigkeit vorgetragen werden - statt mit teutonischer Schwere.

    LG, Kermit

    Es ist vielfach leichter, eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden, als einen Heuhaufen in einer Stecknadel.

  • Das würde heißen, das von einem typischen Ensembleklang gar nicht sprechen kann - den sowohl Antonio Vivaldis op. 8 wie auch Händels Concerti grossi op. 6 werden doch mit einem gewissen Furor und erhöhter Expressivität dageboten. Und jetzt sowas!

    Ich kenne diese Einspielungen leider nicht - deshalb kann ich keine Vergleiche ziehen.

    Versteh mich nicht falsch: Il Giardino Armonico haben eine gute Einspielung vorgelegt, aber wenn man einmal durch das Feuer vom Café Zimmermann gewatet ist, ist alles andere ein laues Lüftchen. Harnoncourt haben sie definitiv an Spielfreude hinter sich gelassen.


    jd :wink:

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  • Wenn ich mir diese Aufnahme anhöre -

    - dann kommen mir ein paar Schlagwörter in den Sinn: Geschmeidigkeit - Eleganz - Perligkeit.

    Das III. Konzert ist einfach herrlich! ^^ I/4 klingt richtig "ausgewuchtet". :juhuu: Hier hat man eine schöne, ausgewogene Klang- und Spielkultur realisieren können - nicht extrem, aber mit Freude am Musizieren.

    Gefällt mir ein Ticken besser als Il Giardino Armonico.


    jd :wink:

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  • Il Giardino Armonico haben eine gute Einspielung vorgelegt, aber wenn man einmal durch das Feuer vom Café Zimmermann gewatet ist, ist alles andere ein laues Lüftchen. Harnoncourt haben sie definitiv an Spielfreude hinter sich gelassen.


    Wenn Du Dich auf die erste Harnoncourt-Einspielung beziehst (gibt es eigentlich noch spätere?), so ist das allerdings keine sehr hohe Meßlatte. Das ist ungefähr so, als würde man sagen, sie seien solventer als Griechenland. :D

    LG :wink:

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  • Das ist ungefähr so, als würde man sagen, sie seien solventer als Griechenland. :D

    Bezogen auf Harnoncourt 1964 - ja, genau das... :D

    Ich denke schon, man muß unseren Nikki da komplett rausnehmen. Es ist wirklich nicht mehr sehr erbaulich, sich diese Aufnahme anzuhören. Manche Sachen gehen noch (das III. Konzert find ich noch recht gut), aber im Ganzen ist die Einspielung tatsächlich furchtbar gealtert. Allein die Technik ist heutzutage eine bessere, geschweige denn die Interpretationsauffassung. :S :wacko: :shake:

    Vor Kurzem habe ich die Aufnahme des II. Konzerts von Stokowski mal angehört - sie stammt aus dem Jahr 1928! Das klingt ja noch angenehmer:

    "http://www.stokowski.org/sitebuilderfil…_2_part_1_H.mp3" 1. Satz
    "http://www.stokowski.org/sitebuilderfil…_2_part_2_H.mp3" 2. Satz
    "http://www.stokowski.org/sitebuilderfil…_2_part_3_H.mp3" 3. Satz


    jd :wink:

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  • Ich hatte die nur auf Platte, aber meiner Erinnerung nach hat sich am grundsätzlichen Zugang Harnoncourts nicht allzuviel geändert, nur das etliche Tempi, vermutlich auch wegen der verbesserten Spielfähigkeiten, besonders der Bläser später zügiger sind. Zumindest 3 und 5 und 6 habe ich als hörenswert in Erinnerung, aber ich kann es z Zt. nicht überprüfen.

    Jedenfalls ist die Aufnahme aus den frühen 1980ern eine interessante Alternative, mit einigen erheblichen Unterschieden zu dem inzwischen dominierenden rasanten HIP-Stil. Wobei ich selbst sie aber nicht so gelungen finde wie die etwa gleichzeitig eingespielten Händel-Concerti.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Brandenburgische Konzerte - Einige Infos zur Diskographie

    Ich hatte mal ein bißchen recherchiert, was es alles an Einspielungen gibt und mußte feststellen, daß z.B. bach-cantatas.com gar keine komplette Diskographie zu BWV 1046-1051 aufzuweisen hat. Es gibt aber ein paar Links:


    1.
    Classical Notes - Peter Gutmann:

    "http://www.classicalnotes.net/classics2/brandenburg.html"

    Komplett in Englisch, geht dieser Artikel sehr ausführlich auf die sechs Konzerte ein. Weiter unten ist eine beschriebene Diskographie, die allerdings nicht vollständig ist. Sehr interessant zu lesen.


    2.
    J.S. Bach Home Page:

    BWV 1046: "http://www.jsbach.org/1046.html"
    BWV 1047: "http://www.jsbach.org/1047.html"
    BWV 1048: "http://www.jsbach.org/1048.html"
    BWV 1049: "http://www.jsbach.org/1049.html"
    BWV 1050: "http://www.jsbach.org/1050.html"
    BWV 1051: "http://www.jsbach.org/1051.html"

    Diese Seite beschäftigt sich mit den Aufnahmen zu Bachs Werken, aber sie scheint nicht immer überall vollständig zu sein. Hier aber recht ausführlich (im Schnitt rund 75 Einspielungen).


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • 3. Brandenburgisches Konzert, 1. Satz

    Ich bin gerade ganz begeistert von einer Bearbeitung des 3. Brandenburgischen Konzerts, die Bach selbst vorgenommen hat. Für die 1729 entstandene Pfingstkantate "Ich liebe den Höchsten von ganzem Gemüte", BWV 174 hat er als Sinfonia den ersten Satz aus dem dritten Konzert übernommen. Zusätzlich zu dem ursprünglichen Streicherensemble mit Continuo hat Bach dann aber noch zwei obligate Hörner und drei Oboen hinzu komponiert. Das klingt ganz schön anders und richtig klasse.

    Zu hören zum Beispiel in dieser Aufnahme (Track 16 gibt als Hörprobe einen kleinen Eindruck):

    Gruß, Carola

    Vom Schlechten kann man nie zu wenig und das Gute nie zu oft lesen. Arthur Schopenhauer

  • Ich bin gerade ganz begeistert von einer Bearbeitung des 3. Brandenburgischen Konzerts, die Bach selbst vorgenommen hat. Für die 1729 entstandene Pfingstkantate "Ich liebe den Höchsten von ganzem Gemüte", BWV 174 hat er als Sinfonia den ersten Satz aus dem dritten Konzert übernommen. Zusätzlich zu dem ursprünglichen Streicherensemble mit Continuo hat Bach dann aber noch zwei obligate Hörner und drei Oboen hinzu komponiert. Das klingt ganz schön anders und richtig klasse.

    Zu hören zum Beispiel in dieser Aufnahme (Track 16 gibt als Hörprobe einen kleinen Eindruck):

    Gruß, Carola

    Das klingt richtig gut und ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie glänzend Bach es verstand, seine Werke in verschiedenen Bearbeitungen immer wieder neu zum klingen zu bringen. Den 1. Satz des 1. Brandenburgischen Konzerts BWV 1046 findet sich als Einleitungssinfonia zu Kantate "Falsche Welt, dir trau ich nicht" BWV 52, die auch auf der Dantone-CD zu hören ist.

    Johann Sebastian Bach hatte übrigens den 3. Satz aus dem 1. Brandenburgischen Konzert als Eingangschor in seiner weltlichen Kantate „Vereinigte Zwietracht der wechselnden Saiten“ BWV 207 verwendet und das 2. Trio ist in dieser Kantate zum Ritornell umgearbeitet worden. Hören kann man das in dieser Aufnahme (CD1, Tracks 2 und 7):

    Lionel

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Ich war mal wieder so frei (oder so "klug" :D ) und habe mich in die Gefilde der Prä-HIPpen Zeit begeben:


    (P) 1960 Archiv Produktion S 198 242 & S 198 243 (2 einzelne LPs)

    Concertino:
    Wolfgang Schneidermann (Violine, Nr. 1)
    Helmut Winschermann (Oboe, Nr. 1 & 2)

    Cesare Esposito & Günther Schlund (Horn in F, Nr. 1)
    Adolf Scherbaum (Trompete, Nr. 2)
    Hans-Martin Linde (Blockflöte, Nr. 2 & 4)
    Rudolf Baumgartner (Violine, Nr. 2, 4 & 5)
    Thea von Sparr (Blockflöte, Nr. 4)
    Aurèle Nicolet (Querflöte, Nr. 5)
    Ralph Kirkpatrick (Cembalo, Nr. 5)
    Ulrich Koch & Martin Fischer (Viola, Nr. 6)
    Claude Starck (Violoncello, Nr. 6)

    Continuo:

    Claude Starck (Violoncello)
    Hermann Voerkel (Kontrabaß)
    Eduard Kaufmann (Cembalo)

    Festival Strings Lucerne

    Dirigent: Rudolf Baumgartner

    Dies ist der zweite Zyklus der Brandenburgischen Konzerte, die die Archiv Produktion produzierte (nach Wenzingers 1952-53 entstandenem). Es ist der erste in Stereo, und er wurde in der Neumünster-Kirche in Zürich 1959/60 aufgenommen. Das Orchester bestand aus 11 Personen, gespielt wurde wohl mit modernem Instrumentarium.

    Der Schweizer Rudolf Baumgartner (1917-2002) läßt sehr gepflegt musizieren. Alles klingt exakt und vornehm, mit einem leicht tänzerischen Rhythmus. Allerdings braucht er für alle Konzerte fast 107 Minuten; es liegt also ein aus heutiger Sicht eher langsames Tempo zugrunde, was zu einer gewisssen Getragenheit führt.

    Im Grunde ist es so, daß vor allen die jeweils I. Sätze am Meisten darunter leiden: mit einer Trägheit von Bummelzügen laufen sie ab, die zunächst schockieren kann. Wenn man sich daran gewöhnt hat, geht es, aber mir persönlich sind sie grundsätzlich alle zu langsam. Schade ist es um den des Konzerts Nr. 3, der eigentlich ganz gut gespielt wird.

    Die jeweils II. Sätze wirken sehr zart, und ihr langsames Tempo fällt nicht so stark ins Gewicht. Mir gefällt die würdige Ruhe, die darinnen herrscht, und es bringt mir wieder in Erinnerung, was mich an den alten Aufnahmen immer so fasziniert: diese volle Wucht einer verträumten Romantik... [schwärm... :rolleyes: ...aber nun genug geschleimt! :D ]

    Bei den III. Sätzen hat man es mit den flottesten der Konzerte zu tun: sie kommen mit dem größten Verve daher, was aber nur im Vergleich zu den Sätzen der gleichen Einspielung in Relation zu setzen ist. Dennoch hat mir der Schwung der Sätze von Konzert Nr. 2 und 5 imponiert, und der von Nr. 3 hat auch noch eine gewisse Würze.

    Der IV. Satz von Nr. 1 ist langsam, sehr langsam. Immerhin geht er noch eine Minute schneller als Harnoncourt 1964, wodurch er nicht so erbärmlich durchhängt wie bei unserem bekannten HIP-Grafen. Insgesamt aber auch etwas mühsam temporiert.


    Insgesamt handelt es sich um eine handwerklich sehr gut musizierte Einspielung, die jedoch einer anderen, nun veralteten Interpretationsästhetik unterliegt. Ich kann gut nachvollziehen, warum man diese Aufnahmen nicht im Archiv-Regal verschimmeln ließ, denn sie mögen damals eine durchaus betörende Wirkung gehabt haben. Heute - neben Gardiner, Pinnock, Hogwood, Savall, Egarr, Goebel, der Akademie für Alte Musik Berlin, Il Giardino Armonico und dem Café Zimmermann usw. - mag das Ganze nicht mehr so zu begeistern. Ich empfinde die Aufnahmen als zu langsam und nicht lebendig genug gespielt. Das ist sicherlich einer anderen Hörgewohnheit geschuldet, zeigt aber auch, daß sich in den letzten 52 Jahren eine Menge getan hat in Bezug der Spielweise von Barockmusik. Die Aufnahmen sind okay, aber nicht wirklich aufregend.

    :thumbup: :thumbup:


    Links:
    "http://www.discogs.com/viewimages?release=3467727" [Angaben der Besetzung]


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

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